394
72. Die Isar als Verkehrsstraße einst und jetzt.
auch Fische und Knoblauch), Handschuhe, Sensen und Sichel, Beuteltücher für Müller, Krämer- und Buchdruckerwaren, „welsche Früchte", Baumwolle, Lorbeerblätter, Reis, „Schamlot und Arras", Teppiche, Silbergeschirr, Tuch, Pergameut, Draht, Wetz- und Schleifsteine. Noch vielseitiger war endlich die Ladung der aus München kommenden Fahrzeuge. Auf ihnen traf man nicht nur die sämtlichen eben ausgeführten Gegenstände sondern ferner noch Felle, Kleidungsstücke, Filzhüte, Kürschnerwaren, Gewürze, Wein und Weiubeereu, Pomeranzen, Zwetschgeu, Bier, Kupfer, Pulver, Glas, Blei, Galmei, Flaschen, Hirschgeweihe, Pfeifen zum Musizieren, Schreiuer- und Kistlerarbeiten.
Im 17. Jahrhundert erfuhr zwar der Floßverkehr auf der Isar hauptsächlich wegen des Dreißigjährigen Krieges — litt doch selbst der Jsarwiukel mehrmals unter deu Einfüllen der Schweden •— vielfache Hemmnisse. Trotzdem erfolgten Fahrten die Donau abwärts bis uach Uugaru gerade vonseiten der Oberländer Flößer häufig. Darauf weist so mauche Grabschrist oberhalb der Greiuer Stromeuge unterhalb Linz nicht minder hin als die in den Tölzer Pfarrbüchern öfters verzeichnete Tatsache, daß Floßleute der „uugarischeu Krankheit" (wahrscheinlich einer Art Dysenterie) erlagen, welche sie aus Ungarn eingeschleppt hatten. Harte noch sind in Ofen und Pest Nachkommen uralt angesehener oberländischer Flößerfamilien ansässig. Als leichte Rückfracht wurden aus Österreich gewöhnlich seidene, nach orientalischen Mustern geblümte und gefranste Brust- und Halstücher für Frauen und Mädcheu mitgebracht.
Auch in den Dienst der Kriegführung wurden die Flößer des Jsarwinkels gestellt und zwar besonders gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Ihre Bekanntschaft mit dem Wasserwege nach Ungarn sowie die Raschheit und Billigkeit der Provianttransporte auf Isar und Donau war besonders in den Feldzügen Max Emannels gegen die Türken willkommen. So kam z. B. von der kurfürstlichen Hofkammer 1684 Befehl nach Tölz 30 Flöße mit Nahrungsmitteln und Schießbedarf nach Ungarn gehen zu lassen — und der Aufforderung ward Folge geleistet. In demselben Jahre wurde auch die Hosmark Hohen-lnirg (bei Leuggries) angehalten 30 Fergen znr gleichen Fahrt nach Ungarn auszubringen. Während der Belagerung Oseus durch die 8000 Mann starke bayerische Hilfsarmee mußte der Pflegeamtsverwalter von Tölz 90 ausgewählte, jeder Gefahr gewachsene Jsarwinkler mit Vorräten verschiedenster Art ins kurfürstliche Lager abgehen lassen. Sie kamen samt ihren Fahrzeugen glücklich
vor Ofen an und diejenigen, welche die Dysenterie verschont hatte, zogen im September 1686 mit den Kriegslenten in die eroberte Festuug. — Ähnlich wurde im Kampfe der Landesverteidiger mit den Österreichern 1705 den zum Entsatz Münchens herbeigeeilteu Bauern des Oberlandes zu Wasser Mundvorrat und Proviant nachgesührt. Man erzählt sogar, daß die Flößer von der
Lände wegstürmten um am letzten, todesmutigen Ringen in Sendling teil-
zunehmen. Daraus erklären sich vielleicht die harten Maßregeln, welche der österreichische Statthalter auch gegen sie erließ. Noch am 6. Februar 1708
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494
103. Eine Fußreise mit König Max Ii.
und reich mit Alpenrosen bekränzt. Die Türöffnung war so niedrig, daß man nur gebückt hereinkommen konnte, Fenster waren nicht vorhanden. Zum Ersatz fiel durch die zahlreichen Löcher des Daches eine Art Rembrandtisches Oberlicht in das geheimnisvolle Helldunkel. In Ermangelung eines Tisches diente die Stalltüre als Tafel, zwei Bänke von alten Brettern, aus Klötze gelegt, statt der Stühle. Da jedoch diese Bänke etwas höher geraten waren als der Tisch, so ragten unsere Kniee einen halben Fuß über die Tasel, die Füße schwebten in der Lust und wir mußten die Teller beim Essen in den Händen halten. Im Gegensatze zu alledem war nun aber die Stalltüre mit dem feinsten Tafelzeug gedeckt, wir speisten auf kostbareu Tellern, tranken aus silbernen Reisebechern und, wie jeden Tag, lag das kalligraphisch zierlich geschriebene „Menu" neben dem Gedecke des Königs. Der Kontrast gegen die Umgebung war so abenteuerlich, daß uns der König zur feierlichen Eröffnung der Tafel dieses nach allen Regeln französisch verfaßte Menu vorlas — von der Reissuppe mit Huhn, zu den Forellen mit neuen Kartoffeln, dem Rindsbraten mit Sauce ä la Montpensier, den Koteletten mit neuen Erbfen und Bohnen, dem Rehziemer in Lorbeerblättern gebraten, bis zum „Schmarren ä la Plnmser Alp", der Erdbeertorte, den Kirschen und Melonen und dem Konfekt, woran sich zuletzt die Taffe Mokka reihte mit einer Havanna, welche Seine Majestät vom bayerischen Konsul in Havanna als das erlesenste Produkt der berühmten Insel zum Geschenk erhalten hatte. Es war alles echt mit einziger Ausnahme des Gerichtes, welches eigentlich das echteste hätte sein sollen, des „Schmarrens ä la Plumser Alp", und der König, welcher auf feinen Jagdzügen auch die Originalküche feines Volkes gar wohl kennen gelernt hatte, meinte, diefer zivilisierte Schmarren erinnere ihn an eine gewisse Sorte von Dorfgeschichten. So fanden wir auch das mitgebrachte Hofbräuhausbier nebst Rheinwein und Champagner echter als das Triukwasser, welches uns der Berg bot; denn das war in Ermangelung einer Quelle aus einem Schneebache geschöpft und gewann keinen Beisall.
Bei der schneidenden Kälte, die in dem Stalle herrschte, zogen wir unsere Mäntel und Überzieher an, bedeckten die Kniee mit den Plaids und zitterten trotzdem vor Frost, bis Essen und Trinken uns die gehörige innere Wärme gab. Die wunderliche Situation entfesselte unseren Humor; niemals in meinem Leben habe ich einer fröhlicheren Tafel beigewohnt Geist, Witz und Laune sprudelten in dem Tischgespräche und die heitere Stimmung erreichte ihren Gipfel, als wir uns beim Braten plötzlich von außen belagert sichen. Den Kühen war es nämlich draußen zu kalt geworden, sie kamen zu ihrem Stall zurück und suchten brüllend durch die offene Türe einzudringen, wurden aber von den servierenden Bedienten mit ihren Servietten tapfer bekämpft und endlich zurückgeschlagen. Schade, daß sich kein Maler zur Stelle fand; die Hoftafel im Kuhstalle würde ihm Stoff zum originellsten und stimmungsvollsten Genrebild geboten haben.
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Ostasien. 15
Tee und Zucker; Pfeffer, Zimt, Gewürznelken und Muskatnüsse; Tabak, Baum-
wolle.— Aus der reich entwickelten Tierwelt seien die menschenähnlichen
Affen (Gibbon und Orangntan) und das zahlreiche Heer der Papageien erwähnt.
Bevölkerung. Sie besteht hauptsächlich aus Malaien, die dem Moham-
medanismus ergeben sind. Ihre Körpermerkmale sind: braune Hautfarbe, lockiger
schwarzer Haarwuchs, schwarze Augen, großer, aufgeworfener Muud und eine stumpfe,
aufgestülpte Nase. Durch die Indische Inselwelt wurden die Malaien zu tüchtigen
Seefahrern erzogen, indem deren Wanderungs- und Entdeckungslust hier mächtige
Anregung empfing. Vom Indischen Archipel aus bevölkerten sie nicht bloß die nahe
Halbinsel Malakka sondern sie verbreiteten sich auch über die östlichen Gestade des
fernen Madagaskar und über die ganze polynesische Jnselslur. Ausgerüstet mit Segel
und Doppelboot, machten sie längst vor Kolumbus den Schritt von der Küstenschiff-
fahrt zur ozeanischen Schiffahrt. — Im Indischen Archipel herrschen die Nieder-
länder und (seit 1898) die Amerikaner an Stelle der Spanier.
Den Niederländern gehören:
1. die vier Großen Sunda-Jnseln: Sumatra (sumätra). fast so groß wie das
Deutsche Reich. Die Insel liefert Tabak, Pfeffer, Kampher^) und Zinn. — Java,
wegen seines großen Produktenreichtums der wertvollste Kolonialbesitz der Niederländer.
Seine bedeutendsten Erzeugnisse sind Reis, Tee, Kaffee und Zucker. Die Be-
völkeruug beträgt 26 Mill., auf 1 qkm 200 Einw.; die Insel ist die volkreichste
aller Tropeninseln und dichter bevölkert als Großbritannien. Batavia (batäfia),
140000 Einw., Hauptstadt von Niederländisch-Jndien. Surabaya, der wichtigste
Ausfuhrhafen, 150000 Einw. — Borneo (börneo), die zweitgrößte Insel der Erde,
größer als Österreich-Ungarn. Die Herrschaft der Niederländer beschränkt sich auf die
Küstengegenden. — Celebes (ßelebes), die meistgegliederte Insel dieser Gruppe;
2. die Kleinen Sunda-Jnseln mit Timor, das halb niederländisch halb
portugiesisch ist;
3. die Molukken oder Gewürzinseln zwischen Celebes und Neu-Guinea (giuea),
die Heimat des Gewürznelken- und Muskatnußbaumes.
Im Besitz der Vereinigten Staaten von Amerika sind die Philippinen. Die
größte und schönste Insel ist Luzou (lußou). Hauptstadt: das durch großartige
Zigarrenfabrikation berühmte Manila (mamla), 220000 Einw. — Haupterzeugnisse
der Landwirtschaft sind Tabak, Kakao, Zucker und Hanf (letzterer im Handel
unter dem Namen Manilahanf bekannt). 0/fr/f
Astasien.
Es besteht aus den Reichen China und Japan.
Das Chinesische Reich.
Grenzen und Lage. Im O. bespült es das Meer, im N. und W.
und zum größten Teil auch im S. umschließen es die hohen Randgebirge Zentral-
asiens. China wird so nach allen Seiten durch scharfe Naturgrenzen von seiner
Umgebung geschieden.
Dieser Umstand hat wohl auch die jahrhundertelange starre Abschließung
dieses Reiches gegen alles Fremde begünstigt. Indessen verknüpfen das eigentliche
i) Ein festes ätherisches Öl, aus Holz und Blättern mehrerer Lorbeerbäume durch
Destillation gewonnen.
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus Surabaya
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Madagaskar Sumatra Deutsche_Reich Niederländisch-Jndien Borneo Timor Neu-Guinea Amerika Manila China Japan China
Südafrika. 45
Südafrika.
Oberflächengestaltung. Südafrika ist eine steppen- und savannenreiche
Plateaumasse von durchschnittlich 1000 m Meereshöhe, somit etwa doppelt so hoch
wie das nordafrikanische Plateau. Es wird im W., S. und O. von breiten Rand-
erhebungen eingefaßt und auch von Gebirgen durchzogen. Drei große Fluß-
gebiete erfüllen es: das Kongo-, Sambesi- und Oranjegebiet.
A. Das tropische Südafrika.
Natürliche Gliederung. Die drei Hauptteile des Tropischen Südafrika
sind: die Küste von Nieder-Guinea, das Kongobecken und das Ostafrika-
nische Seenhochland.
Klima und Bewässerung. Die Niederschläge sallen in der Gegend des
Äquators reichlich und zu allen Jahreszeiten (Gebiet der Äquatorialere gen mit
täglichem Gewitterguß), im ganzen übrigen Hochland hauptsächlich während und
nach dem Scheitelstand der Sonne (Gebiet der Zenitregen mit zwei Regen-
zeiten). Die Niederschläge sammeln sich in den beiden Hauptströmen Kongo und
Sambesi und in den großen Ostafrikanischen Seen.
Der Kongo (s. S. 42), der bedeutendste Strom Afrikas, entspringt im großen oft-
afrikanischen Seengebiet. Nachdem er den Bangweölo-See verlassen, fließt er nord-
wärts, nimmt einen Abfluß des Tanganjikasees auf und tritt hierauf in großem
Bogen über den Äquator, dabei mehrere Stromschnellen bildend. Auch die Küsten-
terrassen durchbricht er in tosenden Wasserfällen. — Sein Gegenstrom, der Sambesi,
fließt zuerst gegen S., bildet dann die gewaltigen Viktoriafälle und mündet in östlicher
Richtung in Deltaform in den Kanal von Mozambique (mofsambik).
Pflanzenwelt. Auf den trockenen Plateaus herrscht Savannenbildung
vor, die Flußgehänge bedecken sog. Galeriewälder (s. S. 44), längs der nieder-
schlagsreichen atlantischen Küste und in der Kongoniederung ziehen Urwälder
hin. Die Ausfuhr aus dem Pflanzenreiche umfaßt besonders Palmöls, Kautschuks,
Palmkerne, Erdnüsse^), Kaffee, Kopat*), Farbhölzer. In der Erzeugung wichtiger
Handelspflanzen liegt die wirtschaftliche Bedeutung des Tropischen Südafrika.
Die Bevölkerung besteht aus Bantu, die in den weiten trockenen Savannen-
ländern, namentlich in Ostafrika, mehr Viehzüchter als Hackbauern sind. Die
Viehzucht führt aber zu vielfachen Wanderzügen und diese arten gern zu Raub-
und Kriegszügen aus. Das beste Bild dieser Hirten- und Kriegervölker (Raub-
Völker) gebeut die Massai in Deutsch-Ostafrika. Die beständigen verheerenden
Kriege hinderten die zahlreichen kleinen Negerstämme an jedem Fortschritte. Sie
frönen dem niedrigsten Aberglauben (Fetischdienst). Vereinzelt wie bei den Niam-
Niam oder Sand eh im nordöstlichen Kongogebiet herrscht noch Kanibalismns.
1) Palmöl wird von der Ölpalme gewonnen, deren Frucht öliges Fleisch hat: es findet
besonders in der Seifenfabrikation Verwendung Auch die Kerne der Ölpalmfrucht liefern Öl.
2) Kautschuk — der an der Luft sich verdickende Milchsaft verschiedener Baumarten, in
Afrika besonders der Lianen.
3) Erdnuß — eine Krautart, deren Samen ein seines Speiseöl geben, das vielfach dem
Provence? Ol zugesetzt wird.
4) Kopal — ein Baumharz, seinem Aussehen nach dem Bernstein ähnlich: es ist für
die Lackfabrikation sehr wertvoll.
M, u. A. G e i st b e ck. Erdkunde Iv. 20. Aufl. 4
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98 Die deutschen Kolonien.
ndscharo aufsteigt. Sie scheidet die Randgebirge von den ausgedehnten Hoch-
flächen des Innern (1000 m und darüber), die sich bis zur Einbruchsspalte der
großen Seen erstrecken. Weite Strecken dieses Gebietes sind abflußlos und leiden
unter langer Trockenheit. Auch besteht der Boden vorherrschend aus Laterit,
einem roten Tonboden, der so leicht der Landschaft den Charakter der Steppe
oder Wüste verleiht. Infolgedessen bilden Savannen mit mannshohen Gräsern
und Strauchsteppen die vorwaltende Vegetationsform des Ostafrikanischen
Plateaus.
Erzeugnisse von Deutsch-Ostasrika. Es wird besonders die Erzeu-
gung jener Produkte erstrebt, die das ganze Land hervorbringt und für welche
sich stets Absatz findet. Als.solche tropische Massenprodnkte sind zu nennen:
die Getreidearten des Landes (Mais und Reis), Ölpflanzen (Sesams, Erd-
nuß, Kokospalme), Gespinstpflanzen (Sisalagave, Bastbanane) und die hoch-
wichtigen, von der Industrie so stark'begehrten Artikel Kautschuk und Baum-
wolle. Der Anbau von Baumwolle ist in den deutschen Kolonien deshalb vou
besonderer Wichtigkeit, weil unsere einheimische Textilindustrie im Jahre an 500 Mill.
Mark für Baumwolle ausgibt. Für deren Erzeugung ist der Boden in Ost-
afrika wie Togo bestens geeignet^). Die Gewinnung der vorgenannten tropischen
Massenartikel, vornehmlich von Hanf, Öl, Kautschuk und Baumwolle, sichert
wohl auch die Zukunft Deutsch Ostafrikas. Zeitweilig bewirken freilich Heuschrecken-
plage und Dürre großen Schaden. Reich vertreten ist ferner die Tierwelt.
Ganze Herden von Antilopen und Zebras durchstreifen die Ebene; auch Nashorn,
Hyäne und Leopard finden sich hänfig, Lowe und Elefant sind dagegen seltener
geworden. Mineralschätze fehlen ebenfalls nicht. Festgestellt ist z. B. das
Vorkommen von Steinkohle (am Nyassasee), von Glimmer im Ulugurngebirge.
Auch Gold ist schon erschürft worden.
Gegenwärtig werden hanptfächlich 'ausgeführt Sisalhans, Kautschuk, Häute
und Felle, Bienenwachs, Kopra, Elfenbein, Kaffee, Sefam, Kopal n.f.w.
Verkehrsmittel. Von größter Wichtigkeit für die Weiterentwicklung
Ostafrikas wie der übrigen Kolonien ist die Herstellung von Eisenbahnen. Bis
vor kurzem konnten Waren nach dem Innern von Ostafrika nur auf dem Kopfe
der Neger befördert werden. Diese Beförderungsart war aber zu kostspielig und
raubte dem Lande die nötigen Arbeitskräfte. Pferde und Rinder erliegen der
mörderischen Tsetsefliege, das Kamel dem Klima. So bleibt zur Erschließung des
Landes nur der Schienenstrang übrig. Ostafrika besitzt bereits die Usambara-
bahn, die von Tanga über Mombo bis Moschi führt und die Küste mit
den Kaffeeplantagen im Usambaragebirge verbindet. Eine zweite Linie, Dares-
salam—kilossa—tabora erschließt die mittleren Landschaften der Kolonie.
Ihre Fortführung nach dem Tanganjikafee ist geplant. Den Nyassasee befährt
der deutsche Dampfer „Hermann von Wißmann", den Tanganjikafee der Dampfer
!) Eine Krautpflanze, deren Samen gutes Öl liefern.
Ä) Die Baumwollausfuhr von Deutsch-Ostafrika erreichte 1909 bereits 491894 kg.
3) Man rechnet, daß eine Negerkarawane täglich 15—20 km zurücklegt und hierbei den
Zentner beförderter Ware um 8 201., die Tonne um 80 M. verteuert, so daß die Tonne durch-
schnittlich im Innern 800—1600 M. mehr kostet als an der Küste.
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Südamerika,
67
Handelsplatz Kingston (kingst'n) gehört den Engländern. Die Haupterzeugnisse
der Insel sind der aus dem Zuckerrohr gewonnene Jamaica-Rum und Südfrüchte.
— Porto Rico (= reicher Hafen) ist Eigentum der Vereinigten Staate von Amerika;
es hat große Tabakpflanzungen.
Die Kleinen Antillen. Sie gehören verschiedenen Nationen Europas. Eng-
lisch ist z. B. Trinidad, die südlichste und größte dieser Inseln. Fr an-
zösisch sind Guadeloupe (gwadlüp) und Martinique (martinik). Dänisch:
St. Thomas. — Niederländisch: Cnracao (kurassäo) unweit der Küste
von Venezuela u. a.
Die Bahama-Inseln gehören den Engländern; auf Guanahani
landete 1492 Kolumbus.
Südamerika.
Südamerika besteht aus zehn Republiken und dem Koloniallande Guayana.
Die Republiken sind hervorgegangen aus dem früheren spanischen und portu-
giesisehen Südamerika. Leider hemmen ewige innere Unruhen fast überall
den Aufschwung. Die Bevölkerung Südamerikas ist deshalb an Zahl noch
gering: 40 Mill. Einw. bei 18 Mill. qkm, also nahezu der doppelten Größe
von Europa.
Das Andengebiet und die Kndenstaaten.
Verlauf der Anden. Der ganze westliche Gebirgszug Südamerikas
führt den Namen Anden oder Kordilleren. Das Gebirge beginnt an der Süd-
spitze des Kontinents und zieht als einfache Hauptkette bis zum südlichen Wende-
kreis; von hier aus teilen sich die Anden in zwei, stellenweise in drei Ketten,
welche Hochplateaus einschließen. Ihr Verlauf ist dem der nordamerikanischen
Kordilleren ähnlich.
Klima. Vom Kap Hoorn bis zum 40.0 s. Br. (Valdivia) bringen die
herrschenden Westwinde reichliche Niederschlüge, das Gebirge hat daher viel Wald.
Weiterhin aber folgt ein regenarmes und waldloses Gebiet, da eine nach
N. ziehende kalte Meeresströmung die Seewinde ihrer Feuchtigkeit beraubt und
dadurch binnenwärts Wüstenbildung bewirkt Macamawüste). Von 4.° s. Br.
gegen Norden befeuchten die Tropenregen. Die Küste selbst ist fruchtbar, aber
ungesund. Die Niederschlagsverhältnisse der Anden gestalten sich also sehr ver-
schiedenartig.
t Erzeugnisse. Die Anden sind die Heimat der Kartoffel und wichtiger
Heilkräuter: des Fieberrindenbaumes und der Cocapflanze. Die Andenfichte
(Arancaria) liefert wertvolles Nutzholz. — Für die Tierwelt ist in erster
Linie das Lama charakteristisch, das wertvollste Haus- und Jagdtier der Anden-
region, dann das V i c u n a (wikunja), das feine Wolle liefert. Über den Gipfeln
des Gebirges schwebt der König der gefiederten Welt, der Kondor, der größte
Raubvogel der Erde. — Gold und Silber sind in ergiebigen Lagern vor-
handen und wurden die Lockmittel für die europäischen Eroberer. Die Atacama-
wüste liefert große Mengen von Salpeter, der wegen seines Stickstoffgehaltes
für die Landwirtschaft sehr wertvoll ist. Die Anden bieten also dem Menschen
vielfältige Naturgaben.
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Extrahierte Personennamen: Porto_Rico Thomas Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Kingston Amerika Europas Trinidad Guadeloupe Martinique Niederländisch Venezuela Guayana Europa Valdivia
84
Australien.
lisch. Auf der Nordinsel die Hauptstadt Wellington. — Die Ureinwohner
der Insel, die Maori, sind stark im Rückgang; die Weißen Mill.) treiben
hauptsächlich Viehzucht und Bergbau.
Polynesien oder Ozeanien.
Polynesiens umfaßt alle jene Inseln, welche zwischen den beiden Wende-
kreisen durch den Stillen Ozean ausgestreut sind.
Die Inseln sind teils vulkanisch teils Koralleninseln; erstere sind natur-
gemäß hoch, letztere, die Werke der Korallentiere, flach. Häufig bilden die
Korallenbauten einen Ring oder Glieder eines Ringes, welche eine innere seichte
See, eine Lagune, umschließen. Solche Bildungen heißeu Atolle. — Die
Mittelwärme hält sich hier fast überall nahe bei 27° C; nur um ein
paar Grade unterscheiden sich Tag und Nacht, der kälteste Monat und der wärmste.
Das weitaus wichtigste Erzeugnis der Inseln ist die Kokos-
Palme. Sie macht namentlich die unfruchtbaren Koralleneilande erst bewohnbar,
indem sie den Insulanern alles zu ihrem Lebensunterhalte Nötige liefert; die
kopfgroßen Früchte enthalten die erfrischende Kokosmilch; ihre Kernmasse, die
Kopra^), ist ein gesuchter Handelsartikel, die Faserhülle der Nüsse dient zu Fäden,
Stricken, Matten und Segeln, die angebohrten Stämme liesern den Palmwein,
der Stamm Holz zum Boot- und Hausbau. An sonstigen Nahrungspflanzen
sind noch zu erwähnen die Sagopalme und der Brotfruchtbaum, Bananen
und mehrere Knollengewächse. — Die Tierwelt ist ärmlich; Säugetiere
fehlten ursprünglich fast gänzlich, ein Zeichen der uralten Lostrennung dieser
Inseln vom Festlande. — Die Inseln werden größtenteils von Polynesiern,
einer Abart der malaiischen Rasse, bewohnt. Sie zeichnen sich durch schönen
Körperbau und geistige Regsamkeit aus. Besondere Geschicklichkeit bekunden sie
im Seewesen. — Die Zahl der Kolonisten ist gering; denn wenn auch die Ei-
lande malariafrei sind, so führt doch die ununterbrochene Treibhauswärme bei
längerem Aufenthalte zu Erkrankungen.
Im großen und ganzen ist der Wert der Südseeinseln in kolo-
nialer Beziehung mäßig, da deren Bevölkerung und Landflächen
ziemlich gering find. Als Schiffahrts-und Kohlenstationen zwischen
Amerika einerseits und Australien anderseits werden sie aber eine
wichtige Rolle spielen, sobald der Mittelamerikanische Kanal er-
öffnet sein wird; denn durch diesen werden die betreffenden Kon-
tinente um vieles einander näher gerückt.
Die deutschen Besitzungen s. S. 99.
Die sonstigen Inselgruppen sind:
der Fidschi-Archipel und die Tonga-oder Freundschafts-Jnseln,
beide englisch. — Die Cooks-Inseln, die Gesellschafts-Jnfeln mit
-' <
1) Vom griech. polys — viel und nösos — Insel. — Südsee wurde der Große
Ozean von dem spanischen Entdecker Balbao genannt, weil er ihn beim Vordringen über die
Landenge von Panama zuerst im S. erblickte.
2) Kopra nennt man die getrockneten Stücke des Kokosnußkerns, woraus das Kokosöl
gewonnen wird.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Balbao
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Polynesien Ozeanien Polynesiens Wende- Boot- Amerika Panama
10
Asien.
Südasten (Indien).
Vorderindien.
Größe, Umgrenzung und Natnrgebiete. Vorderindien ist 7 mal so
groß wie das Deutsche Reich. Es erstreckt sich zwischen dem Arn bischen Meer
und dem Golf von Bengalen in den Indischen Ozean hinaus. Seiner Boden-
gestalt nach gliedert es sich in das Tiefland Hindostan (hindostan) und das
Hochland Dekan. Den nördlichen Grenzwall Borderindiens bildet der Hima-
In ja1) (Himalaja).
Der Himalaja. Er zieht vom Jndusdurchbruch bis zum Brahmaputra.
Seinem Bau nach ist er wie' die Alpen ein Kettengebirge, das gegen die
indische Ebene ungleich steiler.abfällt als nach N. Der höchste Gipfel ist der
Mount Evereft (mannt everest), 8800 m. Der Himalaja ist das höchste Ge-
birge der Erde.
Bei seiner außerordentlichen Höhe empfängt das Gebirge sehr reichliche
Niederschläge, besonders am Südfuße der Khassia-Vorkette am linken Brahma-
putranser, wo die jährliche Regenhöhe wie sonst nirgends auf der Erde bis
16 m steigt (mittlere jährliche Regenhöhe in Deutschland 70 cm). Infolge da-
von ist das Gebirge auch die Geb-nrtsstätte vieler und bedeutender Flüsse.
In klimatischer Beziehung vereinigt das Gebirge alle Gegensätze; man
steigt dort von Polarer Kälte in tropische Hitze hinunter, weshalb auch die
Pflanzenwelt die größte Mannigfaltigkeit zeigt. Aus Forsten europäischer
Bäume gelangt man in tropische Urwälder (Tarai).
Deren Unwegsamkeit stützte die Unabhängigkeit von Nipal und Bhutan
im Osten. Im Westen liegt der britische Schntzstaat Kaschmir, ein herrliches,
gesundes Gebirgsland, die Heimat der Tibetziege, deren feines Haar das Material
für die Kaschmirschals liefert.
Das Tiefland Hindostan. Bewässerung. Wasserspender der Ebene ist
der niederschlagt und gletscherreiche Himalaja, dem die drei Hauptflüsse des
Gebietes, Indus, Ganges und Brahmaputra, entströmen. Diesen Gewässern
verdankt Hindostan seine Entstehung — es ist ein Anschwemmnngsgebiet seiner
Riesenströme — wie auch seine Fruchtbarkeit.
Das Klima von Hindostan ist tropisch heiß und reich an Niederschlägen,
welche der vom Indischen Ozean kommende Sommermonsum bringt.
Erzeugnisse. Das ganze Tiefland ist — soweit die Bewässerung reicht
— ein einziges Ackerfeld, das doppelte Ernten liefert. Die Ebene erzengt
an Getreide Hirse und Reis, die Hauptnahrung der indischen Volksmassen, dann
Weizen; an Gewürzen Pfeffer und Zimt, an Genußmitteln Kaffee und Tee,
Tabak und Opium2), an Färbepflanzen den kostbaren Indigo, an Gespinstpflanzen
Banmwolle und Inte2). Von sonstigen Pflanzen wächst hier die Baniane oder
die heilige Feige der Hindu (mit ihrem Gerüste von Luftwurzeln), in den Ge-
1) tum (indisch) hima — Schnee und älaja = Wohnung.
2) Eingedickter Milchsaft aus den jungen Kapseln unseres Öl- und Schlafmohns.
3) Faser eines Krautes, das zu Geweben verwendet wird.
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Hochsteppe von Algerien mit Karawane.
Südlich von dem bergigen Küstenlande Algeriens, dem „Teil", das alle Erzeugnisse der Mittelmeerländer, Oliven,
Myrthen und Südfrüchte, reift, folgt das 1000—1100 m hohe, dürre, teilweise auch mit Gebirgen desetzte Steppen-
Plateau der Schotts (Salzsümpfe) und des Halsagrases, Diese Ebenen werden im Süden von den Ketten des
Großen Atlas begrenzt, der in nackten Felswänden zur Sahara abfällt.
Die Gürten von Marrkkesch.
Marrskesch, die südliche Hauptstadt de? vielumstrittenen, großen und fruchtbaren Reiches Marokko, breitet sich am Nord.
abhange des Atlasgebirges in 400 m Meereshöhe aus. Dank der guten Bewässerung blüht hier besonders der Garten-
bau, der sich auf Datteln, Bohnen, Erbsen und Gummi erstreckt. Wichtige Karawanenwege führen von Marralesch
zum Westsudan und den Senegalländern.
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Extrahierte Personennamen: Marralesch
Extrahierte Ortsnamen: Algerien Algeriens Sahara Nord Westsudan
Die afrikanischen Kolonien.
87
Der Wert Kiautschous liegt vor allem in seiner Bedeutung als
Flotten- und Kohlenstation für unsere Kriegs- und Handels-
schiffe im fernen Ostasien; es entwickelt sich aber mehr und mehr
auch zu einem Ausgangspunkt für deutsche Kapitals- und
Handelsunternehmungen wie für deutsche Kulturbestrebungen.
Die afrikanischen Kolonien.
% Togo.
Größe und Bevölkerungszahl. Die an der Küste von Oberguinea
zwischen 6° und 11° u. Br. gelegene Kolonie Togo hat einen Flächeninhalt von
87000 qkm. Sie ist also etwas größer als Bayern und hat 1 Mill. Einw.,
was eine Dichte von 11 Einw. auf 1 qkm ausmacht.
Togo ist die kleinste, aber am dichtesten bevölkerte
deutsche Kolonie in Afrika.
Verkehrslage. Togo hat eine Küstenlänge von nur 52 km und wird
von englischem und französischem Kolonialgebiet umklammert: im Westen von
dem englischen Aschantiland, im Osten von dem französischen Dahome; dazu ist
die Küste flach, hafenlos und durch die gewaltige Brandung (Kalema) gefahrvoll^).
Endlich gehört der Unterlauf des Volta, der mit Dampfern befahrbar ist, dem
englischen, der Unterlauf des Mono dem französischen Nachbargebiet an. Durch die
Eisenbahnen Lome—palime (120km) und Lome—atakpame (180 km) wird
wenigstens ein Teil der Verkehrsschwierigleiten behoben. Im ganzen erscheint die
Verkehrslage der Kolonie wenig günstig.
Klima und Produkte. Das Klima ist tropisch. Die beiden Regen-
zeiten treten mit dem höchsten Sonnenstande ein und die Temperatur schwankt
nur wenig um 26° C.
a) In der wohlbebauten und dichtbevölkerten Küstenebene
gedeiht in vorzüglicher Weise die Kokos- und Ölpalme, wie denn auch
Palmöl und Palm kerne die Hauptausfuhrartikel der Kolonie bilden. Außer-
dem werden gebaut: Mais, dieser in großen Mengen, Maniok, Jams und Erd-
nuß, neuestens und zwar mit ausgezeichnetem Erfolg auch Baumwolle, deren
Anbau in Togo schon Volkskultur geworden tft2).
b) Das gebirgige Hinterland ist in den Talmulden und an den Ge-
hängen mit dichtem Urwald bedeckt. Dieser liefert die Gummiliane (Landolphia),
deren Milchsaft das Kautschuk gibt, dann die Kolanuß^) und edle Holzarten,
besonders Ebenholz und Palisanderholz.
c) Das Binnenplateau hat zumeist Savaunencharakter. Vereinzelt
treten Affenbrotbäume oder Baobabs auf.
*) Seit kurzem ist bei Lome eine Landungsbrücke fertiggestellt, die dem Verkehr gute
Dienste leistet.
') Ausfuhr 1910: 1800 Ballen ä 250 kg; im Jahre 1901 noch kein Gramm.
b) Die Kolanuß ist eine Frucht mit weicher Schale, die nervenstärkende Bestandteile enthält.
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Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Togo Oberguinea Togo Afrika Togo Lome