169
wiegend war die evangelische Bevölkerung in Pommern mit 98
Procent, Brandenburg mit 97, Sachsen mit 93, Ostpreußen
mit 87, Schlesien mit 51 Procent. Dagegen überwog die katho-
lische Bevölkerung in der Rheinprovinz mit 75 Procent, Posen
61 Procent, Westfalen 55 Procent. In Westpreußen, welches
nach der altern Eintheilung eine besondere Provinz mit den
Regierungsbezirken Danzig und Marienwerder bildete, hielten sich
Evangelische mit 49 Procent und Katholiken mit 46 Procent
so ziemlich das Gleichgewicht. 1000 griechische Katholiken leben
in Ostpreußen, etwa 12,000 Mennoniten in Westpreußen, 1000
derselben im R.-B. Düsseldorf.
Von den Juden wohnen die meisten in den ehemals pol-
nischen Landestheilen und zwar besonders vorwiegend in der
Provinz Posen, wo es 74,000 d. h. etwa ein Drittheil der
Gesammtsumme der Juden gibt. Nächstdem sind sie in Schlesien,
Westpreußen und am Rhein ziemlich zahlreich. Die wenigsten
Juden sind in den Provinzen Ostpreußen (9200) und Sachsen
(5300). — Wenn die Katholiken verhältnißmäßig zahlreicher auf
dem Lande (40,95 Proc. der Bevölkerung) wohnen, als in den
Städten (27,^ Proc. der Bevölkerung), so findet das Umgekehrte
in Beziehung auf die Juden statt, indem in den Städten 3,78 Proc.
der Bevölkerung Juden sind, auf dem Lande aber 0,39 Proc.
In mehren Städten der R.-B. Posen, Bromberg und Marien-
werder beträgt die jüdische Bevölkerung oft den 3. Theil, bis-
weilen die Hälfte und mehr der Gesammteinwohnerschaft.
Separatisten und Dissidenten. Eine sehr bunte Tafel
bietet die auf Grund der amtlichen Zählung von 1855 ange-
fertigte Uebersicht der Separatisten- und Dissidentengemeinden.
Die zahlreichste Secte bilden die sogenannten Altlutheraner
(31,400); ihnen zunächst an Zahl stehen die Freigemeindler
und die sogenannten Deutschkatholischen mit 16,420 Mitglie-
dern, die Baptisten mit 3333, die Hernhuther (Brüdergemein-
den) mit 3030, die Irvingianer (apostolische Gemeinden) mit
1336, die Niederländisch - Reformierten mit 914 Mitgliedern,
die nur zu Elberfeld eine Gemeinde haben; endlich die nicht
unter der Generalconcession von 1845 stehenden Lutheraner oder
Menzelianer mit 683 Mitgliedern. Bon diesen Separatisten-
Gemeinden befindet sich keine einzige in den fast ganz katholischen
R.-B. Münster, Aachen und den (ebenfalls katholischen) ehemals
hohenzollerschen Landen. Das Sectenwesen ist am weitesten ge-
diehen in Schlesien, Pommern und Brandenburg, wo mit einer
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
170
einzigen Ausnahme alle Secten vertreten und in der Gesammt-
summe auch am zahlreichsten sind. Am wenigsten Sectirer gibt
es in Westfalen, und zwar nur Baptisten, Freigemeindler (Deutsch-
katholische) und einzelne Menzelianer; nächstdem am wenigsten
in der Rheinprovinz.
Die Preußen haben ein Recht, mit freudigem Stolze auf
den kargen Boden zu blicken, dem sie reiche Ernten, auf die
dürftige Natur, der sie Wohlstand abgetrotzt, auf die geistige
Tüchtigkeit ihres streitbaren Volkes, auf den schnellen Aufschwung
und die höhere Bedeutung der geistigen Bildung in ihrem Vater-
lande, auf eine Reihe weiser Herrscher und ruhmwürdiger Thaten,
durch welche in verhältnißmäßig kurzer Zeit der Staat aus einem
unscheinbaren, fast zertretenen Keim zu weltgeschichtlicher Macht
Und Größe emporgewachsen ist. Vom Herausgeber.
8. Berlin und das Mausoleum in Charlottenburg.
Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über
dem Meere an der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und
steht dadurch mit der Elbe und Oder in fahrbarer Verbindung.
Dazu kommen die Eisenbahnen nach Hamburg, Stettin und
Leipzig, wodurch es der Nord- und Ostsee, sowie dem Innern
von Deutschland nahe gerückt ist. Bei seiner Größe, 450,000
Einwohner auf 2l/2 lumeile, und wie es seine Wichtigkeit als
Hauptstadt eines großen Landes schon mit sich bringt, herrscht in
der Stadt ein lebhafter Verkehr. Das Aussehen derselben ist ein
durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter
Haupt- besonders Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige
Handel nicht gerade die stärkste Seite Berlins ist. Nur wenige
seiner 300 Straßen sind eng und krumm, manche bestehen aus
lauter großartigen Häusern, und fast überall ziehen sich schöne
Trottoirs zu beiden Seiten der Straßen für die Fußgänger hin.
Die herrlichste aller Straßen ist die »unter den Linden"; sie
ist 72 Schritt breit und 1600 Schritt lang. In schnurgra.der
Linie und abgemessenen Zwischenräumen stehen in zwei langen
Reihen Linden- und Kastanienbäume, und bilden einen grünen
Wald inmitten der glänzendsten Straße der Residenz. Der Raum
zwischen beiden Baumreihen ist ungepflastert und besonders für
Spaziergänger bestimmt, und zu beiden Seiten liegen breite
gepflasterte Straßen. An einer Stelle wird diese Straße von der
über eine Viertelstunde langen schnurgraden Friedrichsstraße
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Rheinprovinz Berlin Charlottenburg Berlin Hamburg Stettin Leipzig Ostsee Deutschland Berlins
337
und Neid betrachtet, besonders sucht sich der Süden Frankreichs der
herrischen Zucht der Hanptstadt zu entziehen. Die Spitze der
Centralisation ist die Befestigung von Paris, die unter der
Dynastie der Orleans zu einer Lebensfrage erhoben wurde. Thiers
äußerte sich unter anderm darüber in seinem damals abgestatteten
Berichte also: „Zu diesem Umstand (Berlin liegt von der fran-
zösischen Grenze 182 Lienes, auf dem Wege drei große Flüsse
und starke Festungen; Wien 216 Lieues über Rhein, Donau,
Lech, Inn, Festung Ulm; dagegen Paris kaum 60 Lieues von
der Nordgrenze, dazwischen nur Gewässer von geringer Bedeu-
tung) kommt noch ein anderer, ganz politischer Natur: Preußen,
Spanien, Oesterreich, England sogar, sind nicht so compact wie
Frankreich. Unser schönes Land hat einen unermeßlichen Bortheil,
es ist aufs innigste vereint. Nie, zu keiner Zeit hat ein so großes
Reich eine so vollendete Einheit gezeigt. 36 Millionen Menschen
führen auf einem Boden von nicht sehr großer Ausdehnung
ein und dasselbe Leben, sie fühlen, denken und sprechen in glei-
cher Weise fast zu gleicher Zeit, was man den Einrichtungen der
Presse, welche das Wort in wenigen Stunden von dem einen
Ende Frankreichs zum andern bringen, sowie den administrativen
Mitteln, welche in wenigen Minuten einen Befehl nach den ent-
ferntesten Punkten des Landes tragen, verdankt; dieses große
Ganze denkt und bewegt sich wie ein einziger Mensch. Frankreich
erhält durch dieses compacte Ganze eine Stärke, welche viel
größere Reiche, denen das ungeheure gleichzeitige Zusammenwirken
fehlt, nicht besitzen. Diese Vortheile hat es aber nur unter der
Bedingung eines einzigen Centrums, von dem der gemeinsame
Impuls ausgeht und welches das Ganze in Bewegung setzt. Es
ist Paris, welches durch die Presse spricht und durch den Tele-
graphen Befehle gibt." Es kann nicht geleugnet werden, daß
Frankreichs geschlossene Ganzheit hier mit dem geographischen
Hochblick des politischen Genies gewürdigt ist, es kann nicht ge-
leugnet werden, daß die Portheile der Centralisation im günstig-
sten Lichte hervorgehoben sind, aber der Minister-Berichterstatter
deckt ohne es zu wollen auch zugleich die ganze Blöße der ge-
rühmten Vortheile durch den Zusatz auf: „führt einen Schlag
auf dieses Centrum, so fühlt sich Frankreich wie ein Mann, der
auf den Kopf getroffen ist." Allerdings soll durch die Befestigung
ein solcher Schlag unmöglich gemacht werden, aber ist sie nicht
eben das indirecte Bekenntniß wirklich gegründeter Furcht? Ist
nicht das befestigte Paris mehr eine stillschweigende Aufforderung
für auswärtige Feinde als ein Schreckmittel? Wenn ein Schlag
22
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Berlin Wien Rhein Donau Spanien Oesterreich England Frankreich Frankreichs Frankreich Paris Frankreichs Frankreich
287
darf eben so wenig behauptet werden; denn, sagt ein urtheils-
fähiger Engländer, wenn man erwägt, daß unter jungen Leuten,
die, der Aufsicht der Ihrigen entrückt und meist mit wohlgespick-
tem Geldbeutel versehen, gerade in der unlenksamsten Lebens-
periode in so großer Zahl zusammen leben, immer einige Aus-
brüche der Rohheit und des Uebermuths (exuberanees of the
animal spirit) Vorkommen werden: so muß man zugeben, daß
das Nebel doch vergleichsweise gering ist, und daß unsere Stu-
denten im allgemeinen eine wackere, mannhafte, vielversprechende
Körperschaft sind, eifrig im Studium, achtbar in ihrem sittlichen
Betragen und fein in ihrem äußeren Benehmen (gentlemen in
manners). Oft hört man auch den kirchlichen Geist ihrer Uni-
versitäten von Engländern rühmen; wir aber können die Aus-
schließung aller Katholiken und Dissenters (d. b. der von der
Staatskirche abweichenden Protestanten) nicht billigen.
Vom Herausgeber.
3. Londons Umfang und Bevölkerung, sonst und ^ctzt.
London.
„A mighty mass of brick and smoke and shipping,
Dirty and dusky, but as wide as eye
Could reach, with here and there a sail just skipping
In sight, then lost amidst the forestry
Of masts, a wilderness of steeples peeping
On tiptoe, through their sea-coal canopy;
A huge dun cupola, like a foolscap crown
On a fool’s head and there is London town!“
(Don Juan Ix. 82.)
Nicht schmeichelhaft ist das Bild, welches Lord Byron hier
von der großen Weltstadt entwirft:
Eine gewaltige Masse von Ziegelsteinen und Rauch und
Schiffen, schmutzig und düster, aber groß, so weit das Auge rei-
chen konnte, hier und da ein Segel gerade in die Augen sprin-
gend, dann verloren im Mastenwald; eine Wildniß von Tür-
men mit der Spitze blickend durch ihren Steinkohlen-Himmel;
eine ungeheuere schwarzbraune Kuppel (die Paulskirche), gleich
einer papiernen Krone auf eines Narren Haupt — das ist die
Stadt London!
Die Beantwortung der Frage nach den Vorzügen, oder Nach-
theilen, dem Reiz, oder der Unannehmlichkeit einer Stadt wie
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Londons
Extrahierte Ortsnamen: London London Mastenwald London
293
der damit in Verbindung stehenden Gewerke. In Southwark am
südlichen Themseufer sind die meisten großen Fabriken.
Im ganzen gehören zur Stadt London:
1. Die Altstadt (City) mit ihren 26 Wards (Stadtvier-
teln) und ihren Immunitie8 (Freiheiten).
2. Die außerhalb liegenden Sprengel der Altstadt (Out-
parishes of the City).
3. Westminster (the City of Westminster).
4. Die 5 parlamentarischen Wahlbezirke (parliamentary
Boroughs (spr. Boros): Marylebone, Lambeth, Southwark, Fins-
bury, Tower Hamlets (d. h. die Dörfer des Tower).
Ganz London sendet 16 Vertreter ins Unterhaus; die reiche
City mit ihren Merchant Princes (Handelsfürsten) ist durch
4 Mitglieder vertreten.
Dies ist das heutige London nach seinem Umfange und
dem allgemeinen Charakter seiner Hauptbestandtheile. Wie ver-
schieden hiervon das ehemalige London war, zeigt sich recht
anschaulich auf einer neuerdings veröffentlichten Karte Londons,
wie es im Beginn von Elisabeth's Regierung war. Hier figuriert
der Tower in einsamer Abgeschiedenheit im Osten und außerhalb
der Stadt; Finsbury und Spitalfields liegen weit weg in der
Landschaft, nach englischer Sitte von grünen Rasenplätzen (greens)
und Heckeneinfriedigungen (hedgerows) umgeben. Westlich von
Templebar, dem heutigen Eingang in die City und dem einzigen
Thore Londons, (welches aber nur geschlossen wird bei einem
königlichen Besuche in der City, damit der Lordmayor die Schlüs-
sel der Stadt überreichen kann) stehen im Strand die Dörfer
St. Giles in den Feldern (in the heldg), Charing und andere
Weiler und tiefer noch nach Westen erhob sich, selbständig und
für sich bestehend, eine Stadt mit einem berühmten alten Mün-
ster und einer frühern Königsburg, Westminster. Mitten inne
dehnt sich der Strand, seinem Namen entsprechend am Flußrande
hin, eine freie Fläche, hier und da mit Edelsitzen und Gärten
der Reichen geschmückt.
Bevölkerung. Zur Zeit Wilhelms des Eroberers (1066)
hatte London nicht viel über 10,000 Einwohner. In der Schil-
derung eines Besuches am Hofe Heinrichs Viii. vom Jahre
1543 ist London beschrieben als eine der größten Städte der
Christenheit, deren Ausdehnung sich »beinahe über eine Stunde
Weges" erstrecke! — Unter Elisabeth zählte die Hauptstadt etwa
145,000, beim Regierungsantritte Jacobs I. (1603) nicht viel
mehr als 150,000 Bewohner. Vor der Restauration Karls Ii.
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Extrahierte Personennamen: Lambeth Wilhelms Heinrichs Heinrichs Karls
Extrahierte Ortsnamen: Southwark London Westminster Westminster Southwark London London Londons Londons Westminster London London Karls
328
nische Hochland die Terrassen, rings um die Terrassen dehnen sich
die Tiefländer, eingefaßt von den Küsten des Meeres. Es ist
dieß eine concentrische Folge von Hochland, Terrasse, Tiefland und
Küste, von den Flüssen strahlenförmig durchschnitten. Wie eintönig
ist dagegen der Terrassenbau z. B. der skandinavischen Halbinsel,
deren Terrassenstufen ganz in geraden Linien sich erstrecken. Die
Flüsse, dort zu drei verschiedener Küstenrichtung ungehörigen
Stromgebieten entwickelt und geeint, durchbrechen hier sämmtlich
in isolierten Parallelläufen und in Verticalrichtung die Bergstu-
fen; das Flachland, dort in drei Stromtiefländer von verschiede-
ner Größe und Richtung gegliedert, ist hier der schmale Küsten-
rand eines Meerbusens, der ihm ebenfalls parallel läuft; Skan-
dinavien ist durch seine Flüsse gleichsam zerhackt, Frankreich bildet
das Ganze eines Halbkreises, in welchem die Flußradien die
Küstenperipherie und das hochliegende Centrum zur Einheit zu-
sammenschließen.
Frankreich hat vor der griechischen und italischen Halbinsel
die oceanische Seite, vor Hispanien die Tiefländer voraus. In
Frankreich halten sich Hochland, Terrassen und Tiefland mehr und
mehr das Gleichgewicht, ein Berhältniß, welches sich in Deutsch-
land noch vortheilhafter stellt. Jene drei Stromgebiete also der
Seine, Loire und Garonne, vereinigt nicht allein durch das ge-
meinschaftliche Quellgebiet des Sevennensystems, sondern auch
durch ein zusammenhängendes, von den Westpyrenäen bis an
den Rhein reichendes Tiefland, bilden ein Naturganzes, reich zu-
gleich an innern Unterschieden. Diesem räumlichen Zusammenhang
entsprechend sehen wir auch die französische Geschichte aus aller
anfänglichen Trennung eine entschiedene Einheit anstreben, fast
bis zur Ausartung; denn darauf kommt die heutige Centralisa-
tionssucht füglich hinaus. Die Gebiete der Seine, Loire und Ga-
ronne bilden das oceanische Frankreich; das Rhonegebiet ist
als die mediterrane Region ein von dem übrigen Frankreich ge-
trenntes Glied. Bodenform wie die Richtung der Stromläufe
Frankreichs gewähren die größte Leichtigkeit der Kanalverbindung
wie die keines andern großen Landes. Schon Strabon sagt des-
halb : „Es haben aber die Flüsse einen so geschickten Lauf, daß
die Waren leicht aus einem Meere in das andere gebracht wer-
den können, so daß man sie nur kleine Strecken zu Lande wei-
ter zu schaffen braucht; die längste Strecke des Weges werden
sie auf Flüssen hin- und hergeführt." In gleicher Weise ist das
französische Bergland, welches im allgemeinen die Landcommuni-
cation überall begünstigt, nach verschiedenen Richtungen hin von
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Rhein Frankreich Frankreich Frankreichs
Sechste Periode. 91
Sülly die Finanzen in einen bessern Zustand, be-
förderte die Handlung und legte den Grund zu dem
Seidenbau und zu vielen Manufakturen. Nach
und nach erholte sich Frankreich von seinen Krie-
gen , welche unter Ludwig Xlll. völlig geendigt
wurden.
§- 74'
Die Religionsbedrückungen in den Nieder-
landen veranlaßten die Entstehung eines Frei-
staats. Die Niederlande, welche ehedem ein Theil
von der fränkischen Monarchie, dann vom deut-
schen Reiche waren, kamen im I. 1477 an das
Haus Oestreich (§. 67.), und machten seit 1512
den burgundischen Kreis aus. Als der König von
Spanien, Philipp n., ein Sohn Karls V., die
protestantischen Niederlande durch Einführung der
Inquisition (Z. 52.) zur Annahme der katholi-
schen Religionslehre zwingen wollte, und der Ge-
neralstatthalter, Herzog von Alba, sie hart behan-
delte; so widersetzten sie sich auf Antrieb des Für-
sten von Nassau, Wilhelm von Oranien, welcher
das Haupt des Niederländischen Adels war. Fünf
Provinzen schlossen sogar 1579 einen Bund zur
Behauptung ihrer gänzlichen Unabhängigkeit, wel-
chem auch bald die übrigen Provinzen beitraten.
Sie entsagten also der jpanischen Herrschaft, und
wählten den erwähnten Prinzen, Wilhelm, zu ih-
rem Oberhaupte. Nach einem 30 Jahr langen
Kampfe mußte ihnen im I. 1609 der mächtige Kö-
nig von Spanien einen Waffenstillstand zugestehen.
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xlll Ludwig Philipp_n Philipp Karls_V. Karls_V. Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlande Haus_Oestreich Spanien Nassau Spanien
Sechste Periode. 137
rottung des vom Pabst Innozenz Viii. 1484 vor-
züglich begünstigten Aberglaubens von Heren und
Gespenstern, durch welchen fast io Millionen Men-
schen als vermeinre Heren auf dem Scheiterhaufen
ihr Leben verloren hatten, trug Balthasar Be-
cker, ein Prediger zu Amsterdam, und Thoma-
sius, Professor zu Halle, (wo er die Stiftung der
dasigen Universität 1694 veranlaßte), (er starb
1728) das Meiste bei. Indessen giebt es bey
aller Aufklärung unsers Zeitalters in Religion und
Sittenlehre noch wilde Auswüchse des Aberglau-
bens und Unglaubens. Man läßt sich auf der
einen Seite von Ahnungen, Visionen und Gcisier-
erscheinungen hinreißen, und auf der andern milk
man die Beweise für die Göttlichkeit und Wahrheit
des Christenthums bezweifeln. Der herrschende
Ton scheibt das irdische Seyn als seinen Gö-
tzen einführen zu wollen. Doch muß man denn
auch wieder zur Ehre unsers Zeitalters gestehen,
daß Religionsfreyheit und Duldung gegenwärtig
weit herrschender ist, als vormals, und daß die
verschiedenen Religionsparteien mit mehr Eintracht
als vorher unter einander leben. Daher mag es
kommen, daß man in unsern Tagen sehr viel und
ernstlich über die Vereinigung der katholischen und
protestantischen Glaubenslehre in öffentlichen Schrif-
ten vonplank, Brauer, Stäudel u. a.verhandelt hat.
§. Iol.
Fast in allen europäischen Staaten, 'vorzüglich
aber in England, Deutschland, Frankreich, Jta-
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Xxxvi . Einleitung.
Das zertheilte Polen nannte' sich auch eine
Republik/ und die grosse französische Republik hat
sich schnell/ ohne gewaltsame Revolution, wieder
in eine Monarchie verwandelt.
Ausser diesen bedeutenden Staaten, giedt es
Noch eine Menge kleiner Staaten, Länder und
Länderchen in Europa, welche in folgender Erd-
beschreibung aus einander gesezt, und in ihrer
Ordnung beschrieben fm&
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
692 Sieben Inseln Republik.
der, unter dem Namen Muskaten Wein, überve.
nedig nach Deutschland kommt.
Die Anzahl der Einwohner, in allen Inseln,
ist 200,000, wovon Cefalonien am stärksten be,
völkeri ist. Die Einwohner sind meist Griechen,
theils auch von der katholischen Religion. Die
griechische Kirche war der Gerichtsbarkeit des Pa,
Iriarchcn von Konstantinopel unterworfen, hat
aber iezt einen eigenen Priester, welcher durch
Adel und Geistlichkeit erwählt wird. Der Kirchen-
dann ist ein wirksames Mittel,dasvolk in der Dumm,
heit zu erhalten, denn die Griechen haben eine
lächerliche Furcht vor diesem Popanzen.
Die Einwohner beschäftigen sich mit dem An,
bau dieser fruchtbaren Länderchen, und treiben
Handel mit Wein, Oel, Baumwolle, feinen
Früchten, Rosinen, Zibeben, Butler, Käse, auch
Gartenfrüchten, und fremdem Gut.
Diese Inseln gehörten vormals zu Venedig.
Als diese Republik erobert wurde,' so sind diese
Inseln von den Franzosen besezt, von den Türken
und Russen aber wieder erobert worden. Im
Jahr 1800 wurde aus diesen Inseln eine eigene
Republik gemacht, die unter türkischem und ruf,
sischem Schuze stehen solle, wofür sie an die Tür,
kei alle 3 Jahre 75,000 Thalcr Schuzgeldzahlen
muß. Rußland hat hier eine Besazung von
10,000 Mann, welche der Kaiser selbst unterhält.
Das Wappen ist ein gehender Löwe im blauen
Felde.
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Extrahierte Personennamen: Butler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Konstantinopel Venedig