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Friedrich Wilhelm I. 1713—1740.
Das Heer, seine „lieben blauen Kinder", vermehrt er auf 89000 M., schafft 6 Regimenter Husaren. Rekrutierung nach dem Kantonfystem (d. h. jedes Regiment erhält einen Landesteil zur Aushebung angewiesen) und durch freie Werbung der Regimenter: Muster die „laugen Kerle" in Potsdam. Exerziermeister des Heeres Leopold von Dessau. Die Invaliden in kleinen Ämtern versorgt, die Waisen im Potsdamer Waisenhause erzogen.
Der Unterthan soll im Wohlstände erhalten werden, damit er steuerfähig fei. Daher sorgt er für Anbau wüster Distrikte und sangt an das Rhinlnch trocken zu legen. Begünstigung französischer Kolonisten schafft ihm tüchtige Beamte.
Berlin erweitert er durch die Friedrichsstadt (Derschau), Potsdam, seine Lieblingsresidenz, durch vielfache Bauten (Garnifonkirche, wo er und Friedrich d- Gr. bestattet sind) und das von Friedrich Ii. vollendete holländische Quartier.
1731 siedelt er die vom Erzbischöfe Leopold von Firmian vertriebenen 15500 Salzburger in Preußen an.
Die Wissenschaften schätzt er nur, soweit er Nutzen erkennt. Für Universitäten und Akademie hat er kein Geld, doch liebt er die Gesellschaft des (gedächtnismäßig) kenntnisreichen Paul Gnndlmg, den er zwar in den „Tabakskollegien", einfachen, heitern Zusammenkünften mit feinen Generalen und Räten, verspotten läßt, aber zu den höchsten Würden (auch Präsident der Akademie 1718) befördert und adelt.
Nur einmal läßt er sich in einen Krieg verwickeln. 1700 war der nordische Krieg, den Karl Xii. gegen Peter von Rußland, Friedrich Iv. von Dänemark und August Ii. von Polen zu führen hatte, ausgebrochen. *) Als 1713 die Russen unter Mentfchikoff Stettin erobert hatten, gaben sie diese Festung Friedrich Wilhelm in Sequestration. Da kehrte nach vierzehntägigem Ritte Karl Xii. ans der Türkei nach Stralsund (22. Nov. 1714) zurück und verlangte Stettin vom Sequester, ohne die von diesem an Rußland gezahlten 400000 Thlr. erstatten zu wollen. Friedrich Wilhelm verbündete sich daher mit Rußland, Dänemark und das durch Bremen und Verden gewonnene Han-nover-England (Georg I.) gegen Schweden, dessen letzter Beschützer Ludwig Xiv. am 1. Septbr. 1715 starb. Friedrich Wilhelm hatte den Oberbefehl über die
*) 1700 Bombardement von Kopenhagen — Friede von Travendal. — Schlacht bei Narva (30. Nov.). 1704 Einsetzung Stanislans Leseynskis zum Könige von Polen. 1706 Friede zu Altranstädt (bei Lützen). 1709 Niederlage Karls bei Pultava. Festes Lager bei Bender (a. Dnjestr.) Die Türken besiegen und cerniercn Peter am Pruth, geben ihn aber (Bestechung des Großveziers durch Kathinka) frei. Karl 5 Jahre (1709—1714) in der Türkei als freiwilliger Gefangener.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Leopold_von_Firmian Leopold Paul_Gnndlmg Karl_Xii Karl Peter_von_Rußland Friedrich_Iv Friedrich Dänemark August Mentfchikoff Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_I. Ludwig_Xiv Ludwig Septbr Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Stanislans_Leseynskis Karls Pultava Bender Peter Kathinka Karl_5 Karl
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Berlin Potsdam Garnifonkirche Polen Stralsund Bremen Schweden Kopenhagen Narva Polen Karls
28 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688.
ihm die vertragsmäßigen Hilfsgelder nicht gezahlt hatte, und Gründung einer brandenbnrgischen Kolonie in Oberguinea 1681 (Fort Friedrichsburg durch Major Otto v. d. Groben). *)
Die Schwäche des deutschen Reichs zeigte der Raub Straßburgs durch Ludwig Xiv. (Bischof Egon von Fürstenberg) 1681 und die Belagerung Wiens durch 230000 Türken unter Kara Mustapha 1683. Diese waren durch Emmerich Tököly nach Ungarn gerufen worden, weil Kaiser Leopold (1670) wegen einer Adelsverschwörung die alte ungarische Verfassung aufgehoben hatte, und wurden von Paris aus durch die Pläne der Wiener Befestigungen unterstützt. Aber die tapfere Verteidigung Rüdigers von Stahremberg und die Entsetzung durch den Polenkönig Johann Sobiesky und das Reichsheer unter Karl von Lothringen rettete Wien. Auch Friedrich Wilhelm schickte 1200 Brandenburger dahin. Dennoch gab ihm Östreich die schlesischen Herzogtümer nicht heraus, und als
er 1686 weitere 8000 M. gegen die Türken zu Hilfe schickte, erhielt er nur den kleinen Kreis Schwiebns als böhmisches Lehen (denn er gehörte zum Fürstentum Glogau) und den Anspruch auf Ostfriesland für Schlesien, während Ostreich heimlich mit dem Kurprinzen Friedrich um Rückgabe dieses Ländchens verhandelte. Friedrich, mit seiner Stiefmutter (sehr ökonomisch) verfallen, verschuldet, einmal sogar flüchtig, weil
er sich vergiftet glaubte, gab den
Ostreichen! ein Schriftstück, daß er nach seines Vaters Tode Schwiebus gegen 100,000 Thlr. wieder herausgeben wollte.
Am Ende seines Lebens zog Friedrich Wilhelm viele der seit 1685 (Aufhebung des Edikts von Nantes von 1598) aus Frankreich vertriebenen Protestanten zur Förderung der Industrie in die Mark.
29. April . 688 starb der große Kurfürst („Messieurs, der hat viel gethan", Fr. d. Gr. 1750). Er hinterließ seinem Sohne einen wohlgeordneten Staat und 30,000 M. Soldaten.
*) Von König Friedrich Wilhelm I. 1718 für 7200 Dukaten an Holland verkauft.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Otto Ludwig_Xiv Ludwig Egon_von_Fürstenberg Leopold_( Leopold Johann_Sobiesky Johann Karl_von_Lothringen Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Oberguinea Wiens Ungarn Paris Stahremberg Wien Ostfriesland Nantes Frankreich Holland
Vorgeschichte. A
3. östlich von der Weichsel:
Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold).
Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten.
Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels.
Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen.
Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen).
Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.)
Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter.
Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen.
Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott.
Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört).
Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren.
Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg).
Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts.
Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen.
Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit
*) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje.
. 1*
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Extrahierte Personennamen: Mohn Karl_d Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wollin Hünenbetten Deutschland Retra Stettin Brandenburg Sachsen
1
101
ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen,
sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß
eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in
Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und
die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine
Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver-
wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten
mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und
vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun-
gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig
Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr
sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un-
endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus-
haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An-
sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt.
Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon!
________ (Gellert.)
Xx. Italien.
Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als
groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht
ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und
Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra-
thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen-
reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf-
tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren
und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge-
genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich,
hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und
selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr
schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht-
lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für
die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich-
faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher
Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun
(il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten,
und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und
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aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder
Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer
Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten,
daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft
unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen,
stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet.
Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre
Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei,
vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die
seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches
Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend-
lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen
seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem
ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel-
lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer
gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in
Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler,
die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst
zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen
Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren
Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com-
pendiarisch durchgemacht.
Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß
der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß-
ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich
gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha-
den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung
beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen
dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf
ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die
deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht
auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen,
davon wir vielfache Beweise erhalten haben.
Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige
Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu-
sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun-
gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten
den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und
Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Italien Rom
182
von 1000 Böhmen hütete im Nachzugc Feldgeräth und Troß.
Sie befehligte ihr Herzog Boleslaw.
Als so das Heer dahin zog, stieß zu demselben auch von Augs-
burg Graf Theobald, des Bischofs Bruder, und Bischof Udal-
rich selbst mit vielem Adel und Stadtvolk, zu Roß und Fuß,
unter dem Banner der Stadt.
Die Ungarn, frohlockend, sieggewohnt, säumten nicht, setzten
über den Lech zum linkm Ufer, umschwärmten lange mit bewegli-
chen Schaaren die deutschen Haufen, und stürzten dann jählings
beutelüstern mit gräßlichem Geschrei auf die Böhmen und deren
Gepäck im Nachtrabe. Diese alle wurden von ihnen nach wilder
Gegenwehr niedergeschossen, zersprengt; dann warf sich der Ungarn
gesammte Macht auf die Schlachthaufen der Schwaben. Nach
männlichem Streite erlagen auch diese der ungestümen Übermacht.
Da ihre Fähnlein wankten, änderte der König schnell seine Ord-
nung, beschied Herzog Conrad mit dem fränkischen Haufen, und
ließ ihn zur Unterstützung der Schwaben rmnen. Er selbst, nach-
dem er sein Gebet gethan, und dem heiligen Laurentius das
Gelübde, ein Bisthum zu gründen, wenn die Schlacht siegreich
ende, schwang sich auf das Roß mit Schild und heiliger Lanze,
und führte die wohlversuchten Sachsen in das Getümmel. Im
Sturmlauf rückten die Bayern nach.
Fest hielten die Deutschen Mann an Mann. Die Ordnung
der Madscharen ward getrennt, ihre Menge immer enger gegm den
Lech zusammengedrückt, daß ihnen die Schnelligkeit der Rosse nicht
mehr half, der Speer der Deutschen sicher traf. Siegreich schwebte
der Reichsengcl über dem ungeheuern Kampf, der das Schicksal
zweier großen Völker entschied.
Viele deutsche Helden sanken. Auch Theobald, der edle Graf
von Kyburg und Dillingen, und Reginald, sein Vetter. Und als
Conrad von Franken, der wackere Degen, im Kampfe des heißen
Sommcrtages, frische Luft zu schöpfen, die Bande des Panzerheindes
löste, durchbohrte seinen Hals ein Pfeil. Mit schweren Wunden
ging der Narchant, der muthige Bischof von Eichstätt, aus dem
Streite; desgleichen von Regensburg der Bischof Michael. Die-
ser war schon unter den Todten gelegen; neben ihm ein blutender
Ungar, der sich noch im Sterben am Bischof des Plünderns freuen
wollte. Dadurch genas Herr Michael von der dumpfen Betäu-
bung, tödtete den Heiden, und kam glücklich zu den Seinen.
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Extrahierte Personennamen: Theobald Conrad Theobald Conrad_von_Franken Bischof_von_Eichstätt Michael Michael
187
Friedrichs Bruder, Leopold, suchte diesen günstigen Umstand
zugleich zu benutzen, und machte Anstalt, den Willen des Papstes
zu vollziehen; allein ohne Erfolg. Da dieser Versuch mißlang,
wandte er sich mit freundlichen Geberden an Ludwig, sendete
ihm die Reichskleinode, und bat um Befreiung des Bruders; denn
so lange dieser in des Gegners Händen war, konnte nichts Er-
sprießliches vorgenommen werden. Er that noch mehr, er gewann
einen Kerkerknecht Friedrichs, welcher versprach, ihn aus seiner
Haft zu entlassen; Friedrich aber widersetzte sich diesem Versuche
heimlicher Befreiung. '
Bald darauf erlangte er auf eine viel edlere Art seine Frei-
heit wieder. Ludwig, welcher arm an Geld und an Menschen,
sich nach Ruhe sehnte, ritt hinaus auf die Trausnitz, ließ sich in
Friedrichs Gefängniß führen, und bot ihm Befreiung und Ver-
söhnung an, unter der Bedingung, daß er der Kaiserkrone ent-
sagen, und ihm Beistand wider den Papst leisten sollte. Frie-
drich, welcher der Gefangenschaft müde war, und cbm so gut als
Ludwig das Unglück einsah, welches die Fortsetzung ihres Krie-
ges über Deutschland bringen würde, versprach und unterschrieb,
was man von ihm verlangte. Unverzüglich wurde er hierauf in
Freiheit gesetzt, und reiste nach Wien zurück.
Herzog Leopold bezeugte große Freude über des Bruders Be-
freiung, als er aber die Bedingungen des Vertrages vernahm,
wollte er nichts davon hören, und wandte sich an den Papst mit
der Bitte, denselben, als erzwungen, für ungültig zu erklären.
Dies geschah auch; allein Friedrich, der mehr Gewissen und
Ehrlicbe hatte, wollte ritterlich, seinem gegebenen Worte treu blei-
den, und da er durch seinen Bruder abgehalten wurde, das zu
thun, was er versprochen hatte, so machte er sich c^lf, und kehrte
freiwillig in sein Gefängniß zurück.
Ludwig, der nun aus Friedrichs eignem Munde erfuhr,
was vorgegangen war, wurde tief gerührt von einem so seltenen
Beweise unverbrüchlicher Treue und Redlichkeit. Er sah ein, daß
in der Seele eines Fürsten, wie Friedrich, kein Falsch wohnen
könne, daß er seines ganzen Vertrauens, seiner Achtung werth sei,
und daß sie nicht geschaffen seien, sich als Feinde zu verfolgen, son-
dern als Freunde zu lieben. Darum öffnete er ihm feine Arme,
schloß ihn an sein Herz, benetzte ihn mit seinm Thränen, ließ ihn
an seinem Tische essen, in seinem Bette bei sich schlafen, und nahm
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig Ludwig Friedrichs Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrichs Ludwig Ludwig Leopold Leopold Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Friedrichs Deutschland Wien Friedrichs
270
sprach der Kaiser, klein ist der Haufe, doch auserlesen. Sieh,
dort stehen noch 2000 tapfere Fremdlinge, die der edle Jufii-
niani uns zuführte, und kämpfn, izicht mit uns das Recht und
die Roth und die Verzweiflung?
Um des Sultans Thron sammelten sich indeß die Soldaten der
Pforte, die schlachtgewohnten Ianitscharen, die schnellen Spahis
und die stolzen Bassen, jeder mit einem Heerhaufen, und alle Va-
sallen des Reichs; und als die heilige Trompete erklang und das
Versprechen der Plünderung erging, da schwoll das Heer noch
mächtiger von hundert fanatischen und raubgierigen Schaaren.
Schon wälzt sich die unabsehbare Masse heran, drohend, wie auf-
gethürmte Wetterwolken, und ihren Weg durch Zerstörung bezeich-
nend. Dort, wo Europas und Asiens Küsten sich zweimal ein-
ander nähern, und zwischen den beiden gewundenen Engen sich
majestätisch der breite Spiegel des Propontis ausdehnt, wo der
Wanderer, von den lieblichsten Erinnerungen der Dichtung um-
geben, in feierlicher Stimmung die Pracht der Natur und der
Menschenwerke anstaunt, dort am Eingänge der Meerenge steht,
wie das alte Rom von sieben Hügeln herab, über zwei Welt-
theile hinschauend, das ungeheure Konstantinopel. Auf zwei Sei-
ten von den Fluthen bespült, und auf der dritten durch Kunst
und kühnes Bollwerk vertheidigt, hatte es der Macht des Kas-
roes, der Kalifen, und mehr als eines barbarischen Volkes ge-
trost. Aber der Sturm der Jahrhunderte, stärker als der vor-
übergehende Stoß der Waffen, hatte die gigantischen Mauern und
Thürme untergraben, und was unbezwinglich war den einfachen
Maschinen der früheren Belagerung, das mußte den neu ersonne-
nen Werkzeugen der Zerstörung unterliegen.
Gegen die vereinte und immer sich erneuende Macht des so ge-
nannten türkischen Reichs, gegen die wüthendsten unablässigen An-
griffe eines unabsehbaren Heeres und einer mächtigen Flotte sah
sich Konstantin, ohne Hoffnung eines Beistandes, auf die
Hülfsquellen seines eignen Geistes beschränkt, und auf den Arm
von nicht 10,000 Streitern. Die Mächte Europas waren gleich-
gültig bei seiner Noth geblieben; Furcht hielt die einen, die andern
Verblendung, gehässige Leidenschaft oder kurzsichtiger Eigennutz von
der dringenden Hülfe ab. Zwar noch stand cs bei dem Kaiser,
durch Unterwerfung sein Leben und vielleicht durch die Gnade
des Siegers selbst Wohllebm zu erkaufen; aber er, der erste unter
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321
greifen, und dem römischen Hofe konnte die Einrichtung eines ste-
henden Heeres, als ein von der Kirche abhängender geistlicher Strei-
ter, nicht unwillkommen sein. Innocenz Ii. erweiterte die Frei-
heiten des Hospitals durch den Nachlaß des siebentm Theils der
Sündenbuße für jeden Wohlthäter desselben und durch das große
Vorrecht der Ritter, in Ländern oder Städten, die unter dem Fluch
des Interdikts der geistlichen Wohlthaten ^>er Sacramente entbehr-
ten, nicht nur für sich bei verschlossenen Thüren, sondern sogar
einmal des Jahres öffentlich das Meßopfer feiern zu dürfen.
Die Güter des Ordens vermehrten sich nun in allen europäi-
schen Ländern, und eine neue Verfassung bildete sich in dem In-
nern desselben. Er theilte sich zuerst in drei Classen: eine adliche
Geburt; auch frühere Wassenthaten gaben Ansprüche auf den Rang
eines Ritters; in die zweite Classe traten die Priester und Capel-
lane, und zu der dritten zählte man diejenigen, die weder von
Adel noch Geistliche waren, sie hießen dienende Brüder, und wur-
den von den Rittern bald als ihre Begleiter zu Felde, bald als
Pfleger der Kranken angestellt. Eine gemeinschaftliche Tracht und
Gleichheit der Rechte sollten die ganze Brüderschaft zur Einheit
verbinden. Doch der Orden hatte noch nicht 30 Jahre bestanden,
als schon die Weitläuftigkeit seiner Besitzungen eine zweite Abthei-
lung nach dm sieben Zungen von Provence, Auvergne, Frankreich,
Italien, Aragonien, Deutschland und England nothwendig machte.
Die entlegenen Güter wurden durch Pfleger verwaltet, welche dem
zum Meister erhobnen Vorsteher und dem großen Rath verantwort-
lich waren. Das Gelübde der persönlichen Armuth schloß die Er-
richtung einer gemeinschaftlichen Schatzkammer nicht aus; die Brü-
derschaft fühlte sich reich genug, Lohntruppen in Sold zu nehmen
und ansehnliche Heerhaufen ins Feld zu stellen, und in der Folge
befriedigte auch Alexander Iv. den Stolz des Adels durch eine
Unterscheidung der Ordenstracht für die Ritter.
Auf dem nämlichen Wege, wie der Orden des Hospitals, er-
hob sich an der Seite desselben die Brüderschaft der Streiter des
Tempels (fratres militiae templi), und schon der Name, dm sie
wählten, bezeichnete gleich anfangs einen mehr kriegerischen Zweck.
Die Brüder nahmen die Verpflichtung auf sich, den Pilgern au-
ßerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der umherschwärmenden
räuberischen Horden beizustehm. Hugo von Payens und Gott-
fried von Saint Omer verbandm sich im Jahre 1119 mit
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TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Innocenz_Ii Innocenz Alexander_Iv Alexander Hugo_von_Payens
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Aragonien Deutschland England
entzog sie durch Verleihung des Rechts, unabhängig von jeder
geistlichen und weltlichen Macht, durch ein Capitel sich selbst zu re-
gieren und ihre Vorsteher zu wählen, der Gerichtsbarkeit der Kirche
und des Staates von Jerusalem. Schnell verbreitete nun die Dank-
barkeit heimkehrender Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpfle-
gung gefunden hatten, ihnen Ruhm durch ganz Europa, und in
allen Ländern wetteiferte die Mildthätigkeit der Frommen, durch
reiche Gabe, durch geschenkte Ländereien und Güter sich einen An-
theil an dem Verdienste der Gott gefälligen Stiftung zu erwerben.
An der Stelle des armseligen Obdachs, welches die Brüder bis da-
hin hatten anbieten können, erhoben sich jetzt Paläste zu ihrer ei-
genen Wohnung und um reiche Pilger aufzunehmen; für die Ar-
men und Kranken diente ein besonderes Gebäude. Ein prächtiger
Tempel wurde erbaut und dem heiligen Johannes dem Täufer,
dessen Namen hinfort die Brüderschaft führte, gewidmet. Abhän-
gige Hospitäler entstanden in den Provinzen, selbst auch an den
Küsten europäischer Länder, wo die reichbelohnte Vorsicht des Or-
dens für die Sicherheit und Bequemlichkeit der Seereise Sorge
trug, und den Wallfahrenden bis zu ihrer Einschiffung Wohnung
und Unterhalt gab. Alle diese Tochterstiftungen nahm Pascal Ii.
unter seinen besonderen Schutz.
Nach Gerhards Tode wurde (1118) Raimund dü Puy,
einer von denen, die bei Gottfrieds ersten Besuch in das Hospi-
tal getreten waren, zum Vorsteher gewählt. Neunzehn Jahre der
Übung knechtischer Pflichten hatten den Ritter von dem Schwert
entwöhnt, aber die Begierde, es ferner zu führen, nicht in ihm er-
stickt. Er trug dem Capitel seine Absicht vor, zu den Pflichten des
Ordens auch noch die Vertheidigung des heiligen Bodens beizufü-
gen, und aus der zahlreichen Brüderschaft eine bewaffnete Schaar
auszuheben, die, als ein stehendes Kreuzheer unter den Befehlen
des Königs von Jerusalem, unversöhnlichen Kampf gegen die Un-
gläubigen geloben sollte. Die Brüder, größtcntheils noch Gefähr-
ten der Kreuzfahrer, stimmten freudig bei, und der Patriarch gab
seine Einwilligung.
In Palästina konnten nur Andacht und Krieg die Gemüther
aufregen, denn der Krieg selbst war Gottesdienst; in der abendlän-
dischen Christenheit mußte eine Stiftung, die mit der Übung der
Waffen in diesem Lebm zugleich die Ansprüche des Mönchthums
in dem zukünftigen verband, den Geist des Zeitalters mächtig er-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Gerhards Raimund_dü_Puy Gottfrieds
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Europa Jerusalem Palästina