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1. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 34

1880 - Potsdam : Stein
34 Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. Das Heer, seine „lieben blauen Kinder", vermehrt er auf 89000 M., schafft 6 Regimenter Husaren. Rekrutierung nach dem Kantonfystem (d. h. jedes Regiment erhält einen Landesteil zur Aushebung angewiesen) und durch freie Werbung der Regimenter: Muster die „laugen Kerle" in Potsdam. Exerziermeister des Heeres Leopold von Dessau. Die Invaliden in kleinen Ämtern versorgt, die Waisen im Potsdamer Waisenhause erzogen. Der Unterthan soll im Wohlstände erhalten werden, damit er steuerfähig fei. Daher sorgt er für Anbau wüster Distrikte und sangt an das Rhinlnch trocken zu legen. Begünstigung französischer Kolonisten schafft ihm tüchtige Beamte. Berlin erweitert er durch die Friedrichsstadt (Derschau), Potsdam, seine Lieblingsresidenz, durch vielfache Bauten (Garnifonkirche, wo er und Friedrich d- Gr. bestattet sind) und das von Friedrich Ii. vollendete holländische Quartier. 1731 siedelt er die vom Erzbischöfe Leopold von Firmian vertriebenen 15500 Salzburger in Preußen an. Die Wissenschaften schätzt er nur, soweit er Nutzen erkennt. Für Universitäten und Akademie hat er kein Geld, doch liebt er die Gesellschaft des (gedächtnismäßig) kenntnisreichen Paul Gnndlmg, den er zwar in den „Tabakskollegien", einfachen, heitern Zusammenkünften mit feinen Generalen und Räten, verspotten läßt, aber zu den höchsten Würden (auch Präsident der Akademie 1718) befördert und adelt. Nur einmal läßt er sich in einen Krieg verwickeln. 1700 war der nordische Krieg, den Karl Xii. gegen Peter von Rußland, Friedrich Iv. von Dänemark und August Ii. von Polen zu führen hatte, ausgebrochen. *) Als 1713 die Russen unter Mentfchikoff Stettin erobert hatten, gaben sie diese Festung Friedrich Wilhelm in Sequestration. Da kehrte nach vierzehntägigem Ritte Karl Xii. ans der Türkei nach Stralsund (22. Nov. 1714) zurück und verlangte Stettin vom Sequester, ohne die von diesem an Rußland gezahlten 400000 Thlr. erstatten zu wollen. Friedrich Wilhelm verbündete sich daher mit Rußland, Dänemark und das durch Bremen und Verden gewonnene Han-nover-England (Georg I.) gegen Schweden, dessen letzter Beschützer Ludwig Xiv. am 1. Septbr. 1715 starb. Friedrich Wilhelm hatte den Oberbefehl über die *) 1700 Bombardement von Kopenhagen — Friede von Travendal. — Schlacht bei Narva (30. Nov.). 1704 Einsetzung Stanislans Leseynskis zum Könige von Polen. 1706 Friede zu Altranstädt (bei Lützen). 1709 Niederlage Karls bei Pultava. Festes Lager bei Bender (a. Dnjestr.) Die Türken besiegen und cerniercn Peter am Pruth, geben ihn aber (Bestechung des Großveziers durch Kathinka) frei. Karl 5 Jahre (1709—1714) in der Türkei als freiwilliger Gefangener.

2. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 28

1880 - Potsdam : Stein
28 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688. ihm die vertragsmäßigen Hilfsgelder nicht gezahlt hatte, und Gründung einer brandenbnrgischen Kolonie in Oberguinea 1681 (Fort Friedrichsburg durch Major Otto v. d. Groben). *) Die Schwäche des deutschen Reichs zeigte der Raub Straßburgs durch Ludwig Xiv. (Bischof Egon von Fürstenberg) 1681 und die Belagerung Wiens durch 230000 Türken unter Kara Mustapha 1683. Diese waren durch Emmerich Tököly nach Ungarn gerufen worden, weil Kaiser Leopold (1670) wegen einer Adelsverschwörung die alte ungarische Verfassung aufgehoben hatte, und wurden von Paris aus durch die Pläne der Wiener Befestigungen unterstützt. Aber die tapfere Verteidigung Rüdigers von Stahremberg und die Entsetzung durch den Polenkönig Johann Sobiesky und das Reichsheer unter Karl von Lothringen rettete Wien. Auch Friedrich Wilhelm schickte 1200 Brandenburger dahin. Dennoch gab ihm Östreich die schlesischen Herzogtümer nicht heraus, und als er 1686 weitere 8000 M. gegen die Türken zu Hilfe schickte, erhielt er nur den kleinen Kreis Schwiebns als böhmisches Lehen (denn er gehörte zum Fürstentum Glogau) und den Anspruch auf Ostfriesland für Schlesien, während Ostreich heimlich mit dem Kurprinzen Friedrich um Rückgabe dieses Ländchens verhandelte. Friedrich, mit seiner Stiefmutter (sehr ökonomisch) verfallen, verschuldet, einmal sogar flüchtig, weil er sich vergiftet glaubte, gab den Ostreichen! ein Schriftstück, daß er nach seines Vaters Tode Schwiebus gegen 100,000 Thlr. wieder herausgeben wollte. Am Ende seines Lebens zog Friedrich Wilhelm viele der seit 1685 (Aufhebung des Edikts von Nantes von 1598) aus Frankreich vertriebenen Protestanten zur Förderung der Industrie in die Mark. 29. April . 688 starb der große Kurfürst („Messieurs, der hat viel gethan", Fr. d. Gr. 1750). Er hinterließ seinem Sohne einen wohlgeordneten Staat und 30,000 M. Soldaten. *) Von König Friedrich Wilhelm I. 1718 für 7200 Dukaten an Holland verkauft.

3. Leitfaden der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 3

1880 - Potsdam : Stein
Vorgeschichte. A 3. östlich von der Weichsel: Die Pruzen*) (bis zur Niemenmündnng), gemischt aus Deutschen und Slawen: homines cerulei, facie rubea et criniti (Helmold). Die Slawen von gedrungenem, kräftigem Körperbau, fleischig, ausdauernd. Kein erblicher Adel: Majorität entschied in den öffentlichen Versammlungen. Richter der Gemeinden: Zupan (Gespan); Heerführer: Woiwode. Sklaven (Kriegsgefangene), mit denen sie sich nicht vermischten. Ackerbau mit Hakenpflug: Weizen, Mohn, Gemüse; Butter aus Kuhmilch, Met aus wildem Honig, Zeuge aus Flachs. Fischfang und Seeraub. Tauschhandel: Pelze und Bernstein gegen Schmuck (Glasperlen, metallene Ringe), besonders von griechischen Händlern an Wolga und Dniepr. Vineta auf Wollin (Jnlin) im 11. Jahrhundert Centrum ihres Handels. Gastfreundschaft: es war ein Fest Gäste aufzunehmen. Vielweiberei (in Preußen 3). Totenverbrennung (Urnen in gemeinschaftlichen Begräbnisplätzen). Waffen: Bogen, Wurfkeulen, Schleudern, Streithämmer. In Hünenbetten und Wendenkirchhöfen viel steinerne und bronzene Waffen neben Schmucksachen gefunden. Harnische und Helme kauften sie aus Deutschland. Feste Plätze mit Holz- und Erdwällen, Gräben (nicht Mauern mit Mörtel.) Die Priester waren, besonders in Preußen, mächtig: nur sie erkunden den Willen der Götter, sind Ratgeber, Richter. Religion: höchster Gott Belbog (weißer Gott), Vater der Götter. Sein Gegensatz Oernybog (schwarzer), Urheber der Bösen. Perun (Perkunos bei den Pruzzi), Donnergott. Der vierköpfige Swantewit, Spender der Fruchtbarkeit (Haupttempel auf Arcona, 1168 von den Dänen zerstört). Radegast, Kriegsgott, dessen Hauptheiligtum in Retra mit 9 Thoren. Der dreiköpfige Triglas (in Stettin und Brandenburg). Jütrabog, Göttin der Morgenröte und des Lichts. Die Götter wurden, unförmlich in Holz oder auch Metall dargestellt, in heiligen Hainen (die heilige Eiche bei Romove in Preußen) und in hölzernen, mit Farben gezierten Tempeln verehrt; kein Ungeweihter durste diesen — bei Todesstrafe — nahen. Mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. wurde der Gegensatz zwischen Germanen und Slawen doppelt stark. 789 unterwarf Karl, mit *) Der Name bedeutet die am Ruß Wohnenden, wie „Pommern" die am Meere — po morje. . 1*

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 101

1843 - Potsdam : Riegel
1 101 ihm, sie ihnen ganz zu erlassen, und doch weiß er sie zu mäßigen, sie dem durch Geld, jenem durch Getreide oder durch den Erlaß eines Zinses von Zeit zu Zeit zu vergüten, und sein Recht in Billigkeit zu verwandeln. Er ist der Herr und das Beispiel und die Seele seines Hauses, und es immer gut zu sein, dieses ist seine Sorge und Arbeit. Er hat keine Kinder; aber er läßt Anver- wandte bei sich erziehen. Er sorgt für die Sitten seiner Bedienten mit Klugheit, Ernst und Güte, hält sie vom Müßiggänge und vom Laster zurück, und erweckt sie durch sein Beispiel zu den Übun- gen in der Religion. Diese Lebensart hat Euphemon zwanzig Jahre getrieben, keine neuen Güter erworben, und manches Jahr sogar sein Vermögen verringert, und hat er gleichwohl nicht un- endlich mehr gethan, als Kriton? Er hat nicht bloß seine Haus- haltung nützlich geführt, er hat auch sein Vermögen und sein An- sehen nach seinem Gewissen, zu seinem und andrer Glück verwandt. Wie ehrwürdig, aber wie selten ist ein Euphemon! ________ (Gellert.) Xx. Italien. Italiens Bewohner sind von mittler Größe (eher klein als groß zu nennen) und stämmigem Wuchs; ihre Hautfarbe geht ins Gelbliche, im Süden ins Bräunliche über. Die Augen und Haare sind schwarz, jene feurig, lebensprühend und Geist verra- thend. Da die Italiener viel mehr Nahrung aus dem Pflanzen- reiche, als aus dem Thierreiche genießen, so sind sie weniger kräf- tig, aber gewandter und lebendiger, als die Völker des mittleren und nördlichen Europa's. Ihre Sprache, das Lateinische der Ge- genwart, beträchtlich verschieden vom alten Latein, ist klangreich, hat viele Vocale, besonders häusig die klingenden a, i und o, und selten das nicht tönende e. Sie sprechen und singen dieselbe sehr schnell. Die Mundarten der einzelnen Landstriche weichen beträcht- lich von einander ab, und die von Toscana und Rom werden für die schönsten gehalten. Die Italiener beschäftigen sich auf mannich- faltige Weise, arbeiten aber (wie cs meist bei Bewohnern südlicher Länder der Fall ist) nicht gerne, und lieben das süße Nichtsthun (il dolce far niente). Sie rauben häufig, aber stehlen selten, und die meisten ihrer Thüren haben keine Schlösser. Geiz und

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 110

1843 - Potsdam : Riegel
aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten, daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen, stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet. Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei, vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend- lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel- lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler, die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com- pendiarisch durchgemacht. Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß- ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha- den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen, davon wir vielfache Beweise erhalten haben. Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu- sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun- gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 182

1843 - Potsdam : Riegel
182 von 1000 Böhmen hütete im Nachzugc Feldgeräth und Troß. Sie befehligte ihr Herzog Boleslaw. Als so das Heer dahin zog, stieß zu demselben auch von Augs- burg Graf Theobald, des Bischofs Bruder, und Bischof Udal- rich selbst mit vielem Adel und Stadtvolk, zu Roß und Fuß, unter dem Banner der Stadt. Die Ungarn, frohlockend, sieggewohnt, säumten nicht, setzten über den Lech zum linkm Ufer, umschwärmten lange mit bewegli- chen Schaaren die deutschen Haufen, und stürzten dann jählings beutelüstern mit gräßlichem Geschrei auf die Böhmen und deren Gepäck im Nachtrabe. Diese alle wurden von ihnen nach wilder Gegenwehr niedergeschossen, zersprengt; dann warf sich der Ungarn gesammte Macht auf die Schlachthaufen der Schwaben. Nach männlichem Streite erlagen auch diese der ungestümen Übermacht. Da ihre Fähnlein wankten, änderte der König schnell seine Ord- nung, beschied Herzog Conrad mit dem fränkischen Haufen, und ließ ihn zur Unterstützung der Schwaben rmnen. Er selbst, nach- dem er sein Gebet gethan, und dem heiligen Laurentius das Gelübde, ein Bisthum zu gründen, wenn die Schlacht siegreich ende, schwang sich auf das Roß mit Schild und heiliger Lanze, und führte die wohlversuchten Sachsen in das Getümmel. Im Sturmlauf rückten die Bayern nach. Fest hielten die Deutschen Mann an Mann. Die Ordnung der Madscharen ward getrennt, ihre Menge immer enger gegm den Lech zusammengedrückt, daß ihnen die Schnelligkeit der Rosse nicht mehr half, der Speer der Deutschen sicher traf. Siegreich schwebte der Reichsengcl über dem ungeheuern Kampf, der das Schicksal zweier großen Völker entschied. Viele deutsche Helden sanken. Auch Theobald, der edle Graf von Kyburg und Dillingen, und Reginald, sein Vetter. Und als Conrad von Franken, der wackere Degen, im Kampfe des heißen Sommcrtages, frische Luft zu schöpfen, die Bande des Panzerheindes löste, durchbohrte seinen Hals ein Pfeil. Mit schweren Wunden ging der Narchant, der muthige Bischof von Eichstätt, aus dem Streite; desgleichen von Regensburg der Bischof Michael. Die- ser war schon unter den Todten gelegen; neben ihm ein blutender Ungar, der sich noch im Sterben am Bischof des Plünderns freuen wollte. Dadurch genas Herr Michael von der dumpfen Betäu- bung, tödtete den Heiden, und kam glücklich zu den Seinen.

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 187

1843 - Potsdam : Riegel
187 Friedrichs Bruder, Leopold, suchte diesen günstigen Umstand zugleich zu benutzen, und machte Anstalt, den Willen des Papstes zu vollziehen; allein ohne Erfolg. Da dieser Versuch mißlang, wandte er sich mit freundlichen Geberden an Ludwig, sendete ihm die Reichskleinode, und bat um Befreiung des Bruders; denn so lange dieser in des Gegners Händen war, konnte nichts Er- sprießliches vorgenommen werden. Er that noch mehr, er gewann einen Kerkerknecht Friedrichs, welcher versprach, ihn aus seiner Haft zu entlassen; Friedrich aber widersetzte sich diesem Versuche heimlicher Befreiung. ' Bald darauf erlangte er auf eine viel edlere Art seine Frei- heit wieder. Ludwig, welcher arm an Geld und an Menschen, sich nach Ruhe sehnte, ritt hinaus auf die Trausnitz, ließ sich in Friedrichs Gefängniß führen, und bot ihm Befreiung und Ver- söhnung an, unter der Bedingung, daß er der Kaiserkrone ent- sagen, und ihm Beistand wider den Papst leisten sollte. Frie- drich, welcher der Gefangenschaft müde war, und cbm so gut als Ludwig das Unglück einsah, welches die Fortsetzung ihres Krie- ges über Deutschland bringen würde, versprach und unterschrieb, was man von ihm verlangte. Unverzüglich wurde er hierauf in Freiheit gesetzt, und reiste nach Wien zurück. Herzog Leopold bezeugte große Freude über des Bruders Be- freiung, als er aber die Bedingungen des Vertrages vernahm, wollte er nichts davon hören, und wandte sich an den Papst mit der Bitte, denselben, als erzwungen, für ungültig zu erklären. Dies geschah auch; allein Friedrich, der mehr Gewissen und Ehrlicbe hatte, wollte ritterlich, seinem gegebenen Worte treu blei- den, und da er durch seinen Bruder abgehalten wurde, das zu thun, was er versprochen hatte, so machte er sich c^lf, und kehrte freiwillig in sein Gefängniß zurück. Ludwig, der nun aus Friedrichs eignem Munde erfuhr, was vorgegangen war, wurde tief gerührt von einem so seltenen Beweise unverbrüchlicher Treue und Redlichkeit. Er sah ein, daß in der Seele eines Fürsten, wie Friedrich, kein Falsch wohnen könne, daß er seines ganzen Vertrauens, seiner Achtung werth sei, und daß sie nicht geschaffen seien, sich als Feinde zu verfolgen, son- dern als Freunde zu lieben. Darum öffnete er ihm feine Arme, schloß ihn an sein Herz, benetzte ihn mit seinm Thränen, ließ ihn an seinem Tische essen, in seinem Bette bei sich schlafen, und nahm

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 270

1843 - Potsdam : Riegel
270 sprach der Kaiser, klein ist der Haufe, doch auserlesen. Sieh, dort stehen noch 2000 tapfere Fremdlinge, die der edle Jufii- niani uns zuführte, und kämpfn, izicht mit uns das Recht und die Roth und die Verzweiflung? Um des Sultans Thron sammelten sich indeß die Soldaten der Pforte, die schlachtgewohnten Ianitscharen, die schnellen Spahis und die stolzen Bassen, jeder mit einem Heerhaufen, und alle Va- sallen des Reichs; und als die heilige Trompete erklang und das Versprechen der Plünderung erging, da schwoll das Heer noch mächtiger von hundert fanatischen und raubgierigen Schaaren. Schon wälzt sich die unabsehbare Masse heran, drohend, wie auf- gethürmte Wetterwolken, und ihren Weg durch Zerstörung bezeich- nend. Dort, wo Europas und Asiens Küsten sich zweimal ein- ander nähern, und zwischen den beiden gewundenen Engen sich majestätisch der breite Spiegel des Propontis ausdehnt, wo der Wanderer, von den lieblichsten Erinnerungen der Dichtung um- geben, in feierlicher Stimmung die Pracht der Natur und der Menschenwerke anstaunt, dort am Eingänge der Meerenge steht, wie das alte Rom von sieben Hügeln herab, über zwei Welt- theile hinschauend, das ungeheure Konstantinopel. Auf zwei Sei- ten von den Fluthen bespült, und auf der dritten durch Kunst und kühnes Bollwerk vertheidigt, hatte es der Macht des Kas- roes, der Kalifen, und mehr als eines barbarischen Volkes ge- trost. Aber der Sturm der Jahrhunderte, stärker als der vor- übergehende Stoß der Waffen, hatte die gigantischen Mauern und Thürme untergraben, und was unbezwinglich war den einfachen Maschinen der früheren Belagerung, das mußte den neu ersonne- nen Werkzeugen der Zerstörung unterliegen. Gegen die vereinte und immer sich erneuende Macht des so ge- nannten türkischen Reichs, gegen die wüthendsten unablässigen An- griffe eines unabsehbaren Heeres und einer mächtigen Flotte sah sich Konstantin, ohne Hoffnung eines Beistandes, auf die Hülfsquellen seines eignen Geistes beschränkt, und auf den Arm von nicht 10,000 Streitern. Die Mächte Europas waren gleich- gültig bei seiner Noth geblieben; Furcht hielt die einen, die andern Verblendung, gehässige Leidenschaft oder kurzsichtiger Eigennutz von der dringenden Hülfe ab. Zwar noch stand cs bei dem Kaiser, durch Unterwerfung sein Leben und vielleicht durch die Gnade des Siegers selbst Wohllebm zu erkaufen; aber er, der erste unter

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 321

1843 - Potsdam : Riegel
321 greifen, und dem römischen Hofe konnte die Einrichtung eines ste- henden Heeres, als ein von der Kirche abhängender geistlicher Strei- ter, nicht unwillkommen sein. Innocenz Ii. erweiterte die Frei- heiten des Hospitals durch den Nachlaß des siebentm Theils der Sündenbuße für jeden Wohlthäter desselben und durch das große Vorrecht der Ritter, in Ländern oder Städten, die unter dem Fluch des Interdikts der geistlichen Wohlthaten ^>er Sacramente entbehr- ten, nicht nur für sich bei verschlossenen Thüren, sondern sogar einmal des Jahres öffentlich das Meßopfer feiern zu dürfen. Die Güter des Ordens vermehrten sich nun in allen europäi- schen Ländern, und eine neue Verfassung bildete sich in dem In- nern desselben. Er theilte sich zuerst in drei Classen: eine adliche Geburt; auch frühere Wassenthaten gaben Ansprüche auf den Rang eines Ritters; in die zweite Classe traten die Priester und Capel- lane, und zu der dritten zählte man diejenigen, die weder von Adel noch Geistliche waren, sie hießen dienende Brüder, und wur- den von den Rittern bald als ihre Begleiter zu Felde, bald als Pfleger der Kranken angestellt. Eine gemeinschaftliche Tracht und Gleichheit der Rechte sollten die ganze Brüderschaft zur Einheit verbinden. Doch der Orden hatte noch nicht 30 Jahre bestanden, als schon die Weitläuftigkeit seiner Besitzungen eine zweite Abthei- lung nach dm sieben Zungen von Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragonien, Deutschland und England nothwendig machte. Die entlegenen Güter wurden durch Pfleger verwaltet, welche dem zum Meister erhobnen Vorsteher und dem großen Rath verantwort- lich waren. Das Gelübde der persönlichen Armuth schloß die Er- richtung einer gemeinschaftlichen Schatzkammer nicht aus; die Brü- derschaft fühlte sich reich genug, Lohntruppen in Sold zu nehmen und ansehnliche Heerhaufen ins Feld zu stellen, und in der Folge befriedigte auch Alexander Iv. den Stolz des Adels durch eine Unterscheidung der Ordenstracht für die Ritter. Auf dem nämlichen Wege, wie der Orden des Hospitals, er- hob sich an der Seite desselben die Brüderschaft der Streiter des Tempels (fratres militiae templi), und schon der Name, dm sie wählten, bezeichnete gleich anfangs einen mehr kriegerischen Zweck. Die Brüder nahmen die Verpflichtung auf sich, den Pilgern au- ßerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der umherschwärmenden räuberischen Horden beizustehm. Hugo von Payens und Gott- fried von Saint Omer verbandm sich im Jahre 1119 mit w 21

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 320

1843 - Potsdam : Riegel
entzog sie durch Verleihung des Rechts, unabhängig von jeder geistlichen und weltlichen Macht, durch ein Capitel sich selbst zu re- gieren und ihre Vorsteher zu wählen, der Gerichtsbarkeit der Kirche und des Staates von Jerusalem. Schnell verbreitete nun die Dank- barkeit heimkehrender Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpfle- gung gefunden hatten, ihnen Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mildthätigkeit der Frommen, durch reiche Gabe, durch geschenkte Ländereien und Güter sich einen An- theil an dem Verdienste der Gott gefälligen Stiftung zu erwerben. An der Stelle des armseligen Obdachs, welches die Brüder bis da- hin hatten anbieten können, erhoben sich jetzt Paläste zu ihrer ei- genen Wohnung und um reiche Pilger aufzunehmen; für die Ar- men und Kranken diente ein besonderes Gebäude. Ein prächtiger Tempel wurde erbaut und dem heiligen Johannes dem Täufer, dessen Namen hinfort die Brüderschaft führte, gewidmet. Abhän- gige Hospitäler entstanden in den Provinzen, selbst auch an den Küsten europäischer Länder, wo die reichbelohnte Vorsicht des Or- dens für die Sicherheit und Bequemlichkeit der Seereise Sorge trug, und den Wallfahrenden bis zu ihrer Einschiffung Wohnung und Unterhalt gab. Alle diese Tochterstiftungen nahm Pascal Ii. unter seinen besonderen Schutz. Nach Gerhards Tode wurde (1118) Raimund dü Puy, einer von denen, die bei Gottfrieds ersten Besuch in das Hospi- tal getreten waren, zum Vorsteher gewählt. Neunzehn Jahre der Übung knechtischer Pflichten hatten den Ritter von dem Schwert entwöhnt, aber die Begierde, es ferner zu führen, nicht in ihm er- stickt. Er trug dem Capitel seine Absicht vor, zu den Pflichten des Ordens auch noch die Vertheidigung des heiligen Bodens beizufü- gen, und aus der zahlreichen Brüderschaft eine bewaffnete Schaar auszuheben, die, als ein stehendes Kreuzheer unter den Befehlen des Königs von Jerusalem, unversöhnlichen Kampf gegen die Un- gläubigen geloben sollte. Die Brüder, größtcntheils noch Gefähr- ten der Kreuzfahrer, stimmten freudig bei, und der Patriarch gab seine Einwilligung. In Palästina konnten nur Andacht und Krieg die Gemüther aufregen, denn der Krieg selbst war Gottesdienst; in der abendlän- dischen Christenheit mußte eine Stiftung, die mit der Übung der Waffen in diesem Lebm zugleich die Ansprüche des Mönchthums in dem zukünftigen verband, den Geist des Zeitalters mächtig er-
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