70
Europa.
großen Reichthum an Eisen und Steinkohlen
und es ist eins der wichtigsten Fabrikländer
(Leinen und Seidenwaaren, Papier, Leder, Eisen-
waaren) und treibt einen lebhaften Handel. Großer
Reichthum neben großem Elend.
Brüssel, Haupt- und Residenzstadt, sehr schön und
regelmäßig. 190,000 E.
Antwerpen an der Schelde, eine der bedeutendsten
Handelsstädte in Europa. Starke Citadelle. 124,000
Einw.
Gent an ider Schelde, (sehr wichtige Fabrikstadt.
126,000 E.
Lüttich, Festung an der Maas, mit wichtigen
Fabriken (besonders Waffenfabriken). 104,000
Das Königreich der Niederlande oder
Holland.
Füu. Holland gränzt gegen W. und N. an die
Nordsee, gegen O. an Deutschland, gegen S. an
Belgien. Flächeninhalt 641 Lum.
Ein Meerbusen der Nordsee ist der Zuydersee
(spr. Söidersee).
2. Das Land liegt noch niedriger als Belgien.
Zum Theil liegen die Niederungen tiefer als der
Meeresspiegel — theilweise sind sie gegen die Fluchen
des Meeres und der Ströme geschützt. Im nörd-
lichen Theil Hollands sind weite Moorstrecken,
Sümpfe und steppen artige, sandige Haideflächen. Es
ist das Mündungsland des Rheins, der sich hier
in mehrere Arme theilt und mit der Maas vereinigt.
In den Marschgegenden sind Wasserwege fast die
einzigen Communicationsmittel.
3. Die Einwohnerzahl beträgt 3,800,000. Die
holländische Sprache hat mit der plattdeutschen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Niederlande Holland Holland Nordsee Deutschland Belgien Nordsee Belgien Hollands Rheins Maas
Europa.
71
viele Aehnlichkeit. Die Mehrzahl der Einwohner ist
reformirt und die Staatsverfassung ist beschränkt
monarchisch. Das Land hat zahlreiche, wohlein-
gerichtete Volksschulen. Hauptnahrungsquellen sind
Ackerbau, Viehzucht (Käse), Gartencultur (Blu-
menzwiebeln), Schifffahrt, Fischfang (Häringe) und
Fabrikwesen (Leinwand, Papier, Taback).
Amsterdam, die wichtigste Stadt im Reiche, in
einer morastigen Gegend, zum Theil auf eingeramm-
ten Pfählen erbaut, von vielen Kanälen durchschnit-
ten. Sie ist eine der ersten Handelsstädte
der Welt. 265,000 E.
Haarlem, Blumenhandel und Bleichen. 30,000 E.
Bei der Insel Texel müssen die größeren Schiffe, die
Waaren von oder nach Amsterdam bringen, ankern.
Haag, Residenzstadt des Königs, schön und regel-
mäßig. 90,000 E.
Lridrn am Rhein. Universität. 45,000 E.
Rotterdam, nächst Amsterdam die wichtigste Han-
delsstadt des Landes. 116,000 E.
Mastricht, starke Festung an der Maas. 40,000 E.
Luremtmrg, Festung. 14,000 E.
Außerhalb Europa's besitzt Holland noch:
1. In Asten: das Meiste von den Sunda-Jnseln; die
Molukken.
2. In Afrika: einige Etablissements an der Guinea-
küste.
3. In Amerika: einige Inseln in Westindien und
einen Theil von Guyana.
4. In Australien: Einen Theil von Neu-Guinea. Im
Ganzen etwa 30,000 Um. mit 18 Mill. E.
Das Königreich Dänemark.
1. Dänemark ist von der Nordsee, dem Skagerak
und dem Kattegat, der Ostsee und Preußen begränzt.
Der Flächeninhalt beträgt (außer den Nebenländern
und den Kolonien) 683 lum.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Neu-Guinea Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amsterdam Haarlem Amsterdam Rhein Rotterdam Amsterdam Maas Holland Afrika Amerika Westindien Guyana Australien Nordsee Ostsee
58
Europa.
Theil -in eine felsige und baumarme Hochfläche (Karst) über,
die durch kesselartige Vertiefungen, Reichthum an Höhlen, ver-
schwindende und plötzlich wieder hervorbrechende Flüsse (der
Zirknitzer See) merkwürdig ist. — Unter den Ausläufern der
Alpen gegen die Donau sind zu merken: der Wiener
Wald und das Leitha-Gebirge. Den östlichen Alpen
entströmen zwei bedeutende Nebenflüsse der Donau, Drau
und Sau. Die Drau entspringt auf dem oberen Toblacher
Felde (3900 F. hoch) unweit der Quellen der Rienz (eines
kleinen Zuflusses der Etsch) und es bilden wegen der ge-
ringen relativen Höhe der Wasserscheide beide Flußthäler
ein einziges langgestrecktes Thal, das Pusterthal.
Unter den Hauptflüssen, welche den Alpen entströmen,
sind Rhone, Rhein und Donau bei ihrem Wasserreich-
thum und ihrem langen Lauf durch Gebirgsländer und
Tiefebenen für Schisifahrt und Culturverhältnisse von großer
Wichtigkeit. Diese wrrd noch erhöht durch die eigenthümliche
Stellung dieser 3 Flußsysteme. Rhone und Donau
fließen in entgegengesetzter Richtung entgegen-
gesetzten Meeren zu, während der Rheinin der
Mitte zwischen beiden quer durch den Gürtel der
Bergla ndschaftendem nördlichen Meere zu st römt.
Da nun zugleich Canalverbindungen zwischen Rhone und
Rhein (Elsaßcanal), sowie zwischen Rhein und Donau
möglich geworden, so ist, wie schon oben bemerkt, die
Nordsee mit dem mittelländischen und schwarzen
Meer verbunden.
In Beziehung auf Klima und Produkte
finden in den Alpen die größten Gegensätze statt.
In den tiefen f engen Thälern, am Fuß derselben
ist im Sommer eine fast tropische Hitze, in der Re-
gion des ewigen Schnee's herrscht ein sibirisches
Klima. Doch ist im Ganzen das Klima gesund.
Die Producte sind diesem nach auch sehr verschieden.
In den südlichen Thälern gegen das mittelländische
Meer wachsen Südfrüchte. Bis zu einer Höhe
von 2000 Fuß wächst der Wein stock, bis 4600
Fuß Höhe giebt es noch Kornfelder. Dann fangen
die Wälder an, zunächst Laub-, dann Nadelholz.
Je höher, desto kleiner und mehr verkrüppelt werden
die Bäume, bis in einer Höhe von ungefähr 6500
Fuß aller Baumwuchs aufhört. Hier beginnt die
sogenannte Alpenregion, welche bis an den ewigen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
134
Asien.
Einwohner. Der größte Theil gehörte vormals der
englisch-ostindischen Compagnie, einer Gesell-
schaft von Kaufleuten, welche unter dem Schutz und
der Oberhoheit der englischen Krone stand. Aber in
Folge des großen Aufstandes von 1857 sind die
Länder der Compagnie ein britisches Vice-Königreich
geworden. Es wird von einem Generalgouver-
neur verwaltet und in London ist ein eigener Mi-
nister und Rath für Ostindien. Ein Theil hat doch
noch eigene Fürsten, die unter der Oberaufsicht der
englischen Gouverneure den inneren Angelegenheiten
vorstehen.
Zu den unabhängigen Staaten gehören Butan
und Ni pal im Himalaya.
Kalkutta, am westlichen Arme des Ganges, in
der Provinz Bengalen, Hauptstadt und Sitz des eng-
lischen Generalgouverneurs. Der von den Europäern
bewohnte Theil enthält eine Reihe prächtiger Paläste,
das Uebrige, die sogenannte schwarze Stadt (Wohn-
ort der Hindu's), besteht meistens aus Bambushütten.
1 Will. E.
Sturm an einem Arme des Ganges. Baumwolle n-
m anufa cturen. 100,000 E.
Patna am Ganges. Viel Opium wird hier bereitet
300.000 E.
Delhi, vormals eine außerordentlich große und prächtige
Stadt. 100,000 E.
Benares ani Ganges, hat eine Hochschule der
Brahminen und wird als eine heilige Stadt von
vielen tausenden Pilgern besucht *). Lebhafter Handel.
200.000 E.
Madras, auf der Ostküste, wichtige H a n d e l s st a d t.
500.000 E.
*) Der Ganges ist den Hindu's ein heiliger Strom und seinem Wasser
wird eine entsundigende Kraft bcigelegt.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien London Ostindien Himalaya Kalkutta Madras
289
und Fahrzeuge aller Art durch einander. Die einen wollen vom Ufer, lösen die
mächtigen Ketten und suchen sich Bahn zu machen nachdem vollen Strome; andere
drängen heran nach dem Ufer oder nach den Kanälen, welche in die Stadt hinein-
führen; wieder andere suchen eine bequemere Haltestelle oder steuern nach dem
Zollamte. Zwischen den gewaltigen Seeschiffen schießen buntfarbige Gondeln oder
leichte Fiscberboote flüchtig hin und wieder. Tage lang könnte man am Ufer stehen
und dem geschäftigen Treiben zusehen. Dort kommt ein schwerfälliger Dreimaster
mit den Schätzen Brasiliens, hier segelt ein schlanker Dampfer nach dem Kapland
ab; neben dem heimgekehrten Walfischfänger liegt der stattliche Ostindienfahrer,
und neben dem amerikanischen Kauffahrteischiff rauscht der englische Postdampfer
vorüber. Welch Knarren der Halteseile, welch Klappern der Taue, welch Flattern
der Segel, welch Gemisch der verschiedenen Trachten und Sprachen! Und dazwischen
der Kommandoruf der Kapitäne und das lang gezogene Taktlied der an den Winden
beschäftigten Matrosen. Jährlich kehren über 3000 Schiffe in Hamburg ein; 508
Kaufleute besorgen den Welthandel, in welchem sie jährlich viele Millionen um-
setzen in Kaffee, Taback, Rohzucker, Reis, Indigo, Pfeffer, Baumwolle, Wein,
Thierhäuten, Schreibfedern, Korkstöpselu, Lichtern, Pökelfleisch, Eisen- und Kupfer-
waaren, Silber und Seide, Leinwand und Seife, Nadeln, Zwirn und Kattun.
Jährlich wird für anderthalb hundert Millionen Thaler Waare ein- und ungefähr
sür ebenso viele Millionen Waare ausgeführt; es ist ja Hamburg nach London und
Liverpool der bedeutendste Handelsplatz Europa's.
Hamburg wird von der Alster durchströmt und durch sie in 2 Theile getheilt.
Außerdem durchschneiden zahlreiche Kanäle oder Fleete die Stadt. Auf denselben
fahren die Frachtschiffe bis an die großen Speicher der Kaufleute, während über
die 84 Brücken dieser Kanäle Frachtwagen, Rollwagen und Karren hinüber und
herüber rasseln.
An der Stelle der im großen Brande des Jahres 1842 zerstörten Stadttheile
sind eine Menge ganz neuer Straßen mit den prachtvollsten Häusern entstanden.
In diesen wohnen die reichen Kaufherren und Senatoren; auch enthalten sie eine
Menge der schönsten Läden. Dagegen erblickt man hier fast gar nicht den Klein-
handel auf offener Straße. Ganz anders ist es in dem alten Stadttheile; die
Straßen sind von Häusern mit hohen Giebeln eingefaßt, die von der Dachkammer
bis in den Keller bewohnt sind. Lange buntgefärbte Schilder bedecken die Vorder-
seite der Häuser; hier sind Seefische und Austern abgemalt, dort Röcke, Mützen,
Stiefel, Stühle u. s. w. Da stehen hinter hohen Spiegelscheiben Südfrüchte,
Kleider, Gemälde. Uhren, Goldwaaren; die Erzeugnisse aller Länder sind hier zur
Schau ausgestellt. Noch größer ist der Lärm in denjenigen Straßen, in welchen
die Kleinhändler auf zweicäderigen Karren ihre Waaren feil bieten und dieselben
vom Morgen bis zum Abend ausrufen. Hinter den Karren sieht man dunkle Ge-
wölbe in den Gängen und Häusern, in welchen die Trödler ihre Waaren ein-
und verkaufen.
Achtzehn Meilen von Hamburg entfernt, an der äußersten Mündung der Elbe,
liegt Kuxhafen. Mitten in der Brandung des Meeres steht hier ein mächtiger
Leuchtthurm.
38. Die Helgoländer Bucht.
Helgoland, ein kleines unbedeutendes Felseneiland, hat dem ganzen südöst-
lichen Winkel der Nordsee den Namen Helgoländer Bucht gegeben. Diese
große Bucht erstreckt sich vom Helder in Holland bis Blaawandshuck in Jütland.
Wenn wir die Helgoländer Bucht auf einer größern Karte aufsuchen und sie genauer
betrachten, so erblicken wir längs der Küste eine Menge grauer Flächen, die weder
Land noch Meer zu sein scheinen. Auf den grauen. Flächen liegen zahlreiche
Ländchen, die auf der Karte verschiedene Farben haben. Das sind die Inseln der
Helgoländer Bucht, die theils zu Holland, theils zu Oldenburg, theils zu Preußen
Vaterländisches Lesebuch. in
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Brasiliens Hamburg Hamburg London Hamburg Hamburg Helgoland Nordsee Holland Jütland Holland Oldenburg
297
Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen
Stromebene des mittleren Rheins, einem bergummauerten Gebiete, führen natür-
liche Wasserstraßen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften
tief in das innerste Deutschland und Frankreich hinein. Die Mosel auf der linken»
der Main auf der rechten Seite verbinden Franken und Lothringen. Der Rhein
selbst aber ist die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und Norden,
zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine immer größere
Bedeutung erhält, je lebendiger die Berührungen aller Art zwischen den verschie-
denen Gliedern des europäischen Staatenkörpers werden.
42. Das westfälische Bauernhaus.
Die Westfalen bewahren vielleicht am treuesten die Eigenthümlichkeit des
altsächsischen Stammes. Sie sind gesund und stark von Leib und von festem
und unerschrockenem Muthe. Bei großer Tüchtigkeit und Kernigkeit verharren
sie gern in ihren alten Gewohnheiten; um das große Ganze bekümmern sie sich
wenig, aber in seinem kleinen Kreise wirkt jeder mit Sorgfalt, Liebe und Treue.
Dabei besitzen sie einen unbeugsamen Rechtssinn; mit der äußersten Zähigkeit
und Hartnäckigkeit halten sie das fest, was. sie einmal für gut und recht erkannt
haben.
Der Hanptbestandtheil der Bevölkerung ist der Bauer. Wie der Edelmann
auf seinem Stammschloß, sitzt er auf dem von Vorfahr zu Vorfahr fortgeerbten
Gute. Das große einstöckige Haus, von dessen Giebel meist zwei Pferdeköpfe in
Holz geschnitzt herabschauen, ist seiner bedeutenden Länge nach gewöhnlich in
3 Theile getheilt. In der Mitte der Giebelseite ist die Einfahrt, welche unmittel-
bar auf die Tenne führt. Von da wird die Ernte auf den Speicher unter'm
Dache untergebracht. Rechts und links von der breiten Einfahrt sind die Plätze
für das Vieh abgesondert, das nicht mit den Köpfen gegen die Wand gekehrt steht,
sondern umgekehrt klug und gemüthlich dem Thun und Treiben der Herrschaft
zusieht. Der zweite dahinter liegende Raum, der Wohnplatz der Menschen, ent-
hält den Kochherd mit seiner schwarzen umfangreichen Ueberdachung, in welcher
die mächtigen Schinken, Würste und Speckseiten geräuchert werden. Die Schlaf-
stellen der Familie befinden sich an den Wänden herum in sogenannten Schlaf-
schränken, deren Thüren abends geöffnet werden. In der Mitte des ganzen
Raumes befindet sich der große Familientisch. Das Gesinde schläft in Verschlügen
beim Vieh oder auf dem großen Heuboden über demselben; Hühner und Tauben
sind in kleinen Anbauten an der Tenne untergebracht. Das Ganze überschatten
Bäume; oft sind es hundertjährige Eichen, die ihre Aeste auf das bemooste Dach
des Hauses niederseuken.
Der Herd ist des Hauses innerstes Heiligthum. Er ist fast in der Mitte und
so angelegt, daß die Hausfrau, welche dabei sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen
kann. Ohne von ihrem Stuhl aufzustehen, übersieht sie zugleich 3 Thüren, dankt
denen, die hereinkommen, heißt sie bei sich niedersitzen, behält ihre Kinder
und ihr Gesinde, ihre Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller und Kammer,
spinnt immerfort und kocht dabei. Ihre Schlafstelle ist hinter diesem Feuer, und
sie behält aus derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit
aufstehen und sich niederlegen, das Feuer anbrennen und verlöschen und alle
Thüren auf- und zugehen,, hört ihr Vieh fressen und beachtet Keller, Boden und
Kammer. Sowie das Vieh gefüttert ist, kann sie hinter ihrem Spinnrade aus-
ruhen, anstatt daß anderwärts, wo die Leute in Stuben sitzen, so oft die Haus-
thür aufgeht, jemand aus der Stube dem Fremden entgegengehen und die Arbeit
solange versäumen muß. Der Platz bei dem Herde ist der schönste unter allen.
Ein rings herabhangendes niedriges Strohdach schützt die schwachen Wände, hält
den Lehm trocken, wärmt Haus und Vieh und wird mit leichter Mühe von dem
Wirthe selbst gebessert. Ein großes Vordach schützt das Haus nach Westen und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Deutschland Frankreich Main Lothringen Holland Schweiz England Italien
304
Ricktung. Die Hauptflüsse nehmen eine Menge von Nebenflüssen auf, welche
theils auf den Gebirgen und Höhenzügen entspringen, theils aus den Mooren der
Ebene kommen. Sie erhöhen die Fruchtbarkeit des Bodens und vermitteln den
Verkehr, da mehrere derselben schiffbar sind. So wasserreich wie vor Jahrhun-
derten sind die Flüsse Preußens nicht mehr, was seinen Grund in der Abnahme
der Waldungen und der Entwässerung der Moore hat. Zur Förderung der Schiff-
fahrt sind Kanäle hergestellt, die zum Theil durch schiffbare Nebenflüsse die größern
Ströme mit einander verbinden. Landseen finden sich in großer Menge in den
Küstengegenden der Ostsee.
Die meisten Einwohner Preußens (fast %) leben auf dem Lande in Dörfern
und treiben Ackerbau und Viehzucht. Ein Land, das sieben W hatte, nämlich:
Wasser, Wiese, Weide, Wolle, Weizen, Wald und Wein, wurde von den alten
Deutschen als ein glückliches gepriesen. Unser Preußen hat nicht bloß diese
sieben W — hier mehr von dem einen, dort mehr von dem andern —, sondern
auch noch viele andere Erzeugnisse des Bodens und der See auszuweisen, die so
reichlich vorkommen, daß sie als Handelsartikel ausgeführt werden. In den tiefen
Bergthälern, an den Flußufern und in den Marschen sind die Ernten, wenn Gott
Regen und fruchtbare Zeiten giebt, so reichlich, daß ein großer Theil verkauft
werden kaun. Man baut Weizen auf fettem Boden, Roggen als Hauptfrucht
und nächst ihm Gerste auf mittelgutem Boden, Hafer und Buchweizen besonders
in den Saudflächen, Kartoffeln, Hülseufrüchte und Gemüse fast überall, Flachs
besonders in Schlesien, Sachsen, Hannover, Westfalen, Pommern und Preußen.
Der Obstbau wird überall gepflegt, besonders aber am Rhein, in Sachsen und
Schlesien. In diesen Gegenden wird auch Wein gebaut.
Die trefflichen Weiden an den Berghängcn und den Flüssen laden zur Vieh-
zucht ein. Besondere Sorgfalt wird auf die Pferde-, Rind- und Schafzucht ver-
wendet. In Holstein, Hannover und Ostpreußen zieht man die besten Pferde;
das Hornvieh der Marschgegenden ist berühmt; Ziegen werden besonders in den
Berggegeuden gehalten; die Bienenzucht wird auf den Heiden stark betrieben.
Auf den Gebirgen zumal, aber auch in den Ebenen giebt es herrliche Wal-
dungen, die sorgfältig gepflegt werden. Tannen wachsen auf deu höheren Theilen
der Gebirge, Eichen und Buchen an den Abhängen derselben, wie in den Ebenen
auf besserem Boden, während die Fichte auf dem Sandboden am meisten angepflanzt
wird. Auf Bruchboden gedeihen noch die Erle und die Birke.
In den Flüssen und Seen giebt es viele Fische. An den Meeresküsten und
auf den Küsteniuseln leben viele Familien vom Fisch-, Seehunds- und Austern-
sang. Die Wälder bergen noch Hirsche, Rehe, wilde Schweine und anderes Wild.
Die Gebirge sind reich an Metallen und Steinkohlen. Auch an Salz- und
Heilquellen fehlt es nicht.
Die Mehrzahl der Bewohner Preußens sind deutscher Abstammung. Im
Norden ist die plattdeutsche Sprache vorherrschend, im Süden wird hochdeutsch
gesprochen. In Schlesien und Posen wohnen noch Slaven mit eigner Sprache
und manchen besondern Sitten und Gebräuchen. Hinsichtlich des religiösen Be-
kenntnisses gehören 16 Millionen Preußen der evangelischen, theils derlutherischen,
theils der reformierten Kirche an; die übrigen 8 Millionen bekennen sich zur römisch-
katholischen Kirche.
Das ganze Königreich zerfällt in elf Provinzen.
Die Provinz Brandenburg liegt in der Mitte des Landes, und aus ihr
ist der große preußische Staat allmählich hervorgewachsen. Hier liegt auch die
Haupt- und Residenzstadt Berlin, die unter allen deutschen Städten die größte
ist. Potsdam liegt in einer lieblichen Gegend; hier haben die Könige Preußens
sich Lustschlösser erbaut, die sie im Sommer bewohnen. Das berühmteste derselben
ist Sanssouci (d. h. Sorgenfrei). Die beiden Festungen Küstrin und Spandau
dienen zur Beschützung der Hauptstadt. Frankfurt an der Oder ist wegen
seiner Messen berühmt. Brandenburg hat der ganzen Provinz den Namen
gegeben. Die Provinz Brandenburg ist ein fast ebenes, großentheils aus sandigem
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
503
schlecht aus, worauf er sagte: es sei doch wohl besser, daß ich zuerst in
Secunda ginge; die Schule hätte auch diesen Herbst einen geschickten Con-
rector bekommen. Das beugte mich; doch brach es mich nicht.
2. Harms als Prediger imlunden.
Man muß in Norderditmarsen gewesen sein, und muß in Lunden
gewesen sein, um es abschätzen zu können, wenn ein Prediger nicht schweigt
in der Commune. Einmal : Unrecht ist Unrecht, und ein Unrechtleiden
von Beamten und deren unrechtem Verfahren ist überall nicht zu leiden;
dann: wenn es den Grat erreicht, daß es die Herzen beschwert, indem es
die Kassen leert und die Gemüther drückt, von Gott und seinem Worte
wegtreibt, weil der Beamte schwere Abgaben ausschreibt — dann, acht' ich,
darf, muß auch der Prediger dazu sprechen, dazu, darein. So aber ging's
in Lunden vor, in und nach dem Kriege 1812—13 her. Meine Predigt,
die ich über das schlimme Treiben der Beamten hielt, ließ ich drucken zur
Ermunterung, daß man das doch nicht dulden möge, da wir doch eine
Obrigkeit wieder hätten in der Landschaft, dahin der Weg offen stünde.
Da hab' ich nicht gesagt: Jagt die Beamten weg! Bestürmt ihnen das
Haus und werft ihnen die Fenster ein! Bringt ihnen eine tüchtige Katzen-
musik ! Nein, solches habe ich nicht gesagt, sondern : Gehe zu deiner Obrig-
keit. — Einen gewaltigen Eindruck machte diese Predigt, indem sie gehalten
wurde, einen gleichfalls unerhörten Eindruck, indem sie gelesen wurde.
Mehrere haben sie auswendig gelernt. In Heide war ein Blatt aus der
gedruckten Predigt genommen und an's öffentliche Brett genagelt. Man
schalt mich mit Bitterkeit und Heftigkeit: Ich sollte bei der Bibel bleiben !
Kein Kirchspielvogt oder Kirchspielschrciber, kein Advocat und Advocaten-
schreiber sprach mit mir, wenn ich mit einem solchen zusammentraf. Im
landschaftlichen Hause zu Heide, einem Wirthshause, konnte ich kaum ein
Quart Wein bekommen; Wirth und Wirthin schoben es mir mit abge-
wandtem Gesichte zu. Meine Vertheidiger hatte ich auch, darunter recht
eifrige, und sogar ein Kirchspielvogt sagte mir bei einem Zusammenkommen
mit ihm, cs wäre recht gut gewesen, daß ich die Sache aufgerührt hätte.
Die Sache würde aber wohl bcigetrocknet sein, wenn nicht mit dieser Pre-
digt ein anderer Gang gemacht worden wäre. Ein angesehener Landmann
im Kirchspiel Lunden hatte sich bei der Regierung über Ungebührlichkeiten
der Ortsbeamten beschwert und am Schluß seiner Beschwerdeschrift ange-
führt: Damit S. Königl. Majestät nicht denken möchten, daß er überhaupt
ein Unzufriedener sei, oder der einzige im Kirchspiel, so lege er eine ge-
druckte Predigt bei, die von einem der beiden Prediger in Lunden gehalten
worden, in welcher zu ersehen wäre, wie es überhaupt stünde und ginge.
Hierauf kam ein Befehl an das Kirchenvisitatorium, mich über diese Predigt
zu vernehmen, welches geschah. Einige Tage darnach bekam ich von Glück-
stadt den Befehl, vor einer obergerichtlichen Commission in Lunden zu er-
scheinen. Die Commission kam, und ich erschien. Ich war bereitet, hatte
mich gerüstet, für jede meiner Bebauptungen durchgängig drei Beweise an-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
88
über die Augen und war in wenigen Minuten entschlafen. Dieser Brave
hieß Puzzier.
5. Die Kugeln kamen warm! Als die Verbündeten 1814 nach
Paris vorrückten, wurden in einem Gefechte russische Jäger von französischer
Infanterie zurückgedrängt. Friedrich Wilhelm Iii. wollte sich von dem,
was vorging, näher überzeugen. Eben langte er ans dem Kamm der Höhe
an, auf welcher die Russen standen, als die Franzosen bergauf gingen. So
empfing er in großer Nähe die Salve der feindlichen Infanterie. Ruhig
wandte der König sein Pferd und sagte zu seiner Umgebung: „Die Kugeln
kamen warm aus dem Laufe!"
143. Reiters Morgenlied.
1. Morgenroth,
leuchtest mir zum frühen Tod.
Bald wird die Trompete blasen;
dann muß ich mein Leben lassen,
ich und mancher Kamerad.
2. Kaum gedacht,
war der Lust ein End' gemacht.
Gestern noch auf stolzen Rossen,
heute durch die B ust geschossen,
morgen in das kühle Grab.
3. Ach, wie bald
schwindet Schönheit und Gestalt!
Prahlst du gleich mit deinen Wangen,
die wie Milch und Purpur prangen:
ach, die Rosen welken all'!
4. Darum still
füg' ich mich, wie Gott es will.
Nun, so will ich wacker streiten,
und sollt' ich den Tod erleiden,
stirbt ein braver Reitersmann.
146. Untertliaiientreue.
Die Stadt Freiberg im Sachsenlande führt aus alter Zeit den
Namen „Freiberg die Getreue.“ Woher hat sie den Namen? Kur-
fürst Friedrich der Sanftmüthige lag mit seinem Vetter Wilhelm
von Weimar im Streite wegen Theilung des Landes. Friedrich be-
mächtigte sich der Stadt Freiberg, welche zu Wilhelms Theile ge-
hörte, und verlangte auf der Stelle, dasz die Stadt nun eine Anzahl
Truppen zum Kampfe gegen ihren Herzog stellen sollte. Da ver-
sammelte sich der Rath der Stadt und war bald einig, dasz sie ihrem
Herrn treu bleiben wollten. In feierlicher Ordnung zogen die
wackern Männern, ihre Sterbekleider mit sich tragend, vom Rath-
hause auf den Markt, wo der Kurfürst mit seinen Truppen stand.
Dort schlossen sie eineu Kreis um ihren Bürgermeister Nicolaus
Weller von Molsdorf, einen ehrwürdigen Greis mit grauem Haupte.
Dann trat der Alte hervor und gab im Namen der ganzen Stadt
folgende Erklärung: „Die Bürgerschaft Freibergs ist alle Stunden
bereit, ihr Leben im Dienste Ew. Kurfürstlichen Durchlaucht aufzu-
opfern ; aber unmöglich kann sie sich entschlieszen, dem Eide der
Treue zuwider, den sie Herzog Wilhelm geschworen, die Waisen
gegen ihn zu ergreifen. Doch sie vertraut der bekannten Grosz-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Morgenroth Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelms Wilhelms Nicolaus
Weller Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Freiberg Sachsenlande Weimar Freiberg Molsdorf Freibergs
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ihm ble Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik und wissen-
schaftlicher Beschäftigung. Auch als Schriftsteller erwarb er sich Ruhm.
Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere
und berühmten Gelehrten, aus denen er seine Tischgesellschaft wählte. Da
war er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Jedes Jahr bereiste
er die Provinzen, um die Truppen zu mustern und zugleich nach allem in
der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten
da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben, und damit auch die Zeit, welche
der König aus der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe, mußten die
Landräthe und Amtleute neben seinem Wag^n herreiten und ihm von dem
Zustande der Kreise und Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute und Ge-
schäftsmänner sah er gerne, um sich bei ihnen nach den Gewerbsverhält-
nissen und dem Gange des Handels zu erkundigen. Mit Bauern und ge-
ringen Leuten redete er freundlich und treuherzig, und alle Stände hatten
sich der Hülfe und unermüdeten Fürsorge ihres Königs zu erfreuen.
Nach dem siebenjährigen Kriege war seine erste Sorge darauf gerichtet,
die Wunden zu heilen, welche der Kampf seinem Lande geschlagen hatte.
Das Getreide, welches er schon für den nächsten Feldzug hatte aufkaufen lassen,
vertheilte er als Saatkorn unter die verarmten Landleute, und die Pferde,
die für das Geschütz und Gepäck bestimmt waren, gab er für den Ackerbau
her. Aus seinen eigenen Ersparnissen baute er die niedergebrannten Ort-
schaften wieder auf, ließ er nothleidenden Gegenden Geldunterstützungen
zufließen. Denn für sich selbst brauchte der König sehr wenig ; seine Lebens-
weise, seine Kleidung war höchst einfach. „Ich bin arm", pflegte er zu
sagen, „aber der Staat ist reich ; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem
Staate." So half er mit freigebiger Hand und unermüdlicher Fürsorge
dem gesunkenen Wohlstände seines Landes wieder auf. Ja, er erhob durch
Herbeiziehung von Ansiedlern, die ganze Strecken wüstliegenden Bodens
urbar machten, durch Unterstützung der Gewerbthätigkeit und des Handels,
durch Förderung der Rechtspflege und der Volksbildung sein Land zu einer
Blüte, wie es sie vorher nie gekannt hatte.
Seinen Unterthanen war Friedrich ein gütiger, leutseliger Herr. Auch
dem Geringsten seines Volkes bewies er sich freundlich. Als einst auf der
Reise die Pferde gewechselt wurden, drängte sich ein altes Mütterchen dicht
an den königlichen Wagen. „Was wollt ihr?" fragte der König. „Nur
Ew. Majestät Angesicht sehen, sonst nichts weiter", erwiderte die Alte. Der
König gab. ihr einige Friedrichsd'or und sagte: „Seht, liebe Frau, auf diesen
Dingern könnt ihr mich ansehen, so oft ihr wollt." — Freimüthige Reden
nahm der König nicht übel, auch ein dreistes Wort ließ er sich gefallen, wenn es
nur treffend war. Einen Soldaten, dessen Gesicht mehrere tiefe Narben
hatte, die er bei Collin erhalten, fragte er bei der Musterung : „In welcher
Bierschenke hast du dir denn die Hiebe geholt?" — „Bei Collin", war die
Antwort, „wo Ew. Majestät die Zeche bezahlt haben." Freilich durfte
die Dreistigkeit nicht in Unbescheidenheit ausarten. Ein junger Landrath
hatte einst gemeldet, daß sich in seinem Kreise ganze Scharen von Heu-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Majestät