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Zorndorf — sie haben nie Tage gehabt wie die von Groß-Gör-
schen und von der Katzback — von Dennewitz und von Leipzig;
denn sie haben nie vorher, weder mit einem so großen Geiste,
nock für eine so große Sacke, das Schwert gezogen. Daß wir
jetzt frei athmen, daß wir fröhlich zu den Sternen blicken und
Gott anbeten, daß wir unsere Kinder wieder mit Freudm ansihen
können, als die da künftig freie Männer fein werden — das dan-
ken wir näckst Gott diesen Beginnen» der deutschen Herrlichkeit;
sie sind uns übrigen Deutschen, »vie verschiedene Namen wir auch
führen mögen, die glorreichen Vortrete»' und daö erste Beispiel der
Freiheit und Ehre geworden. (Ernst Moritz Arndt.)
H. Tobias Witt.
^err Tobias Witt war aus einer nur rnäßigen Stadt gebürtig,
und nie weit über die nächfim Dörfer gekonnnen. Dennoch hatte
er mehr von der Welt gesehen, als mancher, der fein Erbtheil
in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand
kleine Gefchichtchen, die er sich hier und da aus eigener Erfahrung
gesammelt hatte. Poetifckes Verdienst hatten sie wenig, aber desto
mehr praktisches; und daö Besonderste an ihnen »var, daß ihrer
je zwei und zwei zusammen gehörten.
Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herie Till, seiner
Klugheit »vegen. — »Ci! -- fing der alte Witt an und schmun-
zelte, »wäre ich denn wirklich so klug?«
Till. Die ganze Welt sagt's, Herr Witt. Nnd weil ich
es auch gern würde — —
Witt. Je nun, wenn er das werden will, das ist leicht. —
Er »uuß nur steißig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren
machen.
Till. Was? wie es die Narren machen?
Witt. Ja, Herr Till, und muß es dann anders machen,
als die.
Till. Als zum Exempel?
Witt. Als zum Exempel, Herr Till, so lebte da hier in
meiner Jugend ein alter Arithmetikus, ein dürres, grämliches
I *
i
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_Moritz_Arndt Ernst Tobias_Witt Tobias_Witt Poetifckes Till Witt Till Till Till
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halbflüssig, durchsichtig und geruchlos. Seine Reinheit isi so groß,
daß es über ein Jahr aufbewahrt wird, ohne ranzigt zu werden.
Im Klosier von Caripe ward in der Küche der Mönche kein an-
deres Öl gebraucht, als das der Grotte, und nie haben wir einen
daher rührenden widrigen Geschmack oder Geruch an den Speisen
wahrgenommen.
Das Geschlecht der Guacharo's wäre längst vertilgt, wenn seine
Erhaltung nicht durch verschiedene Umstände begünstigt würde.
Abergläubische Begriffe halten die Eingcbornen vom lieferen Ein-
dringen in die Grotte gewöhnlich ab. Es scheint auch, daß be-
nachbarte Höhlen, die ihrer Enge wegen dem Menschen unzugäng-
lich sind, durch Vögel der nämlichen Art bewohnt werden. Viel-
leicht wird die große Höhle durch Colonicen aus den kleineren
Grotten unterhalten und bevölkert; die Missionare bezeugten uns,
cs sei bis dahin keine spürbare Abnahme in der Zahl der Vögel
bemerkt worden. Man hat junge Guacharo's nach dem Hafen von
Cumana versandt, wo sie einige Tage am Leben blieben, ohne ir-
gend eine Nahrung zu sich zu nehmen, indem die Körner, die man
ihnen vorlegte, ihnen nicht behagten. Bei Öffnung des Kropfs
und des Magens der jungen Vögel in der Grotte finden die Ein-
gebornen mancherlei harte und trockene Kernfrüchte, die unter der
seltsamen Benennung der Körner oder Semilla del Guácharo
ein berühmtes Mittel gegen das Wechselfieber liefern. Wir folgten,
im Fortgange der Höhle, den Ufern des kleinen Flusses, der in
ihr entspringt; seine Breite beträgt 28 — 30 Fuß. Man wandert
dem Ufer entlang, so weit die aus kalkigtcn Inkrustirungen gebil-
deten Hügel es gestatten; öfters, wenn der Waldstrom zwischen
hohen Stalactitenmassen sich durchschlingt, muß man in sein Bett
hinabsteigen, das nicht mehr als zwei Fuß Tiefe hat. Überraschend
war cs uns, zu hören, daß dieser unterirdische Fluß der Ursprung
des Rio Caripe ist, welcher in der Entfernung etlicher Meilen,
nachdem er sich mit dem kleinen Rio de Santa Maria vereint
hat, für Piroguen schiffbar ist. Er ergießt sich unter dem Namen
Canno de Terenzen in den Strom von Areo. Wir fanden am
Ufer des unterirdischen Flusses eine große Menge Palmbaumholz.
Es sind Überbleibsel der Stämme, welche die Indianer erklettern, um
die an der Decke des Gewölbes der Grotte hängenden Vogelnester
zu erreichen. Die von den Überresten alter Blattstiele gebildeten
Ringe versehen gleichsam die Stufen einer senkrecht stehenden Leiter.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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feit, alle Schönheit; nirgend ein Baum, nirgend ein Strauch;
nichts Festes, Beharrliches, sich Auszeichnendes in diesem Landmeere
von Kies und Sand; keine Menschenwohnung, die verdiente, mit
dem beweglichen Meeresschiffe verglichen zu werden. Etwa zwei
Monate lang brennt die Sonne am Tage mit gewaltiger Gluth,
und des Nachts tritt dennoch Eiskälte ein. Nordwinde herrschen den
größten Theil des Jahres hindurch, und die Trockenheit ist so groß,
daß es nicht einmal schneiet, viel weniger regnet. Auf dem mageren
Boden suchen die Thiere ängstlich ihre nothdürftige Nahrung.
So ist das Stammland der Mongolen, und wie das Land,
so die Menschen. Ihre nur mittelmäßige Größe würde man ihnen
kaum als Mangel anrechnen, wmn nur sonst die Verhältnisse ihres
Körperbaues angenehm und richtig wären. Aber an dem überlan-
gen, starken Oberleibe sitzen schmale Hüften und kurze, krumme,
magere Beine. In dem blassen Gesichte treten dicke Lippen und
eckige Backenknochen hervor, während die Nase breit und platt ist,
und in den weiten, tiefen Augenhöhlen kleine, schiesgestellte Augen
blinzeln (l). Der Bart fehlt von Natur ganz, der Kopf wird
künstlich geschoren, und nur hinter jedem Ohre bleibt ein langer,
zusammengedrehter Zopf hangen. Diese Gestalten, sowohl Män-
ner als Weiber, darf man sich fast nicht anders denken, als auf
mageren, raschen Pferden und in steter Bewegung; doch hatten sie
auch sogenannte Häuser, d. h. Zelte von Filz, welche, um sie was-
serdicht zu machen, mit Schafmilch bestrichen wurden. Wohnung
und Hausgeräth stellte man bei Wanderungen auf zweiräderige
Wagen und fuhr sie von einem Orte zum andern. Die Mongolen
aßen Katzen, Hunde, Ratten, Mäuse, Läuse und anderes Ekel-
hafte, am liebsten Pferdefleisch; sie verschmäheten als Getränk selbst
schmutziges Wasser und Pferdeblut nicht, zum Wohlgeschmack aber
bereiteten sie den berauschenden Kamus aus Stutenmilch. Brot
war ihnen unbekannt, und auch den Wein lernten sie erst in späte-
rer Zeit schätzen (2). Ihre Waffen bestanden in Spießen, Schwer-
r) »Das platte Gesicht/ die abstehenden Ohrett/ die kleinen/ schiefen/
scharfen Augen/ der leichte, luftige Körper mit krummen, dünnen Schen-
keln, das starke Gebiß mit weißen, hervorstehenden Zähnen; dies alles
bezeichnet beim Mongolen das weltdurchschwärmende Raubthier, das er
wirklich ist,« sagt Ludwig Hain. H.
2) Daß sie auch Menschenfleisch aßen, ist nicht genügend erwiesen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Gluth Ludwig_Hain Ludwig
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manne, der solches anräth, zu: »Dein Muthigen ist das Glück
günstig; stcurc zu dem Pomponianus!« Von diesem war er durch
den Meerbusen geschieden; denn das Meer dringt hier nach und
nach in die im Bogen gelegenen Ufer hinein. Dieser hatte, ob-
wohl die Gesahr sich noch nicht näherte, allein, wenn sie Fort-
schritte machte, sehr nahe kommen mußte, das Gepäck auf die
Schiffe gebracht, zur Flucht entschlossen, sobald der widrige Wind
sich gelegt haben würde. Mein Oheim, durch denselben für ihn sehr
günstigen Wind dorthin geführt, umarmt den Zitternden, tröstet,
ermahnt ihn, und um die Furcht desselben durch seine Gcmüths-
ruhe zu beschwichtigen, läßt er sich in das Bad bringen. Nachdem
er gebadet, legt er sich nieder, speist zu Abend sehr vergnügt, oder,
was eben so großartig, doch dem Anscheine nach vergnügt.
Unterdessen schlugen aus dem Vesuv an vielen Stellen große
Flammen und hohe Feuer hervor, deren Glanz und Helle durch
die Finsterniß der Nacht gesteigert wurden.
Um den anderen die Furcht zu benehmen, sagte mein Oheim,
daß die von den erschrockenen Landleuten verlassenen Dörfer in
Brand gerathen seien, dann legte er sich zur Ruhe und schlief in
der That sehr fest, denn sein Athmen, welches bei ihm wegen sti-
ller Wohlbeleibtheit im Schläfe schwerer und tönender, als bei an-
deren war, wurde von denen, die sich vor der Thür befanden,
sehr wohl gehört. —
Schon füllte sich der Hofraum, welcher zu seinem Zimmer
führte, so mit Asche und Bimstein an, daß ihm, wenn er länger
auf dcln Ruhebette gelegen, der Ausgang verwehrt gewesen sein
würde. Man weckt ihn auf, er kommt heraus und kehrt zu Poln-
ponianus und den anderen, welche die Nacht hindurch gewacht
hatten, zurück. Sie Pflegen gemeinschaftlich Rath, ob sie unter
Dach bleiben, oder ins Freie gehen sotten; denn durch häufige
und starke Erdstöße wurden die Gebäude ins Schwanken gebracht,
und schienen sich bald da, bald dorthin zu neigen. Im Freien
befürchtete man das Herabfallen der, wenngleich leichten, porösen
Bimsteine; jedoch bestimmte eine Vergleichung der Fährlichkeiten
sie zu dem Letzteren. Bei meinem Oheim wurde die Überlegung
durch die Überlegung, bei jenen die Furcht durch die Furcht be-
siegt. Sie bandm sich Kissen mit Tüchern auf den Kopf, als
Schutzmittel gegen den Brand. Schon ward es anderwärts Tag;
hier war e§ noch Nacht, schwärzer und dichter, als jemals eine
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Nun bat, ermahnte, befahl die Mutter, daß ich auf jede Weise
fliehen sollte; der Jüngling könne dies; sie, die an Jahren und
an ihrem Körper schwer zu tragen habe, werde leichter sterben,
wenn sie nicht die Ursache meines Todes sei. Ich entgegnete: nur
mit ihr zugleich wolle ich mich gerettet wissen. Hierauf fasse ich
sie bei der Hand, zwinge sie, weiterzugehen, sic gehorcht ungern
und klagt sich an, daß sie mich aufhalte. Schon fällt Asche nie-
der, jedoch noch sparsam, ich blicke zurück; dichte Finsterniß droht
uns im Rücken, welche uns gleich einem Bergstrome folgt. Wir
wollen seitwärts ausbiegcn, sage ich, so lange wir noch sehen kön-
nen, damit wir nicht auf der offnen Straße umgestoßen und in
der Dunkelheit von der fliehenden Menge zertreten werden. Kaum
setzen wir uns nieder, so wird es Nacht, nicht etwa nur so, als
ob kein Mondenschein wäre oder Nebel fiel, sondern so, wie in
verschlossenen Zimmern, wenn das Licht ausgelöscht ist. Man
hörte das Geheul der Weiber, das Gewimmer der kleinen Kinder,
das Geschrei der Männer; die Einen riefen nach den Eltern, die
Anderen nach den Kindern, die Dritten nach den Gatten, und
suchten sich an den Stimmen zu erkennen. Dieser bejammerte sein
eigenes, jener das Unglück der Seinen; cs gab welche, die aus
Furcht vor dem Tode sich den Tod herbeiwünschten. Viele erhoben
die Hände zu den Göttern, andere verkündigten, daß es keine Göt-
ter gebe, und daß dies die letzte und zugleich ewige Nacht der Welt
sein werde. Auch fehlte es nicht an solchen, die durch ersonnene und
erlogene Schrcckniste die wahre Gefahr noch vermehrten. Einige
erzählten fälschlich, zu Misenum sei das Eine in Trümmer ge-
stürzt, das Andere brenne, und sie fanden Glauben. Auf kurze Zeit
wurde es wieder hell, was uns nicht das Tageslicht, sondern der
Vorbote eines nahenden Feuers zu sein schien. Das Feuer blieb
in der Entfernung still stehen; dann ward es wiederum plötzlich
Nacht, dir Asche siel in dichter Masse. Wenn wir aufstiegen und
sie abschüttelten, wurden wir anderwärts wieder bedeckt imb von
der Last fast erdrückt. Ich könnte mich rühmen, nicht einen Seuf-
zer, nicht einen nur mäßig starken Ausruf in so großen Gefahren
ausgestoßen zu haben, wenn ich cs nicht für einen traurigen, aber
dennoch großes Trost im Tode gehalten hätte, daß ich mit allem
und alles mit mir zu Grunde gehen werde. Endlich ging die dünn-
gcwordene Finsterniß gleichsam in Rauch und Nebel über; es wurde
wirklich Tag, auch die Sonne brach durch, jedoch gelblich, wie bei
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Xvii. Der alte Nobs.
Jugend einer gewissen Stadt in Kent lacht immer, wenn
man den alten Nobs nennt. Ihre Väter schon pflegten ihnen
von diesem Wundermann zu erzählen, dessen ganze Lebensart so
regelmäßig war, wie der Schattenweiser einer Sonnenuhr. Von
einer Zeit zur andern ließ sich zu gewissen Stunden die ehrwürdige
Gestalt sehen. Man sah ihn mitten in den Hundstagen am jähen
Hügelhange arbeiten, mitten im Winter den eisbehangenen Berg
hinanklettern, lässig zugeknöpft im herbsten Froste und trotzend dem
ehernen Nordsturm; im Herbste bis an die Hüften entblößt, Hut,
Atze! und Stock in einer Hand, indeß die andere unbedeckt gegen
die dumpfe, nebligte Luft anruderte.
Sein gewöhnlicher Spaziergang ging nach dem Gipfel eines
Hügels, den er stets in einer bestimmten Zeit erreichte, und Nobs
rühmte sich, er habe nicht weniger als 40,000-mal die Schritte
gezählt, so er zu dieser Wallfahrt brauchte. Zu Highgate trank
er dann bedächtlich seine einzige Bouteille, sah eine Stunde lang
hinab ins dampfige Thal und trug sich hernach ganz ruhig wieder
nach Hause. Jede kleinste Krümmung des Weges war ihm be-
kannt, und er wußte, ohue niederzusehen, wo er den Fuß aufheben
müsse, um über einen Stein hinwegzuschreiten. Den Weg fand
er mit verbundenen Augen, und wäre er auch ganz blind gewesen,
so hätte man ihn eben so wenig fünf Schritte über das Thor der
Herberge hinausführen können, als der arbeitende Hund, der das
Wasser aus dem Brunnen zieht, weiter gepeitscht werden kann,
wenn der Eimer den Rand erreicht hat.
Jedermann auf dem Wege kannte den alten Nobs, und Nobs
kannte jedermänniglich; er grüßte freundlich nach allen Seiten hin;
aber selbst die älteste Bekanntschaft hätte es nicht über ihn ver-
mocht, irgendwo einzusprechen und Erfrischung zu sich zu nehmen;
nie erlaubte er sich, früher zu trinken, als bis er seinen Krugvoll
durch das bestimmte Tagewerk verdient hatte.
Alle Bewohner am Wege kannten den wunderbaren Alten, und
unter ihnen war keiner, der ihn nicht liebte. Der Harmlose
ist derjenige Charakter, mit welchem sich alle Menschen am liebsten
vertragen, und eben das war er im höchsten Grade. Er hatte seine
Eigenheiten, aber sie belustigten, und die ganze Gegend schien
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TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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den Grund gelegt, oder, da dieser bei den meisten von ihüen schon
gelegt ist, der nicht weiter darauf fortgebaut hätte; keiner endlich
der heute zu irgend einer edlen Beschäftigung Lust oder Kraft in
sich verspürte.
Siehe, Kriton, dies ist die Gesellschaft, von der ich gestern
dich abgehalten habe; dies sind die Vergnügungen, welchen ich dich
gestern entreißen mußte. Und doch habe ich dir ihre Gefährlichkeit
nur erst von einer Seite gezeigt.
Kriton. Ich erstaune, Diogenes, über alles, was du mir
sagst; aber ich kann nicht glauben, daß Klinias und seine Leute,
die mir so feine Leute zu sein scheinen, so durchaus unvernünftig
sollten handeln können.
Diogenes. Freilich, mein lieber Kriton, ist es schwer zu
begreifen, wie vernünftige Menschen, und besonders Leute, welchen
es nicht ganz an Erziehung gefehlt hat, wirkliche Freuden des Le-
bens so schändlich mißbrauchen können, und wohl dir, wenn dir cs
recht sehr unbegreiflich scheint!
Aber wer die Welt kennt, weiß gleichwohl, daß es so ist,
und wer, wie ich, unsere Korinther beobachtet hat, weiß, daß er
durch ein solches Urtheil einem Klinias und seines Gleichen nicht
zu viel thut. Doch, was brauchst du mir hier aufs Wort zu
glauben! Was du bezweifelst, ist Thatsache, die der Augenschein
dir beweisen kann. Komm, mein Lieber, wir wollen jetzt wieder
nach der Stadt zurückkehren, unsere Leute werden indeß wohl auf-
gestanden sein.
Kriton. O ja, Diogenes! Laß uns eilen; ich kann kaum
erwarten, zu sehen, ob Klinias und seine Freunde wirklich so
thöricht gehandelt haben sollten.
Diogenes. Nun, nun, das wirst du bald sehen. Aber über-
eilen dürfen wir uns deshalb nicht. Glaube mir, sie liegen zu
Hause eben so fest, als deines Vaters Hund an der Kette; denn
ob unsere Kräfte durch äußere Gewalt oder durch innere Stockung
gehemmt sind, siche, das ist eins!
Der Jüngling überwand nunmehr seine kleine Ungeduld, bald
wieder in der Stadt zu sein, und so gingen sie auf einem anderen
Wege langsam zurück. Unterwegs bezeigte Diogenes dem Jüng-
linge seine Zufriedenheit über die Geduld und Aufmerksamkeit, mit
welcher er ihm zugehört hatte, und dieser hing nun wieder an ihm
mit der ganzen, warmen Empsindung eines dankbaren Sohnes,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
119
Fahrzeug zurück, und macht nun eine vierzigtäglge Reise zu Lande
läng; des Flusses. Der Nil ist dort überall voll von starken, spitzi-
gen Felsen, welche die Schifffahrt unmöglich machen. Wenn man
die Keift von 40 Tagen zurückgelegt hat, besteigt man ein anderes
Falrzeug und schifft wiederum zwölf Tage; hierauf gelangt man
an eine große Stadt, die den Namen Meroe führt. Man sagt,
sie sei die Hauptstadt der Äthiopier. Von dieser Stadt kommt
mar nach eben so viel Tagen, als zu der Reift von Elcphantine
bis Meroe erforderlich sind, zu den Automolen.
Wenn man es sonach genau berechnet, sindet cs sich, daß von
Elechantine an bis zum Lande der Automolcn viermal Landreisen
nothwendig sind. Sicher ist, daß der Nil von Osten kommt, dage-
gen man nichts mit Gewißheit darüber sagen kann, wie sein Lauf
jensets der Wohnsitze der Automolcn beschaffen ist, weil in Folge
der ebermäßigen Hitze jene Gegenden öde und unbewohnt sind. «
Venden wir uns nun nach Westen, so bemerken wir, daß die
geoguphischen Kenntnisse Hcrodot's weit obersiächlicher werden,
und ion ihrer früheren Kürze und Bestimmtheit verlieren; doch
nmnt er der Reise nach, ganz wie sie aufeinander folgen, die
Völke in dem Theile von Lybim, zwischen dem Tempel des Am-
mon rid den Ufern der kleinen Syrte; es sind dies die Adyrma-
chiden,die Nasamonen, die Psyller, die Maker, die schon dem
Home bekannten Lotophagen, endlich die Machlyen, welche nahe
am Flue Triton, dessen Quelle im numidischen Gebirge sich besin-
det, wonen. Von da an werden Hcrodot's Berichte noch un-
bestimmt-. Indessen fährt er fort und nennt die Bhzanter und
die Gysaten, spricht dann von Karthago, indem er erwähnt, daß
seine Bevchner mit einem Volke jenseits der Säulen des Herkules
in comme-ieller Verbindung ständen. Letzteres lande an der pu-
nischen Kste, und tausche gegen einen gleichen Werth habende
Menge G>d mancherlei Handelsartikel ein. Als letztes Glied in
dieser Kettcder Völker führt er die Atlantm an, neben dem At-
las, einemhohcn und von allen Seiten steilen und unzugäng-
lichen Gebüe, dessen Gipfel zu keiner Jahreszeit von dem ihn
bedeckenden Schnee befreit, und der die Säule des Himmels ge-
nannt werde. „Von da an«, setzt er hinzu, »kenne ich die Na-
men der Völr nicht. «
Ziehen wimun um die Welt des Her odo t, so wie wir es um
die Welt des ^omer gethan haben, eine Kreislinie, so werden wir,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
103
während wir weichliche Nordländer unseren Füßen Decken unter-
breiten, jede Zugluft durch wohl verschlossene Thüren und Fenster
sorgfältig abhalten, Tropenklima im Januar in unsere Stuben
versetzen, und vom Fauteuil auf die Ottomane, von dieser aufs
Sopha fallen, in ihren windigen Sälen mit podagrischem Estricht
vor Kälte sterben, und auf knotigem Canapee und stechenden Rohr-
stühlen sich nicht viel besser, als ein indischer Fakir auf der Säule
oder Regulus im Fasse befinden, fangen jetzt bisweilen an, den
bürgerlich-kleinlichen Bequemlichkeitssinn des Nordens anzunehmen;
sie, die unter den Völkern am wenigsten in Wissenschaft, öffentlichem
und bürgerlichem Leben starren Systemen ergeben waren, sondern
in allen Verhältnissen eine so bewegliche Mannichfaltigkeit zeigten,
scheinen auch nunmehr hin und wieder Geschmack an Systematisiren,
Generalisiren und Registriren zu finden, welches einer so genialen
Nation überaus schlecht ansteht. Es ist mit einem Worte nicht
zu läugnen, daß auch der italienischen Nation herrliches Gepräge
ein wenig an Schärfe verloren hat; sie unterlag aber hierin nur dem
allgemeinen Verhängnisse aller Völker; denn so wie in der physi-
schen Welt Quellen, Bäche und Ströme, oder was sich sonst be-
wegt, nur darum thätig zu sein scheinen, um Berge und Höhen
abzutragen und alle Schroffheiten zu versiächen, so scheint auch
alle geistige Beweglichkeit endlich zu demselben Ziele zu führen, in-
dem sie alle Eigenthümlichkeit verschmilzt und auf eine langweilige
Einheit zurückbringt. Der öffentliche Charakter der Nation, der
sich vielmehr für die individuelle Äußerung des Mittelalters, als
für die ungeheure Massenwirkung unseres Jahrhunderts eignet,
liegt vor jedermanns Augen; weit weniger leider das höchst eigen-
thümliche Betragen des Volkes bei politischen Umwälzungen und
die ruhmvollen Todeskämpfe mancher italienischen Staaten, die
wahrlich beurkunden, daß der hochgesinnte Geist des Volkes noch
nicht gänzlich vertilgt ist, und dies gilt, unserer Meinung nach,
ganz besonders von den Siciliern.
Was aber den individuellen Charakter der Italiener, abgesehen
von allen öffentlichen Verhältnissen, so wie er sich im Privatleben
giebt, anbelangt, so müssen wir aufrichtig gestehen, daß er uns
höchst liebenswürdig und anziehend vorgekommen ist, und wir kön-
nen versichern, daß viele Deutsche, die lange mit diesem Volke um-
gingen, oder noch unter demselben leben, diese Ansicht mit uns
theilen. Das italienische Volk, durchzogen von Geist und Poesie,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
aber schweben ihnen immer auf den Lippen, und sicher betet jeder
Italiener 900-mal zu seinem Heiligen, che er Gottes mit einer
Sylbe gedenkt. Man kann daher wohl im Allgemeinen behaupten,
daß die Religion keineswegs im Innern ihres Gemüths, wie oft
unter unserem Volke, besonders im Herzen so vieler edlen Frauen,
stille Altäre, dem Glauben und der Liebe geweiht, errichtet.
Die sichere, klare Form jedoch, in welche die Italiener ihre
Pocsiereligion kleiden, behütet sie vor jeder dunkeln Schwärmerei,
vor Zerfließen in schleimigen Ideen und Anschauungen, und die
seltsamen Erscheinungen, an denen gerade unser protestantisches
Deutschland so reich ist, sind in Italien wohl unerhört. Jugend-
lich heiter und unumwunden zeigt sich ihnen das Leben in allen
seinen Beziehungen; sie kennen keine Mystik, und von unserem
ncucrthümlichen Katholicismus haben sie gleichfalls keine Vorstel-
lung, welches wir am deutlichsten aus dem Benehmen der Römer
gegen deutsche Prosclyten ersehen könnten. Man sindet nämlich in
Rom eine große Anzahl junger Deutscher, meistentheils Künstler,
die cs, um zur wahren Anschauung und inneren Seele der Kunst
zu gelangen, für zweckmäßig erachtet haben, sich der katholischen
Lehre zu ergeben; ja einige derselben haben sich schon in mehreren
Bekenntnissen versucht, und an sich selbst die Kirchengcschichte com-
pendiarisch durchgemacht.
Aus diesen wenigen Bemerkungen scheint hervorzugehen, daß
der Italiener fast in jeder Hinsicht dem Deutschen als Gegenfüß-
ler gegenüber steht, und daß diese beiden so gründlichen Völker sich
gleichsam an die Pole der westeuropäischen Menschheit gestellt ha-
den. Man sollte daher glauben, daß die wechselseitige Berührung
beiden nützlich und interessant sein müsse. Die Italiener scheinen
dies auch zu fühlen; denn obgleich sich Fremde aller Nationen auf
ihrem schönen Boden umhcrtummeln, so spricht sie dennoch die
deutsche Eigenthümlichkeit am lebendigsten an, und sie hören nicht
auf, das deutsche Gemüth, das kein Italiener hat, zu preisen,
davon wir vielfache Beweise erhalten haben.
Wahrlich, die Italiener sind unter allen Europäern dasjenige
Volk, in dem die widersprechendsten E.rtreme und Gegensätze zu-
sammenfließen. Oft geberden sie sich bei den einfachsten Erzählun-
gen so seltsam, daß sie unsereins für toll halten sollte, begleiten
den gleichgültigsten Ausdruck mit einer Menge Bewegungen und
Zeichen, die dieser Nation ganz eigenthümlich sind. Wenn sie z. B.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Deutschland Italien Rom