341
Boden warf. Konstantin war sein Name. Schon sein Vater, der einen
Theil des römischen Reiches als Statthalter beherrschte, hatte in Zeiten
schwerer Verfolgungen die Christen verschont. Konstantin erbte des Vaters
Macht und Ehre und anch dessen freundliche Gesinnung gegen die Christen.
Er zog im Jahre 312 gegen seinen heidnischen Gegenkaiser Maxentius zu
Felde. Da betete er zum Herrn nm Sieg. Es war Nachmittag; die
Sonne stand hoch am Himmel. Der Kaiser war mit seinem Heere ans
dem Marsche. Da sah er plötzlich das flammende Zeichen des Kreuzes
unter der Sonne mit leuchtender Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du
siegen." In der Nacht darauf erschien ihm der Herr im Traum und gebot
ihm, dies Kreuz zu seinem Panier zu machen. Er that es und besiegte
seinen heidnischen Gegner. Zum letzten Male raffte sich die Kraft des
Heidentums zum Verzweiflungskampfe zusammen unter Licinius, dem Mit-
kaiser Konstantins, der über das Morgenland herrschte. Zwar hatte er in
fast gleicher Weise, wie Konstantin, die Macht des wahren Gottes erfahren,
war aber diesem doch nicht von Herzen ergeben. Er erlaubte sich nach
und nach manche Bedrückungen gegen die Christen; und seine wahre Ge-
sinnung kam in dem letzten Kampfe an den Tag, der den vollständigen
Sieg des Christentums entschied. Beide Kaiser waren im Streite um die
Oberherrschaft über das gesammte römische Reich begriffen. Aller Augen
waren voll gespannter Erwartung auf dcu Ausgang des großen Kampfes
gerichtet. Licinius führte, ehe er in den Krieg zog, die Häupter seiner
Leibwache und die Vornehmen seines Hofes in einen den Göttern geweihten
Hain, in welchem ihre Bildsäulen hinter brennenden Wachskerzen standen.
Und nachdem er den Göttern geopfert hatte, sprach er: „Hier stehen die
Büsten unserer Götter, deren Verehrung wir von unsern Vätern empfangen
haben. Unser Widersacher aber, von den vaterländischen Heiligtümern
frevelnd abgefallen, verehrt einen fremden Gott und beschimpft sein Heer
durch dessen schmachvolles Zeichen. Der Ausgang des Krieges muß zwischen
seinem Gott und unsern Göttern entscheiden. Wenn der fremde Gott
siegt, so müssen wir uns von unsern Göttern lossagen; siegen aber unsere
Götter, wie wir nicht zweifeln, so wenden wir uns nach diesem Siege
gegen ihre Feinde." Konstantin, in seinem Glauben nicht wankend, ver-
trante indes fest der Macht des höchsten Gottes. Der Kampf begann;
wo die Fahne des Kreuzes wehte, erschien der Sieg. Einmal war sic in
Gefahr, genommen zu werden. Der Fahnenträger floh, ein anderer aber
ergreift das Siegeszeichen; von einem Pfeil niedergestreckt, siel der Flüchtige
zu Boden, unter einem Hagel von Pfeilen bleibt der andere doch unver-
sehrt. Endlich erscholl von allen Seiten Siegesgeschrei; und Konstantin
opferte Dank dem Gotte, dessen Hilfe er nun zweimal so wunderbar er-
fahren.
Die Zeit der Angst und Verfolgung war nun für die Christen vorüber.
Als Konstantin im Jahre 323 Alleinherrscher im ganzen römischen Reiche
geworden war, bekannte er sich unverhohlen zum Christentum. Aus Ab-
ueigung gegen Rom, wo das Heidentum noch sehr fest saß, verlegte er
seinen Wohnsitz nach Byzanz, welches nach ihm Konstantinopel genannt
wurde. Durch Erbauung christlicher Kirchen suchte er, und noch mehr seine
Mutter Helene, das Volk von den Heidentempeln weg zur Anbetung Gottes
herüberzuziehen, Nur Christen wurden zu hohen Ämtern im Reiche be-
fördert; kein kaiserlicher Beamter durfte ferner den Göttern opfern. Kon-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Konstantins Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin Helene
Extrahierte Ortsnamen: Maxentius Gottes Rom Byzanz Konstantinopel Gottes
344
Gefallenen suchten sie den Leichnam des Gothenkönigs und hielten ihm ans
dem Schlachtfelde ein feierliches Leichenbegängnis unter Wehklagen und
Waffengetön, geschmückt mit Hunnenbeute, angesichts Attilas, der ' bte Be-
stattung nicht zu stören wagte. Attila kehrte unverfolgt über den Rhein
zurück.
Im folgenden Jahre machte er noch einen Ranbzug nach Italien, er-
oberte Aquileja und zerstörte die Stadt gänzlich. Damals flohen viele
Römer auf die kleinen sumpfigen Inseln des adriatischen Meeres und
legten daselbst den ersten Grund der Stadt Venedig. Attila zog gegen
Rom. _ Schon war man auf den Untergang bereitet, als plötzlich Rettung
vom Himmel kam. Leo, Bischof von Rom, ein gottbegeisterter Greis,
zog an der Spitze der römischen Geistlichkeit, in priesterlichcm Schmuck
und mit feierlichem Gesänge, einer Taube des Friedens oder einem gott-
gesandten Engel gleich, den wilden, mordbegierigen und bluttriefenden
Hunnen entgegen. Niemand wagte, die frommen Priester anzutasten. Sie
kamen ungehindert vor Attila selbst, und dieser ward durch den Anblick
und die Worte Leos bewogen, Rom zu verschonen und sogleich den Rück-
weg einzuschlagen. Die innere geistige Gewalt, womit die Erscheinung des
heiligen Greises auf den Helden wirkte, ist in der Sage dergestalt be-
zeichnet worden, daß Attila über dem Haupte des Greises einen ungeheuren
Riesen gesehen, der ihn drohend zurückgeschreckt habe.
Aus dem Rückwege aus Italien starb Attila plötzlich. Er wurde mit
großer Feierlichkeit zur Erde bestattet. Sein ganzes Heer ritt um seine
Leiche. Sie ward in einen goldenen Sarg gelegt, der wieder in einen
silbernen und dieser in einen ehernen. Alle, die an seinem Grabe ge-
arbeitet hatten, wurden umgebracht, damit niemand es entdecken könne.
Nach Kohlrausch.
7. Bonifacius, der Apostel der Deutschen.
1. Das Christentum in Deutschland. — Zur Zeit Pipins
herrschte das Christentum bereits bei den meisten deutschen Völkern. Die-
jenigen von ihnen, welche in fremde Länder eingewandert waren, hatten es
durch die Römer kennen gelernt und sich leicht und rasch von ihren alten
Göttern zu Christo, dem Heilande bekehrt. Unter den Franken war das
Christentum seit Chlodwig verbreitet. Im Innern Deutschlands dagegen
dauerte es länger, bis das Licht des Evangeliums das Heidentum besiegte.
Über das Meer her aus Irland und England kamen die Glaubensboten,
welche hier das Wort vom Kreuze verkündeten. Denn ans jenen Inseln
hatte das Christentum kräftig Wurzel gefaßt; es blühten dort zahlreiche
Kirchen und Klöster, und in den Mönchen lebte ein heiliger Eifer, die
Segnungen des Evangeliums auch andern Völkern zu bringen. Lo zogen
viele von ihnen nach Deutschland, wanderten unter mancherlei Mühselig-
keiten, Entbehrungen und Gefahren durch die dunkeln Wälder, verkündeten
den rohen Volksstämmen die Lehre von Christo und legten in der Wildnis
Klöster an, damit in ihnen das christliche Leben feste Stätten habe, von
denen aus es immer weiter dringe. Der thätigste unter allen diesen
Männern war der englische Mönch Winfried, der um seines wohlthätigen
Wirkens willen den Namen Bonifacius, d. i. Wohlthäter, erhalten hat.
Mit Recht wird er als der eigentliche Apostel der Deutschen gepriesen.
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Leo Attila Leos Attila Attila Bonifacius Apostel Christo Chlodwig Christo Winfried Winfried Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Attilas Rhein Italien Venedig Rom Rom Rom Italien Deutschland Deutschlands Irland England Deutschland
159
ländern vorbehalten, die durch ihren Welthandel mit allen Nationen und
Ländern im Verkehr stehen. Im Jahre 1804 wurde in London die bri-
tische und ausländische Bibelgese llschaft gestiftet. Ihre Thätigkeit
besteht in der wohlfeilen Verbreitung der Bibel in der ganzen Welt, nicht
bloß unter Evangelischen, sondern unter Christen aller Bekenntnisse, und
nicht bloß unter Christen, sondern auch unter Juden, Muhamedanern und
Heiden. Dabei läßt sie die Schrift in die Sprachen der fernsten Völker
übersetzen, sendet diesen aus England Lettern und Pressen und verbreitet
die gedruckten Bibeln durch besondere Sendboten, die von Ort zu Ort
ziehen, sie verkaufen und viele auch verschenken. Nur durch bereitwillige
Darreichung großer Gaben können die ungeheuren Kosten bestritten werden,
welche die Verbreitung so bedeutender Massen von Bibeln verursacht. Ge-
genwärtig hat diese britische und auswärtige Bibelgesellschaft ein ganzes
Netz von Bibelgesellschaften über alle Theile der Erde geworfen. Die ein-
zelnen Bibelgesellschaften sammeln gleich der Muttcrgesellschaft Beiträge,
verbeiten Gottes Wort in ganzen Bibeln und Neuen Testamenten und
feiern Jahresfeste, auf denen in Berichten Rechenschaft über die Erfolge
der Thätigkeit abgelegt und durch Predigten der Sache neue Freunde ge-
wonnen werden. Auch unter uns hat diese Gesellschaft ihre Agenten oder
Geschäftsführer, welche Colporteure im Lande herumschicken.
Da aber die britische Bibelgesellschaft nur „Gottes Wort" verbreiten
will, so sind in den von ihr gedruckten Bibeln die Apokryphen, die zwar
„gut und nützlich zu lesen", wie Luther sagt, „aber nicht Gottes Wort sind,"
nicht mit enthalten. Dagegen haben wir in Deutschland auch unsere be-
sonderen Bibelgesellschaften, die mit jener nicht in Verbindung stehen. Diese
verbeiten „die ganze heilige Schrift"; so die zahlreichen Bibelvereine in den
einzelnen deutschen Ländern, besonders aber die im Jahre 1814 gestiftete
preußische Hauptbibclgesellschaft zu Berlin mit ihren vielen Zweig-
vereinen.
Es ist unmöglich zu berechnen, wie viele Herzen durch die Bibelgesell-
schaften von der Finsternis zum Licht gekommen sind. Wie muß man
aber staunen, wenn man liest, daß durch die Bemühungen dieser Gesell-
schaften die Bibel gegenwärtig bereits in 250 Sprachen aller Erdtheile
übersetzt und gedruckt ist. Mehr als 80 Millionen Bibeln sind durch die
Vereine über die ganze Erde verbreitet; ein nicht geringer Theil derselben
ist verschenkt, die anderen sind für einen sehr billigen Preis verkauft. Seit
1846 werden auch Bibeln mit erhabener Schrift für die Blinden angefertigt.
Nach Harnisch u. a.
221. Die Mission.
Das Wort Mission bedeutet Sendung. Man bezeichnet damit na-
mentlich die Ausbreitung des Christentums unter nicht christlichen Völkern
durch Aussendung von christlichen Predigern und Lehrern, welche man
Missionare, d. i. Sendboten, nennt. Die Mission ist so alt wie das
Christentum. Jesus selbst wählte sich in seinen zwölf Jüngern zwölf
Apostel, d. h. Missionare oder Sendboten; und ehe er gen Himmel fuhr,
hinterließ er den treu gebliebenen Elfen den Befehl: „Gehet hin in alle
Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur!" Das haben sie denn
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Extrahierte Personennamen: Luther Apostel
Extrahierte Ortsnamen: London England Gottes Deutschland Berlin
160
auch gethan und getreu ihrem Missionsberufe das Wort des Lebens unter
Juden und Heiden verkündigt.
Die Kirche des Herrn hob in Jerusalem an und breitete sich dann
nach Syrien und Kleinasien ans. In Babylonien entstanden Gemeinden;
in Egypten wurde das Evangelium verkündigt, und der Kämmerer brachte
es sogar nach Mohrenland. Auch in Europa wurde es vernommen: in
Philippi, Thessalonich, Bcröa, Athen, Korinth. In Rom bildete sich eine
Christengemeinde, an welche Paulus seinen herrlichen Brief schrieb. Das
war die jugendliche Blütezeit, das apostolische Zeitalter der Kirche und
Mission.
Im zweiten Jahrhundert finden wir Christengemeinden im südlichen
Frankreich; auch dringt die Predigt des göttlichen Wortes nach England
vor. Das nördliche Afrika mit seiner berühmten Hauptstadt Karthago
beugte sich der Macht des Evangelii. Allmählich wurde das Christentum
die herrschende Religion in dem Römerreiche; alle Verfolgungen hatte es
siegreich überstanden. Nach Zertrümmerung der Herrschaft Roms wurden
germanische Völker: die Franken, die Alemannen, die Angelsachsen bekehrt;
auch Irland wurde gewonnen. Mit dem siebenten Jahrhundert drangen
aus England, Schottland und Irland Boten des Friedens in die deutschen
Wälder. Bonifacius erwarb sich den Ruhm eines Apostels der Deutschen.
Das war ein Ersatz für die schweren und großen Verluste, welche die Kirche
im Morgenlande erlitt, wo die Religion Muhameds die Christengemeinden
zertrümmerte. Bald wird Polen, Ungarn, Rußland, Pommern, Preußen,
Lievland und Norwegen, ja selbst das ferne Grönland mit der Predigt des
göttlichen Wortes erfüllt.
Aber nun kamen auch die Zeiten des Papsttums. Das Wort Gottes
blieb der Christenheit unbekannt; die Hauptlehre des Evangelii, daß der
Mensch nicht durch des Gesetzes Werke, sondern durch den Glauben an
Jesum Christum vor Gott gerecht werde, ward vergraben und vergessen.
Die Sündenvergebung war für Geld zu haben. Man suchte nicht mehr,
wie sonst, die Seelen der Menschen durch die Verkündigung des lauteren
Gotteswortes zu gewinnen und zu retten.
Da erbarmte sich Gott seiner Kirche, erweckte sich in Dr. Luther ein
gewaltiges Rüstzeug und zog durch ihn das reine Evangelium an das Licht.
Man las wieder die Bibel, man wußte wieder, was Christus gesagt hatte
und was im alten und neuen Testamente von den Heiden und ihrer Be-
kehrung steht. Die evangelische Kirche gab in der Mitte des 16. Jahr-
hunderts ihr erstes Lebenszeichen für die Heidenwelt, indem im Jahre 1556
vierzehn Sendboten von Genf aus nach Südamerika sich wendeten, von
Schweden aber drei Jahre später ein Missionar nach Lappland zog. Aber
erst im 18. Jahrhundert zeigte die evangelische Kirche rege Thätigkeit ans
dem Felde der Heidenbekehrung. Die Engländer schritten im Jahre
1701 voran mit der Gründung der Gesellschaft für Verbreitung des Evan-
geliums im Auslande; der fromme, glaubensstarke Stifter des halleschen
Waisenhauses, August Hermann Francke, folgte 1705; Dänemark
reichte seine Hand, und die apostolischen Männer Ziegen balg und
Gründler verließen Vaterland und Freundschaft und zogen als evange-
lische Missionare nach Indien. Bald ward auch den Indianern in Ame-
rika das Evangelium gepredigt; Hans Egede ging nach dem kalten
Grönland mit dem Worte vom Kreuze. Und nun fuhr der Missionsgeist
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Apostels Christus August Hermann_Francke Hans_Egede
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Syrien Kleinasien Babylonien Mohrenland Europa Philippi Thessalonich Bcröa Athen Korinth Rom Frankreich England Afrika Karthago Irland England Schottland Irland Morgenlande Ungarn Pommern Norwegen Gottes Jesum_Christum Genf Südamerika Lappland Indien
182
wo man es ihm gut bezahlen würde; nur müsse er nichts dafür fordern,
sondern mit dem zufrieden sein, was man ihm freiwillig reiche. Der
Bauer folgte diesem Rate. Am Berge kam ihm die Prinzessin entgegen,
öffnete ihm eine Thür in den Berg, hieß ihn sein Korn abladen und gab
ihm, als er damit fertig war, anstatt der Bezahlung eine Hemmkette. Der
Bauer ärgerte sich darüber, daß er für sein schönes Korn weiter nichts
haben sollte; doch wagte er es nicht, seine Unzufriedenheit laut werden zu
lassen, sondern warf die Hemmkette stillschweigend auf den Wagen und fuhr
davon. Unterwegs war es ihm auffallend, daß seine Pferde gar nicht von
der Stelle wollten, gleich als ob sie an einer schweren Last zögen. Als er
endlich nach Hause kam, war er mit seiner Frau und seinem Knechte nicht
im Stande, die Kette vom Wagen herunter zu bringen; und als man die
Sache genauer untersuchte, fand sich die ganze Kette in Gold verwandelt.
So ging es auch einer Gesellschaft Musikanten, die bei einer Hochzeit
aufgespielt hatten und in ihrer Lustigkeit sich herausnahmen, dem Kaiser
Friedrich ein Ständchen zu bringen. Die Prinzessin erschien und führte sie
in den Berg, wo sie in einem großen Saale herrlich bewirtet wurden.
Zum Abschiede steckte die Prinzessin jedem einen grünen Zweig an den
Hut. Die meisten warfen die Zweige weg, unzufrieden, daß sie kein an-
sehnlicheres Geschenk erhalten hatten; nur einer behielt den seinigen und
fand, als er damit nach Hause kam, alle Blätter in lauter Goldstücke ver-
wandelt. Curtman.
9. Barbarossa.
' M ' 1. 5.
Sein Bart ist nicht von Flachse,
er ist von Feuersglut,
ist durch den Tisch gewachsen,
worauf sein Kinn ausruht.
6.
Er nickt als wie im Traume,
sein Aug' halb offen zwinkt;
und je nach langem Raume
er einem Knaben winkt.
7.
Er spricht im Schlaf zum Knaben:
„Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg.
8.
Und wenn die alten Raben
noch fliegen immerdar,
so muß ich auch noch schlafen
bezaubert hundert Jahr."
Rückert.
10. Der Harz.
Der Harz bildet ein kleines Massengebirge von 14 Meilen Länge
und 4—5 Meilen Breite, welches von allen Seiten mit tiefen Flußthälern
durchfurcht und in viele kleinere und größere Bergmasscn getheilt ist. Seine
,^M/er alte Barbarossa,
der Kaiser Friederich,
irrt unterird'schen Schlosse ,
hält er verzaubert sich.
2.
Er ist niemals gestorben,
er lebt darin noch jetzt;
er hat im Schloß verborgen
zum Schlaf sich hingesetzt.
3.
Er hat hinab genommen
des Reiches Herrlichkeit
und wird einst wiederkommen
mit ihr zu seiner Zeit.
4.
Der Stuhl ist elfenbeinern,
darauf der Kaiser fitzt;
der Tisch ist marmelsteinern,
worauf sein Haupt er stützt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Friederich
194
Unter allen Gebäuden verdient vorzüglich das vor anderthalb Hundert-
Jahren vom ersten preußischen König mitten in der Stadt dicht an der
Spree erbaute große königliche Schloß genannt zu werden, ein über
31 Meter hohes, prachtvolles, mit einer Kuppel über der Schloßkapelle
versehenes Bauwerk, das ein längliches Viereck bildet und innerhalb zwei
große und zwei kleine Höfe einschließt. Fünf hohe Portale führen in das
Innere, welches große Prachtsäle, fürstliche Wohnungen, die Schatzkammer
und eine Gemäldegalerie enthält. Drei große Wasserbehälter unter dem
Dache enthalten beständig für alle Fälle der Feuersgefahr ein paar tausend
Tonnen Wasser, welche durch eine Wasserdruckmaschine emporgehoben und
im ganzen Schlosse vertheilt werden können. Auf der Lnstgartenseite zieht
sich eine neu angelegte Terrasse hin, mit zwei erzenen, kolossalen Pferde-
bündigern am Thoreingange, einem Geschenke des russischen Kaisers Nikolaus.
Zn den schönsten öffentlichen Plätzen gehört besonders der Lust-
garten, welcher vom königlichen Schlosse und dem Museum, der alten
Börse, dem Dom, dem Zeughause und der Schloßbrücke umgeben wird.
Das Reiterstandbild König Friedrich Wilhelm Iii., sowie eine große ge-
schliffene Granitschale und ein Springbrunnen zieren ihn. Dem Schlosse
gegenüber erhebt sich auf der anderen Seite des Lustgartens das alte
Museum, das in den unteren Räumen die altertümlichen Bildwerke von
Erz, Marmor und Stein aus Griechenland und Rom, in den oberen die
fast anderthalbtausend Gemälde zählende Bildergalerie. Hinter diesem
Museum, und mit demselben durch einen hohen Bogengang verbunden, er-
hebt sich das neue Museum, durch die innere Ausschmückung das präch-
tigste Gebäude Berlins und eins der schönsten Museen der Welt. Im
Treppenhause desselben befinden sich die berühmten Wandgemälde von
Kaulbach, aus 6 Haupt- und 16 Zwischenbildern bestehend, welche zu den
bedeutendsten Kunstwerken der neueren Zeit gehören. Zur Seite des Lust-
gartens liegt die evangelische Domkirche.
Geht man über die Schloßbrücke, so kommt man an das unter dem
ersten preußischen König erbaute große Zeughaus. Der untere Saal
enthält die schweren Geschütze, der obere die schön geordneten leichten Waffen
und die erbeuteten Kricgsfahnen und andere Feldzeichen. Gegenüber dem
Zeughause liegt das von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm bewohnte
Palais. An das Zeughaus reihen sich die Hauptwache, das Univer-
sitätsgebäude, welchem gegenüber das Opernhaus gelegen ist, das,
nach dem furchtbaren Brande von 1843 um so prächtiger wieder einge-
richtet, jetzt eines der schönsten Opernhäuser in Europa ist, und weiterhin
das Akademiegebäude. Den mit Gartenanlagen belebten Platz umgeben
außer dem Opernhause die katholische Hcdwigskirche, das Bibliothek-
gebäude und das von dem König und Kaiser Wilhelm bewohnte Palais,
welches die Häuserreihe zur Linken eröffnet. Vor diesem Palais steht das
gewaltige Reiterstandbild König Friedrich des Großen, das herrlichste
aller Standbilder in und um Berlin. Hoch zu Roß, umgeben von den
Helden seiner Siegesschlachten, schaut der große Friedrich nach der Haupt-
wache mit den marmornen Standbildern von Scharnhorst und Bülow
hin, denen schräg gegenüber die bronzene Statue des Feldmarschalls Blüch er
und zu beiden Seiten derselben die Standbilder Jorks und Gneisen aus
am Opernhause stehen, und blickt zugleich nach dem Zeughause und dem
königlichen Schlosse. Hier beginnt die großartigste aller Straßen Berlins,
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Jorks
Extrahierte Ortsnamen: Nikolaus Griechenland Rom Berlins Kaulbach Europa Berlin Berlins
243
Jahreszeit sumpfig wird. In diesem Hausen zahlreiche Herden von Elephanten
und Nashörnern, welche oft in die benachbarten Reisfelder einbrechen und
sie verheeren. Auch Füchse, Eber, Bären und anderes Wild lebt hier in
Menge. Der Abhang des Gebirges hat ebenfalls dichte Waldungen von
Kastanien, Walnußbäumen, Lorbeeren, Birken und Nadelhölzern nebst
vielen einheimischen Bäumen mit köstlich duftenden Rinden, Ölen und den
schönsten Holzarten. Die Thäler sind schön und fruchtbar, stark bevölkert
und gut bebaut, meist mit Reis und Baumwolle, aber auch mit Korn,
Mais, Zuckerrohr und Reben. Aus den höchsten grünen Halden finden
sich der Wachholderstrauch, die indische Birke, Alpenrosen und viele Berg-
kräuter. Hier leben das Moschusthier und das wilde Schaf, und Reb-
hühner und Fasanen brüten bis nahe unter die Schneegrenze. Viel höher
noch, als das Pflanzenleben geht, thürmen sich die majestätischen silber-
reinen Schneegipfel empor, und zwischen ihnen liegen die ungeheuren
Gletscher und Schneefelder, aus denen die indischen Flüsse kommen. Der
Himmel ist hier meist rein, tief schwarzblau, und die Sterne leuchten nachts
im hellsten Glanze.
Indien ist ein wunderreiches Land! Wo die Luft feucht genug ist,
wie z. B. auf Malabar, winken dem Wanderer aus der Ferne stundenlange,
dunkle Wälder von Kokospalmen, deren schlanker Stamm an 26 Meter
hoch wird. In den trockenen Gegenden wächst die aus Arabien eingeführte
Dattelpalme. Die Sagopalme und der Brotbaum gewähren reichliche
'Nahrungsmittel. Muskatnüsse, Zimmt, Gewürznelken, Ingwer und Pfeffer
kommen aus Indien. In den Schlammniederungen gewährt der Reis
jährlich eine zwei- bis viermalige Ernte. Man findet Gräser, deren Halme
an 15 Meter hoch werden (Bambus). Das Ebenholz Indiens war schon
bei den Alten berühmt. — Reich ist auch die Thierwelt. In den Flüssen
lauern Krokodile; in den Büschen schleichen giftige Schlangen; in den
Wäldern hausen Löwen, Tiger, Panther, Elephanten, Nashörner und eine
Menge prachtvoll gefärbter Vögel. — Die Erde bringt Gold, Diamanten
und andere Edelsteine, und bei Ceylon werden Perlen gefunden.
Die eingebornen Einwohner dieses schönen Landes, Hindus genannt,
sind Heiden und suchen ihre Hilfe bei den stummen Götzen. Nun mühen
sie sich mit allerlei selbsterfundenem Götzendienst und mit Quälereien ihrer
Leiber ab, um Ruhe für ihre Seele zu finden, und alles ist doch umsonst.
Dazu kommt allerlei Plage und Not von außen. Ihr Land ist in den
Händen der Engländer, welche von dem Gute und der sauern Arbeit der
Inder reich werden wollen. So sind sie durch eigene und fremde Schuld
geistlich und leiblich verkommen, dennoch aber immer noch ein Volk mit
reichen Anlagen. — Im Jahre 1705 wurden von Dänemark aus zwei
Missionare, welche im Waisenhause zu Halle durch August Hermann Francke
gebildet waren, nach Ostindien geschickt. Es waren Bartholomäus
Ziegen balg und Plütschau; später folgte ihnen der treue Schwarz
und mehrere andere. Aus den fünf ersten Hindus, welche 1707 in der
Kirche zu Tranquebar auf der Küste Koromandel getauft wurden, sind jetzt
viele Tausende geworden, welche aus der Finsternis zum Licht hindurch-
gedrungen sind. Missionsgesellschaften in England, Schottland und Deutsch-
land schicken fort und fort neue Sendboten nach Indien. Auf 200 Stationen
wird gepredigt, und weit und breit durchreisen die Missionare das Land.
Wie gering auch die Zahl der Bekehrten ist, wenn man sie mit den vielen
16*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Dänemark August Hermann_Francke Schwarz
Extrahierte Ortsnamen: Indien Indien Indiens Ceylon Ostindien England Schottland Indien
245
Lange war China für die Europäer verschlossen; jeder neuen Sitte
oder Kunst und Wissenschaft war der Eingang streng gewehrt, und auf
der Auuahme des Christentums stand Todesstrafe. Seit 1831 versuchte
es Gützlass, ein Missionar ans Pommern, in das Innere des chinesischen
Reiches einzudringen. In hohem Grade der chinesischen Sprache mächtig,
in Sitten und Gebräuchen ganz ein Chinese geworden, mit der Liebe
Christi im Herzen, bereiste er mehrere Jahre lang die Küstenländer sowie
das Innere Chinas. Er verkehrte mit kleinen und großen, ward geachtet,
gefürchtet, aber auch geliebt. Für viele war es ein Freudenfest, wenn er
ankam. Der Umstand, daß er Arzt war, verschaffte ihm oft Eingang, wo
er ihn sonst nicht gefunden hätte. Die Nachricht von seinen gesegneten
Erfolgen drang nach Europa, und neue Sendboten folgten ihm und setzten
das Werk nach seinem Tode fort. China verspricht ein ergiebiges Missions-
feld zu werden, da die Bekehrten den Drang haben, ihren Landsleuten das
Evangelium zu verkündigen. Hierzu kommt noch, daß der Kaiser seit 1860
erlaubt hat, daß jeder Chinese ungestraft Christ werden könne.
Eines der merkwürdigsten Bauwerke der alten Welt ist die chinesische
Mauer, welche sich an der nördlichen Grenze Chinas hinzieht und 300
Meilen lang ist. Sie soll 200 Jahre vor Christi Geburt gebaut sein.
Bald steigt sie tiefe Thäler hinab, bald erklettert sie hohe Gipfel. Ehedem
war sic dazu bestimmt, feindlichen Völkerschaften den Einfall in China zu
wehren. Nach Bock u. a.
56. Sibirien.
Sibirien, der nördliche Theil von Asien, gehört Russland. Es
umfasst ein Drittel von Asien und ist grösser als Europa. Dennoch
hat es nur drei Millionen Bewohner, denn es ist grössten theils ein
kaltes, unwirtbares Land. Der Südwesten ist noch am fruchtbarsten.
In seinen Elussthälern wird viel Korn gebaut, und auf den Höhen
gibt es Wälder von Tannen, sibirischen Cedern und Ulmen; der
übrige Theil desselben ist aber nur im Frühjahr eine gras- und
kräuterreiche Steppe. Weiter gen Osten hegen die weiten Ver-
zweigungen des Altai mit ihren grossen Nadel- und Birkenwäldern,
die aber nach Norden zu nach und nach verkrüppeln. Jenseit des
60. Grades nördlicher Breite ist gar kein Anbau mehr möglich, und
innerhalb des Polarkreises breiten sich grosse, mit Moos bedeckte
Sümpfe aus, welche nur im Winter gangbar sind. Den rauhen Nord-
winden steht das Land offen, aber den erwärmenden Südwinden ist
es durch die hohen Schneegebirge Asiens verschlossen. Der Sommer
ist freilich heiss und bringt Pflanzen und Thiere in Bewegung; aber
er ist kurz, und der lange Winter mit seinen entsetzlichen Schnee-
stürmen führt rasch alles Leben in Nacht und Erstarrung zurück.
In solch einem Lande können auch die vielen und grossen Flüsse
wenig zur Befruchtung nützen. Ihr Unterlauf ist ein halbes Jahr
lang zugefroren; dann staut sich das Wasser im Oberlaufe, tritt aus
und bildet eine Menge natürlicher Kanäle von Fluss zu Fluss. An
den Ufern der Flüsse sind in der Erde grosse Lager von Thieren,
die vor der Sintflut hier gelebt haben, und daneben grosse Lager von
Wäldern solcher Bäume, welche jetzt nur in den heissen Ländern
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: China Pommern Chinas Europa China Christi China Sibirien Sibirien Asien Russland Asien Europa Asiens
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die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus,
gib mir meine Legionen wieder." Ganz Rom war voll Entsetzens vor
den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuren Heer-
scharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welschland heran. Im
Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose
Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger, die theure Freiheit er-
kämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie die Hände in den
Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen, als an dem Rheine
kein Römer mehr zu schauen war. Duller.
3. vie Christenverfolgungen.
Der Herr hat zu seinen Jüngern gesagt: „Wäret ihr von der
Welt, so hätte die Welt das Ihre lieh. Weil ihr aber nicht von der
Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, so hasset
euch die Welt.“ So geschah es denn auch. Anfangs wurden die
Christen von den Juden verfolgt, wie davon die Apostelgeschichte
erzählt. Nach der Zerstörung Jerusalems 'wüteten die Heiden gegen
die Christen mit furchtbaren Martern. Sie wurden durchs Schwert
getödtet, mit Feuer verbrannt, von wilden Thieren zerrissen, in Flüssen
ersäuft, in siedendes Öl oder Pech gesenkt, mit Pech bestrichen und
dann angezündet, gekreuzigt und zerschlagen; viele liess man in
dumpfen Kerkern hinschmachten. Da ist mancher, bei dem der Same
des Evangeliums nicht Wurzel hatte, abgefallen und hat Christum
verleugnet. Aber die meisten Christen haben ihr irdisches Leben
willig dargegeben, um das ewige zu erlangen. Das vergossene Märtyrer-
blut aber ist der Same der Kirche geworden. Wenn die Heiden die
hohe Freudigkeit sahen, mit der die Christen in den Tod gingen, so
staunten sie wohl und dachten: Der Christenglaube muss doch der
rechte sein.
Die heidnischen Verfolgungen begann der Kaiser Nero im Jahre 64.
Er liess die Stadt Rom anzünden; das gab einen furchtbaren Brand.
Als das Volk darüber unmuts wurde, gab er vor, die Christen hätten
es gethan. Nun wurden diese ergriffen und gekreuzigt, den Hunden
vorgeworfen, mit brennbaren Stoffen bestrichen und nachts angezündet.
Damals priesen auch die beiden grossen Apostel Paulus und Petrus
den Herrn mit ihrem Tode. — Drittehalb Jahrhunderte dauerten die
Christenverfolgungen. Die letzte und grausamste fand unter dem
Kaiser Diocletian, der vom Jahre 284 bis 305 regierte, statt. Noch
einmal floss Märtyrerblut; es war das von 30 Bekennern, die im
Jahre 310 im gelobten Lande enthauptet wurden. Da erhörte der
Herr das Seufzen seiner Kirche, und es ward stille vor ihm.
Nach Westermeier.
4. Der Sieg der Kirche.
Der Wut der römischen Kaiser gelang es nicht, die Kirche des Herrn
zu zerstören; im Gegentheil, sic mußten sich vor der Macht des Herrn
beugen. Er erweckte einen Mann, durch welchen er das Heidentum zu
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2. Bonifacius fällt die Donnereiche. — Er kam nach Dentsch-
land zur Zeit des Hansmeiers Karl Martell. Zuerst wirkte er unter dem
wilden Friesenvolke in Holland; dann ging er nach Hessen und Thüringen,
lehrte und predigte und taufte viele tausende. Voll kühnen Glaubens-
mutes zertrümmerte er die Altäre der heidnischen Götter und fällte die
heiligen Bäume, unter denen das Volk ihnen Opfer darbrachte. Bei dem
Dorfe Geismar im Hessenlande stand eine uralte, wunderbar große Eiche,
die war dem Donnergotte geheiligt und galt für unverletzlich. Bonifaeins
aber ergriff selbst die Axt und half seinen Begleitern den Baum fällen.
Erschrocken standen die Heiden umher und meinten, der Zorn ihres Gottes
werde alsbald Feuer auf den Verwegenen herabschleudern. Aber siehe, die
Eiche stürzte krachend nieder, und Bonifacius blieb unverletzt. Da erkannte
das Volk die Ohnmacht seiner Götzen, sagte sich von ihnen los und nahm
willig die Taufe an. Bonifacius aber ließ ans dem Holze der Eiche eine
Kapelle bauen, die er dem Apostel Petrus weihte.
3. Bonifacius oberster Bischof in Deutschland. — Das Werk
der Bekehrung gewann immer größere Ausdehnung. Eine Menge von
Gehilfen sammelte sich um Bonifacius, die ihn in seiner Arbeit unter-
stützten. Keine Beschwerde, keine Gefahr konnte seine Wirksamkeit hemmen.
„Laßt uns," sagte er zu seinen Begleitern, „laßt uns für den Herrn streiten;
denn wir leben in Tagen der Trübsal und Angst. Laßt uns sterben, so
es Gott gefällt, für unsern Glauben. Laßt uns nicht sein, wie schläfrige
Wächter oder selbstsüchtige Mietlinge, sondern wie eifrige und wachsame
Hirten, und allen Menschen predigen, so uns Gott Gnade dazu gibt."
Vom Papste zum Erzbischöfe von Deutschland erhoben, errichtete er in den
bekehrten Gegenden eine Anzahl Bischofssitze und gründete Kirchen und
Klöster zur Befestigung des neuen Glaubens. Seine Lieblingsstiftnng war
das Kloster Fulda, wo unter einem seiner Schüler eine berühmte Schule
für Geistliche aufblühte. Er selbst hatte später seinen Sitz in Mainz,
und alle Bistümer Deutschlands waren ihm untergeordnet.
4. Sein Märtyrertod. — Aber nicht in äußerem Glanze suchte
er seine Ehre, sondern einzig in der Ausbreitung des christlichen Glaubens
Daher entsagte er als stebenzigjähriger Greis seinem erzbischöflichen Stuhle
um noch einmal zu den Friesen zu gehen und ihre Bekehrung zu vollenden.
Von einer Anzahl Gehilfen begleitet, kam er in ihr Land, und seine Predigt,
schaffte viele Frucht. Tausende von Männern, Frauen und Kindern wurden
getauft. An^einem festgesetzten Tage sollten die Nenbekehrten von ihm den
bischöflichen Segen empfangen. Er erwartete sie in seinem Gezelt, das
auf freiem Felde aufgeschlagen war. Kaum dämmerte der Morgen, da
strömte schon eine ganze Menschenschar herzu. Aber welch ein Anblick!
Es waren nicht die erwarteten Freunde, es waren wilde Heiden, die mord-
gierig ihre Waffen schwangen. Die Begleiter des Bonifacius wollten sich
zur Wehr setzen; aber er rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; denn
die Schrift sagt: vergeltet nicht Böses mit Bösem. Der Tag ist gekommen,
den ich lange erwartet habe, hoffet ans den Herrn, er wird eure Seele
erretten." Kaum hatte er diese Worte geredet, da stürzten die Feinde daher
und erschlugen den Bonifacius mit seinem ganzen Gefolge. Seine Leiche
wurde später nach dem Kloster Fulda gebracht, das er sich selbst zur letzten
Ruhestätte auserkoren hatte. Andrä.
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