Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für Volksschulen - S. 133

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
133 9. Heinrich I., der Vogelsteller genannt. (919 — 936.) 1. Heinrichs Wahl. Heinrich soll gerade bei seinen Vogelheerden auf seinen Gütern im Harz gewesen sein, als ihm Boten die Nachricht von seiner Wahl zum Könige der Deutschen brachten; daher sein Beiname. Billiger aber hätte man ihn den Großen nennen sollen, denn in weniger als 20 Jahren erhob er daö seit Karl dem Großen sehr gesunkene deutsche Reich zur erstell Macht der Christenheit. 2. Ungarn und Wenden. Deutschland war damals ein sehr unglück- liches Land. Von Südosten jagten häufig auf ihren schnellen Pferden die Hunnen oder Ungarn, ein aus Asien hergekommenes Volk, heran, trieben den Bauern ihr Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Sammelte sich langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und fing an, sich in Marsch zu setzen, so waren sie sammt ihrer B-ute bereits wieder fort. Von Nordosten her kamen zu Zeiten die Wenden und machten es eben so. Das war eine traurige Zeit. 3. Heinrich als Städtegründer. Was that nun der kluge Heinrich ? — Zuerst schloß er mit den Ungarn einen 9jährigen Waffenstillstand, indem er ihnen einen jährlichen Tribut versprach. Nun begann im deutschen Reiche eine bessere Zeit. Zur bessern Vertheidigung des Landes bauete der König mehrere Städte, besonders in Sachsen und Thüringen, und einige derselben umzog er mit Mauern und Wassergräben. Solch' eine ummauerte -stadt nannte man auch Burg und ihre Bewohner Bürger. Aber die Deutschen haßten das Leben hinter den Mauern und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen? Die Städte sind nichts anders, als Gräber." Da befahl Heinrich, die Leute sollten loosen, und je einer aus neunen, den das Loos treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vorrechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden, als die Bauern, welche ihren Edelleuten oder Klöstern als Leibeigene dienen mußten. Nun fing bald der eine an, für die übrigen Kleider zu machen; ein anderer verfertigte Schuhe für alle; ein dritter bauete Häuser u. s. f. — mit einem Worte, es entstanden die verschiedenen Hand- werke. Bis dahin hatte jeder sein eigener Schneider, Schuster, Maurer u. s. w. sein müssen. — > 4. Verbesserung der Kriegsmacht. Aber nicht blos Festungen, sondern auch eine wohlgeübte Kriegsmacht wollte Heinrich den Ungarn entgegen- stellen. Er verbesserte die Waffen der Seinigen, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten und führte zur bessern Uebung eine Art von Kampfspielen ein, die den Turnieren der spätern Zeit ähnlich waren. Darauf überzog er zunächst die benachbarten Völker, die so oft Deutschland geplündert und mit den Ungarn gemeinsame Sache gemacht hatten. Ueberall war er siegreich. 5. Sieg über diewenden. Unter andern brachte er auch die W end en in Brandenburg zur Ruhe. Mitten im Winter nahte er sich ihrer Hauptstadt Brenuabor (Brandenburg). Sie zagten aber nicht, sondern meinten, durch die weiten Sümpfe um die Stadt könne das Kriegsheer nicht dringen. Heinrich kam aber doch, zwar nicht durch die Sümpfe, aber über dieselben, als sie festgesroren waren. Die feindliche Stadt wurde genommen; die Wenden waren besiegt. Und damit dieses unruhige Volk seine räuberischen Ein- fälle nicht wiederhole, sonderte Heinrich an der Grenze oder Marke ihres Landes einen Landstrich ab und übergab denselben einem tapfern Manne, der den Titel Mark- oder Grenzgraf führte und die Wenden überwachen mußte. Das ist der Ursprung der Markgrafschaft Brandenburg, aus welcher vor und nach der preußische Staat entstanden ist. 6. Sieg über die Ungarn. Unterdessen war der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen. Da kamen ihre Gesandten und forderten den fälligen Tribut. Heinrich ließ ihnen statt dessen einen an Schwanz und Ohren ver-

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 142

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
142 17. Der erste Hohenzoller i« Brandenburg. (1415.) 1. Das Geschlecht der Hohenzollern. In dem Lande Hohenzollern- Hechingen, von Würtemberg umschlossen, stand auf einem 800 Fuß hohen Berge ein altes verfallenes Schloß, welches jedoch in neuerer Zeit wieder hergestellt worden ist. — Das ist die Burg Hohenzollern, und seine früheren Bewohner waren die Grafen gleichen Namens. Das Geschlecht der Hohenzollern soll schon zu Karls des Großen Zeiten geblüht haben. Aus diesem Geschlechte der Hohen- zollern nun stammt die preußische Königsfamilie. 2. Friedrich Vi., Statthalter in Brandenburg. Graf Frie- drich Vi., der zugleich Burggraf von Nürnberg war und die Fürsten- thümer Anspach und Baireuth besaß, stand nämlich beim Kaiser Sigismund in solchem Ansehen, daß er ihn 1412 zum Statthalter von Branden- burg bestimmte. Dieses Land war aber damals sehr heruntergekommen. Der immer geldarme Sigismund hatte es nämlich früher seinem Vetter Jobst von Mähren gegen eine Summe Geldes verpfändet. Der habsüchtige Jobst hatte darüber Statthalter gesetzt, die sich wenig um das Wohl des Landes beküm- merten und nur für ihren Herrn Geld zu erpressen suchten. Dazu fehlte es an Ordnung und Recht. Wild schwärmten die mächtigen Raubritter umher, führten den Bauern ihre Heerden weg, nahmen den Kaufleuten ihre mit Waaren beladenen Wagen auf offener Straße, führten ste in ihre Raubnester, und Reisende wurden ihrer Habe beraubt. Nirgends wütheten Fehde und Raub so, als hier. 3. Seinekämpfe mit demadel. Als Friedrich in der Mark erschien, begrüßten ihn alle als Retter des Landes, und freudig leisteten ihm Städte und Stände den Eid der Treue. Aber Dietrich und Johann von Quitzow, Caspar Hans von Puttlitz, Wichard von Rochow und Achim von Bredow verbanden sich gegen den neuen Landesherrn. Sie trotzten auf ihre 14 Fuß dicken Mauern. Sie nannten den Nürnberger Burggrafen nur spott- weise das Nürnberger Spielzeug. „Und wenn es ein ganzes Jahr lang Burg- grafen regnete, so soll in der Mark doch keiner aufkommen," sagten sie, rückten in Verbindung mit den Pommern dem neuen Landesherrn entgegen und be- siegten ihn. Der Sieg blieb indeß ohne Folgen. Friedrich bemühte sich, sie durch Freundlichkeit und Herzensgüte zu gewinnen; er bot ihnen Verzeihung au und sicherte ihnen den Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen Güter zu; aber sie verharrten bei ihrem Trotz. Da wandte sich Friedrich an den Kaiser. Der erklärte die Widerspenstigen für Rebellen und sprach die Reichsacht über sie aus. Noch zögerte der Statthalter. Als aber die Ritter fortfuhren, die Mark durch ihre Fehden zu verwüsten, da mußte Friedrich Ernst gebrauchen. Mit 4 Heeren rückte er zu gleicher Zeit vor die Schlösser Friesack, Plaue, Golzow und Bütow. Das Haupt der Rebellen, Dietrich von Quitzow, befand sich in Friesack. Hier leitete Friedrich selbst die Belagerung. Lachend erwartete Dietrich die Feinde. Friesack war eine der festesten Burgen in der Mark. Das Mauerwerk, > mit vielen starken Thürmen versehen, hatte eine außerordentliche Stärke. Die Besatzung war mit dem besten Muthe beseelt und schaute mit Vertrauen auf ihren Herru, der sie so oft zu Sieg und Beute geführt hatte. Mit Lebensmitteln war man reichlich versehen, und so fiel es niemandem in der Burg ein, daran zu denken, daß eine Eroberung derselben möglich sein könnte. Am allerwenigsten hatte Dietrich selbst einen solchen Gedanken. Ein Held, wie er, häcke nach dem bisherigen Laufe der Dinge in einer solchen Veste einer halben Welt getrotzt. Die Belagerung hatte begonnen, und die Besatzung befand sich auf ihrem Posten. Da geschah ein furchtbares Krachen. Die ganze Burg erzitterte; klirrend zer- sprangen die Scheiben in den Zimmern; prasselnd fiel der Kalk von den Wan- den, und donnernd stürzten Steine und Steintrümmer in den Burghof. In größter Bestürzung, und betäubt von dem unerhörten Getöse, lief alles in der Burg zusammen. Niemand in der ganzen Mark hatte je etwas Aehnliches vernommen.

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 143

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
143 Was mochte es sein? — Es war die faule Grete, eine Kanone, welche Kugeln von 24 Pfund schoß, und welche noch vorhanden ist. Friedrich hatte sie aus Franken mitgebracht und besaß nur diese eine. In der Mark war sie etwas ganz Neues. Zwar hatte der Mönch Berthold Schwarz das Schieß- pulver schon gegen das Jahr 1350 erfunden, und Dietrich selbst besaß einige kleine Donnerbüchsen; aber von solcher Größe hatte man hier noch keine gesehen. Da Friedrichs Kanone wegen ihrer Schwere nur sehr langsam fortgeschafft wer- den konnte, so ward sie von dem Volke „die faule Grete* genannt. — Es währte nicht lange, so war die Mauer von Friesack an einer Stelle zertrümmert, und man gab auf der Burg ein Zeichen, daß man sich ergeben wolle. So wurde die Veste genommen. Dietrich von Quitzow befand sich aber nicht mehr darin. Er hatte sich auf geheimen Pfaden geflüchtet, diente späterhin bald diesem, bald jenem fremden Fürsten, machte auch bisweilen noch feindliche Einfälle in die Mark, wobei er unter andern die Stadt Nauen einäscherte, ist aber endlich, von allen verlassen, beim Kloster Marienborn im Magdebnrgischen gestorben. Nun zog Friedrich mit der faulen Grete vor Plaue, wo sich Johann von Quitzow vertheidigte. Auch er unterlag bald. Die faule Grete zertrümmerte die dicken Mauern, und Plaue siel. Johann suchte ebenfalls zu entwischen, ward aber ergriffen und zu Calbe an der Saale in's Gefängniß gesetzt, wo er auch gestor- den sein soll. Nunmehr hatte Friedrich leichteres Spiel. Die anoern Verbün- deten, von denen Hans von Puttlitz schon früher gefangen worden war, ergaben sich und wurden später begnadigt. 4. Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg. Friedrich hatte dem Kaiser Sigismund viele Dienste geleistet und zum Besten der Mark Branden- burg große Kosten aufgewendet. Deshalb übertrug ihm der Kaiser im Jahre 1415 die Mark und das Knrfürstenthum erb- und eigenthümlich. Auf dem Reichstage zu Costnitz am Bodensee fand 1417 am 18. April die feierliche Belehnung statt. Das war ein wahrer Festtag. Jeder der Adeligen trug eine rothe Fahne an der Lanze und war im reichen Feierkleide ohne Rüstung. Der ganze Zug ritt zu Friedrichs Herberge. Dieser bestieg im kurfürstlichen Schmucke sein Roß. Ihm zur Rechten ritt Wichard von Rochow mit der Fahne der Kur- mark, zur Linken ein fränkischer Ritter mit der Fahne der Hohenzollern (schwarz- weiß). Durch alle Straßen der Stadt ging der Ritt bis zu des Kaisers Woh- nung. Der saß auf einer Erhöhung auf seinem kaiserlichen Throne, ihm zur Seite Cardinäle, Bischöfe und Fürsten. Dahinter standen Ritter mit kostbaren Wappen und Fahnen. Friedrich stieg nun mit seinen beiden Fahnenträgern die mit herrlichen Decken belegten stufen zum kaiserlichen Throne hinan, kniete drei- mal nieder und bat um die Belehnung. Da ward die U'rkunde verlesen, daß diemarkbrandenburg von nun an den Hohenzollern für immer verbleiben solle. Der Kurfürst schwur dem Kaiser Treue und empfing von ihm das brandenburgische Banner, den Reichsapfel und das Reichsschwert. So ward Friedrich Kurfürst von Brandenburgs und einer der ersten Reichsfürsten in den deutschen Landen. — Die ganze Stadt aber und alle Fürsten und Geist- lichen feierten und ehrten den, den der Kaiser geehrt hatte. 18. Johann Hlch. (t 1415.) Es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tödtet, wird meinen, er thue Gott einen Dienst daran. Joh. 16, 2. 1. Huß in Prag. Zu Ende des 14. und zu Anfang des 15. Jahrhunderts lebte zu Prag Johann Huß. 1374 war er geboren; seine Eltern waren Landleute auf einem Dorfe in Böhmen. Gar fleißig und gottesfürchtig war er durch hohe Schulen gegangen; nun war er an der Hochschule Lehrer. Gelehrsamkeit zierte ihn, und die Frömmigkeit war sein Schmuck. Als dieser Mann Prediger wurde an der Bethlehemskirche (Bethlehem aber heißt das Haus des Brotes),

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 158

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
158 nicht die Stadt für dieselbe gewinnen. Später wurde Wesel der Hauptsitz der Reformation am Niederrhein, so daß da« Sprüchwort entstehen konnte: Genf, Wesel und Rochelle Sind des Teufels zweite Höll'. Im bergischen Lande aber ist Clarenbach's Arbeit vollends nicht ohne bleibende Frucht geblieben und auch nicht vergessen, sondern in herzlicher Dauk- barkeit hat man ihm in einem Eichenhaine, der ehedem zum Buscherhöfe gehörte, ein Denkmal errichtet, zu dem am 28. September 1829, also gerade 300 Jahre nach seiner Hinrichtung, unter den größten Feierlichkeiten der Grundstein ge- legt wurde. (Nach Wieömann, Ev. Kalender 1851.) 26. Die Reformation in der Mark Brandenburg. (1539.) 1. Joachim I. Zur Zeit, da die Reformation begann, regierte in der Mark Brandenburg Kurfürst Joachim I. Der war ein strenger Herr und Gebieter. Die Adeligen, welche es noch liebten, hinter den Büschen in den Haiden zu liegen und auf die reichen Kaufleute zu lauern, die mit ihren Gütern zur Meffe reiseten, wußten davon zu erzählen. Der strenge Fürst hatte ihrer viele schonungslos hinrichten lassen; er wollte solch' Unwesen nicht dulden in feinem Lande. Seitdem fürchtete man ihn. Dieser Joachim hielt an der katholischen Lehre fest und wollte von der Reformation nichts wissen. Diese erschien ihm als eine gefährliche Neuerung, als eine Empörung gegen die Obrigkeit, und er hat auf allen Reichstagen immer zu strengen Maßregeln gegen die Evangelischen gerathen. Die Märker waren aber längst Luther zugethan, und wenn's auf sie angekommen wäre, so wäre der evangelische Gottesdienst und die evangelische Predigt, wie es in Sachsen, Braunschweig, Hessen und anderswo der Fall war, sogleich eingeführt worden. Den Kurfürsten verdroß dies; nichts aber schmerzte ihn tiefer, als der Uebertritt seiner eigenen Gemahlin, der Kurfürstin Elisabeth, zur evangelischen Kirche. Im März 1528 hatte sie in Abwesenheit ihres Gemahls von einem aus Wittenberg berufenen Geistlichen das Abendmahl unter beiderlei Gestalt empfangen. Der Zorn des Kurfürsten über diesen Schritt kannte keine Gren- zen. Er überhäufte seine Gemahlin mit den bittersten Vorwürfen; er drohte ihr sogar mit Kerker und Bauden und Einmauerung. Die arme Kurfürstin war voll Sorgen; denn sie kannte das aufbrausende Wesen ihres Gemahls und mußte befürchten, daß er sein Drohwort wahr machen möchte. Da entschloß sie sich, aus ihrem Lande zu fliehen. In Begleitung eines Kammerfräuleins und zweier Ritter verließ sie, in schlechte Bauerntracht gehüllt, bei nächtlicher Weile Berlin und floh zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann dem Be- ständigen von Sachsen, der sie gastfreundlich aufnahm. Ihr Gemahl ließ sie ungekränkt, und später, als sein Zorn sich legte, ließ er es sogar zu, daß ihre Kinder sie besuchten. Sie hat auch die Freude gehabt, den vr. Luther zu sehen und zu sprechen. 2. Einführung der Reformation durch Joachim Ii. Siebenjahre lang lebte Elisabeth in Sachsen. Dann starb ihr Gemahl 1535, und seine Söhne Joachim Ii. und Johann folgten ihm in der Regierung: ersterer er- hielt die Kurwürde. Die hielten es für eine Pflicht, die geliebte Mutter wieder zu holen. In feierlichem Zuge, gefolgt von mehreren Hundert Reitern, reisten sie ihr entgegen und geleiteten sie nach Spandau. Hier lebte Elisabeth dem Herrn und den Armen. Das größte Glück ward ihr dadurch bereitet, daß ihr ; Sohn Joachim öffentlich zum evaugelischeu Glauben übertrat. Die evangelischen Fürsten Deutschlands hatten ihn dringend zu diesem Schritte gemahnt; seine treuen Märker waren im Stillen längst Anhänger der evangelischen Lehre und sehnten sich, dieselbe auch offen zu bekennen. Der Kurfürst war auch in seinem Herzen seit lange der evangelischen Lehre zugethan, und so trat er denn am 1. November 1539 an einem Sonnabend, da sie in der katholischen Kirche das

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 159

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
159 Fest der Allerheiligen feiern, zu Spandau mit seinem ganzen Hofe und einer zahlreichen Ritterschaft zur evangelischen Kirche über; am 2. November wurde auch in Berlin der erste evangelische Gottesdienst gehalteu. 27. Friedrich Iii., Kurfürst von der Pfalz, und der Heidelbergische Katechismus. Am 14. Februar 1515 wurde Friedrich in dem Städtchen Simmern geboren. Sein Vater, welcher mehrere zwischen der Nahe und Mosel auf dem Hunsrück gelegene Grafschaften besaß, war streng katholisch. Seine zwölf Kinder ließ er auch sorgfältig in der katholischen Lehre erziehen. Der Erbprinz Friedrich erkannte jedoch schon früh das Verderben des Papstthums und wandte sich entschieden der evangelischen Lehre zu. 1557 starb sein Vater, und Friedrich folgte ihm als Herzog von Pfalz-Simmern. Noch in demselben Jahre führte er iu seinen Ländern die Reformation ein. Zwei Jahre später starb auch der Kurfürst Otto Heinrich von der Pfalz. Sein Kurfürstenthum fiel gleichsam an Friedrich, als seinen nächsten Verwandten, und Heidelberg wurde dessen Residenz. In dem Gebiete des Kurfürsten Otto Heinrich halte die re- formirte Lehre und Ordnung des Gottesdienstes viele Anhänger gefunden. Auch der neue Kurfürst war diesem Bekenntnisse zugethan und führte die ein- fache reformirte Ordnung des Gottesdienstes ein. Aus allen Kirchen wurden die Altäre, Krucifixe, Bilder, Hostien, Kelche, geweihte Taufsteine, selbst die Orgeln entfernt. Die letzteren sind fast 100 Jahre in der Pfalz stumm geblieben. Die Universität Heidelberg besetzte er mit reformirten Lehrern. Unter denselben verdienen besonders zwei genannt zu werden: Kaspar Olevianus, ein Schüler Calvill's, und Zacharias Ursinus, ein Schüler Melanchthon's. Diesen beiden Männern übertrug Friedrich die Aufgabe, einen Katechismus oder christlichen Unterricht, wie er in den Kirchen und Schulen der kurfürstlichen Pfalz getrieben werden sollte, zu verfassen. Beide schrieben zuerst jeder für sich einen eigenen Katechismus. Dann arbeiteten sie gemeinsam. So entstand der bekannte „Heidelbergische Katechismus". Die erste Frage und Antwort, die wir dem Ursinus verdanken: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?" und die 60ste: „Wie bist du gerecht vor Gott?" gehören zu dem besten, was über diese Gegenstände gesagt worden ist. Als der Katechismus fertig war, berief der Kurfürst, dem das Büchlein sehr wohl gefiel, die bedeu- tendsten Prediger der Pfalz zur Prüfung desselben nach Heidelberg, und es er- hielt auch deren Beifall. Auf Befehl des Kurfürsten wurde nun das Büchlein gedruckt und in den Gemeinden der Pfalz eingeführt. Bald war daffelbe auch in andern reformirten Gegenden und Gemeinden in Gebrauch. Holland und Belgien, Hessenkassel, Ungarn, Polen nahmen den Katechismus an, und später erhielt er auch für die Brandenburg-Preußischen Länder verbindliche Geltung. Er wurde auch in die meisten europäischen Sprachen und sogar in's Hebräische und Arabische übersetzt. (Nach einer Volksschrift.) 28. Das Kurfürstenthnm Braudeuburg erhält bedeutenden Läuderzuwachs. (i609 und I6i8.) 1. Durch die clevische Erbschaft. Als im Jahre 1608 Kurfürst Johann Sigismund die Regierung in Brandenburg antrat, war das Kur- sürstenthum nur 666 Quadratmeilen groß, aber während seiner 11jährigen Regierung vergrößerte sich dasselbe bis auf 1444 Quadratmeilen. Wie ging das zu? — Hört's! — Im Jahre 1609 war Johann Wilhelm, Herzog von Jülich, Cleve und Berg und Graf von Mark und Ravensberg, gestorben, ohne Kinder zu hinterlassen. Die nächsten Erben waren aber Johaun Sigismund und der Pfalzgraf von Neuburg. Beide konnten sich aber nicht darüber einigen,

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 160

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
r 160 was jeder haben sollte. Da griff der Kurfürst schnell zu und nahm in Besitz, so viel er immer konnte. Aber der Pfalzgraf sah auch nicht müßig zu und that ein Gleiches. Ein blutiger Krieg drohte auszubrechen. Da kam glücklicher Weise zwischen den Streitenden zudortmund ein Vertrag zu Stande, wonach beide die Länder vorläufig gemeinschaftlich regieren sollten. Aber der Kaiser wollte den Vertrag nicht gelten lassen und behauptete, ihm stehe es allein zu, den Streit zu entscheiden und bis dahin das Land zu verwalten. Er hätte selbst gern die schönen Rcbhügel am Rheine für sich gehabt und ließ auch wirklich einen Theil des Landes mit seinem Kriegsvolk besetzen und die Festung Jülich wegnehmen. Da vereinigten sich der Kurfürst und der Pfalzgraf, griffen zu den Waffen und trieben mit Hülfe der Holländer die Kaiserlichen balv wieder zum Lande hinaus. Doch die gemeinschaftliche Regie- rung gab zu vielen Streitigkeiten zwischen den beiden Fürsten Anlaß. Um dem Streite ein Ende zu machen, wurde der Vorschlag gemacht, der Pfalzgraf solle die Tochter des Kurfürsten heirathen. In Düsseldorf kam im Jahre 1613 der Kurfürst mtt dem Pfalzgrafen zusammen, um das Nähere zu verabreden. Hier saßen sie beim Mahle und hatten recht fleißig dem Weine zugesprochen. Der Neuburger verlangte die ganze clevische Erbschaft als Mitgift. Er be- hauptete, wenn er die Tochter des Kurfürsten zur Gemahlin nähme, so müßte dieser schon aus Dankbarkeit ihm das Ganze als Heirathsgut lassen. Der Kur- fürst aber sagte, er werde auch nicht ein Dorf darum abtreten, und ein Pfalz- graf könne es wohl zur Ehre sich anrechnen, die Tochter eines Kurfürsten auch ohne Mitgift zu bekommen. Hierauf erwiederte der junge Pfalzgraf in harten, unziemlichen Worten. Wüthend sprang der Kurfürst auf und gab dem Pfalz- grafen in Gegenwart aller Gäste eine derbe Ohrfeige. Augenblicklich reiste der Pfalzgraf in sein Land zurück, trat zur katholischen Kirche über und gewann dadurch den Beistand der Spanier; der Kurfürst aber verband sich mit den Holländern. Spanier und Holländer verheerten nun das schöne Land. Endlich kam durch Vermittelung anderer Fürsten zu Tanten ein Vergleich zu Stande, wonach Brandenburg Cleve, Mark und Ravensberg(102 Q.-M.), Neuenburg aber Jülich und Berg erhielt. 2. Durch die Erbschaft des Herzogthums Preußen. Wichtiger war jedoch die Erwerbung des Herzogthums Preußen. Der Herzog »dieses Landes, Albert, starb nämlich im Jahre 1618 und hinterließ nur zwei Töchter, Anna und Eleonore. Anna war nun die Gemahlin Johann Sigismunds,* wäh- rend Eleonore mit dessen verstorbenem Vater vermählt gewesen war. So war Brandenburg der nächste Verwandte und erbte auch dieses große Land, freilich vorläufig nur als polnisches Lehen. Einiges aus dem 30d)rigen Kriege. (1618 —1648.) 29. Der Ansbruch des Krieges. 1. Der Aufstand in Böhmen. Die Reformation hatte frühzeitig in Böhmen Eingang gefunden (Huß), und den Evangelischen daselbst war freie Religionsübung zugestanden worden. In dem sogenannten Majestätsbriefe, den der Kaiser Rudolf Ii. im Jahre 1609 den Böhmen ausstellte,^ heißt es aus- drücklich, die Evangelischen sollten ihre Kirchen in Städten, Dörfern und Märk- ten behalten, und wenn sie noch neue dazu erbauen wollten, so sollte ihnen dies unbenommen bleiben. Diesen Brief hatte auch Kaiser Matthias und König Ferdinand bestätigt. Aber man wußte wohl, daß besonders Ferdinand den Evangelischen abhold war. Nun geschah es, daß die Protestanten in Klostergrab und Braunau Kirchen gebaut hatten. Auf Befehl des Kaisers Matthias wurde aber die eine uiedergerisfen, die andere gewaltsam gesperrt. Die Protestanten wandten sich deshalb mit ihrer Beschwerde an den Kaiser, wurden aber mit harten, drohenden
   bis 6 von 6
6 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 6 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 2
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 4
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 5
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 48
2 0
3 5
4 2
5 11
6 24
7 3
8 2
9 5
10 10
11 12
12 42
13 2
14 0
15 2
16 90
17 165
18 2
19 41
20 0
21 66
22 0
23 33
24 44
25 1
26 7
27 3
28 26
29 18
30 2
31 0
32 3
33 1
34 4
35 0
36 8
37 6
38 22
39 47
40 11
41 2
42 61
43 1
44 14
45 15
46 1
47 4
48 11
49 7
50 13
51 17
52 1
53 0
54 18
55 0
56 6
57 4
58 7
59 4
60 4
61 11
62 4
63 0
64 11
65 2
66 0
67 3
68 1
69 8
70 11
71 6
72 1
73 2
74 3
75 17
76 10
77 167
78 2
79 17
80 7
81 14
82 52
83 5
84 84
85 16
86 5
87 31
88 1
89 1
90 11
91 24
92 58
93 1
94 121
95 6
96 0
97 2
98 25
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 3
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 3
41 0
42 0
43 0
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 2
56 0
57 0
58 1
59 0
60 0
61 1
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 2
98 0
99 0
100 2
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 0
121 1
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 1
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 3
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 1
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 0
176 0
177 1
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 1
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0