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ablassen. Da ermahnten ihn 7 Brüder ans seinem Heere, er solle
auf Gott vertrauen. Sie errichteten den ersten Altar in diesem
Laude gegenüber den blutigen Opfersteinen der Heiden. An diesem
Tie Karlssteine bei Osnabrück.
Altar flehten sie zu Gott, er möge dem Könige seinen göttlichen
Beistand verleihen. Karl aber schlug mit seiner Reitgerte aus
Pappelholz aus den Opferstein und sprach: Es ist ebenso unmöglich,
mit dieser Gerte den Heidenaltar zu zerstören, wie die trotzigen
Sachsen zu besiegen. Da krachte der gewaltige Block und zerbarst
in drei Stücke. Davon heißt er Karlsstein. Um den Altar der
7 Brüder wurden 7 Buchen gepflanzt, zum Andenken für alle
Zeiten, i)
Wiecks Flucht und der Pferdesprnng.
Als der Heidenkönig wieder auf seiner Burg bei Osnabrück
war, schickten Verräter eilige Boten zum König Karl, daß er
ihn fange. Wieck aber merkte den Verrat früh genug und floh.
Jedoch Karl hätte ihn fast im Hon gefangen genommen, da die
Franken den Weg durch einen Verhau gesperrt hatten. Wieck ritt
einen schwarzen Hengst mit glänzender Mähne und schnellen Füßen.
Zu dem sprach er in der Gefahr: a.ora-Eclcrt-lnsm».
„Hengstken, spring awer, lü, intemafcmal.
Mrtegst en Spmt Hawer. Schulbuchfo*»cftung
Springst du rtich awer, Braunschw^Jg
Frätet di int mi de Rawen." »Schirt>Kj&ti*>ifal»th«k -
Da sprang das kluge Tier pfeilgeschwind über den Verhau
und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück. Hier brach es tot
zusammen.
a) Als die 7 Buchen abstarben, pflanzte man an ihre Stelle 10 Buchen.
Davon heißt jetzt der Platz „ton teggen Böken". Ein steinernes Kreuz ist in-
mitten der Buchen errichtet.
Nach einer anderen Sage standen Karl und Wieck einst an den Opfersteinen.
Als Wieck den Kaiser ausforderte, die Macht seines Gottes zu zeigen, schlug Karl
voll Gottvertrauen zu und siehe da! der Stein zerbrach.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Karl Wiecks Karl Karl Karl Karl Hawer Karl Karl Wieck Wieck Karl Karl
372
einem besonderen Kamine verbrannt, und der aus dem Schorn-
steine desselben aufsteigende Rauch ist dem draußen harrenden
zahlreich versammelten Volke Beweis, daß die berathenden Kir-
chenfürsten sich über einen neuen Papst noch nicht vereinigen
konnten. Man kann denken, mit welcher Ungeduld alle nach je-
nem Schornsteine blicken. Können die Cardinale nach Ablauf der
drei ersten Tage über einen neuen Papst noch nicht zur nöthigen
Stimmenzahl kommen, so erhalten sie in den fünf folgenden
Tagen Mittags und Abends nur ein Gericht. Ist aber die Wahl
erfolgt, so erklärt der Gewählte auf Befragen seine Annahme
und gibt zugleich den Namen an, welchen er als Papst führen
will. Nach verrichtetem Gebet wird er darauf mit dem päpstlichen
Ornate bekleidet und empfängt von den Cardinälen mittelst
Handkusses und zweimaliger Umarmung die erste Huldigung. Bei
der Wahl Pius Ix. war das Volk in allgemeiner Spannung,
denn eben als die Cardinäle nach dem Conclave fuhren, ver-
lautete das Gerücht, man wolle den beim Volke beliebten Ca-
puzinergeneral, Cardinal Micara, ohne weiteres zum Papste aus-
rufen. Doch es war dies nur Gerücht, niemand machte den
leisesten Versuch dazu. Man fürchtete den päpstlichen Stuhl wochen-
lang erledigt zu sehen und in dem vom Quirinal aufsteigenden
verhängnißvollen Rauche das Zeichen, daß die versammelten
Eminenzen sich nicht vereinigen könnten. Da verbreitete sich plötz-
lich schon am zweiten Abende des Conclave — dem 16. Juni
1846 — durch ganz Rom das Gerücht, Cardinal Ghizzi sei
zum Papste erwählt. Der Ceremonienmeister des Conclave hatte
nämlich bei Herbeischaffung eines vollständigen päpstlichen Anzu-
ges sich ganz gelegentlich nach Schuhen oder Pantoffeln von
der möglichst kleinsten Gattung umgethan. Die in äußerster
Spannung Harrenden verfolgten die einzige aus dem Conclave
gekommene Nachricht und wären der Ueberzeugung, daß der neu-
gewählte Papst nur klein von Person und kein anderer, als
Cardinal Ghizzi sein könne. Doch man hatte sich geirrt. Schon
am andern Morgen ging in Rom von Mund zu Mund die
Nachricht, daß in der verflossenen Nacht Cardinal Mastai-Feretti,
einer gräflichen Familie in Sinigaglia entsprossen, zum Papste
erwählt worden sei. Sofort strömte ganz Rom zu dem Quirinal,
wo bereits aller Augen auf den vermauerten Balconbogen ge-
richtet waren. Dieser mußte sich öffnen, bevor der neue Kirchen-
fürst hervortreten konnte. Der Platz vor dem Palaste war viel
zu klein, die ganze Masse des Volkes aufzunehmen. Alle Dächer
und Fenster der angrenzenden Paläste waren mit erwartenden
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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374
Hauptaltare angekommen war, wo auf dem daselbst aufgeschla-
genen Throne der Papst sich niederließ.
Wenige Tage darauf erfolgte in derselben Kirche unter dem
höchsten Gepränge die feierliche Krönung. Die einfache goldene
Mitra ward dem neuen Herrscher abgenommen und dafür die
mit Edelsteinen reich geschmückte Papstkrone mit den Worten auf
das Haupt gefetzt: »Nimm die dreifache Krone und wisse, daß
du der Vater der Fürsten und Könige, der Lenker des Erdkreises,
der Stellvertreter unseres Heilandes Jesu Christi bist, welchem
sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen!" — Unter dem Geläute
aller Glocken, dem Donner der Kanonen ertheilte hierauf der
neue Papst den ersten großen Segen der ganzen katholischen
Christenheit. Rom aber strahlte, wie an den vorhergehenden
Abenden, so auch am Abende der Krönung, in glänzender Be-
leuchtung.
Ein neuer Papst und noch das alte Rom!
Nach der Illustrierten Zeitung.
5. Statistik der kathotischcn Kirche.
Die Zahl der römisch-katholischen Bisthümer mit Einschluß
der 12 Patriarchate, von denen 3 in Europa (Venedig, Lissabon,
Konstantinopel), 7 in Asien (Jerusalem, Antiochia, Antiochia der
Melchiten, Antiochia der Maroniten, Antiochia der Syrer, Baby-
lon, Cilicicn der Armenier), 1 in Afrika (Alexandria) und 1 in
Amerika (spanisches Westindien), beläuft sich gegenwärtig (1858)
auf 830. Davon kommen 620 auf Europa. Italien hat ver-
hältnißmäßig die bei weitem größte Zahl, nämlich 275. Wenn
man die Gesammtbevölkerung Italiens zu 25,061,988 Seelen
annimmt, von denen 4,916,084 auf Sardinien, 5,024,117 auf
das lombardisch-venetianische Königreich, 495,840 auf Parma,
598,996 auf Modena, 1,783,279 auf Toscana, 3,124,668 auf
den Kirchenstaat, 9,089,004 auf beide Sicilien (Neapel) kommen,
so ist das Verhältniß der Diöcesen zur Volkszahl wie 1 zu 91,134,
während es sich in Frankreich wie 1 zu 418,000 stellt. Von den
einzelnen italienischen Staaten haben Sardinien 41, die Lom-
bardei 20, Parma 4, Modena 5, Toscana 21, der Kirchenstaat 70,
beide Sicilien 114 Bisthümer. Der Kirchenstaat mit etwas über
3 Millionen Einwohner hat somit beinahe eben so viele Diöce-
sen, wie Frankreich, welches mit mehr denn 36 Millionen
deren 79 zählt. Belgien hat 7, Holland 4, Portugal mit den
Azoren und Madeira 20, Spanien mit den Balearen 55, Groß-
britannien 44, wovon 30 in Irland, 12 in England, 2 in
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi
Extrahierte Ortsnamen: Europa Venedig Lissabon Konstantinopel Asien Jerusalem Antiochia Antiochia Antiochia Antiochia Afrika Alexandria Amerika Westindien Europa Italien Italiens Sardinien Parma Modena Sicilien Neapel Frankreich Sardinien Parma Modena Frankreich Belgien Holland Portugal Spanien Irland England
371
umgaben. Dagegen hing im Innern des Tempels über dem da-
selbst ausgestellten Sarkophage nur eine einsame Ampel und ver-
breitete ihr schwaches Dämmerlicht. Drei Tage verblieb der Leich-
nam des Papstes in dieser feierlichen Aufstellung, dann ward er
wahrend der Nacht in jener Mauernische beigesetzt, in welcher
bis jetzt die irdischen Ueberreste seines Vorgängers Pius Viii.
geruht hatten. Diese aber wurden nun hinabgetragen in die
Katakomben unter dem Hauptaltare, wo in langen Reihen die
Sarkophage früherer Päpste stehen. Große Seelenmessen folgten
an den nächsten drei Vormittagen, worauf zum Schluß die sämmt-
lichen Cardinäle den Sarkophag mit Weihwasser besprengten.
Kaum war die vorgeschriebene Trauerzeit beendet (etwa
vierzehn Tage nachher), als sämmtliche Cardinäle das Conclave
auf dem Quirinal bezogen. Man versteht unter Conclave sowohl
die Versammlung der Cardinäle zur Vollziehung einer neuen
Papstwahl, als auch den Ort derselben. In dem Palaste, wo
die Wahl stattsindet, ward für jeden einzelnen Cardinal eine
kleine, innen mit Tuch überzogene und mit den nöthigen Ein-
richtungen versehene Zelle erbaut und jede derselben durchs Loos
an die einzelnen Cardinäle vertheilt. Eine solche Zelle besteht
aus zwei Abtheilungen, wovon die eine für den Cardinal, die
andere für seine zwei bis drei Secretäre oder Conclavisten be-
stimmt ist. Jede dieser Zellen besitzt ein kleines Fenster und er-
hält ihr Licht von der Galerie aus. Vor dem Palaste aber ist
eine bedeutende Truppenabtheilung ausgestellt, um die hier ver-
sammelten Cardinäle gegen etwaige Volksbewegungen zu Gunsten
irgend einer beliebten Persönlichkeit sicher zu stellen. Daher muß-
ten sich schon am Abende nach dem feierlichen Einzuge alle nicht
zu dem Conclave gehörigen Personen entfernen, alle Fenster bis
auf das einzige oberhalb jeder Zelle wurden vermauert, und nur
ein Thor, aber auch dieses von innen und außen verschlossen,
und eine Seitenpforte blieben für den unerläßlichsten Verkehr.
Alle Speisen gelangten durch vier Oeffnungen im Hauptthor in
das Innere. Ueber die wirklich erfolgte Verschließung des Con-
clave wird eine Urkunde abgefaßt. Die Wahl selbst geschieht durch
die Cardinäle; auch kann nur aus ihrer Mitte der Papst er-
wählt werden. Stellvertreter für die Cardinäle sind nicht zulässig,
eben so ist auch aller schriftliche und mündliche Verkehr mit den
im Conclave befindlichen Carchinälen untersagt. Geheime Abstim-
mung bezeichnet den Erwählten, und es wird dieselbe so lange
fortgesetzt, bis zwei Drittel der Stimmen sich für einen erklärt
haben. Die Stimmzettel werden nach jeder erfolglosen Wahl in
'24*
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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373
Menschen bedeckt. Da, bald nach 9 Uhr, entstand am untersten
Ende der frischen Mauer eine Oeffnung, welche in unglaublicher
Schnelle sich aufwärts vergrößerte, bis sie kurz darauf Mannes-
höhe erreicht hatte. Zuerst kam eine Menge schwarzgekleideter
Hofbeamten heraus, denen der Cardinal-Diaconus Sforza folgte.
Derselbe verkündete aus einem Manifeste dem anwesenden Volke
die Wahl des neuen Papstes und seinen Namen Pius Ix. Bald
darauf erschienen auch sämmtliche Cardinäle, alle in violetfarbe-
nem Hauskleide mit rothen Käppchen auf den Häuptern. Die
ersteren Beamten hatten sich vom Balcón entfernt, die Cardinäle
allein füllten ihn jetzt. Ein Kreuz in der Maueröffnung ward
sichtbar, hinter ihm der neue Papst im Ornate der päpstlichen
Hauskleidung. Er war tief bewegt, und als er die Rechte zum
ersten Segen erheben wollte, bedeckte er mit dem Tuche in der
Linken das Angesicht und weinte. Das Volk aber fiel auf die
Knie, entblößte das Haupt und rief unter dem Schwenken der
Tücher und Hüte: Evviva il santo Padre, Pio Nono! (es lebe
der heilige Vater, Pius Ix.)
Die Clausur des Conclave hatte aufgehört, die Cardinäle
eilten über die von der Menge bedeckten Straßen heim in ihre
Paläste. Das Militär, mit grünen Zweigen auf den Tschako's,
durchzog die Stadt mit klingendem Spiel, alle Glocken ertönten,
bis am Nachmittage um fünf Uhr der neue Papst seinen feier-
lichen Einzug vom Ouirinal nach St. Peter hielt, um hier am
Grabe des Apostels Gott zu danken und die Huldigungen der
Cardinäle entgegenzunehmen. Er saß im goldenen Staatswagen,
welcher von acht prachtvoll geschirrten Rossen gezogen ward. Ein
Diacon ritt mit hohem, goldenem Kreuze auf einem schön ge-
zäumten weißen Maulthiere dem Wagen voran, während die
päpstliche Nobelgarde zu Pferde demselben folgte. Lauter Jubel
des Volkes erscholl aller Orten, aus allen Fenstern wehten die
Tücher, die Glocken aller Kirchen läuteten, und beim Betreten
der Engelsbrücke erdröhnten die Kanonen. In der Sixtinischen
Kapelle angelangt, empfing der Papst am Altare die Huldigung
sämnrtlicher Cardinäle, indem ihm dieselben Fuß, Knie und
Schultern küßten. Doch der feierlichste Moment war, als die groß-
ßen Bronzethüren des Haupteinganges der St. Peterskirche sich
dem neuen Fürsten zum erstenmale aufthaten, und dieser auf
dem goldenen Stuhle hereingetragen wurde, zu beiden Seiten
die weißen Pfauenwedel und umgeben von der Schweizer Helle-
bardenwache in mittelalterlicher Tracht. Rauschende Musik ertönte
durch die weiten, großartigen Tempelhallen, bis der Zug am
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Cardinal-Diaconus_Sforza Evviva Pio_Nono Peter Apostels
4. Die Stände. In seinem Hause und Hofe war der Hausvater
unbeschränkter Herr; denn die alten Deutschen hatten im Frieden keine
Obrigkeit. Sie schieden sich in Freie, Hörige und Unfreie. Unter den
Freien ragten bald einzelne Geschlechter durch Kriegsruhm und größeren
Besitz hervor; sie bildeten den Stand der Edelinge oder des Adels.
Die Hörigen gehörten meistens den unterworfenen Völkern an; sie
hatten keinen eigenen Besitz, sondern erhielten von den Freien gegen
Abgaben Land zur Benutzung. Die Unfreien, meistens Kriegsgefangene,
waren rechtlos. Sie besorgten den Ackerbau und die Pflege des
Viehs; der freie Mann beaufsichtigte sie, ging auf die Jagd oder zog
in den Krieg. An edlen Sitten wurden unsere Vater von keinem Volke
übertroffen. Mehr als anderswo das Gesetz vermochte bei ihnen die
Sitte. Ein deutsches Ja galt mehr als ein römischer Eid. Die Gast-
freundschaft wurde für eine unverletzliche Pflicht angesehen, die Ehe
heilig gehalten. Die Frau wurde dein Manne in einer Versammlung
von Verwandten übergeben, nachdem er ihren Eltern zuvor ein Geschenk
an Pferden, frinberu oder Waffen' überreicht hatte. Sie brachte dem
Manne kein Vermögen zu. Bei Hochzeiten und anderen Gelagen kreiste
der Becher in fröhlicher Runde; die Männer trieben das Würfelspiel
so eifrig, daß sie mitunter nicht nur Haus und Hof, sondern auch Weib
und Kind und ihre eigene Freiheit verspielten.
5. Familienleben. Das neugeborene Kind wurde in frisches
Wasser getaucht, bald darauf erhielt es in Gegenwart der Verwandten
einen bedeutungsvollen Namen, wie Günther, d. i. Kampf-Held, Dietrich,
d. i. Volkherr, Bernhard, d. i. Bär-stark, Kriemhild, d. i. helmbedeckte
Streiterin, Roßwitha, d. i. die Ruhm-starke. Familiennamen gab
es noch nicht. Die erste Erziehung der Kinder war die Aufgabe der
Mutter; sie sorgte nicht nur für die körperliche Pflege, sondern erzählte
ihnen von den Göttern und lehrte sie die alten Heldenlieder. Das
heranwachsende Mädchen unterstützte die Mutter bald bei den häuslichen
Arbeiten; der Knabe aber ging mit dem Vater ans die Jagd. Bei Ver-
sammlungen und Festen tanzte der Jüngling zwischen blanken Schwertern
und Lanzenspitzen umher, oder er sprang über mehrere neben einander
gestellte Pferde hinweg; der Beifall des Volkes war sein höchster Lohn.
War er zum Mann herangewachsen, so überreichte ihm ein Edeling in
der Volksversammlung den langen Speer mit scharfer Metall- oder
Steinspitze sowie den hölzernen Schild und umgürtete ihn mit dem
kurzen Schwerte. Dadurch wurde der Jüngling ein wehrhafter Mann.
6. Die Mark. In unserer engeren Heimat waren die Einzelhöfe
vorherrschend; jeder Freie besaß außer Haus, Hof und Garten auch Acker
als freies Eigentum. Dagegen gehörten Wald, Weide und Moor zur
gemeinsamen Mark, über deren Benutzung ein von den Markgenvssen
gewählter Richter wachte. In anderen Gegenden, in denen die Häuser
borsartig zusammenlagen, gehörte auch der Acker zur Mark. Jedem Mark-
genossen wurde im Frühjahr ein Teil desselben zur Benutzung über-
wiesen. Auf jedem Ackerfelde durfte nur eine Frucht gebaut werden, alle
mußten es zur selben Zeit bestellen: es herrschte also Flurzwang. Da
der Acker nicht gedüngt wurde, mußte man ihn nach zweijähriger Be-
nutzung einige Jahre brach, liegen lassen.
7. Der Gau. Mehrere Markgenossenschaften schlossen sich zu einer
Gaugenossenschast zusammen. Geringere Sachen schlichteten die Mark-
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Extrahierte Personennamen: Günther Bernhard Kriemhild Kriemhild
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genossen unter sich; aber solche Sachen, bei denen es sich um Freiheit,
Leben und Ehre handelte, wurden vor die Gauversammlung gebracht.
Alle Freien versammelten sich regelmäßig zur Zeit des Neu- oder Voll-
mondes an der heiliger: Mahlstatt oder dem Thie. (Thigge). Ein
dazu gewählter Edeling leitete die Versammlung; geschriebene Gesetze
und besondere Richter gab es nicht, die ganze Gemeinde entschied nach
dern Herkommen. Konnte die Wahrheit nicht anders ermittelt werden,
so griff man zum Gottesurteile: Kläger und Beklagter mußten losen
oder mit einander kämpfen; wer das Glückslos zog oder siegte, hatte
recht. Die Strafe war meistens eine Geldstrafe; selbst der Mord konnte
durch das Wergeld gesührrt werden, das je nach dem Stande des Er-
mordeten verschieden war. Landesverräter und unzüchtige Buben wurden
getötet. Wer nicht beim Gericht klagen wollte, konnte sich selber in
offener Fehde Recht schaffen, für einen Mord also Blutrache üben. Zu der
Gauversammlung mußten alle Freie bewaffnet erscheinen; denn sie war
zugleich eine Heeresschau. Brach der Krieg aus, so hob das Bolk einen
der tapfersten Edelinge auf den Schild und begrüßte ihn als Herzog.
Bon Hof zu Hos wurde der Heerpfeil getragen, sofort sammelten sich
alle wehrfähigen Freien: in keilförmiger Schlachtordnung stellten sich
Freunde, Verwandte und Nachbarn nebeneinander. Die meisten kämpften
zu Fuß. Mann kämpfte gegen Mann mit unglaublicher Tapferkeit, von
der Kriegskunst verstanden sie nichts. Im Frieden gab es keine ge-
meinsame Obrigkeit. Ebenso fehlte es an einem gemeinsamen Namen
für alle Bewohner unsers Vaterlandes; von den umwohnenden Völkern,
auch von den Römern, wurden sie Germanen, d. i. Nachbarn, genannt.
Der Name „Deutsch" kam erst später aus. (S. 11.)
8. Religion. Unsere Vorfahren waren Heiden; überall in Wäldern
und Mooren, bei den Quellen und auf den Bergen sahen sie den
Menschen feindliche oder freundliche Geister. Als obersten Gott verehrten
sie Wodan, den sie sich als einen großen Alaun mit wallendem Bart
und nur einem Auge vorstellten. Sein Haupt bedeckte der große
Wolkenhut, und sein Mantel war mit goldenen Sternen übersäet; auf
seiner Schulter saßen zwei Raben, die ihm alles, was sie beobachteten,
ins Ohr flüsterten. Auf erhabenem Throne sitzend, lenkte er die Welt;
aus seinen: achtfüßigen Roß jagte er mit Windeseile durch die Luft zur
Schlacht. Die in: tapferen Kan:pfe gefallenen Helden ließ er durch seine
Töchter, die Walküren, in seine Burg Walhalla tragen, wo sie mit ihm
aus der Jagd oder bei fröhlichen Gelagen ungetrübtes Glück genossen.
Ihn: war der Mittwoch geweiht, der auf dem Lande noch heute Woens-
oder Goensdag heißt. Wodans Gemahlin Freia war besonders den
fleißigen Frauen hold; sie galt auch als Beschützerin der Ehen, deshalb
wurden diese meistens an ihrem Tage, dem Freitage, geschlossen. Donar
sandte Blitz und Donner, aber auch fruchtbare Gewitterregen; ihm war
der Donnerstag geweiht. An seine Schwester Ostara erinnern der Name
Ostern, sowie die Osterfeuer, an den Kriegsgott Ziu der Name Diens-
tag. Unsere Väter verehrten ihre Götter in heiligen Hainen; dort
opferten sie ihnen Früchte, Tiere, aber auch Kriegsgefangene und Ver-
brecher.
Die Leichen wurden verbrannt. Asche und Knochenreste bedeckte
man mit Erde oder sammelte sie in Urnen; diese grub man einfach in
die Erde (Urnensriedhöfe) oder bedeckte sie mit einem Erdhaufen (Hügel-
ig
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14
von dem Eide, den sie dem König geleistet hätten oder noch leisten
würden, und verbot, ihm als einem Könige zu dienen. Auch Heinrichs
Anhänger belegte er mit dem Bann. Die Gebannten waren von der
Kirche ausgeschlossen, dursten kein Gotteshaus betreten, nicht das heilige
Abendmahl genießen; starb jemand im Bann, so wurde er ohne Geläut
und Begleitung des Priesters in ungeweihter Erde beigesetzt.
Heinrich hatte viele Feinde, besonders in Sachsen. Auf einer
Versammlung erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen andern
König wählen, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne löse.
Bon den Fürsten verlassen, mußte der König sich vor dem Papste beugen.
Mitten im Winter pilgerte er in geringer Begleitung über die Alpen;
drei Tage stand er im Januar 1077 in härenem Büßergewande und
barfuß im Vorhofe der Burg Kanossa, ehe der Papst ihn einließ lind
vom Banne lösete. Trotzdem wählten die deutschen Fürsten einen anderen
König. Aber Heinrich fand abermals Hülfe bei den Städten; er be-
siegte seinen Gegenkönig, zog mit einem starken Heere nach Rom und
vertrieb den Papst, der ans der Flucht starb. Auch Heinrichs Sohn,
König Heinrich V., kämpfte mit dem Papste um das Recht, die Bischöfe
einzusetzen. Zuletzt schlossen sie folgenden Vertrag: die Bischöfe sollen
von den Geistlichen am Dom gewählt werden; der Papst soll sie durch
Überreichung von Ring und Stab in ihr geistliches Amt einsetzen, der
Kaiser ihnen durch Überreichung der Fahne weltliche Macht verleihen.
So ist es bis in die Neuzeit gehalten worden.
9. Sischof Senno Ii.
1. Seine Jugend. Einer der treuesten Freunde Kaiser Heinrichs Iv.
war Bischof Benno von Osnabrück. Er wurde in Schwaben geboren,
besuchte die Gelehrtenschule im Kloster Reichenau am Bvdensee, in
Straßburg und in Speier und zeichnete sich überall ans; denn er wurde
nicht nur ein Gelehrter, sondern erwarb sich auch großes Verständnis
für die Baukunst. Der Bischof von Straßburg nahm ihn als Begleiter-
aus einer Pilgerreise nach Jerusalem mit. König Heinrich Iii. lernte
ihn in Speier kennen und nahm ihn mit nach Goslar, damit er ihn
dort bei der Erbauung der Pfalz unterstütze. Auch dein jungen Könige
Heinrich Iv. war Benno ein trefflicher Ratgeber: er diente ihm haupt-
sächlich bei der Erbauung der Burgen im Harz und in Thüringen.
2. Als Bischof. Als um diese Zeit der Bischof von Osnabrück
starb, ernannte Heinrich Iv. Benno zu dessen Nachfolger; dieser nannte
sich jetzt Benno Ii. Aus kurze Zeit besuchte er unser Bistum; aber
der König wollte ihn am liebsten stets in seiner Nähe haben. Benno
begleitete ihn während der Sachsenkriege und unterzeichnete auch die
Urkunde mit, durch welche Papst Gregor für abgesetzt erklärt wurde.
Dafür traf ihn der Bannstrahl; deshalb pilgerte er wie sein König
über die Alpen und erbat sich vom Papste Verzeihung. In seinen
letzten Jahren widmete er sich ganz dem Wohle seines Bistums. Gleich
nach seiner Wahl hatte er gelobt, in seinem Bistum eine Kirche zu
bauen und ein Kloster zu stiften. Als Ort für beide wählte er den
Hügel, aus welchem ehemals die alte Iburg gestanden hatte, der ihm
gehörte. Mehrere fromme Leute schenkten ihm Ländereien, ja ganze
Höfe, von deren Erträgen die Mönche leben sollten. Als er anfing zu
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs
Anhänger Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_V. Heinrich_V. Sischof_Senno Heinrichs Heinrichs Benno_von_Osnabrück Straßburg Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Benno Osnabrück Heinrich_Iv Heinrich Benno Benno_Ii Benno Gregor Gregor
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flürtnng mit dem Schwerte wehrhaft und hieß nun Knappe oder Junker,
d. i. junger Herr. Er trug seinem Herrn die Waffen, führte sein Roß
und begleitete ihn aus die Jagd sowie iu die ernste Schlacht. Den
höchsten Ruhm gewann er dadurch, daß er seinem Herrn das Leben
rettete, oder das seine für ihn hingab. Nach genügender Vorbereitung
erhielt der Knappe mit dem 21. Lebensjahre unter besonderer Feierlich-
keit den Ritterschlag. Er mußte fasten, beten, das heil. Abendmahl
genießen und geloben, jede unehrenwerte Handlung zu meiden, Gott 511
fürchten, dem Kaiser zu gehorchen, für die Kirche und ihre Diener zu
kämpfen, die Unschuldigen und Schwachen, besonders die Frauen, zu be-
schützen. Dann erhielt er seine Waffen: goldene Sporen, Harnisch,
Panzerhemd, Armschienen, Handschuhe, Helm, Schild und Schwert.
Hierauf knieete er nieder, und ein angesehener Ritter berührte ihm mit
der flachen Klinge dreimal Hals und Schulter. Endlich wurde ihm
sein Pferd vorgeführt. Da die Ritter ganz in Eisen gehüllt, also un-
kenntlich waren, trugen sie als Erkennungszeichen aus der Vorderseite
ihres Schildes, auf der Brustseite des Überrockes, am Helm und im
Banner in bunten Farben das Bild eines Löwen, Drachen, Wolfes rc.
Solches Bild nannte man Wappen; es hat sich in den adligen Familien
bis heute vererbt. — Auch das Ritterfräulein verlebte meistens einige
Jahre an dem Hofe eines anderen Ritters, um Rittersitte zu erlernen.
Sie schenkte und reichte wohl bei Tisch den Wein und ritt mit zur
Falkenjagd; meistens aber lebten die Frauen in ihren abgesonderten
Gemächern, mit Spinnen und Weben.beschäftigt.
3. Turnier. Zur ritterlichen Übung dienten in Friedcnszeiten
vor allem die Turniere, ritterliche Kampfspiele, an denen nur Adlige
von unbescholtenen Sitten teilnehmen durften. Sie wurden meistens bei
festlichen Gelegenheiten, wie Hochzeiten und Krönungsfesten, abgehalten.
Der Turnierplatz war mit Sand bestreut und mit Schranken umgeben,
hinter denen das Volk stand; für die Edelfrauen und die vornehmsten
Ritter waren erhabene Sitze errichtet. Paarweise ritten die Kämpfer
unter Musik in die Schranken; sowie das Trvmpetensignal des Turnier-
vogts erscholl, stürmten sie mit eingelegter Lanze in vollen! Galopp ans
einander los. Wer den Gegner ans dem Sattel warf, hatte gesiegt.
Dabei brach mancher Ritter Arm und Bein oder fand wohl gar den
Tod, wenn er mit feinem Roß rücklings überschlug. Als Preis oder
Dank erhielt der Sieger aus der Hand schöner Frauen ein Schwert,
eine goldene Kette, einen kostbaren Ring u. dgl. Den Kämpfen folgten
Gastmahl und Tanz.
Während des Winters vertrieb sich der Ritter die Zeit mit Jagd
und Gelagen; wenn aber hoher Schnee Wald und Wege bedeckte, war
das Leben auf der Burg oft langweilig; um so freudiger begrüßte man
den Frühling und den fahrenden Sänger, der neue Mär verkündete und
in seinen Liedern, die er mit der Harfe begleitete, von Lenz und Liebe
sowie von den ruhmreichen Thaten der Vorfahren sang. Solche Sänger,
die ebenfalls dem Ritterstande angehörten, nannte man Minnesänger.
4. Ritterorden. Infolge der Kreuzzüge bildeten sich in Palästina
geistliche Ritterorden, deren Mitglieder außer den Mönchsgelübden die
Pflicht übernahmen. Arme und Kranke zu pflegen und gegen die Un-
gläubigen zu kämpfen. Dies waren der Johanniter-, der Templer- und
der Deutsche Orden. Sie führten ein Leben voller Entbehrung und
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TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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Peterskirche in Rom verwenden. Der Ablaßhändler Tetzel knin auch
in die Nähe Wittenbergs, und viel Volks ans der Stadt lief zu ihm.
Er verkaufte Ablaß für Mord, Ehebruch und Meineid, selbst für Sünden
Verstorbener; von der Notwendigkeit der Buße sagte er nichts. Um
diesem Mißbrauch zu steuern, schrieb Luther seine Ansicht über den
Ablaß in 95 Sätzen auf einen Bogen und nagelte ihn am 31. Oktober
1517 an die Thür der Schloßkirche in Wittenberg. Diese Sätze wollte
er gegen jedermann verteidigen; einer derselben lautete: „Die werden
samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da vermeinen, durch Ablaß-
briefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein." Die Sätze wurden abgeschrieben
und gedruckt; in vier Wochen hatteil sie die ganze Christenheit durch-
laufen, als wären die Engel selbst Botenläuser gewesen. Der Papst
forderte Luther zur Verantwortung nach Rom; aber Friedrich der Weise
wollte ihn vor dieser Gefahr behüten und bewirkte, daß er in Deutsch-
land verhört wurde. Als aber der Papst Luther weder durch Drohung
noch durch Güte zum Schweigen zu bringen vermochte, that er ihn in
den Bann; Luther verbrannte jedoch die Bannbulle und sagte sich damit
öffentlich vom Papste los.
2. Reichstag zu Worms. Ein Jahr zuvor hatten die deutschen
Fürsten Karl V. zum Kaiser gewählt, der Spanien, die Niederlande,
Österreich, einen Teil von Italien und große Gebiete in Amerika und
Asien besaß, so daß er mit Recht sagen konnte: „In meinem Reiche
geht die Sonne nicht unter." Diesen mächtigen Kaiser rief der Papst
gegen den Mönch zu Hülfe. Karl hielt in Worms seinen ersten Reichs-
tag und lud auch Luther dazu, indem er ihm freies Geleit zusicherte.
Luthers Freunde warnten ihn, man werde ihn wie Huß verbrennen;
er aber sprach: „Wenn sie zwischen Wittenberg und Worms ein Feuer
machten, das bis zum Himmel reichte, so wollte ich doch hin." Vor
Worms ließ ihn ein Freund nochmals warnen, erhielt aber zur Ant-
wort : „Und wenn in Worms so viel Teufel wären, wie Ziegel auf den
Dächern, wollte ich doch hinein!" Gleich nach seiner Ankunft wurde er
vor den Reichstag geladen. Dort saß aus erhabenem Thron der Kaiser,
zu beiden Seiteil die Kurfürsten, Herzoge. Bischöfe, Grafen und Herren;
aus einer Bank erblickte Luther seine Schriften. Der Kaiser ließ ihn
fragen, ob er die Schriften verfaßt habe und ob er sie widerrufen
wolle. Luther lvar von all dem Glanz wie geblendet. Die erste Frage
beantwortete er mit Ja, für die Beantwortung der zweiten aber erbat
und erhielt er einen Tag Bedenkzeit. Die folgende Nacht verbrachte er
in inbrünstigem Gebet. Sv gestärkt trat er am anderen Tage ent-
schlossen vor die Versammlung; in einer lateinischen Rede, die er auf
Verlangen deutsch wiederholte, verteidigte er seine Schriften, und als
der Kaiser eine kurze und bündige Antwort verlangte, antwortete Luther:
„So will ich eine geben, die weder Horner noch Zähne hat. Wenn man
mir ans der heiligen Schrift nachweiset, daß ich unrecht gelehret habe,
will ich widerrufen, sonst nicht. Hier stehe ich, ich kann nicht anders,
Gott helfe mir!" Seine Rede machte einen tiefen Eindruck; alles Volk
strömte herbei, um den kühnen Mönch 51t sehen.
3. Auf der Wartburg. Der Kaiser gewährte Luther auch für die
Heimreise freies Geleit, nach seiner Abreise aber that er ihn in die
Reichsacht: niemand sollte ihn hausen, hosen oder ätzen, sondern, wer
seiner habhaft würde,. dem Kaiser ausliefern; seine Schriften sollten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Luther Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Luther
Extrahierte Ortsnamen: Rom Wittenbergs Wittenberg Rom Worms Spanien Niederlande Italien Amerika Asien Worms Wittenberg Worms Worms Worms