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1. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 3

1880 - Potsdam : Stein
Vorgeschichte. A 3. östlich von der Weichsel: Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold). Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten. Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels. Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen. Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen). Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.) Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter. Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen. Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott. Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört). Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren. Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg). Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts. Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen. Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit *) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje. . 1*

2. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 3

1843 - Potsdam : Riegel
3 Zorndorf — sie haben nie Tage gehabt wie die von Groß-Gör- schen und von der Katzback — von Dennewitz und von Leipzig; denn sie haben nie vorher, weder mit einem so großen Geiste, nock für eine so große Sacke, das Schwert gezogen. Daß wir jetzt frei athmen, daß wir fröhlich zu den Sternen blicken und Gott anbeten, daß wir unsere Kinder wieder mit Freudm ansihen können, als die da künftig freie Männer fein werden — das dan- ken wir näckst Gott diesen Beginnen» der deutschen Herrlichkeit; sie sind uns übrigen Deutschen, »vie verschiedene Namen wir auch führen mögen, die glorreichen Vortrete»' und daö erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden. (Ernst Moritz Arndt.) H. Tobias Witt. ^err Tobias Witt war aus einer nur rnäßigen Stadt gebürtig, und nie weit über die nächfim Dörfer gekonnnen. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, als mancher, der fein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand kleine Gefchichtchen, die er sich hier und da aus eigener Erfahrung gesammelt hatte. Poetifckes Verdienst hatten sie wenig, aber desto mehr praktisches; und daö Besonderste an ihnen »var, daß ihrer je zwei und zwei zusammen gehörten. Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herie Till, seiner Klugheit »vegen. — »Ci! -- fing der alte Witt an und schmun- zelte, »wäre ich denn wirklich so klug?« Till. Die ganze Welt sagt's, Herr Witt. Nnd weil ich es auch gern würde — — Witt. Je nun, wenn er das werden will, das ist leicht. — Er »uuß nur steißig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren machen. Till. Was? wie es die Narren machen? Witt. Ja, Herr Till, und muß es dann anders machen, als die. Till. Als zum Exempel? Witt. Als zum Exempel, Herr Till, so lebte da hier in meiner Jugend ein alter Arithmetikus, ein dürres, grämliches I * i

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 69

1843 - Potsdam : Riegel
69 Wagen und Karren in der Mitte der Männer, und stritten, wie von Thürmen herab, mit Lanzen und Speer gegen die Feinde. Und als sie den unendlichen Jammer ihres Herzens in solcher Weise umsonst zu mildern versucht hatten, da wandten sie die Ver- zweiflung gegen sich selbst und gegen die Ihrigen, und suchten dem Unglücke der Sklaverei zu entgehen durch jeglichen Tod. Sie er- mordeten ihre Kinder, sie ermordeten sich selbst mit ihren Kindern. Sie erstachen sich, erdrosselten sich und mit dem eigenen Haare; sie erhenkten sich, ließen sich von Ochsen zertreten, von Wagen zermal- men und schleifen von Pferden. Keine Todesart war zu gräßlich, wenn nur die Knechtschaft vermieden wgrd. Und diejenigen allein, Männer oder Weiber, geriethen in römische Gefangenschaft, denen Zufall und Unglück unmöglich machten, dm Tod zu finden. Die Menge der Gefallenen oder Gefangenen zu zählen, ist hier so unnöthig, als es auch eine vergebliche Arbeit sein würde. Rö- mische Schriftsteller haben sich bis zur Schamlosigkeit vergessen. Florus giebt den Verlust der Cimbrer auf 60,000 an, und den Verlust der Römer auf weniger als 300. Das Wesentliche ist und bleibt: Die Cimbrer gingen zu Grunde vor den römischen Waffen in der raudischen Ebene; der Krieg war geendigt; die Ti- guriner, die zum Schutze der norischen Alpen zurückgeblieben wa- ren, verschwanden, und setzten sich vielleicht in den Gebirgen der Schweiz fest, wo niemand sie suchte. Marius hatte Rom von der langen Angst befreiet; er feierte mit Catulus einen gemein- schaftlichen Triumph, bei welchem der König Teutobach durch Größe, Gestalt und Art mehr die Blicke auf sich zog, als alle Siegeszeichen; Marius jedoch wurde als der eigentliche Retter, als ein dritter Romulus, gepriesen und verherrlicht. Und gewiß, hätte er nicht das Unglück gehabt, diese unendliche Feier zu über- leben, er würde schön und groß für ewige Zeit in der Geschichte glänzen. Die Cimbrer und Teutonen aber, obgleich sie von der Erde vertilgt waren, hatten durch ihre Thaten ihren Namen so tief in die Geschichte eingegrabcn, daß sie nimmermehr aus dem Andenken der Menschen verschwunden sind, und daß dem deutschen Volke bei dem Eintritte in seine geschichtliche Laufbahn kaum irgend etwas hätte förderlicher sein können, als das Andenken an einen solchen Untergang. (Luden.)

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 57

1843 - Potsdam : Riegel
57 Nun bat, ermahnte, befahl die Mutter, daß ich auf jede Weise fliehen sollte; der Jüngling könne dies; sie, die an Jahren und an ihrem Körper schwer zu tragen habe, werde leichter sterben, wenn sie nicht die Ursache meines Todes sei. Ich entgegnete: nur mit ihr zugleich wolle ich mich gerettet wissen. Hierauf fasse ich sie bei der Hand, zwinge sie, weiterzugehen, sic gehorcht ungern und klagt sich an, daß sie mich aufhalte. Schon fällt Asche nie- der, jedoch noch sparsam, ich blicke zurück; dichte Finsterniß droht uns im Rücken, welche uns gleich einem Bergstrome folgt. Wir wollen seitwärts ausbiegcn, sage ich, so lange wir noch sehen kön- nen, damit wir nicht auf der offnen Straße umgestoßen und in der Dunkelheit von der fliehenden Menge zertreten werden. Kaum setzen wir uns nieder, so wird es Nacht, nicht etwa nur so, als ob kein Mondenschein wäre oder Nebel fiel, sondern so, wie in verschlossenen Zimmern, wenn das Licht ausgelöscht ist. Man hörte das Geheul der Weiber, das Gewimmer der kleinen Kinder, das Geschrei der Männer; die Einen riefen nach den Eltern, die Anderen nach den Kindern, die Dritten nach den Gatten, und suchten sich an den Stimmen zu erkennen. Dieser bejammerte sein eigenes, jener das Unglück der Seinen; cs gab welche, die aus Furcht vor dem Tode sich den Tod herbeiwünschten. Viele erhoben die Hände zu den Göttern, andere verkündigten, daß es keine Göt- ter gebe, und daß dies die letzte und zugleich ewige Nacht der Welt sein werde. Auch fehlte es nicht an solchen, die durch ersonnene und erlogene Schrcckniste die wahre Gefahr noch vermehrten. Einige erzählten fälschlich, zu Misenum sei das Eine in Trümmer ge- stürzt, das Andere brenne, und sie fanden Glauben. Auf kurze Zeit wurde es wieder hell, was uns nicht das Tageslicht, sondern der Vorbote eines nahenden Feuers zu sein schien. Das Feuer blieb in der Entfernung still stehen; dann ward es wiederum plötzlich Nacht, dir Asche siel in dichter Masse. Wenn wir aufstiegen und sie abschüttelten, wurden wir anderwärts wieder bedeckt imb von der Last fast erdrückt. Ich könnte mich rühmen, nicht einen Seuf- zer, nicht einen nur mäßig starken Ausruf in so großen Gefahren ausgestoßen zu haben, wenn ich cs nicht für einen traurigen, aber dennoch großes Trost im Tode gehalten hätte, daß ich mit allem und alles mit mir zu Grunde gehen werde. Endlich ging die dünn- gcwordene Finsterniß gleichsam in Rauch und Nebel über; es wurde wirklich Tag, auch die Sonne brach durch, jedoch gelblich, wie bei

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 101

1843 - Potsdam : Riegel
1 101 ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen, sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver- wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun- gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un- endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus- haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An- sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt. Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon! ________ (Gellert.) Xx. Italien. Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra- thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen- reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf- tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge- genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich, hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht- lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich- faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun (il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten, und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 110

1843 - Potsdam : Riegel
aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten, daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen, stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet. Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei, vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend- lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel- lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler, die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com- pendiarisch durchgemacht. Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß- ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha- den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen, davon wir vielfache Beweise erhalten haben. Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu- sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun- gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 130

1843 - Potsdam : Riegel
Xxv. Die dkeujahrsnacht eines Unglücklichen. Cpiti alter Mensch stand in der Ncujahrsmitternacht am Fenster, und schaute mit dem Blicke einer bangen Verzweiflung auf zum unbeweglichen, ewig blühenden Himmel, und hinab auf die stille, reine, weiße Erde, worauf jetzt niemand so freuden- und schlaflos war, wie er. Denn fein Grab stand nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend bedeckt, und er brachte aus dem ganzen, reichen Leben nichts mit, als Irrthü- mer, Sünden und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine ver- ödete Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Illgendtage wandten sich heute als Gespenster um, und zogen ihn wieder vor den holden Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens gestellt hatte, der rechts auf dsr Sonnenbahn der Tugend in ein weites, ruhiges Land voll Licht und Ärnten und voll Engel bringt, und welcher links in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine Höhle voll heruntertropfenden Giftes, voll zischelnder Schlangen und finsterer, schwüler Dämpfe. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gifttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war. Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Him- mel hinauf: Gieb mir die Jugend wieder, o Vater; stelle mich auf den Scheideweg wieder, damit ich anders wähle! Aber fein Vater und feine Jugend waren längst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf dem Gottesacker erlöschen, und er sagte: Es sind meine thörichten Tage! — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Fallen schimmern und auf der Erde zerrinnen. »Das bin ich!« sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben darin in den Wunden wei- ter. Die lodernde Phantasie zeigte ihm fliehende Nachtwandler auf dm Dächern, und die Windmühle hob drohend ihre Arme zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todtenhause zurückgebliebene Larve nahm allmählig seine Züge an. Mitten in dem Kampfe floß plötzlich die Musik für das Neu- jahr vom Thurme hernieder, wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt. Cr schaute um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun, glück- licher und besser, a^s er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 173

1843 - Potsdam : Riegel
173 so drohenden und gefährlichen Anschein nahm, bestürzt. Ingicr stellte sich ruhig neben den Alten, und Thorstein war in der peinlichsten Verlegenheit. »Ich bin Schuld,« rief er, »ich wollte den Freund überraschen.« Aber Else lief gleich, als sic die don- nernde Stimme des Vaters hörte, voller Angst und wie durch eine geheime Ahnung getrieben, nach der Thür, und in demselben Au- genblick ward diese eröffnet, und ein stattlicher junger Mann mit einem blühenden Gesicht und großen, feurigen, Hellen Augen trat herein. »Adolph!« rief die Geängstigtc, und der Hereintretende er- blickte mit Erstaunen den zornigen Alten, und wie der Fremde, dessen Anwesmheit ihm bekannt zu sein schien, seinen Degen ent- blößte. Schnell hatte indessen Else den jungen Mann von der Veranlassung zu diesem heftigen Auftritt unterrichtet, und er eilte zu dem Obersten hin. Sich freundlich ihm gegmüberstellend, hob tx an: »Herr Oberst! erlauben sie mir ein ruhiges Wort; ich habe das Recht, mich in einen Streit zu mischen, dessen Ausgang für uns alle, auch für sie nur unangenehm sein kann; dieses Mäd- chen, die Tochter des Hauses, ist meine Braut, und ich bin stolz darauf, sie zu besitzen. Dieser chrwürdige Mann will mein Va- ter sein, und ich nenne es einen Ruhm für mich, sein Sohn zu heißen.« Der Oberst senkte, noch zornig, seinen entblößten Degen. »Was haben sie mir zu sagen?« rief er, nur mit Mühe sei- nen Ingrimm verhehlend. Auch der Alte schien ungeduldig. »Lieber Vater!« bat Adolph, »lassen sie mich mit dem Herrn reden.« »Sie kennen«, fuhr er fort, da ihn keiner verhinderte, »den vermögenden norwegischen Bauer, den freien Mann, den, nur dem Gesetze und dem Könige unterworfenen, unabhängigen Herrn seines Besitzes nicht, ja ich entschuldige sie, da sie mit der Bmennung Bauer den Begriff der Knechtschaft zu verbinden gewohnt sind, daß selbst der Empfang, den sie hier gewiß gefunden haben, nicht im Stande war, ihre Vorurtheile zu überwinden. Aber sie ken- nen nicht das tägliche Leben ihres Wirths und seiner Familie; sic wissen nicht, wie sie alle, zwar eine kräftige, aber höchst einfache Nahrung genießen, wie sie zwar reinlich und sauber, aber auf die prunkloseste Weise leben. Sie finden nur zwei Prachtstuben, eine

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 175

1843 - Potsdam : Riegel
175 tes Vornehmthun, und endlich zerstöre ich das ganze fteundliche Fest durch eine ungehörige Zumuthung. Bist du, alter, braver Mann, mit dieser Erklärung zufrieden?« »Ob ich es bin? Du bist der trefflichste Däne, den ich je- mals traf, du bist mir jetzt doppelt, dreifach willkommon,« rief der Alte, und schüttelte ihm die Hand. Freudig kam die Wirthin heran. « Aber jetzt mußt du nun bei uns bleiben, in unserm Hause wohnen, unser lieber Gast sein, diese Nacht, länger, so lange du in dieser Gegend bleibst,« sagte sie, und die triumphirende Freude glänzte aus ihrem freundlichen Auge. »Za, ich bleibe bei euch, damit eure Güte mich ganz be- schäme,« antwortete der Oberst. »Eine Bouteille Wein!« rief der Alte-. »Nun, ihr Männer, alle an den Tisch! Adolph, du hast deine Sache brav gemacht.« (H. Steffen».) Xxxiv. Italien und Deutschland. ^ieh, welch ein unendliches Bild voll Schönheit und Reiz brei- tet sich hier, an der Schwelle Italiens, noch vor meinem Blicke aus! Der Frühling mit seinen tausend Freuden, mit allen seinen Blüthen und Blumen und Zubelchörm hält seinen Einzug. Der Gesang der Lerchen und das Geschrei der Schwalben geleitet mich bis zu jenen kahlen Bergen, wo ein anderes Land liegt; aber kein italienisches. Die Natur webt ja so emsig an ihrem Feierkleide, mit dem sie bald geputzt und heiter wie eine junge Braut dastehen wird. Der Kirschbaum streckt seine weißen Blüthenarme aus, und der Psirsichbaum seine rothen; hinter dem duftenden Schleh- dorn flöten Nachtigall und Amsel ein Doppel-Concert, und gelbe Schmetterlinge flattern über die Butterblumen der Wiese. Auf den Feldern bindet der Landmann die Rebe an den grünen Maulbeer- baum, und singt ein frohes Lied. Alle Hügel umher grünen und blühen und sind in Weinlaub gekleidet. Die weißen Landhäuser stehen hinter einem grünen Gitterwerk von blühenden Obstbäumen, und die schlanke Cypresse und die nordische Tanne und der üppige Feigenbaum und die deutsche Eiche stehen bunt unter einander. Aber lebe wohl, du Land des Südens mit deinem heiterm, tiefblaum Himmel, mit deinen reichen, fruchtbarm Ebenen, mit

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 261

1843 - Potsdam : Riegel
261 Eier zu vergraben; die Onze treibt dieselbe Jagd, und deshalb entfernt sich nie der Indier allein und ohne Waffen von dem Wachtfeuer. Fast jedes Landen auf solchen Inseln trägt Vor- rath zur Weiterreise ein; denn die gefangenen Amphibien werden auf dem Flosse angebunden, wo sic im Genuß des Schattens und Wassers geraume Zeit fortleben. Kaum ist das am Orte selbst mit geringer Mühe erlangte Abendessen verzehrt, so plätschern auck schon die Indier nach unveränderlicher Gewohnheit im Wasser, und wenn noch ein Baumstamm zum Wachtfeuer hingewälzt ist, strecken sich alle in einer Reihe unter den schwarzgefärbten niedri- gen Toldos aus, die auf dem weißen Sande wie eben so viele Särge erscheinen. Der ruhige Athemzug deutet an, daß die Be- gleiter in den schweren Schlaf gefallen sind, der ihrer Ra^e eigen- thümlich ist, aber den leichter erregten Europäer unter Umgebun- gen solcher Größe und Herrlichkeit fliehet. In diesen liegt ein unbeschreibliches Etwas, das zum Nachsinnen auffordert. Leise brachen sich die Wellen am Sandufcr, und kein Laut störte die Feier der Nacht. In der todtengleichen Stille vernimmt man das Rascheln des Insects am Boden, und,das Hervorspringen einzel- ner Fische in der fernen Mitte des Stromes. Auch am Himmel herrscht dieselbe Ruhe; denn keine vorüberglcitende Wolke verdeckt die ewigen Bahnen der still herabglänzenden Sterne. Auf einmal rauschen die Gewässer in der Ferne, als ob sich Welle über Welle dahin wälzte, und wie der wunderbare Ton in größerer Nähe sich zu entwickeln scheint, gewahrt man in der That eine ungewöhn- liche Bewegung in der Mitte der monderleuchtcten Wasserfläche. Bald darauf nimmt diese wiederum ab, bis weiter hinab das Rau- schen völlig verklingt. Scheu flüstern die erwachenden Indier; denn sie halten für die Hervorbringerin dieser unheimlichen Erscheinung eine riesige Amphibie, die zwar noch niemand sah, deren Eristenz aber jeder Forscher, der die Natur in solchen Ländern kennt, für möglich halten wird. Um Mitternacht wird in dem Walde die Ruhe zum ersten Male unterbrochen; denn verschiedene Thierstim- men werden dann laut. Sie verkünden die Stunde, wie die In- dier sagen, und lassen von da an sich in ziemlich regelmäßigen Zwischenräumen hören. Der Ruf wird immer häufiger, je näher der Morgen rückt; allein er weicht kurz vor Aufgang der Sonne wieder der allgemeinen Stille, mit welcher die Nacht begann. Bis- weilen ergreift irgend eine unbekannte Ursache die Thierwelt in sol-
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