Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Mittelalter - S. 8

1881 - Paderborn : Schöningh
Jagd, welche in den wildreichen Wäldern reichen Ertrag lieferte. Gleich nach dem Schlafe, den sie gewöhnlich bis in den Tag ausdehnten, badeten sie in kaltem, öfter noch in warmem Wasser Dann speisten sie und gingen bewaffnet an ihre Geschäfte und ebenso oft zu Trinkgelagen. Tag und Nacht fortzutrinken brachte keine Schande, und oft entstand blutiger Streit unter den Trunkenen. Auch wichtige Angelegenheiten, Wahl der Oberhäupter, Krieg und Frieden wurden meistens beim Gelage verhandelt, aber erst am folgenden Tage ward der entscheidende Beschluss gefasst. Das Würfelspiel trieben sie mit solcher Leidenschaft, dass sie nach Verlust ihrer ganzen Habe ihre eigene Person und Freiheit auf einen Wurf setzten. Gastfreundschaft übten sie in ausgedehntem Masse; jeder gab nach Vermögen von den Vorräten des Hauses, und waren diese aufgezehrt, so trat der Wirt mit seinem Gaste ungeladen in das nächste Haus, wo ihnen eine gleich freundliche Aufnahme gewiss war. Ausgezeichnet war ihre Sittenreinheit; Vielweiberei war bei ihnen fast unbekannt, nur die Vornehmen gingen bisweilen standeshalber mehrere Ehebündnisse ein. Die Mitgift brachte nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu; geschenkt wurden nicht Schmucksachen zu weiblicher Tändelei, sondern Ochsen, ein gezäumtes Ross, Schild, Lanze und Schwert, alles Geschenke, welche die junge Frau erinnern sollten, dass sie des Mannes Genossin sei im Frieden und Krieg, in Lust und Gefahr. Die Reinheit der Ehe wurde streng bewahrt, dem seltenen Ehebruch folgte die Strafe allgemeiner Verachtung. Die untreue Frau ward nackt und bloss aus dem Hause gestossen und unter Schlägen aus dem Dorfe getrieben; niemand reichte ihr die Hand zu neuem Ehe-bündniss. Wie bei den meisten Naturvölkern, galt auch bei den Germanen die Pflicht der Blutrache, doch konnte selbst der Mord mit Geld gesühnt werden. Ihre Art des Begräbnisses war prunklos, nur beim Tode der Vornehmen wurden mit der Leiche auch Streitrosse und Waffen verbrannt; das Grab bezeichnete ein einfacher Rasenhügel. Feinere Künste waren ihnen fremd; doch hatten sie Lieder zur Verherrlichung der Götter oder berühmter Helden und kannten auch schon Schriftzeichen (Runenschrift). — So erscheinen die Germanen als ein einfaches Naturvolk, bereits über den Standpunkt des rohen Nomadenlebens erhaben und mit

2. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 7

1913 - Paderborn : Schöningh
Die Religion der Germanen. 7 truppen grere Kraft. In der Schlacht standen Verwandtschaft-Ii che Verbrderungen zusammen. Hinter der Schlachtreihe war oft die Wagenburg aufgeschlagen, von der herab die Weiber durch ihren Zuruf die Kmpfenden anfeuerten; sie erquickten die Ermatteten mit Speise und Trank, verbanden die Verwundeten und strzten sich oft selbst ins Schlachtgewhl. Der erste Angriff geschah mit ungestmer Heftigkeit und unter kriegerischem Ge-snge. Aber da es den Germanen an nachhaltiger Ausdauer und kunstgerechter bung im Kampfe gebrach, so unterlagen sie in offener Feldschlacht meistens den kriegsgewandten und besser bewaffneten rmischen Truppen. Neben dem allgemeinen Heerbann bildeten sich besondere Freischaren, die sog. Gefolg-|chaften. Oft sammelte ein durch Tapferkeit hervorragender, unternehmungslustiger Huptling eine Schar junger Männer als Kriegsgefhrten um sich, zog mit ihnen auf Beute und Eroberung aus oder bot bei den hufigen heimischen Streitigkeiten einem kriegfhrenden Stamme, nicht selten auch den Rmern seine Dienste an. Dem Gefolgsherrn in jeder Gefahr treu beizustehen, galt als Ehrenpflicht, ihn zu berleben, wenn er in der Schlacht gefallen war, als die grte Schande. Diese treue Anhnglichkeit lohnte der Gefolgsherr durch freigebige Spendung von Waffen und Lebensunterhalt. 4. Die Religion der Germanen. Die sprlichen K,"nntnisse, welche wir aus den lateinischen Schrift-stellern der die Religron der Germanen schpfen, werden besonders durch zwei alte islndische Sagensammlungen, die beiden Edda, ergnzt.! Als Götter verehrten die Germanen ursprnglich persnlich gedachte Naturkrfte, denen man eine Beziehung zur Ttigkeit und zum Leben der Menschen beilegte. Der hchste, von allen Stmmen verehrte Gott war anfangs Tiu oder Ziu, der Gott des leuchtenden, alles umfassenden Himmels. Er war insbesondere auch Kriegsgott. Ihm zur Seite stand die gttlich verehrte nahrung-spendende Erde, die als seine Gemahlin galt und Frija (d. h. Gattin) genannt wurde. Man verehrte sie an der See unter dem Namen Nerthus. Frhzeitig lste sich vom dem Himmelsgotte Tiu der Gott des Donners, Donar (nordisch: Thor), ab. Man dachte sich ihn auf einem mit Bcken bespannten Wagen durch

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 57

1907 - Paderborn : Schöningh
Posilge: Die Schlacht bei Tannenberg, 15. Juli 1410. 57 schleppten viele in die Gefangenschaft. Auch begingen sie in den Kirchen groe Freveltat an dem Sakrament; sie zerrieben es in den Hnden, warfen es unter die Fe und hatten ihren Spott darber. Diese Greuel und Laster gingen dem Meister, dem ganzen Orden und allen Rittern und Knechten gar sehr zu Herzen, und sie zogen mit ein-trchtigem Mute und Willen dem Könige entgegen von Lbau gen Tannen-berg,1 ein Dorf im Gebiete von Osterode. Sie trafen aus des Knigs Heer, ohne da diesem ihre Ankunft verraten war; denn sie hatten mit groer Eile bis Tagesanbruch wohl an drei Meilen zurckgelegt. Und als sie der Feinde ansichtig wurden, ordneten sie sich und erwarteten des Feindes Anzug bei drei Stunden. Der König schickte mittlerweile die Heiden zum Vorstreite, die Polen waren noch ungeordnet. Htten die Ordensgebietiger den König von ihrer Aufstellung aus angegriffen, so mochten sie Gut und Ehre erworben haben. Das geschah leider nicht; sie wollten ritterlich mit ihm streiten. Und der Ordensmarschall sandte dem Könige (nach Kriegs-gebrauch) zwei Herolde zu mit zwei bloen Schwertern, da sein Heer sich nicht ferner im Walde verberge, sondern, um Streites zu pflegen, hervor-kme auf das Feld. Da zog die Heidenschaft zuerst in den Kampf, und durch die Gnade des Herrn wurde sie geschlagen. Die Polen kamen ihnen aber zu Hilfe, und es erhob sich ein groer Streit. Der Meister schlug sich mit den Seinen dreimal durch mit Macht, und der König war gewichen, also da das Ordensheer den Siegesgesang anhub: Christ ist erstanden." Da sprengten des Knigs Hilfsvlker und Sldner herbei, trafen auf die Ordenskrieger und umgaben sie. Und sie erschlugen den Meister und die groen Gebietiger und gar viele Brder des Ordens; die Fahnen des Meisters und des Ordens warfen sie zu Boden. Etliche Bsewichter. Ritter und Knechte von Kulmerland unterdrckten ihr Banner ^ und mehrere andere und entwichen aus dem Streithausen wie Verrter. Nun wurden die Streiter des Ordens von Tataren und Polen in die Flucht geschlagen, also da der König mit den Seinen das Feld behielt. Htte man ihn nicht zu gering geachtet, wren des Ordens Sachen besser bestellt gewesen. So griff der Meister immer mit seiner ganzen Streitmacht den König an, während dieser mit neuen, frischen Haufen stritt. Das brachte dem Orden groen Schaden, und dem Könige und den Seinen diente es zu Glck und Segen. So wurde der Meister, Herr Ulrich von Jungingen, und der oberste Marschall, Grokomtur und Tresler erschlagen, und es kam von den Ge-bietigern niemand davon als die Komture von Elbing, Danzig und Balga; __ 1 Die Polen nennen die Schlacht nach dem an Tannenberq grenzenden Ort Grunfeld, polnisch Grunwald". bundes $ic,e tru9 bcr 6etrteri'^c Nikolaus von Renys, das Haupt des Eidechsen-

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 128

1906 - Paderborn : Schöningh
128 Aus der hfischen Zeit. verlobt. Der König umarmte sie voll Liebe und verlobte sich mit ihr. indem er sie vor aller Augen kte und die Ringe mit ihr wechselte." Aus der Chronik von @t. Blasien. Blume a. a. O. Ii, 179. c. Aus dem Frauendienst" des Minnesngers Ulrich von Lichtenstein. (Kurz a. a. O. S. 94.) Ulrich von Lichtenstein, aus einem angesehenen Geschlechte der Steier-mark entsprossen, wurde am Anfange des 13. Jahrhunderts geboren. Schon frhe wurde er belehrt, da nur getreuer Dienst einer hohen Frau wahre Wrdigkeit und Freude gewhre, so da er sich schon im zwlften Jahre eine Herrin whlte, der er sein Leben widmete. Fnf Jahre lang lebte er bei ihr als Edelknabe; aber auch als er auf Befehl des Vaters scheiden mute, blieb fein Herz bei ihr. Er kam nun zum Herzog Heinrich, dem Bruder Leopolds des Tugendhaften von sterreich, der ihn nicht nur in den ritterlichen bungen unterrichtete, sondern ihn auch hfisch von Frauen sprechen und in Briefen se Worte dichten lehrte. Nach seines Vaters Tode zog Ulrich in die Burg seiner Ahnen, wo er sich im Turnieren bte. Als im Jahre 1223 Herzog Leopold der Glorreiche von sterreich seine Tochter Agnes mit einem Fürsten von Sachsen vermhlte, wurde Ulrich zum Ritter geschlagen. Bei dieser Gelegenheit sah er auch seine Herrin wieder, ohne ihr jedoch aus Furcht vor den Sphern ein Wort zu sagen. Erst spter lie er ihr durch eine Verwandte ein Lied berreichen, in welchem er sie um ihre Einwilligung bittet, sich ihrem Dienste weihen zu drfen. Die Dame lobte zwar das Lied, sie verschmhte aber seinen Dienst, besonders wegen seines migestalteten Mundes, weshalb er sich in Graz eine seiner drei Lippen (er hatte eine Hasenscharte) von einem Wundarzte abnehmen lie. Zwar fhrte ihn sein mutiger Entschlu noch nicht zum Ziele, doch blieb er seiner Dame standhaft ergeben, dichtete und sendete der Herrin seine Lieder, die sie ihm jedoch zurckschickte. Da sah er. da etwas hinein-geschrieben war; weil er aber nicht lesen konnte und sein Schreiber nicht bei ihm war. trug er es zehn Tage und Nchte auf seinem Herzen, bis der Schreiber kam, der ihm im heimlichen Zimmer die acht Reimzeilen vorlas; darin hie es, da mancher spreche, was seinem Herzen fremd sei. Der Spruch: Wer wnscht, was er nicht soll, versagt sich selbst." war dreimal wiederholt. Dies betrbte ihn, doch trstete ihn der Gedanke, da es doch von ihr komme. Er zog nun berall hin, wo es zu turnieren gab, und erwarb sich manchen Preis. An einem Turnier zu Brixen wurde ihm ein Finger durchstochen, zu dessen Heilung er nach Bozen ritt. Hier wurde ihm das Glck zuteil, durch einen Boten seiner Herrin zu vernehmen, da sie seinen Unfall im Frauendienste beklage. Sie schickte ihm vier Bchlein, damit er sich nach Rittersitte durch Lesen und Gesang die Weile krze. Am folgenden

5. Lehrbuch der Geschichte der Griechen und Römer für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 5

1898 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
§ 4. I>ie dorische Wanderung (1104?). Die alten griechischen Staaten wurden heftig erschüttert oder ganz zer- trümmert durch eine neue Wanderung fast aller Stämme. Den Anstoß zu derselben gaben die Dorier. Diese bewohnten ursprünglich das nördliche Thessalien, wurden aber durch andere Stämme verdrängt und wanderten deshalb südwärts nach Mittelgriechenland. Hier blieb ein Teil von ihnen in der kleinen Landschaft Doris zurück; die Hauptmasse aber zog über den korinthischen Meerbusen nach dem Peloponnes, vernichtete das achäische Reich und gründete auf dessen Trümmern drei neue Staaten: Argalis, Lakonien und Messenien. Die Achäer behauptetenmur die Nordküste der Halbinsel, die nach ihnen fortan Achaia hieß. O Sage von Herakles (Herkules). Der Stammesheld der Dorier und der i berühmteste aller griechischen Helden war Herakles, der Sohn des Zeus und der Königin von Theben. Schon als unmündiges Kind er- würgte er zwei furchtbare Schlangen, welche die ihm feindliche Göttin gesandt hatte, um ihn zu töten. Als Jüngling wanderte er in die Welt hinaus, um durch kühne Thaten Ruhm zu erwerben. Da stand er plötzlich an einem Scheidewege. Während er überlegte, welchen von beiden Wegen er einschlagen solle, erschienen ihm zwei wunderbare Frauen, die eine in verlockender Schönheit, geputzt und selbstgefällig, die undere einfach, ernst und ehrbar. Jene nannte sich das Vergnügen, diese die Tugend. Jede forderte den Jnnglmg auf. ihr zu folgen. Heraus entschied sich für den dornenvollen, aber ehrenhaften Weg der Tugend. , t . Als der Held später in einem Anfalle von Wahnsinn Weib und Kinder erschlagen hatte, mußte er auf Befehl des Zeus in die Dienstbarkeit des Königs Eurmheus von Mycsnä treten, der ihm zwölf gefährliche Arbeiten auftrug. Zuerst sollte er einen Löwen erlegen, der das Gebiet der Stadt m 1 Argölis verheerte. Das furchtbare Tier war unverwundbar; aber Herakles - ~ is abgezogene Fell gebrauchte er seitdem als Mantel, und den ien trug er als Helm. Darauf tötete er die gp». Diese hatte neun Köpfe, und wenn einer derselben ab- , Ivuvy Iv4v ! v I Va,*. 0‘vvl w « riesigen Keule zerschmetterte er einen Kopf des Ungeheuers nach dem andern und brannte jedesmal mit einem flammenden Holzscheite die Wunde aus. so daß kein neuer Kopf nachwachsen konnte. Nachdem der Held den Stall deswswms gereinigt, für Atlas einen Tag das Himmelsgewölbe x getragen und die goldenen Ävfel der Hes^e^Len geholt hatte, mußte er sogar > in die Unterwelt hinabsteigen, um deu Höllenhund^Er.us heraufzuholen. Herakles umfaßte den Unhold mit starkem Arme unö preßte ihn so fest an sich, daß ihm der Atem ausging So schleppte er ihn an die Oberwelt vor den entsetzten Eurystheus. . Als Herakles einst von einem siegreichen Zuge heimkehrte, sandte lym seine zweite Gemahlin Seattcm, ein mit dem giftigen Blute des (£nrtcnrr?n I wuchsen sofort zwei neue nach. Allein Herakles verzagte

6. Geschichtsbüchlein für mehrklassige Schulen - S. 20

1894 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 20 — gegebene Wort zu halten, im Dienste treu zu sein und die Hilflosen, besonders die Witwen und Waisen, zu beschützen. Dann erhielt er den Ritterschlag, d. i. mit dem flachen Schwerte drei leichte Schläge aus den Nacken. Ein festliches Mahl beschloß die Feier. Zur Ausbildung und Befestigung des Rittertums trugen die glänzenden Waffenspiele und Ritterfeste, Turniere genannt, vorzüglich bei. Der Turnierplatz war mit Schranken umgeben, hinter welchen sich die Sitze der Zuschauer erhoben. Unter dem Klang der Trompeten zogen dte Kämpfenden in die Schranken. In vollern Galopp und mit eingelegter Varize sprengten sie auf einander los, und wer durch einen gewaltigen t^tojg seinen Gegner aus dem Sattel hob, galt als Sieger. Eine Dame überreichte demselben den Preis. — Mit der Zeit artete das Rittertum aus. Viele Ritter waren arm und sahen mit Neid auf den Wohlstand der Städte, Kirchen und Klöster. Sie wurden zu Raubrittern und übten das Faustrecht. Mit der Erfindung des Schieß-pulvers fand das Rittertum ein Ende. 2. Die Ritterorden. In der Zeit der Kreuzzüge entstanden drei Ritterorden, deren Mitglieder Ritter und Mönche zugleich waren. Diese Orden waren die Johanniter, die Tempelherren und der deutsche Ritterorden. Die Johanniter hatten sich zur Pflege kranker und hilfloser Pilger verpflichtet. Die Mitglieder dieses Ordens teilten sich in Ritter, Priester und dienende Brüder. Die Ritter hatten vornehmlich die Ausgabe, die Pilger zu geleiten und gegen die Ungläubigen zu kämpfen; die Priester hielten den Gottesdienst und sorgten für die übrigen religiösen Bedürfnisse, die dienenden Brüder pflegten die Kranken. Der Templerorden wurde von neun französischen Rittern gestiftet, um die Pilger gegen die Räuber zu schützen. Seinen Wohnsitz hatte er an der Stelle erbaut, wo der salomonische Tempel gestanden; daher sein Name. Der deutsche Ritterorden entstand zur Zeit des dritten Kreuzzuges. Er nahm sich besonders der kranken und verwundeten Deutschen an. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Dieser Orden stand unter dem Schutz der aller seligsten Jungfrau Maria. Nach dem Verlust des

7. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 43

1894 - Paderborn : Schöningh
— 43 — 4 Vgl. das Gedicht: Pipin Pipin der Kurze war nicht groß, Doch Karls des Großen Vater, In aller Weise fehlerlos, Ein treuer Volksberater. Der beste Held im Frankenreich, Der Kirche Wohlgefallen, An Weisheit nur sich selber gleich, An Tapferkeit vor allen. War nicht geboren auf dem Thron, Doch für den Thron geboren. Znm Herrscher war des Hammers Sohn Von Gottes Gnad' erkoren. Papst Zacharias sprach dies Wort: „Des Königs Würd' und Namen Gebührt der Völker starkem Hort!" Und alle Welt sprach: „Amen." Doch unser Held, der Kurze, schien Zu klein manch kleinen Geistern, Die maßen mit den Augen ihn Und hatten viel zu meistern. Des schwieg der Held und ritterlich Sinnt er den Hohn zu dämpfen, Und lädt zum Spiele männiglich, Wo wilde Tiere kämpfen. Schon eilt das Volk herbei mit Drang, Die stolzen Großen alle, Sie nahen beim Trompetenklang Mit lautem Waffenschalle. Still sitzt Pipin, gedankenschwer, Wie nahend Ungewitter Wirft er nur Blitze um sich her. — Da rauscht herauf das Gitter. Ein grimmer Len, ein wilder Stier, ■ Die stürzen in die Schranken, Begegnen sich mit Kampfbegier, Und keiner wollte wanken. Jetzt aber faßt des Leuen Zahn Den Ur in dem Genicke Und reißt ihn nieder auf den Plan, Blut, Feu'r und Wut im Blicke. der Kurze. | „Wer ist von euch," — so fragt Pipin | Und blitzte durch die Reihen — | „Wer ist von euch so stark und kühn, j Entreißt die Beut' dem Leuen?" j Da machen große Augen zwar Ringsum die großen Leute; Doch jeder bebt vor der Gefahr, ! Und keiner will zum Streite. ! Und wie noch alle schweigend stehn I Und an dem Kamps verzagen, Sieht man Pipin zum Kampfplatz gehn, | Allein den Kampf zu wagen. Er ruft den blut'geu Löwen an Mit donnergleicher Stimme; Der stürzt auf ihn mit Wut heran Und brüllt vor wildem Grimme. I Und alles Volk sieht es mit Graus, 1 Pipin nur ohne Grausen: ] Sein gutes Schwert zur Scheid' heraus, j Läßt's durch die Lüfte sausen. i Und schlägt den Löwen in den Bart, | Daß tot er niederstürzet; ! Das war ein Streich nach Heldenart, s Mit Heldenkraft gewürzet! I Nun rafft der wilde Ur sich auf, ’ Den neuen Feind er wittert, Und rennt heran mit vollen: Lauf, I Daß Schrank' und Boden zittert. ; Doch unser Held steht mauerfest | Und wankt nicht von der Stelle, I Das Schwert er wieder sausen läßt ’ Und schwingt's mit Blitzesschnelle. ; Und trifft den Schnaubenden so gut ! Dicht an des Nackens Rande — ! Da spritzt zum Himmel schwarzes Blut, I Das Haupt stürzt hin zum Sande. i „Wie nun, ihr großen Recken, ihr, ! Was dünkt euch von dem Kleinen? 1 Mag nun der Held im Kampfrevier j Euch groß genug erscheinen?" —

8. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 280

1895 - Paderborn : Schöningh
280 hatte der General Franfecky, der sich in dem Swiebwalde, 2 km stlich von Sadowa, gegen die dreifache bermacht 6 (Stunden lang behauptete. Zu Tausenden sanken seine Tapfern in dem grlichen Kugelregen dahin. Die ganze Heldenschar schien eine Beute des Todes zu werden. Trotz aller Anstrengung der Preußen wollten die sterreicher nicht weichen. Sehr schlimm stand es um die Mittagsstunde. Die preuischen Truppen waren aufs hchste ermdet; berall zeigte sich ein Stillstand, und fast glaubte man, die Schlacht werde verloren gehen. Manches Herz schlug voll Unruhe. Mit Sorgen und Bangen schauten der König und seine Umgebung nach der Seite, woher der Kronprinz kommen sollte.14 Kommt er?" Ist er da?" waren die Fragen, die tausendmal von Mund zu Munde gingen. Endlich erschien der hei ersehnte Kronprinz, wie einst Blcher bei Waterloo, noch zur rechten Zeit. Da pltzlich auf der Hh' von Lipa Dampf, Kanonendonner, Schwerterblitzen! Der Kronprinz kommt! Fritz Wilhelm fliegt'zum Kainpf, Mit seinem Schwert den Aar zu schtzen. Das rasche Zollernblut, der Held so treu, Er wirft sein Kriegsschwert in die Wage, Lt los die Lwen, los den Nachodleu; Von Lipa rauscht's wie heller Siegesschrei, Das Schwert hebt sich zum letzten Schlage. Wie eine mit rasender Schnelligkeit lausende Flamme pflanzt sich der Ruf: Der Kronprinz ist da!" von Glied zu Glied fort. Die Ermattung ist vergessen, die Wunden brennen nicht, die alte Kraft durchstrmt die Glieder all der Tausende, die dort unten im heien Kampfe stehen und den Boden ringsum sich mit Geschossen des Feindes pflastern sehen. Nicht umsonst ist gekmpft worden, die ungeheuer Opfer sind nicht vergeblich gebracht; das Preußen des groen Kurfrsten, des groen Friedrich wird nicht unterliegen am Tage des 3. Juli: Der Kronprinz ist da! Mit neuem Mute gingen die Preußen wieder ins Feuer. In Ostreichs Flanke strzt ein Lavastrom Der Garde Feuerglut hernieder, Und wie im Sturm bricht Preuens Knigssohn Des Feindes starre Eisenglieder. Noch einmal fhret Benedek fein Heer Verzweifelnd zu dem letzten Ringen. Auf Preuens Herz wirft er sich wild und schwer, Doch Manstein trotzet wie ein Fels im Meer, Da senkt der Doppelaar die Schwingen. Die Anhhen, welche den sterreichern eine so starke Stellung geboten hatten, wurden in strmendem Anlaufe genommen. Damit war der Kampf

9. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 202

1895 - Paderborn : Schöningh
202 Ei, es ist gut, Da sich nicht knnen die Russen brsten, da sie allein ihre Wsten Trnken knnen mit Feindesblut. Nicht im kalten Rußland allein, Auch in Meien, auch bei Leipzig an der Pleien Kann der Franzose geschlagen sein. Die seichte Plei' ist von Blut geschwollen, Die Ebenen haben so viel zu begraben, Da sie zu Bergen uns werden wollen. Wenn sie uns auch zu Bergen nicht werden, Wird der Ruhm zum Eigentum Auf ewig davon uns werden auf Erden. (Fr. Rdert.) Die Leipziger Schlacht. Wo kommst du her iu dem roten Kleid? Und frbst das Gras auf dem grnen Plan?" Ich komm' aus blutigem Mnnerstreit, Ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die blutige Schlacht geschlagen. Drob mssen die Mtter und Brute klagen, Da ward ich rot."" Sag an, Gesell, und verknde mir, Wie heit das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" Bei Leipzig trauert das Mordrevier, Das manches Auge voll Thrnen macht, Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, Und Tausenden mute der Atem stocken Bei Leipzig der Stadt."" Wie heien, die zogen ins Todesfeld Und lieen fliegende Banner ans?" Es kamen Völker aus aller Welt, Die zogen gegen Frankreich aus, Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen Und die nach dem glorreichen Ostreich heien, Die zogen all' ans."" Wem ward der Sieg in dem harten Streit? Wein ward der Preis mit der Eisenhand?" Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut, Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand: Viele Tausende decken den grnen Rasen, Die briggeblieben entflohen wie Hasen, Napoleon mit.""

10. Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 65

1887 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 65 — mit den Schilden vor den niederstürzenden Balken. Die von furchtbarem Durste Gequälten mahnte Hagen, vom Blute der Erschlagenen zu trinken, und so geschah es. Endlich war das Holz des Saales ausgebrannt, und als die Morgensonne aufging, da beschien sie die gequälten, aber noch immer ungebrochenen Helden inmitten der rauchenden Trümmer. 9. Am Morgen kam Markgraf Rüdiger an den Hof; als er das Elend sah auf beiden Seiten, vermochte er seinem Schmerze nicht zu gebieten, und er weinte laut. Ein Hunne aber, der ihn mit weinenden Augen dastehen sah, sprach zur Königin: „Nun seht, wie er dasteht, der doch die meiste Gewalt hat bei Euch und König Etzel. Land und Leute und viele Burgen habt Ihr ihm gegeben, und doch that er in diesem Kampfe noch keinen löblichen Schlag.“ Zornig ballte der getreue Mann die Faust, da er solche Rede hörte, und schlug den Schmähenden nieder. Da sprach König Etzel: „Übel thut Ihr, Markgraf Rüdiger! Wir haben genug der Toten und bedurften ihrer wahrlich nicht mehr*“ Und weinend sprach auch Kriemhild: „Wie haben wir das um Euch verdient, dafs Ihr unser Leid noch mehrt ? Habt Ihr mir doch geschworen, mich an allen zu rächen, die mich je gekränkt; und nie war ich des mehr benötigt als eben jetzt.“ Und beide flehten und liefsen nicht nach mit Bitten, dafs er sich ihres Leidens erbarme. Da trauerte der edle Markgraf und sprach voll Jammer: „Wehe mir, dafs ich dies erlebte! Alle meine Ehre, Treue und Sitte mufs ich lassen. Ich weifs es wohl, noch heute verliere ich Burgen und Lande und alles, was ich habe. So lafst Euch denn mein Weib und meine Kinder und alle, die zu Bechlarn sind, Buschmann, Sagen u. Gesell- Ii. 3. Aufl. 5
   bis 10 von 40 weiter»  »»
40 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 40 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 17
2 85
3 9
4 61
5 96
6 1
7 47
8 4
9 6
10 102
11 32
12 33
13 1
14 21
15 4
16 67
17 3
18 1
19 13
20 27
21 5
22 14
23 17
24 11
25 20
26 37
27 45
28 131
29 10
30 10
31 12
32 0
33 47
34 79
35 31
36 44
37 220
38 7
39 48
40 5
41 4
42 22
43 40
44 0
45 60
46 31
47 29
48 42
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 27
2 1
3 0
4 0
5 0
6 0
7 2
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 2
15 0
16 4
17 18
18 0
19 3
20 0
21 1
22 12
23 11
24 0
25 0
26 0
27 0
28 4
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 2
43 1
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 1
53 0
54 3
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 1
69 1
70 0
71 3
72 1
73 0
74 0
75 1
76 0
77 17
78 1
79 0
80 0
81 0
82 22
83 1
84 1
85 1
86 0
87 2
88 2
89 0
90 0
91 1
92 2
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 30
3 5
4 4
5 5
6 2
7 0
8 0
9 0
10 15
11 0
12 8
13 5
14 0
15 7
16 4
17 1
18 1
19 2
20 0
21 3
22 5
23 9
24 3
25 0
26 3
27 3
28 1
29 3
30 1
31 0
32 0
33 48
34 12
35 3
36 0
37 3
38 0
39 2
40 0
41 133
42 10
43 13
44 0
45 0
46 2
47 1
48 0
49 0
50 13
51 31
52 2
53 0
54 14
55 1
56 17
57 1
58 0
59 79
60 7
61 6
62 9
63 1
64 8
65 4
66 0
67 0
68 0
69 4
70 0
71 3
72 3
73 0
74 3
75 6
76 0
77 1
78 0
79 0
80 4
81 174
82 2
83 1
84 3
85 11
86 0
87 0
88 2
89 6
90 0
91 10
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 6
98 1
99 6
100 37
101 0
102 43
103 0
104 0
105 1
106 7
107 1
108 9
109 0
110 1
111 5
112 147
113 0
114 4
115 7
116 24
117 2
118 0
119 0
120 69
121 50
122 0
123 12
124 5
125 2
126 2
127 13
128 6
129 3
130 0
131 23
132 6
133 1
134 0
135 0
136 17
137 0
138 0
139 0
140 4
141 0
142 10
143 29
144 0
145 20
146 8
147 0
148 0
149 1
150 1
151 15
152 20
153 0
154 2
155 9
156 55
157 2
158 1
159 1
160 1
161 0
162 1
163 0
164 0
165 4
166 23
167 14
168 1
169 21
170 2
171 8
172 4
173 6
174 0
175 10
176 0
177 21
178 0
179 11
180 0
181 17
182 9
183 11
184 0
185 3
186 0
187 1
188 0
189 2
190 64
191 1
192 21
193 1
194 0
195 2
196 15
197 2
198 2
199 0