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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 1

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Erste Abtheilung. A. Leichtere Lesestücke 1. Gottes Baterliebe. 1. Aus dem Himmel ferne, Wo die Englein sind, Schaut doch Gott so gerne Her auf jedes Kind. 2. Höret seine Bitte Treu bei Tag und Nacht, Nimmt's bei jedem Schritte Väterlich in Acht. 3. Giebt mit Vaterhänden Ihm sein täglich Brot, Hilft an allen Enden Ihm aus Angst und Noth. 4. Sagt's den Kindern allen, Daß ein Vater ist, Dem sie Wohlgefallen, Der sie nie vergißt. Hey. 2. Gott weiß. 1. Weißt du, wie viel Sterne stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wie viel Wolken gehen weit hin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, daß ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl. 2. Weißt du, wie viel Mücklein spielen in der heißen Sonnengluth? Wie viel Fischlein auch sich kühlen in der hellen Wasserfluth? Gott der Herr rief sie mit Namen, daß sie all in's Leben kamen, daß sie nun so fröhlich sind. 3. Weißt du, wie viel Kindlein frühe steh'n aus ihrem Betilein auf, daß sie ohne Sorg' und Mühe fröhlich sind im Tageslauf ? Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen, kennt auch dich und hat dich lieb. Hey. 3. Morgenlted. 1. Steht auf, ihr lieben Kindelein! Der Morgenstern mit hellem Schein Beginnt am Himmel seinen Lauf Und weckt die kleinen Kinder auf. 2. Sei schön willkommen, lieber Tag! Vor dir die Nacht nicht bleiben mag Leucht' uns in uns're Herzen fein Und mache uns vom Bösen rein. (Des Knaben Wunderhorn.) 4. Drei Paare und Einer. 1. Du hast zwei Ohren und einen Mund: Willst du's beklagen? Gar vieles sollst du hören und — Wenig drauf sagen. 2. Du hast zwei Augen und einen Mund: Mach' dir's zu eigen! Gar manches mußt du sehen und — Manches verschweigen. 3. Du hast zwei Hände und einen Mund: Lern' es ermessen! Zwei sind da zur Arbeit und — Einer zum Esten. Nückert. 5. Die beiden Ziegen. Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Wege, der über einen tiefen, reißenden Waldstrom führte; die eine wollte herüber, die andere hinüber. Lesebuch für Volksschulen. i

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 3

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
3 8. Der kluge Staar. Ein durstiger Staar wollte aus einer Wasserflasche trinken und konnte das Wasser in derselben mit seinem kurzen Schnabel nicht er- reichen. Er hackte in's dicke Glas und vermochte nicht, es zu zerbrechen. Er stemmte sich gegen die Flasche, um sie umzuwerfen; aber dazu war er zu schwach. Jetzt kam er durch seine Klugheit und sein Nachdenken auf den glücklichen Einfall, daß er Steinchen zusammen las und sie in die Flasche warf, wodurch das Wasser endlich so hoch stieg, daß er es erreichen und seinen Durst löschen konnte. Ermüde nicht beim Lernen, so schwer es dir auch wird, durch anhaltenden Fleiß erreicht man das gesteckte Ziel. 9. Eichhörnchen. Heißa, wer tanzt mit mir? Lustig und munter Kopfüber, kopfunter. Mit Manier, Immerfort Von Ort zu Ort, Jetzo hier, Jetzo dort! Hopp! Ohne Ruh', ohne Rast, Vom Zweig auf den Ast, Vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft Im Blättersäusel und Blüthenduft! Immerzu Ohne Rast und Ruh'! Heut' ist Kirmes, und heut' ist Ball! Spielet Drossel, Nachtigall, Stieglitz, Amsel, Fink und Specht, Pfeift und geigt und macht es recht! Ich bin ein Mann, Der tanzen kann. Hänschen Eichhorn heiß' ich, Was ich gelernt hab', weiß ich. Kommt der Jäger in den Wald hinein, Will mir kein Vogel singen; Hänschen läßt das Tanzen sein, Tanzen, Hüpfen, Springen: Hänschen schlüpft hinein zum Haus, Hänschen schaut zum Haus heraus, Hänschen lacht den Jäger aus. Hoffmann v. Fallersleben. 10. Die Sternthaler. Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot, das es in der Hand hielt, und das ihm ein mit- leidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus in's Feld; da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!" Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir's!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk' mir doch etwas, womit ich ihn bedecken kann!" Da that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch ein bischen gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm sein's; und noch weiter, da bat eins um. ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: Es 1*

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 5

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
5. Füsse hab’ ich, die können steh’n, Können zu Vater und Mutter geb’n, Und will es mit dem Laufen und Springen Nicht immer so gut, wie ich’s möchte, gelingen, Thut nichts, wenn sie nur erst grösser sind, Dann geht es noch einmal so geschwind. 6. Ein Herz, ein Herz hab’ ich in der Brust, So klein und klopft doch so voller Lust, Und liebt doch den Vater, die Mutter so sehr. Und wisst ihr, wo ich das Herz hab’ her? Das hat mir der liebe Gott gegeben, Das Herz und die Liebe und auch das Leben. Hey. 13. Das Kauarienvögelchen. Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis an den Abend und war sehr schön, goldgelb mit schwarzem Häubchen. Karoline aber gab ihm zu essen Samen und kühlendes Kraut, auch zuweilen ein Stückchen Zucker und täglich frisches, klares Wasser. Aber plötzlich begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karolins ihm Wasser bringen wollte, lag es todt in dem Käfig. Da erhob die Kleine ein lautes Wehklagen um das geliebte Thier und weinte sehr. Die Mutter des Mägdleins aber ging hin und kaufte ein anderes, das noch schöner war an Farben und eben so lieblich sang, wie jenes, und that es in den Käfig. Allein das Mägdlein weinte noch lauter, als es das neue Vögelchen sah. Da wunderte sich die Mutter sehr und sprach: „Mein liebes Kind, warum weinest du noch und bist so sehr betrübt? Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht in das Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist, denn jenes!" Da sprach das Kind: „Ach, liebe Mutter, ich habe unrecht gegen das Thier gehandelt und nicht alles an ihm gethan, was ich sollte und konnte." «Liebe Lina," antwortete die Mutter, „du hast sein ja sorgfältig gepflegt!" „Ach nein," erwiderte das Kind, „ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das du mir für dasielbe gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst gegessen." So sprach das Mädchen mit be- trübtem Herzen. „Ach!" sagte die Mutter, „wie mag dem undankbaren Kinde zu Muthe sein am Grabe der Eltern!" Krummacher. 14. Der Kanarienvogel. L „Vögelchen, ach, da liegst du todt; Suchst dir nie wieder ein Krümchen Brot, Siehst mich nicht an mit den Augen hell, Hüpfst mir nicht auf die Schulter schnell, Singst nun nie mehr mit solcher Lust Schmetternd dein Lied aus voller Brust!"

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 7

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
7 18. Der Pudel. 1. „Wer hat hier die Milch genascht? Hätt' ich doch den Dieb erhascht I Pudel, wärst denn du es gar? Pudel, komm' doch! ei fürwahr, Einen weißen Bart hast du. Sag' mir doch, wie geht das zu?" 2. Die Hausfrau sah ihn an mit Lachen: „Ei. Pudel, was machst du mir für Sachen? Willst wohl gar ein Naschkätzchen werden? Da hing er den Schwanz bis auf die Erden Und heulte und schämte sich so sehr; Der naschet wohl so bald nicht mehr. Hey. 19. Wie Gott erneu Menschen durch Hunde vom Tode errettete. Ein Landmann ging mit seinen beiden Hunden in den Wald und bestieg eine sehr hohe Buche. Er glitt aus, stürzte, blieb aber mit dem Fuße zwischen zwei gabelförmig stehenden Aesten, mit dem Kopfe abwärts, hangen. So schwebte er zwischen Himmel und Erde, ohne sich helfen zu können. Seine Hunde winselten, liefen hin und her und gaben auf alle Weise ihre Angst und ihren Schmerz um ihren Herrn zu verstehen. Endlich lief der eine von denselben nach Hause, erhub vor den Angehörigen seines Herrn ein klägliches Geheul, geberdete sich äußerst unruhig, lief fort, kam wieder, lief wieder weg und gab auf alle Weise zu verstehen, daß man ihm folgen solle. Zuletzt ging man ihm nach. Da rannte der Hund nach dem Walde zurück, wo sein Herr hing, lief wieder rückwärts, wenn die begleitenden Leute nicht schnell genug gingen. So brachte er sie zu rechter Zeit noch zu dem Baume, auf welchem sein Herr hing, und der Verunglückte ward ge- rettet. — Der andere Hund war indessen bei seinem Herrn geblieben und erhub seine Stimme, so stark er konnte, um durch sein Vellen andere Leute aufmerksam zu machen und zur Hülfe zu vcranlaffen. Stern's Lesebuch. 20. Wer betet nicht? Ein alter Töpfermeister befand sich einst auf einer Hochzeit in der Gesellschaft von vielen lustigen jungen Leuten; ehe er sich aber zu Tische niedersetzte, verrichtete er still sein Gebet. Nachher sagte einer der Gäste spottend zu ihm: „Nicht wahr, bei Ihnen zu Hause betet wohl alles?“ — „Alles? das wüsste ich nicht!“ — „Wie, nicht alles?“ — „Nein, ich habe unten im Stalle zwei Mast- thiere, die beten nie, wenn sie fressen wollen.“ Da verstummte der junge Mann und redete kein Wort mehr mit dem alten Christen. 1. Müde bin ich, geh' zur Ruh', Schließe beide Aeuglein zu. Vater, laß die Augen dein Ueber meinem Bette sein! Abeudlied. 2. Hab' ich Unrecht heut' gethan, Sieh' cs, lieber Gott, nicht an! Deine Gnad' und Jesu Blut Macht ja allen Schaden gut.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 10

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
10 Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah ihn ernst an und sprach: „Wem gebührt solche Züchtigung, dir, oder dem Thiere, welches nicht weiß, was rechts, oder links ist? Bist du minder deinem Ge- lüste gefolgt, als das Thier, welches du leiten solltest? Und nun übest du ein solch unbarmherziges Gericht und vergissest deiner Ver- nunft und deiner eigenen Sünde?" Da schämte sich der Knabe und enöthete vor dem Vater. Krummacher. 26. Der gute Hirte. 1. Du lieber Heiland, Jesus Christ, Weil du ein guter Hirte bist Und merkst so treu auf deine Heerde, Daß keins davon verloren werde: 2. So will ich' auch dein Schäflein sein, Will fröhlich folgen dir allein, Will stets auf deine Stimme hören, Will nie mich wieder rückwärts kehren. 3. Christus, mein Helfer und mein Hirt, Der treulich für mich sorgen wird Und mich behüten, führen, weiden, In Ewigkeit nicht von mir scheiden. 27. Fritz Oberlin. Eine Bäuerin bot in Straßburg Eier in einem Korbe zum Ver- kauf aus. Zwei muthwillige Knaben rannten an den Korb, stießen denselben um und machten sich mit Lachen davon. Der kleine Oberlin, später Pfarrer in Steinthal, sah diesen Streich der losen Knaben mit an. Ungesäumt lief er nach Hause, holte seine wohlgefüllte Sparbüchse, kehrte alsbald zurück und schüttelte all sein Geld in die Schürze der Bäuerin. Auf das schnellste entfernte er sich wieder, und die Bäuerin konnte ihm nicht einmal danken. Ein andermal ging Oberlin bei einer Trödlerin (die mit alten Sachen handelt) vorüber. Ein armes Weib handelte um ein altes Kleidungsstück; es fehlten ihr nur noch zwei Groschen zum geforderten Preise. Sie mußte vom Ankaufe des benöthigten Kleides abstehen und ging betrübt davon. Fritz Oberlin bemerkte den Handel; er wartete nur auf den Augenblick des Weggehens der Armen; alsdann ging er schnell zur Trödlerin, drückte derselben die zwei Groschen in die Hand r^nd sagte leise zu ihr: „Rufet jetzt die arme Frau zurück und lastet ihr den Rock." Er aber ging eilend davon. Stern's Lesebuch. 28. Sprüchwörter. 1. Almosen geben armet nicht. 2. Ein „Nimmhin" ist besser, als zehn „Gotthelfdir". 3. Wo man Liebe säet, da geht Freude auf. 4. Williges Herz macht leichte Füße. 29. Vom Bäumleim das andere Blätter hat gewollt. 1. Es ist ein Bäumlein gestanden im Wald, in gutemund schlechtem Wetter; das hat von unten bis oben halt nur Nadeln gehabt statt Blätter. Die Nadeln, die haben gestochen, das Bäumlein, das hat gesprochen: 2. Alle meine Kameraden haben schöne Blätter an, und ich habe nur Nadeln, niemand rührt mich an; dürst' ich wünschen, wie ich wollt', wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold.

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 12

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
12 Darnach trat der Vater an den Tisch und fand ein seines, großes Blatt; darauf war ein schöner und frommer Gesang von dem zweiten Sohne, der eben heimgekommen war von der Hochschule. Und als der Vater es las, lächelte er und seine Thränen fielen auf das Blatt. Da sahen die drei Kleinen den Vater an und sagten: „Nicht wahr, lieber Vater, wir können noch nichts geben und nichts fertigen? Wir sind noch zu klein." — Der Vater aber nahm sie alle drei, das Mägdlein und die beiden Knaben, und drückte sie an sein Herz und sagte: „O denket nicht, daß eure Gabe gering sei in meinen Augen! Schlagen doch eure kleinen Herzen so gut, wie die anderen, und mein Vaterherz für euch alle!" Krummacher. 31. Wunsch. Ein gutes Kind gern wär’ ich nun Und wollte nie was Böses thun, Dass Vater und Mutter und alle hier Sähen ihre Lust und Freude an mir! Du lieber Gott, der alles thut, 0 hilf auch mir und mache mich gut! Hey. 32. Die Heinzelmännchen. 1. Wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem! Denn war man faul, — man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich. Da kamen bei Nacht, ehe man's gedacht, die Männ- lein und schwärmten und klappten und lärmten und rupften und zupften und hüpften und trappten und putzten und schabten .... Und eh' ein Faulpelz noch erwacht, war all sein Tagewerk .... bereits gemacht! 2. Die Zimmerleute streckten sich hin auf die Spän' und reckten sich. Jndesien kam die Geisterschaar und sah, was da zu zimmern war, nahm Meißel und Beil und die Säg' in Eil'; sie sägten und stachen und hieben und brachen, berappten und kappten, visirten wie Falken und setzten die Balken.... Eh' sich's der Zimmermann versah, klapp! stand das ganze Haus.... schon fertig da! 3. Beim Bäckermeister war nicht Noth, die Heinzelmännchen backten Brot. Die faulen Bursche legten sich, die Heinzelmännchen regten sich und ächzten daher mit den Säcken schwer und kneteten tüchtig und wogen es richtig und hoben und schoben und fegten und backten und klopften und hackten. Die Bursche schnarchten noch im Chor, da rückte schon das Brot, .... das neue, vor! 4. Beim Fleischer ging es just so zu: Gesell und Bursche lag in Ruh'. Indessen kamen die Männlein her und hackten das Schwein die Kreuz und die Quer; das ging so geschwind, wie die Mühl' im ■ Wind. Die klappten mit Beilen, die schnitzten in Speilen. Die spülten, die wühlten und mengten und mischten und stopften und wischten. That der Gesell die Augen auf, wapp! hing die Wurst da schon zum Ausverkauf!

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 16

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
16 I hingekommen wäre. Also liess der Herr seinen Wagen anspannen, fuhr hinaus in’s Dorf und fragte bei ihm an, ob er der Doktor Allwissend wäre. „Ja, der wär’ er." So sollte er mitgehen und das gestohlene Geld wieder schaffen. „0 ja, aber die Grethe, seine Frau, müsste auch mit." Der Herr war das zufrieden, liess sie beide in den Wagen sitzen,*) und sie fuhren zusammen fort. Als sie auf den adeligen Hof kamen, war der Tisch gedeckt, da sollte er erst mit essen. „Ja, aber meine Frau, die Grethe auch," sagte er, und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. Wie nun der erste Bediente mit einer Schüssel schönem Essen kam, stiess der Bauer seine Frau an und sagte: „Grethe, das war der erste," und meinte, es wäre derjenige, welcher das erste Essen brächte. Der Bediente aber meinte, er hätte damit sagen wollen: „Das ist der erste Dieb," und weil efs nun wirklich war, ward ihm angst, und er sagte draussen zu seinen Kameraden: „Der Doktor weiss alles, wir kommen übel an, er hat gesagt, ich wäre der erste." Der zweite wollte gar nicht hinein, er musste aber doch. Wie er nun mit seiner Schüssel kam, stiess der Bauer seine Frau an: ¿Grethe, das ist der zweite." Dem Bedienten ward ebenfalls angst, und er machte, dass er hinaus kam. Dem dritten ging’s nicht besser; der Bauer sagte wieder: „Grethe, das ist der dritte.“ Der vierte musste eine verdeckte Schüssel hereintragen, und der Herr sprach zum Doktor, er solle seine Kunst zeigen und rathen, was darunter läge; es waren aber Krebse. Der Bauer sah die Schüssel an, wusste nicht, wie er sich helfen sollte, und sprach: „Ach, ich armer Krebs!“ Wie der Herr das hörte, rief er: „Da, er weiss es, nun weiss er auch, wer das Geld hat!* Dem Bedienten aber ward gewaltig angst, und er blinzelte den Doktor an, er möchte einmal heraus kommen. Wie er nun heraus kam, gestanden sie ihm alle vier, sie hätten das Geld ge- stohlen; sie wollten’s ja gerne herausgeben und ihm eine schwere Summe dazu, wenn er sie nicht verrathen wollte; es ging ihnen sonst an den Hals. Sie führten ihn auch hin, wo das Geld ver- steckt lag. Damit war der Doktor zufrieden, ging wieder hinein und sprach: „Herr, nun will ich in meinem Buche suchen, wo das Geld steckt." Der fünfte Bediente aber kroch in den Ofen und wollte hören, ob der Doktor noch mehr wüsste. Der sass aber und schlug sein Abcbuch auf, blätterte hin und her und suchte den Göckelhahn. Weil er ihn nun nicht gleich finden konnte, sprach er: „Du bist doch darin und musst auch heraus.* Da meinte der im Ofen, er wäre gemeint, sprang voller Schrecken heraus und rief: „Der Mann weiss alles!“ Nun zeigte der Doktor Allwissend dem Herrn, wo das Geld lag, sagte aber nicht, wefs gestohlen hatte, bekam von beiden Seiten viel Geld zur Belohnung und ward ein berühmter Mann. Grimm. *) — sich setzen.*

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 18

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
18 46. Erdbeerüed. Ein Mägdlein an des Felsen Rand Ein nacktes Erdbeersträuchlein fand, Von Sturm und Regengüssen Zerzaust und losgerissen. Da sprach das Mägdlein leise: Du arme nackte Waise, Komm mit mir in das Gärtchen mein, Du sollst mir wie ein Kindlein sein! Drauf macht es wohl die Würzlein los Und trug daspflänzchen in demschooss Und spähte, still und wonnig, Ein Plätzchen, kühl und sonnig, Und wühlte in der Erde In emsiger Geberde Und pflanzte nun das Pflänzchen drein Und sprach: „Das soll dein Bettchen sein.“ Und als die Frühlingszeit erschien, Begann das Pflänzchen schön zu blüh’n, ’Wie sieben weisse Sterne, Das sah das Mägdlein gerne; Die wurden sieben Beeren, Als ob’s Rubinen wären. „Gelt,“ sprach es, „es will dankbar sein Und meint, ich sei sein Mütterlein.“ Kr ummacher. 47. Frühlingslied. I. Die Luft ist blau, das Thal ist grün, Die kleinen Maienglocken blüh'n Und Schlüsselblumen drunter, Der Wiesengrund Ist schon so bunt Und malt sich täglich bunter. 48. 2. Drum komme, wem der Mai gefällt, Und freue sich der schönen Welt Und Gottes Vatergüte, Die solche Pracht Hervorgebracht, Den Baum und seine Blüthe. Hölty. Das Erwachen der Blumen. Wo sind alle Blumen hin? Schlafen in der Erde drin, weich von Schneebettchen zugedeckt. Stille nur, dass sie niemand weckt I — Ueber’s Jahr mit dem Sonnenschein tritt der liebe Gott herein, nimmt die Decke hinweg ganz sacht, ruft: „Ihr Kinder, nun all’ erwacht!“ Da kommen die Köpfchen schnell herauf, da thun sie die hellen Augen auf. Hey. 49. Unzählbar. 2. Jeden bunten Schmetterling, All' die Käfer, wie sie brummen, All' die Bienchen, wie sie summen, Jedes Würmchen, armes Ding. I. Ich wollte, ich könnte so weit zählen, Daß mir kein einz'ges sollte fehlen Von den Thierchen, von den vielen, Die im Garten draußen spielen; Z. Wer kann alle zählen und nennen? Wer kann alle sehen und kennen? Wer hat allen gar gegeben Speise und Trank und Lust und Leben? Hey. 59. Unter grünen Bäumen. 1. Wenn hier nur kahler Boden wär’, wo jetzt die Bäume steh'n, das wäre doch, bei meiner Ehr'! ihr Herr'n, nicht halb so schön. Dann wäre um uns her kein Baum und über uns kein Zweig; dann wäre hier ein kahler Raum, und ich marschirte gleich. . 2. So bin ich wie ein Fisch im Meer und bleibe gerne hier; vwant die Bäume um uns her, der Zweig hier über mir! Und zählen kann ein Mensch sie nicht, sind ihrer gar zu viel; und jeder macht es grün und dicht, und jeder macht es kühl. 3. Es pflegen wohl die reichett Leut' auch Wald zu machen gern; da pflan- zen denn die Läng' und Breit' die klug' und weisen Herr'n in eine lange Reihe hin gar künstlich Baum und Strauch und meinen dann in ihrem Sinn, sie hätten's wirklich auch.

9. Lesebuch für Volksschulen - S. 20

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
20 55» Lied vom Reifen. 1. Seht meine lieben Bäume an, Wie sie so herrlich steh'n, Auf allen Zweigen angethan Mit Reifen wunderschön! - 2. Von unten an bis oben aus, Auf allen Zweigelein Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus Und kann nicht schöner sein. 3. Und alle Bäume rund umher, All', alle weit und breit Steh'n da geschmückt mit gleicher Ehr', Mit gleicher Herrlichkeit. 4. Wir seh'n das an und denken noch Einfältiglich dabei, Woher der Reif, und wie er doch Zu Stande kommen sei. 5. Denn gestern Abend — Zweiglein rein, Kein Reifen in der That! — Muß einer doch gewesen sein, Der ihn gestreuet hat. 6. Ein Engel Gottes geht bei Nacht, Streut heimlich hier und dort, Und wenn am Morgen man erwacht, Ist er schon wieder fort. 7. Du Engel, der so gütig ist, Wir sagen Dank und Preis. O mach' uns doch zum heil'gen Christ Die Bäume wieder weiß! Matthias Claudius. 56. Lied hinter dem Ofen zu singen. 1. Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer; sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an und scheut nicht süß noch sauer. 2. War je ein Mann gesund, ist er's; er krankt und kränkelt nimmer, weiß nichts von Nachtschweiß, noch Vapeurs, und schläft im kalten Zimmer. 3. Er zieht sein Hemd im Freien an und läßt's vorher nicht wärmen und spottet über Fluß im Zahn und Kolik in Gedärmen. 4. Aus Blumen und aus Vogelfang weiß er sich nichts zu machen, haßt warmen Drang und warmen Klang und alle warmen Sachen. 5. Doch wenn die Füchse bellen sehr, wenn's Holz im Ösen knittert und um den Ofen Knecht und Herr die Hände reibt und zittert; 6. Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und Seen krachen; das klingt ihm gut, das haßt er nicht, dann will er sich todt lachen. 7. Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus beim Nordpol an dem Stran.de; doch hat er auch ein Sommerhaus im lieben Schweizerlande. 8. Da ist er denn bald dort, bald hier, gut Regiment zu führen, und wenn er durchzieht, stehen wir und seh'n ihn an und frieren. Matthias Claudius. 57. Winterliecl 1. Wie ruhest du so stille In deiner weissen Hülle, Du mütterliches Land! Wo sind des Frühlings Lieder, Des Sommers bunt Gefieder Und dein beblümtes Festgewand? 2. Du schlummerst nun entkleidet; Kein Lamm, kein Schäflein weidet Auf deinen Au’n und Höh’n. Der Vöglein Lied verstummet, Und keine Biene summet; Doch bist du auch im Winter schön. 3. Die Zweig’und Aestlein schimmern, Und tausend Lichter flimmern, Wohin das Auge blickt. Wer hat dein Bett bereitet, Die Decke dir gespreitet Und dich so schön mit Reif ge- schmückt? 4. Der gute Vater droben Hat dir dein Kleid gewoben, Er schläft und schlummert nicht. So schlumm’re denn in Frieden; Der Vater weckt die Müden Zu neuer Kraft, zu neuem Licht. 5. Bald in des Lenzes Wehen Wirst du verjüngt erstehen Zum Leben wunderbar; Sein Odem schwebt hernieder, Dann, Erde, stehst du wieder Mit einem Blumenkranz im Haar. F. A, Krummacher.

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 21

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
21 58. Lied von den grünen Sommervögelein. 1. Es kamen grüne Vögelein Geflogen her vom Himmel Und setzten sich im Sonnenschein Im fröhlichen Gewimmel All' an des Baumes Aeste, Und saßen da so feste, Als ob sie angewachsen sei'n. 2. Sie schaukelten in Lüften lau Auf ihren schwanken Zweigen, Sie aßen Licht und tranken Thau Und wollten auch nicht schweigen; Sie sangen leise, leise Auf ihre stille Weise Von Sonnenschein und Himmelblau. 3. Wenn Wetternacht auf Wolken saß, So schwirrten sie erschrocken, Sie wurden von dem Regen naß Und wurden wieder trocken; 59. Die Tropfen rannen nieder Vom grünenden Gefieder, Und desto grüner wurde das. 4. Da kam am Tag der scharfe Strahl, Ihr grünes Kleid zu sengen, Und nächtlich kam der Frost einmal, Mit Reif es zu besprengen; Die armen Vöglein froren, Ihr Frohsinn war verloren, Ihr grünes Kleid war bunt und fahl. 5. Da trat ein starker Mann zum Baum Und hub ihn an zu schütteln, Vom obern bis zum untern Raum Mit Schauer zu durchrütteln; Die bunten Vöglein girrten Und auseinander schwirrten; Wohin sie flogen, weiß man kaum. Rückert. Räthsel. 1. Vier Brüder geh'n Jahr aus, Jahr ein im ganzen Land spazieren; doch jeder kommt für sich allein, uns Gaben zuzuführen. 2. Der erste kommt mit leichtem Sinn, in reines Blau gehüllet, streut Knospen, Blätter, Blüthen hin, die er mit Düften füllet. 3. Der zweite tritt schon ernster auf, mit Sonnenschein und Regen, streut Blumen aus in seinem Lauf, der Ernte reichen Segen. 4. Der dritte naht mit Ueberfluß und füllet Küch' und Scheune, bringt uns zum süßesten Genuß viel Aepfel, Rüss' und Weine. 5. Verdrießlich braust der vierte her, in Nacht und Graus gehüllet, sieht Feld und Wald und Wiesen leer, die er mit Schnee erfüllet. 6. Wer sagt mir, wer die Brüder sind , die so einander jagen? Leicht räth sie wohl ein jedes Kind; drum brauch' ich's nicht zu sagen. 60. Die Bremer Stadtmusikanten. Es hatte ein Mann einen Esel, der ihm schon lange Jahre treu gedient, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so daß er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da wollt' ihn der Herr aus dem Futter schaffen, aber der Esel merkte, daß kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen; dort, dachte er, kannst du ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte, wie einer, der sich müde gelaufen. „Nun, was jappft du so?" sprach der Esel. „Ach," sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen todtschlagen, da habe ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" „Weißt du was," sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen, dort Stadtmusikant zu werden, geh' mit und laß dich auch bei der Musik annehmen." Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze auf dem Wege und machte ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter.
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