Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 169

1830 - Passau : Pustet
169 Landeskunde von Bayern. ntticj der Wissenschaften eine Akademie der Wissenschaften und der bildenden Künste, auch bestehen 5 Hochschulen, Lyceen, Gymnasien, und einzelne Studien-Vorbereitungs- und hö- here Bürgerschulen. Die vorzüglichsten Quellen des Staats- Einkommens sind: 1. Die Grundsteuer. Sie ist in wenigen Staaten so mäßig, wie in Bayern, und be- tragt im Simplum Vs Prozent des Mittel- werths der Güter, somit im Ganzen Vs Prozent; 2. Die Hausersteuer, gleich billig und um so mäßiger als nur drey Simpla mit Vs Prozent erhoben werden; 5. Die Dvminikalsteuer; 4. Die Gewerbsteuer, welche mäßig ist, und wobey das Au- und Abnehmen des Ge- werbs-Betriebes berücksichtiget wird; 5. Die Familiensteuer. 6. Die Einnahmen aus Maurh-, Auf- schlags-, Stempel-Tar- und Sportelgefällen. Bayern ordnet seine Angelegenheiten durch verschiedene Stellen und Aemter. Die oberste Leitung der acht Kreise ha- den die königlichen Staats-Ministerien. In jedem Kreise besorgt ein Appellations- gericht die Rechtspflege, und eine Regierung die übrige Verwaltung. Die Appellationsge- richte sind einem höchsten Justiztribunale, dem königlichen Oberappellationsgerichte untergeben. In den Kreisen selbst sind wieder als unterste Aemter: Stadt - Land - Herrschafls- Patrimonial-Gerichte, Rentämter, Forstäm- rer rc., zur Verwaltung der Justizsachen und polizeylichen Angelegenheiten rc., auf- gestellt. Der Landgerichte sind insbesondere 206 in den ältern sieben Kreisen. Die geistli- chen Angelegenheiten stehen unter der Leitung des Ministeriums des Innern. Die katholi- 74. Wie ist Bayerns Staalv-Eilikoin- men? 75. Durch welche Einrichtungen wird Bayern verwaltet?

2. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 289

1830 - Passau : Pustet
289 Feldbau. reichte aber zur Nahrung nicht mehr hin, und sie bebauten nun die Erde. — So entstand der Feldbau. Mit der Bearbeitung der Erde allein be- gnügten sich die Menschen nicht mehr, sondern sie suchten von den Erzeugnissen der Erde und vom Vieh noch andern Nutzen zu ziehen, trie- den die Viehzucht und andere Hauswirthschafts- Gewerbe, z. B. mit Milch, Butter, Käse, Fe- dervieh rc., und richteten dafür Gebäude und Anderes ein. So entstand die Landwirthschaft. Wer nun blos das Feld bearbeitet, heißt Bauer; wer aber Landwirthschaft treibt, heißt Landwirth. Der Feldbau lag lange vernachläßkgt; aber in neuester Zeit, nämlich seit 15 bis 20 Jah- ren, hat er sich am meisten gehoben durch die landwirthschaftlichen Gesellschaften oder Vereine. Es verbanden sich nämlich mehrere Große des Reiches, und Freunde der Landwirthschaft zum edlen Zwecke, die Landwirthe oder Bauern durch Schriften und Beyspiele im bessern Feld- bau zu unterrichten, und ihren Fleiß mit Prei- sen und Auszeichnung zu belohnen; wie dieses in Bayern durch das Oktoberfeft geschieht. Zu den landwirthschaftlichen Vereinen ist Jedem, auch dem Bauer der Zutritt gestattet, daher auch schon Mehrere Mitglieder derselben sind. Ihr Zutritt ist auch erwünscht, da sie sich immer mehr unterrichten und Nutzen verschaf- fen können. Ihnen ist aber auch der Zutritt dadurch erleichtert, daß uicht jeder Bauer Mitglied zu seyn braucht, sondern nur seine Dorfgemeine, wodurch dann jedem Einzelnen auch die glei- chen Wohlthaten zugehen können. Unter den Bauern ist aber leider der Eifer, einen verbesserten Ackerbau zu treiben, noch nicht allgemein erwacht. Viele wollen nichts davon 4. Wie entstand die Landwirth« sch a ft? 8. Wer heißt Bau« er, wer Land- wirth? 6. Was hat in der neuesten Zeit den Feldbau am meisten gehoben? 7. Wem ist der Zutritt zu den landwirthschaft- lichen Vereinen gestattet? 8. Ist unter den Bauern der Eifer erwacht, verbcs-

3. Handbuch über gemeinnützige Kenntnisse für Volksschulen - S. 73

1830 - Passau : Pustet
Lgnyeskunde von Bayern. legt, und die Verwaltung nachgewiesen. Zu jeder neuen Staatsschuld ist ihre Zustimmung erforderlich, und ihrer Genehmigung wird der Schuldentilgungsplan vorgelegt. Auch dürfen sie Wünsche und Anträge stellen, und Be- schwerden über Verletzung der Staatsverfassung vor den König bringen. Als echte Grundlage aller Volks-Aufklä- rung, als wahres National-Institut, bestehen über 5000 planmäßig eingerichtete Volks- und Fepertagsschulen im Königreiche. Uebrigens unterhalt der König zur Beförde- rung der Wissenschaften eine Akademie der Wissenschaften und der bildenden Künste, auch bestehen drey Hochschulen, Lyceen, Gymnasien, und einzelne Studien -Vorbereitungs - und hö- here Bürgerschulen. Bayern ordnet seine Angelegenheiten durch verschiedene Stellen und Aemter. Die oberste Leitung der acht Kreise haben die königlichen Staats-Ministerien. In jedem Kreise besorgt ein Appellations- gericht die Rechtspflege, und eine Regierung die übrige Verwaltung. Die Appellationsge- richte sind einem höchsten Justiztribunale, dem königlichen Oberappellationsgerichte untergeben. In den Kreisen selbst sind wieder als un- terste^ Aemter: Stadt-, Land-, Herrschafts-, Patrimonial-Gerichte, Rentämter, Forstäm- ter rc., zur Verwaltung der Justizsachen lind polizeylichen Angelegenheiten rc. rc. aufge- stellt. Der Landgerichte sind insbesondere 206 in den altern sieben Kreisen. Die geistli- chen Angelegenheiten stehen unter der Leitung des Ministeriums des Innern. Die katholi- schen Angelegenheiten besorgen zunächst zwey Erzbischöfe und sechs Bischöfe; die protestanti- schen- ein General-Konsistorium und drey Kon- sistorien. 27. Wie sorgt der Staat für das moralische Wohl seiner Bürger? 23. Durch welche Einrichtungen wird Bayern verwaltet?

4. Fibel, oder naturgemäßer Lerngang im Rechtschreiben und Rechtlesen - S. 95

1862 - Kiel : Homann
95 and arch old om on ott Heiland Scholarch Kobold Simptom Person Fagott weiland Monarch Herold Fantom Patron Komplott cnd et ett cm Lz it Ln Jugend Stacket Staffet Odem Miliz Profit Karmin Dutzend Planet Duett Athem Justiz Kredit Termin Lv Ltz Lcht ich art at Archiv Stieglitz Habicht Teppich Bastard Soldat passiv Kibitz Dickicht Kranich Bankart Salat nr nt Ler ist ih isch Natur Statut Klistier Flautist Jltiß Harnisch Figur Tribut Quartier Hornist Horniß uth oder ut, eth oder at Armuth Wermut!) — Heimatb Heirath Zierrath ns, uttt, or Jesus Christus Simon Petrus Andreas Jakobus Johannes Philippus Bartholomäus Thomas Mat- thäus Jacobus (Alphäi Sohn) Judas Thaddäus oder Lebbäus Simon Zelotes und Judas Jschariolh Saulus Paulus Markus Lukas Titus Timotheus — Datum Punktum Kapernaum Amphibium — Kantor Pastor Rektor Doktor Major g-sch Gage Page Agio Adagio Agnes (Angnes) Magnus Castagne. Druck der Hofbuchdruckerei (H. A. Pierer) in -lltenburg.

5. Das Nöthigste aus der deutschen Sprachlehre, Geographie, bayerischen Geschichte, Naturgeschichte, Naturlehre, Himmelskörperlehre, Zeitrechnung, Körper- und Seelenlehre, so wie vom Kopf- und Tafelrechnen - S. 102

1858 - Passau : Elsässer u. Waldbauer
102 fruchte und Wein. Die Viehzucht wird sehr stark betrieben. Die Berge enthalten Silber, Gold, Ersen, Kupfer, Blei, Zinn, Quecksilber. Auch gibt es Edelsteine, Salz, Gesundbrunnen und sehr viele warme Bäder. 34* Der Flächeninhalt von Deutschland beträgt 11600 Qua- dratmeilen, worauf bei 45 Millionen Menschen wohnen. Deutsch, land enthält Ein Kaiienhum, fünf Königreiche, Ein Churfürsten- thum, sieben Großherzogtbümer, neun Herzogthümer, neun Für- stenthümer, Eine Landgrafschaft, und vier freie Städte, die zu- sammen den deutschen Staakenbund bilden, deffen Versammlung zu Frankfurt am Main ihren Sitz hat. 35. Das Kaisertbum in Deutschland heißt Oesterreich. Es be- steht aus dem Erzherzogthume Oesterreich, von welchem es sei- nen Namen hat, und den deutschen Nebenländern: Bödmen, Mähren, Steyermark, Jllyrien, welches die Herzogthümer Kärn- lhen, Krain und das Küstenland Istrien enthält, Salzburg. Ty- rol und Vorarlberg. In Oesterreich ist Wien, in Böhmen Prag, in Mähren Brünn, in Steyermark Grätz, in Kärn- then Klagenfurt, in Krain Laibach, in Istrien Görz, im Salzburgischen Salzburg, in Tyrol Innsbruck die Haupt- stadt, in Vorarlberg Bregenz die Kreisstadt. 36. Deutschlands Königreiche sind: Bayern Hpst. München, Preußen Hpst. Berlin, Hannover Hpst. Hannover, Sachsen Hpst. Dresden, Württemberg Hpst. Stuttgart. Das Churfür- stenthum in Deutschland heißt Hessenkassel. 37. Die Großherzogtbümer, welche zu Deutschland gehören, sind: Baden Hpst. Karlsruhe, Heffen-Darmstadt Hpst. Darmstadt, Luxemburg Hpst. Luxemburg, Oldenburg Hpst. Oldenburg, Meck- lenburg-Schwerin Hpst. Schwerin, Mecklenburg-Strelitz Hpst. Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach Hpst. Weimar. 38. Die Herzogthümer, welche zu Deutschland gerechnet wer- den, heißen: Holstein (zu Dänemark gehörig) Hpst. Glückstadt, Sachsen-Meiningen-Hildburghauscn Hpst. Meiningen, Sachsen- 34. Wie groß ist der Flächeninhalt und die Einwohnerzahl von Deutsch- land? — Aus welchen Staaten besteht Deutschland? 35. Wie heißt das in Deutschland befindliche Kaiserthum? — Aus welchen Staaten besteht es? — Wie heißen die Hauptstädte dieser Länder? 36 Wie heißen die Königreiche von Deutschland mit ihren Hauptstäd- ten? — Wie heißt Deutschlands Ehurfürstenthum? 37. Wie heißen die Großherzogthümer, welche zu Deutschland gehören? 38. Wie heißen die Herzogthümer von Deutschland?

6. Das Nöthigste aus der deutschen Sprachlehre, Geographie, bayerischen Geschichte, Naturgeschichte, Naturlehre, Himmelskörperlehre, Zeitrechnung, Körper- und Seelenlehre, so wie vom Kopf- und Tafelrechnen - S. 92

1858 - Passau : Elsässer u. Waldbauer
92 bestimmte Zeit zu 3 Prozent zu leiben bekommen. Wie soll der Schuldschein lauten? 46. Michael Lasser nabm von dem Ernest Krauter ein Ka- pital von 400 fl., auf 3 Iabre zu 2 Prozent auf. Wie soll der Schuldschein lauten? 47. Peter Wimmer entlehnt von Michael Meier 1500 auf unbestimmte Zeit zu 3 Prozent, bedingt sich aber vorhergehende halbjährige Aufkündigung des Kapitals. Wie soll der Schuld- schein lauten? Von den Obligationen. 48. Taver Mehlrich, Müller zu Traubing, entlehnt von Georg Walter, Bauer von Reut, ein Kapital von 900 fl. zu 5 Prozent auf unbestimmte Zeit, bedingt sich halbjährige Auf- kündigung, und verpfändet zur mehreren Sicherheit seine schul- denfreie Schneid-Sägemühle. 49. Anton Lauter, Wirth von Pelling, erhält von Hrn. Ber- ger, Bräuer in Maurach, zur Erbauung eines Stadels 400 fl. auf 2 Jahre zu 5 Prozent. Ais Unterpfand verschreibt er ihm seinen Garten beim Hause, der einen geschätzten Werth von 400 fl. hat. 50. Joseph Harter, Kleingütler in Feldbach, entlehnt von Anton Feicht. Wirth in Altdors, 200 st. zu 4,/a Prozent un- ter der Bedingung halbjähriger Auskündigung, und verpfändet hiesür einen zu 200 fl. geschätzten Wiesgrund. Von den Zeugnissen. 51. Zeugniß für einen Bedienten, welcher drei Jahre bei einer Herischast gedient, sich treu und fleißig gezeigt, und stets eine gute Aufführung gepflogen bat. 52. Zeugniß für eine Dienstmagd, welche % Jahr gedient, und sich während dieser Zeit ehrlich, treu und fleißig betragen bat. 53. Zeugniß für einen Dienstknecht, der nicht besonders fleißig war, und mit dem man auch sonst mit seiner Aufführung nicht ganz zufrieden sein konnte. 54. Zeugniß für eine Köchin, welche im Kochen sehr viele Geschicklichkeit besitzt, Treue und Anhänglichkeit gegen ihre Dienst- herrschaft steis bewies, und durch Fleiß und sittliches Beiragen sich die Zufriedenheit der Dienstherrschaft im hohen Grade erwarb. Hausrechnungen. 55. Für ein großes Hauswesen auf dem Lande wurden ei- nes Tages aus der Stadl geholt: 39 Pf. Oel s 30 kr., 43

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 17

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 17 Trieb zum Lesen beseelte ihn und suchte und fand Befriedigung durch die Gunst des fürstlichen Bibliothekars. Die Weltgeschichte, die 21 Bände der Reisen zu Wasser und zu Lande gaben dem Knaben Beschäftigung. Prinz Heinrich, der Seefahrer, Albuquerka wurden seine Helden. Dann fiel ihm die Bertuch'sche Übersetzung des Ton Quixote in die Hände und verdrängte schnell Campes Robinson und erfüllte seine Seele. Daß er dabei nicht in leeres Träumen versank, verdankte er einem anderen Oheim, der als Landbaumeister auf Schloß Schwarzburg wohnte. Monatelang ließ dieser den Knaben bei sich wohnen und mutete ihm große Anstren- gungen zu, wenn er mit ihm Berg und Thal durchwanderte, die Forsten besuchte oder auf den Vogelhütteu sich aufhielt. Nie ist in Perthes die Erinnerung an diesen Aufenthalt und an diese Wanderungen erloschen. Die dunklen Tannen, die das Gebirgsgeschiebe des wunderbar schönen Ortes bedecken, das Rauschen der Schwarza, die unten tief im Thale den Berg umschlingt, auf welche das Schloß gebaut ist, drückten sich unver- tilgbar in das Gedächtnis des Knaben ein. Als Perthes konfirmiert und 14 Jahr alt geworden war, mußte ein Beruf gewählt werden. Ihn studieren lassen, war unmöglich; was man in Rudolstadt Kaufmann nannte, wollte er nicht werden. Der jüngste Bruder seines Vaters war Buchhändler in Gotha und ihm ging es zieinlich gut; natürlich wurde nun für den Knaben an den Buchhändler gedacht; was das eigentlich war und was dazu gehörte, wußte er zwar nicht, denn in Rudolstadt war keine Buchhandlung; aber daß es da Bücher gebe, die man lesen könne, schien ihm gewiß, und das war für ihn ent- scheidend. Im Jahr 1786 nahm der Buchdruckereibesitzer Schirach den Knaben mit sich zur Messe nach Leipzig, um dort einen Lehrherrn für ihn zu suchen. Zuerst stellte er ihn Herrn Ruprecht aus Göttingeu vor, der ihn freundlich anredete und sich amo konjugieren ließ, dann aber, als das nicht ging, ihn nicht nehmen wollte. Nun wurde er zu Herrn Siegert aus Liegnitz gebracht, aber der lange, hagere Mann und sein feuerfarbener bis zur Ferse hinabreichender Oberrock setzte den Knaben so sehr in Furcht, daß er kein Wort hervorzubringen vermochte; er sei zu blöde zum Buch- handel, hieß es. Endlich zeigte sich Adam Friedrich Böhme, welcher in Leipzig selbst eine Handlung hatte, gezeigt, ihn zu nehmen. Aber der Junge muß noch ein Jahr wieder nach Haus; er ist für die Arbeit noch zu klein und schwach. Als das Jahr verflossen war, wurde zwischen dem Oheim und dem künftigen Lehrherrn ein feierlicher Vertrag geschlossen, worin Herr Böhme „diesem jungen Menschen die Buchhandlung ohne Entrichtung einigen Lehr- geldes in 6 Jahren zu lehren" versprach. — Am Sonntag den 9. Sep- tember 1787 trat der 15jährige Knabe allein auf unbedecktem Postwagen die Reise in die Fremde und ins Leben an. In Regen und scharfer Kälte fuhr er über Neustadt, Gera, Zeitz und langte am Dienstag, den 11. Sep- tember nachmittags 3 Uhr im Hause seines Lehrherrn an. „Mein Himmel, Junge," rief dieser ihm entgegen, „du bist ja noch eben so klein Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 2

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 19

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 19 Störmthal und nahm dahin außer Frau und Kindern auch die Lehrlinge mit. Er war ausnehmend gutmütig, aber jähzornig und schwer hatte Perthes in den ersten Jahren seiner Geschäftsunersahrenheit unter diesem Zorn zu leiden. War Böhmes Zorn verraucht, so brachte er gutmütig dem Lehrling Obst zur Entschädigung oder teilte mit ihm seine zwei Tassen Nachmittagskaffee nebst den dazu gehörigen zwei Stückchen Zucker. Die Arbeit für den Buchladen, der außerhalb des Hauses in einem Gewölbe auf dem Neumarkt war, füllte die ganze Zeit des Lehrlings ans. Sie war in den ersten 11/2 Jahren nur eine mechanische. Da die Bücher nicht vorrätig auf Lager gehalten wurden, so mußten sie, so oft ein solches Buch gefordert wurde, aus den verschiedenen Handlungen geholt werden. Diese Arbeit fiel dem jüngsten Lehrling zu und brachte es mit sich, daß Perthes während des ersten Winters fortdauernd auf der Straße und in den Gewölben anderer Buchhändler war. Kam er bei einbrechender Dunkelheit durchfroren und mit nassen Füßen zurück, so mußte er noch stundenlang auf den steinernen Fliesen stehen, um zu kollationieren. Böhme, nie krank gewesen, ließ die Buchhandlung nie heizen; hart gegen sich, war er es auch gegen andere. Im ersten Winter erfroren Perthes die Füße; Böhme sah den Jammer, aber er ließ erst den Arzt holen, als der Knabe nicht mehr gehen konnte. Der Wundarzt kam und erklärte, 24 Stunden später hätte der Fuß abgenommen werden müssen. Neun lange Wochen brachte nun der Knabe auf seinem Dachkämmerchen im Bette zu; aber verlassen war er nicht; die zwölfjährige Tochter seines Lehrherrn nahm sich seiner mit treuer Pflege an, erzählte, und las ihm vor. — Auch abgesehen von den Leiden dieser Monate wendete Perthes sich oft in seinen Gedanken sehnsüchtig nach dem Schauplatze seiner Kindheit, namentlich nach Schwarzburg. Doch bot Leipzig, namentlich zur Messezeit, so viel Neues und Sehenswertes, daß er sich mit Lust und Freude diesen Eindrücken hingab. Dann sah er auch wohl den Oheim, und das war doch die höchste Freude für ihn. Eine wahre Stütze für ihn war sein Kamerad Rabenhorst, an Geschäftsbildung und Charakter ein ausgezeichneter Jüngling von 18 Jahren. Dessen Umgang bewahrte ihn nicht nur vor sittlichen Gefahren, sondern lehrte ihn auch den Verkehr mit Menschen. Er machte ihn aufmerksam, wie man sich Handelskenntnisse auch ohne fremde Beihülfe erwerben könnte, und spornte ihn an, bisher Versäumtes durch anhaltenden Fleiß nachzuholen; auch lehrte er ihn Vorsicht in den verworrenen Verhältnissen des Hauses ihres Lehrherrn, wo nicht alles so stand, wie es wohl sein sollte. Im Sommer 1789 verließ Rabenhorst Leipzig und von seinem Fortgang an stand Perthes noch in einem andern Sinne als bisher auf eigenen Füßen. Böhme hatte hauptsächlich ein Kommissionsgeschäft und in drei großen Räumen ein sehr bedeutendes Lager kostbarer Werke und die ersten Buch- handlungen Deutschlands waren seine Kommittenden. Wöchentlich liefen Verschreibungen ein, welche meistens 5, 6 Seiten füllten. Die verlangten Bücher mußten aufgesucht, in der Inventur abgeschrieben und in das Abgangsbuch eingetragen werden. Diese Arbeit siel jetzt Perthes zu und 2*

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 52

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 52 Das swar to loben tut to leern: Dat ole Lud mal Kinner weern; Dat knmt all Dag un is doch hart, Dat Kinner ok mal ol Lud wart. En egen Hus, en egen Hof Un Arbeit alle Dag': De Meisten is dat Gluck to grot, L>o sökt se sil en Plag! 35. De Narrheit paßt in jeden Rock ; Un jeder Rock de Narrheit; ! En Kohfoot un en Hasenfoot Gaht oft tosam op Arbeit. Wenn as du muchst, all wat di wruckt Un wat die wormt ni weer, So seetst du wrantig bald alleen Un muchst di füllst ni mehr. Ob Hochsteert oder Kropperduv, ob vär, ob achter doll De Hochmot un de Aewermot fund beide holl und boll. Klaus Groth. 36. Ernst Rietschel. Ernst Rietschel war ein Kind des Volkes. Auch von ihm gilt, was schon vor fast zweitausend Jahren ein römischer Dichter sang: „Schwer nur ringt sich empor das Talent, dem schon an der Wiege Armut sperret den Weg!" Und die Armut saß an der Wiege des Kindes, das dem wackeren Handschuhmacher Friedrich Ehregott Rietschel und seiner Frau Karoline Rollig am 15. Dezember 1804 als drittes Kind in dem kleinen sächsischen Landstädtchen Pulsnitz geboren ward. Eine armselige Schule gab ihm wie allen Kindern des kleinen Ortes kaum einen notdürftigen Elementar- unterricht, der über Lesen, Schreiben, Rechnen und ein wenig vaterländische Geographie nicht hinausging. Die Teilnahme an dem Privatunterrichte im Lateinischen und Klavierspiele, welchen der Diakonus in Pulsnitz seinem eigenen Sohne gab, und zu dem derselbe den barfüßigen Spielkameraden seines Sohnes herbeizog, mußte der Knabe durch Arbeit im Garten und Hause des Pfarrherrn verdienen. Er durfte bei dem Pfarrer Bachmann auch an den Winterabendstunden teilnehmen, in welchen derselbe seinen Kindern Campe's „Robinson" vorlas. „Da war mein Glücksgefühl" — so erzählt er — „unaussprechlich, und die Sehnsucht nach solchen Unter- haltungen trieb zu allerhand Versuchen, Bücher zum Lesen und Kupfer- stiche zum Kopieren zu borgen." Interesse an Bildern und Talent zum Zeichnen hatte sich schon früh bemerklich gemacht. In seinem sechsten Jahre malte er eine liegende Kuh, welche viel Beifall hervorrief. Aber nur selten konnte er von dem Vater 6 Pfennige zum Ankauf eines Bilder- bogens erlangen. Jedes neu erworbene Bild wurde eifrig kopiert und die Schiefertafeln feiner Schulkameraden zu deren großem Ergötzen oft genug voll Soldatenzüge und Schlachten gezeichnet. Sein erstes Honorar erhielt er im Jahre 1813 von einem Kofacken-Unteroffizier, den er nebst einem bei den Eltern im Quartier liegenden Baschkiren „abmalte" und der ihm dafür eine kleine Silbermünze gab. Ein Maler, namens Köhler, der als Zeichenlehrer im Städtchen lebte und vielen Kindern im Zeichnen von Blumen, Landschaften und Tieren einen höchst unzulänglichen Unterricht erteilte, ward auf das keimende Talent des Knaben aufmerksam; wohl-

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 56

1882 - Kiel : Homann
56 I. Lebensbilder. Sinn, denn zu der teuren Postfahrt reichten seine Mittel nicht aus. In Torgau aber zwang ihn das wilde Novemberwetter, sich auf die ordinäre Post zu fetzen. Ein mitleidiger Postillion hüllte den in feiner leichten Kleidung halb Erfrorenen in eine Pferdedecke. So kam er nach Berlin; ohne Mittel, ohne Empfehlungen, ohne Freunde und Bekannte betrat er die große Stadt, wo er die' ersten be- deutenden Skulpturwerke der neueren Zeit in den Statuen Blücher's, Bülow's und Scharnhorst's erblickte und trat mit klopfendem Herzen in die Werkstätte ihres Meisters, des von ihm verehrten aber ebenso gefürch- teten Rauch, den er kaum einmal vorübergehend in Dresden gesehen halte. Rauch wollte ihn zuerst nicht nehmen, bis er seine Zeichnungen, Porträte von vier Tyrolern, gesehen hatte. Diese gefielen dem Meister so, daß von da an fein Schicksal entschieden war. Rauch gewann den Schüler bald so lieb, daß er ihn in seine eigene Werkstatt aufnahm und zu seinen Abenden heranzog. Unter all der unverschuldeten Vernachlässigung des Jünglings erkannte er den Goldgehalt der künstlerischen Begabung und des echten Genius. Er war nach kurzer Zeit sein bester Schüler und dem Meister bald so lieb geworden, daß er ihn 1827 für das ihm selbst an- getragene Denkmal des Königs Friedrich August empfahl, welches er denn auch erhielt. Obgleich der jüngste Schüler des Ateliers, mußte Rietschel auf des Meisters Kosten zum Dürerfest nach Nürnberg, „um seine Werk- statt dort zu vertreten". Auf der Rückreise ward ihm das Glück, in Weimar Göthe zu sehen und ihm von dem Verlaufe des Festes und von Rauch's Arbeiten berichten zu dürfen. Auch seine äußeren Verhältnisse besserten sich. Mehr und mehr arbeitete er sich in Leben und Kunst, in Wissen und Bildung aus seiner unverschuldeten Mangelhaftigkeit heraus. Die Liebenswürdigkeit seines be- scheidenen, treuen und tüchtigen Wesens, sein rastloses, nie sich genügendes Vorwärtsstreben, die kindliche Reinheit seines für alles Schöne, Edle und Große empfänglichen Gemütes gewannen ihm bald die Herzen der Menschen und den fördernden Verkehr mit den Besten. Er gewinnt bei der Preis- bewerbung um das 3jährige Stipendium zu einer italienischen Reise den ersten Preis; doch konnte ihm als Ausländer das Stipendium in Berlin nicht gegeben werden; aber Rauch verschaffte es ihm von der sächsischen Regierung. Im Jahre 1829 trat er seine Reise nach Italien an. Doch hatte er noch vorher den Vater einmal besucht und das Glück des Wieder- sehens und ersten Triumphes genossen. Die Reise ging über München, wo er eine Figur für das Giebelfeld der Glyptothek, und für das Map- Joseph-Denkmal die reizende Figur der Bavaria nach Rauch's Modell ausführte. In Rom lernte er Thorwaldsen kennen. Rastlos gab er sich dem Studium der dortigen Kunstschätze hin und hatte bald eine Menge Studien der dortigen schönen Modelle gezeichnet. Aber früher, als er dachte, trieben ihn die Unruhen in der Romagna aus Italien zurück. Er reiste über München und fertigte dort noch die Lutherbüfte für die Walhalla. In Berlin arbeitete er zuerst wieder in Rauch's Atelier, bis er 1832 als Professor der Bildhauerei an die Akademie von Dresden berufen wurde.
   bis 10 von 27 weiter»  »»
27 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 27 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 6
4 0
5 8
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 3
27 1
28 1
29 4
30 0
31 0
32 0
33 6
34 0
35 1
36 0
37 6
38 0
39 5
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 13
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 22
1 318
2 5
3 90
4 105
5 19
6 160
7 22
8 11
9 39
10 8
11 47
12 198
13 90
14 5
15 28
16 352
17 779
18 15
19 133
20 14
21 271
22 37
23 91
24 165
25 38
26 46
27 16
28 261
29 9
30 29
31 5
32 36
33 1
34 21
35 28
36 105
37 20
38 30
39 244
40 195
41 29
42 263
43 56
44 17
45 314
46 27
47 13
48 37
49 35
50 22
51 11
52 52
53 3
54 183
55 11
56 6
57 6
58 23
59 27
60 16
61 25
62 10
63 6
64 20
65 21
66 21
67 6
68 39
69 37
70 63
71 54
72 50
73 57
74 10
75 124
76 148
77 889
78 9
79 82
80 14
81 91
82 195
83 39
84 146
85 7
86 8
87 217
88 12
89 9
90 25
91 261
92 651
93 8
94 536
95 23
96 22
97 3
98 123
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 1
3 1
4 0
5 1
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 1
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 4
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 1
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 2
51 3
52 2
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 1
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 3
65 5
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 1
76 1
77 0
78 1
79 0
80 0
81 4
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 2
95 0
96 1
97 0
98 1
99 3
100 0
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 1
108 0
109 0
110 0
111 9
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 1
122 0
123 0
124 1
125 1
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 1
132 0
133 1
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 1
146 0
147 2
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 1
154 11
155 1
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 2
166 1
167 1
168 2
169 0
170 0
171 0
172 2
173 1
174 2
175 1
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 13
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 3
197 0
198 0
199 9