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Eigenart seiner Völker einzuleben und sie nach ihren Verschiedenheiten zu behandeln. In Deutschland schützte er die bestehende Verfassung und hielt die Bestimmungen der Wahlcapitulation, während er in Spanien die Rechte der Cortes vernichtete. Als Staatsmann durchschaute er mit schnellem Blick die Lage der Dinge; er kannte alle seine Gegner und ihre Pläne; nur Einer, Moritz von Sachsen, hat ihn getäuscht. Er war langsam im Entschluss, aber schnell und muthvoll in der Ausführung. Er strafte und belohnte oft erst nach langen Jahren, vergass aber nie. Sein unbedingtes Vertrauen schenkte er nur seinem geheimen Rathe Granvella. In den Wissenschaften war er wohl erfahren; in seinem Mannesalter waren Thucydides und Macchiaveil seine Lieblingsbücher, in seinen späteren Jahren die Schriften des h. Augustinus und des b. Bernhard. Seiner religiösen Ueberzeugung nach war er ein treuer Sohn seiner Kirche; doch war er gegen Andersgläubige nicht unduldsam.
Hemmnisse der Reformation.
§• 7. Der schnellen Ausbreitung der Reformation stellten sich bald mehrere Hemmnisse entgegen.
1. Das mächtigste Hinderniss waren Spaltungen und Zwistigkeiten unter den Protestanten selbst. Neben der Augsburger Confession fand bald auch der Lehrbegriff Zwinglis und Calvins Anhänger (s. §.8).
2. Das Concil von Trient (1545—63) vom Papste Paul Iii. berufen, wegen einer ansteckenden Seuche zeitweilig nach Bologna verlegt und später unter Pius Iv. in Trient geschlossen, gab dem katholischen Lehrbegriff dem protestantischen gegenüber eine strengere Fassung, stellte insbesondere die Lehre von der Rechtfertigung fest und suchte durch Bestimmungen über die Predigt und den Volksunterricht, eine bessere Kenntniss der Religion unter dem katholischen Volke zu verbreiten.
3. Der Jesuitenorden. Ignatius von Loyola auf dem Schlosse Loyola in Guipuzcoa aus adlicher Familie geboren (1491), widmete sich zuerst dem Soldatenstande, wurde aber bei der Belagerung von Pampeiona durch die Franzosen verwundet und zum Kriegsdienste untauglich. Während er an seinen Wunden darniederlag, las er das Leben der Heiligen, wurde dadurch zu frommen Entschlüssen begeistert, wallfahrtete später nach Rom und Jerusalem und studierte die Theologie auf der Sorbonne zu Paris. Mit gleichgesinnten Freunden, unter denen besonders der feurige, gottbegeisterte Franciscus Xaverius
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kam die königliche Familie in der Hauptstadt an (6. Octbr.), und die Nationalversammlung folgte ihr bald dahin nach.
5. Abschaffung des Adels, 19. Juni 1790; Vereidigung der Priester. Nachdem die Ungleichheit in den Provinzialrechten gehoben war, wurde das Land in 83 gleiche Departements getheilt, zu denen Sept. 1791 noch das frühere päpstliche Avignon als 84. hinzukam. Die äusseren Abzeichen, wie Titel und Wappen wurden aufgehoben, und für alle nicht in dienstlicher Abhängigkeit stehenden Franzosen wurde der Titel Bürger eingeführt. Darauf ward der folgenschwere Beschluss gefasst alle Güter der Kirche für Staatseigenthum zu erklären. Die Ausgaben für den Gottesdienst und die Besoldung des Klerus sollten fortan vom Staate aufgebracht werden. Die Liegenschaften der Kirche wurden eingezogen, und auf sie lautende Werthpapiere Assignaten, in die Staatskasse niedergelegt. Aber ein grosser Theil der Geistlichkeit widersetzte sich diesem Beschlusse und verweigerte den vom Papste untersagten Verfassungseid (Constitution civile du clerge). Diesen Widerstand der unbeeidigten Priester, welche in den Augen der kirchlich Gesinnten als die allein rechtmässigen galten, hat die Revolution mit allen ihren Schreckmitteln nicht überwinden können. Als die Grundlagen des neuen Verfassungswerkes gelegt waren, wurde am Jahrestage des Bastillensturmes, 14. Juli 1790, bei einem feierlichen Conföderationsfest vom Könige, den Beamten und einer zahllosen Volksmenge auf dem Marsfelde der Schwur auf die Verfassung geleistet.
6. Fluchtversuch des Königs, 20. u. 21. Juni 1791. Das Unwesen in der Hauptstadt steigerte sich durch die Thätigkeit der revolutionären Clubs. Diese waren wie eine Behörde eingerichtet, hatten ihren Vorsitzenden, ihre geheimen Angeber und ihren besonderen Versammlungsort. Der bedeutendste unter ihnen, der Jacobinerclub, nach seinem Versammlungsorte, dem aufgehobenen Jacobinerkloster, benannt, zählte gegen 4000 Mitglieder und breitete seine republikanischen Ansichten über das ganze Land aus. Ein Ausschuss desselben, die Cordeliers, welche sich in einem Barfüsslerkloster versammelten, strebte nach den äussersten Grenzen einer ungebundenen Freiheit. Während der Papst die vereidigten Priester mit dem Banne
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von Gregor Xy. (1622) eingesetzte Congregatio de propaganda fide and das von seinem Nachfolger Urban Viii. zu Rom eingerichtete Collegium für die Ausbildung von Missionaren eine planmässigere Leitung erhielten, litten zwar durch blutige Christenverfolgungen in China, Japan und Hinterindien, fanden aber auf den Inseln der Südsee ein neues ergiebiges Feld ihrer Thätigkeit. Der vom Papste Clemens Xiv. 1773 aufgehobene Jesuitenorden wurde von Pius Vii. 1814 wieder hergestellt. Die wichtigste Erscheinung auf dem Gebiete der katholischen Kirche war das am 8. December 1869 zu Rom zusammenberufene Vaticanische Concil, an dem 764 Bischöfe theilnahmen. Dieses erklärte am 18. Juli 1870 als Glaubenssatz, dass der Papst, wenn er in Ausübung seines höchsten Hirten- und Lehramtes eine von der ganzen Kirche anzunehmende Glaubens- oder Sittenlehre verkündet, unfehlbar ist.
In der protestantischen Kirche entwickelten sich mehrere neue Secten: a) die Quäker, gegründet von dem Engländer Georg Fox (t 1681), welcher allen äusseren Kultus verwarf, eine unmittelbare Mittheilung des h. Geistes an die Gläubigen annahm, den Eid, den Kriegsdienst und mehrere Gewohnheiten des bürgerlichen Lebens verwarf, b) Die Herrnhuter oder die evangelische Brüdergemeinde, von dem Grafen Nikolaus von Zinzendorf zu Herrnhut unweit Zittau gestiftet, welche ursprünglich aus den mährischen Brüdern entstanden, später aber auch Reformirte und Lutheraner aufnahmen, c) Die Methodisten, um 1730 von den Engländern J. Wesley und Whitefeld gegründet, bildeten die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben in einseitiger Weise aus. d) Die Puseyiten, von Edward Pusey, Professor an der Universität zu Oxford, 1833 gegründet, gingen auf die ältere Einrichtung der christlichen Kirche zurück und näherten sich dem katholischen Lehrbe-griff. Manche ihrer Mitglieder, unter ihnen J. H. Newman, traten zur katholischen Kirche über. — Gegen die auf völlige Glaubenslosigkeit hinauslaufende Richtung eines David Strauss, L. Feuerbach, Bruno Bauer u. a. drängte sich in der protestantischen Kirche die Nothwendigkeit eines strengeren Festhaltens an den Symbolschriften auf, wie sie besonders von Hengstenberg nachdrücklich betont wurde.
Ii. Die Wissenschaften.
1. Die Philosophie. Unter den Nachfolgern Kants zeichneten sich "besonders Joh. Gottlieb Fichte ff 1814), Friedrich Sehe 1-ling (f 1854) und Georg Hegel (f 1831) aus. Fichte ging vom Icant-schen Kriticismus zum Idealismus über, indem er das Ich als das Erste und Ursprüngliche setzte. Er erkennt Gott in der sittlichen Weltordnung , und der Gottesglaube ist ihm die Zuversicht zu der absoluten Macht des Guten; dagegen scheint ihm der Begriff von Gott als einer absoluten Substanz unmöglich, ln der Zeit des Napoleonischen Druckes wirkte er insbesondere durch seine im Winter 1807 in dem Akademiegebäude zu Berlin gehaltenen Reden an die deutsche Nation, in denen er seine Grundsätze vom Siege des absolut Guten darlegte. Die Lehre
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hervorragte, beschloss er als Glaubensböte zum h. Lande zu wandern, wurde aber durch den Türkenkrieg an seinem Vorhaben verhindert und stiftete einen Orden, der neben den gewöhnlichen Ordensgelübden insbesondere eine unbedingte Unterwürfigkeit unter den Papst gelobte. Der neue Orden wurde 1540 vom Papste Paul M. bestätigt, und im folgenden Jahre wurde Ignatius Loyola zum General desselben ernannt. Die Jesuiten stellten sich für ihre Wirksamkeit besonders drei Aufgaben: 1) die Seelsorge und den Unterricht der Jugend, 2) die Ausbreitung der katholischen Religion durch Missionen, welche bereits unter Franciscus Xaverius in Ostindien und Japan eine glänzende und erfolgreiche Thätigkeit entfalteten und schon um 1550 das Christenthum und die Kultur in den Wildnissen von Paraguay einführten. 3) Die Vertheidigung des katholischen Lehrbegriffs dem protestantischen gegenüber. Ausserdem gewannen die Jesuiten bald als Beichtväter an den katholischen Fürstenhöfen einen mächtigen Einfluss. Weil die Einrichtung des Ordens den Zeitverhältnissen genau angepasst war, so zählte er schon beim Tode des Stifters (1556) gegen 1000 Mitglieder und fünfzig Jahre später gegen 13,000. Loyolas erster Nachfolger war Lainez, welcher die Ordensgesetze vervollständigte. Die ersten Jesuitenschulen in Deutschland waren zu Ingolstadt, Wien und Köln, bald aber gewannen sie in allen katholischen Ländern fast die alleinige Leitung des höheren Unterrichts.
Ausbreitung der Reformation in Europa.
§. 8. Auch ausserhalb Deutschlands fand die Reformation in den meisten Ländern Europas schnell Eingang. Nur Italien und Spanien blieben von den neuen Strömungen der Zeit fast unberührt.
1. In der Schweiz standen Zwingli und Calvin als Reformatoren auf. Ulrich Zwingli, Pfarrer zu Zürich, wurde 1519 durch sein Auftreten gegen den Ablassprediger Samson veranlasst in ähnlicher Weise wie Luther gegen die kirchlichen Gebräuche und Satzungen vorzugehen. Seine Lehre, welche sich von der Lutherischen besonders in der Abendmalslehre unterschied, fand namentlich in der nördlichen Schweiz Auf-
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liehen überflüssig sei. In dem in Briefen geschriebenen Roman La nou-velle Heloise ou lettres des deux amants verherrlicht er im Gegensatz zu den verzerrten Zuständen der höheren Gesellschaft jener Zeit die Einfachheit des Naturlebens.
Die dem Christenthum und jedem übernatürlichen Glauben feindselig gegenüberstehende Lehre dieser Philosophen wurde besonders verbreitet durch das Dictionaire raisonne des sciences, des arts et des metiers, dessen Mitarbeiter, wie Diderot und der Mathematiker D’Alembert, einen nackten Materialismus predigten.
Während unter Fleurys Verwaltung Frankreich durch Theilnahme an dem polnischen Erbfolgekriege (s. §. 35, 4) Anspruch auf die noch nicht einverleibten Theile von Lothringen gewann und im österreichischen Erbfolgekriege seiner alten Politik gegen das habsburgische Haus getreu blieb, brachte der siebenjährige Seekrieg mit England und der Einfluss der Pompadour ein Bündniss Frankreichs mit Oesterreich zu Wege und verwickelte das Land in den dritten schlesischen oder siebenjährigen Krieg, welcher demselben keinen Gewinn brachte. Unter der Verwaltung des Ministers Choiseul wurde der Jesuitenorden in Frankreich aufgehoben. In Portugal hatte bereits der Minister Pombal den Jesuiten die Verwaltung des von ihnen colonisirten Gebietes von Paraguay in Südamerika und die Leitung des Jugendunterrichts entzogen und dann eine angebliche Verschwörung gegen den König (Joseph I.) benutzt, um die Güter des Ordens einzuziehen und die Mitglieder aus Portugal zu verbannen, 1758. In Frankreich wirkten die materialistischen Philosophen, Voltaire und die Encyclopädisten, ebenso sehr wie die Jansenisten dahin, die Jesuiten unter den gebildeten Ständen zu verdächtigen Während Voltaire und die Freidenker in ihrer Feindschaft gegen den Orden an der Marquise von Pompadour eine Stütze fanden, erhielten die Jansenisten am Parlament einen wichtigen Bundesgenossen. Da die Jesuiten es unter Ludwig Xv. stets mit dem Hofe gehalten hatten, so wurde die Abneigung gegen das absolute Regierungssystem, welche damals im Volke herrschend war, auch auf den Orden übertragen. Unter diesen Verhältnissen unternahm es der Minister Choiseul im Bunde mit dem Parlamente und der Partei der Pompadour den Orden zu stürzen. Der Process gegen den Jesuiten La Valette, welcher auf der Insel Marti-
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nique grossartige Handelsgeschäfte getrieben, aber schliesslich einen Bankbruch erlitten hatte, kam ihm bei seinem Plane besonders zu Statten. Das Parlament, dessen Mitglieder grossen-theils Gegner der Jesuiten waren, verlangte vom Orden Abänderung seiner Statuten; und der König forderte den Ordensgeneral Ricci auf, einen von der Krone abhängigen Vikar zu bestellen. Da aber Ricci diese Zumuthung abwies (Sint, ut sunt, aut non sint), so wurde der Orden 1764 in Frankreich aufgelöst; doch wurde es den Mitgliedern gestattet im Lande zu bleiben. Im Jahre 1767 wurden die Jesuiten durch den Minister Ar an da aus Spanien verbannt, und in demselben Jahre wurden auch in Neapel ihre Collegien geschlossen. Endlich wurde der Orden durch den Papst Clemens Xiv. Ganganelli 1773 durch die Bulle „Dominus ac redemptor“ aufgehoben. Nur im preussischen Schlesien und im russischen Polen blieben die Jesuitenschulen noch eine Zeitlang bestehen. Im Jahre 1814 stellte Papst Pius Vii. den Orden wieder her, der sich dann, in den mannigfachen Strömungen der Zeit bald gehoben bald verdrängt, in mehreren katholischen Ländern allmählich wieder ausbreitete.
Das bedeutendste Verdienst Choiseuls bestand in der Erwerbung der Insel Corsika, wo sich eine genuesisch gesinnte und eine Patriotenpartei unter Paoli längere Zeit gegenüberstanden. Bald darauf wurde er von der Staatsleitung verdrängt, als der König einer Frau aus den niedrigsten Ständen, die er zur Gräfin Dubarry erhob, einen allvermögenden Einfluss bei Hofe einräumte. Gegen Ende seiner Regierung löste der König die Parlamente, welche bisher die höchste gerichtliche Instanz gewesen waren, und auch in der Staatsverwaltung die Bestätigung der Gesetze beanspruchten, völlig auf und gab den Gerichten eine neue Einrichtung. Da das Parlament, obschon es oft der Krone Widerstand leistete, dennoch meistens nur selbstsüchtige Zwecke verfolgte, so ertrug das Volk seine Auflösung ohne ein Zeichen von Theilnahme. Ludwig Xv. starb 1774, nachdem er das Reich durch seine grenzenlose Verschwendung zerrüttet und durch seine Ausschweifungen die Achtung vor Religion und Sittlichkeit und die Würde des
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den Bischöfen die Vollmacht gab religionsfeindliche Bücher und Tagesschriften zu verbieten, die Oberleitung des Unterrichts in die Hand der Geistlichkeit legte und das landesherrliche Placet bei der Veröffentlichung päpstlicher Bullen abschaffte, 18. Aug. 1855.
Preussen erwarb die Hohenzollernschen Fürstenthümer in Süddeutschland, indem die beiden dort regierenden Fürsten zu Gunsten des Königs von Preussen ihre landesherrlichen Rechte aufgaben (1849), und gewann durch Kauf von Oldenburg ein Gebiet am Jahd ebusen zur Anlage einer Flottenstation (1853). Der Canton Neuen bürg in der Schweiz sagte sich von der preussischen Herrschaft los und führte nach dem Beispiel der anderen Cantone eine republikanische Verfassung ein. Durch Vermittlung Frankreichs und den Einfluss Oesterreichs kam ein Vergleich zu Stande, wonach Preussen auf seine Hoheitsrechte über das Land verzichtete. Die Störungen, welche das kirchliche Leben erlitt (Uhlich, Wislicenus; Joh. Bonge, Czerski 1845) wurden bald überwunden. Unter der Fürsorge des kunstsinnigen, geistig reichbegabten Herrschers blüheten Künste und Wissenschaften. In den Hauptstadt entstanden neue Kunstschöpfungen, während zugleich die Baudenkmale alter Zeit, wie der Kölner Dom und das Marienburger Schloss erneuert und ausgebaut wurden.
Von schwerer Krankheit heimgesucht, ernannte Friedrich Wilhelm Iv. am 24. Octbr. 1857 seinen Bruder, den Prinzen Wilhelm von Preussen, zu seinem Stellvertreter und im folgenden Jahre 8. Octbr. 1858 zum Regenten. Beim Tode des Königs am 2. Januar 1861 folgte der Prinz Regent in der Regierung; die feierliche Krönung fand zu Königsberg am 15. Octbr. 1861 statt. Schon während des italienischen Krieges hatte der Prinz-Regent durch die Mobilmachung des preussischen Heeres 1859 wesentlich dazu beigetragen, dass der Krieg auf Italien beschränkt blieb. Um für die Folge in den europäischen Verhältnissen ein entscheidendes Gewicht in die Wag-schale legen und überall eine selbständige Politik einschlagen zu können, suchte der König die Wehrkraft des Landes zu verstärken. Der von dem General Albr. v. Roon vorgelegte Plan der Heeresreorganisation und die Mehrforderungen des
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Beamten waren die Inhaber der 7 wichtigeren Hofämter, welche mit dem praefectus urbi. dem praefectus praetorio und den kaiserlichen Käthen das Consistorium principis, den Staatsrath, bildeten. Daneben bestand sowohl zu Constantinopel als zu Rom ein Senat, welcher über wichtige Gesetze und Criminalfälle abstimmte. Der alte Adel verlor ganz seine Bedeutung und das neu gegründete Patriciat war nur eine persönliche Ehrenauszeichnung. Die Abgaben des weiten Reiches wurden streng geordnet. Die Grundsteuer wurde jährlich durch einen kaiserlichen Erlass, die Indictio, festgesetzt und zu diesem Behufe (seit dem 1. Sept. 312) alle ,15 Jahre eine neue Schätzung des Grundeigentums vorgenommen.
Constantins Sohn, Constantin us Ii., vereinigte nach dem Tode seiner beiden Brüder und nach Beseitigung der Gegenkaiser abermals das Reich (353—361). Ihm folgte sein Neffe
Julianus Apostäta (361 —363)*), welcher sich schon durch einen glücklichen Krieg gegen die Alemannen und Franken ausgezeichnet hatte. Die Bedeutung seiner Regierung beruht besonders darin, dass er noch einmal den Versuch machte, das Christenthum zu unterdrücken. Er war in der christlichen Lehre erzogen, wandte sich aber später der neuplatonischen Philosophie zu und liess sich in die heidnischen Mysterien einweihen. Er stellte öffentlich den heidnischen Gottesdienst und die alten Priesterthümer wieder her und schloss die Christen von den Lehrstühlen der Grammatik und Rhetorik aus. Den Christen gegenüber begünstigte er die Juden. Aber sein Plan, den Salomonischen Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen, wurde durch Feuer, welches aus der Erde hervorbrach, vereitelt. Auch in seinen, in griechischer Sprache verfassten Schriften (Caesares, Reden, Briefe) verfolgte er das Christenthum mit Holm und Spott, In einem Kriege gegen die Perser drang er siegreich bis Ctesiphon vor, musste aber, da die erwarteten Hülfstruppen ausblieben, sich durch das unwegsame armenische Bergland Corduene zurückziehen und wurde hier in einer Schlacht tödtlich verwundet.
*) Mücke, Fl. Claudius Julianus. 1867. 2 Bde.
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dem Bischof Isidor von Sevilla zuschrieb. Die Bestimmungen des cano-nischen Rechts erhielten allmählich eine immer höhere Bedeutung, indem sie-nicht nur auf die Geistlichen, sondern auf alle unter geistlicher Herrschaft lebenden Ministerialen und Hörigen angewandt wurden.
Ausbreitung des Christentums im Abendlande.
§ 30. In Gallien und Britannien, wo die christliche Lehre schon unter der früheren römischen Herrschaft Wurzel gefasst hatte, wurden die germanischen Einwanderer zuerst mit dem Christentume bekannt. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts ward der christliche Glaube in Irland verbreitet und besonders durch die Bemühungen des h. Patrik entstanden hier bald so viele Kirchen, Klöster und Klosterschulen, dass man das Land die Insel der Heiligen nannte. Als die Einwanderung der heidnischen Angelsachsen in Britannien das Christentum wieder zu verdrängen drohte, machte Papst Gregor I. (590—604)' den ersten Versuch einer Mission in England.
Dieser thatkräftige, auch als Schriftsteller bedeutende Papst wirkte mit dem grössten Erfolge für die Entfaltung des christlichen Lebens. In einem Streite mit dem Patriarchen von Con-stantinopel, welcher sich den Titel eines ökumenischen Patriarchen beilegte, wahrte er mit Entschiedenheit den Vorrang des römischen Bischofs und nannte sich, um den Hochmut seines Gegners zu beschämen, Knecht der Knechte Gottes (servus servorum Dei). Besonders sorgte er für die Hebung des Gottesdienstes, suchte eine grössere Gleichmässigkeit in den kirchlichen Ceremonien herzustellen und führte den nach ihm benannten Kirchengesang ein. Ebenso grosse Verdienste erwarb er sich durch die Gründung vieler Klöster und durch seine Bemühungen um Ausbreitung des Christentums.
Als der Gründer des Klosterwesens ist der h. Antonius (f 356) anzusehen, welcher sein Vermögen unter die Armen verteilte, viele Jünger um sich sammelte und unter strengen ascetischen Übungen in einer Wüste Oberägyptens ein Einsiedlerleben führte. Pachomius gründete bereits mehrere klösterliche Vereine mit bestimmten Regeln. Im Abendlande erhielt das Klosterleben eine höhere Bedeutung, als Benedikt von Nursia in Umbrien demselben eine zweckmässige Umgestaltung gab. Er gründete 529 zu Monte Casino in Campanien einen klösterlichen Verein, dessen Mitglieder er zum unbedingten Gehorsam gegen die Klosterobern und zum Ackerbau verpflichtete; später gehörte auch der Jugendunterricht und die
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Pflege der Wissenschaften zu den Aufgaben des Ordens. Von Monte Casino aus wurden dann zahlreiche Klöster gegründet, welche die Benediktiner-Regel annahmen. Die Klöster wurden bald eine Zufluchtsstätte der Bedrängten, ein Gnadenort für Missethäter und reuige Sünder, eine Pflanzstatt der Missionen. Die Mönche vermittelten im Mittelalter fast den ganzen Unterricht, sie vervielfältigten durch kunstmässiges Abschreiben die schriftlichen Überbleibsel des Altertums, sie machten unfruchtbare Gegenden urbar und gaben oft den ersten Anstoss zu festen Ansiedelungen, aus denen später blühende Städte erwuchsen. Später, namentlich seit dem 13. Jahrhundert, stieg die Bedeutung der Mönchsorden noch höher, indem sie zugleich eine wichtige Stütze der päpstlichen Macht wurden.
Im J. 596 schickte Gregor, um seinen langgehegten Wunsch der Bekehrung der Angelsachsen zu erfüllen, den Benediktinerabt Augustinus mit 40 Mönchen nach England. Sein und seiner Nachfolger Wirken war von so glücklichem Erfolge begleitet, dass in einem Zeitraume von 80 Jahren alle Angelsachsen dem Christen-tume gewonnen wurden. — Von Irland gingen dann die Missionen aus, welche den ersten Versuch machten, das Heidentum in Deutschland auszurotten. Der Irländer Columban (f 615) wirkte in den Vogesen und am Bodensee, und sein Schüler Gallus (f c. 630) gründete das nach ihm benannte Kloster St. Gallen. Der Irländer Kilian (f 690) predigte das Evangelium in Thüringen und Ostfranken und der fränkische Bischof Emmeran (I 652) in Baiern. Bedeutender wurden die Missionen der angelsächsischen Glaubensboten durch ihre einheitliche Thätigkeit und den engen Anschluss an Rom. Der Angelsachse Willibrord gründete das Bistum Utrecht und bekehrte die der fränkischen Herrschaft unterworfenen Friesen.
Unter ihm machte Winfrid aus Kyrton in Wessex, später Bonifacius genannt, seine ersten Missionsversuche.1) Da aber seine Thätigkeit in Friesland nicht von dem gehofften Erfolge begleitet wurde, so reiste er (718) nach Rom und wurde hier mit der Mission im innern Deutschland betraut. Er verbreitete das Christentum in Hessen, gründete das Kloster Fulda und ordnete als Erzbischof von Mainz und Primas von Deutschland die kirchlichen Verhältnisse im Einvernehmen mit den Päpsten (Gregor Ii. und Iii.)
’) Werner, Bonifacius der Apostel der Deutschen. 1875.
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