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\nber thronen die Götter in ewiger Kraft und Herrlichkeit auf den höchsten
Gipfeln des Himmalaya in paradiesischen Gärten und Palästen. Auch glaub-
ten die Inder an eine Seelenwanderung (Metempsychose) und
nahmen "cm, daß die menschliche Seele nur zur Strafe, die sie in einem
frühern Dasein verschuldet, dem irdischen Körper zugesellt sei und ihr Stre-
den und Ziel Wiedervereinigung mit der göttlichen Weltseele sein müßte.
Während nun die Seele des Weisen, Helden oder Büßers ihren Gang nach
Oben durch leuchtende Gestirne antritt und endlich mit dem geistigen Ur-
wesen, von dem sie ausgegangen, wieder vereinigt wird, muß die Seele
eines verstorbenen bösen Menschen nach dem Urtheile der Todtenrichter wie-
der in einen andern oft niedrigeren (Thier-) Körper und beginnt ihre Wan-
derung von Neuem. Zu ihrem Götzendienst gehörten blutige und unblutige
Opfer, Waschungen im Ganges und andern heiligen Flüssen; als verdienst-
lich galten Wallfahrten, Beten, Fasten, Büßungen mit Selbstpeinigungen,
insbesondere aber das Versenken aller seiner Gedanken in die Betrachtung
des Brahma. Dazu kamen manche Gebräuche und Satzungen, welche alles
sittliche Gefühl verletzen, wie der unzüchtige Tanz der gottgeweiheten Jung-
frauen (Vasaderen), die Verbrennung der Weiber nach dem Tode
ihrer Männer, Kindesopfer u. dergl. In hochmüthiger Werkheiligkeit hält
es der indische Büßer für eine Sünde, Ameisen zu zertreten, macht sich aber
kein Gewissen daraus, arme Pilger verschmachten zu lassen.
Was die staatlichen und bürgerlichen Einrichtungen der Inder anlangt,
so haben sie sich von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart fast unver-
ändert erhalten. Die ganze Bevölkerung war nämlich in gewisse Kasten
eingetheilt d. h. Stände, welche von dem Vater auf den Sohn forterben
und die verschiedenen Klassen der menschlichen Gesellschaft durch unübersteig-
liche Schranken von einander trennen. Die erste und einflußreichste Kaste der
Inder bildeten die Brahmanen (Braminen) oder Priester; auf sie
folgten die Kschatrya's oder Krieger, aus deren Mitte die Könige
(Radscha's) hervorgingen, welche ihre obersten Diener und Räthe aber
nur aus der Priesterkaste nehmen durften; die dritte Stelle nahmen die
Vaisya's oder Gewerbtreibenden ein, zu denen namentlich die Kauf-
leute und Ackerbauer gehörten; auf der vierten Stufe standen die Sudra's
oder Sklaven, die schwarzfarbigen unterworfenen Ureinwohner mit ganz
verschiedener Sprache, welche nicht einmal die heiligen Bücher lesen, an den
Opfern Theil nehmen und die Weihe der Wiedergeburt durch den heiligen
Gürtel erhalten durften. Als der Auswurf der menschlichen Gesellschaft
wurden und werden die dunkelfarbigen P aria's betrachtet, Sprößlinge uner-
laubter Mischehen verschiedener Kasten, von denen unsere Zigeuner herkom-
men. Alle Gemeinschaft mit ihnen ist streng untersagt; sie sind unrein und
ihr bloßer Anblick verunreinigt. Die Braminen wußten ihre Unverletzbarkeit
durch die empörendsten Strafen, ihre Herrschaft durch die unerhörtesten Vor-
rechte zu sichern und hatten auf alle erdenklichen Fälle des bürgerlichen
Lebens tiefst eingreifenden Einfluß. Uebrigens geschah es durch diese Kasten-
einrichtung, daß die unteren Kasten in einem dauernden Zustande schmählicher
Knechtschaft und Verthierung erhalten wurden, die oberen aber aus Stolz
und Hochmuth in der überkommenen Bildung erstarrten.
Eine zweite Klasse von Denkmalen haben die alten Inder in ihren
Bauwerken und Götterbildern hinterlassen, deren Ruinen noch fetzt den Be-
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Grad von Ausbildung erlangt. Nur in der Darstellung der menschlichen
Gestalt blieben die Aegypter auf der Stufe der Kindheit zurück und über-
ließen es den Griechen, hierin die ersten und bleibenden Muster aufzu-
stellen.
Auch in Aegypten finden wir die Einteilung des Volks nach Kasten
wieder. Obenan standen die Priester: sie waren nicht nur im Besitz groß-
ßer Reichthümer und Ländereien, sondern besaßen auch fast ausschließlich
alle höhern wissenschaftlichen Kenntnisse; sie verrichteten nicht blos den Dienst
der Götter und die religiösen Ceremonien, sondern waren auch Richter,
Aerzte, Naturforscher, Baumeister und Räthe des Königs. Sie trugen ge-
schorenes Haupt, weißleinene Kleidung und beobachteten in Bezug auf Speise
und Trank eine strenge Lebensweise. Auf sie folgte die Kaste der Krieger,
aus deren Mitte, als Heerführer und Beschützer des Landes, die Könige
hervorgingen. Die Krieger waren in gewissen Landstrichen angesiedelt, von
deren Ertrag sie lebten, und durften kein anderes Gewerbe treiben. Zur
dritten Kaste gehörten die Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute,
wahrscheinlich auch die Ackerbauer. Von der vierten Kaste, den Viehhirten,
heißt es in der Bibel, daß sie den Aegyptern ein Greuel waren. Sogar
der Zutritt zu den Tempeln war ihnen untersagt. Zu diesen vier Kasten
kamen später noch die der Dolmetscher und Schiffer.
Unter den Gesetzen und Einrichtungen der alten Aegypter waren manche
weise und gut, viele auch ganz eigenthümlich und absonderlich. Ihre Re-
ligion Bestaub wesentlich in Natur- und Thierdienst. In der äthiopisch-
ägyptischen Götterlehre hieß das höchste oder Urwesen Jao, das wie der
indische Brahma unsichtbar ist, aber gleichfalls in der Erscheinung als Sonne
sich darstellt, und zwar zuerst in der Sommersonne als Osiris oder Gott
des Lichts und Lebens, und dann in der Wintersonne als Ser apis oder
Gott der Finsterniß und des Todes verehrt wurde. Im Winter wird
Osiris (auch Sinnbild des Nils) von seinem Bruder Typ hon, dem
Gott alles Bösen, der Wüste und des Meeres, getödtet und geht in die
Unterwelt. Der Mond und die befruchtete Erde wurde unter dem Namen
Isis und so die übrigen Planeten als besondere Götter verehrt. Trotz
dieser höhern, mehr nur den Priestern bekannten Götterlehre artete die Re-
ligion der Aegypter doch in den seltsamsten, häßlichen Thierdienst aus, der
selbst andern heidnischen Völkern zum Gespött wurde. Als besonders heilig
galten Krokodile, Katzen, Ichneumon, Schlangen, Hunde, Ibis, Sperber
u. a. m. Wer eines dieser Thiere mit Vorsatz tödtete, mußte sterben;
einige Thiere wurden von angesehenen Männern bedient, mit kostbaren Spei-
sen gefüttert, gesalbt, gebadet und wenn sie starben, mit kostbaren Speze-
reien einbalsamirt. Uebrigens wurden nicht in allen 36 Bezirken des Lan-
des dieselben Thiere verehrt, sondern oft sehr verschiedene. Nur allein dem
Stier, als dem Sinnbilde des Osiris oder der Sonne, wurde unter dem
Namen Apis die allgemeinste und höchste Verehrung gewidmet. Wenn er
starb, so herrschte allgemeine Trauer in Aegypten, bis die Priester seinen
Nachfolger (einen schwarzen Stier mit einem weißen Dreieck auf der Stirn,
einem halbmondförmigen Fleck aus der rechten Seite und einem käferartigen
Knoten unter der Zunge) aufgefunden und in feierlicher Procession einge-
holt hatten.
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flohen nach einer Lcnachlarten Insel und gründeten das meerumfluthete
Neu-Tyrus. Späterhin aber theilte Phönizien mit ganz Vorderasien
und Aegypten das Schicksal der persischen Unterjochung.
§ 9. Griechen.
I. Land und Volk.
Der Lauf unserer Erzählung führt uns nun weiter nach dem kleinen,
aber vielgestaltigen Europa, dessen südliche Halbinseln vom mittelländischen
Meere bespült werden, und zwar zunächst nach Griechenland, welches dem
asiatischen Despotismus einen mächtigen Damm entgegen stellte. Dort in
den Reichen des Orients, in Indien, Assyrien, Babylonien und Aegypten,
begegneten uns nur Despoten und Sclavenheerden, hier in Griechenland,
nach Freiheit ringende Menschen und Völker; dort erstarrte bei der Kasten-
einrichtung die Bildung Jahrtausende lang in trauriger Einförmigkeit und
wurde aller Fortschritt zum Bessern durch die Fesseln der Kaste gehemmt,
hier trieb das Streben nach vielseitiger volksthümlicher Entwickelung die
herrlichsten Blüthen in überraschender Mannichfaltigkeit. Erst im weitern
Verlauf der Geschichte wird es uns klar werden, wie gerade die Grie-
chen, das erste und älteste weltgeschichtliche Volk Europas, durch ihre Sprache
und Bildung nach Gottes Rath dazu bestimmt waren, das Heil, das von
dem Welterlöser aus Juda kommen sollte, für die übrige Heidenwelt zu
vermitteln.
Unter Griechenland im Allgemeinen versteht man die Halbinsel, welche
südlich vom Hämusgebirge (Balkan) in das mittelländische Meer sich erstreckt,
im Westen vom ionischen, im Osten vom ägeischen Meere und im Norden
von Macedonien begrenzt. In dieser Ausdehnung mag das Land etwa
2000 Quadratmeilen umfassen. Die kleine Halbinsel im Süden, der Pe-
loponnes (das heutige Morea), bestand aus acht Landschaften, unter
welchen Laconica mit der Hauptstadt Sparta oder Lacedämon.
Ueber die Landenge von Korinth gelangte man in das eigentliche Griechen-
land, Hellas (heutzutage Livadien), welches ebenfalls acht Landschaf-
ten enthielt, darunter Attica mit der Hauptstadt Athen. Nordgriechen-
land bestand aus den beiden, von hohen Gebirgen umschlossenen Landschaften
Thessalien und Epirus. Außerdem waren noch die Inseln im ionischen
und ägeischen Meere von Griechen bewohnt.
Griechenland war in den ältesten Zeiten von Nachkommen Japhet's, den
Pelasgern und Hellenen, besetzt. Die Hellenen verdrängten nach
und nach die stammverwandten Pelasger oder verschmolzen mit ihnen. Um
den gemeinschaftlichen Namen der Hellenen zu erklären, erzählen die spätern
Griechen, daß sie alle von einem alten Könige Deucalion herstammten
und zwar von dessen zweitem Sohne Hellen. Dieser Hellen hatte drei
Sühne: Aeolus, Dorus und Ruthus, und letzterer wiederum zwei:
Jon und Ach aus. So führten also die vier Hauptstämme der Hellenen:
die Aeoler, die Dorer, die Ionier und Achäer ihren gemeinsamen
Ursprung aus Hellen zurück. Zu diesen Ureinwohnern Griechenlands kamen
späterhin über das Meer her eingewanderte Ausländer, welche mancherlei
Kenntnisse mitbrachten: der Aegypter Cecrops, welcher um 1582 v. Chr.
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Extrahierte Personennamen: Jon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Indien Assyrien Babylonien Griechenland Europas Gottes Juda Griechenland Balkan Macedonien Sparta Korinth Athen Thessalien Epirus Griechenland Griechenlands
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neu erneuert hatte, sehen wir die Menschheit in eine neue Bahn der Ent-
wicklung eintreten. Von der, Hochebenen Armeniens wandten sich Noah's
Nachkommen zunächst südöstlich und wohnten in einer Ebene des Landes
Sinear zwischen Euphrat und Tigris (Mesopotamien, Mittelstromland).
Hier von Babel (Babylon) aus, der Stadt der Verwirrung, läßt
dann die Schrift den Strom der dicht gedrängten Bevölkerung, welche nun
durch die Verschiedenheit der Sprachen in verschiedene Völker und Nationen
zerfällt, in mehrere Arme sich theilen. Japhet's Nachkommen besetzten
die Halbinsel zwischen Ganges und Indus, die Steppen Hochasiens, das
kaukasische Gebirgsland, die kleinasiatische Halbinsel und fast ganz Europa.
Die von Sem herstammenden Völker bewohnten Babylonien lind Mesopota-
mien, Syrien oder das Land- zwischen dem Euphrat, dem mittelländischen
Meere und dem Taurusgebirge, die arabische Halbinsel und Assyrien auf
der Ostseite des Tigris. Ham's Nachkommen bevölkerten Afrika, die
Länder östlich vom Ganges und die Steppen Hochasiens im Norden des
Himmalaya.
ir. Die M e n s ch e n r a s s e n.
Nach den Verschiedenheiten, welche unter den Bewohnern des Erdkrei-
ses in Beziehung auf ihre geistigen und körperlichen Eigenschaften obwalten,
nimmt man fünf Menschenstämme oder Menschenrassen an: die kaukasische,
die äthiopische oder Ncgerrasse, die mongolische und die zwei untergeord-
neten Mittelrassen: die malayische oder australische und die amerikanische.
Japhetiten und Semiten haben die regelmäßige Körperbildung, welche man
die kaukasische nennt, wogegen die mongolische und äthiopische Körperbildung
überall die Nachkommenschaft Ham's verräth.
Zwar haben nun manche Gelehrte wegen der Nassenverschiedenheit der
Menschen von verschiedenen Menschenpaaren gefabelt, von welchen die Be-
wohner jedes Erdtheils oder jeder größern Inselgruppe abstammen sollten;
allein die Humanität fordert, und die Wissenschaft bestätigt die biblische
Wahrheit, daß von Einem Blute aller Menschen Geschlechter
aus dem Erdboden wohnen. Sie erweist die Einheit des Menschen-
geschlechts aus der Aehnlichkeit des Lebensprocesses bei allen Stämmen, aus
der Uebereinstimmung des innern Baues und Knochengerüstes und erklärt
hinreichend aus der Einwirkung der Klimate, der Sitten, Gebräuche und
Lebensarten, wie aus einem und demselben Urstamme jene Abarten oder
Varietäten haben entstehen können.
C. Wohnsitze und Lebensweisen der Völker.
Nach der Verschiedenheit der Wohnsitze, welche die Menschen einnah-
men, wählten sie auch verschiedene Lebensweisen und Beschäftigungen. Die
Bewohner der Steppen und Wüstw, wo sich nur hie und da fruchtbare
Weideplätze finden, wählten ein Hirtenleben und zogen als wandernde Stäm-
nw, N o m a d e n, unter einem Stammes-Aeltesten oder Patriarchen mit
ihren Zelten und Heerden von Ort zu Ort. Die in fruchtbaren Ebenen
wohnten, widmeten sich dein Ackerbau und den Künsten des Friedens,
während die rauhen abgehärteten Bergbewohner sieh der Jagd erga-
den und an Raub und Krieg Gefallen fanden. Ost versanken solche Jagd-
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§ 4. Chinesen. Confucius.
Von der armenischen Hochebene also und dem Lande Sinear, als der
Wiege des neuen Menschengeschlechts nach der Sündfluth, theilte sich der
Strom der Völker nach verschiedenen Richtungen. Dabei waren die hohen
Gebirge Asiens in den Urzeiten gleichsam die Brücken, welche die einzelnen
Hochlande verbanden, während die Niederungen nur allmälig austrockneten.
Auch weisen die Erinnerungen und Sagen, welche sich bei den Culturvölkern
der alten Welt über ihre Herkunft erhalten haben, noch deutlich genug auf
Mittelasien hin. So kam von der Wüste Ko bi oder Sch amo herab,
welche mit dem großen Gebirgsrücken Mittelasiens zusammenhangt, in uralter
Zeit ein Volk mongolischer Nasse in das weite, wohl bewässerte und an allen
Naturerzeugnissen reiche China im äußersten Osten Asiens und machte die-
ses durch Gebirge, Wüsten und Meere begrenzte Land zu einem Schauplatz
eigenthümlicher, bis auf den heutigen Tag unverändert gebliebener Bildung.
Wann Dies geschehen, wissen wir nicht genau; denn die älteste Geschichte
des chinesischen Reichs, das erst seit den Zeiten der Kreuzzüge den Euro-
päern einigermaßen bekannt geworden ist und das setzt mit seinen zinsbaren
Ländern im Ganzen 250,000 Quadratmeilen mit gegen 200 Millionen Ein-
wohnern umfaßt, verliert sich in eine sagenhafte (mythische), von den chine-
sischen Schriftstellern zu Jahrmillionen ausgedehnte Zeit, in welcher der
angebliche Gründer des Reichs China, der an Noah erinnernde und als
Erfinder der Schrift, der Musik und Zeitrechnung verehrte Kaiser Fohi
lebte. Erst mit dem berühmten Kaiser Mao um 2207 v. Chr. beginnt eine
lichtere Periode. Um das Jahr 500 v. Chr. lebte am Hofe des Fürsten
von Lou der berühmte chinesische Weise Confucius (Kong-fn-tse), der
als Religions- und Staatsverbesserer austrat und wegen seiner Sittenstrenge
verfolgt wurde, aber noch als Flüchtling und Verbannter Tausende von An-
hängern fand und nach seinem Tode eine bleibende Verehrung, ja Tempel
und Altäre erhielt. Seine Lehren sind niedergelegt in vier heiligen, von ihm
verfaßten oder gesammelten Büchern (Kings), von denen der Schu-
king das berühmteste ist. Diese Religion ist ihrem Wesen nach Natur-
und Menschenvergötterung (Pantheismus), welche in ihrer Sittenlehre alle
Freiheit und Würde des Menschen aufhebt und nebenbei eine abergläubische
Natur- und Schutzgeisterverehrung zuläßt; denn nach ihr wird der Himmel
(Thien) und die Naturordnung als Gott angeschaut, der sich in dem jedes-
maligen Kaiser, „dem Sohne des Himmels," verkörpert. Dabei stellt sie
als höchsten sittlichen Grundsatz eine maßlose Unterwürfigkeit der Kinder
gegen die Eltern, der Weiber gegen die Männer, der Unterthanen gegen
ihre Fürsten auf. Im Jahr 256 v. Chr. wurde zum Schutz des Reichs
gegen die Tartaren der Bau jener weltberühmten chinesischen Mauer begon-
nen, welche, 30 Fuß hoch und 5 Fuß breit, im Norden China's in einer
Länge von 300 deutschen Meilen über hohe Gebirge und durch tiefe Thäler
und mittelst Bogen über breite Ströme hinläuft, was jedoch nicht verhindern
konnte, daß im 13. Jahrhundert n. Chr. China eine Beute der Mongolen
wurde und im 17. Jahrhundert n. Chr. die tartarischen Mandschu das
Reich eroberten und das noch jetzt bestehende Herrschergeschlecht (Dynastie)
Taitsing gründeten.
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Extrahierte Personennamen: Confucius Fohi
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Mittelasien Mittelasiens China Asiens China China
Schon sehr früh kannten die Chinesen den Comp aß, das Schieß-
pulver und eine Art Bücherdruck, und waren von Alters her berühmt
im Seidenbau, in der Bereitung von feinem Porzellan, von Schreib-
materialien, Lackwaarcn und anderen Gewerbserzeugnissen. Der Ackerbau
wurde von jeher mit ungemeinem Fleiße betrieben und steht unter der unmit-
telbaren Obhut des Kaisers, der jährlich ein bestimmtes Stück Land selbst
bebaut und bepflügt. Als ein treuer Abdruck des Wesens und Charakters
der Chinesen erscheint ihre seltsame Sprache und Schrift. Ihr ganzer
Sprachschatz besteht nämlich nur aus 450 einsylbigen Wörtern, die durch
vier verschiedene Betonungen 1203 Wortlaute geben und, genau auf dieselbe
Weise ausgesprochen, manchmal 30 — 40 verschiedene Bedeutungen haben,
was die Verständigung außerordentlich erschwert. Ihre Schrift besteht nicht
aus Buchstaben, sondern aus 80,000 künstlich zusammengesetzten, einen Be-
griff, nicht ein Wort oder einen Laut, ausdrückenden Zeichen oder Bildern
(Chiffern), so daß zum bloßen Lesenlernen Jahre erforderlich sind!
Trotz ihrer uralten Bildung sind die Chinesen früh stehen geblieben
und schon seit Jahrtausenden in eine geistige Erstarrung gefallen, so daß sie
jene Erfindungen weder zu rechter Entwicklung gebracht, noch in den bilden-
den Künsten die Stufe treuer, aber steifer Naturnachahmung überschritten
haben. Der fast göttlich verehrte Kaiser und ein in neun Rangstufen ge-
theilter Gelehrten- und Beamtenstand (Mandarinen) halten das mit
großer Verachtung behandelte Volk bei dem Herkömmlichen fest und schließen
es ängstlich von allem Verkehr mit andern Völkern ab. So kommt Vieles
zusammen, um dieses Volk zu einem Volke feiger und kriechender Knechte
ohne Thatkraft, Ehrgefühl und geistigen Aufschwung zu machen, das aber
dennoch in dünkelhafter Selbstbewunderung und hochmüthiger Verachtung
andere Völker insgesammt Barbaren nennt. Aber auch für dieses Land und
Volk ist das freimachende Evangelium von Jesus Christus die Macht, welche
den seit Jahrtausenden auf ihm ruhenden Zauber lösen und seine Geistes-
fesseln sprengen wird, wozu jetzt um so größere Hoffnung vorhanden ist,
nachdem das Schwert und die Kanonen der Engländer seit 1842 allen
europäischen Flaggen den Zugang zum „himmlischen Reiche" erzwungen
haben.
§ 5. Arier. Inder.
Gleichfalls in uralter Zeit finden wir im tibetanischen Hochlande, in
den Quellgebieten der Flüsse Dsjihun und Gihun (des Opus und
Japartes der Alten, des Amu und Sir der Neuern) ein wohlgestaltetes,
bildungsfähiges Nomadenvolk, die Arier. Als sie späterhin ihre Ursitze
verließen, siedelte sich ein Theil von ihnen in dem nordwärts vom Hindu-
kuschgebirge (dem Paropamisus der Alten) gelegenen Niederungen des Opus
und Jaxartes, in den nachmaligen Landschaften Sogdiana, Bactrien, Hyrca-
nien und Arachosien an, ein anderer Theil aber durchwanderte die südwest-
lichen Pässe dieses Gebirgs und bemächtigte sich des reichen und fruchtbaren
Vorderindiens. Jene, auch Jranier oder von ihrer Sprache das Zend-
Volk genannt, bildeten unter dem Priesterkönig Dsjemschid und seinen
Nachkommen einen Priesterstaat, dessen durch Zoroaster reformirte Religions-
und Rechtsverfassung auf die späteren Besieger des Zend-Volks, die Meder
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und Perser, überging. Die anderen erhielten von dem Lande Indien,
das sie besetzten, den Namen Inder (Hindu's).
Diese große Halbinsel zwischen dem Ganges und Indus (Sind), welche
an Größe Deutschland viermal übertrifft, ist von Natur mit den kostbarsten
und ausgesuchtesten Erzeugnissen, als den feinsten Kleidungs- und Färbe-
stoffen , Gewürzen und Spezereien, Gold, Perlen und Edelsteinen, reichlich
versehen und blieb bis auf Alexander's des Großen Zug nach Asien (330
v. Chr.) für die Europäer in ein sagenhaftes Dunkel gehüllt. Selbst nach
den großen Eroberungen, welche die Engländer im vorigen Jahrhundert da-
selbst gemacht haben, ist der dichte Schleier, welcher über dem indischen
Alterthum ruht, nur hie und da etwas gehoben. Daß aber schon im hohen
Alterthum ein bedeutender Grad von Bildung in diesem Lande geherrscht
habe, dafür zeugen die Schrift- und Baudenkmale, welche sich bis aus den
heutigen Tag daselbst erhalten haben.
In der alten heiligen, jetzt nur noch von den Gelehrten gekannten
Sprache der Inder (dem Sanskrit) sind noch viele Schriften vorhanden,
von welchen die vier Bücher der Veda's und das Gesetzbuch des Manu
für die ältesten gelten (1400 v. Chr.). Aus diesen Büchern sehen wir,
daß sie sich mit der Dichtkunst und Musik, mit der Natur-, Stern- und
Meßkunde (Medicin, Astronomie und Mathematik), mit der Sprach-, Rechts-
und Kriegswissenschaft und mit dem Nachdenken über die Entstehung der
Welt und des Menschen (Philosophie) beschäftigt haben. Auch sollen sie
nach Erzählung der Araber unsere Decimal-Ziffern (Zehnzifferspstem) erfun-
den haben. Wahrscheinlich hatten sie ursprünglich die Lehre von Einem
allmächtigen Gott, welchen sie das Brahma nannten d. h. das unerschaf-
fene Urgroße, in dem Alles seinen letzten Grund und Bestand hat und von
dem die ganze Natur durchdrungen ist. Als den vollkommensten Abdruck
dieses erhabenen Wesens faßten sie die Sonne. Jedoch mußte diese Lehre
der bald überhand nehmenden Vielgötterei weichen, indem sie fabelten, daß
aus dem Einen Urwesen durch Ausfluß (Emanation) zunächst drei Haupt-
götter hervorgegangen wären: V rahm an, der erschaffende, Wischn u,
der erhaltende, Siwa, der zerstörende Gott, entsprechend der leuchtenden,
der befruchtenden lind der zerstörenden Kraft der Sonne. Dem Siwa gaben
sie die gräßliche Kali, die Alles vernichtende Zeit, zur Gemahlin. Diese
Erscheinung des göttlichen Urwesens unter drei Hauptgestalten nennt man
die indische Trimurti d. h. Dreiheit. Abgebildet wurde Brahman auf
einem Schwane reitend mit vier Köpfen und vier Armen. Nach dieser Lehre
war der Welt im Anfang von dem Brahma eine bestimmte Ordnung vorgc-
zeichnet, nach welcher sie von selbst ihren Gang geht. Aber von Zeit zu
Zeit geräth sie ins Stocken und muß dann von dem verkörperten Wisch nu
als Krisch na wieder hergestellt werden. Für die achte Verkörperung Wisch-
nu's gab sich zwischen 1000 — 600 v. Chr. Buddha, eines Königs Sohn,
aus und wurde der Stifter des weitverbreiteten, die Kasteneinrichtung be-
drohenden, Tugend und Menschenliebe lehrenden Buddhaismus. Allein die
Buddhisten und ihre Priester, die Bonzen, wurden durch blutige Verfolgun-
gen aus Vorderindien verdrängt und flüchteten sich nach Hinterindien, Tibet,
ja selbst zu den Chinesen und Mongolen. Außer dieser dreigestaltigen Ur-
gottheit kommen noch acht Untergötter als Welthüter vor, worunter In-
dra, der Gott des Himmels, der oberste ist. Nach der Vorstellung der
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Extrahierte Personennamen: Krisch
Extrahierte Ortsnamen: Indien Deutschland Asien Wisch- Hinterindien Tibet
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feierliche Umzüge (Processionen) zu Ehren der Götter wurden veranstaltet,
der ganze Nil ertönte von dem Klange der Musikchöre und die mit Laub-
gewinden geschmückten Nilschiffe boten den Anblick schwimmender Gärten dar.
Wenn der Nil wieder in sein Bett zurücktritt, läßt er eineu fetten dicken
Schlamm zurück, auf welchen man sofort säen kann.
Im Süden Aegyptens, wo die verschiedenen Arme des Nils zusammen-
stoßen und wo heutzutage das Königreich Sennaar sich befindet, wander-
ten in vorgeschichtlicher Zeit wahrscheinlich aus Indien vertriebene Priester -
und Kriegerstämme ein und stifteten nach Unterjochung der schwarzen Urein-
wohner den Priesterstaat Meroe. Sie waren von dunkler, aber edler
Gesichtsbildung und gehörten keineswegs der Negerrasse an, sondern wurden
nur wegen ihrer Gesichtsfarbe von den Griechen Ae th io Pier (d. i. Sonn-
verbrannte), ihr Land Aethiopien (in der Bibel Kusch) genannt. Die
Lage ihrer gleichnamigen Hauptstadt Meroe im heutigen Distrikt Schendy
bezeichnen noch heute zerstörte Tempelüberreste, deren Umfang 4000 Fuß
beträgt. Außerdem sind noch Ruinen äthiopischer Tempel, die theils in
Felsen gehauen theils an Felsen gelehnt sind, und Gruppen von Pyra-
miden merkwürdig, die jedoch kleiner sind als die ägyptischen. Die Prie-
sterkaste, aus welcher der von heiligen Satzungen und Formen sehr einge-
engte König gewählt wurde, übte ihre Herrschaft mit so großer Milde aus,
daß der Ruf äthiopischer Frömmigkeit und Gerechtigkeit bis zu den fernsten
Völkern erscholl. Da Meroe der Mittelpunkt des Handels zwischen Afrika,
Indien und Arabien wurde, so gelangte es frühzeitig zu Reichthum und
Macht und verbreitete seine Religion und Bildung in mehreren anderen von
ihm gegründeten Staaten.
Von hier aus ist nun höchst wahrscheinlich durch Niederlassungen äthio-
pischer Priester Aegypten überzogen und sind die nomadischen schwarzen Ur-
einwohner dieses Landes nach Abstammung und Beschäftigung kastenartig
geordnet und beherrscht worden. Und zwar erstand zuerst das hunderttho-
rige Theben in Oberägypten, die Königsstadt Memphis (in der Bibel
Mo ph) in Mittelägypten, und zuletzt kam die Reihe an Unterägypten mit
der Priesterstadt On (Heliopolis). Wann dieses geschehen ist, wissen
wir nicht genau, auch wissen wir nur sehr wenig von den alten Königen
dieses Landes, den Pharaonen, als deren erster allgemein Men es ge-
nannt wird. Von dem König Möris (2194— 2151 v. Chr.) soll der
künstliche (jetzt leere) See Möris herrühren, dessen Niesendämme den
Zweck hatten, die während der Nilüberschwemmung in sie einströmenden
Wasser in der trocknen Jahreszeit wieder auszuströmen und die Ebenen mit
der Hauptstadt Memphis zu bewässern. Drei jener Könige, Cheops,
Chephren und Mycerinus, sollen die großen Pyramiden in Mit-
telägypten (um 1200 v. Chr.) erbaut haben, jene Riesenwerke der Bau-
kunst, welche noch jetzt den Beschauer mit Staunen und Bewunderung er-
füllen. Diese Pyramiden, an Zahl etwa 40, sind in fünf Gruppen ge-
theilt und befinden sich alle in Mittelägypten. Die berühmtesten derselben
sind in der Nähe Cairo's, der heutigen Hauptstadt des Landes, nicht
weit von den Ruinen von Memphis. Die größte derselben besteht aus
205 Stufen oder Terrassen und ist 468 Pariser Fuß hoch (also noch ein-
mal so hoch als unsere meisten Thürme); jede ihrer vier Seiten mißt unten
716 Fuß, so daß auf ihrer Grundfläche eine mittelmäßige Stadt bequem
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Extrahierte Personennamen: Meroe
Extrahierte Ortsnamen: Indien Afrika Indien Memphis Heliopolis Memphis Memphis
Bona im französischen Algerien), der noch das Ende der Nömerherrschaft in
Nordafrika erlebte und den gänzlichen Untergang des Reichs vorhersagte
(gest. 430). Daß aber schon am Anfang des vierten Jahrhunderts von
Oberägypten aus in der christlichen Kirche das Mönchs- und Klosterwesen
Eingang fand, als dessen Begründer Pachomius (gest. 343), ein Schüler
des Altvaters und Einsiedlers Antonius, gilt, hatte wenigstens die gute
Folge, daß in diesem und den darauffolgenden Jahrhunderten großer Ver-
wilderung und Völkerstürme die Klöster vor ihrer Ausartung dem leidenden
Theile der Menschheit, der verlassenen und verwaisten Jugend, sowie den
aus dem Leben verscheuchten Wissenschaften wohlthätige Zuflucht- und Pflege-
stätten gewährten.
§ 38. Ankunft der Hunnen in Europa (375). Theodosius der
Große (gest. 395).
Kurz nach Julian, dessen Nachfolger Jovi an mit den Neupersern
Frieden schloß und das Christenthum sofort wieder in seine Rechte einsetzte,
drohte dem Christenthum und der ganzen Bildung eine neue große Gefahr.
Nachdem nämlich früherhin die unstäten Horden der tartarischen und mon-
golischen Stämme nur von Zeit zu Zeit gleich sengenden und verheerenden
Kometen in den Kreis der gebildeten Welt hereingestrcift waren, trat jetzt
das barbarische Volk der Hunnen, durch ungeheure Erschütterungen im
Innern Asiens aus seinen mittelasiatischen Steppen getrieben, auf den welt-
geschichtlichen Schauplatz, überschritt den Don und flößte Gothen wie Rö-
mern Schrecken ein. Man hat diese Begebenheit als den Anfang der groß-
ßen Völkerwanderung bezeichnet, da sie durch das Verhältniß der
deutschen Völker zum römischen Reiche von der höchsten Wichtigkeit wurde.
Die Zeitgenossen reden mit Staunen und Abscheu von jenen mongolischen
Horden, welche, gleich den heutigen Kalmücken, ein wüstes Nomadenleben
führten. Ihr Ansehen war wild und gräßlich, mehr den Thieren, als den
Menschen ähnlich. Dabei aber waren sie breitschulterig und von starkem
Körperbau. Sie lebten von wildem Wurzelwerk, Stutenmilch und von ro-
hem Fleische, welches ein tüchtiger Ritt gar machte. Mit ihren kleinen,
zähen Pferden waren sie wie zusammengewachsen und kamen den ganzen
Tag nicht von denselben herunter. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder
führten sie auf Karren mit sich. Von Religion und Sinn für Das, was
anständig und schicklich ist, war an ihnen nichts zu merken; ungemessene
Begierde nach Gold und Beute trieb sie zu ihren Raubzügen. In ihrer
Kampfesweise, in dem Umschwärmen der feindlichen Schlachtordnung hatten
sie Aehnlichkeit mit den Kosaken, auch waren sie sehr geschickt, dem Feinde
Schlingen überzuwerfen.
Diese Hunnenschwärme sielen zunächst über die mit den Deutschen
stammverwandten Alanen her und mit diesen über die Gothen, welche
in West- und Ostgothen getheilt und damals schon durch den westgothi-
schen Bischof Ulphi las zum Christenthum bekehrt, am nördlichen Ufer
des schwarzen Meeres bis zu den Donaumündungen wohnten. Die Ost-
gothen mußten sich zur Bundesgenossenschst mit den Hunnen bequemen, die
gebildetern Westgothen aber erhielten vom oströmischen Kaiser Valens
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Theodosius Julian
Extrahierte Ortsnamen: Algerien Nordafrika Mönchs- Europa Asiens