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1. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 3

1880 - Potsdam : Stein
Vorgeschichte. A 3. östlich von der Weichsel: Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold). Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten. Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels. Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen. Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen). Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.) Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter. Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen. Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott. Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört). Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren. Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg). Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts. Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen. Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit *) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje. . 1*

2. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 68

1843 - Potsdam : Riegel
s 68 gewißhcit und dem Grauen einer nächtlichen Schlacht. Dennoch verloren sie lange Zeit hindurch weder Haltung noch Besonnenheit. Des Marius Heer bildete in der Aufstellung einen halben Mond. Auf den Flügeln waren die Legionen gestellt, die ihm gehörten, und mit denen er bei Aquä Septiä gesiegt hatte. Im Hinter- gründe, nahe am Lager, stand Catul ns mit seinen Legionen. Es ist ungewiß,' ob Marius diese Anordnung getroffen habe aus Eifersucht und Arglist, um den Catulus zu kränken und um sich den Siez und die Ehre des Sieges allein zuschreiben zu kön- nen, oder weil er, bekannt mit der Kriegsweise der Deutschen, und wohl wissend, daß sie in einem großen Keile den kräftigsten Stoß auf die Mitte zu richten pflegten, ihren Anprall verzögern, schwä- chen, vereiteln wollte. Die Cimbrer rückten vor in einem großen Vierecke. Die ersten Reihen, gerade heran, hatten sich mit Ketten am Gürtel zusammengebunden, damit der Feind am Einbruch in die Masse verhindert werden sollte. Ihre Reiterei, nach Plutarch 15000 Mann, in glänzender Rüstung, auf den Helmen beflügelte Kämme und Thierköpfe, stand auf der rechten Seite. Als das cimbrische Fußvolk die Bewegung machte, mit welcher cs den Keil bildete, glaubten die Römer, es sei Flucht. Also setzten sie nach, und so- gleich war ihnen die cimbrische Reiterei hart im Nacken, der Keil drang im Sturmschritte vor auf des Catulus Schaaren, und das Schicksal des Tages schwankte furchtbar hinüber zum Nach- theile der Römer. Marius und Catulus, in höchster Angst, hoben die flehenden Hände zum Himmel, und gelobten den Göttern große Gelübde. Bald jedoch machte sich die Kriegskunst der Rö- mer geltend. Die Ordnung wurde wieder gewonnen. Für die Cimbrer war cs ein großes Unglück, daß mehrere ihrer Führer getödtet wurden. Unter diesen war Bojoriv, ihr oberster Feld- hauptmann, nachdem er in tapferen Thaten Rache genommen hatte an den Feinden. Nun fehlte es an Ordnung und Einheit. Die Ver- kettung der ersten Reihen schützte nicht, sondern wurde zum Ver- derben, als viele der Tapfersten dahingesunken waren, getroffen von den Pfeilen oder den Wurfspießen der Römer. Die hintersten Hau- fen flohen, und das Gewürgc wurde gräßlich und allgemein. Die Römer drangen den Fliehenden nach bis in ihr Lager. Daselbst erwartete sie ein anderer Kampf. Während die Hütten der Cimbrer sogar von den Hunden der Gefallenen vertheidiget wurden, erschienen die Weiber im schwarzen Trauergewande auf

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 69

1843 - Potsdam : Riegel
69 Wagen und Karren in der Mitte der Männer, und stritten, wie von Thürmen herab, mit Lanzen und Speer gegen die Feinde. Und als sie den unendlichen Jammer ihres Herzens in solcher Weise umsonst zu mildern versucht hatten, da wandten sie die Ver- zweiflung gegen sich selbst und gegen die Ihrigen, und suchten dem Unglücke der Sklaverei zu entgehen durch jeglichen Tod. Sie er- mordeten ihre Kinder, sie ermordeten sich selbst mit ihren Kindern. Sie erstachen sich, erdrosselten sich und mit dem eigenen Haare; sie erhenkten sich, ließen sich von Ochsen zertreten, von Wagen zermal- men und schleifen von Pferden. Keine Todesart war zu gräßlich, wenn nur die Knechtschaft vermieden wgrd. Und diejenigen allein, Männer oder Weiber, geriethen in römische Gefangenschaft, denen Zufall und Unglück unmöglich machten, dm Tod zu finden. Die Menge der Gefallenen oder Gefangenen zu zählen, ist hier so unnöthig, als es auch eine vergebliche Arbeit sein würde. Rö- mische Schriftsteller haben sich bis zur Schamlosigkeit vergessen. Florus giebt den Verlust der Cimbrer auf 60,000 an, und den Verlust der Römer auf weniger als 300. Das Wesentliche ist und bleibt: Die Cimbrer gingen zu Grunde vor den römischen Waffen in der raudischen Ebene; der Krieg war geendigt; die Ti- guriner, die zum Schutze der norischen Alpen zurückgeblieben wa- ren, verschwanden, und setzten sich vielleicht in den Gebirgen der Schweiz fest, wo niemand sie suchte. Marius hatte Rom von der langen Angst befreiet; er feierte mit Catulus einen gemein- schaftlichen Triumph, bei welchem der König Teutobach durch Größe, Gestalt und Art mehr die Blicke auf sich zog, als alle Siegeszeichen; Marius jedoch wurde als der eigentliche Retter, als ein dritter Romulus, gepriesen und verherrlicht. Und gewiß, hätte er nicht das Unglück gehabt, diese unendliche Feier zu über- leben, er würde schön und groß für ewige Zeit in der Geschichte glänzen. Die Cimbrer und Teutonen aber, obgleich sie von der Erde vertilgt waren, hatten durch ihre Thaten ihren Namen so tief in die Geschichte eingegrabcn, daß sie nimmermehr aus dem Andenken der Menschen verschwunden sind, und daß dem deutschen Volke bei dem Eintritte in seine geschichtliche Laufbahn kaum irgend etwas hätte förderlicher sein können, als das Andenken an einen solchen Untergang. (Luden.)

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 60

1843 - Potsdam : Riegel
60 dig, daß sie mit Deutschland in Verbindung blieben, weil sie nur hier den Ertrag ihrer Fahrten und Kämpfe in Gallien sichern konn- ten. Und in der That ließen sie denselben unter einer Bedeckung von 6000 Mann am Rhein aufgestellt zurück, auf der Grenze ihres Vaterlandes und ihrer Eroberung. Von hier aus durften sie auch nur auf Verstärkung ihrer Macht rechnen, und mußten deswegen einen Weg nach Italien eröffnen. Von der andern Seite konnten sie nicht alle auf diesem Wege dm Einfall in Italien versuchen. Es mochte gefährlich sein, das römische Heer in Gal- lien zurückzulassen, Meister des Landes und frei in seinen Unter- nehmungen. Vielleicht hatten sic überhaupt keinen anderen Zweck, als durch eine große Bewegung um die Alpen her und durch einen Einfall in Italien den Marius zur Räumung Galliens zu nöthigen, da er ihnen in seiner starken und sicherm Stellung im- mer große Gefahr drohcte bei ihren Unternehmungm in diesem Lande. Zu verwundern jedoch wäre cs auch nicht, wenn Glück und Sieg sie verwegen gemacht und sie gewöhnt hätte, ihre Kräfte dergestalt zu überschätzen, daß ihnen die Eroberung Roms und Italiens nicht als ein zu großer Gedanke vorgekommen wäre. Aber die Trennung ihrer Macht ward ihr Unglück. Sie vermoch- ten nicht zu würdigen, wie viel ein Mann verändert, der Geist in abgerichtete Massen zu bringen und die todte Kunst der Menge mit Seele z:-i erfüllen weiß. Roch mehr mag cs zu ihrem Verder- den gereicht haben, daß sie die Entfernnngen der Örter nicht hin- reichend kannten, und deswegen so große Bewegungen nicht zu be- rechnen und in Übereinstimmung zu bringen verstanden. Der größte Fehler war, daß das Heer, welches in Gallien blieb, dem Ma- ^ rius gegenüber, aus Ungeduld oder getäuschet, viel zu früh auf- brach, ehe das andere, welches über den Rhein gegangen war, in Italien anlangen und Rom in Angst und Verzweiflung fetzen konnte, und daß alsdann dieses Heer sich fortreißen ließ, und dem Ma- rius voraus ging, anstatt ihm zu folgen. Teutonen und Ambronen werden diejenigen genannt, welche gegen das Lager des Marius zogen, wie die Römer glaubten, um durch das Land der Ligurier Italien zu erreichen. Marius trat ihnen nicht entgegen; er erwartete sie in seiner wohl befestig- ten Stellung, nicht fern vom Meere. Jene reizten, hier ange- langt, auf alle Weise zur Schlacht; die erbitterten römischen Sol- daten verlangten dringend dm Kampf. Der Feldherr aber blieb

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 65

1843 - Potsdam : Riegel
65 Wand sich herabstürzend, hingestreckt auf die langen Schilde. Der Consul Catulus, der Italien schützen sollte gegen dieses Ge- schlecht, hatte die Schlünde besetzt, in welchen sich Italien den Alpen öffnet. Die Cimbrer aber, eine böse Vorbedeutung nicht ach- tend, griffen ihn an, warfen ihn zurück und verfolgten ihn, hart drängend, die Ufer der Etsch hinab. Catulus sah nur eine Rettung; er mußte sein Heer vor dem Feinde über den Fluß füh- ren. Und ihm gelang, die Cimbrer zu täuschen. Er traf Anstalt zu Lagerung und Schlacht auf dem linken Ufer, und veranlaßte sie zu gleichen Vorkehrungen. Dadurch ward ihm möglich, seine Verschanzungen und seine Brücke zu vollenden, und mit dem Heer, jedoch nicht ohne Verlust, das rechte Ufer zu gewinnen. Die Deut- schm, ergrimmt über das Entkommen des Feindes, drangen so- gleich mit tobendem Ungestüme vor gegen den Fluß. Während sie mit großen Baumstämmen die römische Brücke zertrümmerten, stürzten sie sich selbst mit den Waffen in die Wellen, schwammen hinüber und stiegen tobend an dem anderen Ufer hinauf. Die Römer, kaum der Gefahr entgangen, die Brust angefüllt mit Staunen und Angst, verloren vor diesem Ungestüme Muth und Besonnenheit, und gericthcn in eine verwirrte Flucht, bei welcher der Consul dadurch den Schein einiger Ordnung zu erhalten suchte, daß er sich unter die ersten Flüchtlinge stellte. Rur hin- ter dem Po wagte man eine neue Stellung zu nehmen. Viele trieb der Schrecken bis zur Hauptstadt. Die Cimbrer nahmen die Feste der Römer an der Etsch ein, und bewiesen der Tapferkeit, mit welcher sie vertheidigt ward, dadurch ihre Achtung, daß sie der Besatzung freien Abzug verstatteten. Sic thaten dies gegen einen Eid, auf einen ehernen Stier geschworen, der jedoch von den Rö- mern in der Folge nicht gehalten zu sein scheint. Ihren Sieg ver- folgten sic nicht weiter, nur das obere Italien bis zum Po unter- warfen sic ihrer Gewalt. Wären die Cimbrer vorgedrungen bis Rom und über Rom hinaus, gewiß, es wäre kein Glück gewesen für das deutsche Volk, und zuverlässig ein großes Unglück für den Geist, für jede gute Kunst, für alle menschliche Bildung; auch würden sic selbst, die Cimbrer, durch dieses Unternehmen ihr Geschick vielleicht verzögert haben, allein sie würden demselben nicht entgangen sein. Ob sie aber im Stande gewesen sind, Rom zu erreichen, und ob sic es mit Absicht vermieden oder durch Saumseligkeit unterlassen haben, das 5

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 66

1843 - Potsdam : Riegel
66 ist nicht zu entscheiden. Römer haben geglaubt, es würde ihnen gelungen sein, Rom zu gewinnen, wenn sie den ersten Schreck mit Schnelligkeit benutzt hätten. Ihr Verweilen im oberen Italien aber haben sie dem Wohlleben zugeschrieben, das die Timbrer hier fandm, den Genüssen und der Üppigkeit, in welcher sie ihre Rasch- heit, ihre Kampflust, ihre Schnellkraft verloren, im Besonderen den warmen Bädern, den leckerm Speisen und dem köstlichen Weine. Auf diese Urtheile hin haben Neuere die Trägheit der Timbrer ge- scholten und ihre Nachlässigkeit. Vielleicht mit Unrecht. Es ist schwer zu glauben, daß kriegerische Männer, welche seit zwölf Jahren große Erfahrungen gemacht und die Wollust des südlichen Galliens überwunden hatten, im Augenblicke der Entscheidung, durch große Anstrengungen herbeigeführt, thörichten Kindern gleich, in verderblichen Genüssen sich ganz hätten verlieren und den Preis so vieler Schlachten hätten vergessen sollen. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie für nothwendig gehalten, bei dem Ein- dringen in ein neues, unbekanntes Land, ein hohes Gebirge im Rücken, mit Vorsicht zu Werke zu gehen, um zu sichern, was sie gewonnen hatten. Und wenn man voraussetzen darf, was man billig voraussetzen muß, daß sie, vor der Trennung von ihren Ge- fährten, eine feste Verabredung getroffen, und daß sie folglich mit denselben in Übereinstimmung zu handeln gesucht haben, mag ihr Zweck gewesen sein, den Marius zur Räumung Galliens zu nöthigen, oder die Eroberung Italiens ihr Gedanke; so konnten sie den oberen Theil des Landes nicht verlassen. Im ersten Falle war ihr Drohen von hier aus hinreichend, und sie mußten sich den Rückzug offen halten; im anderen Falle mußten sie die An- kunft der Brüder erwarten, um Arbeit und Beute mit ihnen zu theilen. Überdies zeigte sich in den Tagen des Ausganges weder Entsittlichung noch Entmuthung in den Cimbrern. Sie waren noch immer dieselben. Wer kennt auch überhaupt ihre Macht, ihre Verbindungen, ihre Verhältnisse? Wäre anstatt des römischen Heeres das Heer der Teutonen über die südlichen Alpen gekommen: so möchte, was jetzt als Trägheit und Säumniß erscheint, leicht als Mäßigung und Klugheit gepriesen werden, wenn uns anders alsdann auch eine Geschichte von diesem Vorgänge geblieben wäre. Marius nä .stich hatte, als die Teutonen überwältiget waren, seinem Heere den Befehl gegeben, nach Italien zu ziehen, um dem Pro-Consul Catulus zu Hülfe zu kommen. Er selbst ging

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 101

1843 - Potsdam : Riegel
1 101 ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen, sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver- wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun- gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un- endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus- haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An- sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt. Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon! ________ (Gellert.) Xx. Italien. Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra- thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen- reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf- tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge- genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich, hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht- lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich- faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun (il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten, und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 110

1843 - Potsdam : Riegel
aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten, daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen, stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet. Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei, vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend- lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel- lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler, die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com- pendiarisch durchgemacht. Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß- ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha- den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen, davon wir vielfache Beweise erhalten haben. Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu- sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun- gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 310

1843 - Potsdam : Riegel
310 vulkanischen Umwandlungen der Erdrinde gründet. Hat eine Ge- gend einmal ihre Pflanzendecke verloren, ist der Sand beweglich und quellenlcer, hindert die heiße, senkrecht aufsteigende Luft den Niederschlag der Wolken, so vergehen Jahrtausende, ehe von den grünen Usern aus organisches Leben in das Innere der Einöde dringt. Wer demnach die Natur mit einem Blicke zu umfassen und von Localphänomcnen zu abstrahircn weiß, der sieht mit Zunahme der belebenden Wärme, von den Polen zum Äquator hin, sich auch allmälig organische Kraft und Lebensfülle vermehren. Aber bei dieser Vermehrung sind jedem Erdstriche besondere Schönheiten vorbehalten; den Tropen Mannichfaltigkcit und Größe der Pflan- zcnformen, dem Norden der Anblick der Wiesen und das perio- dische Wicdcrcrwachcn der Natur beim ersten Wehen der Früh- lingsdüfte. Jede Zone hat außer den ihr eigenen Vorzügen auch ihren eigenthümlichen Charakter. So wie man an einzelnen orga- nischen Wesen eine bestimmte Physiognomie erkennt, wie beschrei- bende Botanik und Zoologie im engeren Sinne des Wortes fast nichts als Zergliederung der Thier- und Psianzenformen ist: so giebt es auch eine gewisse Naturphysiognomie, welche jedem Him- melsstriche ausschließlich zukommt. (Alex. ».Humboldt.) L.xii. Dritter punifcher Krieg. An demselben Jahre, wie Korinth, siel auch Karthago auf noch schrecklichere Weise. So hart der zweite Friede mit Nom gewesen, so erholte doch der Staat sich schnell durch die Industrie der Bürger und Hannibals weiser Verwaltung. Dieser große Mann wagte bereits, neue Hoffnungen für sein Vaterland und für die Welt zu schöpfen. Ader der wachsame Haß der Römer und die Stärke der ihnen oder dem Frieden ergebenen Partei zwang ihn zur Flucht. Das Mißtrauen Roms hörte hierdurch nicht auf. Karthago sollte durchaus nicht mehr erstarken. Daher sah man gern, daß Masinissa immer weiter griff und die Entwaffnctcn schonungslos beraubte. Vergebens forderte Karthago, da ihm Krieg zu führen nicht erlaubt war, die Gerechtigkeit Roms zur Vermittelung auf. Der Richter war fein Feind, und als endlich Cato dahin als Gesandter ging, so vermehrte sein über-

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 311

1843 - Potsdam : Riegel
311 wüthiges Betragen die Erbitterung. Cato kam als erklärter Feind Karthagos nach Rom zurück, und durch unaufhörliche Auf- hetzung des Senats beschleunigte er das Verderben der unglück- lichen Stadt. Zn derselben dauerte die Zwietracht der Parteien fort und wurde heftiger als je. Der patriotischen stand nicht nur eine römische, sondern selbst eine numidische Partei entgegen. Nicht aus Zuneigung hatten deren Glieder zu dieser Fahne geschworen, sondern theils aus Verblendung, theils bestochen, und meistens bloß aus Feindschaft gegen die herrschende Partei. In gerech- ter Erbitterung, aber vielleicht mit unklugem Eifer verbannte diese letzte alle Anhänger Masinissas und gab hierdurch Anlaß zum Kriege. Denn als der König ihre Wiederherstellung forderte, so ergriff Karthago in gerechter Empörung die Waffen. Aber der neunzigjährige Masiniffa schlug ihr Heer und rieb cs auf. Die römischen Gesandten, anstatt zu vermitteln, sahen dem Kampfe zu, um je nach dessen Erfolg das Weitere zu beschließen. Kein günstigerer Zeitpunkt war möglich, die Nebenbuhlerin zu erdrücken. Sie hatte den Vertrag gebrochen, und ihr Heer war dahin. Also erklärte Rom den Krieg. Auf diese Schreckensnach- richt siel Utika von Karthago ab und unterwarf sich Rom. Schon standen die Consuln mit großer Macht in Sicilien und rüsteten sich zur Überfahrt. Die geängstigten Karthager verwiesen die Anstifter des Krieges gegen Ma sin issa und den Feldherrn Hasdrubal, welchen Rom haßte; ja sie erklärten sich zuletzt für Unterthanen der übermächtigen Feindin. Der Senat nahm schein- bar wohlgefällig die Unterwerfung an, versprach die Erhaltung, wenn Karthago 300 seiner edelsten Söhne als Geißeln senden und weiter thun würde, wie die Consuln befählen. Die Geißeln ka- men und die Consuln gingen nach Afrika. Jetzt forderte man die Auslieferung der Schiffe, der Waffen, des Kricgsgcräthcs. Die Karthager gehorchten. Endlich erging der Befehl, die Stadt nie- derzureißen und eine andere zu bauen, weit weg vom Meere und ohne Mauern. Als die Karthager dieses vernahmen, ergriff sie die äußerste Verzweiflung. Einmüthig beschlossen sie, ihre theure Stadt zu retten oder zu sterben. Niemals sonst wurde auf so glänzende Weise gezeigt, was ein aufs Äußerste gebrachtes Volk vermöge. Was man dem Wunsch des Friedens geopfert. Schiffe, Kriegs-
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