Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
8. Belgien.
121
Tournai, ^Zpern, Spitzen aus Brüssel und Mecheln. Auch
belgischer Zucker gelangt in ziemlichen Mengen zur Ausfuhr und
macht sich neben den unsern bemerkbar, obwohl die belgische Zuckeraus-
fuhr 1907 nur den Wert von 36,5 Millionen Mark erreichte,
während die unsere mit 195,9 Millionen Mark angegeben ist.
Die belgische Industrie besitzt vor der unsern den Vorzug billiger
Arbeitskräste, geringerer Belastung mit den Ausgaben für die
soziale Gesetzgebung.
Deutsch-belgischer Handel. In Belgien besteht aber nicht nur
ein Durchfuhrhandel. Das kleine, gewerbsleißige Königreich schickt
uns auch von seinen eigenen Erzeugnissen und nimmt von den unseren
zum eigenen Verbrauche auf. Am bekanntesten sind wohl bei uns,
besonders im Westen und Südwesten, die belgischen Kohlen. Doch
ist der Wert der bei uns eingeführten belgischen Kohlen geringer,
als man nach der häufigen Nennung annehmen möchte. 1908
empfingen wir für 5,7 Millionen Mark Steinkohlen aus Belgien und
führten für 41 Millionen Mark dahin aus.
Bekannt sind ferner die schweren belgischen Pferde bei uns,
die man gerne als Zugtiere für Lastwagen benutzt.
An der belgischen Getreideeinfuhr — das Land muß infolge
feiner dichten Bevölkerung, 6,7 Millionen Bewohner auf 29000 qkm,
227 auf 1 qkm, (Deutschland 112), viel Getreide einführen — sind
wir nur in geringem Maße beteiligt.
Im ganzen streiten Frankreich und Deutschland im belgischen
Handelsverkehr um den Vorrang. Seit dem Jahre 1909 ist dieser
Streit zugunsten Deutschlands entschieden. Von der belgischen
Gesamteinfuhr im Werte von 2 700 Millionen Mark stammen
330 Millionen aus Deutschland (aus Frankreich 318), und von der
belgischen Ausfuhr in der ioöhe von 2 100 Millionen gingen nicht
weniger als für 512 Millionen Mark nach Deutschland (nach Frank-
reich 360). Besonders unsere Maschinenindustrie, unsere Fabriken
zur Verstellung von allerlei Eisen- und Stahlwaren haben sich in
Belgien einen guten Markt erobert. Neben ihnen tritt besonders
unsere Farbwarenindustrie in der Einfuhr nach Belgien hervor.
Man darf alfo auch hier wohl von einem deutschen Siege
sprechen trotz aller Hinneigung der Bewohner zu Frankreich, trotzdem
das belgische Flußnetz eigentlich auf Frankreich hinweist — Schelde,
und Maas mit Sambre — und zahlreiche Kanäle eine gute Ver-
bindung mit Frankreich geschaffen haben.
Doch auch in Belgien treffen wir auf das gleiche
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Tournai Mecheln Belgien Belgien Deutschland Frankreich Deutschland Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Frank- Belgien Belgien Frankreich Frankreich Frankreich Belgien
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bahnen hierzulande rasch ausgebreitet, wobei die Zeit nach dem deutsch-
französischen Kriege die erfolgreichste war. 1870 hatte das elsaß-lothringische
Bahnnetz eine Länge von 764, 1897 von 1611 und am Ende des Jahrs
1907 von 1742 km. Eine ganze Menge im Elsaß und namentlich in Loth-
ringen gelegener wichtiger Ortschaften, aber abseits von den großen Verkehrs-
straßen liegend, wurden an das Eisenbahnnetz angeschlossen. In dem zuletzt»
genanntcn Landsteil erbaute man auch etliche Strecken zur bessern Aus-
nutzung der Bodenschätze, wie Kohle, Erz, Salz u. s. w. Mit Zustimmung der
Regierung des luxemburgischen Lands hat das deutsche Reich auch den
Betrieb dieser Bahnen übernommen. Die Gesamtlänge der Wilhclm-
Luxemburg-Eisenbahnen zu Ende März 1907 betrug 206 km. Die Ver-
waltung der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen und Luxemburg besorgt eine
besondere Behörde, welche den Namen führt: „Kaiserliche General-Direktion
der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen". Diese Behörde hat ihren Sitz in
Straßburg und ist dem Neichsamt für die Verwaltung der Neichseisen-
bahnen in Berlin unmittelbar untergeordnet. Zur Beratung der gemein-
schaftlichen Vorteile des Verkehrs und zur Vertretung derjenigen des Handels-
stands gegenüber der Eisenbahn-Verwaltung besteht in Elsaß-Lothringen der
Eisenbahn-Ausschuß. Er setzt sich aus Mitgliedern der 4 Handelskammern
zu Mülhausen, Colmar, Straßburg und Metz, aus Vertretern der Land-
wirtschaft, der Industrie und der Eisenbahnverwaltung zusammen. Jährlich
tritt der Eisenbahn-Ausschuß zur Feststellung der Eisenbahnfahrplänc zweimal
zusammen.
An den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen sind 472 Stationen
gelegen; sie gliedern sich nach ihrer Verkehrswichtigkeit in Bahnhöfe, Halte-
stellen und Haltepunkte. Ferner sind 26 Tunnel mit 12 273 m Länge,
über 600 Brücken und etwa 6500 Wegeübergänge, Durchlässe und Über-
führungen vorhanden.
Der Wagenbestand setzte sich am Ende des Jahrs 1097 aus 1581
Personen-, 667 Gepäck-, 3734 bedeckten und 13832 offenen Güterwagen
zusammen. Die Anzahl der Züge, welche das reichslündische Bahnnetz
befuhren, betrug über 625 000. Ihre Fortbewegung erfolgte durch 724 Loko-
motiven. Die größte Fahrgeschwindigkeit beträgt auf den ebenen und geraden
Strecken der vollspurigen Hauptbahnen für Schnell- und Personenzüge
85 und für Güterzüge 45 km in der Stunde; auf geneigten oder stark
gebogenen Strecken wird je nach den örtlichen Verhältnissen langsamer
gefahren.
Im Jahre 1907 wurden auf den Reichs- und Wilhelm-Luxemburg-
Bahncn 22436908 t Güter und 28 819184 Personen befördert. Der
Güterverkehr ergab eine Gesamteinnahme von 58 127 983 J6, die Personen-
beförderung eine folche von 20051728 Ji.
Außer den eigentlichen Eisenbahnen gibt es im Reichslande noch Straßen-
bahnen, welche sowohl Personen, als Güter befördern. Sie vermitteln in
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
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Am häufigsten verbreitet ist wohl der Brauneisenstein. Er findet
sich überall fein verteilt in der Erde, welcher er eine gelbliche Farbe ver-
leiht. Auch bildet er vielerorts mächtige Lager, so z. B. iu Lothringen
auf dem linken Mosclnfer. Hier breitet sich die westlothringische Hochebene
aus, welche in ihrem Innern unermeßliche Schätze birgt und mit Recht
die Erzkammer Lothringens genannt wird. Die Erzlager erreichen im
Kreise Diedenhofen nördlich des Fentschtals, sowie bei Öttingen und im
Alzettetal oberhalb Esch eine Gesamtmächtigkeit von über 30 m. Gegen
Süden vermindert sich die Mächtigkeit und beträgt in der Gegend von
Metz und Ars nur noch 2 m. Noch weiter südlich kommt das Erz immer
weniger vor und verschwindet bei Ranzig schließlich ganz. Nach Norden
zieht das Lager durch Luxemburg und Frankreich bis an die belgische
Grenze. — Der Brauneisenstein ist in seiner Zusammensetzung dem Rot-
eisenstein ähnlich, besitzt aber außerdem noch einigen Wassergehalt. Er ist
rot, braun, grau, gelb oder grün gefärbt und besteht aus lauter aneinander
gereihten Körnchen, die so klein sind, daß man sie mit bloßem Auge kaum
unterscheiden kann. Die erdigen Beimengungen bestehn entweder aus Kalk,
Ton oder Quarz. Der Eisengehalt betrügt 25—40°Z. Außerdem enthält
das Erz noch verhältnißmäßig bedeutende Mengen von Phosphor. Aus
diesem Grunde war bis vor wenigen Jahren das in Lothringen gewonnene
Eisenerz, Minette genannt, nur von geringem Werte. Jedoch änderte das
bereits 1882 in Hayingen eingeführte Thomasverfahren die Sachlage ganz
gewaltig. Durch diese Art der Eisengewinnung wurde die Minette ein sehr
wertvolles Eisenerz, welches seitdem in mehreren neu errichteten Berg- und
Hüttenwerken in großer Menge ausgebeutet und verarbeitet wird.
Die Gewinnung des Eisenerzes geschieht in der nordwestlichen Ecke
des Rcichslands vielfach in offenen Steinbrüchen, im sog. Tagebau. In
den meisten Fällen aber werden wagerechte Strecken, oft km weit in das
Innere der Erde geführt. Starke Balken und aufgeführte Mauern stützen
die Wände und schützen vor Einsturz. Das abgehauene oder losgesprengtc
Erz wird auf kleinen Wagen, die auf Schienen laufen, nach dem Hüttenwerk
geschafft. Eine Gattierung, d. h. eine Mischung verschiedener Erzsorten, ist
nicht nötig; auch bleibt der gewöhnliche Kalk- bezw. Qnarzzuschlag weg; denn
das Erz enthält von Natur ans den zum Schmelzen erforderlichen Kalk und
Quarz. Um nämlich das Eisen von seinen anhaftenden Steinen zu befreien,
muß den kalkhaltigen Erzen Quarz, den guarzhaltigcn dagegen Kalk zugesetzt
werden. Kalk und Quarz für sich allein sind sehr schwer schmelzbar; gemischt
aber schmelzen sie viel leichter zu einer Art Glas, der sog. Schlacke, zusammen.
Die Eisengewinnung in Lothringen ist eine sehr alte. Eine Urkunde von 1240
berichtet, daß in Hayingen, welches heute noch der Hauptsitz des Hüttenwesens
ist, dieser Erwerbszweig schon damals betrieben wurde. Die Eisenwerke von
Hayingen sind 1711 von Johann Martin Wendel aus Trier erworben
worden. Die Werke, welche während der Revolutionszeit als Staatseigentum
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Johann_Martin_Wendel Johann
312
(rfcy G. Buchgewerbe und chemische Ziidultrie.
Zimmrerzunft Buchdruckerzunst
Molsheim. Straßburg.
265. Ein Blättchen Papier.
<Em Blättchen Papier, weiß und mild,
ist oft das treueste, einzige Bild,
das der Mensch zurückläßt künftigen Zeiten,
da über seinen Staub die Urenkel schreiten.
Das Gebein ist zerstreut, der Grabstein
verwittert,
das Haus zerfallen, die Werke zersplittert;
wer weiß in der ewigen, großen Natur,
in der wir gewaltet, unsere Spur?
Neue Menschen ringen mit neuem Geschick,
keiner denkt an die alten zurück.
Da ist ein Blatt mit seinen bleichen
Tintenstrichen oft das einzige Zeichen
von dem Wesen, das einst gelebt und ge-
litten,
gelacht, geweint, genossen, gestritten;
und der Gedanke, dem Herzen entsprossen
in Schmerz oder Hust und tollen Possen,
sinkt hier nieder, und der Ewigkeit Kuß
verhärtet ihn zu einem einzigen Guß.
D, möge er geläutert in fernen Zeiten
wieder in die Herzen der Menschen gleiten!
Rosegger.
266. Die heimische Papierbereitung ehemals und heute.
ie Papierbereitung ist in unserm Lande schon sehr frühe
zu finden. Nachweislich bezog man bis zum Beginn des
i5. Jahrh, das Papier aus Italien und Burgund. 1452
wurde in Strafiburg an einem Planne eine Papiermühle
gegründet, welche bald weithin Papier versandte. Später wurde
vor der Stadt ein 2. Betrieb errichtet, welcher bald städtisches
Eigentum wurde. Das hier hergestellte Papier hatte als Wasserzeichen
das Stadtwappen. Das Straßburger Papier war weithin geschätzt;
eine Urkunde von 1527 rühmt von ihm, es sei in „teutschen Landen
nit des glichen zu befinden“. Im 16. und 17. Jahrh, war Strafi-
burg ein Hauptplatz für den Papierhandel. Nicht nur Ortsansässige,
sondern auch fremde Fabrikanten brachten Papier auf die Straßburger
Messe. Für eingeführtes Papier mußte an den Stadtsäckel Zoll
entrichtet werden. Ein weithin bekannter Papierhändler Strafiburgs
war der Buchdrucker Adolf Rusch, der den größten Teil Deutschlands
und Frankreichs mit Druckpapier versorgte. In Colmar wurde schon
im Anfange des i5. Jahrh, außerhalb der Stadtmauern eine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Rosegger Adolf_Rusch Adolf
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öffentliche Armenpflege eingerichtet und sucht den Arbeitern bei Unfällen,
Krankheiten und im Alter zu helfen.
Der Staat fördert endlich auch die geistige und sittliche He-
bung des Volks. Er hat überall für Volksschulen gesorgt, in denen auch
der geringste im Volke diejenigen Kenntnisse erwerben kann, die er heutzu-
tage nötig hat. In den Städten bestehn höhere Lehranstalten und Fachschulen
aller Art. Straßburg hat eine blühende Hochschule, die reichen Segen ver-
breitet. Auch finden die Religionsgemeinschaften freigebige Unterstützungen
beim Staate, damit sie ihren hohen Aufgaben gerecht werden können.
So treten überall die tausendfachen Segnungen der staatlichen Ordnung
zutage. Der verständige Bürger ist erfüllt von Hochachtung vor dem Staate
und versagt ihm die Mittel nicht zur Durchführung seiner segensreichen
Zwecke. Nach dem Bad. Lesebuch.
321. Unsre Rechtspflege.
Sie geschieht durch die ordentlichen Gerichte. Diese sind, um eine
Einheitlichkeit in der Rechtsprechung zu erzielen und wichtige Prozesse mehr-
fach verhandeln zu können, in mehrere Stufen (Instanzen) gegliedert,
nämlich in Amts-, Land-, Oberlands- und Reichsgericht; letzteres hat seinen
Sitz in Leipzig und ist der oberste Gerichtshof für das ganze deutsche Reich.
Das höchste Gericht in Elsaß-Lothringen ist das Oberlandsgericht zu Colmar.
Demselben sind 6 Landgerichte untergeordnet, welche sich in Mülhausen,
Colmar, Straßburg, Zabern, Saargemünd und Metz befinden. Jeder
Kanton hat in der Regel ein Amtsgericht; in unserm Lande gibt es deren 77.
Die Tätigkeit der Gerichte zerfällt in die bürgerliche oder
Zivil- und die Straf- oder Kriminalgerichtsbarkeit. Erstere umfaßt alle
Streitigkeiten des bürgerlichen Rechts, nämlich solche, die sich auf Namen,
Abkunft, Ehe, Erbschaft, Kauf, Verkauf, Pacht- und Mietsverhältnisse,
Darlehn, Bürgschaften u. s. w. beziehen. Letztere verfolgt alle Verstöße gegen
die Ordnung, den Frieden und die Ruhe der Einwohner, gegen die Sitt-
lichkeit, die Ehre und die Sicherheit der Personen und ihrer Güter. Im
1. Falle wird das Urteil auf Grund des bürgerlichen Gesetzbuchs oder
andrer Zivilgesetze gefüllt, während im 2. Falle nach Maßgabe des Reichs-
strafgesetzbuchs oder andrer Strafgesetze entschieden wird. Klage wegen
Beleidigung ist erst zulässig, nachdem vorher der Bürgermeister als Schieds-
mann zwecks eines Sühncversuchs angerufen und dieser erfolglos versucht
worden ist. Der Sühneversuch ist jedoch nicht nötig, wenn eine der Parteien
in einer andern Gemeinde wohnt.
Je nach der Größe der Streitpunkte, bezw. der Vergehn, sind ver-
schiedene Gerichte zuständig. Bei bürgerlichen Rechtsstreitig-
keitcn über vermögensrechtliche Ansprüche, deren Gegenstand die Summe
von 300 Jc nicht übersteigt, sowie ohne Rücksicht auf den Wert des Streit-
gegendstands in Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern, Reisenden
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
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370° siedet und vorzugsweise zur Herstellung von Kerzen benutzt wird.
Letztere werden entweder an Asphaltwerke verkauft, oder finden in
den Raffinerien selbst als Brennstoffe Verwendung.
M. Michel.
178. Über den Steinbrnchbetrieb in unserm Lande.
Die heimische Erde besitzt auch den großen Vorzug, in ihrem Schoße
zahlreiche und wertvolle Steinlager zu bergen. Es hat daher der auf den
verschiedensten Gesteinen der Vogesen und des lothringischen Hügellands
beruhende Steinbruchbetrieb keine geringe Wichtigkeit. Die verbreitetsten Ge-
steinsarten in Elsaß-Lothringen sind der Sand- und der Kalkstein.
Im Elsaß befinden sich annähernd 150 Sandsteinbrüche, in Lothringen
etwas über 100. Der Sandstein kommt sowohl grob- als feinkörnig vor;
auch bezüglich der Härte und Farbe ist er nach den einzelnen Lagern ver-
schieden. Seit alter Zeit ist er als Baumaterial geschätzt. Das prächtige
Münster in Straßburg wurde z. B. mit roten Sandsteinen ans dem
Mossigtnl erbaut, und die 3 schönsten Kirchen des Oberelsaß, die zu Thaun,
Rufach und Colmar, wurden mit solchen gelber Farbe aus dem Steinbruch
von Rufach errichtet. Feinkörniger Sandstein wird zu Bildhaucrarbeiten,
besonders harter zu Mühl- und Schleifsteinen benützt. Reich'an Kalkstein
ist Lothringen. Hier wird er in nahezu 200 Brüchen gewonnen, während
das Elsaß nur 140 Kalksteinbrüche auswerft. Die Kalksteine werden, be-
sonders in Lothringen, vielfach als Bausteine benützt. So ist das Bau-
material für den Dom in Metz den Kalksteinbrüchen von Janmont im Land-
kreise Metz entnommen. Andernteils werden die Kalksteine zu Mörtelkalk
gebrannt und finden bei der Sodagewinnuug und im Hüttenwesen Verwendung.
Gipssteinbrüche finden sich im Elsaß, im Landkreis Straßburg, sowie
in den lothringischen Kreisen Bolchcn, Château-Salins, Diedenhofen und
Forbach. Im Elsaß, besonders in den Kreisen Colmar, Gebweiler, Rappolts-
weiler, Thann und Schlettstadt, befinden sich auch G rau itst einbräche.
Der Granit ist ein ebenso ausgezeichneter Bau- als Zierstein. Trotz seiner
Härte läßt er sich schleifen und polieren. Obengenannte Kreise des Ober-
Elsaß weisen auch Granwackenbrüche auf. Vereinzelt finden sich in allen
3 Bezirken des Lands auch noch Brüche andrer Gesteinsarten, welche teils
als Nutzstcine, teils zur Straßenbeschotterurg dienen.
Der Betrieb in den elsaß-lothringischen Steinbrüchen, welche sich auf
ungefähr 700 belaufen, beschäftigt über 6000 Personen. Am häufigsten und
leichtesten gewinnt man die Steine im Tagebau; liegt das brauchbare Gestein
tief unter der Erdoberfläche, so erfolgt die Gewinnung durch Grubenbau.
Zur Abtrennung der Steine von ihren Lagern dienen Brechstangen und
Keile. Wo diese nicht ausreichen, sprengt man mit Pulver oder Dynamit.
Die aus den Brüchen gelieferten rohen Steine werden zum Teil als solche
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
213
bei Aachen. Das Saarbecken setzt sich in südwestlicher Richtung nach
Lothringen hin fort, woselbst in den beiden Kreisen Forbach und Bolchen
die Kohlenlager ausgebeutet werden. Allerdings sind die hier befindlichen
ausgedehnten Kohlenflöze von einer 45—250 in mächtigen Sandstcinschicht
bedeckt, wodurch der Abbau wesentlich erschwert wird.
Der lothringische Steinkohlenbergbau ist schon zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts ins Leben gerufen worden. 1816 begannen bei dem an der
preußischen Grenze gelegenen Dorf Schöneckcn die ersten Bohrarbeiten. Bald
war man so glücklich, in einer Tiefe von 46 in das Stcinkohlengebirge und
in einer solchen von 65 in das erste bauwürdige Flöz zu erreichen. Allein
die Erfolge entsprachen den Erwartungen durchaus nicht. Nach mehr-
jährigen Bemühungen und unter Aufwendung großer Geldopfer wurden
die Arbeiten 1835 wieder eingestellt. Erst der 1846 begonnene Bau der
Eisenbahn von Metz nach Saarbrücken zog die Aufmerksamkeit wieder auf
das aufgegebene Kohlenlager Schönecken. Bereits im folgenden Jahre wurden
in der Nähe durch Erbohrung mehrerer bauwürdiger Flöze recht günstige
Erfolge erzielt. Hierdurch ermutigt wurden wiederholte Bohrversuche in der
sog. Krcnzwalder Ebene ausgeführt. Es ist dies die Gegend zwischen der
preußischen Grenze und dem Höhenzug, der von Saarbrücken über Forbach
nach St. Avold in südwestlicher Richtung streicht, sich von hier nach Westen,
dann nach Norden wendet und in dem Winkel zwischen Saar und Nied endet.
In diesem sog. lothringischen Kohlengcbiet erreichte man 1854 unweit Karlingen
mit 184 m Tiefe, bei Kreuzwald mit 212 m und 1855 bei Spittel mit
204 in durch Bohrungen die ersten Kohlenflöze. In demselben Jahre gelang
es auch, in der Nähe von Klein-Rösseln, unweit Forbach an der Rossel
gelegen, den ersten abbaufähigen Schacht und 1857 einen solchen bei Karlingen,
nördlich von St. Avold, abzuteufen.
Gegenwärtig findet der einheimische Kohlenbergbau an 3 Hauptstellcn
statt: bei Klcin-Rosseln, bei Spittel-Karlingen und bei Krcuzwald. Der
letztgenannte Ort liegt im Kanton Busendorf unweit der preußischen Grenze.
Das Kohlenbergwerk Klein-Rosseln mit 5 Grubcnabtcilungcn und 10 Förder-
schächten gehört der Familie von Wendel in Hayingcn und beschäftigt etwa
5000 Arbeiter. Die jährliche Förderung beläuft sich auf über 1 Mill. t. Das
Bergwerk ist mit der Eisenbahnlinie Metz-Saarbrücken durch die 1860 in
Betrieb gesetzte Zweigbahn Klein-Rosseln-Stieringen, sowie durch die seit
1885 gebaute Linie Klein-Rösseln-Kochern verbunden. Die Gruben bei
Spittel-Karlingen gehören der Bergwerksgesellschaft „Saar und Mosel".
An 2000 Arbeiter finden hier lohnenden Verdienst. Die jährliche Ausbeute
der in Förderung stehenden Schächte dieser Gesellschaft beläuft sich auf etwa
300000 t. Bei Kreuzwald wurde der erst 1895 begonnene Schacht 3 Jahre
später vollendet, ein 2. ist im Abteufen begriffen. Das Bergwerk, der Ge-
sellschaft „La Houve" gehörig, fördert jährlich über 150000 t und beschäftigt
etwa 900 Arbeiter.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes.
281
321. Kudolf von Kabsöurg.
1. Rudolfs Wahl und Krönung.
Nach dem Tode des letzten hohenstaustschen Kaisers hatte Deutsch-
land fast zwanzig Jahre keinen Kaiser. In dieser kaiserlosen Zeit wurden
Gewalttätigkeiten aller Art ausgeübt. Wer die stärkste Faust hatte, der
hatte das Recht. Wenn die Kaufleute mit ihren beladenen Wagen ruhig ihre
Straße zogen, so fielen die Ritter aus ihren festen Burgen bewaffnet
heraus und beraubten die Vorüberziehenden. Um dieser Unsicherheit ein
Ende zu machen, wählten endlich die zu Frankfurt versammelten
deutschen Fürsten Rudolf von Habsburg, einen frommen, tapfern
Grafen, der in der Schweiz und im Elsaß viele Güter besaß und Banner-
herr der Stadt Straßburg war, zum Kaiser.
Rudolf belagerte gerade die Stadt Basel, als er die unerwartete
Nachricht erhielt, daß er zum deutschen Kaiser gewählt sei. Kaum hatten
die Basler die freudige Kunde vernommen, so öffneten sie dem neuen
Kaiser die Tore und huldigten ihm. Rudolf schloß augenblicklich mit
ihnen Frieden und hielt unter allgemeinem Jubel und Frohlocken der
Bürger seinen Einzug in Basel.
Nunmehr eilte Rudolf den Rhein hinab. In Begleitung eines
zahlreichen Gefolges kam er Mitte Oktober nach Straßburg. Von allen
Seiten strömte das Volk herbei, um den neuerwählten Fürsten zu
begrüßen, und der Rat der Stadt gab ihm das übliche Fürstengeschenk:
Wein, Hafer und Fische. Die Königin Anna folgte ihrem Gemahl
einige Tage nachher. Ende Oktober wurde Rudolf im Dome zu Aachen
feierlich gekrönt.
2. Kaiser Rudolf und Ottokar von Böhmen.
Rudolfs Wahl hatte alle Deutschen mit Frohlocken erfüllt. „Nun
ist", hieß es, „nach langem Elende und starker Not die Erlösung
gekommen! Möge der Kaiser lange leben, ein Vater und Hirt des
bedrängten Volkes." Seine erste Handlung als Kaiser war, daß er am
Rhein, Main und an der Mosel Ordnung und Recht wieder herstellte.
Im Osten aber hatte Ottokar, der stolze König von Böhmen, viele
deutsche Länder geraubt, und er wollte Rudolf nicht als Oberhaupt des
Deutschen Reiches anerkennen. Dreimal forderte ihn Rudolf aus, vor
ihm zu erscheinen und den schuldigen Eid abzulegen. Doch er trotzte
allen Befehlen seines Kaisers. Da griff Rudolf zu den Waffen und
zog gegen den Widerspenstigen aus.
Ottokar hatte sich am linken Ufer der Donau gelagert und glaubte
hier in Sicherheit zu sein. Unversehens ließ aber Rudolf eine Brücke
über den Strom schlagen und rückte hinüber. Da kam Bestürzung über
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Kudolf_von_Kabsöurg Rudolfs Rudolfs Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Anna Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Rudolf Rudolf
290
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes.
bereits gerüstet stehen. Als die erste der Speisen aber lassen die Gäste
ihren Brei herum gehn,
„Den Hirs, der zu Zürich kocht war.
Und ließen des auf jeden Tisch
Ein Platt voll tragen, warm und frisch,
Dessen sich mancher gewundert hat,
Wenn er ihm am Mund brennen tat."
Die Züricher blieben einige Tage in Straßburg, wo man ihnen
alle mögliche Ehre und Freundschaft erwies. Am Samstag traten sie
die Rückreise an, aber diesmal auf der Landstraße. Die Stadt stellte
den Reisenden sechs Wagen, und zwei Herren vom Rate gaben ihnen
bis Grafenstaden das Geleit, nachdem zuvor jeder von den dreiundfünfzig
mit einem Preisfähnlein und der zum Gedächtnis des Festes geprägten
Schaumünze bedacht worden war. Zudem bestritt Straßburg die Kosten
der Reise bis Basel. Auch auf dem Rückwege blieben den Zürichern
Huldigungen aller Art nicht aus; in Benfeld, Schlettstadt, Colmar,
Ensisheim, Mülhausen und andern Orten warteten ihrer Hochrufe
des Volks und Ehrenwein der Stadt. Am Donnerstag, den 28. Juni 1576
traf der Lustzug wieder in Zürich ein. Nach H. Schaube.
328. Pliimlerungsszene aus dem Dreißigjährigen Kriege.
Der Erzähler berichtet, wie er als Knabe beim Viehhüten
von feindlichen Reitern gefangen genommen und gezwungen wurde,
ihnen den Weg nach seines Vaters Hofe zu zeigen. Eltern und
Gesinde waren vor den Soldaten bereits in den Wald geflüchtet,
und so fanden diese nur den leeren Hof vor.
„Das erste, was diese Reiter taten und in den Zimmern
meines Vaters anfingen, war, daß sie ihre Pferde in sie einstelleten;
hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten,
deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigete. Denn, ob
zwar etliche anfingen, zu schlachten, zu sieden und zu braten,
daß es sahe, als sollte ein lustig Bankett gehalten werden, so
waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und
oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Haus-
rat große Päcke zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarkt
errichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten,
ward zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren
Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen
gehabt hätten; etliche schüttelten die Federn aus den Betten und
füllten hingegen Speck, andere dürres Fleisch und sonst Gerät
hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen gewesen wäre.
Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie
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Vi. Bilder aus der Geschichte.
Ordnung daselbst verpackt. Das war doch noch ein Fund, über
welchen man sich freuen konnte, und diese Freude wurde noch
gesteigert, als in dem einen Rohr große Beutel voll Goldstücke
gefunden wurden. Der König verschenkte einen Teil an die an-
wesenden Arbeiter und Soldaten und gab mir auch 30 Goldgulden.
Unter den jetzt gefundenen Geschützen waren viele, welche Tilly
früher dem Herzog Christian dem Jüngern, dem Grafen Mansfeld
und dem König Christian von Dänemark abgenommen hatte. Ein
Rohr erkannte ich wieder, da ich als Kornett einst meinen Namen
aus Scherz mit dem Messer darin gekritzelt hatte. Welcher Unter-
schied zwischen damals und jetzt. In jener Zeit hetzte der Graf
Tilly die flüchtigen Scharen des Herzogs Christian fast durch ganz
Deutschland, und wir fanden oft kaum ein Plätzchen, um in Ruhe
unser Haupt hinlegen zu können, und jetzt stand ich mit als
Sieger in der eroberten Hauptstadt des Kurfürsten Maximilian
von Bayern.
Leben, Taten und Abenteuer des Freiherrn Gustav v. d. Ostau.
306. Die Weurnonen und der Hlaub Straßburgs.
Immer rascher war nach dem westfälischen Frieden das deutsche
Reich zerfallen; immer gewaltiger trat die Selbstsucht der kleinen Staaten
auf und verdrängte den Sinn für ein großes, einiges Vaterland. Dem
Auslande gegenüber erschien daher Deutschland als Reich schwach und
ohnmächtig, ratlos einem so mächtigen, von großen Ministern und Feld-
herrn unterstützten Erobernngskönig gegenüber, als Ludwig Xiv von
Frankreich war. In jedem seiner Raubkriege entriß dieser der schwächet:
Krone Spanien einen Teil ihrer Niederlande und damit auch dem Reiche
feste und herrliche Städte des burgundischen Kreises. Der Friede von
Nymwegen (1679) machte wieder ein spanisch-deutsches Land, die Frei-
grafschaft Burgund mit der Stadt Besaron, französisch; selbst auf dem
rechten Rheinnfer ward Freiburg abgetreten.
Ludwig Xiv. verstand es, den Raubkrieg auch im Frieden fortzu-
setzen, indem er in Metz, Besauen und Breisach 1680 die unerhörten
Reunionskammern einrichtete. Diese sollten entscheiden, welches Gebiet
jemals zu den in den letzten Friedensschlüssen abgetretenen Ländern ge-
hört hätte, damit dasselbe als nun zu Frankreich gehörend eingezogen
werde. Alsbald begannen diese sogenannten Gerichtshöfe ihre Zauber-
sprüche zu fällen, welche die halbe Welt zu Lehnsträgern der französischen
Krone erklärten. Dieselben haben gefunden, daß der Herzog von Württem-
berg verpflichtet sei, dem Könige von Frankreich als seinem Oberherrn
zu huldigen; sie haben entdeckt, daß die Pfalzgrafen von Veldenz und
Lützelstein, der Herzog von Zweibrücken, die Grafen von Salm und
Saarbrücken Untertanen der französischen Krone wären. Durch die
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Extrahierte Personennamen: Tilly Christian_dem_Jüngern Christian_von_Dänemark Tilly Christian Maximilian
von_Bayern Maximilian Gustav_v Gustav Ludwig_Xiv_von
Frankreich Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Deutschland Hlaub_Straßburgs Deutschland Spanien Burgund Rheinnfer Freiburg Breisach Frankreich Frankreich