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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Z 7. Kaisertum und Papsttum im Kampfe miteinander.
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Bei Heinrichs Iii. Tode war Heinrich Iv. erst sechs Jahre alt. Unter der vormundschastlichen Regierung der Königin Agnes, die von dem Bischof Heinrich von Augsburg beraten wurde, sollte die straffe Einheit des Reiches, wie sie von Konrad Ii. begründet und von Heinrich Iii. festgehalten worden war, sich.rasch lockern. Schon 1056 gab die Kaiserin Tnscien an Gottfried von Lothringen zurück, Schwaben erhielt Rudolf von Rheinselden (1057), und Bayern kam 1061 an Otto von Northeim. Die Unfähigkeit der Kaiserin Agnes, das Reich zu regieren, war die Ursache zur Bildung einer Gegenpartei, der unter Führung des Erzbischofs Anno von Köln Otto von Northeim, Günther von Bamberg, Eckbert von Braunschweig und Herzog Gottfried von Lothringen angehörten. Erzbischof Anno entführte den jungen König 1062 von Kaiserswerth und riß dadurch die Reichsregieruug an sich. Doch schon im folgenden Jahre setzte es Adalbert von Bremen durch, daß ihm die Reichsregierung übertragen wurde. Gleichzeitig übernahm er auch die Erziehung des jungen Königs, beendete sie aber 1065, indem er Heinrich in Worms mit dem Schwerte umgürten und mündig erklären ließ. Den Sitz des Hoses verlegte er dann nach Goslar; die Regierung lag im wesentlichen in Adalberts Händen. Doch allmählich begann Heinrich selbständig zu herrschen. Er knüpfte an Konrads Ii. und Heinrichs Iii. Regentschaft an und wollte als Absolutist sein Land regieren. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern suchte er seine Stütze bei den Laien — den Reichsministerialen —, und die sichere Basis seiner Macht sollte Sachsen sein; ans diesem Grunde ließ er in Sachsen eine Anzahl fester Burgen erbauen, als deren bedeutendste die Harzburg gilt. Die Sachsen sahen hierin eine Bedrohung ihrer Freiheit; sie erregten einen Ausstand, dessen Seele Otto von Northeim war. Im Vertrage zu Gerstungen versprach Heinrich die Schleifung der sächsischen Burgen; doch die kirchenschänderischen Verwüstungen der Sachsen änderten die Lage zugunsten des Königs. Die Bürger von Worms und Köln — erstere schon 1073 — nahmen Partei für Heinrich, die süddeutschen Herren leisteten ihm Hilfe, und in der Schlacht bei Hohenburg an der Unstrut (1075) wurden die Sachsen völlig bezwungen.
Inzwischen aber war unter dem Einfluß der cluniazensischen Reformen das Papsttum bedeutend erstarkt. Ohne Mitwirkung der deutschen Reichsregierung war kurz nach Heinrichs Iii. Tode in Rom Papst Stephan Ix. gewählt worden, der das Papsttum wieder auf eigene Füße zu stellen begann. Der geistige Führer der Resormpartei am päpstlichen Hose war schon damals der Mönch Hildebrand, der bei Saona in Tuscien geboren, in Rom erzogen worden war und sechs
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§ 7. Kaisertum und Papsttum im Kampfe miteinander.
Jahre die lombardische Krone. Lothar aber nahm die Städte Nürnberg und Speyer ein und gewann so das Übergewicht in Deutschland.
Inzwischen hatte die Papstwahl des Jahres 1130 ein Schisma begründet: Anaklet Ii. und Innocenz Ii. waren gewählt worden. Für ersteren nahm Roger Ii. von Sizilien Partei; dieser empfing vom Papste auch 1128 die Anerkennung seiner Herrschaft über Apulien und Kalabrien, die er in Besitz genommen hatte. Mit den großen Mächten Mitteleuropas aber nahm König Lothar Partei sür Innocenz Ii., den er aus seinem ersten Römerzuge (1133) auch nach Rom führte. Innocenz krönte Lothar zum Kaiser und übertrug ihm die Mathildeschen Güter als päpstliche Lehen; die Staufen wurden gebannt und mußten sich unterwerfen. Lothar aber war nicht imstande, Rom dauernd gegen Roger von Sizilien zu schützen. Der Normannenfürst setzte Anaklet Ii. wieder als Papst ein. Da zog Lothar 1136 zum zweiten Male nach Italien; er entriß den Normannen ganz Unteritalien, konnte aber ohne eine Flotte Sizilien nicht bezwingen. Lothars Eroberungen gingen rasch wieder verloren, und kaum hatte der Kaiser Deutschlands Boden wieder betreten, als er 1137 in Tirol starb.
Auf dem Sterbebette hatte Lothar feinem Schwiegersöhne Heinrich dem Stolzen zu dem Herzogtums Bayern auch das Herzogtum Sachfen sowie die Reichsinsignien übergeben, jedenfalls in der Hoffnung, daß er sein Nachfolger werde. Für die Reichseinheit wäre das jedenfalls auch von besonderer Bedeutung gewesen; denn der mächtige Beherrscher von Bayern und Sachsen hätte ein kräftiges Regiment führen können; aber den deutschen Fürsten war Heinrich zu mächtig; sie fürchteten für ihre Selbständigkeit und wählten den an Gütern schwächeren Hohenstaufen Konrad Iii. von Schwaben zum Könige (1138/1152). Heinrich der Stolze gab die Reichsinsignien bereitwillig heraus; als aber Konrad auch die Abtretung eines der beiden Herzogtümer forderte, -wies er diese Forderung zurück. Heinrich wurde geächtet, und nach erbitterten Kämpfen mußte sein Sohn Heinrich der Löwe, der dem Vater 1139 gefolgt war, Bayern abtreten (1142), das an Leopold von Österreich kam. Seine Ansprüche auf Bayern aber hielt Heinrich lebendig.
Im Jahre 1147 beteiligte sich Konrad an dem zweiten Kreuzzuge. Persönliche Reibereien, politische Gegensätze und schmutziger Verrat verursachten dessen Mißerfolg. Als der König heimkehrte, mußte er von neuem gegen die ausständischen Welfen rüsten; nach einem mißglückten Angriff starb er 1152, ohne den schroffen Gegensatz zwischen Hohenstaufen und Welfen ausgeglichen zu haben.
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§ 8. Die Weltmacht der Hohenstaufen und die Kolonisation des Ostens. 87
wurde der Anschluß Schlesiens an Deutschland vorbereitet. Deutschtum und Christentum machten in den ostelbischen Gebieten rasche Fortschritte. Freie Bauern, Fürsten, Bischöse und Klöster, seit 1170 besonders Prämonstratenser und Cistercienser arbeiteten wetteifernd an der Kolonisation dieser Gebiete.
Die ganze Kolonisation des Ostens vollzog sich weniger unter dem unmittelbaren Schutze des Kaisers als unter der Leitung der geistlichen und weltlichen Fürsten. Sie stärkte auch das Ansehen Heinrichs des Löwen, der in der Tat „ein ungekrönter König in Norddeutschland" geworden war.
Deutschlands Machtentsaltung beruhte damals im wesentlichen auf dem Dualismus der Welfen und Staufen. Vorwiegend jedenfalls um feinen eigenen Jntereffen besser dienen zu können, weigerte Heinrich der Löwe dem Kaiser die Heeresfolge 1174. Nach der Heimkehr des Kaisers klagten die sächsischen Feinde Heinrichs diesen beim Kaiser des Landsriedensbruchs und sogar des Hochverrats an. Da der stolze Welse jeden friedlichen Vergleich, zu dem der Kaiser scheinbar gern geneigt gewesen wäre, von sich wies, wurde er durch den Spruch des Fürstengerichts in Würzburg in die Acht erklärt. Die Herzogtümer Sachsen und Bayern wurden auseinandergerissen. Der Erzbischos von Köln erhielt das Herzogtum Westfalen, Bernhard von Anhalt das Herzogtum Sachsen; Steiermark wurde ein selbständiges Herzogtum, Krain und Istrien mit Tirol verbunden, und den Rest erhielt Psalzgras Otto von Wittelsbach als Herzogtum Bayern. Nach einiger Gegenwehr ergab sich Heinrich der Löwe 1181; er erhielt die Erbgüter seines Hauses mit Braunschweig und Lüneburg zurück und wurde auf drei Jahre nach England verbannt.
Nach dem glänzenden Pfingstseste in Mainz 1184, bei dem der größte Teil der Ritterschaft um den Kaiser versammelt war, zog Friedrich zum sechsten Male nach Italien; diesmal zog er ohne kriegerische Absichten, aber mit einem prächtigen Eesolge und weitausschauenden politischen Plänen, die sich aus Unteritalien richteten. Seinen Sohn und Erben Heinrich vermählte er in Mailand 1186 mit Konstanze, der Erbin von Neapel und Sizilien. Auf friedlichem Wege kam so jener wertvolle Besitz an das Haus der Staufen, nach dem einst Otto I. und Ii. vergeblich gestrebt hatten. Papst Urban Iii. erhob zwar gegen diesen Schritt des Kaisers seine Stimme; denn ihn traf durch diese Verbindung ein harter Schlag: er verlor feinen treuesten Bundesgenossen in den Normannen und sah sich von beiden Seiten von kaiserlichem Gebiet umklammert. Der alte Kamps schien wieder zu erwachen, als die Kunde ins Abendland
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8. Die Weltmacht der Hohenstaufen und die Kolonisation des Ostens. 91
Jahr aber schob er die Ausführung seines Versprechens hinaus, bis Gregor Ix. (1227/1241) den Kreuzzug stürmisch forderte, nachdem der Kreuzzug von 1217 in Ägypten ein klägliches Ende gesunden hatte. Friedrich sammelte 1227 in den apulifchen Häsen etwa 50000 meist deutsche Kreuzfahrer; Krankheiten, denen auch u. a. der Landgraf Ludwig Iv. von Thüringen, der Gemahl der heiligen Elisabeth, zum Opser fiel und die ihn selbst ergriffen, zwangen ihn, das Unternehmen vorläufig wieder einzustellen. Da der Papst Friedrichs Krankheit nach den ihm zugehenden Berichten als Verstellung ansah und infolgedessen an dem guten Willen des Kaisers zur Ausführung des Kreuzzuges zweifelte, sprach er den Bann über ihn aus. Der gebannte Kaiser aber führte dennoch gegen Ende des Jahres 1228 mit etwa 11000 Mann den Zug nach Palästina aus, und durch den Vertrag mit dem Sultan El Kamil gewann er Jerusalem, Bethlehem und Nazareth, die Orte am Wege von Bethlehem nach Jerusalem, die Pilgerstraße von Akkon nach Jerusalem nebst Sidon und Lydda aus 10y2 Jahre. In der Grabeskirche setzte er sich die Krone von Jerusalem aufs Haupt, und als er nach Italien zurückgekehrt war, trieb er mit Hilfe eines deutsch-arabischen Söldnerheeres die päpstlichen Schlüsselsoldaten aus Apulien, söhnte sich in San Germano (bei Monte Cassino) mit dem Papste aus und wurde vom Banne befreit.
Inzwischen war der Erzbischof Engelbert von Köln, der Vormund Heinrichs (Vii.) und Reichsverwefer in Deutschland, der persönlichen Rache feines Neffen, des Grafen Friedrich von Isenburg, zum Opfer gefallen (1225). Da übertrug Friedrich das Amt eines Reichsverwefers dem Herzoge Ludwig von Bayern. Da dieser aber die Städte sehr begünstigte, erhob sich Heinrich (Vii.) gegen ihn (1229) und stützte sich wieder ganz auf die Ministerialen, deren Ziel die Loslösung Deutschlands von Italien und die Aufrichtung einer selbständigen Regierung war. Das aber widersprach der Weltpolitik Friedrichs; er zwang seinen Sohn deshalb durch das Wormser Privilegium (1231), den Fürsten neue Zugeständnisse zu machen: es sollten keine neuen Städte zum Nachteil der Fürsten errichtet werden, den Städtern wurde die Ausnahme der Pfahlbürger sowie die Errichtung städtischer Innungen verboten, und die Landesherren— auch die weltlichen Fürsten empfingen die Landeshoheit — erhielten das Münzrecht, das Recht der Befestigung in den Städten sowie das Recht der Gesetzgebung in ihren Territorien, das sie in Gemeinschaft mit den Notabeln, den Land-ständen, ausüben dursten. So wurde die sürstliche Herrschergewalt bedeutend erweitert, ganz besonders als Gegenwirkung gegen die aufstrebenden Städte. Zwar unterwarf sich hier Heinrich feinem
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Ii. Das Frankenreich.
(791/795) die Avaren nieder; der westliche Teil ihres Gebietes (Pannonien und das Donauland) wie Karrentanien (Steiermark und Kärnthen), Istrien, Norddalmatien und Friaul traten unter fränkische Grafen.
Nicht so glücklich wie gegen die germanischen und östlichen Stämme war Karl gegen die Araber in Spanien, die der fränkischen Kultur weit überlegen waren. Sein wuchtiger Schlag gegen ihre Herrschaft war erfolglos, und auch die bis 811 fortgesetzten Kämpfe führten nur zur Errichtung der spanischen Mark zwischen den Ostpyrenäen und dem Ebro.
Durch seine vielen Kriege hatte Karl ein mächtiges Reich zusammengebracht. Die Grenzen reichten im Norden bis zur Eider, im Osten bis zur pannonischen Donaugrenze; im Süden reichte Karls Herrschaft bis an den Garigliano und im Südwesten bis zum Ebro. Die Angelsachsen, die christlichen Spanier sowie der abbasidische Kalif Harun al Raschid aus Bagdad erkannten Karl als Oberherrn des Abendlandes an. Einer solchen Macht entsprach der Titel eines Königs der Franken und Langobarden nur unvollkommen. Ein stärkeres Einheitsband mußte geschaffen werden, die verschiedenen Nationen zusammenzuhalten. Es war natürlich, daß Karl bei der Begründung seiner neuen Stellung an das römische Reich anknüpfte; zwar ging dieses bereits 476 unter; aber in der Idee lebte es doch noch fort. Zu diesem Zwecke war ein Zusammenwirken mit der Kirche unerläßlich, und auch die Kirche hatte ein besonderes Interesse daran, einen mächtigen Herrscher als Schutzherrn zu erhalten. So lagert die Gründe der Erhebung Karls zum römischen Kaiser nahe. Nachdem Karl den Papst Leo Iii., der von seinen Feinden hart bedrängt wurde, nach Rom hatte zurückführen lassen und als römischer Patrizius über die Gegner des Papstes Gericht gehalten hatte, krönte der Papst ihn am ersten Weihnachtstage, dem Anfange eines neuen Jahres und Jahrhunderts, zum römischen Kaiser. Die nene Würde brachte Karl keinen unmittelbaren Machtzuwachs; Karl wurde aber als Nachfolger Kaiser Konstantins Schutzherr der Kirche; so wurde hier die innige Verbindung zwischen Papsttum und Kaisertum geschlossen, die für die Folge Segen und Unheil erzeugen sollte. Die Kaiserwürde gab aber auch der Idee Ausdruck, daß die christlichen Völker des Abendlandes eine unzertrennliche Kulturgemeinschaft bilden sollten. Soweit Menschenkraft vermochte, hat Karl an der Verwirklichung dieser Idee gearbeitet.
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6. Begründung und Ausbau des Reiches.
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Pfalzgrafen, denen die Verwaltung der königlichen Güter oblag, stellte Otto den Herzögen eine Art Aufseher an die Seite.
So bildete jetzt Deutschland unter Sachsens Führung eine geschlossene Macht, und die erste gemeinschaftliche Tat sämtlicher Stämme ist die Ungarnschlacht aus dem Lechselde (955), in der diese Feinde Deutschlands endgültig zurückgewiesen wurden.
Während Heinrichs I. Politik sich ausschließlich aus Deutschland bezog, ging Otto in seinen Zielen weiter. In die westsrünkischen, burgundischen und italischen Angelegenheiten griff er ordnend ein, und bei den Böhmen, Polen und Dänen sicherte er sein Ansehen. Otto betrachtete sich als den Vorkämpfer der abendländischen Christenheit und knüpfte fo unmittelbar an die karolingischen Ideen an. Es ist daher auch nur das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung, daß er im Jahre 962 aus den Händen des Papstes die römische Kaiserkrone empfing. Ottos Stellung änderte sich durch den neuen Titel nicht; denn er brachte ihm nichts, das er nicht schon besessen hätte.
Kaisertum und Papsttum bildeten feit Karls des Großen Krönung die Grundlage für den Zusammenhang der abendländischen Christenheit. Zu Ansang des 10. Jahrhunderts war das Kaisertum fast erloschen, das Papsttum durch arge Mißwirtschaft tief gefunken und scheinbar seinem Ende nahe. Hier brachte Otto Rettung und begründete seinen Beinamen „der Große". Er stellte das Kaisertum wieder her und hob das Papsttum. Wie Karl der Große so nahm auch Otto sür sich das oberherrliche Recht über den Staatenbund und die Kirche in Anspruch. Seine Herrschaft über die Kirche ist ausgeprägter als die Karls: denn dieser fand große und würdige Männer auf Petri Stuhl. Als Otto aber die Krone empfing, war in Johann Xii. ein Mann Träger der päpstlichen Gewalt, der wilder Parteileidenschaft und Weiberwirtschaft feine Stellung verdankte und in feiner Charakterschwäche und seinem Leben seiner hohen Stellung nur zur Schande gereichte; diese Zustände erklären das Übergewicht der kaiserlichen über die päpstliche Gewalt. Otto der Große machte den Anspruch, daß ohne seinen Willen kein Konzil im Reiche berufen werde und daß kein Beschluß der Konzile ohne seine Genehmigung Gesetzeskraft besitze; er gründete neue Bistümer, ernannte die Bischöfe und verfügte über das Eigentum der Kirche. Ottos Herrschaft über die Kirche war in diesen wirren Zeiten für diese wiederum von großem Segen. Durch die Erhebung des Sachsen Adaldag zum Erzbischof von Bremen leitete Otto die dänische Mission ein; er förderte die Kolonisation und Christianisierung des slawischen Ostens mit Hilfe Hermann Billungs, Geros und der Klöster; der gesamten slawischen Mission schuf er im
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60 Iii. Das deutsch-römische Reich im Bunde mit der Kirche.
Erzbistum Magdeburg die Mutterkirche. Die Mission in den slawischen Ländern war Otto keineswegs ein lediglich kirchliches Werk; wie Karl der Große benutzte auch er sie zur Befestigung seiner Herrschaft.
Daß Otto die Kirche zu staatlichen Zwecken benutzte, prägt sich besonders deutlich darin aus, daß er seinen Bruder Bruno zum Erzbischof von Köln ernannte und ihm das Herzogtum Lothringen übertrug. Die Herzoggewalt in diesem unruhigsten Herzogtum sollte in der geistlichen Macht Brunos eine Sicherung erfahren.
Unter Otto dem Großen erreichte die deutsche Kaisermacht ihren Gipfelpunkt. Seine allgebietende Stellung zeigt sich besonders deutlich bei dem letzten und glänzendsten Osterfeste seines Lebens, das er 973 in Quedlinburg feierte: „außer den deutschen Fürsten und Prälaten erschienen dort huldigend und dienend die Herzoge von Böhmen und Polen; dänische, russische, bulgarische Gesandte nahten sich dem Herrn der Welt; Botschaften von Rom und Konstantinopel wurden vorgebracht, und die Ungarn, fo oft diesem Lande als raubende Feinde erschienen, brachten in reichen Geschenken den Zoll ihrer Furcht. Wenige Wochen später empfing der Kaiser zu Merseburg eine Gesandtschaft aus dem mohammedanischen Afrika."
Ottos des Großen Sohn Otto Ii. (973/83) ging in seinem Streben über das Ziel, das jener verfolgte, hinaus. Während Otto I. den nationalen Charakter des Kaisertums betonte — „Heiliges römisches Reich deutscher Nation" — und Italien als ein Nebenland Deutschlands betrachtete, griff Otto Ii. die Mittelmeerpolitik der römischen Imperatoren wieder aus; Italien sollte Deutschland gleichbedeutend zur Seite treten, es sollte für den Süden die gleiche zentrale Machtstellung behaupten, die Deutschland für Mitteleuropa besaß. Bei diesem Streben mußte Otto naturgemäß auf den Widerstand Ostroms und des Islams stoßen; mitten in dem Kampfe gegen sie zerstörte der Tod seine Pläne, um in Otto Iii. (983/1002) Deutschland einen Herrscher zu geben, dessen kühne Phantasie die Pläne seines Vaters und Großvaters weit hinter sich ließ: er wollte das alte Imperium mit seinem Mittelpunkte Rom wieder herstellen. Deutschland sollte ein Nebenland seines Reiches werden. In Gregor V. gab er der Kirche den ersten deutschen Papst. „Kaiser und Papst sollten Träger einer einheitlichen unteilbaren Macht sein; in dem Jdealstaate und der Jdealkirche sollte das Reich Gottes auf Erden verwirklicht werden." Karl der Große war Ottos Vorbild — Otto in Aachen im Grabe Karls des Großen —. Doch Otto mußte sich überzeugen, daß fein Ideal sich nicht verwirklichen ließ.
Heinrich Ii. (1002/24) verließ die phantastischen Pläne Ottos Iii. rasch und lenkte in die Bahnen der früheren nationalen Politik wieder
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
62
Iii. Das deutsch-römische Reich im Bunde mit der Kirche.
gedachte die herzogliche Stellung zu einem bloßen Reichsamte herabzudrücken.
Wie seine Vorgänger, so benutzte auch Heinrich Iii. die Kirche Zur Stütze seines Staates. Er unterstützte daher auch die Bestrebungen der Kluniazenser, die darauf gerichtet waren, die Kirche zu reformieren, das Weltliche ihr abzustreifen. Die Kirche sollte nach des Kaisers Willen unter dem Kaisertum stehen. Die Bischöfe setzte Heinrich selbst ein; den Streitigkeiten um den päpstlichen Stuhl machte er auf der Synode zu Sutri (1046) ein Ende, indem Gregor Vi. und Sylvester Iii. abgesetzt wurden — Benedikt Ix. wurde auf der Synode Zu Rom bald darauf auch seiner Herrschaft entsetzt — und auf feine Einwirkung hin der Bischof Suitger von Bamberg als Papst Klemens Ii. den päpstlichen Stuhl bestieg; er krönte Heinrich in demselben Jahre zum Kaiser. Auf Klemens Ii. folgten unter Heinrichs Regierung noch Damafus Ii., Leo Ix. und Viktor Ii. als deutsche Päpste. In Sutri wurde gleichzeitig bestimmt, daß der Kaiser bei den Papstwahlen die erste und entscheidende Stimme habe. Das Papsttum zeigt sich hier ganz im Banne des Kaisertums.
Die Macht des Kaisertums stand um 1050 auf einer Höhe, wie kaum zuvor. Aber der stolze Bau begann bald an allen Enden zu reißen. Die Ungarn erhoben sich und machten sich frei von Heinrichs Oberherrschaft; allenthalben entstanden innerhalb seines Reiches, besonders im Wessen, Unruhen, deren der Kaiser nicht wieder ganz Herr wurde. Das Königtum stand bei Heinrichs Tode nicht so gefestigt da, als bei seinem Regierungsantritte, und die Kirche, die unter der Wirkung der kluniazensischen Reformen immer mehr erstarkte, begann bald ihren erfolgreichen Kampf gegen das sie beherrschende Kaisertum. * *
*
„Die Kirche ist die erste und wichtigste Kulturmacht des Mittelalters gewesen: dem deutschen Menschen war sie Lehrerin und Erzieherin, und als Herrin weltlichen Besitzes leitete sie ihn auch zu einer höheren materiellen Stufe" (Steinhausen). Als Kulturträgerin war die Kirche die Erbin der spätrömischen Kultur, die sie mit dem christlichen Geiste durchdrang. Da Religion und Leben das ganze Mittelalter hindurch sich innig gegenseitig durchdrangen, so wurde dadurch der Einfluß der Kirche auf alle Lebensverhältnisse um so stärker. Ganz besonders zeigt der Geistliche sich im 10. und 11. Jahrhundert als Träger einer höheren Kultur, in jener Zeit, die durch die innige Verbindung des Kaisertums mit dem Papsttum sich kennzeichnet.
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
§ 7. Kaisertum und Papsttum im Kampfe miteinander.
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ihrer Auflehnung. Die selbständige Stellung des Papsttums aber war begründet, und die folgenden Streitigkeiten drehten sich bei ihm nur um die Behauptung der einmal erworbenen Selbständigkeit, beim Königtum aber um die Wiedergewinnung der verlornenen übergeordneten Stellung.
Wenn Heinrich geglaubt hatte, den Ausruhr seiner Gegner in Deutschland durch seinen Gang nach Canossa zu dämpfen, so hatte er sich getäuscht. In Forchheim bei Nürnberg wählten die Ausständischen den Herzog Rudols von Schwaben zum Könige. In Franken, Bayern, Kärnten, Böhmen und Burgund, bei den Erzbischöfen von Köln und Trier und den Bischöfen Süddeutfchlands und der Lombardei sowie in den Städten Worms und Augsburg fand Heinrich großen Anhang; aber auch Rudolfs Anhänger waren zahlreich. In Deutschland entspann sich nun ein heftiger Bürgerkrieg. Nachdem Heinrich bei Mellrichstadt in Franken (1078) und bei Flarchheim in Thüringen (1080) besiegt worden, erklärte der Papst sich für Rudols und belegte Heinrich port neuem mit dem Banne. Doch Heinrichs Anhänger verbanden sich jetzt um so fester mit diesem; eine deutsch-lombardische Synode entsetzte Gregor (1080) zum zweitenmal seines Amtes und wählte den Bifchof Wibert von Ravenna zum Papste. Bevor aber Heinrich sich anschickte, Wibert nach Rom zu führen, wollte er den Bürgerkrieg in Deutschland beendigen. Er zog gegen die Aufständischen; bei Hohen-mölsau an der Weißen Elster unterlag er zwar wieder, aber Rudolf von Schwaben fiel, und die Gegner waren jetzt ohne einheitliche Führung.
Nun zog Heinrich nach Italien, um dem neugewählten Papste in Rom Anerkennung zu verschaffen. Das gelang ihm auch (1083): Klemens Iii. war der erste kaiserliche Gegenpapst; aus seiner Hand empfing Heinrich die römische Kaiserkrone (1084). Gregor Vii. wurde in der Engelsburg eingeschlossen; aus dieser befreite ihn der Normannen-herzog Robert Guiseard und führte ihn nach Salerno; hier starb Gregor, „ein Mann von unzweifelhaft reinem Leben," am 25. Mai 1085. „Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht, darum sterbe ich in der Verbannung"; mit diesen Worten offenbarte Gregor die Triebfeder feines Strebens und gestand feine Niederlage ein. Wenn er aber auch hier der größeren Macht unterlegen war, feine Idee starb nicht mit ihm. Gregor suchte mit Kraft und Ausdauer die christliche Kirche innerlich zu reinigen. Dem Klerus gab er die Würde und Reinheit feines Standes wieder, die er in den vorhergehenden Jahrhunderten vielfach verloren hatte; er erneuerte den christlichen Geist und entstammte ihn zu Heller Begeisterung. Schon zu Anfang feines Pontifikats forderte er zu einem Kreuzzuge auf; dieser
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Forchheim Nürnberg Schwaben Bayern Burgund Bischöfen_Süddeutfchlands Worms Rudolfs Deutschland Mellrichstadt Flarchheim Ravenna Rom Deutschland Italien Rom Engelsburg Salerno
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
7. Kaisertum und Papsttum im Kampfe miteinander.
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den Entschluß, sich mit der Kirche auszusöhnen und das Kreuz zu nehmen. Da gewannen Heinrichs Gegner seinen Sohn Heinrich sür sich. Verrat brachte den früh gealterten König in die Gewalt seines Sohnes, der ihn auf Schloß Böckelheim (Nahe) gefangen setzte und dann in Ingelheim zwang, der Regierung zu entsagen. Als der König sich dann am Niederrhein noch einmal zu einem Kampfe aufraffen wollte, starb er in Lüttich. Das Begräbnis wurde dem Gebannten versagt; erst 1111 wurde er in Speyer beigesetzt.
Heinrich V. war seit 1106 König. Von den Rechten, die sein Vater besessen hatte, wollte er keines preisgeben, auch nicht das der Investitur. Doch war er einem Ausgleich nicht abgeneigt. Mit 30000 Rittern, begleitet von vielen Gelehrten, zog Heinrich 1110 nach Italien. Papst und Kaiser suchten dem langen Streite durch den Vertrag zu Sutri (1111) ein Ende zu machen: der König verzichtete auf das Recht der Investitur, der Papst gebot den Bischöfen und Abten in Deutschland, alle königlichen Güter und Rechte zurückzugeben. Dieser Vertrag ries unter den deutschen Kirchenfürsten eine starke Gärung hervor. Als die beabsichtigte Kaiserkrönung Heinrichs unterblieb, nahm der König den Papst und sechzehn Kardinäle gefangen und erzwang für sich die Kaiserkrone. Der Papst und eine römische Synode erklärten bald darauf die dem Kaiser gemachten Zugeständnisse für erzwungen und infolgedessen für ungültig. Der Kampf begann in Deutschland von neuem. Da Adalbert, den der Kaiser zum Erzbischof von Mainz erhoben hatte, sich der kirchlichen Partei anschloß, nahm Heinrich ihn gefangen. Dem Pfalzgrafen Siegfried verweigerte er die Grafschaft Weimar-Orlamünde, auf die dieser als erbberechtigt Anspruch machte; da erhoben sich die sächsischen Fürsten wieder unter Führung Lothars von Supplinburg. Doch der Aufstand wurde niedergeschlagen. Der Feldhauptmann des Kaisers, Hoyer von Mansfeld, siegte 1113 bei Warnstädt unweit Quedlinburg, und Lothar von Supplinburg unterwarf sich. Da jedoch Heinrich den Schwiegervater des letzten Grafen von Weimar, Ludwig von Thüringen, gefangen nahm, entstand eine neue Verschwörung in Sachsen, und Hoyer von Mansfeld verlor am Welfesholz im Mansfeldifchen gegen Lothar Sieg und Leben. Der Aufstand dehnte sich bald auch über die Rhein-gegenden aus. In Italien entstanden neue Unruhen beim Tode der Markgräfin Mathilde von Tuseien, denn der Papst sowie der Kaiser erhoben Ansprüche auf ihr reiches Erbe. In diesem Streite traf des Papstes Bann auch Heinrich V. Ihren Abschluß sondert die Kämpfe durch das Wormser Konkordat (1122), das aus einer mittleren Linie einen Ausgleich fand: der Kaiser verzichtete auf die Investitur mit
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Extrahierte Ortsnamen: Schloß_Böckelheim Ingelheim Lüttich Speyer Italien Deutschland Deutschland Mainz Quedlinburg Weimar Sachsen Welfesholz Italien