Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
13
4. Als Barbarossa schon ein siebzigjähriger Greis war, erscholl plötzlich
der Ruf: „Die Türken haben Jerusalem wieder erobert!" Hierüber war
große Trauer in der ganzen Christenheit. Da erklärte Kaiser Friedrich, er
habe noch Kraft genug, einen Krenzzng zu unternehmen. Er stellte sich
alsbald an die Spitze eines Heeres und ließ sich bei Konstantinopel über-
setzen. (Bild!) Leider kam er nur bis nach Kleinasien. Hier mußte der
Fluß Saleph überschritten werden. Weil die Brücke, die darüber führte,
schmal war, ging der Zng nur langsam vorwärts. Der Kaiser, der sich
bei dem Hinteren Teile der Kreuzfahrer befand, wollte aber nicht solange
warten. Er bestieg deshalb sein Pferd und sprengte furchtlos mit ihm
Barbarossas Kreuzzug.
in den Fluß, wurde jedoch von den Wellen fortgerissen. Ein Reiter eilte
ihm nach; als er aber den Kaiser ans Land brachte, war dieser bereits
verschieden. Unbeschreiblich groß war der Jammer unter den Kreuzfahrern;
jeder meinte, nun könne der Kreuzzeug nicht mehr glücklich zu Ende geführt
werden, da der Kaiser, ihr Vater, verloren sei. Die Krieger zogen des-
halb nicht weiter, sondern kehrten in ihre Heimat zurück. — Das deutsche
Volk wollte an Barbarossas Tod lange Zeit nicht glauben. Die Sage
berichtet, er sei nicht gestorben, sondern sitze verzaubert im Kpffhäuser in
Thüringen an einem marmornen Tische. Sein weiß gewordener Bart sei
durch den Tisch gewachsen und um den Berg herum flögen Raben. Wenn
diese einst weggeflogen seien, dann werde Barbarossa wiederkommen und
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Barbarossas Barbarossas Barbarossas Barbarossas Barbarossa Barbarossa
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 3
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Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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14
das Deutsche Reich von neuem aufrichten. — Die Sage hat sich am 18. Ja-
nuar 1871 erfüllt, An diesem Tage hat Kaiser Wilhelm I. die deutschen
Staaten zu dem mächtigen Deutschen Reiche vereinigt. Kaiser Wilhelm I.
ist ans dem Kyffhänser ein herrliches Denkmal errichtet worden.
15. Das Ritterleben.
1. Ans vielen Bergspitzen unsres Vaterlandes sieht man Burgen, von
denen nicht wenige zerfallen sind. Hier wohnten einst die Ritter, die zu Roß
kämpften und ganz in Eisen, in eine Rüstung, gekleidet waren. Ein Panzer
schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht,
Schieneil Arme und Beine. Als Waffen dienten Schwert, Lanze und Schild.
Wollte ein Edelknabe Ritter werden, so mußte er schon in seinem 7. Lebens-
jahr in das Schloß eines andern Ritters gebracht werden und hier fleißig
mit den Waffen üben. Mit 14 Jahren wurde er Knappe und durfte von
nun an seinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg begleiten. Erst im
21. Lebensjahr wurde er Ritter. Als solcher mußte er am Altar feierlich
versprechen, die Wahrheit zu reden, die Religion und die Witwen und Waisen
zu beschirmen und dem Fürsten treu zu dienen.
2. Um Mut und Geschicklichkeit zu prüfen, fanden oft Ritterspiele
statt. Dann erschienen die Ritter in prächtiger Rüstung hoch zu Roß und
ritten mit eingelegter Lanze gegeneinander. Wer den Gegner ans dem Sattel
hob, war Sieger. Dieser erhielt von den Damen als Preis einen Kranz,
einen Helm, ein Schwert oder gar eine goldene Kette. — Kam der Feind
ins Land, so zogen die Ritter ihm mutig entgegen. Hatten sie ihn besiegt,
so war großer Jubel in den Burgen, und abends wurden beim Wein Er-
lebnisse aus dem Kampf erzählt.
3. Später verarmten viele Ritter, weil sie ein verschwenderisches Leben
führten. Um sich ihren Unterhalt zu verschaffen, führten sie dem Landmanne
sein Vieh von der Weide, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und
brachten es durch ihre Knechte heimlich in ihre Burgen. Oft zündeten sie
auch seine Hütte an. Der Landmann stand meist wehrlos da; niemand verhalf
ihm zu seinem Rechte. Nicht besser erging es den Kaufleuten, die mit ihren
Wagen, auf denen sich kostbare Waren befanden, an den Burgen vorüber-
fnhren. Im Walde oder an der Landstraße lauerten die Ritter ihnen auf
und raubten Hab und Gut. Deshalb nannte man diese Ritter Raubritter.
Zur Zeit der Raubritter war große Not im Lande.
16. Rudolf von Habsburg. (1273)
1. Graf Rudolf von Habsbnrg wurde im Jahre 1273 deutscher Kaiser.
Bevor er die Regierung antrat, hatte das Deutsche Reich 16 Jahre lang
keinen Kaiser. Während dieser kaiserlosen Zeit war niemand da, die Schwachen
gegen die Starken zu schützen. Die Raubritter hausten schlimmer als früher.
Das konnte Kaiser Rudolf nicht mitansehen. Er verbot das Rauben, und
als die Raubritter sein Verbot nicht achteten, zog er mit einem starken Heere
gegen sie und ließ ihre Burgen erstürmen und zerstören. In Thüringen
allein zerstörte er 60 solcher Raubnester. Die Räuber selbst aber ließ er alle
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Rudolf_von_Habsburg Rudolf Graf_Rudolf_von_Habsbnrg Rudolf Rudolf Rudolf
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beschwerlich. Deshalb suchte man einen Seeweg nach Ostindien, den man
auch bald fand: Man fuhr um Afrika herum. Christoph Kolumbus, ein
kühner Seefahrer aus Genua, aber sagte: „Da die Erde eine Kugel ist, muß
man auch nach Ostindien kommen, wenn man immer nach Westen fährt."
Er wollte einen neuen Seeweg nach Ostindien suchen und bat deshalb den
König von Spanien um Schiffe. Da sagten Gelehrte: „Du Tor, segelst du
nach Westen, so
gehts ja immer
bergunter; wie
willst du denn
denwasserberg
wieder herauf-
kommen?"
Erst acht Jahre
später erhielt
Kolumbus von
der Königin
von Spanien
drei schlecht ge-
baute Schiffe.
2. Am 3.
August 1492
fuhr Kolum-
bus voll küh-
nen Mutes mit
90 Mann von
Spanien ab,
hinaus in das
wilde, unbe-
kannte Meer.
Derwind blies
günstig, und
pfeilschnell
fuhren die
Schiffe dahin.
Alles ging
anfangs gut.
Aber wo war das gesuchte Land? Schon 60 Tage lang hatte die Fahrt
gedauert, und noch immer sah man nichts als Wasser und Himmel. Da
wurden auch die Mutigsten ängstlich; zitternd sagten sie: „Was soll aus
uns werden? Wir alle müssen ertrinken!" Nur einer verlor den Mut
keinen Augenblick; das war Kolumbus. Er rief den Verzagten zu: „Seid
getrost, bald ist das Ziel erreicht!" Uuermüdet stand er Tag und Nacht
auf dem Verdeck, schaute nach Westen und leitete das Schiff. Doch endlich
waren die Matrosen der Verzweiflung nahe; in wilder Wut stürzten sie auf
Kolumbus los und drohten, ihn über Bord zu werfen, wenn er nicht sogleich
umkehre. Ruhig erwiderte der unerschrockene Manu: „Nur noch drei Tage
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Kolumbus Kolumbus August Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Afrika Genua Ostindien Ostindien Spanien Spanien Spanien
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Hunger und Durst, durch Hitze und Krankheit und durch das Schwert der
Feinde kamen Tausende um. Die übrigen erreichten im Jahre 1099 Jern-
salem. Als sie die heilige ^Ltadt erblickten, warfen sie sich nieder, küßten die
Erde und weinten vor Freude. Am liebsten wären sie sofort eingezogen.
Aber die Stadt war befestigt, und die Mohammedaner verteidigten sie tapfer.
Vier Wochen laug dauerte die Belagerung und brennender Durst quälte die
Kreuzfahrer; denn weit und breit waren die Brunnen verschüttet. Endlich
wurde Jerusalem nach furchtbarem Kampfe erobert. Nach der Eroberung
eilte Gottfried barfuß und ohne Helm und Panzer an das Grab des Erlösers,
um Gott für den Sieg zu danken. Auch die Kreuzfahrer warfen die Waffen
weg, zogen au die heilige Stätte und beteten. Darauf wollten sie Gottfried
von Bouillon zum König von Jerusalem machen. Dieser aber sagte: „Wie
sollte ich da eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland eine Dornenkrone
getragen hat!" Er nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes", starb
jedoch schon nach einem Jahre.
3. Da die Ungläubigen Jerusalem immer wieder eroberten, wurden
später noch sechs Kreuzzüge unternommen. Gegen sieben Millionen
Christen kamen dabei ums Leben. Trotzdem blieben die Türken die Herren
des heiligen Landes.
14. Friedrich I., genannt Barbarossa, (gest. 1190)
1. Kaiser Friedrich I. hatte blaue Augen, blondes Haar und einen
starken, rötlichen Bart. Die Italiener nannten ihn deshalb Barbarossa,
d. h. Rotbart. Barbarossa war ein kluger Fürst, mutig im Kampfe und
voll Güte gegen seine Freunde. Keinem stand er auf der Jagd und in
Leibesübungen nach, und bei Festen war er der heiterste. Zu große Pracht
und Lustbarkeit aber haßte er. Als er den Thron bestieg, jubelte alles Volk
und sagte, er sei ein Kaiser wie Karl der Große.
2. Sechsmal zog Barbarossa mit einem großen Heere nach Italien,
um Streitigkeiten zu schlichten. Auf einem seiner Kriegszüge mußte er einmal
mit wenig Gefolge in Susa übernachten. Die Bürger der Stadt wollten ihn
feig ermorden und umzingelten deshalb die Herberge des Kaisers. Hermann
von Siebeueicheu, ein treuer Ritter seines Herrn, merkte dies. Er sagte
darum zu Barbarossa: „Lieber Herr, entfliehe in meinen Kleidern. Ich lege
mich daun in deinen königlichen Kleidern ins Bett." Friedrich erwiderte:
„Das sei ferne, daß du für mich stirbst!" Endlich aber willigte er doch ein,
die Kleider seines Geführten anzuziehen und zu entfliehen. Als der Kaiser
nun auf die Straße kam, hielten ihn die Susaner für Ritter Hermann und
ließen ihn zur Stadt hinaus. Um Mitternacht drangen sie daun in die
Herberge, fanden daselbst aber nur den edlen Ritter. Sie ärgerten sich, daß
der Kaiser entkommen war; Hermann schenkten sie jedoch um seiner Treue
willen das Leben.
3. Auch in Deutschland war Unfriede. Der größte Ruhestörer war
Heinrich der Löwe, ein mächtiger deutscher Fürst, der in Braunschweig
seine Burg hatte. Dieser wurde von Barbarossa besiegt und hart bestraft;
der Kaiser nahm ihm fast alle seine Länder weg. Darauf war dauernder
Friede in unserem Vaterland.
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried
von_Bouillon Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Karl_der_Große Karl Barbarossa Barbarossa Hermann
von_Siebeueicheu Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hermann Hermann Heinrich_der_Löwe Heinrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Italien Deutschland Braunschweig
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39
ein Schuhmachermeister, der lange Zeit krank gewesen und deshalb gänzlich
mittellos geworden war. Dieser gebrauchte notwendig zwanzig Taler, um
Leder kaufen und sein Geschäft wieder anfangen zu können. Um diese Summe
bat der Handwerker den zehnjährigen Prinzen. Der Prinz fühlte Mitleid
mit dem Manne und fragte seinen Diener: „Wieviel Geld habe ich noch in
meiner Sparkasse?" Dieser erwiderte: „Fünfzig Taler!" Da sagte der
Prinz: „Gib dem armen Manne in meinem Namen die zwanzig Taler
und wünsche ihm Glück!" Der Diener tat, wie ihm gesagt ward, und der
Schuhmachermeister war über die Gabe des wohltätigen Prinzen voller
Freude und Dank.
2. Im Jahre 1797
bestieg Friedrich Wil-
helm Iii. den Thron.
Er war ein fried-
liebender Fürst. In
Frau freies) aber lebte ein
kriegslustiger Mann,
der die ganze Welt
erobern wollte. Das
war der Franzosen-
kaiser Napoleon I.
Mit diesem verbün-
deten sich mehrere
deutsche Fürsten; des-
halb legte der da-
malige deutsche Kaiser
im Jahre 1806 die
deutsche Kaiserkrone
nieder. Von da an
hatte unser Vaterland
lange Zeit kein gemein-
sames Oberhaupt mehr.
Noch in demselben
Jahre nötigte Napo-
leon I. Friedrich Wilhelm Iii. zum Kriege. Bei Jena kam es zwischen
den Preußen und den viel zahlreicheren Franzosen zur Schlacht. Die Preußen
wurden völlig geschlagen und verloren 50 000 Mann; der Rest der Truppen
lief in wilder Flucht davon. Kurze Zeit darauf zog der mächtige Eroberer
in Berlin ein. Im Jahre 1807 mußte der König mit Napoleon den traurigen
Frieden zu Tilsit schließen. Napoleon wollte Preußen demütigen und
nahm deshalb Friedrich Wilhelm Iii. alles Land westlich von der Elbe;
außerdem mußte der König noch 90 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen
und durfte nur 42 000 Soldaten halten.
3. Einige Jahre danach wollte Napoleon I. auch Rußland erobern.
Mit einem ungeheuer großen Heere brach er im Sommer 1812 in Rußland
ein und zog auf Moskau zu. Die Russen stellten sich dem Feinde zwar
mehrmals entgegen, wurden aber stets besiegt. Groß war Napoleons Freude,
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Napoleon_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon_I. Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rußland Moskau Napoleons
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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14
das Deutsche Reich von neuem aufrichten. — Diese Sage hat sich am
18. Januar 1871 erfüllt. An diesem Tage hat Kaiser Wilhelm I. die Staaten
Deutschlands zu einem mächtigen Deutschen Reiche vereinigt. Kaiser Wilhelm I.
ist auf dem Kyffhäuser ein herrliches Denkmal errichtet worden.
15. Das Ritterleben.
1. Auf vielen Bergspitzen unseres Vaterlandes sieht mau zerfallene
Burgen. Hier wohnten einst die Ritter, die zu Roß kämpften und ganz
in Eisen, in eine Rüstung, gekleidet waren. Ein Panzer schützte Brust und
Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, Schienen Arme lind
Beine. Als Waffen dienten Schwert, Lanze und Schild. Wollte ein Edel-
knabe Ritter werden, so mußte er schon in seinem 7. Lebensjahre in das
Schloß eines anderen Ritters gebracht werden und hier fleißig mit den
Waffen üben. Mit 14 Jahren wurde er Knappe und durfte von nun an
seinen Herrn ans die Jagd und in den Krieg begleiten. Erst im 21. Lebens-
jahre wurde er Ritter. Als solcher mußte er am Altare feierlich versprechen,
die Wahrheit zu reden, die Religion und die Witwen und Waisen zu be-
schirmen und dem Fürsten treu zu dienen.
2. Ilm Mut und Geschicklichkeit zu prüfen, fanden oft Ritterspiele
statt. Dann erschienen die Ritter in prächtiger Rüstung hoch zu Roß und
ritten mit eingelegter Lanze gegeneinander. Wer den Gegner aus dem Sattel
hob, war Sieger. Dieser erhielt von den Damen als Preis einen Kranz,
einen Helm, ein Schwert oder gar eine goldene Kette. — Kam der Feind
ins Land, so zogen die Ritter ihm mutig entgegen. Hatten sie ihn besiegt,
so war großer Jubel in den Burgen, und abends wurden beim Weine Er-
lebnisse ans dem Kampfe erzählt.
3. Später verarmten viele Ritter durch Verschwendung. Um sich Unter-
halt zu verschaffen, führten sie dem Landmanne sein Vieh von der Weide,
mähten ihm in der Nacht das Getreide ab und brachten es durch ihre Knechte
heimlich in ihre Burgen. Oft zündeten sie auch seine Hütte an. Der Land-
mann stand meist wehrlos da; niemand verhalf ihm zu seinem Rechte. Nicht
besser erging es den Kaufleuten, die mit ihren Wagen, auf welchen sich kost-
bare Waren befanden, an den Burgen vorüberfuhren. Im Walde oder an
der Landstraße lauerten die Ritter denselben auf und raubten ihnen Hab und
Gnt. Deshalb nannte man diese Ritter Raubritter. Zur Zeit der Raub-
ritter war große Not im Lande.
16. Rudolf von Habsburg. (1273)
1. Graf Rudolf von Habsbnrg wurde im Jahre 1273 deutscher Kaiser.
Bevor er die Regierung antrat, hatte das deutsche Reich 16 Jahre lang
keinen Kaiser. Während dieser kaiserlosen Zeit hausten die Raubritter schlimmer
als früher. Niemand war da, die Schwachen gegen die Starken zu schützen.
Kaiser Rudolf aber duldete ein solches Unrecht nicht. Er verbot das'rauben,
und als die Raubritter sein Verbot nicht achteten, zog er mit einem starken
Heere gegen sie und ließ ihre Bnrgen erstürmen und zerstören. In Thüringen
allein zerstörte er 60 solcher Raubnester. Die Räuber selbst aber ließ er alle
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Rudolf_von_Habsburg Rudolf Graf_Rudolf_von_Habsbnrg Rudolf Rudolf Rudolf
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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beschwerlich. Deshalb suchte man einen Seeweg nach Ostindien, den man
anch bald fand: Man fuhr um Afrika herum. Christoph Kolumbus, ein
kühner Seefahrer aus Genua, aber sagte: „Da die Erde eine Kugel ist, muß
man auch nach Ostindien kommen, wenn man immer nach Westen fährt."
Er wollte einen neuen Seeweg nach Ostindien suchen und bat deshalb den
König von Spanien um Schiffe. Da sagten Gelehrte: „Du Thor, segelst
du nach Wes-
ten, so gehts
ja immer berg-
unter, wenn die
Erde eine Ku-
gel ist; wie
willst du denn
den Wasserberg
wieder herauf-
kommen?"
Erst acht Jahre
später erhielt
Kolumbus von
der Königin
von Spanien
drei schlecht ge-
baute Schiffe.
2. Am 3.
August 1492
fuhr Kolum-
bus voll küh-
neu Mutes mit
90 Manu von
Spanien ab,
hinaus in das
wilde, unbe-
kannte Meer.
Derwiudblies
günstig, und
pfeilschnell
fuhren die
Schiffe dahin. Alles ging anfangs gut. Aber wo war das gesuchte Land?
Schon 60 Tage lang hatte die Fahrt gedauert, und noch immer sah mau
nichts als Wasser und Himmel. Da wurden anch die Mutigsten ängstlich;
zitternd sagten sie: „Was soll aus uns werden? Wir alle müssen ertrinken!"
Nur einer verlor den Mut keinen Augenblick; das war Kolumbus. Er rief
den Verzagten zu: „Seid getrost, bald ist das Ziel erreicht!" Uuermüdet
stand er Tag und Nacht ans dem Verdeck, schaute nach Westen und leitete
das Schiff. Doch endlich waren die Matrosen der Verzweiflung nahe; in
wilder Wut stürzten sie auf Kolumbus los und drohten, ihn über Bord zu
werfen, wenn er nicht sogleich umkehre. Ruhig erwiderte der unerschrockene
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Kolumbus Kolumbus August Kolumbus Kolumbus
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Hunger und Durst, durch Hitze und Krankheit und durch das Schwert der
Feinde kamen Tausende um. Die übrigen erreichten im Jahre 1099 Jeru-
salem. Als sie die heilige Stadt erblickten, warfen sie sich nieder, küßten die
Erde und weinten vor Freude. Am liebsten wären sie sofort eingezogen.
Aber die Stadt tvar befestigt, und die Mohammedaner verteidigten sie tapfer.
Vier Wochen laug dauerte die Belagerung und brennender Durst quälte die
Kreuzfahrer; denn weit und breit waren die Brunnen verschüttet. Endlich
wurde Jerusalem nach furchtbarem Kampfe erobert. Nach der Eroberung
eilte Gottfried barfuß und ohne Helm und Panzer au das Grab des Erlösers,
um Gott für beii Sieg zu danken. Auch die Kreuzfahrer warfen die Waffen
weg, zogen an die heilige Stätte und beteten. Darauf wollten sie Gottfried
von Bouillon zum Könige von Jerusalem machen. Dieser aber sagte: „Wie
sollte ich da eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland eine Dornenkrone
getragen hat!" Er nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes", starb
jedoch schon nach einem Jahre.
3. Da die Ungläubigen Jerusalem immer wieder eroberten, wurden
später noch sechs Kreuzzüge unternommen. Gegen sieben Millionen
Christen kamen dabei ums Leben. Trotzdem blieben die Türken die Herren
des heiligen Landes.
14. Friedrich I., genannt Barbarossa, (gest. 1190)
1. Kaiser Friedrich I. hatte blaue Augen, blondes Haar und einen
starken, rötlichen Bart. Die Italiener nannten ihn deshalb Barbarossa,
d. h. Rotbart. Barbarossa war ein kluger Fürst, mutig im Kampfe und
voll Güte gegen seine Freunde. Keinem stand er auf der Jagd und in
Leibesübungen nach, und bei Festen war er der heiterste. Zu große Pracht
und Lustbarkeit aber haßte er. Als er den Thron bestieg, jubelte alles Volk
und sagte, er sei ein Kaiser wie Karl der Große.
2. Sechsmal zog Barbarossa mit einem großen Heere nach Italien,
um daselbst Streitigkeiten zu schlichten. Auf einem seiner Kriegszüge mußte
er einmal mit wenig Gefolge in Susa übernachten. Die Bürger der Stadt
wollten ihn feige ermorden und umzingelten deshalb die Herberge des Kaisers.
Hermann von Siebeneichen, ein treuer Ritter seines Herrn, merkte dies. Er
sagte darum zu Barbarossa: „Lieber Herr, entfliehe in meinen Kleidern. Ich
lege mich dann in deinen königlichen Kleidern ins Bett." Friedrich erwiderte:
„Das sei ferne, daß du für mich stirbst!" Endlich aber willigte er doch ein,
die Kleider seines Geführten anzuziehen und zu entfliehen. Als der Kaiser
nun auf die Straße kam, hielten ihn die Susaner für Ritter Hermann und
ließen ihn zur Stadt hinaus. Um Mitternacht drangen sie dann in die
Herberge, fanden daselbst aber nur den edlen Ritter. Sie ärgerten sich, daß
der Kaiser entkommen war; Hermann schenkten sie jedoch um seiner Treue
willen das Leben.
3. Auch in Deutschland war Unfriede. Der größte Ruhestörer war
Heinrich der Löwe, ein mächtiger, deutscher Fürst, der in Braunschweig
seine Burg hatte. Dieser wurde von Barbarossa besiegt und hart bestraft;
der Kaiser nahm ihm fast alle seine Länder weg. Darauf war dauernder
Friede in unserem Vaterlande.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried
von_Bouillon Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Karl_der_Große Karl Barbarossa Barbarossa Hermann_von_Siebeneichen Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Hermann Hermann Heinrich_der_Löwe Heinrich Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Italien Deutschland Braunschweig
Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Taubstummenschule
Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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4. Als Barbarossa schon ein siebzigjähriger Greis war, erscholl plötzlich
die Nachricht, die Türken hätten Jerusalem wieder erobert. Hierüber war
große Trauer in der ganzen Christenheit. Da erklärte Kaiser Friedrich, er
habe noch Kraft genug, einen Krenzzng zu unternehmen. Er stellte sich
alsbald an die Spitze eines Heeres und ließ sich bei Konstantinopel über-
setzen. (Bild!) Leider kam er nur bis nach Kleinasien. Hier mußte der
Fluß Saleph überschritten werden. Weil die Brücke, welche darüber führte,
schmal war, ging der Zug nur langsam vorwärts. Der Kaiser, der sich
bei dem Hinteren Teile der Kreuzfahrer befand, wollte aber nicht solange
warten. Er bestieg deshalb sein Pferd und sprengte furchtlos mit demselben
Barbarossas Kreuzzug.
in den Fluß, wurde jedoch von den Wellen fortgerissen. Ein Ritter eilte
ihm nach; als er aber den Kaiser ans Land brachte, war dieser bereits
verschieden. Unbeschreiblich groß war der Jammer unter den Kreuzfahrern;
jeder meinte, nun könne der Krenzzug nicht mehr glücklich zu Ende geführt
werden, da der Kaiser, ihr Vater, verloren sei. Die Krieger zogen des-
halb nicht weiter, sondern kehrten in ihre Heimat zurück. — Das deutsche
Bolk wollte an Barbarossas Tod lange Zeit nicht glauben. Die Sage
berichtet, er sei nicht gestorben, sondern sitze verzaubert im Khffhänscr in
Thüringen an einem marmornen Tische. Sein weiß gewordener Bart sei
durch den Tisch gewachsen und um den Berg herum flögen Raben. Wenn
diese einst weggeflogen seien, dann würde Barbarossa wiederkommen und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Barbarossas Barbarossas Barbarossas Barbarossas Barbarossa Barbarossa