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1. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 3

1843 - Potsdam : Riegel
3 Zorndorf — sie haben nie Tage gehabt wie die von Groß-Gör- schen und von der Katzback — von Dennewitz und von Leipzig; denn sie haben nie vorher, weder mit einem so großen Geiste, nock für eine so große Sacke, das Schwert gezogen. Daß wir jetzt frei athmen, daß wir fröhlich zu den Sternen blicken und Gott anbeten, daß wir unsere Kinder wieder mit Freudm ansihen können, als die da künftig freie Männer fein werden — das dan- ken wir näckst Gott diesen Beginnen» der deutschen Herrlichkeit; sie sind uns übrigen Deutschen, »vie verschiedene Namen wir auch führen mögen, die glorreichen Vortrete»' und daö erste Beispiel der Freiheit und Ehre geworden. (Ernst Moritz Arndt.) H. Tobias Witt. ^err Tobias Witt war aus einer nur rnäßigen Stadt gebürtig, und nie weit über die nächfim Dörfer gekonnnen. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, als mancher, der fein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand kleine Gefchichtchen, die er sich hier und da aus eigener Erfahrung gesammelt hatte. Poetifckes Verdienst hatten sie wenig, aber desto mehr praktisches; und daö Besonderste an ihnen »var, daß ihrer je zwei und zwei zusammen gehörten. Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herie Till, seiner Klugheit »vegen. — »Ci! -- fing der alte Witt an und schmun- zelte, »wäre ich denn wirklich so klug?« Till. Die ganze Welt sagt's, Herr Witt. Nnd weil ich es auch gern würde — — Witt. Je nun, wenn er das werden will, das ist leicht. — Er »uuß nur steißig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren machen. Till. Was? wie es die Narren machen? Witt. Ja, Herr Till, und muß es dann anders machen, als die. Till. Als zum Exempel? Witt. Als zum Exempel, Herr Till, so lebte da hier in meiner Jugend ein alter Arithmetikus, ein dürres, grämliches I * i

2. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 40

1843 - Potsdam : Riegel
40 halbflüssig, durchsichtig und geruchlos. Seine Reinheit isi so groß, daß es über ein Jahr aufbewahrt wird, ohne ranzigt zu werden. Im Klosier von Caripe ward in der Küche der Mönche kein an- deres Öl gebraucht, als das der Grotte, und nie haben wir einen daher rührenden widrigen Geschmack oder Geruch an den Speisen wahrgenommen. Das Geschlecht der Guacharo's wäre längst vertilgt, wenn seine Erhaltung nicht durch verschiedene Umstände begünstigt würde. Abergläubische Begriffe halten die Eingcbornen vom lieferen Ein- dringen in die Grotte gewöhnlich ab. Es scheint auch, daß be- nachbarte Höhlen, die ihrer Enge wegen dem Menschen unzugäng- lich sind, durch Vögel der nämlichen Art bewohnt werden. Viel- leicht wird die große Höhle durch Colonicen aus den kleineren Grotten unterhalten und bevölkert; die Missionare bezeugten uns, cs sei bis dahin keine spürbare Abnahme in der Zahl der Vögel bemerkt worden. Man hat junge Guacharo's nach dem Hafen von Cumana versandt, wo sie einige Tage am Leben blieben, ohne ir- gend eine Nahrung zu sich zu nehmen, indem die Körner, die man ihnen vorlegte, ihnen nicht behagten. Bei Öffnung des Kropfs und des Magens der jungen Vögel in der Grotte finden die Ein- gebornen mancherlei harte und trockene Kernfrüchte, die unter der seltsamen Benennung der Körner oder Semilla del Guácharo ein berühmtes Mittel gegen das Wechselfieber liefern. Wir folgten, im Fortgange der Höhle, den Ufern des kleinen Flusses, der in ihr entspringt; seine Breite beträgt 28 — 30 Fuß. Man wandert dem Ufer entlang, so weit die aus kalkigtcn Inkrustirungen gebil- deten Hügel es gestatten; öfters, wenn der Waldstrom zwischen hohen Stalactitenmassen sich durchschlingt, muß man in sein Bett hinabsteigen, das nicht mehr als zwei Fuß Tiefe hat. Überraschend war cs uns, zu hören, daß dieser unterirdische Fluß der Ursprung des Rio Caripe ist, welcher in der Entfernung etlicher Meilen, nachdem er sich mit dem kleinen Rio de Santa Maria vereint hat, für Piroguen schiffbar ist. Er ergießt sich unter dem Namen Canno de Terenzen in den Strom von Areo. Wir fanden am Ufer des unterirdischen Flusses eine große Menge Palmbaumholz. Es sind Überbleibsel der Stämme, welche die Indianer erklettern, um die an der Decke des Gewölbes der Grotte hängenden Vogelnester zu erreichen. Die von den Überresten alter Blattstiele gebildeten Ringe versehen gleichsam die Stufen einer senkrecht stehenden Leiter.

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 50

1843 - Potsdam : Riegel
50 feit, alle Schönheit; nirgend ein Baum, nirgend ein Strauch; nichts Festes, Beharrliches, sich Auszeichnendes in diesem Landmeere von Kies und Sand; keine Menschenwohnung, die verdiente, mit dem beweglichen Meeresschiffe verglichen zu werden. Etwa zwei Monate lang brennt die Sonne am Tage mit gewaltiger Gluth, und des Nachts tritt dennoch Eiskälte ein. Nordwinde herrschen den größten Theil des Jahres hindurch, und die Trockenheit ist so groß, daß es nicht einmal schneiet, viel weniger regnet. Auf dem mageren Boden suchen die Thiere ängstlich ihre nothdürftige Nahrung. So ist das Stammland der Mongolen, und wie das Land, so die Menschen. Ihre nur mittelmäßige Größe würde man ihnen kaum als Mangel anrechnen, wmn nur sonst die Verhältnisse ihres Körperbaues angenehm und richtig wären. Aber an dem überlan- gen, starken Oberleibe sitzen schmale Hüften und kurze, krumme, magere Beine. In dem blassen Gesichte treten dicke Lippen und eckige Backenknochen hervor, während die Nase breit und platt ist, und in den weiten, tiefen Augenhöhlen kleine, schiesgestellte Augen blinzeln (l). Der Bart fehlt von Natur ganz, der Kopf wird künstlich geschoren, und nur hinter jedem Ohre bleibt ein langer, zusammengedrehter Zopf hangen. Diese Gestalten, sowohl Män- ner als Weiber, darf man sich fast nicht anders denken, als auf mageren, raschen Pferden und in steter Bewegung; doch hatten sie auch sogenannte Häuser, d. h. Zelte von Filz, welche, um sie was- serdicht zu machen, mit Schafmilch bestrichen wurden. Wohnung und Hausgeräth stellte man bei Wanderungen auf zweiräderige Wagen und fuhr sie von einem Orte zum andern. Die Mongolen aßen Katzen, Hunde, Ratten, Mäuse, Läuse und anderes Ekel- hafte, am liebsten Pferdefleisch; sie verschmäheten als Getränk selbst schmutziges Wasser und Pferdeblut nicht, zum Wohlgeschmack aber bereiteten sie den berauschenden Kamus aus Stutenmilch. Brot war ihnen unbekannt, und auch den Wein lernten sie erst in späte- rer Zeit schätzen (2). Ihre Waffen bestanden in Spießen, Schwer- r) »Das platte Gesicht/ die abstehenden Ohrett/ die kleinen/ schiefen/ scharfen Augen/ der leichte, luftige Körper mit krummen, dünnen Schen- keln, das starke Gebiß mit weißen, hervorstehenden Zähnen; dies alles bezeichnet beim Mongolen das weltdurchschwärmende Raubthier, das er wirklich ist,« sagt Ludwig Hain. H. 2) Daß sie auch Menschenfleisch aßen, ist nicht genügend erwiesen.

4. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 54

1843 - Potsdam : Riegel
54 manne, der solches anräth, zu: »Dein Muthigen ist das Glück günstig; stcurc zu dem Pomponianus!« Von diesem war er durch den Meerbusen geschieden; denn das Meer dringt hier nach und nach in die im Bogen gelegenen Ufer hinein. Dieser hatte, ob- wohl die Gesahr sich noch nicht näherte, allein, wenn sie Fort- schritte machte, sehr nahe kommen mußte, das Gepäck auf die Schiffe gebracht, zur Flucht entschlossen, sobald der widrige Wind sich gelegt haben würde. Mein Oheim, durch denselben für ihn sehr günstigen Wind dorthin geführt, umarmt den Zitternden, tröstet, ermahnt ihn, und um die Furcht desselben durch seine Gcmüths- ruhe zu beschwichtigen, läßt er sich in das Bad bringen. Nachdem er gebadet, legt er sich nieder, speist zu Abend sehr vergnügt, oder, was eben so großartig, doch dem Anscheine nach vergnügt. Unterdessen schlugen aus dem Vesuv an vielen Stellen große Flammen und hohe Feuer hervor, deren Glanz und Helle durch die Finsterniß der Nacht gesteigert wurden. Um den anderen die Furcht zu benehmen, sagte mein Oheim, daß die von den erschrockenen Landleuten verlassenen Dörfer in Brand gerathen seien, dann legte er sich zur Ruhe und schlief in der That sehr fest, denn sein Athmen, welches bei ihm wegen sti- ller Wohlbeleibtheit im Schläfe schwerer und tönender, als bei an- deren war, wurde von denen, die sich vor der Thür befanden, sehr wohl gehört. — Schon füllte sich der Hofraum, welcher zu seinem Zimmer führte, so mit Asche und Bimstein an, daß ihm, wenn er länger auf dcln Ruhebette gelegen, der Ausgang verwehrt gewesen sein würde. Man weckt ihn auf, er kommt heraus und kehrt zu Poln- ponianus und den anderen, welche die Nacht hindurch gewacht hatten, zurück. Sie Pflegen gemeinschaftlich Rath, ob sie unter Dach bleiben, oder ins Freie gehen sotten; denn durch häufige und starke Erdstöße wurden die Gebäude ins Schwanken gebracht, und schienen sich bald da, bald dorthin zu neigen. Im Freien befürchtete man das Herabfallen der, wenngleich leichten, porösen Bimsteine; jedoch bestimmte eine Vergleichung der Fährlichkeiten sie zu dem Letzteren. Bei meinem Oheim wurde die Überlegung durch die Überlegung, bei jenen die Furcht durch die Furcht be- siegt. Sie bandm sich Kissen mit Tüchern auf den Kopf, als Schutzmittel gegen den Brand. Schon ward es anderwärts Tag; hier war e§ noch Nacht, schwärzer und dichter, als jemals eine

5. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 57

1843 - Potsdam : Riegel
57 Nun bat, ermahnte, befahl die Mutter, daß ich auf jede Weise fliehen sollte; der Jüngling könne dies; sie, die an Jahren und an ihrem Körper schwer zu tragen habe, werde leichter sterben, wenn sie nicht die Ursache meines Todes sei. Ich entgegnete: nur mit ihr zugleich wolle ich mich gerettet wissen. Hierauf fasse ich sie bei der Hand, zwinge sie, weiterzugehen, sic gehorcht ungern und klagt sich an, daß sie mich aufhalte. Schon fällt Asche nie- der, jedoch noch sparsam, ich blicke zurück; dichte Finsterniß droht uns im Rücken, welche uns gleich einem Bergstrome folgt. Wir wollen seitwärts ausbiegcn, sage ich, so lange wir noch sehen kön- nen, damit wir nicht auf der offnen Straße umgestoßen und in der Dunkelheit von der fliehenden Menge zertreten werden. Kaum setzen wir uns nieder, so wird es Nacht, nicht etwa nur so, als ob kein Mondenschein wäre oder Nebel fiel, sondern so, wie in verschlossenen Zimmern, wenn das Licht ausgelöscht ist. Man hörte das Geheul der Weiber, das Gewimmer der kleinen Kinder, das Geschrei der Männer; die Einen riefen nach den Eltern, die Anderen nach den Kindern, die Dritten nach den Gatten, und suchten sich an den Stimmen zu erkennen. Dieser bejammerte sein eigenes, jener das Unglück der Seinen; cs gab welche, die aus Furcht vor dem Tode sich den Tod herbeiwünschten. Viele erhoben die Hände zu den Göttern, andere verkündigten, daß es keine Göt- ter gebe, und daß dies die letzte und zugleich ewige Nacht der Welt sein werde. Auch fehlte es nicht an solchen, die durch ersonnene und erlogene Schrcckniste die wahre Gefahr noch vermehrten. Einige erzählten fälschlich, zu Misenum sei das Eine in Trümmer ge- stürzt, das Andere brenne, und sie fanden Glauben. Auf kurze Zeit wurde es wieder hell, was uns nicht das Tageslicht, sondern der Vorbote eines nahenden Feuers zu sein schien. Das Feuer blieb in der Entfernung still stehen; dann ward es wiederum plötzlich Nacht, dir Asche siel in dichter Masse. Wenn wir aufstiegen und sie abschüttelten, wurden wir anderwärts wieder bedeckt imb von der Last fast erdrückt. Ich könnte mich rühmen, nicht einen Seuf- zer, nicht einen nur mäßig starken Ausruf in so großen Gefahren ausgestoßen zu haben, wenn ich cs nicht für einen traurigen, aber dennoch großes Trost im Tode gehalten hätte, daß ich mit allem und alles mit mir zu Grunde gehen werde. Endlich ging die dünn- gcwordene Finsterniß gleichsam in Rauch und Nebel über; es wurde wirklich Tag, auch die Sonne brach durch, jedoch gelblich, wie bei

6. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 82

1843 - Potsdam : Riegel
82 Xvii. Der alte Nobs. Jugend einer gewissen Stadt in Kent lacht immer, wenn man den alten Nobs nennt. Ihre Väter schon pflegten ihnen von diesem Wundermann zu erzählen, dessen ganze Lebensart so regelmäßig war, wie der Schattenweiser einer Sonnenuhr. Von einer Zeit zur andern ließ sich zu gewissen Stunden die ehrwürdige Gestalt sehen. Man sah ihn mitten in den Hundstagen am jähen Hügelhange arbeiten, mitten im Winter den eisbehangenen Berg hinanklettern, lässig zugeknöpft im herbsten Froste und trotzend dem ehernen Nordsturm; im Herbste bis an die Hüften entblößt, Hut, Atze! und Stock in einer Hand, indeß die andere unbedeckt gegen die dumpfe, nebligte Luft anruderte. Sein gewöhnlicher Spaziergang ging nach dem Gipfel eines Hügels, den er stets in einer bestimmten Zeit erreichte, und Nobs rühmte sich, er habe nicht weniger als 40,000-mal die Schritte gezählt, so er zu dieser Wallfahrt brauchte. Zu Highgate trank er dann bedächtlich seine einzige Bouteille, sah eine Stunde lang hinab ins dampfige Thal und trug sich hernach ganz ruhig wieder nach Hause. Jede kleinste Krümmung des Weges war ihm be- kannt, und er wußte, ohue niederzusehen, wo er den Fuß aufheben müsse, um über einen Stein hinwegzuschreiten. Den Weg fand er mit verbundenen Augen, und wäre er auch ganz blind gewesen, so hätte man ihn eben so wenig fünf Schritte über das Thor der Herberge hinausführen können, als der arbeitende Hund, der das Wasser aus dem Brunnen zieht, weiter gepeitscht werden kann, wenn der Eimer den Rand erreicht hat. Jedermann auf dem Wege kannte den alten Nobs, und Nobs kannte jedermänniglich; er grüßte freundlich nach allen Seiten hin; aber selbst die älteste Bekanntschaft hätte es nicht über ihn ver- mocht, irgendwo einzusprechen und Erfrischung zu sich zu nehmen; nie erlaubte er sich, früher zu trinken, als bis er seinen Krugvoll durch das bestimmte Tagewerk verdient hatte. Alle Bewohner am Wege kannten den wunderbaren Alten, und unter ihnen war keiner, der ihn nicht liebte. Der Harmlose ist derjenige Charakter, mit welchem sich alle Menschen am liebsten vertragen, und eben das war er im höchsten Grade. Er hatte seine Eigenheiten, aber sie belustigten, und die ganze Gegend schien

7. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 90

1843 - Potsdam : Riegel
90 den Grund gelegt, oder, da dieser bei den meisten von ihüen schon gelegt ist, der nicht weiter darauf fortgebaut hätte; keiner endlich der heute zu irgend einer edlen Beschäftigung Lust oder Kraft in sich verspürte. Siehe, Kriton, dies ist die Gesellschaft, von der ich gestern dich abgehalten habe; dies sind die Vergnügungen, welchen ich dich gestern entreißen mußte. Und doch habe ich dir ihre Gefährlichkeit nur erst von einer Seite gezeigt. Kriton. Ich erstaune, Diogenes, über alles, was du mir sagst; aber ich kann nicht glauben, daß Klinias und seine Leute, die mir so feine Leute zu sein scheinen, so durchaus unvernünftig sollten handeln können. Diogenes. Freilich, mein lieber Kriton, ist es schwer zu begreifen, wie vernünftige Menschen, und besonders Leute, welchen es nicht ganz an Erziehung gefehlt hat, wirkliche Freuden des Le- bens so schändlich mißbrauchen können, und wohl dir, wenn dir cs recht sehr unbegreiflich scheint! Aber wer die Welt kennt, weiß gleichwohl, daß es so ist, und wer, wie ich, unsere Korinther beobachtet hat, weiß, daß er durch ein solches Urtheil einem Klinias und seines Gleichen nicht zu viel thut. Doch, was brauchst du mir hier aufs Wort zu glauben! Was du bezweifelst, ist Thatsache, die der Augenschein dir beweisen kann. Komm, mein Lieber, wir wollen jetzt wieder nach der Stadt zurückkehren, unsere Leute werden indeß wohl auf- gestanden sein. Kriton. O ja, Diogenes! Laß uns eilen; ich kann kaum erwarten, zu sehen, ob Klinias und seine Freunde wirklich so thöricht gehandelt haben sollten. Diogenes. Nun, nun, das wirst du bald sehen. Aber über- eilen dürfen wir uns deshalb nicht. Glaube mir, sie liegen zu Hause eben so fest, als deines Vaters Hund an der Kette; denn ob unsere Kräfte durch äußere Gewalt oder durch innere Stockung gehemmt sind, siche, das ist eins! Der Jüngling überwand nunmehr seine kleine Ungeduld, bald wieder in der Stadt zu sein, und so gingen sie auf einem anderen Wege langsam zurück. Unterwegs bezeigte Diogenes dem Jüng- linge seine Zufriedenheit über die Geduld und Aufmerksamkeit, mit welcher er ihm zugehört hatte, und dieser hing nun wieder an ihm mit der ganzen, warmen Empsindung eines dankbaren Sohnes,

8. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 119

1843 - Potsdam : Riegel
119 Fahrzeug zurück, und macht nun eine vierzigtäglge Reise zu Lande läng; des Flusses. Der Nil ist dort überall voll von starken, spitzi- gen Felsen, welche die Schifffahrt unmöglich machen. Wenn man die Keift von 40 Tagen zurückgelegt hat, besteigt man ein anderes Falrzeug und schifft wiederum zwölf Tage; hierauf gelangt man an eine große Stadt, die den Namen Meroe führt. Man sagt, sie sei die Hauptstadt der Äthiopier. Von dieser Stadt kommt mar nach eben so viel Tagen, als zu der Reift von Elcphantine bis Meroe erforderlich sind, zu den Automolen. Wenn man es sonach genau berechnet, sindet cs sich, daß von Elechantine an bis zum Lande der Automolcn viermal Landreisen nothwendig sind. Sicher ist, daß der Nil von Osten kommt, dage- gen man nichts mit Gewißheit darüber sagen kann, wie sein Lauf jensets der Wohnsitze der Automolcn beschaffen ist, weil in Folge der ebermäßigen Hitze jene Gegenden öde und unbewohnt sind. « Venden wir uns nun nach Westen, so bemerken wir, daß die geoguphischen Kenntnisse Hcrodot's weit obersiächlicher werden, und ion ihrer früheren Kürze und Bestimmtheit verlieren; doch nmnt er der Reise nach, ganz wie sie aufeinander folgen, die Völke in dem Theile von Lybim, zwischen dem Tempel des Am- mon rid den Ufern der kleinen Syrte; es sind dies die Adyrma- chiden,die Nasamonen, die Psyller, die Maker, die schon dem Home bekannten Lotophagen, endlich die Machlyen, welche nahe am Flue Triton, dessen Quelle im numidischen Gebirge sich besin- det, wonen. Von da an werden Hcrodot's Berichte noch un- bestimmt-. Indessen fährt er fort und nennt die Bhzanter und die Gysaten, spricht dann von Karthago, indem er erwähnt, daß seine Bevchner mit einem Volke jenseits der Säulen des Herkules in comme-ieller Verbindung ständen. Letzteres lande an der pu- nischen Kste, und tausche gegen einen gleichen Werth habende Menge G>d mancherlei Handelsartikel ein. Als letztes Glied in dieser Kettcder Völker führt er die Atlantm an, neben dem At- las, einemhohcn und von allen Seiten steilen und unzugäng- lichen Gebüe, dessen Gipfel zu keiner Jahreszeit von dem ihn bedeckenden Schnee befreit, und der die Säule des Himmels ge- nannt werde. „Von da an«, setzt er hinzu, »kenne ich die Na- men der Völr nicht. « Ziehen wimun um die Welt des Her odo t, so wie wir es um die Welt des ^omer gethan haben, eine Kreislinie, so werden wir,

9. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 103

1843 - Potsdam : Riegel
103 während wir weichliche Nordländer unseren Füßen Decken unter- breiten, jede Zugluft durch wohl verschlossene Thüren und Fenster sorgfältig abhalten, Tropenklima im Januar in unsere Stuben versetzen, und vom Fauteuil auf die Ottomane, von dieser aufs Sopha fallen, in ihren windigen Sälen mit podagrischem Estricht vor Kälte sterben, und auf knotigem Canapee und stechenden Rohr- stühlen sich nicht viel besser, als ein indischer Fakir auf der Säule oder Regulus im Fasse befinden, fangen jetzt bisweilen an, den bürgerlich-kleinlichen Bequemlichkeitssinn des Nordens anzunehmen; sie, die unter den Völkern am wenigsten in Wissenschaft, öffentlichem und bürgerlichem Leben starren Systemen ergeben waren, sondern in allen Verhältnissen eine so bewegliche Mannichfaltigkeit zeigten, scheinen auch nunmehr hin und wieder Geschmack an Systematisiren, Generalisiren und Registriren zu finden, welches einer so genialen Nation überaus schlecht ansteht. Es ist mit einem Worte nicht zu läugnen, daß auch der italienischen Nation herrliches Gepräge ein wenig an Schärfe verloren hat; sie unterlag aber hierin nur dem allgemeinen Verhängnisse aller Völker; denn so wie in der physi- schen Welt Quellen, Bäche und Ströme, oder was sich sonst be- wegt, nur darum thätig zu sein scheinen, um Berge und Höhen abzutragen und alle Schroffheiten zu versiächen, so scheint auch alle geistige Beweglichkeit endlich zu demselben Ziele zu führen, in- dem sie alle Eigenthümlichkeit verschmilzt und auf eine langweilige Einheit zurückbringt. Der öffentliche Charakter der Nation, der sich vielmehr für die individuelle Äußerung des Mittelalters, als für die ungeheure Massenwirkung unseres Jahrhunderts eignet, liegt vor jedermanns Augen; weit weniger leider das höchst eigen- thümliche Betragen des Volkes bei politischen Umwälzungen und die ruhmvollen Todeskämpfe mancher italienischen Staaten, die wahrlich beurkunden, daß der hochgesinnte Geist des Volkes noch nicht gänzlich vertilgt ist, und dies gilt, unserer Meinung nach, ganz besonders von den Siciliern. Was aber den individuellen Charakter der Italiener, abgesehen von allen öffentlichen Verhältnissen, so wie er sich im Privatleben giebt, anbelangt, so müssen wir aufrichtig gestehen, daß er uns höchst liebenswürdig und anziehend vorgekommen ist, und wir kön- nen versichern, daß viele Deutsche, die lange mit diesem Volke um- gingen, oder noch unter demselben leben, diese Ansicht mit uns theilen. Das italienische Volk, durchzogen von Geist und Poesie,

10. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 110

1843 - Potsdam : Riegel
aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten, daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen, stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet. Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei, vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend- lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel- lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler, die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com- pendiarisch durchgemacht. Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß- ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha- den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen, davon wir vielfache Beweise erhalten haben. Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu- sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun- gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.
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