Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte - S. 250

1881 - Straßburg : Schultz
250 Das bergewicht Frankreichs. Emprungen niederzuschlagen und neue Heere auf die Beine zu bringen. Den Rest des Heeres, Gestalten, die kaum noch menschliches Ansehen hatten, fhrte Murat und Ney der den Niemen und nach Polen. Von den Hunderttausenden, die Napoleon nach Rußland gefhrt, kehrten kaum 20000, und diese den Tod im Herzen, zurck. Dagegen hatte die Armee Schwarzenbergs, der berhaupt den Krieg nur sehr schlaff gefhrt hatte, wenig gelitten. 318123' 6- Per Vertrag 30 Caaroggen (30. Dezember 1812). ^ Whrend des groen Feldzuges hatte Macdonald mit Jork die Festung Riga belagert. Jork, dessen vornehmlichste Aufgabe war, den Vorteil Preuens zu wahren, und dessen Herz vom feurigsten Franzosenhasse erglhte, lebte in dieser Zeit in stetem Zerwrfnisse mit Macdonald. Schon drangen dunkle Gerchte von Napoleons Unglck bis Riga, und preuische Offiziere im russischen Dienste kamen zu Jork, um diesen zu einem Vertrage zu bewegen. Noch wurden sie aber zurckgewiesen. Indessen wurde die Niederlage des .^auptheeres bekannt. Macdonald hob die Belagerung auf und zog sich nach der preuischen Grenze zurck. Er selbst fhrte den Vor-trab, Jork sollte den Rcken decken. Aber bei der groen Klte und den fortwhrenden Angriffen der Russen war er nicht imstande, mit den Franzosen gleichen Schritt zu halten. Bald war er meh-rere Tagemrsche zurck und von russischen Truppen umschwrmt. Wohl wre es ihm noch mglich gewesen, sich durchzuschlagen; aber nur unter groen Opfern. Er zog es vor, seinem Könige das Corps unversehrt zu erhalten und zugleich den Ansto zu einem ent-schiebenett Auftreten Preuens zu geben. Aus diesen Grnden schlon erfllt dem russischen General Diebitsch^ den Vertrag zu Tau-ro^gett in der Mhle von Poscherun, nach welchem die preuischen Streitkrfte fr neutral erklrt wurden und in Litthauen Winter-quartiere erhalten sollten. Auch ein anderer Teil der preuischen Truppen unter Massenbach schlo sich diesem Vertrage an. Ter Schritt war khn, und obwohl er das Corps mit Begeisterung er-fllte, konnte doch Jork mit Recht den Offizieren sagen: Ihr jungen Leute habt gut reden, aber mir Alten wackelt der Kopf." Art den König schrieb er: Ew. Majestt lege ich willig meinen Kopf zu Fen, wenn ich gefehlt haben sollte. Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt, wo Ew. Majestt sich von den bermtigen Forderungen eines Verbndeten lossagen kann, dessen Plne mit Preußen in ein mit Recht Besorgnis erregendes Dunkel gehllt waren, wenn das Glck ihm treu geblieben wre." Da Macdonald infolge dieses Schrittes sehr geschwcht war, konnte er nicht daran denken, Ost-Preuen zu halten. Er zog sich mit seinen Truppen der die Weichsel, bald auch der die Oder zurck, und die Russen rckten unter Wittgenstein in Preußen ein.

2. Deutsche Geschichte - S. 6

1881 - Straßburg : Schultz
6 Die Urzeit. Land und Volk. berzogene und buntbemalte Schild deckte fast den ganzen Mann; Helm und Panzer trugen nur wenige. Neben dem Fuvolk gab es auch eine tchtige Reiterei, die mit groer Gewandtheit auf den kleinen Pferden ohne Sattel kmpfte. Nicht selten fochten Fusoldaten mit Reitern untermischt. Kurz vor Beginn des Kampfes ertnte der schreckenerregende Schlachtgesang; dann folgte ein wtender An-strm, der meistens auf den ersten Sto den Kampf entschied, manch-mal aber auch die eigne Ordnung strte und so dem Feinde den Sieg erleichterte. Als letzte Zuflucht fr das geschlagene Heer galt die Wagenburg, wo mit der Kraft der Verzweiflung Männer, Frauen und Kinder das Eindringen der Feinde zu hindern suchten. Verschieden von dem Volksheere sind die Geleite oder Gesolg-schasten. Nur der König in monarchischen und die Fürsten in repu-blikanischen Staaten waren berechtigt, dieselben zu halten. Sie be-standen aus jungen, kriegslustigen Mnnern, oft jngeren Shnen ohne eignes Erbe (Hagestalte), die sich durch ihren Eid auf Leben und Tod in den Dienst des Gefolgsherrn ergaben, fr ihn in allen Fehden kmpften, fein Leben mit dem ihrigen schtzten. Dagegen gewhrte ihnen der Gefolgsherr Unterhalt, Beute und Ehre. Er focht an ihrer Spitze; fr ihn war es eine Schande, sich an Tapferkeit bertreffen zu lassen, fr die Genossen die grte Schmach, ohne ihren Herrn aus der Schlacht zurck zu kehren. Die Gefolgschaft gab ein greres Ansehen im eignen Volke, aber auch als Bundesgenossen in den Kmpfen fremder Stmme wurden mchtige Gefolgsherren eifrig gesucht. Da endlich Adelige, Freie, ohne da hierdurch ihre Freiheit verloren ging, und selbst Freigelassene in solchen Dienst eintraten und hier ihren Rang von dem Herrn nach ihrer Tchtig-feit erhielten, so ist in dieser Einrichtung der erste Anfang zur Heran-bildung eines neuen Adels, des Dienstadels, zu erkennen. g. Religion und Kunst. Der sittlich-ernste Sinn des deutschen Volkes und seine Empfnglichkeit fr das Wunderbare der Natur zeigt sich auch in seiner Religion. Dieselbe ist Naturreligion, da die Götter persnlich gedachte Naturmchte sind; aber in dieselben sind immer wieder sittliche Gedanken hineingetragen. Im Anfang der Welt war Allvater und der leere Raum, dann trennte sich Licht-(Muspelheim) und Nachtwelt (Nislheim). Das erste lebende Wesen war der Urriese Imir, der die Eisriesen zeugte. Eine jngere Gtter-generation, die Asen, mit Wnotan und seinen Brdern beginnend, erschlgt die Riesen und schafft aus den Gliedern Imirs Erde, Meer und Himmel. Wuotan (nord. Odin) ist der Vater und König dieser Götter; er ist der Herr des Himmels, den er auf seinem achtfigen Rosse Sleipnir durchreitet; er hat nur ein funkelndes Auge, die Sonne. Von seinem goldenen Sitze auf der Hhe des Himmels, den nur er und seine Gemahlin Frigga, auch Hertha und Ner-thus genannt (die Mutter Erde), betritt, berschaut er die ganze Erde; dorthin bringen ihm Raben Botschaft von allem, was ge-

3. Deutsche Geschichte - S. 51

1881 - Straßburg : Schultz
Kriegswesen. Einknfte und Ansgaben. 51 genommen werden, da nicht derselbe Mann fters hintereinander ein-berufen wurde; auch richtete sich die Zahl der Ausgehobenen nach der Oertlichkeit des Krieges; so galt z. B. sr die Sachsen, da bei einem Kriege gegen Spanien und gegen die Avaren je 6 Heer-Pflichtige Männer, bei einem Kriege gegen Bhmen je 3 einen stellen, gegen die Sorben aber alle zu Felde ziehen sollten. Aber alle diese Bestimmungen waren nicht gengend, den Stand der kleineren Freien zu schtzen. Was die Zusammensetzung der Heere anbetrifft, so tritt der Dienst zu Pferde immer mehr hervor, da bei den schlechten Wegen groe und schnelle Mrsche nur von der Reiterei ausgefhrt werden konnten. Da endlich jeder Krieger seinen Lebensunterhalt aus mehrere Monate mit sich führen mute, so waren die Heereszge Karls immer von einer groen Anzahl Wagen und Karren begleitet. Das Futter fr die vielen Pferde hatten die Lnde-reien, durch welche der Zug ging, zu liefern, ebenso Wasser, Feuer und Holz. e. Einknfte und Ausgaben. Die Haupteinnahmen lieferten die sehr groen Gter des Knigs und der Zins der hrigen Leute auf diesen Gtern. Eigentliche Steuern zahlte kein Freier; wohl aber brachten die geistlichen und weltlichen Groen freiwillige Geschenke, besonders zu den groen Reichsversammlungen, eine Sitte die bald mehr und.mehr ein Zwang wurde. Bedeutend war ferner die Beute der Kriegszge, die ganz oder doch zum grten Teile dem Könige zufiel; so bemchtigte sich z. B. Karl des Schatzes der langobardischen Könige, und im Avarenkriege (s. S. 46) nahm er ein Drittel der gesamten Beute, ein zweites bergab er dem Papste, das dritte berlie er den Kriegern. Auch die Tribute besiegter Völker, wie der Slaven und des Her-zogs von Benevent, flssen in den Schatz des Knigs; so zahlte z. V. letzterer jhrlich die groe Summe von 7000 Solidi. Auerdem gehrte dem Könige ein groer Teil der Strafgelder, Brckengelder, Hafengelder und der Zlle. Er allein hatte das Mnzrecht. Auf seinen Reisen erhielt er mit seinem ganzen Gefolge Verpflegung von den Gemeinden, durch die er zog, wie auch feine Gesandten und Knigsboten dies Recht zu beanspruchen hatten. Die Ausgaben waren im Verhltnis zu den jetzigen gering, denn das Heer und die Beamten erhielten keinen Sold; letztere wurden durch Lehen und Anteil an den Strafgeldern entschdigt. Den grten Aufwand verursachte die Hofhaltung des Knigs, die uerst groartig eingerichtet war. Auer den schon oben angefhrten hohen Hofbeamten gab es hier zahlreiche Rte, Thrwarte, Quartiermeister, Jger- und Falkenmeister, Schwerttrger, Bckermeister u. s. w. Der Hof war der Vereinigungspunkt der ausgezeichnetsten Männer des Reiches; hier strmten die Gelehrten aus Spanien, Italien, Eng-lernt) zusammen; hier fanden sich Bischfe, Aebte, Grafen und Knigsboten zur Berichterstattung und Beratung ein; hier erschienen

4. Deutsche Geschichte - S. 252

1881 - Straßburg : Schultz
252 Das bergewicht Frankreichs. nickit ehrenvoll enden. Es gibt keinen andern Ausweg, als einen ehrenvollen Frieden oder ruhmvollen Untergang. Groe Opfer wer-den von allen Stnden gefordert werden; diese aber wiegen die heiligen Gter nicht auf, fr welche gestritten und der Sieg er-rungen werden mu." Gleichzeitig wurde die Landwehr und der Landsturm eingerichtet und der Orden des eisernen Kreuzes" fr alle, die sich im heiligen Kriege" auszeichnen wrden, gestiftet. Auch Rußland erlie von Kalisch aus einen Aufruf, worin es den Deutschen die Freiheit und die Errichtung eines mchtigen Reiches versprach. Gleichzeitig sprachen begeisterte Snger zum Herzen des Volkes. Der edle, kampfesfrohe Theodor Krner, selbst ein Strei-ier fr das Vaterland, fr das er gefallen ist, sang die Lieder: Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen" und Das Volk steht auf, der Sturm bricht los" und das Lied von Ltzows wilder verwegener Jagd" u. a. Damals dichtete der mnnlich feste E. M. Arndt sein Was ist des Deutschen Vaterland", und das gewaltige Lied: Der Gott, der Eisen wachsen lie". Die Worte des Liedes: Lat brausen, was nur brausen kann, In hellen, lichten Flammen! Ihr Deutsche alle Mann fr Mann Zum heil'gen Krieg zusammen! Und hebt die Herzen himmelan Und himmelan die Hnde Und rufet alle, Mann fr Mann: Die Knechtschaft hat ein Ende! sprachen so recht die Gesinnung jedes Patrioten aus. Damals er-schienen Rckerts geharnischte Sonnette, und Max von Schenkendorf sang das Lied von der Freiheit u. a. Wer wollte berhaupt die Dichter und Lieder alle nennen, die die groe Zeit hervorbrachte? In der That ist der nun hervorbrechende Patriotis-mus und die Ausopferung Preuens ohne Beispiel in der Geschichte. Das kleine Land mit gegen 5 Millionen Einwohnern stellte bis in die Mitte des Jahres 1813 271000 Mann, also 1 Mann auf 18 Seelen. Nicht minder groß war die Aufopferung im Geben; Beamte stellten ein Dritteil, die Hlfte, das Ganze ihres Gehaltes dem Staate zur Verfgung; wer kein bares Geld hatte, gab Silberzeug, Geschmeide, Ringe, und mit Stolz trug man den eisernen Ring statt des goldenen; wer auch dies nicht hatte, schenkte Frchte, Material oder auch der eigenen Hnde Arbeit. Arme Mdchen lieferten ihre Haare ab. Frauenvereine sorgten fr Untersttzung und Pflege der Verwundeten und Kranken. 3. Der Krieg im Frhling 1813. Aber auch Napoleon hatte rasch neue Krfte gewonnen. Das anfngliche Zaudern des Knigs von Preußen hatte er dazu be-

5. Deutsche Geschichte - S. 281

1881 - Straßburg : Schultz
Der franzsische Krieg und die Einigung Deutschlands. 281 Allein der Krieg war bei der Stimmung in Frankreich unvermeidlich , und eine kleine Veranlassung sollte ihn zum Ausbruch bringen. Im Jahre 1868 hatten die Spanier ihre Knigin 1868 Jsabella vertrieben; nun suchten sie einen König und trugen endlich dem Fürsten Leopold von Hohenzollern, einem entfernten Verwandten des Knigs' ^Wilhelm, die Krone an. Hierber gerieten die Minister Napoleons in Zorn und drohten mit Krieg; selbst als Leopold von Hohenzollern die Krone ausgeschlagen hatte, beruhigten sie sich nicht. Benedetti, der franzsische Gesandte, verlangte vom König Wilhelm, der sich gerade zur Badekur in Ems aufhielt, er solle schriftlich erklären, da er nie die Erhebung eines hohenzollerschen Fürsten auf Spaniens Thron befrdern wolle, also mit andern Worten sich frmlich bei Napoleon entschuldige. Als der König dieses beleidigende Verlangen in wrdiger Weise zurckwies (13. Juli 1870), 13. Juli erklrten die Franzosen, weil ihr Gesandter beleidigt sei, den Krieg 1870 (19. Juli). Nie war ein Krieg in leichtsinnigerer Weise vom Zaune 19. Juli gebrochen. b. Der Ausbruch des Kampfes. Wie ein Blitzstrahl aus heitern Himmel traf die Kriegserklrung das deutsche Volk. Aber es war wohl berrascht, doch nicht erschrocken. Die schwere Beleidigung, die der greise ritterliche König erfahren, das Bewutfein von der eigenen Kraft und der gerechten Sache, die Erinnerung an die Leiden und Verwstungen, die der Erbfeind" feit Jahrhunderten der das Vater-land gebracht, alles dies wirkte zusammen, um eine Lohe baterin-bischer Begeisterung zu entflammen, die an das Jahr 1813 erinnerte. Wie damals strmten die Krieger jubelnd zu den Fahnen; reichliche Beisteuern an Geld wurden geliefert, zahlreiche Vereine zur Unter-fttzung der Krieget im Felde und der Verwundeten gebildet. Der König, der sogleich nach Berlin eilte, wurde auf dieser Reise berall, am lautesten in Berlin, mit Heller Begeisterung empfangen. Der eiligst berfammelte Reichstag bewilligte reichlich und einhellig die Mittel zum Kriege. Die Erneuerung des Ordens bom eisernen Kreuze" tief die Erinnerung an frhere Thaten zurck. Mit einem Schlage brachen ferner die Schranken zusammen, die bisher Nord- und Sddeutschland getrennt hatten. Die fmierische Kammer erklrte, trotz des Widerstandes der sogenannten Patriotenpartei", nach dem Willen des edlen Knigs Ludwig Ii, da der im Schutz-und Trutzbndnisse mit Preußen borhergesehene Kriegsfall eingetreten sei und Baiern auf Deutschlands Seite kmpfen werde. Dasselbe erklrten Wrttemberg und Baden. Ohne Schwertstreich war die Einheit Deutschlands errungen. Es war eine groe, herrliche Zeit, welche die Wnsche der edelsten Männer des Volkes berwirklichte. Aber trotz dieses Aufschwungs war man nicht ohne Sorge. Der Feind war ja gerstet und seit langem borbereitet; man zweifelte nicht an einem Einbruch in Sddeutschland, und manches Auge schaute bom Schwarzwald besorgt nach dem Rheine hinber, von wo 1

6. Teil 5 - S. 368

1910 - Straßburg : Bull
368 So ist es auch bisher gewesen. Wo da wirklich regiert worden ist, wo bestanden worden sind ernsthafte Kämpfe, wo der Sieg errungen worden ist gegen gewaltigen Widerstand, da ist es jene Verheißung ewigen Lebens gewesen, die da regierte und kämpfte und siegte ... In diesem Glauben setzten unsere ältesten gemeinsamen Vorfahren, das Stammvolk der neuen Bildung, die von den Römern Germanen genannten Deutschen, sich der herandringenden Weltherrschaft der Römer mutig entgegen. Sahen sie denn nicht vor Augen den höheren Flor der römischen Provinzen neben sich, die feineren Genüsse in denselben, dabei Gesetze, Richterstühle, Rutenbündel und Beile im Überfluß? Waren die Römer nicht bereitwillig genug, sie an allen diesen Segnungen teilnehmen zu lassen? Erlebten sie nicht an mehreren ihrer eigenen Fürsten, die sich nur bedeuten ließen, daß der Krieg gegen solche Wohltäter Rebellion sei, Beweise der gepriesenen römischen Clemcnz, indem sie die Nachgiebigen mit Königstiteln, mit Anführersteüen in ihren Heeren, mit römischen Opfcrbinden ausziertcn, ihnen, wenn sie etwa von ihren Landsleuten ausgetrieben wurden, einen Zufluchtsort und Unterhalt in ihren Pflanzstädten gaben? Hatten sie keinen Sinn für die Vorzüge römischer Bildung, z. B- für die bessere Einrichtung ihrer Heere, in denen sogar ein Arminins das Kriegshandwerk zu erlernen nicht verschmähte? Keine von allen diesen Unwissenheiten oder Nichtbeachtungen ist ihnen aufzurücken. Ihre Nachkommen haben sogar, sobald sie es ohne Verlust für ihre Freiheit konnten, die Bildung derselben sich angeeignet, inwieweit es ohne Verlust ihrer Eigentümlichkeit möglich war. Wofür haben sie denn also mehrere Menschenalter hindurch gekämpft im blutigen, immer mit derselben Kraft sich wieder erneuernden Kriege? Ein römischer Schriftsteller läßt es ihre Anführer also aus- sprechcn: „ob ihnen denn etwas anderes übrig bleibe als entweder die Freiheit zu behaupten, oder zu sterben, bevor sie Sklaven würden." Freiheit war ihnen, daß sie eben Deutsche blieben, daß sie fortführen ihre Angelegenheiten selbständig und ursprünglich, ihrem eigenen Geiste gemäß, zu entscheiden, und diesem gleichfalls gemäß auch in ihrer Fortbildung vorwärts zu rücken, und daß sie diese Selbständigkeit auch ans ihre Nachkommenschaft fortpflanzten." Sklaverei hießen ihnen alle jene Seg- nungen, die ihnen die Römer antrugen, weil sie dabei etwas anderes als Deutsche, weil sie halbe Römer werden mußten. Es verstehe sich von selbst, setzten sie voraus, daß jeder, ehe er dies werde, lieber sterbe, und daß ein wahrhafter Deutscher nur könne leben wollen, um eben Deutscher zu sein und zu bleiben und die Scinigen zu eben solchen zu bilden. Sie sind nicht alle gestorben, sie haben die Sklaverei nicht gesehen, sie haben die Freiheit hinterlassen ihren Kindern. Ihrem beharrlichen Widerstande verdankt es die ganze neue Welt, daß sie da ist, so wie sie da ist. Wäre es den Römern gelungen, auch sie zu unterjochen und,

7. Teil 5 - S. 386

1910 - Straßburg : Bull
386 Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, laß mich ihr würdiger Jünger sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hin- werfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir mein Vaterland zu er- kämpfen. — Nenn's nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen; jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es bei Gott ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gilt, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu größeren Zwecken da, er hätte auf einem anderen Feld Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein großes Pfund zu berechnen schuldig! Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu! — Hat mir Gott wirklich etwas mehr als gewöhnlichen Geist eingehaucht, der unter Deiner Pflege denken lernte, wo ist der Augenblick, wo ich ihn mehr geltend machen kann? — Eine große Zeit will große Herzen, und ich fühle die Kraft in mir eine Klippe sein zu können in dieser Völkerbrandung, ich muß hinaus und dem Wogensturm die mutige Brust entgegendrücken. — Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern? Soll ich Komödien schreiben auf dem Spotttheater, wenn ich den Mut und die Kraft mir zutraue auf dem Theater des Ernstes mitzusprechen? — Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mutter wird weinen! Gott tröste sie! ich kanns Euch nicht ersparen. Des Glückes Schoßkind rühmt ich mich bis jetzt, es wird mich jetzo nicht verlassen. — Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; daß aber das Leben mit allen Blütenkränzcn der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Überzeugung lebt Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. — Sonnabends oder Montags reise ich von hier ab, wahrscheinlich in freundlicher Gesellschaft, vielleicht schickt mich auch H. als Kurier. In Breslau, als dem Sammelplatz, treffe ich zu den freien Söhnen Preußens, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben. Ob zu Fuß oder zu Pferd, darüber bin ich noch nicht ent- schieden und kommt einzig auf die Summe Geldes an, die ich zusammen- bringe. Wegen meiner hiesigen Anstellung weiß ich noch nichts gewiß, vermutlich gibt mir der Fürst Urlaub, wo nicht, es gibt in der Kunst

8. Teil 5 - S. 186

1910 - Straßburg : Bull
186 jährigen Kriege, und einer späteren Zeit blieb es vorbehalten, wieder an Shakespeare anzuknüpfen und aus seinen unsterblichen Werken die Kraft zu eigner künstlerischer Vollendung auf dem Gebiete des Dramas zu gewinnen. 70. Die Folgen des 30jährigen Krieges. Dreißig Jahre lang hatte der Krieg Deutschland von Süd nach Nord, von Ost nach West durchtobt. Was hatte er aus dem reichbevölkerten Lande gemacht! Noch heute findet der Wanderer hie und da ein ein- sames Kirchlein stehn; fragt er nach dem Dorfe, das dazu gehört, so erfährt er: Die Schweden haben es verbrannt, und die Bauern haben sich später an anderm Orte angesiedelt; oder er hört, daß früher ein Dorf da gelegen habe, wo heute nur noch eine Lichtung im Walde zu finden ist. Ungezählt sind die „Wüstungen", d. h. die heute wüstliegenden Stellen, an denen früher der fleißige Landmann sein Heim hatte: der Große Krieg hat sie wüste gelegt. Fragst du heute in Stadt und Land nach den Kirchenbüchern, in denen von frommer Hand die kommenden und die gehenden Geschlechter eingezeichnet wurden, so reichen sie nur in seltenen Fällen über die Zeit des Westfälischen Friedens hinaus; in dem Brande der Kirchen sind auch sie von der blinden Zerstörungswut der Soldaten vernichtet worden. Lies die Jahreszahlen an den Glocken in Dorf und Stadt, frage diese ehernen Zeugen menschlicher Vergänglich- keit nach ihrem Ursprung, und du wirst finden, daß auch sie in dem großen Brande des Krieges mit geschmolzen sind; nur wenige haben die allgemeine Vernichtung überdauert. Und wenn diese dann beim Friedens- schlüsse die Gemeinde zum Gotteshause riefen, wie viele waren noch, die da kamen? Volle zwei Dritteile der gesamten Bevölkerung waren dahin, gemordet entweder von dem Schwerte des Krieges oder von seiner grausigen Begleiterin, der Seuche. In den Ruinen ihres ehemaligen wohnlichen Heims hausten die Überbleibsel der Bevölkerung und mühten sich in hartem Kampfe ab wenigstens das tägliche Brot zu gewinnen. Der Krieg hatte den Zugstier aufgezehrt, und der Bauer mußte selbst den Pflug durch den verwilderten Acker ziehen; die Schlacht hatte die Rosse dahingerafft, die der Kaufmann vorher vor seinen schweren Lastwagen gespannt hatte; nun zog er selbst wieder als Krämer mit ärmlichem Bündel im Lande umher, zurückgeworfen in den Stand der Bedürftig- keit, aus dem der Fleiß der Ahnen die Familie emporgearbeitet hatte. Wohl ihm, wenn er vor Abend sicher ein schützendes Dach erreichte, denn manches Haus lag in Trümmern, in dem er sonst Rast gehalten hatte,

9. Teil 5 - S. 342

1910 - Straßburg : Bull
344 statten, als daß die königlichen Geschlechter selbst eine starke Hinneigung zu Konstantinopel zu erkennen gaben, aber nicht ohne damit in Wider- spruch mit den rein germanischen Intentionen ihrer Völker zu geraten. Selbst .wenn in diesen Irrungen die Gewalt an andere Häupter über- ging, so wurden auch diese mit der Zeit von dem nämlichen Einfluß ergriffen. Gelimer wird trotz der tapferen Gegenwehr, die er geleistet, doch zuletzt zur persönlichen Unterwerfung unter Konstantinopel vermocht. Auch der entschlossene Vitiges, der die Besitznahme von Italien sehr ernstlich gestört hat, fügt sich nach mancherlei Wechsel des Schicksals in ein ähnliches Verhältnis. Aber es gab auch entschlossene Gegner. Wie bei den Vandalen Tzazo einer gewesen war, so erhoben sich in Italien Oberhäupter wie Jldebad, und vor allem Totila. Hiebei erscheinen nun auch die Frankenkönige, welche mit eingeborener Tatkraft Verschlagenheit und allgemeine Umsicht vereinigen. Nach dem Tode des großen Ost- gotenkönigs versäumen sie keinen Augenblick, dessen germanische Verbündete, die er aufrecht gehalten hatte, niederzuschlagen. Sie haben gern gesehen, daß die Goten in dem pcninsularen Italien und Sizilien zu Grunde gerichtet wurden; daß auch Oberitalien wieder unter die Oströmer geraten solle, war ihnen höchst widerwärtig, und sie suchten es zu verhindern. An den Franken fand Totila, der eine vielgestaltige Tätigkeit zur See und zu Lande entwickelte, seinen besten Rückhalt. Es kam eine Zeit selbst unter Justinian, in welcher die oströmische Macht in Abnahme und Mißkredit geriet. Aber eine neue große Anstrengung, bei der auch Ger- manen mitwirkten, entschied zu gunsten der Oströmer. Totila und Tejas, die schlagfertigsten Vorkämpfer, welche die Goten nach dem Untergang Theoderichs überhaupt gefunden haben, vermochten der Disziplin und Strategie des Eunuchen nicht zu widerstehen. Selbst ein paar fränkische Heerführer, die den Versuch machten sich Italiens zu bemächtigen, unter- lagen demselben. Die Germanen verloren, wie das nördliche Afrika, so auch Italien so gut wie vollständig. Justinian nahm dann auch die Küsten der pyrenäischen Halbinsel in Besitz. Seine Fahnen wehten in Bordeaux, er beherrschte Cantabrien, er suchte ein Verhältnis zu den Angelsachsen. Wohin der Kampf einer einheitlich mit Verständnis und Energie geleiteten Macht gegen Volks- stämme, die doch immer untereinander wieder in Streit lagen, hätte führen können, wer will es sagen? Aber auch das lag am Tage, daß sich von Konstantinopel aus die römische Weltherrschaft nicht nochmals zu erneuern vermochte. Dazu war es in keiner Weise angetan, da es doch immer fremde Truppen für Geld ins Feld führen mußte. Schon zeigte sich, daß das griechische Reich selbst seine Siege nicht ertragen konnte. Den Anstrengungen gegen die Germanen standen andere zur Seite, welche die Behauptung der Macht in Asien bezweckten. Mit

10. Teil 5 - S. 344

1910 - Straßburg : Bull
344 statten, als daß die königlichen Geschlechter selbst eine starke Hinneigung zu Konstantinopel zu erkennen gaben, aber nicht ohne damit in Wider- spruch mit den rein germanischen Intentionen ihrer Völker zu geraten. Selbst .wenn in diesen Irrungen die Gewalt an andere Häupter über- ging, so wurden auch diese mit der Zeit von dem nämlichen Einfluß ergriffen. Gelimer wird trotz der tapferen Gegenwehr, die er geleistet, doch zuletzt zur persönlichen Unterwerfung unter Konstantinopcl vermocht. Auch der entschlossene Vitiges, der die Besitznahme von Italien sehr ernstlich gestört hat, fügt sich nach mancherlei Wechsel des Schicksals in ein ähnliches Verhältnis. Aber es gab auch entschlossene Gegner. Wie bei den Vandalen Tzazo einer gewesen war, so erhoben sich in Italien Oberhäupter wie Jldebad, und vor allem Totila. Hiebei erscheinen nun auch die Frankenkönige, welche mit eingeborener Tatkraft Verschlagenheit und allgemeine Umsicht vereinigen. Nach dem Tode des großen Ost- gotenkönigs versäumen sie keinen Augenblick, dessen germanische Verbündete, die er aufrecht gehalten hatte, niederzuschlagen. Sie haben gern gesehen, daß die Goten in dem pcninsularen Italien und Sizilien zu Grunde gerichtet wurden; daß auch Oberitalien wieder unter die Oströmer geraten solle, war ihnen höchst widerwärtig, und sie suchten es zu verhindern. An den Franken fand Totila, der eine vielgestaltige Tätigkeit zur See und zu Lande entwickelte, seinen besten Rückhalt. Es kam eine Zeit selbst unter Justinian, in welcher die oströmische Macht in Abnahme und Mißkredit geriet. Aber eine neue große Anstrengung, bei der auch Ger- manen mitwirkten, entschied zu gunsten der Oströmer. Totila und Tejas, die schlagfertigsten Vorkämpfer, welche die Goten nach dem Untergang Thcoderichs überhaupt gefunden haben, vermochten der Disziplin und Strategie des Eunuchen nicht zu widerstehen. Selbst ein paar fränkische Heerführer, die den Versuch machten sich Italiens zu bemächtigen, unter- lagen demselben. Die Germanen verloren, wie das nördliche Afrika, so auch Italien so gut wie vollständig. Justinian nahm dann auch die Küsten der pyrenäischen Halbinsel in Besitz. Seine Fahnen wehten in Bordeaux, er beherrschte Cantabrien, er suchte ein Verhältnis zu den Angelsachsen. Wohin der Kampf einer- einheitlich mit Verständnis und Energie geleiteten Macht gegen Volks- stämme, die doch immer untereinander wieder in Streit lagen, hätte führen können, wer will es sagen? Aber auch das lag am Tage, daß sich von Konstantinopel aus die römische Weltherrschaft nicht nochmals zu erneuern vermochte. Dazu war es in keiner Weise angetan, da es doch immer fremde Truppen für Geld ins Feld führen mußte. Schon zeigte sich, daß das griechische Reich selbst seine Siege nicht ertragen konnte. Den Anstrengungen gegen die Germanen standen andere zur Seite, welche die Behauptung der Macht in Asien bezweckten. Mit
   bis 10 von 18 weiter»  »»
18 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 18 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 2
5 6
6 0
7 0
8 0
9 0
10 9
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 2
24 0
25 0
26 3
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 3
35 0
36 3
37 10
38 0
39 2
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 2
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 5
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 11
18 0
19 2
20 0
21 0
22 1
23 3
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 3
42 0
43 2
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 9
60 2
61 1
62 0
63 0
64 0
65 2
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 2
72 1
73 1
74 0
75 1
76 2
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 1
92 10
93 0
94 4
95 0
96 0
97 0
98 5
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 40
1 18
2 24
3 17
4 9
5 8
6 60
7 15
8 5
9 35
10 32
11 4
12 58
13 78
14 0
15 0
16 16
17 7
18 18
19 39
20 0
21 23
22 4
23 2
24 19
25 23
26 14
27 4
28 31
29 18
30 17
31 1
32 15
33 194
34 28
35 12
36 17
37 1
38 3
39 39
40 17
41 98
42 77
43 62
44 17
45 1
46 24
47 10
48 11
49 7
50 149
51 313
52 32
53 0
54 104
55 27
56 11
57 4
58 11
59 182
60 11
61 16
62 15
63 14
64 13
65 29
66 1
67 13
68 7
69 7
70 2
71 40
72 21
73 7
74 9
75 20
76 1
77 22
78 8
79 15
80 29
81 622
82 26
83 2
84 27
85 1
86 5
87 2
88 11
89 25
90 2
91 45
92 41
93 8
94 8
95 3
96 16
97 29
98 4
99 14
100 239
101 4
102 156
103 13
104 3
105 23
106 14
107 9
108 0
109 5
110 16
111 69
112 63
113 1
114 28
115 4
116 75
117 4
118 27
119 6
120 7
121 36
122 3
123 44
124 29
125 66
126 8
127 34
128 7
129 31
130 0
131 84
132 22
133 16
134 1
135 2
136 247
137 11
138 0
139 3
140 27
141 15
142 45
143 33
144 19
145 32
146 2
147 4
148 28
149 0
150 18
151 31
152 80
153 0
154 34
155 18
156 52
157 25
158 31
159 2
160 1
161 13
162 1
163 4
164 9
165 12
166 43
167 10
168 21
169 40
170 10
171 51
172 99
173 103
174 1
175 145
176 19
177 50
178 0
179 52
180 1
181 2
182 38
183 153
184 4
185 6
186 2
187 6
188 8
189 2
190 2
191 19
192 27
193 3
194 11
195 24
196 160
197 12
198 20
199 14