Mailand und leitete sogar von seinem mütterlichen Grossvater ein Anrecht auf Savoyen her. Er trat mit den Türken, den Feinden der Christenheit, in ein offenes Bündniss und zwang den Herzog von Savoyen ihm freien Durchzug durch sein Land zu gestatten. Karl machte einen Einfall in das südliche Frankreich, musste sich aber nach einer vergeblichen Belagerung Marseilles wieder zurückziehen. Durch Vermittlung des Papstes (Paul Hl.) wurde zu Nizza ein Waffenstillstand geschlossen, wonach Jeder das besetzte Gebiet behalten sollte, 1538.
Y 6. Der zweite Zug Karls an die Küste von Nordafrika 1541. Die Plünderungen der Corsaren an der spanischen und italischen Küste gaben zu einem abermaligen Kriege Veranlassung. Trotz der späten Jahreszeit wurde der Zug gegen Algier unternommen. Die Landung gelang glücklich, allein ein Sturm und ein Ausfall der Türken brachten das Heer in die kläglichste Lage. Nur mit Mühe konnte es sich wieder einschiffen und erreichte erst unter manchen Gefahren die spanische Küste.
7. Der vierte Krieg mit Franzi. 1542—44. Franz I. wollte sich den unglücklichen Ausgang des Unternehmens gegen Algier zu nutze machen und fand eine Veranlassung zum Kriege, als zwei durch die Lombardei reisende französische Bevollmächtigte von spanischen Truppen ermordet wurden. Er verband sich daher mit den Türken, den Dänen und mit dem Herzog Wilhelm von Cleve, welcher im Besitze des ihm durch die Stände und den letzten Herzog von Geldern übertragenen Geldrischen Landes vom Kaiser bedroht wurde. Der Kaiser unterwarf den Herzog durch Eroberung seiner Feste Düren und nöthigte ihn im Vertrage zu Venloo, Geldern herauszugeben. Im folgenden Jahre drang er, von dem englischen Könige Heinrich Viii. unterstützt, auf dem Wege gegen Paris bis Epernay vor und zwang seinen Gegner zum Frieden zu Crespy, in dem Franz auf Mailand, Neapel und die Burgundischen Erblande Franche Comte, Artois und Flandern Verzicht leistete, dagegen das Herzogthum Burgund behielt. Beide Gegner gelobten sich fortan Beistand gegen die Türken und zur Aufrechthaltung des katholischen Glaubens, 1544.
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Nordseeküste gegen England abzusperren, zu Frankreich geschlagen, obwohl der Herzog dieses Landes ein Verwandter des russischen Kaisers war. Eine Linie von der Lippemündung bis nach Lübeck bezeichnete jetzt die Nordwestgrenze Deutschlands. Das Mainzische Kurland ward säcularisirt und in das Grossherzogthum Frankfurt verwandelt. Der Fürst Primas Dalberg blieb zwar der Inhaber desselben, doch wurde Napoleons Stiefsohn Eugen zu seinem Erben und Nachfolger ernannt.
5. Der Krieg gegen Bassland, 1812.*)
H. 62. Das Bündniss zwischen Russland und Frankreich war seit dem Erfurter Gongress merklich erkaltet. Der Zar war über die Vergrößerung des Herzogthums Warschau, welche bei den Polen nationale Begeisterung wachrief, und über die Verdrängung des Herzogs von Oldenburg, seines Verwandten, ungehalten, während Napoleon ihm die Verletzung der Gontinentalsperre und eine neue Zollauflage auf französische Waaren vorwarf. Das Bestreben die Gontinentalsperre vollständig durchzuführen und der Ehrgeiz eine unbeschränkte Weltherrschaft aufzurichten trieben endlich Napoleon zum Kriege. Schon um die Mitte des Jahres 1811 wurden Vorräthe und Kriegsbedarf jeder Art in die Gegend der Weichsel geschafft. Preussen liess durch seinen Minister Hardenberg ein Bündniss antragen, wonach es ein Hülfsheer unter französischem Oberbefehl stellen wollte. Mit den drückenden Bedingungen dieses Bündnisses unzufrieden nahmen Scharnhorst und Gneisenau ihre Entlassung, während andere Offiziere in russische Dienste traten. In ähnlicher Weise schloss Napoleon auch mit Oesterreich einen Vertrag ab. Das preussische Heer sollte an der Nordwestgrenze Russlands, das österreichische in Volhynien Stellung nehmen. Auch die Polen wurden durch Versprechungen zur Aufbietung einer bedeutenden Heeresmacht und zu begeisterter Hingabe an die Sache Frankreichs angefeuert. Mit Schweden und der Türkei versäumte Napoleon rechtzeitig sich zu verbünden, obwohl
*) Schnitzler, Gesch. des russischen Reichs. 1855. Beitzke, Gesch. des russ. Krieges. 2. Aufl. 1862.
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politik durch das wiedererwachende Volksbewusstsein einen mächtigen Stoss. Italien und Deutschland gingen allmählich einer grösseren nationalen Einigung entgegen. Der alte deutsche Bundesstaat wurde durch die Gründung des norddeutschen Bundes (1866) aufgelöst, und durch die Uebertragung der deutschen Kaiserwürde an den König von Preussen (1871) wurde eine starke deutsche Kriegsmacht und eine feste Einigung Deutschlands geschaffen. — Die Geschichte der neuesten Zeit lässt sich in zwei Theile zerlegen:
I. 1815—1848, bis zur Pariser Februarrevolution. Die Wiener Verträge werden im Allgemeinen aufrecht erhalten, und die Regierungen suchen im Innern die absolute Monarchie nach Kräften zu sichern. Oesterreich und Russland üben einen entscheidenden Einfluss auf die Verhältnisse der europäischen Staaten aus.
Ii. 1848 bis jetzt. Die Wiener Verträge werden mannigfach erschüttert. Frankreich behauptet bis zum J. 1866 ein moralisches Uebergewicht in allen Fragen der äusseren Politik. In den meisten europäischen Staaten bricht sich die constitutionelle Verfassung Bahn.
I. Von dem Wiener Congress bis zur französischen Februarrevolution, 1815—1848.
1. Deutschland bis zum Jahre 1830.
§. 68. Die meisten deutschen Regierungen suchten den 13. Artikel der Bundesakte, wonach in allen deutschen Staaten eine landständische Verfassung bestehen sollte, dadurch zu erfüllen, dass sie die alten Landstände wieder herstellten. Eine freiere Verfassung führte zuerst der Grossherzog Karl August von Sachsen-Weimar in seinem Lande ein. Bald folgten Baiern, Baden, Würtemberg, Hessen-Darmstadt, Nassau und die kleinen sächsischen Fürstentümer diesem Beispiele. Indess alle diese freisinnigen Verfassungen in den süd- und mitteldeutschen Staaten befriedigten nicht das Verlangen des deutschen Volkes nach einer grösseren politischen Einigung. Hatten die deutschen Stämme bei der Niederwerfung Napoleons gezeigt, was sie vereinigt vermöchten, so fühlte man jetzt um so mehr die
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gelegt. Die zwischen Preussen und Hessen - Darmstadt 1828 abgeschlossene Zolleinigung erweiterte sich allmählich (1829 —1840) durch den Beitritt mehrerer nord- und süddeutschen Staaten zu einem deutschen Zollverein, welcher alle grösseren deutschen Staaten, ausser Oesterreich, Hannover, Mecklenburg, Oldenburg und den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck, im Ganzen 27 Millionen Menschen umfasste. — Die Julirevolution brachte in den preussischen Landen keine Erschütterungen, wohl aber eine heftige Aufregung hervor, welche noch durch aufrührerische Schriften deutscher Schriftsteller in Paris, wie Ludwig Börne, Heinrich Heine und anderer genährt wurde. Der Regierungsantritt des hochbegabten, kunstsinnigen Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) gab dem staatlichen Leben einen neuen Schwung. Der Streit, welcher 1837 mit den Erzbischöfen von Köln und Posen über die kirchliche Zulässigkeit gemischter Ehen ausgebrochen war, wurde durch ein Einvernehmen mit der römischen Curie beigelegt. In Hannover vereinbarte der zum Vicekönig ernannte Herzog von Cambridge, der Bruder des Königs Wilhelm Iv. von England, mit den Ständen eine Verfassung, in der die bisherigen Vorrechte des Adels bedeutend beschränkt wurden, 1833. Als aber bei der Thronbesteigung der englischen Königin Victoria die bisherige Personalunion mit England, weil in Hannover die weibliche Erbfolge nach dem salischen Gesetz ausgeschlossen war, aufgehoben wurde und Ernst August, der Bruder Wilhelms Iv., folgte, hob dieser die Verfassung des Jahres 1833 auf und entsetzte sieben Göttinger Professoren, Grimm, Dahlmann, Gervinus u. a., welche sich öffentlich gegen diese Aenderung aussprachen, ihres Amtes. — In Süddeutschland, wo eine radikale Partei auf völligen Sturz der Regierungen ausging, begannen auf dem zu Hambach an der Hardt gefeierten Volksfeste republikanische Grundsätze laut zu werden. Als Metternich, um diesen gefährlichen Geist niederzuhalten, in 6 Bundesbeschlüssen das Vereins- und Versammlungsrecht beschränkte, richteten die Radikalen ihre Angriffe auf Frankfurt als den Sitz des Bundestages. Sie besetzten die Hauptwache, wurden aber bald zur Flucht genöthigt, 1832. Diesen Auftritten gegenüber schlossen sich die
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besiegt, 14. Juli. Vogel von Falkenstein zog in Frankfurt ein und legte der bisherigen Bundesstadt eine Kriegssteuer auf. Sein Nachfolger General v. Manteuf fei besiegte die Baiern und das 8. Bundesarmeecorps an der Tauber, einem Nebenfluss des Main. Jetzt bequemten sieh die süddeutschen Staaten insgeheim zu einem Schutz- und Trutzbündniss mit Preussen.
Der Friede mit Oesterreich wurde auf die Bedingungen des Waffenstillstandes von Nikolsburg am 23. Aug. zu Prag abgeschlossen. Oesterreich erkennt den Bund, welchen Preussen mit den Staaten nördlich vom Main begründen will, an, überträgt an Preussen seine bisherigen Rechte auf Schleswig-Holstein und zahlt 20 Mill. Thaler als Kriegskosten. Auf Frankreichs Drängen wurde im Artikel 5 die Abtretung Schleswigs in der Weise beschränkt, dass die nördlichen Bezirke mit vorwiegend dänischer Bevölkerung, wenn sie ihren Anschluss an Dänemark wünschten, an dieses abgetreten werden sollten.
Mit Italien schloss Oesterreich einen Frieden zu Wien, (3. Octbr.), worin die Abtretung Venetiens, welches Napoleon an Italien überlassen hatte, bestätigt wurde. So hatte Italien, obwohl selbst in zwei Schlachten besiegt, dennoch einen reichen Gewinn davon getragen.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren: a) Die Vergrößerung Preussens und die Einrichtung des norddeutschen Bundes. Preussen vereinigte Hannover, Hessen-Cassel, Nassau, Frankfurt mit seinem Gebiete und erhielt bei der Grenzregelung einige Bezirke von Oberhessen und drei kleine baierische Landestheile. Dadurch wurde das Gebiet des preussischen Staates auf 6389 M. mit 23 Mill. Einwohnern erweitert. Mit den Staaten nördlich vom Main wurde der norddeutsche Bund gegründet. Die süddeutschen Staaten schlossen, obwohl Frankreich sie in ihrer vereinzelten Stellung festzuhalten suchte, mit Preussen ein Schutz- und Trutzbündniss und erhielten zum Lohne dafür ihr Gebiet ungeschmälert zurück. Zur Vereinbarung der Handelsgesetzgebung mit den Südstaaten wurde ein Zollparia men t nach Berlin berufen, 27. April 1868.
Der Bund umfasste 7540 Q M. mit 29 230 Odo Einwohnern. Luxemburg und Limburg gehörten nicht zum Bunde, dagegen wurden Preussen, Posen und Schleswig neu aufgenommen. Allo Truppen der Verbündeten
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geneigten Landschaft Catalonien geführt wird. Beim steigenden Waffenglück Turennes bequemt sich Spanien zu dem Pyre-näischen Frieden, welcher 1659 auf den Fasaneninseln im Grenzflüsse Bidassoa abgeschlossen wurde. Frankreich gewann fast ganz Artois, so wie Theile von Flandern, Hennegau, Luxemburg und im Süden Roussillon, Cerdagne und Bar, so dass jetzt die Pyrenäen die Grenze bildeten. Ludwig Xiv. erhielt Philipps Iv. älteste Tochter Maria Theresia zur Ehe, die aber vor der Heirath allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer förmlich entsagte. Conde wurde begnadigt und wieder in den Besitz seiner Güter gesetzt. Dieser Friede war Mazarins letztes Werk.
Ii. Ludwigs Selbstregierung, 1661 — 1715. Nach Mazarins Tode erklärte der jetzt dreiundzwanzigjährige König, um die in der letzten Zeit so hochgestiegene Allgewalt ehrgeiziger Minister nicht wieder aufkommen zu lassen, seinen Entschluss selbständig zu regieren. Er folgt in der innern und auswärtigen Politik der von Richelieu vorgezeichneten Bahn. Seine Regierung war darauf gerichtet alle dem königlichen Willen entgegenstehenden Schranken niederzureissen und die selbständige Stellung des Parlaments, des Adels und der Kirche zu brechen.
1. Den Widerstand des Parlaments, welches das Gewohnheitsrecht geltend zu machen suchte, dass königliche Verordnungen erst dann Gesetzeskraft hätten, wenn sie in das Protocollbuch des Parlaments eingetragen wären, brach der jugendliche König, indem er einst im Jagdkleide in der Versammlung erschien und die Eintragung einiger Verordnungen befahl. Die Generalstände (etats generaux), oder die Versammlung der ständischen Körperschaften der Provinzen, deren Zusammenberufung schon Richelieu vermieden hatte, wurden nicht mehr berufen.
2. Der Adel wurde durch eine Menge neugeschaffener Würden und Ehrenämter in den Kreis des Hoflebens gezogen, der Selbstverwaltung seiner Güter entfremdet und in der Nähe der, durch Schönheit, männliche Würde und Geist ausgezeichneten Person des Herrschers an unterthänige Gesinnung gewöhnt. Durch den beständigen Aufenthalt an dem genuss-
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lische Ministerium weigerte dem Frieden beizutreten, unter französischer Verwaltung. Preussen musste sich verpflichten das bereits am 21. Nov. 1806 erlassene Verbot der Einfuhr englischer Waaren oder die Continentalsperre aufrecht zu halten und eine bei der Erschöpfung des Landes unerschwingliche Kriegsentschädigung von 154 Millionen Francs (später auf 134 Mill. ermässigt) zu zahlen. Im Ganzen behielt es von 5570 M. nur 2877 mit 5. Mill. Einwohnern. Die ehemals preussischen Gebiete zwischen Rhein und Elbe wurden nebst dem Kurfürstenthum Hessen, Braunschweig und dem südlichen Hannover zu einem Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Cassel vereinigt und Napoleons jüngstem Bruder Jeröme verliehen.
5. Schweden. Schweden und Dänemark, welche sich ebenso wie England weigerten dem Tilsiter Frieden beizutreten, sollten mit Gewalt zur Niederlegung der Waffen gezwungen werden. Da aber England im Falle eines Beitritts Dänemarks zu dem russisch-französischen Bunde die Sperrung des Sundes befürchtete, so liess es ohne vorhergehende Kriegserklärung Kopenhagen beschiessen und die dänische Flotte aus dem Hafen wegführen. Diese Gewaltthat trieb jetzt Dänemark ganz auf die Seite Frankreichs. Nur der König Gustav Iv. von Schweden setzte mit eigensinniger Hartnäckigkeit den Krieg gegen Frankreich und Russland fort. Da er aber trotz der hohen Besteuerung seines Landes bei dem verfallenen Zustande des Heeres und der Flotte seinen Gegnern nicht gewachsen ■war, so brach gegen ihn eine Verschwörung aus, die ihn zur Niederlegung der Krone nöthigte, 1809. Der Reichsrath wählte seinen Oheim, den Herzog von Südermannland, Karl Xiii., (1809 — 1818) zum Könige, welcher den Krieg mit Russland durch Abtretung der Aalandsinseln beendigte. Der kinderlose König wählte den französischen Marschall Bernadotte, Fürsten von Ponte Corvo, zum Thronfolger.
6. Der Umschwung in Preussen. Durch die Unglücksfälle des Krieges belehrt suchte der König von Preussen die inneren Schäden seines Landes nach Kräften zu heilen. In diesam Bestreben unterstützten ihn besonders zwei Männer, der leb halte und entschiedene Freiherr Karl von und zum
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gegend, wie Köln, Trier, Aachen, das Herzogthum Berg, in Westfalen durch Korvey, Dortmund und einen Theil von Fulda entschädigt. Lingen und Ostfriesland trat Preussen an Hannover ab und erhielt dafür das Herzogthum Lauenburg, welches es an Dänemark gegen Schwedisch-Pommern austauschte. Im Ganzen umfasste es jetzt 5085 □ Meilen.
3. In Deutschland blieb die Vielherrschaft bestehen, da weder England noch Russland eine feste Einigung des deutschen Volkes wünschten. Durch die Bundesakte vom 8. Juli 1815 erhielten 34 Fürsten und 4 freie Städte landesherrliche Rechte. Hannover ward zu einem Königreich, Sachsen-Weimar, Mecklenburg, Oldenburg wurden zu Grossherzogthü-mern erhoben. Der König der Niederlande galt für Luxemburg, der König von Dänemark für Lauenburg als Bundesglied. Eine grössere Festigung Deutschlands gegen Westen wurde durch die Uebertragung der Rheinlande an Preussen erzielt. — Die Bundesakte zerfällt in zwei Theile, von denen der erste allgemeine Bestimmungen über den Bund und die Bundesglieder, der zweite besondere über die Rechte der Unterthanen enthält. Der erste Theil bestimmt, dass die engere Bundesversammlung aus 17 Stimmen, das Plenum aber, welches über Krieg und Frieden und über die Abänderung der Bundesgesetze abzustimmen hatte, aus 69 Stimmen bestehen solle. Der zweite Theil der Bundesakte setzt für alle deutschen Staaten eine landständige Verfassung fest.
B. Das Ausland. 1. Russland erhielt das Grossherzogthum Warschau ausser Posen, welches an Preussen abgetreten, und Krakau, welches zu einem Freistaate erhoben wurde. Die Vereinigung Warschaus mit Russland geschah in der Form der Personalunion und unter Zusicherung einer getrennten Verwaltung.
2. England gewann Malta, das Protectorat über die jonischen Inseln und Helgoland. Hannover nebst Ostfriesland trat wieder in den Besitz des englischen Königshauses.
3. Schweden hatte von Dänemark (im Frieden zu Kiel 14. Jan. 1814) die Abtretung von Norwegen erlangt, Dänemark erhielt dafür als Entschädigung Schwedisch-Pommern, welches
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welche durch die Sprache, Sitte und Abstammung ihrer Bewohner auf Deutschland hingewiesen waren, sträubten sich gegen das Bestreben Dänemarks sie ganz dem dänischen Reiche einzuverleiben.
Als mit Adolf Viii., dem letzten Herzoge von Schleswig und Grafen von Holstein, das in Schleswig-Holstein regierende Haus Schauenburg 1459 ausstarb, zog der dänische König Christian I. aus dem Hause Oldenburg das Lehen ein, obwohl Holstein nach dem Herkommen auf eine Nebenlinie des Schauenburgischen Hauses hätte übergehen müssen. Die deutsche Ritterschaft in Holstein genehmigte diese Einziehung des Lehens, wofür Christian versprach, dass Holstein und Schleswig für immer ungetheilt zusammen bleiben sollten, 1460. Die Holsteinsche Ritterschaft gab aber damit ihre Zugehörigkeit zum Reich nicht auf; sie appellirte nach wie vor bei Rechtsstreitigkeiten an das Reichskammergericht und stellte Truppen zum Reichsheere. Die versprochene Untheil-barkeit Schleswig-Holsteins wurde sehr bald verletzt, indem Chr istian Iii. Holstein und Südschleswig als Herzogthum Holstein-Gottorp seinem Bruder (Adolf) übergab, 1544. Die Herzoge von Holstein-Gottorp waren in ihrem Bestreben sich von Dänemark unabhängig zu machen nicht glücklich. Herzog Karl Friedrich verlor im Nordischen Kriege Schleswig an die Dänen. Sein Sohn der Zar Peter Ii. von Russland wollte es im Kriege wieder erobern; aber nach seiner Entthronung schloss seine Gemahlin, die Kaiserin Katharina Ii., mit Dänemark einen Vertrag, wonach der Grossfürst Paul auf Schleswig verzichtete und Holstein mit dem bis dahin den dänischen Königen gehörigen Oldenburg vertauschte, 1773. Holstein gehörte auch jetzt noch zum deutschen Reiche und wurde 1815 in den deutschen Bund aufgenommen; aber der Gedanke der Zusammengehörigkeit mit Schleswig war noch nicht erloschen. Mochte auch die dänische Regierung die Deutschen mannigfach kränken und zurücksetzen, mochte auch der deutsche Bundestag selbst allen diesen Unbilden ruhig zusehen, so fand dennoch das Deutschthum hier, besonders auch auf der Hochschule zu Kiel noch manche muthige Vertreter.
Als der kinderlose König Friedrich Vii. von Dänemark (1848—1863), um der Schwester seines Vaters und deren Nachkommen um so eher den Besitz des ganzen Reiches zu sichern, am 20. Jan. 1848 eine Gesammtstaatsverfassung für den dänischen Staat erliess, erkannten die Stände von Schleswig und Holstein dieses Reichsgesetz nicht an. Während die Landesvertretung beider Herzogthümer eine einstweilige Regierung einsetzte und einen Gesandten zum deutschen Bundestage schickte, machte der durch die Gesammtstaatsverfassung in seinen Ansprüchen verletzte Herzog Friedrich
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Budgets für 1863 wurden von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses verworfen. Es folgte eine Vertagung und dann die Auflösung des Hauses (Septbr. 1863), aber nach mehrjährigem Streite behielt doch die Regierung durch die Festigkeit des Ministerpräsidenten von Bismarck-Schön hausen und die glücklichen Erfolge der preussischen Waffen in den Kriegen gegen Dänemark und Oesterreich die Oberhand. Während in Preussen die Gemüther durch den Verfassungsstreit verstimmt waren, bemühte sich Oesterreich durch den Vorschlag einer Bundesreform sein gesunkenes Ansehn in den deutschen Angelegenheiten wiederherzustellen. Allerdings wurde im ganzen deutschen Volke das Bedürfniss einer kräftigen Centralgewalt lebhaft gefühlt; aber in Norddeutschland war besonders durch den 1859 von mehreren Patrioten gegründeten Nationalverein die Ansicht verbreitet, dass diese Gewalt an Preussen übertragen werden müsse. Die Bundesreform, welche Oesterreich jetzt vorschlug, verlangte, dass an der Spitze des Bundes ein Direc-torium der fünf mächtigsten deutschen Fürsten unter dem Vorsitz des österreichischen Kaisers stehen sollte. Als der Kaiser Franz Joseph zur Berathung dieses Vorschlags eineu Fürstentag nach Frankfurt ausschrieb (16. Aug. 1863),lehnte Preussen die Betheiligung ab und verlangte Gleichstellung mit Oesterreich und eine aus unmittelbaren Volks wählen hervorgehende Bundesvertretung. Ehe noch der Streit über die Bundesfrage zum Austrage kam, brachte der dänische Krieg die beiden Grossmächte in nähere Berührung.
2. Der dänische Krieg. Der König Friedrich Vii. von Dänemark war (15. November 1863) gestorben, und der durch das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852 zum Thronfolger bestimmte Prinz Christian von der Glücksburger Linie bestieg als Christian Ix. den Thron. Dieser unterzeichnete, von der eiderdänischen Partei in Kopenhagen gedrängt, eine neue für Dänemark mit Ausschluss von Holstein und Lauenburg gegebene Verfassung. Zugleich aber machte der Prinz Friedrich von Augustenburg sein Erbrecht auf Schleswig-Holstein geltend. Während dieser von den Herzogtümern und von den meisten deutschen Regierungen anerkannt wurde, erklärten Oesterreich und Preussen, dass sie ihrerseits an dem
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