Der siebenjährige Krieg, 1757. 493
er dort vor jedem Angriffe gesichert schien. Trotzdem beschloß Friedrich,
der eine rasche Entscheidung herbeizuführen wünschte, den Feind sogleich
anzugreifen, als mau ihn zu Gesichte bekam. Sein Liebling, der kühne
General Winterfeld, bestärkte ihn in diesem Vorsatze. Dagegen rieth
der alte Feldmarschall Schwerin, welcher erst am Morgen mit ermü-
deten Kriegern angekommen war und das Schlachtfeld nicht kannte,
den Angriff ans den folgenden Tag zu verschieben. Allein der König
verwarf jeden Aufschub.
3. Die Schlacht begann auf dem linken preußischen Flügel erst
gegen zehn Uhr Morgens, da derselbe durch abgelassene Teiche mir schlam-
migen! Grunde, welche mit Hafer besäet und für grüne Wiesen ange-
sehen waren, sich^ durch arbeiten mußte. Als die Preußen nach Neber-
windung dieser Schwierigkeiten endlich an den Feind herankamen, wur-
den sie von einem furchtbaren Feuer des Geschützes empfangen, die
Kartätschen streckten ganze Reihen der Anstürmenden zu Boden und es
schien unmöglich, eine solche verheerende Gewalt mit menschlicher Tapfer-
keit zu bändigen. Der Angriff mißlang auf allen Pnncten und die
Schlachtordnung der Preußen fing schon an zurückzuweichen; da ergriff
der vreiundsiebenzigjährige Feldmarschall Schwerin eine Fahne und mit
dem Rufe: „Mir nach!" trägt er sie selbst gegen die Feuerschlünde;
aber im nächsten Augenblicke fällt der allzukühne Greis, von vier Kar-
tätschenkugeln durchbohrt, und stirbt den Heldentod. Und sofort nimmt
der General Manteusel die Fahne aus seiner blutigen Hand und führt
die ergrimmten Krieger im Sturmschritte gegen die vom Feinde besetz-
ten Anhöhen; sie werden erobert und die Canonen sofort gegen den
Feind gerichtet. Auch des Königs Bruder, Prinz Heinrich, springt
vorn Pferde, führt seine Krieger zu Fuß gegen eine Batterie und er-
obert sie; der Prinz Ferdinand von Brannschweig drängt mit der größ-
ten Tapferkeit den linken Flügel des Feindes von einer Anhöhe zur
andern zurück und erobert sieben Schanzen. Aber noch immer bleibt
der Sieg unentschieden, da der Feldmarschall Brown mit ordnendem
Geiste in den österreichischen Reihen waltet. Da fällt der hcldenmü-
thige Feldherr, von einer Kugel tödtlich getroffen und mit seinem Falle
ist das Schicksal des Tages entschieden; der König, welcher mit schar-
fen: Auge das Schlachtgetümmel überschauet, bemerkt eine Lücke im
feindlichen Mitteltreffen und durchbricht, rasch eindringend, dort die
österreichische Schlachtordnung. Dadurch wird der Sieg für ihn ent-
schieden. Die Oesterreicher zogen sich^ nun auf allen Pnncten zurück;
der größere Thcil warf sich mit dem Herzoge Carl in die Stadt Prag,
der andere zog sich zu dem Feldmarschall Daun, der mit einem zwei-
ten Heere heranrückte.
Der Sieg war theuer erkauft; denn neben 19,000 Oesterreichern lagen 16,000
Preußen todt oder verwundet auf dem Schlachtfclde und unter ihnen die Leiche des
Feldmarschalls Schwerin. Die Oesterreicher hatten gleichfalls einen unersetzlichen
Verlust an ihrem Feldmarschall Brown erlitten, der einige Wochen nachher an sei-
ner Wunde starb; er war einer der besten Feldherren seiner Zeit.
4. Gegen den Rath des Prinzen Heinrich, mit dem siegreichen
Heere sogleich gegeil Daun zu ziehen, der bei Kolliu stand, folgte Frie-
drich dem Herzoge Carl und belagerte ihn in Prag. Allein die Stadt
vertheidigte sich fünf Wochen lang, obgleich fast alle Vorräthe aufge-
zehrt waren und die Roth in Prag zur gräßlichsten Höhe ging, mit
der heldenmüthigsten Ausdauer. Um den Belagerten alle Hoffnung
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Winterfeld Heinrich Heinrich Ferdinand_von_Brannschweig Ferdinand Brown Carl Brown Heinrich Heinrich Carl
Fortsetzung des Krieges.
407
sichtige, vom Kaiser abzufallen. Dem schwedischen Canzler Oxenstjerna
flößte Alles, was ihm von Wallenstein's Anträgen berichtet ward,
großes Mißtrauen ein und er meinte, der Friedländer wolle den Pro-
testanten nur einen blauen Dunst vormachen; der französische Staats-
minister Richelieu dagegen bot ihm durch den französischen Bevollmäch-
tigten Feuquieres zu Dresden eine Million Franken und Beistand zur
Erlangung der böhmischen Königskrone an. So suchte Wallenstein
den Einen am Andern irre zu machen und zunächst dem schwedischen
Canzler, der ihm kein Vertrauen schenkte, seine mächtigsten Bundesge-
nossen zu entziehen, um mit seinem zahlreichen, während dieser gefähr-
lichen diplomatischen Verhandlungen sorgfältig geschonten Heere ganz
Deutschland zu unterwerfen, und sich aber, dem siegreichen "Feldherrn,
eine königliche Stellung als Lohn vorzubehalten. Er glaubte bei die-
ser Lage der Dinge seine Sachen vortrefflich eingeleitet zu haben, um
durch sein verwickeltes Spiel die Feinde an einander irre zu machen;
allein der Kaiser erhielt von allen - seinen geheimen Unterhandlungen
Kenntniß, und Wallenstein brachte sich allmälig bei allen Parteien in
Verdacht.
7. Nachdem Negensburg in die Hände der Schweden gefallen
war, (s. S. 405) erließ der Kaiser auf die dringenden Vorstellungen
des Churfürsten von Bayern an Wallenstein den bestimmten Befehl,
diesen seinen Bundesgenossen zu retten. Daher zog er in beschleunig-
ten Märschen durch Böhmen nach der Oberpfalz, um den bedrängten
Churfürsten von Bayern, wenn gleich nur scheinbar, zu Hülfe zu kom-
men und um den Kaiser nicht ganz gegen sich auszubringen. Er kam
bis in die Gegend von Nürnberg. Hier wurde ein Kriegsrath gehal-
ten und die Unternehmung eines Winterfelvzuges gegen die Donau
und die Wiedereroberung Regensburg's für unthnnlich befunden. Da?
her verließ Wallenstein jene Gegenden (Dec. 1603) wieder, führte sein
Heer in die Winterquartiere nach dem erschöpften Böhmen zurück und
schlug sein Hauptquartier in Pilsen auf.
8. Dieses Verfahren Wallenstein's erregte am Wiener Hofe
große Unzufriedenheit und ermüdete endlich auch die Langmuth oes
Kaisers, der dringend wünschte, daß seine Erblande verschont und der
Kriegsschauplatz in fremde Gebiete verlegt würde. Daher gab Ferdi-
nand den Beschwerden und Klagen über diese neue Belastung Böhmen's
um so leichter Gehör, da nicht allein der Verdacht, daß Wallenstein
arglistig handle und den Krieg nicht mit Ernst führe, bei seinem zwei-
deutigen Benehmen immer höher stieg, sondern auch die unerhörte, in
des Feldherrn Hände gelegte Macht, welche dieser schon oft mißbraucht
hatte, bei längerer Dauer immer bedenklicher schien. Deshalb war der
Kaiser, schon im Ende des I. 1633 über Wallcnsteins Umtriebe und
Verhältnisse zu Frankreich völlig in Kenntniß gesetzt, fest entseblosseu,
ihn abzusetzen, und schickte nun dem Hofkriegsrathe Qucstenberg den
Auftrag, den Herzog zu bewegen, seine Winterquartiere in ein anderes
Land verlegen; dieser lehnte jedoch jene Aufforderung ab und blieb
in Böhmen, indem er erklärte, es sei unmöglich, das Heer im Winter
aus Böhmen und gegen den Feind zu führen.
9. Da der Kaiser inzwischen versteckte Winke an ihn hatte ge-
langen lassen, daß er seiner angegriffenen Gesundheit halber, welche
ihn im Felde thätig zu sein hindere, den Oberbefehl niederlegen möge,
und da der Herzog durch seine Vertrauten am Wiener Hofe manches
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Deutschland Schweden Bayern Nürnberg Donau Pilsen Frankreich Hofkriegsrathe_Qucstenberg
Die Reunionen.
433
15. Unterdessen setzte der große Churfürst, welcher sich durch die
Kunde von dem Zurücktritte der westlichen Bundesgenossen nicht irre
machen ließ, in Verbindung mit Dänemark den Krieg gegen Schweden
um so eifriger fort. ^ Im September 1678 eroberte er Rügen, welches
die Schweden den Dänen wieder entrissen hatten, von neuem, im Octo-
der Stralsund, im November Greifswalde. Der Churfürst pries „die
Gnade Gottes, der seine rechtmäßigen Waffen mit einem so glücklichen
Schlüsse gekrönt, und das geliebte Vaterland deutscher Nation von die-
ser Seite in einen so lange gewünschten, nie gehofften Ruhestand ver-
setzt" hatte. Als bald darauf ein schwedisches Heer aus Liefland in
Preußen einstel und bis in die Nähe von Königsberg vordrang, brach
der Churfürst am 9. Jan. 1679 von Berlin auf, war in Preußen, ehe
sich's die Feinde versahen, und jagte sie in einem glücklichen Winter-
feldzuge aus dem Lande. Aber eben dieses Glück erregte in und außer
Deutschland großen Neid. Die Churfürsten von Bayern und Sachsen
schlossen nun mit einander unter dem Vorwände, den Fuß des westfä-
lischen Friedens herzustellen, einen Bund, dessen Zweck die Zurückfüh-
rung der Schweden in's Reich war. Dagegen wurde Friedrich Wil-
helm, ohne sein Wissen und Zuthun, von einer Seite unterstützt, von
wo er es gerade am wenigsten erwarten konnte. Nämlich der Papst
Jnuocenz Xi. bemühte sich beim Kaiser, daß dem Churfürsten von Branden-
burg Pommern für immer zugesprochen würde; aber seine Verwendung
blieb ebenso erfolglos, als die dringenden Vorstellungen, welche der
Chnrfürst selbst dem Kaiser sowie dem Könige von Frankreich machte.
Daher mußte er endlich, der Nothwendigkeit weichend, seine Ein-
willigung zum Abschlüsse des Friedens geben. Derselbe erfolgte am
29. Juni 1679 zu St. Gcrmain en Laye, wo damals der König Lud-
wig Hof hielt. Der Chnrfürst mußte alle eroberten Länder und Städte
an Schweden zurückgeben, mit Ausnahme eines kleinen Landstriches am
rechten Oderufer, in welchem er jedoch keine Festung anlegen durfte.
Auch ließ ihm Ludwig, Xiv. zu einiger Entschädigung für die Kriegs-
kosten 300,000 Thaler aus dem französischen Schatze zahlen. Friedrich
Wilhelm Unterzeichnete den Friedensvertrag mit blickendem Herzen, in-
dem er mit Virgil ausrief: „Einst ersteht aus meinen Gebeinen ein
Rächer!"
§. 139. Die Rennionen.
1. Ludwig Xiv. war noch nicht zufrieden mit der Gebietserwei-
terung, welche ihm der Nimweger Friede nach achtjährigem Kriege ver-
schafft hatte, sondern fand bald ein Mittel, bei der Schwäche des deut-
schen Reiches auch im Frieden Eroberungen zu machen. Im westfäli-
schen Frieden war nämlich „Elsaß und die andern Districte mit allen
Dependenzen an Frankreich abgetreten." Unter „Dependenzen" hatte
man offenbar nur das verstanden, was zur Zeit der Abtretung zu El-
saß gehört hatte; aber der Parlamentsrath^Rolaud Ravaulx erklärte,
daß viele Landstriche, die weit und breit außerhalb der an Frankreich
abgetretenen Bisthümer Metz, Toul und Verdun lagen, ehemals zu die-
sen gehört hätten und deshalb als Lehen derselben in der Abtretung
mitbegriffen seien. Daher setzte der König im Jahre 1680 zu Metz,
Breisach und Besanyon besondere Gerichtshöfe unter dem Namen Reu-
uionscammern ein, die nach angestellter Untersuchung, was zu den an
Frankreich abgetretenen Ländern und Plätzen ehemals, selbst in der
Gieferr, Deutsche Geschichte. 19
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Stralsund Gottes Königsberg Berlin Deutschland Sachsen Schweden Frankreich Schweden Frankreich Frankreich Breisach Frankreich
Der bayerische Erbfolgestreit.
517
haben, wenn nicht wider alles Erwarten der König Friedrich !l. von
Preußen ihm entgegen getreten wäre.
2. Friedrich war entschlossen, eine Erweiterung der österreichischen
Ptacht unter keiner Bedingung zuzngeben. Um einen Rechtsgrund zur
E inmischung zu haben, wußte er durch den Grasen von Go ln den Her-
zog Carl von Zweibrücken dahin zu bringen, daß er nicht nur dem
Wiener Vertrage, den er schon zu unterschreiben im Begriffe war, nicht
beitrat, sondern vielmehr gegen die Bceinlrächligung seiner künftigen
Ansprüche auf Bayern förmlich Einspruch erhob. Dadurch erhielt
Preußen den gewünschten Vorwand, sich der Sache öffentlich aunehmcn
zu können. Friedrich unterstützte nun sofort die Prvtestatiou des Her-
zogs in Wien und beim Reichstage mit dem größten Nachdrucke, und
crrlärte, daß er die Rechte desselben mit seiner ganzen Macht verthei-
digen werde, wenn die österreichischen Truppen nicht sofort aus Bauern
zurückgezogen würden. Zugleich trat er in Verbindung mit dem Chur-
fürsten von Sachsen, welcher, da seine Mutter eine Tochter des Kaisers
Carl Vii. war, aus Maximilian Joseph's Allodialgütcr, sowie mit den
mecklenburgischen Herzogen, welche auf das bayerische Fürstenthnm
Leuchtenberg Ansprüche erhoben.
3. Der Kaiser Joseph würde damals wahrscheinlich sogleich die
Entscheidung der Waffen angerufen haben, denn er hatte schon im
Frühjahr 1778 seine Truppen aus Flandern, Italien und Ungarn nach
Böhmen marschiren lassen; allein seine -Kutter Maria Theresia war
nicht so kriegslustig und suchte die Sache durch Unterhandlungen in's
Reine zu bringen. Nachdem diese ohne Erfolg bis Ende Juli'geführt
worden waren, ließ Friedrich, welcher schon im Ma 80,000 Mann in
Schlesien, und ein zweites Heer bei Berlin gesammelt hatte, die erstcre
Armee in Böhmen einrücken. Diese mußte jedoch nach zwölf Tagen
wieder Halt machen, und die Unterhandlungen begannen von -lenem,
weil Friedrich, auf russische Vermittelung hossend und durch das Alter
bedächtig geworden, im Felde nichts mehr wagen wollte. Ebensowenig
wagten d e Oesterreicher, welche unter Laudon den preußischeil Truppen
gegenüber standen, einen Angriff. Daher fielen in diesem Kriege, der
spottweise der Kartosfelkrieg genannt ward, nur ganz unbedeutende
Scharmützel und Unternehmungen vor, obgleich erst im März des fol-
genden Jahres ein Waffenstillstand geschlossen wurde. Doch verloren
die Preußen durch die Witterung, durch Krankheiten und Mangel au
Vorrat heu mehr Menschen, als ihnen eine blutige Schlacht gekostet
hätte. Für das preußische Heer, welches in Böhmen ein gebrochen war,
wurde besonders der zur regnerischen, kalten Herbstzeit (t;u Neptun de )
unternommene Rückzug aus Böhmen verderblich.
4 Da Maria Theresia ohne Wissen ihres Sohnes mit Friedrich
in Unterhandlungen getreten war, so kam im Anfänge des Monats
März des Jahres 1779 ein Waffenstillstand zu Stande, nachdem Ruß-
land und Frankreich, jenes von Preußen, dieses von Oesterre'ch dazu
ersucht, die Vermittelung übernommen hatten. Bald darauf wurde ein
Congreß zu Teschen eröffnet, der am 13. Mai 1779 mit einem für
Preußen ehrenvollen Friedensvertrage endigte. Oesterreich mußte die
mit Carl Theodor geschlossene Uebereinkunft für nichtig erklären, und
erhalt von Bayern nur den Landstrich zwischen den Flüssen Donau,
Inn und Salzach, der 34 Quadratmeilen umfaßte und die unmittel-
bare Verbindung mit Tyrol herstellte; dagegen mußte es die von ihm
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_!l Friedrich Friedrich Friedrich Carl_von_Zweibrücken Friedrich Friedrich Carl Maximilian_Joseph's_Allodialgütcr Maximilian Joseph Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Carl_Theodor
Extrahierte Ortsnamen: Wien Sachsen Flandern Italien Ungarn Schlesien Berlin Frankreich Oesterreich Donau
Der dänische Krieg.
379
logie einzudringen. Die Sterndeuter gaben ihm die Versicherung, daß
er' zu hohen Ehren bestimmt sei. Daher mit hohen Entwürfen in der
Seele in sein Vaterland zurückgekehrt, trat er in's kaiserliche Heer,
welches damals gegen die Türken kämpfte, und wurde seiner Tapferkeit
und Gewandtheit wegen bald zum Hauptmann befördert. Bald darauf
heirathete er eine in Mähren sehr begüterte Witwe, welche ihm nach
ihrem Tode (1614) ein bedeutendes Vermögen hinterließ. In einem
Kriege, welchen der Erzherzog Ferdinand gegen die Venetianer führte,
stellte er 200 Dragoner auf eigene Kosten'in's Feld und unterhielt sie
sechs Monate lang aus eigenen Mitteln. Durch seine Wachsamkeit,
Klugheit und Tapferkeit und besonders durch sein gefälliges Benehmen
erwarb er sich allgemeines Vertrauen, das den Kaiser Matthias bewog,
ihn in den Grafenstand zu erheben.
4. Nach dem Ausbruche der böhmischen Unruhen (1619) boten
ihm die Böhmen eine Feldherrnstelle an, aber Wallenstein erklärte sich
auf das Entschiedenste für den Kaiser und suchte den Zug der böhmi-
schen Schaaren, mit welchen Graf Thurn nach Mähren vorrückte, nach
Kräften auszuhalten. Als er vom Grafen Thurn überwältigt wurde,
begab er sich nach Wien und rüstete daselbst tausend Cürassiere aus,
mit welchen er zum General Bouequoi stieß und dessen Sieg über
Mansfeld entschied, so daß Thurn wieder von Wien sich wieder zurück-
ziehen mußte. In der Schlacht am weißen Berge zeichneten sich seine
Cürassiere durch Tapferkeit aus und nahmen den Grafen von Schlick
gefangen. Als Dampierre und Bouequoi gefallen waren, kämpfte Wal-
lenstcin mit Erfolg gegen Bethlen Gabor und dann gegen den Mark-
grafen Johann Georg, worauf jener Frieden machte. Der Kaiser be-
lohnte (1622) Wallenstein's Verdienste mit der eben erledigten Herr-
schaft Friedland in Böhmen und ertheilte ihm die Reichsgrafenwürde.
Besonders aber durch den Ankauf zahlloser Güter, welche wegen der
vielen Confiscationen und Auswanderungen in Böhmen um ein Spott-
acld zu haben waren, kam Wallenstein in den Besitz eines ungeheuren
Vermögens und wurde der reichste Mann nach dem Kaiser, meinen
Grundbesitz schätzte man auf dreißig Millionen Gulden.
5. Als der Kaiser Wallenstein's Anerbieten angenommen hatte,
schickte dieser seine Werber nach verschiedenen Gegenden aus, und ge-
lockt durch den Ruf seines Namens, seiner außerordentlichen Geldmit-
tel und seiner großen Freigebigkeit, strömten freiwillige Schaaren kriegs-
lustigen Volkes von allen Enden her zu seinen Fahnen, ohne Rücksicht
auf Confession und Vaterland. Auch Männer vom höchsten Range
boten ihm ihre Dienste an, aus denen er mit scharfem Kennerblick die
Tüchtigsten zu Officieren auswählte. Durch die Strenge und den rich-
tigen Blick, womit er Jeden beobachtete, brachte er eine bewunderungs-
würdige Einheit in das bunt zusammengesetzte große Ganze. Seine
Rede war kurz, aber nachdrucksvoll; indem er den Anführern gebühren-
des Lob nie versagte und für die Bedürfnisse Aller, des Geringsten wie
des Höchsten, gleichmäßig sorgte, forderte er auch Unerschrockenheit in
jeder Gefahr und unbedingten Gehorsam; den Ungehorsamen traf statt
alles Kriegsgerichts des Friedländers Befehl: „Laßt die Bestie hängen!"
Schon sein Anblick hatte etwas Düsteres, Schaudererregendes und seine Miene
war geheimnißvoll und argwöhnisch. Seine tauge Gestalt, mit dem kurz abgeschnit-
tenen rabenschwarzen Haupthaare, in Scharlach gehüllt und im Reiterrock von Elend«
ledcr, vom Hute die rothe Feder herabhängend, erfüllte alle Krieger mit wunderlichem
Grauen, wenn er durch die Gassen des Lagers dahinschritt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Matthias Gabor Johann_Georg Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wien Mansfeld Wien Friedland
382
Der dänische Krieg.
Truppen besetzt, und im ganzen Reiche war keine Macht mehr, welche
der Kaiser zu fürchten hatte.
4. Walleustein entwarf nun Pläne, in den Küstenländern eine
Macht zu gründen, welche zugleich die See beherrschen und dadurch in
Zukunft Deutschland gegen jeden feindlichen Angriff von Norden her
schützen sollte. An der Spitze eines Heeres von 100,000 Mann ge-
dachte er sich zum Herrn der Ostsee zu machen, und führte schon den
Titel „Admiral des oceanischen und baltischen Meeres." Zunächst
wandte er sich nach Brandenburg, das eine bedeutende Anzahl kaiser-
licher Truppen aufnehmen mußte, und darauf nach Mecklenburg, dessen
Herzoge Adolf Friedrich und Johann Albrecht als frühere Bundesge-
nossen des Däuenkönigö vom Kaiser (1028) ihrer Länder entsetzt wur-
den, welche Walleustein, anfangs als Pfandstück für die gemachten
Auslagen erhielt. Der Herzog Bogislav von Pommern öffnete (1627)
bereitwillig ferne Städte den kaiserlichen Truppen, nur die einzige Stadt
Stralsund wagte es, dem stolzen Sieger zu trotzen und verschloß sei-
nem Heere ihre Thore. Zornig eilte Wallenstein (Juni 1628) aus
Böhmen herbei und erschien vor der Stadt, deren Belagerung sein Feld-
herr Arnim bereits begonnen hatte. Er ließ einen Sturm nach dem
andern unternehmen; aber die Einwohner, durch dänische und schwe-
dische Truppen verstärkt, vertheidigten sich mit heldenmüthiger Tapfer-
keit, und alle Anstrengungen der Belagerer blieben erfolglos Endlich
nach einem Verluste von 12,000 Mann mußte Wallenstein, obgletch er
geschworen, „die Stadt zu erobern und wenn sie mit Ketten an den
Himmel gebunden wäre", die sechömonatliche Belagerung aufheben.
5. Als hier sein Glück zum ersten Male gescheitert war, wünschte
Wallenstein den Friedere mit Dänemark, theils um sich im Besitze Mecklen-
burgs zu befestigen, theils um gegen Schweden freie Hand zu gewinnen, das
der Stadt Stralsund Hülfe gesandt hatte. Daher erlangte König Christian
Iv. vom Kaiser, der dessen Verbindung mit Schweden verhindern wollte,
durch den Vertrag zu Lübeck (1629) einen billigen Frieden, indem er,
ohne Kriegskosten zu bezahlen, gegen das Versprechen, sich nicht ferner
in die deutschen Angelegenheiten mischen zu wollen, alle seine verlore-
nen Landschaften und Städte zurück. Dagegen blieben die Bitten und
Vorstellungen der Herzoge von Mecklenburg ohne Erfolg; ihre Länder
erhielt (Juni 1629) Walleuftein als erbliches Reichslehn, allein er ge-
langte, wie wir später sehen werden, nicht in den Besitz derselben.
6. So stand nun der.kaiser wieder als Sieger da und die kaiser-
liche Macht war zu einer Höhe gelangt, auf der sie seit langer Zeit in
Deutschland nicht gestanden hatte, so daß Wallenstein sich äußern konnte,
„man bedürfe keiner Churfürsten und Fürsten; wie in Frankreich und
Spanien ein König allein, also sollte auch in Deutschland ein Kaiser
allein sein." Unter diesen Umständen glaubte der Kaiser jenen Plan
ausführen zu können, welchen die katholischen Stände schon 1608 auf
dem Reichstage zu Regensburg in Anregung gebracht hatten, nämlich
den Zustand zurückzufuhren, welcher zur Zeit des Religionsfriedens,
namentlich seit dem passauer Vertrage vom Jahre 1552 bestanden hatte,
und den Protestanten alle seit jener Zeit eingezogenen Stifter wieder
abzufordern. Da der Religionsfriede noch Geltung hatte und die Pro-
testanten selbst sich auf denselben beriefen, wo er ihnen günstig war,
so ist jene Maßregel von der streng rechtlichen Seite kaum anzufechten;
die Protestanten hatten nur den Besitz für sich, welchen sie gegen den
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Walleustein Adolf Friedrich Friedrich Johann_Albrecht Johann Albrecht Bogislav_von_Pommern Arnim Christian
Iv
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Mecklenburg Stralsund Deutschland Frankreich Spanien Deutschland
Der schwedische Krieg.
387
gewesen fein würde, wenn der Churfürst von Brandenburg den Ge-
schlagenen den Weg versperrt hätte. Deshalb wollte Gustav Adolf
diesen erst auf seine Seite ziehen, und rückte deshalb von Landsberg
gegen Berlin vor. Allein hier wirkte ihm des Churfürsten Canzler,
Graf Adam zu Schwarzenberg, entgegen, welcher schon auf dem Leipziger
Convente einem Bündnisse mit Schweden kräftig entgegengewirkt und
den Churfürsten zu überzeugen gewußt hatte, „daß der Kaiser doch
die von Gott gesetzte höchste Obrigkeit sei." Deshalb zeigte sich der
Churfürst Georg Wilhelm wenig geneigt, der Forderung Gustav
Aoolf's, welcher die Festungen Spandau und Cüstrin für sich forderte,
nachzukommen, sondern ließ um seine Hauptstadt Berlin Schanzen auf-
werfen und rief die Bürgerschaft unter die Waffen. Nothgedrungen
ging endlich der Churfürst am 13. Mai 1631 dem Schwedenkönige ent-
gegen; allein auch da konnte er sich noch nicht entschließen, auf dessen
Wünsche einzugehen. Endlich, als der König zornig ward und drohte,
dem Kaiser einen Vergleich anbieten und nach Stockholm zurückkehren
zu wollen, willigte endlich der Churfürst nach langem Zaudern ein, daß
der König Spandau mit fünfhundert Mann so lange besetzen solle,
bis Magdeburg befreit und die Elbe geschloffen sein wurde.
9. Der Vertrag darüber ward am 15. Mai unterzeichnet, und
noch an demselben Tage zogen die Schweden über Potsdam und Bran-
denburg der Elbe zu. Einen sichern Neberzug über diesen Strom bo-
ten allein die Brücken bei Dessau und Wittenberg; allein sine war
von kaiserlichen Truppen besetzt und Wittenberg gehörte dem Churfürsten
von Sachsen, welcher den Schweden den Durchmarsch verweigerte. Da
erhielt Gustav Adolf plötzlich die Nachricht, Magdeburg sei von Tilly
erobert; eine Nachricht, welche unter den Protestanten allgemeines Ent-
setzen und nicht minder großes Erstaunen über die Säumniß des Schwe-
denkönigs verbreitete. Daher erklärte dieser in einem Manifeste, daß
er der Stadt nicht habe zu Hülfe kommen können, weil ihm Johann
Georg den Durchzug durch Wittenberg gänzlich verweigert und sein
Schwager, der Churfürst Georg Wilhelm, die Festungen Cüstrin und
Spandau, welche ihm doch zur Deckung seilles Rückzuges unentbehrlich
gewesen seien, ihm nicht habe einräumen wollen. „Beide Durchlauchtig-
keiteu hätten sich also erwiesen, daß Ihre Majestät nicht eigentlich wissen
gekonnt, ob sie Freund oder Feind gewesen."
§. 128. Magdeburgs Zerstörung*).
1. Magdeburg, welches stets den größten Eifer für die Sache der
Protestanten gezeigt, und unter den schwachen Erzbischöfen einen bedeu-
tenden Theil der Stiftsgüter an sich gebracht hatte, war zuerst der
Ausführung des Restitutionsediets entgegengetreten und hatte wie dem
Kaiser zum Hohne den Schwedenkönig eingeladen, seinen Waffenplatz
tu Magdeburgs Maliern aufzuschlagen. Als der Kaiser befahl, alles
Kirchen und dem Erzstifte gehörige Eigenthum auszulieferu, trat
der neu gewählte Magistrat, welcher einer überspannten Partei seine
^ahl verdankte, sowie alles Volk auf die Seite des Verwalters des
Azbisthums, Christian Wilhelm's, der heimlich in die Stadt kam und
schwedische Hülfe in Aussicht stellte. Voll einer Reise nach Schweden
östrückgekehrt, warb er Truppen (Aug. 1630), griff die im Erzstifte
*) Nach der Darstellung des (Protestanten) vr. Bensen, das Verhängniß
a'lagdeburg's. 1858.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Graf_Adam_zu_Schwarzenberg Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav
Aoolf's Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Johann
Georg Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Christian_Wilhelm's
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Berlin Spandau Berlin Stockholm Magdeburg Schweden Potsdam Dessau Wittenberg Wittenberg Sachsen Schweden Magdeburg Wittenberg Spandau Magdeburgs Magdeburg Hohne Magdeburgs Schweden
Magdeburgs Zerstörung.
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waren, hörte der geordnete Widerstand (es war schon zehn Uhr vor-
bei) allmalig auf, und es begann fetzt der Straßcnkampf mit allen
seinen gewöhnlichen Schrecken.' Während die Neichen meistens sich zu
verbergen suchen und ihre vergrabenen Schätze hüten, setzt die schwe-
disch gesinnte Volkspartci, die weniger zu verlieren hat, den Kampf
fort; 'überall wird in kleinen Abtyeilungen gefochten; die vielen en-
gen Gassen der Stadt erleichtern die Vertheidigung. Weiber und Kin-
der schleudern aus bcn Fenstern und von den Dächern herab Ziegel
und bereit gehaltene Steine, oder schütten siedendes Wasser auf die
Soldaten, welche in die Gassen einbrechen. Aber auch die Bürger
feuern aus den Fenstern auf die Kaiserlichen, so das; viele Soldaten
getedtet und noch weit mehr verwundet werden. Vom Kampfe ermat-
tet, von Hunger, Durst und der zunehmenden Gluth gepeinigt, sehen
die Soldaten 'mit der größten Erbitterung sich durch diesen neuen Wi-
derstand gehemmt oder zu rückgeschlagen.
9. Wüthend darüber erbrechen die Wallonen jene Häuser, aus
denen auf sie geworfen oder geschossen worden ist, stoßen nieder, was
ihnen entgegenkommt, verfolgen die Bewohner bis in ihre letzten Ver-
stecke und erwürgen ohne Schonung bewaffnete Männer itnb Frauen,
wehrlose Greise und schwache Kinder. Der Ruf um Erbarmen wird
von ihnen unbeachtet gelassen; denn sie verstehen die deutsche Sprache
nicht. Mordgierig und tückisch beweisen sich die Italiener, grausam die
Spanier, von ihrem Ketzerhasse getrieben. Am schlimmsten sind die
Eroaten, welche Raubsucht mit roher Wildheit verbinden und in un-
glaublicher Gier zusammenraffen, was nur irgend von Werth scheint.
In kleinen Abtheilungen sieht man sie umher'streisen, wie sie sich ge-
genseitig anfallen, um den Raub einander abzujagen. Auch Evange-
lische, die im zügellosen Wallenstein'schen Heere gedient hatten, bethei-
ligen sich sehr am Plündern, und die aus dem Meisner Lande werden
besonders genannt. Hier geschehen nun unmenschliche, entsetzliche Tha-
ten; weder das zarteste Alter, noch die edle Jungfrau, noch die Gattin
oder das kranke Weib findet Schonung, so daß die katholischen Ligist^:
sich mit Abscheu abwenden.
10. Wie einige Wochen vorher Gustav Adolf zu Frankfurt a. d.
Oder, einer evangelischen Stadt, so hatte auch Tillh dem Kriegsgebrauche
jener Zeiten gemäß, feinen Truppen Plünderung der eroberten Stadt
verheizen und gestattet. Obwohl er dabei auf das Nachdrücklichste ge-
boten hatte, daß der Soldat sich jeder Grausamkeit gegen Wehrlose
enthalte, so blieb doch in dem Getümmel des erbitterten Straßenkampses
sein Befehl unbeachtet. Er ritt, von einigen Offizieren begleitet, durch
die Straßen nach allen Richtungen hin; aber umsonst bemüht sich der
greise Feldherr und mit ihm Pappenheim und andere edle Offiziere,
die Wuth der erbitterten Krieger zu mäßigen; denn mit jedem Opfer,
das ans den Straßen unter den Schüssen oder Steinwürsen der Bür-
ger fällt, steigert sich die Raserei der Krieger. So geschahen freilich
entsetzliche Greuel, aber durch Zorn oder Mitleid sind sie in das Aben-
teuerliche vergrößert. Mit dem bittersten Schmerze sah Tilly seine
bange Ahnung erfüllt, daß ihm in Folge der Erstürmung dieser wichtige
Wafsenplat; und Stützpunkt an der Elbe entrissen sei, welcher ihm stzr
die glückliche Fortsetzung des Krieges so wichtig schien. Nachdem er
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Gluth Meisner Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly
Fortsetzung des Krieges.
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des ober- und niederrhcinifchen, sowie des fränkischen und schwäbischen
Kreises aus Mitte März 1633 uach Heitbron, um über die Fortsetzung
des Krieges zu unterhandeln. Schon am 13. April wurden die Be-
rathschlagungen beendigt und der Heilbronner Bund geschlossen.
Das Directorinm des ganzen Krieges wurde dem schwedischen Canzler
übertragen und ihm zugleich als dem neuen Erzcanzler des Reichs das
Churfürstenthum Mainz als erbliches Besitzthum zugedacht; dagegen
belehnte er den Herzog Bernhard von Weimar mit den Bisthümern
Würzburg und Bamberg als künftigem Herzogthume Franken. Dem
Heilbronner Bunde traten jedoch weder Brandenburg noch Sachsen bei,
obgleich beide in ihrer bisherigen Verbindung mit Schweden beharr-
len. Auch Frankreich war in jenen Bund nicht mit cingeschlossen; es
unterstützte aber dessenungeachtet die Schweden und die Protestanten.
2. Während der Krieg nach Gustav Adolfs Tode durch Feld-
herren aus seiner Schule, namentlich durch Bernhard von Weimar und
Gustav Horn im Ganzen mit glücklichem Erfolge fortgesetzt wurde,
entwickelte Wallenstein nach der Schlacht bei Lützen nur geringe Thä-
tigkeit und verweilte meistens ruhig in Böhmen, Unterdessen hielten
Aldringer und Johann von Werth, jener als kaiserlicher, dieser als
bayerischer General, die Sache der Liga und des Kaisers in Deutsch-
land aufrecht. Gegen Aldringer, welcher Schwaben und Bayern ver-
thcjdigen sollte, ward Gustav Horn von Oxenstjerna beordert, während
Herzog Bernhard von Weimar in Franken einfiel. Der Letztere wurde
nachher von Gustav Horn, der sich nicht stark genug fühlte, an die
obere Donau gerufen, und beide wollten vereinigt in Bayern einbrechen,
als Johann von Werth, der bis dahin in Rieder-Deutschland rühmlich
gefochten hatte, sich mit Aldringer vereinigte, Dadurch ward Aldringer
tu den Stand gesetzt, München zu decken, so daß der Chursürst dahin
zurückkehren konnte. Das geschah im Sommer 'des I. 1633. Jetzt
wollten die beiden schwedischen Feldherren mit ihrer ganzen Kriegs-
macht tief in Bayern Vordringen; sie wurden aber gerade in der
günstigsten Jahreszeit durch eine Meuterei der Söldner, ans denen dio
Heere jener Zeit bestanden, von weiteren Unternehmungen in Bayern
abgehalten. "Offiziere und Soldaten dienten blos um Sold und um
Antheil an der Beute. Beides war ihnen von Horn geschmälert wor-
den; sie weigerten sich daher, Dienste zu leisten, und lähmten ihre bei,
den Feldherren so, daß Gustav Horn das Heer verlassen mußte. Bern-
hard aber konnte in der nächsten Zeit nur Streifzüge unternehmen,
Als Horn zurückgekehrt war, nahm Bernhard in der Mitte des No-
vember (1633) Regensburg ein.
3. Vergebens war Wallenstein sowohl vom Churfürsten Maxi-
milian als auch vom Kaiser selbst wiederholt aufgefordert, dieser wich-
tigen Stadt zu Hülfe zu eilen; er blieb uuthätig in Böhmen stehen.
<v5u geheimuißvollem Verkehr mit den Sternen brütete er über tief an-
gelegteu Entwürfen, Mehrere der Feigheit beschuldigte höhere Off-
nere ließ er jn Prag vor ein Kriegsgericht stellen und zehn derselben
enthaupten. Die Namen von mehr als fünfzig abwesenden Offizieren
Wurden als ehrlos an den Galgen geschlagen, und mehrere gemeine
Reiter gehenkt. Darauf begannen in allen kaiserlichen Staaten neue
Werbungen, wodurch das Heer bald wieder auf 25,000 Mann gebracht
tourbe. Aus eingcschmolzenen Glocken ward neues Geschütz geschaffen,
-"tan konnte deshalb mit Recht erwarten, daß Wallenstein im Anfänge
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar Gustav_Horn Gustav Johann_von_Werth Johann Gustav_Horn_von_Oxenstjerna Gustav Bernhard_von_Weimar Gustav_Horn Gustav Johann_von_Werth Johann Gustav_Horn Gustav Bernhard
412
Die Schlacht Lei Nördlingcn.
ncite, ehe die Ordnung so weit hergestellt war, daß der vom Kaiser
und vom Churfürsten von Bayern seit so langer Zeit sehnlich gewünschte
Zug nach der Donau unternommen werden konnte, um Regensburg
zu befreien, welches die Schweden besetzt hielten. Der Herzog Bern-
hard von Weimar verlor nämlich seine Zeit dadurch, daß er bald nach
Franken, bald nach Schwaben zog, wodurch kein anderer Vortheil er-
rungen wurde, als Besetzung der Landschaften und Städte zur Einla-
gerung seiner Truppen, dagegen versäumte er, dem schwer bedrängten
Regensburg frühzeitig zu Hülfe zu eilen. Als er endlich nach langem
Zaudern sich mit Horn vereinigt hatte, mußte der schwedische Com-
maudant die heldenmüthig vertheidigte Stadt Regeusburg dem Könige
Ferdinand übergeben.
2. Von hier ans drangen die Kaiserlichen über Ingolstadt und
Donauwerth, gegen die Reichsstadt Nördlingcn vor, welche den Schwe-
den treu ergeben und deshalb einen vorzüglichen Beistand zu fordern
berechtigt war. Horn rieth dem Herzoge Bernhard, keine Schlacht zu
wagen, weil ihre vereinigten Truppen durch Krankheit, Mangel und
langes Umherziehen äußerst geschwächt und entmuthigt seien und außer-
dem an Zahl den Kaiserlichen weit nachständen, und bestand darauf,
die Ankunft von Verstärkungen unter dem General Craz und dem
Rheingrafen Otto Ludwig, der von Breisach yerbeigerufen war, zu er-
warten. Unterdessen erhielten die Kaiserlichen eine Verstärkung von
14,000 Mann, welche der spanische Znfant, Erzbischof Ferdinand von
Toledo, in Mailand zusammengebracht hatte und der Herzog von Feria
nach den Niederlanden führte. Dennoch wollte Bernhard, als der Ge-
neral Craz augelangt war, den Nheingrafen nicht länger abwarten,
sondern rückte gegen Nördlingen vor, um die Stadt zu entsetzen. Am
7. Sept. 1634 kam es daselbst zu einer entscheidenden Schlacht. Die
Ueberlegenheit der Kaiserlichen, welche 35,000 Mann stark waren, denen
die Schwede!: nur 23,000 und unter diesen sechs tausend in der Eile
bewaffnete würtembergische Bauern entgegenstellen konnten, sowie viele
örtliche Nachtheile drohten den Letzteren gleich von Anfang an Ver-
derben. ^
3. Das ganze Schicksal der,Schlacht schien von der Besetzung
einer Anhöhe abznhangen, welche das Lager der Kaiserlichen beherrschte.
Der Versuch der Schweden, dieselbe in der Nacht zu ersteigen, mißlang ;
daher erwarteten sie den Anbruch des Tages, um sie im Sturme zu-
ersteigen. Es gelingt ihrer ungestümen Tapferkeit, in die dort ange-
legten Verschanzungen einzudringen; da sie aber von zwei Seiten zu-
gleich eindringen, so treffen sie gegen einander und verwirren sich. In
diesem entscheidenden Augenblicke fliegt ein Pulverfaß in die Luft und
richtet unter den Schweden die größte Verwirrung an; die kaiserliche
Reiterei dringt in ihre gesprengten Glieder, das Feuer des feindlichen
Geschützes von der Anhöhe schmettert dieselben schaarenwcise nieder, so
daß nach einem achtstündigen erbitterten Kampfe, in welchem die Schwe-
den mit der größten Tapferkeit gefochteu hatten, der Sieg sich dennoch
vollkommen für die Kaiserlichen entschied. Gegen 12,000 Schweden
lagen tobt auf dem Kampfplatze, 6000 waren gefangen, unter ihnen
die Generale Horn und Craz; dazu sielen 80 Canonen und 4000 Wa-
gen mit Gepäck, sowie 300 Fahnen dem Feinde in die Hände. Herzog
Bernhard eilte nach Frankfurt, wo sich einige schwache Trümmer seines
Heeres wieder um ihn versammelten. Eine rasche Verfolgung würde
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Bernhard Craz Otto_Ludwig Otto Ludwig Ferdinand_von
Toledo Ferdinand Bernhard Bernhard