Vorgeschichte. A
3. östlich von der Weichsel:
Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold).
Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten.
Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels.
Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen.
Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen).
Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.)
Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter.
Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen.
Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott.
Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört).
Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren.
Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg).
Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts.
Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen.
Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit
*) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje.
. 1*
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Extrahierte Personennamen: Mohn Karl_d Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wollin Hünenbetten Deutschland Retra Stettin Brandenburg Sachsen
118
eigentlich erforscht, doch in Betreff seiner Lage und Ausdehnung
die sorgfältigsten Nachrichten.
Im Orient erstreckten sich seine Reisen bis nach .Babylon und
Susa, und wenn er von dem übrigen Theile Persiens nicht so/
wie über jene beiden Städte, als Augenzeuge spricht, so beweist er
wenigstens durch die Verzeichnisse, welche er von den Herren dieses
Reiches mittheilt, daß er in dem, was er nicht selbst ermitteln
konnte, die bessere Einsicht anderer benutzte. »Seht,« spricht er,
"aus welchen Theilen Asien besteht; die Perser wohnen am südli-
chen oder erythräischcn Meere, weiter gegen Norden ist das Land
der Meder, über diesen das der Sapiren, und noch weiter nördlich
liegt Colchis. Dieses grenzt an das Nordmecr, in das sich der
Phasis ergießt, und somit erstrecken sich die Wohnsitze von vier
Völkern von dem einen Meere bis zum anderen.« Man braucht
nur eine Charte der alten Welt zur Hand zu nehmen, und man
wird die Richtigkeit dieser Beschreibung anerkennen müssen. Dage-
gen sind ihm die Länder über dem Indus unbekannt; im vierten
Buche seiner Geschichte bemerkt er, weiter nach Osten seien unbe-
wohnte Gegenden, von denen niemand etwas zu sagen wisse.
Gegen Mittag kam er bis an die südlichsten Grenzen Ägyp-
tens. Dieses Land beschreibt er mit der Deutlichkeit und Anschau-
lichkeit eines Geschichtsschreibers, der cs gesehen, und Städte,
Denkmäler, Erzeugnisse des Bodens und Sitten der Einwohner
genau erkannt hat; dennoch stützt sich alles, was er davon sagt,
die Reise über die Katarakten des Nils ausgenommen, auf Mit-
theilungen, welche er darüber einzog. »Über Elephantinc hinaus«,
sagt er, »erhebt sich das Land; wenn man den Fluß hinauffahren
will, so bindet man an die beiden Seiten des Schiffs Seile, der-
gleichen man an die Stiere befestigt, und zieht es. Zerreißt ein
solches Tau, so wird das Fahrzeug durch die Kraft des Stromes
abwärts getrieben. Diese Reise auf dem Wasser dauert vier Tage.
Der Nil hat viele Krümmungen, gleich dem Mäander, daher muß
man zwölfmal cmf die genannte Weise fahren. Hierauf gelangt
man an eine sehr ebene Flüche, wo das Nilwasser eine Insel, mit
Namen Tachanpso, bildet. Die Äthiopier besitzen die eine Hälfte
dieser Insel und die Ägypter die andere; dicht neben dieser Insel
besindet sich ein großer See, an dessen Ufern äthiopische Nomaden
leben. Ist man über denselben hinaus, so kommt man wieder in
den an jener Stelle reißend strömenden Nil, läßt aber hier das
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119
Fahrzeug zurück, und macht nun eine vierzigtäglge Reise zu Lande
läng; des Flusses. Der Nil ist dort überall voll von starken, spitzi-
gen Felsen, welche die Schifffahrt unmöglich machen. Wenn man
die Keift von 40 Tagen zurückgelegt hat, besteigt man ein anderes
Falrzeug und schifft wiederum zwölf Tage; hierauf gelangt man
an eine große Stadt, die den Namen Meroe führt. Man sagt,
sie sei die Hauptstadt der Äthiopier. Von dieser Stadt kommt
mar nach eben so viel Tagen, als zu der Reift von Elcphantine
bis Meroe erforderlich sind, zu den Automolen.
Wenn man es sonach genau berechnet, sindet cs sich, daß von
Elechantine an bis zum Lande der Automolcn viermal Landreisen
nothwendig sind. Sicher ist, daß der Nil von Osten kommt, dage-
gen man nichts mit Gewißheit darüber sagen kann, wie sein Lauf
jensets der Wohnsitze der Automolcn beschaffen ist, weil in Folge
der ebermäßigen Hitze jene Gegenden öde und unbewohnt sind. «
Venden wir uns nun nach Westen, so bemerken wir, daß die
geoguphischen Kenntnisse Hcrodot's weit obersiächlicher werden,
und ion ihrer früheren Kürze und Bestimmtheit verlieren; doch
nmnt er der Reise nach, ganz wie sie aufeinander folgen, die
Völke in dem Theile von Lybim, zwischen dem Tempel des Am-
mon rid den Ufern der kleinen Syrte; es sind dies die Adyrma-
chiden,die Nasamonen, die Psyller, die Maker, die schon dem
Home bekannten Lotophagen, endlich die Machlyen, welche nahe
am Flue Triton, dessen Quelle im numidischen Gebirge sich besin-
det, wonen. Von da an werden Hcrodot's Berichte noch un-
bestimmt-. Indessen fährt er fort und nennt die Bhzanter und
die Gysaten, spricht dann von Karthago, indem er erwähnt, daß
seine Bevchner mit einem Volke jenseits der Säulen des Herkules
in comme-ieller Verbindung ständen. Letzteres lande an der pu-
nischen Kste, und tausche gegen einen gleichen Werth habende
Menge G>d mancherlei Handelsartikel ein. Als letztes Glied in
dieser Kettcder Völker führt er die Atlantm an, neben dem At-
las, einemhohcn und von allen Seiten steilen und unzugäng-
lichen Gebüe, dessen Gipfel zu keiner Jahreszeit von dem ihn
bedeckenden Schnee befreit, und der die Säule des Himmels ge-
nannt werde. „Von da an«, setzt er hinzu, »kenne ich die Na-
men der Völr nicht. «
Ziehen wimun um die Welt des Her odo t, so wie wir es um
die Welt des ^omer gethan haben, eine Kreislinie, so werden wir,
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1
101
ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen,
sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß
eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in
Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und
die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine
Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver-
wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten
mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und
vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun-
gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig
Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr
sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un-
endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus-
haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An-
sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt.
Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon!
________ (Gellert.)
Xx. Italien.
Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als
groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht
ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und
Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra-
thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen-
reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf-
tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren
und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge-
genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich,
hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und
selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr
schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht-
lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für
die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich-
faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher
Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun
(il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten,
und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und
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aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder
Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer
Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten,
daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft
unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen,
stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet.
Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre
Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei,
vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die
seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches
Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend-
lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen
seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem
ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel-
lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer
gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in
Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler,
die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst
zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen
Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren
Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com-
pendiarisch durchgemacht.
Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß
der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß-
ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich
gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha-
den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung
beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen
dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf
ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die
deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht
auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen,
davon wir vielfache Beweise erhalten haben.
Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige
Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu-
sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun-
gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten
den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und
Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Italien Rom
120
wenn wir dieselbe auf der Charte verfolgen, leicht erkennen, um
wie viel und um welche Länder sich letztere vermehrt hat.
In der Voraussetzung, die Linie gehe von Abend nach Aor-
gen, treten wir also bei der Donau, am Fuße der Alpen, in der
Nähe einer Stadt der Celten, mit Namen Pyrene, die Reise in,
folgen diesem Flusse in seinem Laufe, und verlassen ihn erst in iem
Augenblicke, wo er sich in das schwarze Meer stürzt; nun wenden
wir uns in das Innere der Länder, die zwischen dem Borysthcies
und dem Hypanis liegen, und heut zu Tage das südliche Rlß-
land bilden, gehen längs des mäotischcn Sumpfes, unserem azovi-
schen Meere, an das Uralgcbirge, steigen von seiner Höhe hcab
an den Opus, machen die Fahrt aus diesem Flusse, dem aten
Handelswcge zwischen Indien und Europa, nehmen den Laufdes
Indus als Grenze an, und gehen an dessen Seite bis zum:ry-
thräischen Meere, fahren auf diesem Meere bis zum pcrstchen
Meerbusen zurück, reisen durch Cachemir, Persepolis und Bahlon
und durch das Land der Wohlgerüche oder Arabien, fahren aus
dem Nil bis Mero6, verlassen dieses aber, um uns nicht ii die
große Wüste zu verirren, sogleich wieder, gehen nun rechts nach
dem Tempel des Ammon, unternehmen einen ungewissen Zug?urch
die Sandebcne Sahara, lassen zur Rechten derselben den Flui Tri-
ton und den tritonischen See, die unter den Namen Sjcdi und
Tozer heut zu Tage das Land Tunis bewässern, brechen duch den
Engpaß des Herkules, wagen uns furchtsam auf den uncheurcn
Ocean, begleiten die Karthager, welche Gold für Waarcmintau-
schen, um die Küsten von Senegambien, kehren mit ihneuzurück,
verlassen sie dann, und begeben uns in die phönizischecolvnic
Gadcs, die Zinn von den Zinninseln (England) und Zernstein
von der äußersten Grenze Europas (Ostküste von Prcum) em-
pfängt, durchdringen die spanische Halbinsel, lassen Misilia oder
Marseille zur Rechten, übersteigen die Alpen, und kehm an die
Quellen der Donau, von wo wir ausgingen, zurück.
Um das Gemälde zu vollenden, und alles, washerodot
von der Gestalt der Erde weiß, zu erwähnen, fügen nc hier noch
die Bemerkung hinzu, daß derselbe von einer Reistum Afrika
spricht, die auf Befehl des ägyptischen Königs Rech von Phö-
niziern unternommen und zu Ende geführt worden, sei Gossel in,
Männer und Maltebrün stellen jedoch, der efe in seinen
Untersuchungen, der zweite in seiner Geographie derzriechen und
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Extrahierte Personennamen: Misilia Gossel
Extrahierte Ortsnamen: Donau Indien Europa Persepolis Tunis England Europas Marseille Donau Afrika
242
Bäumen und Gewächsen macht eine Gegend ungesund. Das ist
der Fall mit den Gegenden um Rom und um die pontinifchen
Sümpft, dagegen das benachbarte, vortrefflich bebauete und bevöl-
kerte Toscana ein sehr gesundes Land ist.
Xlvii. Persien.
ñ^as Land, von welchem die Eroberer ausgingen, welche einst
über die Länder und Völker Asiens vom Indus bis an das mit-
telländische Meer, und vom schwarzen bis an das indische und
persische Meer herrschten, isi Fars oder Farsistan, in der Bi-
bel Paras, von den Griechen und Römern Per sis genannt.
Es ist noch in die nämlichen Grenzen eingeschränkt, welche wir
von den Alten angegeben finden. Östlich stößt es an Kerman oder
Karamanien, nördlich trennt es das Gebirge Aprassia, bei den Al-
ten Parachoathras, von Irak-Adschein, oder dem südlichen Me-
dien, südlich macht Laristan und das persische Meer seine Grenzen,
und westlich wird cs durch die Pakhtiari-Gebirge von Khusistan
getrennt. Das in diese Grenzen eingeschlossene Land ist, nach
Chardins Angabe, so groß wie Frankreich. Daß ein Land von
solchem Umfange fick in seiner Beschaffenheit und in seinem Klima
sehr ungleich sei, ist von selbst zu erwarten. Der südlichste Theil
oder die Küste an dem Meerbusen, der von dem Lande den Na-
men führt, ist eine sandige Ebene, welche durch die Hitze und
Dürre des Klimas, und die giftigen Winde, die aus den Wü-
sten Kermans her wehen, fast unbewohnbar gemacht wird. Aber
in einiger Entfernung vom Meere erhebt sich der Boden, und
das Innere des Landes, nach Norden hin, ist allenthalben mit ho-
hen Gebirgen durchschnitten, deren Gipfel fecks oder acht Monate
lang mit Scknec bedeckt sind. Dadurch wird die natürliche Hitze
des Klimas gemäßiget, und der mittlere Theil Farsiftans besteht
aus den fruchtbarsten Thälern und Ebenen. In der Ebene von
Merdafcht oder Perftpolis, die achtzehn bis neunzehn Stunden lang
und drei bis sechs Stunden breit ist, herrscht ein ewiger Frühling.
Sie nährt die schönsten Pferde und das schönste Vieh in Persien,
und die Früchte, welche sie erzeugt, werden, höchstens durch die
des Thals von Schiras übertroffen. Dieses ist acht Stundm lang
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Persien Asiens Kerman Frankreich Persien
49
doch möchte die Mehrzahl in den Monaten November bis März
ihre Blüthen entfalten, und von Juni bis September ihre Früchte
reifen. Jener Stillstand aber, welcher während des nordischen
Herbstes und Winters den Wald seines Laubes entkleidet, wird
hier niemals beobachtet; mag auch ein Baum auf einmal des al-
ternden Blätterschmuckes beraubt werden, so wird er doch dadurch
nicht kahl; denn neue Knospen ersetzen augenblicklich den eingetre-
tenen Verlust. Einem so unendlichen Lebenstriebe entspricht auch
die Fülle und Pracht der Früchte, und man kennt in dieser glück-
lichen Breite nur dem Namen nach Mißwachs und Mangel. Un-
ter dm Anschauungen einer solchen Natur muß jeder Fühlmde zu
höherer Frische des Gemüthes erstarken. Die großartige Harmonik
der Weltkräfte, welche, ihm überall entgegentretend, gleichsam die
sittliche Aufgabe des Mmschen symbolisirt, erfüllet mit Lebensmuth,
Hoffnung und Heiterkeit die Seele.
(K. I. Ph. v. Marti«».)
Xu. Die Mongolen.
2m Norden der großen Bucharei und der Wüste Gobi (#), im
Süden Sibiriens, zieht sich durch das mittlere Asien'eine ungeheure
Ebene hin, im Durchschnitt wohl 50 bis 100 Meilen breit und
über 300 Meilen lang. Sie liegt ungefähr unter denselben Gra-
den der Breite, wie die herrlichen lombardischen Ebenm; aber welch
ein Unterschied der Natur und der Mmschen! Jenes scheinbare
asiatische Flachland ist der Wahrheit nach ein Gebirge, ein ebmes
Hochland, welches überall mehrere tausend Fuß, ja so hoch über
der Meeresfläche erhaben ist, wie die höchsten europäischen Alpen-
wohnungen. Nur nach der Nordwestseite ragen die Riesenberge des
großm Altai noch weit über dieses Hochland hervor; nach den mei-
sten anderen Seitm zeigt sich hingegen ein gewaltiger Abfall in
tiefere Länder. Steigt man von diesen aufwärts, so führt der
Weg durch Thäler, in die sich wilde Bäche hinabstürzen, zwischen
losgerissme Massen und schroffe Berghäupter hindurch. Hat man
aber mdlich die Höhe erreicht, so verschwindet alle Mannichfaltig- *)
*) Oder Cobi. Das Wort bezeichnet in der mongolischen Sprache
überhaupt »jede wasser- und graslose Steppe». H.
Ul.
4
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94
Naturkunde.
Körper. Auch das Land, welches der Mensch be-
wohnt, hat durch seine Hrtze oder Kälte einen groß-
ßen Einfluß auf seine äußerliche Gestalt und Far-
be. Die Europäer Tast I. Fig. >,) haben
größrentheils eine weiße Haut, meistens falbes
Haar, und einen fleischigen, blutreichen Körper.
Die Asiaten (Fig. 2) und meistens von braun-
gelber Farbe, haben schwarze Haare, platte Ge-
sichter und kleine Augen. Die Afrikaner lfig.
3) haben eine schwarze, weiche Haut, schwarze,
wollige, kraust Haare, eine platte Nase, dicke,
aufgeworfene Lippen. Am meisten sinder man
dies bei den Negern, bei andern afrikanischen
Völkern verliert es sich zum Theil. Die Ameri-
kaner sind von kupferrocher Farbe, von schlan-
kem Wuchs, haben schwarze, gerade und drcke
Haare, wenig Bart, hervorstehende Backenkno-
chen, ihre Augen liegen tief. Die Südindier
sind meist us schwarzbraun, mit breiter Nase,
großem Munde, stark ausgewirkten Gesichtszügen
und dickbehaart.
(Flg 5. stellt einen anatomischen Körper,
und Fig. 6. ein Skelett dar.)
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i8 Religionö- und Pflichten-Lehren.
Christi 622 öffentlich für einen Gesandten Gottes
ausgab, und hernach seine neue Lehre mit Feuer
und Schwerdt ausbreitete.
Wie heißt die Sammlung seiner Lehren? .
Der Koran, der den Muhamedanern das
ist, was den Christen die Bibel ist. Er enthalt ei,
ne Mischung von Fabeln, die aus dem Heidenthu-
me entlehnt sind, und von Lehrsätzen aus der christ-
lichen und jüdischen Religion.
Die heidnische Religion oder das Heiden*
thum besteht besonders in dem Glauben an meh-
rere Götter. Sie war vormals fast allgemein,
obgleich sehr verschieden bei den verschiedenen
Völkern. Jetzt herrscht die Vielgötterei noch be-
sonders im südlichen und nördlichen Asien, in den
wenig bekannten Theilen von Afrika und Amerika,
und in Südindien. Größtencheiis verehren fcic
heidnischen Völker ihre Götter unter Bildern, ent-
weder unter selbstgemachten, oder unter den Him-
melskörpern, oder thierischen Körpern, oder Pflan-
zen, oder auch Menschen werden göttlich von ih-
nen verehrt.
Warum halten wir die christliche Religion für die beste?
Weil sie die heiligsten Pflichtenlehren enthalt,
vorzüglich allgemeine Menschenliebe befördert,
und die öffentliche Ruhe der Völker schützt.
Zweiter Abschnitt.
Christliche und allgemeine Religionslehrm.
Jesus und die ältern Propheten lehrten uns,
die Vernunft recht gebrauchen, und dadurch Gott
ans
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Extrahierte Personennamen: Schwerdt Größtencheiis
Extrahierte Ortsnamen: Christi Heidenthu- Asien Afrika Amerika Südindien