Vorgeschichte. A
3. östlich von der Weichsel:
Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold).
Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten.
Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels.
Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen.
Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen).
Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.)
Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter.
Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen.
Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott.
Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört).
Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren.
Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg).
Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts.
Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen.
Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit
*) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje.
. 1*
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Extrahierte Personennamen: Mohn Karl_d Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wollin Hünenbetten Deutschland Retra Stettin Brandenburg Sachsen
s
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gewißhcit und dem Grauen einer nächtlichen Schlacht. Dennoch
verloren sie lange Zeit hindurch weder Haltung noch Besonnenheit.
Des Marius Heer bildete in der Aufstellung einen halben Mond.
Auf den Flügeln waren die Legionen gestellt, die ihm gehörten,
und mit denen er bei Aquä Septiä gesiegt hatte. Im Hinter-
gründe, nahe am Lager, stand Catul ns mit seinen Legionen.
Es ist ungewiß,' ob Marius diese Anordnung getroffen habe aus
Eifersucht und Arglist, um den Catulus zu kränken und um
sich den Siez und die Ehre des Sieges allein zuschreiben zu kön-
nen, oder weil er, bekannt mit der Kriegsweise der Deutschen, und
wohl wissend, daß sie in einem großen Keile den kräftigsten Stoß
auf die Mitte zu richten pflegten, ihren Anprall verzögern, schwä-
chen, vereiteln wollte. Die Cimbrer rückten vor in einem großen
Vierecke. Die ersten Reihen, gerade heran, hatten sich mit Ketten am
Gürtel zusammengebunden, damit der Feind am Einbruch in die
Masse verhindert werden sollte. Ihre Reiterei, nach Plutarch 15000
Mann, in glänzender Rüstung, auf den Helmen beflügelte Kämme
und Thierköpfe, stand auf der rechten Seite. Als das cimbrische
Fußvolk die Bewegung machte, mit welcher cs den Keil bildete,
glaubten die Römer, es sei Flucht. Also setzten sie nach, und so-
gleich war ihnen die cimbrische Reiterei hart im Nacken, der Keil
drang im Sturmschritte vor auf des Catulus Schaaren, und
das Schicksal des Tages schwankte furchtbar hinüber zum Nach-
theile der Römer. Marius und Catulus, in höchster Angst,
hoben die flehenden Hände zum Himmel, und gelobten den Göttern
große Gelübde. Bald jedoch machte sich die Kriegskunst der Rö-
mer geltend. Die Ordnung wurde wieder gewonnen. Für die
Cimbrer war cs ein großes Unglück, daß mehrere ihrer Führer
getödtet wurden. Unter diesen war Bojoriv, ihr oberster Feld-
hauptmann, nachdem er in tapferen Thaten Rache genommen hatte
an den Feinden. Nun fehlte es an Ordnung und Einheit. Die Ver-
kettung der ersten Reihen schützte nicht, sondern wurde zum Ver-
derben, als viele der Tapfersten dahingesunken waren, getroffen von
den Pfeilen oder den Wurfspießen der Römer. Die hintersten Hau-
fen flohen, und das Gewürgc wurde gräßlich und allgemein.
Die Römer drangen den Fliehenden nach bis in ihr Lager.
Daselbst erwartete sie ein anderer Kampf. Während die Hütten
der Cimbrer sogar von den Hunden der Gefallenen vertheidiget
wurden, erschienen die Weiber im schwarzen Trauergewande auf
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Extrahierte Personennamen: Marius_Heer Marius Aquä_Septiä Marius Marius Marius Marius
69
Wagen und Karren in der Mitte der Männer, und stritten, wie
von Thürmen herab, mit Lanzen und Speer gegen die Feinde.
Und als sie den unendlichen Jammer ihres Herzens in solcher
Weise umsonst zu mildern versucht hatten, da wandten sie die Ver-
zweiflung gegen sich selbst und gegen die Ihrigen, und suchten dem
Unglücke der Sklaverei zu entgehen durch jeglichen Tod. Sie er-
mordeten ihre Kinder, sie ermordeten sich selbst mit ihren Kindern.
Sie erstachen sich, erdrosselten sich und mit dem eigenen Haare; sie
erhenkten sich, ließen sich von Ochsen zertreten, von Wagen zermal-
men und schleifen von Pferden. Keine Todesart war zu gräßlich,
wenn nur die Knechtschaft vermieden wgrd. Und diejenigen allein,
Männer oder Weiber, geriethen in römische Gefangenschaft, denen
Zufall und Unglück unmöglich machten, dm Tod zu finden.
Die Menge der Gefallenen oder Gefangenen zu zählen, ist hier
so unnöthig, als es auch eine vergebliche Arbeit sein würde. Rö-
mische Schriftsteller haben sich bis zur Schamlosigkeit vergessen.
Florus giebt den Verlust der Cimbrer auf 60,000 an, und den
Verlust der Römer auf weniger als 300. Das Wesentliche ist
und bleibt: Die Cimbrer gingen zu Grunde vor den römischen
Waffen in der raudischen Ebene; der Krieg war geendigt; die Ti-
guriner, die zum Schutze der norischen Alpen zurückgeblieben wa-
ren, verschwanden, und setzten sich vielleicht in den Gebirgen der
Schweiz fest, wo niemand sie suchte. Marius hatte Rom von
der langen Angst befreiet; er feierte mit Catulus einen gemein-
schaftlichen Triumph, bei welchem der König Teutobach durch
Größe, Gestalt und Art mehr die Blicke auf sich zog, als alle
Siegeszeichen; Marius jedoch wurde als der eigentliche Retter,
als ein dritter Romulus, gepriesen und verherrlicht. Und gewiß,
hätte er nicht das Unglück gehabt, diese unendliche Feier zu über-
leben, er würde schön und groß für ewige Zeit in der Geschichte
glänzen. Die Cimbrer und Teutonen aber, obgleich sie von der
Erde vertilgt waren, hatten durch ihre Thaten ihren Namen so
tief in die Geschichte eingegrabcn, daß sie nimmermehr aus dem
Andenken der Menschen verschwunden sind, und daß dem deutschen
Volke bei dem Eintritte in seine geschichtliche Laufbahn kaum irgend
etwas hätte förderlicher sein können, als das Andenken an einen
solchen Untergang.
(Luden.)
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius
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dig, daß sie mit Deutschland in Verbindung blieben, weil sie nur
hier den Ertrag ihrer Fahrten und Kämpfe in Gallien sichern konn-
ten. Und in der That ließen sie denselben unter einer Bedeckung
von 6000 Mann am Rhein aufgestellt zurück, auf der Grenze
ihres Vaterlandes und ihrer Eroberung. Von hier aus durften
sie auch nur auf Verstärkung ihrer Macht rechnen, und mußten
deswegen einen Weg nach Italien eröffnen. Von der andern Seite
konnten sie nicht alle auf diesem Wege dm Einfall in Italien
versuchen. Es mochte gefährlich sein, das römische Heer in Gal-
lien zurückzulassen, Meister des Landes und frei in seinen Unter-
nehmungen. Vielleicht hatten sic überhaupt keinen anderen Zweck,
als durch eine große Bewegung um die Alpen her und durch einen
Einfall in Italien den Marius zur Räumung Galliens zu
nöthigen, da er ihnen in seiner starken und sicherm Stellung im-
mer große Gefahr drohcte bei ihren Unternehmungm in diesem
Lande. Zu verwundern jedoch wäre cs auch nicht, wenn Glück
und Sieg sie verwegen gemacht und sie gewöhnt hätte, ihre Kräfte
dergestalt zu überschätzen, daß ihnen die Eroberung Roms und
Italiens nicht als ein zu großer Gedanke vorgekommen wäre.
Aber die Trennung ihrer Macht ward ihr Unglück. Sie vermoch-
ten nicht zu würdigen, wie viel ein Mann verändert, der Geist
in abgerichtete Massen zu bringen und die todte Kunst der Menge
mit Seele z:-i erfüllen weiß. Roch mehr mag cs zu ihrem Verder-
den gereicht haben, daß sie die Entfernnngen der Örter nicht hin-
reichend kannten, und deswegen so große Bewegungen nicht zu be-
rechnen und in Übereinstimmung zu bringen verstanden. Der größte
Fehler war, daß das Heer, welches in Gallien blieb, dem Ma-
^ rius gegenüber, aus Ungeduld oder getäuschet, viel zu früh auf-
brach, ehe das andere, welches über den Rhein gegangen war, in
Italien anlangen und Rom in Angst und Verzweiflung fetzen konnte,
und daß alsdann dieses Heer sich fortreißen ließ, und dem Ma-
rius voraus ging, anstatt ihm zu folgen.
Teutonen und Ambronen werden diejenigen genannt, welche
gegen das Lager des Marius zogen, wie die Römer glaubten,
um durch das Land der Ligurier Italien zu erreichen. Marius
trat ihnen nicht entgegen; er erwartete sie in seiner wohl befestig-
ten Stellung, nicht fern vom Meere. Jene reizten, hier ange-
langt, auf alle Weise zur Schlacht; die erbitterten römischen Sol-
daten verlangten dringend dm Kampf. Der Feldherr aber blieb
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Gallien Rhein Italien Italien Gal- Italien Galliens Roms Italiens Gallien Rhein Italien Rom Italien
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Wand sich herabstürzend, hingestreckt auf die langen Schilde. Der
Consul Catulus, der Italien schützen sollte gegen dieses Ge-
schlecht, hatte die Schlünde besetzt, in welchen sich Italien den
Alpen öffnet. Die Cimbrer aber, eine böse Vorbedeutung nicht ach-
tend, griffen ihn an, warfen ihn zurück und verfolgten ihn, hart
drängend, die Ufer der Etsch hinab. Catulus sah nur eine
Rettung; er mußte sein Heer vor dem Feinde über den Fluß füh-
ren. Und ihm gelang, die Cimbrer zu täuschen. Er traf Anstalt
zu Lagerung und Schlacht auf dem linken Ufer, und veranlaßte
sie zu gleichen Vorkehrungen. Dadurch ward ihm möglich, seine
Verschanzungen und seine Brücke zu vollenden, und mit dem Heer,
jedoch nicht ohne Verlust, das rechte Ufer zu gewinnen. Die Deut-
schm, ergrimmt über das Entkommen des Feindes, drangen so-
gleich mit tobendem Ungestüme vor gegen den Fluß. Während
sie mit großen Baumstämmen die römische Brücke zertrümmerten,
stürzten sie sich selbst mit den Waffen in die Wellen, schwammen
hinüber und stiegen tobend an dem anderen Ufer hinauf. Die
Römer, kaum der Gefahr entgangen, die Brust angefüllt mit
Staunen und Angst, verloren vor diesem Ungestüme Muth und
Besonnenheit, und gericthcn in eine verwirrte Flucht, bei welcher
der Consul dadurch den Schein einiger Ordnung zu erhalten
suchte, daß er sich unter die ersten Flüchtlinge stellte. Rur hin-
ter dem Po wagte man eine neue Stellung zu nehmen. Viele
trieb der Schrecken bis zur Hauptstadt. Die Cimbrer nahmen die
Feste der Römer an der Etsch ein, und bewiesen der Tapferkeit,
mit welcher sie vertheidigt ward, dadurch ihre Achtung, daß sie der
Besatzung freien Abzug verstatteten. Sic thaten dies gegen einen
Eid, auf einen ehernen Stier geschworen, der jedoch von den Rö-
mern in der Folge nicht gehalten zu sein scheint. Ihren Sieg ver-
folgten sic nicht weiter, nur das obere Italien bis zum Po unter-
warfen sic ihrer Gewalt.
Wären die Cimbrer vorgedrungen bis Rom und über Rom
hinaus, gewiß, es wäre kein Glück gewesen für das deutsche Volk,
und zuverlässig ein großes Unglück für den Geist, für jede gute
Kunst, für alle menschliche Bildung; auch würden sic selbst, die
Cimbrer, durch dieses Unternehmen ihr Geschick vielleicht verzögert
haben, allein sie würden demselben nicht entgangen sein. Ob sie
aber im Stande gewesen sind, Rom zu erreichen, und ob sic es mit
Absicht vermieden oder durch Saumseligkeit unterlassen haben, das
5
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Italien Rom Rom Rom
66
ist nicht zu entscheiden. Römer haben geglaubt, es würde ihnen
gelungen sein, Rom zu gewinnen, wenn sie den ersten Schreck mit
Schnelligkeit benutzt hätten. Ihr Verweilen im oberen Italien
aber haben sie dem Wohlleben zugeschrieben, das die Timbrer hier
fandm, den Genüssen und der Üppigkeit, in welcher sie ihre Rasch-
heit, ihre Kampflust, ihre Schnellkraft verloren, im Besonderen
den warmen Bädern, den leckerm Speisen und dem köstlichen Weine.
Auf diese Urtheile hin haben Neuere die Trägheit der Timbrer ge-
scholten und ihre Nachlässigkeit. Vielleicht mit Unrecht. Es ist
schwer zu glauben, daß kriegerische Männer, welche seit zwölf
Jahren große Erfahrungen gemacht und die Wollust des südlichen
Galliens überwunden hatten, im Augenblicke der Entscheidung,
durch große Anstrengungen herbeigeführt, thörichten Kindern gleich,
in verderblichen Genüssen sich ganz hätten verlieren und den Preis
so vieler Schlachten hätten vergessen sollen. Dagegen ist es nicht
unwahrscheinlich, daß sie für nothwendig gehalten, bei dem Ein-
dringen in ein neues, unbekanntes Land, ein hohes Gebirge im
Rücken, mit Vorsicht zu Werke zu gehen, um zu sichern, was sie
gewonnen hatten. Und wenn man voraussetzen darf, was man
billig voraussetzen muß, daß sie, vor der Trennung von ihren Ge-
fährten, eine feste Verabredung getroffen, und daß sie folglich mit
denselben in Übereinstimmung zu handeln gesucht haben, mag ihr
Zweck gewesen sein, den Marius zur Räumung Galliens zu
nöthigen, oder die Eroberung Italiens ihr Gedanke; so konnten
sie den oberen Theil des Landes nicht verlassen. Im ersten Falle
war ihr Drohen von hier aus hinreichend, und sie mußten sich
den Rückzug offen halten; im anderen Falle mußten sie die An-
kunft der Brüder erwarten, um Arbeit und Beute mit ihnen zu
theilen. Überdies zeigte sich in den Tagen des Ausganges weder
Entsittlichung noch Entmuthung in den Cimbrern. Sie waren
noch immer dieselben. Wer kennt auch überhaupt ihre Macht,
ihre Verbindungen, ihre Verhältnisse? Wäre anstatt des römischen
Heeres das Heer der Teutonen über die südlichen Alpen gekommen:
so möchte, was jetzt als Trägheit und Säumniß erscheint, leicht
als Mäßigung und Klugheit gepriesen werden, wenn uns anders
alsdann auch eine Geschichte von diesem Vorgänge geblieben wäre.
Marius nä .stich hatte, als die Teutonen überwältiget waren,
seinem Heere den Befehl gegeben, nach Italien zu ziehen, um dem
Pro-Consul Catulus zu Hülfe zu kommen. Er selbst ging
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius_nä Marius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Galliens Galliens Italiens Italien
1
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ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen,
sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß
eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in
Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und
die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine
Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver-
wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten
mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und
vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun-
gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig
Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr
sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un-
endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus-
haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An-
sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt.
Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon!
________ (Gellert.)
Xx. Italien.
Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als
groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht
ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und
Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra-
thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen-
reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf-
tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren
und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge-
genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich,
hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und
selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr
schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht-
lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für
die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich-
faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher
Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun
(il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten,
und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und
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aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder
Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer
Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten,
daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft
unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen,
stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet.
Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre
Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei,
vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die
seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches
Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend-
lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen
seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem
ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel-
lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer
gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in
Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler,
die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst
zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen
Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren
Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com-
pendiarisch durchgemacht.
Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß
der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß-
ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich
gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha-
den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung
beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen
dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf
ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die
deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht
auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen,
davon wir vielfache Beweise erhalten haben.
Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige
Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu-
sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun-
gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten
den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und
Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Italien Rom
310
vulkanischen Umwandlungen der Erdrinde gründet. Hat eine Ge-
gend einmal ihre Pflanzendecke verloren, ist der Sand beweglich
und quellenlcer, hindert die heiße, senkrecht aufsteigende Luft den
Niederschlag der Wolken, so vergehen Jahrtausende, ehe von den
grünen Usern aus organisches Leben in das Innere der Einöde
dringt.
Wer demnach die Natur mit einem Blicke zu umfassen und
von Localphänomcnen zu abstrahircn weiß, der sieht mit Zunahme
der belebenden Wärme, von den Polen zum Äquator hin, sich
auch allmälig organische Kraft und Lebensfülle vermehren. Aber
bei dieser Vermehrung sind jedem Erdstriche besondere Schönheiten
vorbehalten; den Tropen Mannichfaltigkcit und Größe der Pflan-
zcnformen, dem Norden der Anblick der Wiesen und das perio-
dische Wicdcrcrwachcn der Natur beim ersten Wehen der Früh-
lingsdüfte. Jede Zone hat außer den ihr eigenen Vorzügen auch
ihren eigenthümlichen Charakter. So wie man an einzelnen orga-
nischen Wesen eine bestimmte Physiognomie erkennt, wie beschrei-
bende Botanik und Zoologie im engeren Sinne des Wortes fast
nichts als Zergliederung der Thier- und Psianzenformen ist: so
giebt es auch eine gewisse Naturphysiognomie, welche jedem Him-
melsstriche ausschließlich zukommt. (Alex. ».Humboldt.)
L.xii. Dritter punifcher Krieg.
An demselben Jahre, wie Korinth, siel auch Karthago auf
noch schrecklichere Weise. So hart der zweite Friede mit Nom
gewesen, so erholte doch der Staat sich schnell durch die Industrie
der Bürger und Hannibals weiser Verwaltung. Dieser große
Mann wagte bereits, neue Hoffnungen für sein Vaterland und
für die Welt zu schöpfen. Ader der wachsame Haß der Römer
und die Stärke der ihnen oder dem Frieden ergebenen Partei
zwang ihn zur Flucht. Das Mißtrauen Roms hörte hierdurch
nicht auf. Karthago sollte durchaus nicht mehr erstarken. Daher
sah man gern, daß Masinissa immer weiter griff und die
Entwaffnctcn schonungslos beraubte. Vergebens forderte Karthago,
da ihm Krieg zu führen nicht erlaubt war, die Gerechtigkeit Roms
zur Vermittelung auf. Der Richter war fein Feind, und als
endlich Cato dahin als Gesandter ging, so vermehrte sein über-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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wüthiges Betragen die Erbitterung. Cato kam als erklärter
Feind Karthagos nach Rom zurück, und durch unaufhörliche Auf-
hetzung des Senats beschleunigte er das Verderben der unglück-
lichen Stadt.
Zn derselben dauerte die Zwietracht der Parteien fort und
wurde heftiger als je. Der patriotischen stand nicht nur eine
römische, sondern selbst eine numidische Partei entgegen. Nicht
aus Zuneigung hatten deren Glieder zu dieser Fahne geschworen,
sondern theils aus Verblendung, theils bestochen, und meistens
bloß aus Feindschaft gegen die herrschende Partei. In gerech-
ter Erbitterung, aber vielleicht mit unklugem Eifer verbannte diese
letzte alle Anhänger Masinissas und gab hierdurch Anlaß zum
Kriege. Denn als der König ihre Wiederherstellung forderte, so
ergriff Karthago in gerechter Empörung die Waffen. Aber der
neunzigjährige Masiniffa schlug ihr Heer und rieb cs auf. Die
römischen Gesandten, anstatt zu vermitteln, sahen dem Kampfe zu,
um je nach dessen Erfolg das Weitere zu beschließen.
Kein günstigerer Zeitpunkt war möglich, die Nebenbuhlerin zu
erdrücken. Sie hatte den Vertrag gebrochen, und ihr Heer war
dahin. Also erklärte Rom den Krieg. Auf diese Schreckensnach-
richt siel Utika von Karthago ab und unterwarf sich Rom.
Schon standen die Consuln mit großer Macht in Sicilien und
rüsteten sich zur Überfahrt. Die geängstigten Karthager verwiesen
die Anstifter des Krieges gegen Ma sin issa und den Feldherrn
Hasdrubal, welchen Rom haßte; ja sie erklärten sich zuletzt für
Unterthanen der übermächtigen Feindin. Der Senat nahm schein-
bar wohlgefällig die Unterwerfung an, versprach die Erhaltung,
wenn Karthago 300 seiner edelsten Söhne als Geißeln senden und
weiter thun würde, wie die Consuln befählen. Die Geißeln ka-
men und die Consuln gingen nach Afrika. Jetzt forderte man
die Auslieferung der Schiffe, der Waffen, des Kricgsgcräthcs. Die
Karthager gehorchten. Endlich erging der Befehl, die Stadt nie-
derzureißen und eine andere zu bauen, weit weg vom Meere und
ohne Mauern.
Als die Karthager dieses vernahmen, ergriff sie die äußerste
Verzweiflung. Einmüthig beschlossen sie, ihre theure Stadt zu
retten oder zu sterben. Niemals sonst wurde auf so glänzende
Weise gezeigt, was ein aufs Äußerste gebrachtes Volk vermöge.
Was man dem Wunsch des Friedens geopfert. Schiffe, Kriegs-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Karthago
Extrahierte Ortsnamen: Rom Masinissas Karthago Rom Sicilien Karthago Afrika