Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
rsr
Marktplätze, und noch 71 andere Plätze, und beinahe
500 Kirchen und Kapellen. Beständig kommen an dem
Flusse, an welchem London liegt, auf der Themse,
Schiffe aus allen Theilen der Erde, an, und man rechnet,
daß jährlich mehr als 13000 Schiffe aus und einlaufen.
12. Rußland 'ist das größte Land in Europa. Das
europäische Reich ist 7 mal größer als Deutschland,
und das ganze rußische Reich 2 mal so groß als Eu-
ropa. Der größere Theil dieses Reichs gehört nemlich
zu Asien. Es ist von verschiedener Beschaffenheit. Im
äußersten Norden findet man nur Gesträuche, Beeren,
Marienglas, Pelzthiere in großer Menge, Fische und
Federvieh. In einem andern Theile des Landes bringt
der Boden doch Gerste und einige Gartenfrüchte her-
vor, und die mittäglichen Gegenden haben Ackerbau,
Obst und gute Viehzucht, wilde Pferde, und ungeheure
Waldungen. Noch weiter gegen Mittag bringt da-
Land Wein, Obst, Lorbeerbäume und Getreide, wor-
unter auch der Reiö ist, in Menge hervor. In diesen
Gegenden sind die Esel und die Kameele die gewöhnli-
chen Lastthiere, die Büffelochsen ziehen den Pflug, und
die Pferde werden erlegt und gegessen. Viele Bewoh-
ner diese- fruchtbaren Landstrichs wissen nichts von Häu-
sern, sondern wohnen beständig in schlechten Hütten
oder in Zelten, und ziehen mit ihren Heerden aus ei-
ner Gegend in die andere. Viele schlagen in Felsen,
Höhlen'oder Erdhütten ihre Wohnung auf. Diese Be-
wohner Rußlands heißen Tat-ren. Die Hauptstadt
Rußlands und Residenz des mächtigen russischen Kai-
sers heißt Petersburg. Eine andere sehr große Stadt
dieses Landes heißt Moskau.
iz. Die Türkei ist ein sehr fruchtbares und warme-
Land, und daher reich an vortrefflichen Produkten,
besonders an Reis, Wein, Südfrüchten, Baumwolle,
Seide, Taback; an Rindvieh, Schaafen, Pferden,
Eseln und Maulthieren; an Marmor, Alaun, Schwe»
fel, Eisen und Salpeter. Das türkische Garn ist be-
rühmt. Aus der Seide machen die Türken prächtige
Stoffe und Tapeten. Der Maiö oder das Türkische
B h Korn
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: London Europa Deutschland Asien Marienglas Petersburg Moskau
Autor: Ehrlich, Carl Gotthilf, Frenzel, Franz Christoph
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
395
dehnten Hülfslaue, noch viel weniger nach einem
Hauptlaut folgen. Z. B. Schiff, Ball, Kamm,
Mann/ Trupp / Narr, Tritt, Stock, Sitz.—
Hof, Gastmahl, Keim, Vulkan, Kahn, Ge-,
fahr, paar, That, Haken, Reiz, Kalk, Schmerz.
z. Bei solchen Wörtern, wo weder die Ab-
stammung noch die Aussprache die Art zu schrei-
den bestimmen, beobachte man den allgemeinen
Schreibgebrauch.
Diesem Schretbgebrauch zufolge werden die Deh-
nungsbuchstaben a, h, e in vielen Wörtern gebraucht,
und in vielen wieder weggelassen, als: Saat, Sa-
men, lahm, kam, hier, dir, wider, wieder,
Thon, Ton u. s. w.
4. Fremdewörter, wenn sie das deutsche Bür-
gerrecht *) erhalten haben, schreibe man, so wie
alles was deutsch ist, mit deutschen Buchstaben
und nach deutscher Aussprache, als: Koffer, On-
kel, marschiren, Pöbel, Riesche, Truppen, Ban-
kerott, Sekretär rc.
Fremde eigene Nahmen werden zwar mit deutschen
Buchstaben, aber nicht nach deutscher Aussprache, ge,
schrieben, als: Voltaire, Seine, Leszcpnsky, Sa-
voyen.
5. Mit großen Anfangsbuchstaben schreibe man:
a. Alle Hauptwörter.
b. Solche Wörter, welche als Hauptwörter ge-
braucht werden, als: das Mein und Dein. Das
Schö-
*) Ein Wort hat das deutsche Bürgerrecht erhalten,
wenn es auf deutsche Art geschrieben und ausge-
sprochen wird , und dabei allgemein verständlich rst.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
mm*
— 110 —
der, Häuser oder Waaren kaufte, so hätte er ja das Geld
nicht mehr; wäre §r alsdann nicht mehr reich?" — O das
wird wol nichts machen, sagte Karl, das ist ja eben so
gut, als Geld. Richtig, sagte der Vater. Man nennt
ihn daher auch einen begüterten Mann. Der Vater
legte nun Karln einige Fälle vor. Unser Herr Nachbar
Müller dort drüben nimmt jährlich sehr viel Geld ein, aber
er behält doch nichts übrig, er braucht das Meld. Er ist
ein vornehmer Manner must viel aufklöidung und Haus-
geräth und ans manche andere Dinge wenden, er hat viel
Kinder, er must ein paar Bedienten halten. Was meinst
Du, ist er reich? — Herr Freund, der neben ihm wohnt,
hat lange nicht so viel Einnahme, aber er braucht das
kaum halb, was er einnimmt, ist dieser reich? — Nun
aber Meister Martin, unser Schneider, hat lange nicht so
viel, als diese beiden Leute, und kann nicht so kostbare
Dinge kaufen, aber er hat doch alles, was er braucht;
kommt recht gut ans; kann immer noch Einiges erübrigen.
Ist er arm, oder reich, oder wohlhabend?
Karl sahe jetzt ein, daß es nicht allein darauf ankomme,
wie viel einer habe und einnehme, sondern ob er damit
für alle die Dinge, welche er nöthig habe, auskommen
könne. Er sahe nun wol, was das heiße, wenn die Leute
sagten: Der oder jener ist in seiner-Art ein wohlha-
bender oder ein reicher Mann; und dasi zwei Leute gleich
viel haben könnten, und der eine arm, und der andere
wohlhabend dabei sein könnte.
Vater, fragte Karl eines Tages, was ist denn Ehr-
geiz. Ich habe eben von einem Menschcll gehört, daß
er einen ansterordentlichen Ehrgeiz gehabt habe.
Möchtest Du wol, erwiederte der Vater, daß Deine El-
tern, Lehrer, Mitschüler, und alle andern, welche Dich
kennen, Dich für artig, fleißig, gefällig n. s. w. hielten,
oder nicht? — Wenn sie Dich dafür hielten, hätten sic eine
vortheilhaftc oder nachtheilige Meinung von Dir ? — Karls
Antwort auf beide Fragen war leicht zu errathen. — Nun,
fuhr der Vater fort, wenn sie Dich für einen solchen gesitte-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Martin Schneider Karl Karl Karl Karls
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
358
worunter auch der Reis ist, in Menge hervor. In diesen
Gegenden sind die Esel und Kameele die gewöhnlichen
Lastthiere, die Büffelochsen ziehen den Pflug, und die
Pferde werden erlegt und gegessen. Viele Bewohner dieses
ftuchtbarcn Landstrichs in Asien, wissen nichts von Häu-
sern, sondern wohnen beständig in schlechten Hütten oder
in Zelten, und ziehen mit ihren Hecrden aus einer Gegend
in die andere. Viele schlagen in Felsen, Höhlen oder Erd-
hütten ihre Wohnungen auf. Diese Bewohner Rußlands
heißen Tataren. Die Hauptstadt Rußlauds und Resi-
denz des mächtigen russischen Kaisers heißt Petersburg.
Eine andere sehr große Stadt dieses Landes heißt Mos-
kau, die 1812, von den Russen selbst angezündet wurde,
als die Franzosen eben einmarschirt waren. Nach diesem
Opfer wurde Deutschland, ja der größte Theil von Europa,
Mit der Freiheit von der Vorsehung beschenkt. Die mchr-
sten Russen sind Christen, besonders griechischer Konfession.
12. Die Türkei ist ein sehr fruchtbares und warmes
Land und daher reich an vortrefflichen Produkten, be-
sonders an Reis, Wein, Südfrüchten, Baumwolle, Seide,
Tabak; an Rindvieh, Schafen, Pferden, Eseln und Sal-
peter. Das türkische Garn ist berühmt. Aus der Seide
machen die Türken prächtige Stoffe und Tapeten. Der
Mais oder das türkische Korn ist auch bei uns bekannt.
Aus Ziegenfellen macht man in der Türkei den schönsten
Korduan und Saffian. Die Hauptstadt des Landes heißt
Konstantinopel. Sie ist die Residenz des türkischen
Kaisers, welcher auch Großsultan oder Großherr genannt
wird, und die größte Stadt in Europa, aber nicht die
schönste; denn sie hat fast lauter hölzerne Häuser, und
krumme, schmutzige Straßen. Die europäische Türkei ist
nicht so groß, als Deutschland; aber es gehören zu die-
sem Reiche große Länder in Asien und Afrika, so daß das
ganze Reich 4 mal größer ist, als Deutschland. Die Tür-
ken haben die Mahomedanische Religion. Mahomed lebte
im 7ten Jahrhundert und gab sich für einen Propheten
aus. Er setzte seine Religion aus der heidnischen, christ-
lichen und jüdischen zujammen.
13. Ungarn ist zum Theil ein sehr gebirgiges.und
waldiges Land, zum Theil aber auch äußerst fruchtbar,
und
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Petersburg Deutschland Europa Konstantinopel Europa Deutschland Asien Afrika Deutschland
Philipp von Schwaben.
221
Reiche vereinen, die Erblichkeit aller Lehen einsübren und anerkennen,
und allen bisherigen Anrechten auf den Nachlaß der Bischöfe entsagen.
Schon hatten zwei und fünfzig Fürsten ihre schriftliche Zustimmung ge-
geben. als der Widerspruch des Papstes, der rheinischen Erzbischöfe und
der sächsischen Fürsten den Entwurf vereitelten. Mißvergnügt über das
Mißlingen seines Planes, zog der Kaiser wieder nach Sicilien, nachdem
er zuvor (1196) seinem noch unmündigen Sohne Friedrich die Nachfolge
im Reiche gesichert hatte.
6. Wahrend der Kaiser in Sicilien wieder mit großer Strenge
waltete und so aller Gemüther sich immer mehr entfremdete, war er
fortwährend mit großen Plänen zur Erhöhung des Kaiserthums beschäf-
tigt. Er ging nämlich mit dem Gedanken um, das griechische Reich zu
erobern und so den Abendländern zur Eroberung der Küstenländer des
westlichen Asiens den Weg zu bahnen. Aber mitten in seinen großarti-
gen Entwürfen raffte ihn in der Blüthe der Manneskraft, zur allge-
meinen Freude der Italiener, plötzlich der Tod dahin. Er starb zu
Messina am 28. Sept. 1197 in Folge eines kalten Trunkes nach über-
mäßiger Erhitzung auf der Jagd, im 32. Jahre seines Lebens und hin-
terließ nur einen einzigen Sohn, Friedrich, der damals erst drei Jahre
alt war, als Erben seiner weiten Reiche. Unter Heinrich Vi. hatte die
Macht des Reiches den Höhepnnct erreicht. Nach seinem Tode begann
der unaufhaltsame Verfall, begann der Schwerpunct des staatlichen Le-
bens vom Könige zu den Fürsten, vom Ganzen zmn Einzelnen sich zu
neigen. Die langen Thronkricge, welche seitdem begannen, hatten eine
fürchterliche Verheerung blühender Landstriche, eine allgemeine Zerrüt-
tung des Wohlstandes, eine grenzenlose Verwilderung der Sitten zur
Folge. Die Zeiten der Macht und Größe des deutschen Reiches hatten
mit Heinrich Vi. ihr Ende erreicht.
§. 77. 4. Philipp von Schwaben, 1197—1208; und Otto Iv., 1197—1215.
1. Nach Heinrichs Vi. frühem Hinscheiden trat der Zwiespalt
zwischen der welsischen und hohenstaufischen Partei, der einige Zeit ge-
schlummert hatte, mit erneuerter Heftigkeit auf's neue hervor und er-
füllte Deutschland zehn Jahre hindurch mit Raub und Mord und Fre-
velthaten jeglicher Art. Während nämlich die Hohenstaufen den Herzog
Philipp von Schwaben, Heinrich's Vi. Bruder, zu seinem Nachfol-
ger wählten, hob die welfische Partei, an deren Spitze der Erzbischof
Adolf von Eöln stand, den zweiten Sohn Heinrich's des Löwen und
Neffen des Königs Richard von England, den tapfer» Otto, auf den
deutschen Thron. Beide Könige suchten möglichst viele und mächtige An-
hänger zu gewinnen und vor allen den Papst Innocenz Iii.
2. Innocenz Iii. gehört zu den größten Männern, die je auf den
Stuhl Petri erhoben sind. Er war erst 37 Jahre alt, als er gewählt
wurde, hatte sich aber schon durch ausgezeichnete Gelehrsamkeit und
Frömmigkeit die höchste Achtung seiner Zeitgenossen erworben. Allein
noch größere Bewunderung erweckten bald seine außerordentliche Cha-
rakterfestigkeit, seine ruhige Besonnenheit und berechnende Gewandtheit
zue Führung der Geschäfte. Alle diese ausgezeichneten Gaben verwandte
er mit der angestrengtesten Thätigkeit auf die Lenkung der Kirche und
die Erhöhung des päpstlichen Einflusses auf die Negierung der Staa-
ten. Noch klarer, noch umfassender, als sein großer Vorgänger Gregor Vii.,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Schwaben Philipp Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto_Iv. Otto_Iv. Heinrichs Heinrichs Philipp_von_Schwaben Philipp Adolf_von_Eöln Adolf Otto Innocenz_Iii Innocenz Innocenz_Iii Innocenz Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Sicilien Asiens Messina Deutschland England
Erster Neichskricg gegen Ludwig Xiv.
427
Mangel an Mitteln zur Fortsetzung des Krieges sah sich der Kaiser
geuöthigt, diesen unrühmlichen Vertrag zu bestätigen.
§. 138. Erster Reichs krieg gegen Ludwig Xiv. 1674—1678.
1. Obgleich es dem französischen Könige nicht gelang, die deutsche
Kaiserkrone zu erringen, so bewirkte doch der französische Einfluß, daß
der Kaiser in einer Wahlcapitulation neue Beschränkungen der kaiser-
lichen Gewalt sich gefallen lassen und versprechen mußte, den gegenwär-
tigen und zukünftigen Feinden Frankreich's keinen Vorschub zu leisten.
Zugleich wußte oer französische Minister, Cardinal Mazarin, die Sachen
so zu leiten, daß auch ein Bündniß Frankreich's mit deutschen Fürsten,
Rheinbund genannt, zu Stande kam, welches die verbündeten Reichs-
stände zu ihrem neuerwählten Oberhaupte in ein gespanntes Verhält-
niß setzte. Nämlich wenige Tage nach der Abreise des neu gekrönten
Kaisers von Frankfurt (14. Aug. 1658) schlossen die drei geistlichen
Churfürsten, der Bischof von Münster und der Pfalzgraf von Neuburg
mit den Herzogen von Braunschweig, dem Landgrafen von Hessen-Cassel
und dem Könige von Schweden ein Bündniß zur Aufrechthaltung des
Friedens, in welchem die Verbündeten sich verpflichteten, ohne Unter-
schied der Religion es mit einander im rechten Vertrauen zu meinen,
im Fall eines Allgrisfes Alle für Einen zu stehen, und zu diesem Be-
hufe stets 7000 Mann geworbener Truppen zu unterhalten. Am fol-
genden Tage trat Frankreich diesem Bunde bei und verpflichtete sich,
800 Reiter und 600 Fußgänger zum Beistände der Verbündeten bereit
zu halten. Der unmittelbare Zweck war, den Kaiser von der Theil-
nahme an dem in den Niederlanden noch fortdauernden Kriege zwischen
Frankreich und Spanien abzuhalten.
Anstatt nämlich zu offenbarer Gewalt zu schreiten, wie während des dreißig-
jährigen Krieges, schien es den Franzosen leichter und zweckmäßiger zu sein, einige
deutsche Fürsten, namentlich die rheinischen unter dem Scheine, als sei cs für Deutsch-
lands Wohlfahrt besorgt, durch einen Bund an sich zu ketten, und die Fürsten glau-
den zu machen, Frankreichs Freundschaft verleihe ihnen einen größer» Schutz, als der
Kaiser und die Reichsgesetze. Auf diese Weise wurde der gerade Weg zum Umstürze
der deutschen Freiheit allmälig gebahnt.
2. Die lange Regierung Leopold's I. ist deshalb fast ganz mit
Kriegen gegen Frankreich und seinen ebenso übermüthigen, als ruhm-
begierigen und eroberungssüchtigen König Ludwig Xiv. ausgesüllt,
welche über uilser armes Vaterland, das sich von den Schrecknissen des
dreißigjährigen Krieges noch nicht erholt hatte, neues Elend, neue
Schmach brachten. Der Kaiser Leopold war nämlich einem ränkevolleu
und gewissenlosen Gegner, wie Ludwig Xiv., der mit großer Schlauheit
den größten Uebermnth des Stolzes und der Eroberungssucht verband,
keineswegs gewachsen. Das ganze Streben Ludwig's war dahin ge-
ruhtet, sich unbeschränkte Herrschaft in seinen: Reiche und diesem den
ersten Rang unter den Staaten Europa's zu verschaffen. Daher bot
er Alles auf, um sei,: Reich zu erweitern, und verfolgte schon damals
wit fester Entschlossenheit das Ziel, den Rhein zu dessen Gränze zu
wachen, nämlich die spanischen Niederlande,^ welche als burgundischcr
Ereis zum deutschen Reiche gehörten, Lothringen, die übrigen Stücke
ws Elsaß, und wo möglich auch die Länder deutscher Fürsten am lin-
teu Rheinufer mit Frankreich zu vereinigen.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Cardinal_Mazarin Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Frankfurt Neuburg Braunschweig Hessen-Cassel Schweden Frankreich Niederlanden Frankreich Spanien Frankreichs Frankreich Rhein Lothringen Frankreich
446 Uebersicht der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
den Ländern Brandenburg und Preußen wie aus einem Doppelkerne
erwachsen, die ursprünglich mit einander in keiner Verbindung standen.
Daher wird es zweckmäßig sein, ehe wir das Nähere über die Erhebung
Preußens zum Königreiche mittheilen, einen kurzen Rückblick auf die
Geschichte sener beiden Hauptbestandtheile des neuen Königreichs zu
werfen.
Uebersicht der brandenburgischpreußischen Geschichte.
I. Brandenburg bis zur Bereinigung mit Preußen — 1618.
§. 143. Die älteste Zeit bis auf Albrecht den Bär — 1133.
1. Der Th eil des norddeutschen Tieflandes, welcher, im Osten von
der Oder und im Westen von der Elbe begränzt, noch setzt mit den
Namen der Marken oder der Mark Brandenburg bezeichnet wird, bil-
det den Ausgangs- uild Mittelpunkt des preußischen Staates. In der
Zeit, ans welcher die ältesten Nachrichten über diese Gegenden stam-
men, wohnten daselbst germanische Völkerschaften, welche der Gesammt-
uame Semnonen umfaßte. Als diese zur Zeit der großen Völkerwan-
derung nach Süden wanderten, rückten von Osten her sarmatische oder
slavische Völkerschaften, welche unter verschiedenen Namen austreten,
in die verlassenen Sitze ein. Vom Erzgebirge nach Norden an beiden Sei-
ten der Saale und Elbe bis zur Havel und Ohre wohnten die Sor-
den (Soraben), ein vielfach getheilter, aber mächtiger Stamm; im
Meißnischen saßen Daleminzier; nach Norden und zur Oder hin die Leu-
tizen, mächtig und tu mehrere Stämme getheilt, als Heveller (Häveler)
a. der Havel, Redarier und Barten (Bretenzer) in der Priegnitz; dann
die Witzen, die Obotriten ltnb Polaben in Mecklenburg.
2. Diese wilden slavischen Völkerschaften machten, theils von
eigner Raubsucht getrieben, theils von andern stammverwandten Völ-
kern von Osten her gedrängt, nicht selten kriegerische Einfälle in das
Land ihrer westlichen Nachbarn, der Sachsen und Thüringer, und als
der ausgewanderte Franke Samo zur kräftigen Abwehr der Avaren
aus den slavischen Stämmen, welche zwischen Donau, Havel und Spree
saßen, ein Reich gebildet hatte, wurde dieses sogar den Franken gefähr-
lich, deren König Dagobert I. bei Wogaftiburg tm Jahre 632 durch fene
Slaven eine Niederlage erlitt.
3. Als Carl der Große die kriegerischen Sachsen zu unterwerfen
suchte, leisteten die Milzen den Sachsen Hülfe, während die Obotriten
aus Seite der Franken standen. Daher drang der Frankenkönig wie-
derholt in das Land der Witzen vor, zwang sie nach dem hartnäckigsten
Widerstande zu einem jährlichen Tribute und errichtete gegen dieselben
Markgrasschasten. Allein das von Carl dem Großen gegen die Sla-
ven begonnene Werk zerfiel durch die Uneinigkeit und Schwache seiner
nächsten Nachfolger. Die Slaven erholten sich nicht allein von den
erlittenen Niederlagen bald wieder, sondern entledigten sich auch der
ihnen auferlegten Verpflichtungen, als Swatopluck, der König der
Mähren, Böhmen und Sorben, gegen das Ende des 9. Jahrh. nach
Nordwesten hin sein Reich ausdeynte. Die Slaven machten Züge nach
Westen und gewannen an der Saale und E-be ihre frühern Su.e wie-
der, obgleich der Herzog Ludolf von Sachsen und seine Söhne, Bruno
und Otto der Erlauchte, (880'—912) Alles aufboten, um ihren Angriffen
einen festen Damm entgegen zu setzen. Erst dem Letztern und dann
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Carl_der_Große Carl Ludolf_von_Sachsen Bruno Otto
68 Untergang des ostgothischen und vandalischcn Reichs.
5. Als er nämlich im 1.526 starb, übernahm seine Tochter Amala-
suntha, da er keine Söhne hinterlassen hatte, die Regierung im Namen ihres
Sohnes Athalarich, der erst sieben Jahre zählte. Bald zeigte sich je-
doch, daß nur Theodorich's gewaltiger Geist das Reich zusammen gehalten
hatte, das aus zwei ganz verschiedenen Elementen, aus Römern und
Germanen bestand. Schon Theodorich hatte gegen das Ende seiner Re-
gierung in dem Argwohne, daß der römische Senat mit dem oströmischen
Kaiser gegen ihn in Verbindung getreten sei, die beiden angesehensten
Senatoren, Boöthius und Shmmachus, hinrichten lassen und dadurch die
Römer gegen sich erbittert. Da nun Amalasuntha, auf römische Weise
ausgebildet, den feineren Römern sich geneigter zeigte, als den roheren
Gothen, gaben die Großen ihres Volkes bald ihre Unzufriedenheit über
die weibliche Regierung zu erkennen, welche gegen Sitte und Herkommen
war, und Amalasuntha sah sich genöthigt, ihren Vetter Theodat zu hei-
rathen, auf dessen Beistand sie rechnete. Doch schlug ihre Rechnung
fehl. Kaum war dieser zum Mitregenten angenommen, als er seine Ge-
mahlin verhaften und aus dem Wege räumen ließ. Aber damit kehrte
die Eintracht und Ruhe nicht zurück; die Spannung zwischen den Rö-
mern und Gothen, sowie die Spaltungen unter den letzteren selbst dauer-
ten fort. Während dieser Zwistigkeiten wurde das Reich, von außen
angegriffen, wenn auch noch somuthig vertheidigt, eine Beute des oströ-
mischen Reiches, und die Ostgothen hörten aus, ein selbstständiges Volk
zu sein.
§. 32. Auflösung des Vandalenreichs in Afrika und des Gothenreichs in Jtalieu
durch die Byzantiner.
1. Unter Arcadius, dem bei der Theilung des römischen Reiches im
I. 395 die größere östliche Hälfte zugefallen war, sowie unter seinen
sieben nächsten Nachfolgern hatten die Byzantiner nur mit größter An-
strengung die Nordgrenze des Reiches gegen die Einfälle der Hunnen,
Gothen, Bulgaren und anderer barbarischer Völker vertheidigt und oft
nur durch Abtretung von Grenzländern und Zahlung von Jahrgeldern
das Reich vor gänzlichem Untergange gerettet. Eine wesentliche Verän-
derung dieser-Verhältnisse führte In st ini an herbei, der achte in der Reihe
der oströmischen Kaiser, welcher ein Jahr nach dem Tode Theodorich's
des Großen den Thron bestieg. Nachdem er durch eine auf seinen Be-
fehl veranstaltete Sammlung der Gesetze der früheren Kaiser nebst Er-
läuterungen und Zusätzen, welche zusammen das Corpus iuris Romani
bilden, eine Verbesserung der Rechtspflege herbeigeführt und die Nord-
und Ostgrenze des Reiches theils durch Befestigungswerke, theils durch
Verträge gesichert hatte, faßte er den Plan, das abendländische Reich
wieder zu erobern und mit dem morgenländischen zu vereinigen. Daher
schickte er zunächst seinen tapfern Feldherrn Belisar nach der Nordküste
Afrika's, um das Vandalenreich zu erobern.
2. Die Macht der Vandalen war damals schon bedeutend gesunken.
Als dem Könige Geiserich die Plünderung Roms im I. 455 gelungen
war, plünderte er fast jedes Jahr die Küsten von Griechenland, Spanien
und Italien. Vergebens rüsteten Römer und Gothen in Spanien eine
Flotte gegen ihn aus. Geiserich übersiel sie und raubte die Schiffe, die
ihn züchtigen sollten. Die Kaiser der beiden römischen Reiche ließen eine
Flotte von 1100 Schiffen mit 100,000 Mann gegen ihn (468) ausrüsten;
als diese aber seine Flotte im Hafen von Karthago dicht umzingelt hatten,
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Die Sucven und Wcstgothcn in Spanien und die Burgunder in Gallien. 71
nach dem schönen Italien, das ihnen nicht unbekannt war; denn die Lan-
gobarden waren einst von Narses zu Hülfe gerufen und hatten den ost-
gothischen König Totilas besiegen Helsen. Rasch ging der Zug vor-
wärts und in kurzer Zeit war das wenig vertheidigte Land bis zum
Po hin unterworfen. Nur die stark befestigte Stadt Pavia leistete drei
Jahre hindurch einen so hartnäckigen Widerstand, daß der erbitterte Low-
gobardenkönig sich verschwor, die Stadt zu vertilgen und alle Einwohner
niederzuhauen. Als er endlich in die eroberte Stadt einzog, stürzte sein
Roß unter ihm zu Boden. Einer aus seinem Gefolge deutete das als
ein Zeichen des göttlichen Zorns und bewog den König, seinen Schwur
unerfüllt zu lassen.
7. Schon nach wenigen Jahren wurde Alboin, nachdem es ihm ge-
lungen war, sich auch der Westküste von Mittel- und Unter-Italien zu
bemächtigen, auf Anstiften seiner Gemahlin Rosamunde ermordet. Diese,
eine Tochter des Gepidenkönigs, den Alboin mit eigener Hand erschlagen
hatte, war dadurch zu dieser Frevelthat getrieben, daß Alboin sie einst
in höhnendem Uebermuthe gezwungen hatte, aus dem Schädel ihres Va-
ters zu trinken. Sie bewog deshalb einen jungen Waffenträger des
Königs, Helmigis, seinen Herrn zu erschlagen, indem sie ihm ihre Hand
versprach und dadurch Hoffnung auf den-Besitz der Königskrone gab.
Aber die Longobardcu, erbittert über- die Ermordung des Königs, nöthig-
ten beide zu schneller Flucht zum griechischen Exarchen in Ravenna, wo
sie bald darauf durch Gift ihren Tod fanden.
8. Nach Alboin's Ermordung wählten die Langobarden den Kleph,
einen ihrer Herzöge, zum Könige, welcher das Reich über den größten
Theil Unter-Italiens ausdehnte und das Herzogthnm Benevent gründete.
Aber schon nach 18 Monaten wurde er seiner Grausamkeit wegen er-
schlagen und das Reich blieb zehn Jahre hindurch ohne König, indem es
in eine Anzahl kleiner Districte zerfiel, deren jedem ein Herzog Vorstand.
Seit der Zeit ist Italien getheilt geblieben bis auf den heutigen Tag.
Nach zehnjährigem Interregnum wurde Kleph's Sohn Anthari zum Kö-
nige ernannt, welcher die Bhzautiuer noch mehr zurückdrängte und den
Exarchen in Ravenna sogar zu einem jährlichen Tribute zwang. Unter
den folgenden Königen sind die berühmtesten Luitbrand (712-—743),
ausgezeichnet als Gesetzgeber, und Aistulf, der Ravenna eroberte und dem
Exarchate dadurch fast völlig ein Ende machte. Als er auch Rom be-
drohte, gerieth er in einen Krieg mit den unterdessen zu großer Macht
emporgestiegenen Franken, welche im I. 774 den Untergang des Longobar-
denreichs herbeiführten. Wir verlassen daher jetzt Italien und wenden
uns zu den Franken und ihren Nachbarn, den Sueben, Westgothen und
Burgundern.
8. 33. Die Sucven und Westgothen in Spanien und die Burgunder in Gallien.
1. Nachdem die Vandalen sich südwärts gewendet und bald darauf
H429) mit dem Reste der Alanen Spanien ganz geräumt hatten (s. oben
S. 59), verbreiteten die Sueven, nun allein von den wandernden Völ-
kern noch übrig auf der Halbinsel, von Galläcia, dem nordwestlichen Ge-
birgslande aus, ihre Herrschaft nach und nach fast über das ganze Land,
und wenn sie auch den Waffen der Westgothen, namentlich unter deren
Könige Theodorich Ul., allmälig wieder weichen mußten, so behaupteten
sie doch ihre Selbstständigkeit und Herrschaft in ihrem Gcbirgslande noch
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Die Westgothen in Spanien.
längere Zeit, bis sie, um 585 den Westgothen unterworfen, aufhörten,
als besonderes Volk in der Geschichte aufzutreten.
2. Das im I. 409 von Wallia gestiftete Westgothenreich war
nämlich unterdessen zu großer Macht und Bedeutung gelangt. Der zweite
König, Theodorich 1., hatte dasselbe befestigt und durch den Sieg über
die Hunnen auf den Eatalaunischen Feldern, wo er selbst fiel, den West-
gothen großen Einfluß bei den übrigen Völkern errungen. Sein zweiter
Sohn, Theodorich Ii., welcher nach Thorismund (s. oben S. 64) den
Thron bestieg (453—466), war es, der die Sueven in den nordwest-
lichen Winkel Spaniens zurückdrängte und einen bedeutenden Theil der
Halbinsel eroberte. Theodorich's Nachfolger, Ellrich (466—484), brei-
tete das wcstgothische Reich noch weiter aus. In Frankreich eroberte
er die Provence, sowie alles Land bis an die Loire. Jenseits der Py-
renäen unterwarf er alle noch nicht unterjochten Landstriche mit Aus-
nahme Galliciens, welches den Sueven verblieb. Eurich's Sohn,
Alarich Ii., welcher mit einer Tochter des ostgothischen Königs Theo-
dorich des Großen vermählt war, wurde von den Franken besiegt und
verlor in der Schlacht sein Leben, und wahrscheinlich würden damals
die Westgothen von den Franken völlig unterworfen worden sein, hätte
sich nicht Theodorich der Große seines Enkels Amalarich angenommen
und das westgothische Gebiet den Franken wieder entrissen. Spanien und
einen Theil Galliens verband er mit seinem Reiche; die übrigen westgothi-
schen Besitzungen verwaltete der Ostgothe Theudes für den minderjährigen
Amalarich. Als der letztere nach seines Großvaters Tode die Regie-
rung übernommen und Spanien wieder mit seinem Reiche vereinigt
hatte, erlag er den Angriffen der Franken, und Theudes, der sich nach
Amalarich's Tode zum Könige der Westgothen auswarf, wurde nach der
Besetzung des westgothischen Reichs diesseits der Pyrenäen durch die
Franken im I. 531 genöthigt, seinen Sitz nach Spanien und zwar zu-
nächst nach Barcellona, später nach Toledo zu verlegen.
'3. Seit dieser Zeit blieb das westgothische Reich, mit Ausnahme
eines unbedeutenden Landstriches im südlichen Gallien, auf Spanien
beschränkt. Um sich in seiner Herrschaft zu befestigen, ließ sich Theu-
dcs die königliche Würde von "den geistlichen und weltlichen Großen
förmlich übertragen und seit der Zeit blieb das Reich der Westgothen
ein Wahlreich bis zu seinem Untergange. Die Ungewißheit der Thron-
folge führte nicht selten innere Unruhen und Bürgerkriege herbei und
diese waren die Veranlassung, daß endlich die Araber aus Afrika her-
übergerufen wurden, von welchem die Westgothen im I. 711 hei Teres
de la Frontera besiegt und in die nördlichen Gebirge zurückgedrängt
wurden.
4. Viel früher, als das Reich der Westgothen, wurde das der Bur-
gund er aufgelöst. Die Burgunder, durch dte Wanderungen der Alanen,
Vandalen und Sueven in Bewegung gesetzt (s. oben S. 59), erscheinen
im I. 412 in der Gegend von Mainz, auf beiden Ufern des Rheines,
aber in ihrem größeren Theile noch auf dem Ostufer in dem vorher
alamannischen Gebiete. In dem folgenden Jahre treten sie als Be-
wohner des westlichen Rheinufers auf. Gegen zwanzig Jahre später
suchten sie ihr Gebiet weiter nach Westen hin auszudehnen, wurden
aber durch den römischen Feldherrn Aetius daran gehindert. Wenige
Jahre nach ihrer Niederlage durch die Hunnen (451) erhielten sie, es
ist unbekannt, aus welcher Veranlassung, neue Sitze am westlichen
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Extrahierte Personennamen: Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Wallia Spaniens Frankreich Spanien Galliens Ostgothe_Theudes Spanien Spanien Barcellona Gallien Spanien Afrika Westgothen Mainz Rheines Rheinufers