Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 97

1916 - Stuttgart : Franckh
Wir stehen gewappnet Mann für Mann, Für deutsche Art zu fechten. Kein Joch, kein Völkervicrgespann Soll deutsche Marken knechten. Spruch auf einem Denkmal im Osten. Der Rotscheck. Erzählung von $. kl. Beqerlem. Peter Grins saß in einem Torfe des Kreises Igciligenbeil auf einer kleinen vom Vater ererbten Bauernstelle. Er gehörte zu den Leuten, die stets auf demselben Flecke hocken und nicht recht vorwärtskommen, aber wiederum auch zu denen, die angeborene Tüchtigkeit genug besitzen, um niemals unter den Schlitten zu geraten. Manche von den Nachbarn hielten ihn für ein wenig einfältig, dem widersprachen aber die andern, und vor allem der Pastor lehnte diese Meinung ab. „Gelobt sei Gott, daß er nicht ist wie ihr, ihr hartherzigen dickschädeligen Bauern!" sagte der Geistliche in seiner derben Art. „Er schläft zwar auch während der Predigt, aber anders wie ihr, — mit offenen Augen." „Traumselig" nannte er Grins ein anvermal. Was war das auch für einer, der Sonntags über Land lies, nicht um den Stand der Saaten, der eigenen und der des Nachbars, zu besehen, sondern ziellos, fernhin nach irgendeiner Höhe, von der man einen weiten Blick hatte? Dort ließ er sich dann im Gras nieder und konnte stundenlang in den blauen Himmel hineinschauen. Oder wenn der Kantor, der freilief) auch einen gelinden Sparren hatte, nach Feierabend in der Kirche Orgel spielte, dann trat ihm Peter Grins die Bälge, und der vorn am Spieltisch wurde oft eher müde als der hinten in der staubigen dunstigen Bälgekammer. Glücklicherweise hatte Jakob Grins, der Vater des Peter, seinen Einzigen durch und durch gekannt und ihm, bevor er sich zum Sterben hinlegte, eine scharfe geweckte Person, die Trina Kallies, zum Weib gegeben. Die Frau hielt nun den Mann und die Wirtschaft in Ordnung. Aber auch sie konnte dem traumseligen Peter nicht übermäßig gram sein. Was wollte sie mehr? Er war fleißig auf dem Feld und im Haus, er trank nicht, stritt sich nicht im Krug herum und hielt sie und die Kinder in Ehren. Durste man ihm da nicht auch einen besonderen Laib Brot gönnen? M. Kriegsbuch Vii. 1915/16. 6. „Wenn nur unsere so wären wie dein Peter!" versetzten die Nachbarinnen. Also ließ Trina dem Gatten in kleinen Dingen den Zaum locker, in den Hauptsachen aber hatte sie ihn fest am Zügel, und auf diese Art lebte es sich recht erträglich. Manches, was einen Streit nicht sogleich wert war, ließ sich auch langsam mit List erreichen, und anderwärts mußte man eben das Unwesen geschehen lassen. Peter war zu allem anderen ein Tiernarr. Wenn er eine Kuh einkaufte, so schaute er nicht nach dem Euter und nach dem dichten Fell am Bauch, sondern nach der Zeichnung und darauf, ob das Tier — wie er sagte — einen „traulichen" Blick hatte. Nun, so fuhr eben Trina nach Heiligenbeil und handelte mit „Salomou Gebrüder, Viehimport". Mitunter brachte er auch aus einer Geflügelausstellung Hühner mit einem putzigen Schopf ober Tauben mit Psauenschweisen nach Hause, aber die Hühner zeigten sich dem Eierlegen durchaus abhold, und die aristokratischen Tauben hatten allemal nur ein oder zwei Junge im Nest. Dafür waren sie schlechterdings nicht satt zu kriegen. Da verschwand denn nach kurzer Zeit das seltene Federvolk, und Trina pflegte zu klagen, das fremde Viehzeug gewöhne sich auch gar nicht an Hos und Schlag. Sonnabends aber hielt sie aus dem Wochenmarkt neben Gurken und Salat fette Masthühner und junge Tauben in der Kiepe feit. Am ärgsten aber trieb es Peter mit den Pferbert, und bagegen vermochte auch Trina nichts. Gar zu tief war biefes Übel eingenistet, benn es rührte noch von der Militärzeit her. Vor Jahren war Peter, wie das alle Sauernburfcheit ringsum taten, in Königsberg bei den Wränget* ^trassieren als Vierjährig-Freiwilliger eingetreten. Das Rekrutenjahr war nicht schön gewesen, aber die anbem brei Dienstjahre hatte es ihm als Pferbefmrfchen des Regimentskommanbeurs recht gut behagt. Ja, der Oberst von Guttentag war sogar abgegangen, er aber, der Gefreite 7

2. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 100

1916 - Stuttgart : Franckh
100 herausgemacht hatte. Und er setzte hinzu: „Es ist ein altes Sprichwort: die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen." Von nun ab ereignete es sich, daß seitab des Wegs irgendwo im Gestrüpp noch der aufgetriebene Kadaver eines Gaules die stelzigen Beine emporreckte oder daß gar noch der Leichnameines Gefallenen nubeerdigt im Graben lag. Die Kolonne fnhr daran vorüber. Es war nicht ihres Amtes, die Toten zu begraben. Dagegen hatte matt jetzt die geladenen Karabiner schußbereit im Arm. Es hieß, versprengte Kosaken trieben sich noch in den Wäldern herum, feuerten ans dem Hittterhalt und hätten es besonders ans Einzelreiter abgesehen. Daun ritten der Koloitne stets einige Unteroffiziere voraus, sie suchten die Gegend ab und wollten mitunter auch einen Feind erblickt haben. Um diese Zeit setzten unablässige Regengüsse ein. Die zerfahrenen Straßen weichten auf, und die Pferde bekamen harte Arbeit. Die schweiß-bedeckten Gespanne dampften, das Wasser rann tn kleinen Bächen von den Wagenplanen herunter, und die Leute saßen in die nassen Mäntel gehüllt frierend im Sattel oder auf den Fahrzeugen. Sie fuhren einander grob an, und bisweilen hatten die Gäule das schlechte Wetter und die üble Laune zu entgelten. Alt einem solchen Regentage wurde der Le-bensmittelwagen des Peter Grins von einem Truppenauto von rückwärts angefahren. Der Stoß warf das Handpferd sogleich zu Boden. Ein Generalstabsmajor sprang aus dem Kraftwagen und ranuzte Peter an: „Warum fahren Sie nicht rechts, Sie Tranlampe?!" Grins war aus feiner Schoßkelle geklettert, statt!) stramm und wies stumm auf die Räder seines Gefährtes, die ganz dicht am rechten Gra-benratw standen. „Dann find Sie schuld," wandte sich der Major an seinen Wagenlenker. „Herr Major verzeihen, der Wagen geriet ins Schleudern." „Hm. Na, helfen Sie nur Ihrem Schimmel wieder auf die Beine und sehen Sie, daß Sie nachkommen!" Das Auto hatte keinen Schaden genommen und flitzte davon. Peter aber besah sich unmutig die Bescherung und kratzte sich nachdenklich den Kopf. Der Schimmel hatte sich zwar nach einer Weile von selbst wieder aufgerappelt, aber er stand auf drei Beinen da und konnte vorn rechts nicht auftreten. Der Wachtmeister der Kolonne war zu dem Wagen umgekehrt. „Schöne Geschichte!" schimpfte er. „Wir haben kein einziges Pferd mehr in Reserve, vier Reitpferde sind schon eingespannt. Will mal sehen, daß ich den Fahnenschmied erwische." Er galoppierte der Kolonne nach und kam nach kurzer Zeit zurück. Er hatte Glück gehabt und brachte sogar den Roßarzt mit, der gerade beim Rittmeister herangeritteit war. Der Veterinär untersuchte den Schimmel. „So ein Schafskopf, dieser Chauffeur!" schalt er. „Der Gaul ist hin. Nehmen Sie ihm das Kummet und das Zaumzeug ab, Gefreiter!" Grins begriff nicht so rasch, wo das hinaus sollte, aber er hob gehorsam feinem Schimmel das Kummet über'n Kopf und streifte ihm die Zänmung über die Ohreu. Wie er das Zeug zum Wagen trug, verwickelten sich die Leinen, und er hatte schnell daran zu ordnen. Plötzlich knallte hinter ihm ein Schuß. Peter schaute sich um und sah just noch den Schimmel im Straßengraben zusammenbrechen. Der Roßarzt hielt den Revolver in der Hand, von dessen Müudung ein dünner Rauchfaden sich loslöste. Er hatte gut getroffen: das Pferd zuckte noch einmal und lag danach steif und still. „Werden Sie denn einspännig weiterkommen, Grins?" fragte der Wachtmeister. „Ich glaube nicht, Herr Wachtmeister," antwortete Peter. „Der Weg ist zu schlecht." „Im Schritt wird's schon gehen. Versuchen Sie's nur! Das Quartier kann nicht mehr weit fein, ich nehme den Königsberger mit und schick' ihn dann mit Vorspann zurück. Verstanden?" „Zn Befehl, Herr Wachtmeister." Der Feuerwehrmann reichte dem Kameraden die Hand und sagte: „Halt' die Ohren stets, Peter, daß die Russen dich nicht fangen!" „Sie sollen schon nicht, Landsmann." „Also ich komm' dir entgegen!" „Ist schon recht."------------ Kurze Zeit danach war Peter weithin aus und ab allein. Im Grunde geschah ihm das nicht zitleide. Er vertrug es nur schwer, inmitten vieler Menschen zu sein, aufgeregt gefragt zu werden und hastig antworten zu müssen, und jegliche Arbeit ging ihm zehnmal leichter von der Hand, sobald er allein für sich schassen durste. Also überlegte er vorerst einmal, wie es um ihn stand. Das war bald getan: mutterseelenallein befand er sich auf einer Landstraße in Preußen unweit der russischen Grenze, das einzige lebende Wesen ringsum außer ihm war der sattlige Schimmel, der eben jetzt sich nach dem nassen Boden dehnte und dem dabei das Kummet bis zu den Ohren vorrutfchte. Doch

3. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 114

1916 - Stuttgart : Franckh
114 er gab dem Russen das größere Stück davon uno behielt das kleinere. „Nun bist du mein Gefangener," sprach er, „Da muß ich dich wohl füttern." Er selber aß auch ein paar Bissen und nahm einen Schluck aus Der Feldflasche. Davon aber bekam der Kosak nichts ab, soweit sich auch die Nasenflügel in feinem flachen bärtigen Gesicht blähten und so glänzig seine kleinen listigen Augen leuchteten. Während so die Menschen ihr Frühstück verzehrten, dursten die Tiere nicht darben. Der Schimmel erhielt den Rest eines Heubündels vorgelegt, und der Teckel sollte sich mit einer Brotrinde begnügen. Aber der Hund war ungnädig gelaunt: er nahm nichts. Als ihm gar der Russe zu nahe kam, fing er tükisch zu knurren an, so daß man unter den gefletschten Lefzen die weißen fpitzen Zähne sah. Zuerst war der Russe mit der Mahlzeit fertig, danach der Schimmel, zuletzt Peter. Er reichte die letzten Brotbrocken auf der flachen Hand dem Pferde hin, klopfte ihm den Hals und sagte: „Nu, dann wollen wir's mal wieder versuchen!" Der Schimmel hatte sich ausgeruht, und ein wenig rascher als tags zuvor kam der Wagen vorwärts. Aber die Freude konnte nicht lange währen, es war nun einmal unmöglich, daß ein Pferd auf die Dauer die Last von der Stelle brachte. Der Kosak griff bei allen Hantierungen hilfreich zu. Mit einer wahrhaft sklavischen Unterwürfigkeit, die den wackeren Peter fast ein wenig anwiderte, nahm er ihm, leicht begreifend, ja vorausahnend, die Verrichtungen ab, und als sich das Gefährt in Bewegung fetzte, stürzte er sich sofort aus den Schimmel, um ihn mit wilden Zurufen, mit Faustschlägen und Knüffen anzutreiben. Grins verwies ihm fein wüstes Betragen mit drohenden Gebärden. Da hatte der Russe einen Einfall. Er strahlte mit einem Male vor Freude übers ganze Gesicht, hob zwei Finger zum Mund und pfiff gellend gegen den Wald hin. „Alle Wetter!" dachte Peter. „Er pfeift feinen Leuten. Jetzt wird's ernst." Und er riß den Karabiner von der Schulter. Aber der Russe winkte begütigend, pfiff noch einmal, und gleich darauf trabte im lichten Holz zwischen den Stämmen ein Gaul heran, wieherte hellauf und setzte über den Graben. „Oh, ein Pferdchen!" sagte Grins. „Das ist aber mal ein besonderes Vieh!" Je länger er sich das Tier besah, desto komischer kam es ihm vor, und schließlich schlug er eine laute herz- hafte Lache an: „Das ist ja ein Pferd in ein Kalbfell eingenäht!" „Ist das deines?" fragte er den Kosaken. Der Russe grinste stolz und nickte. Zum Beweis schnalzte er auf eine eigentümliche Art mit der Zunge, sogleich lag der Gaul auf den Knien, den Kopf längs der Erde gestreckt. Er schnalzte wieder, — das Tier sprang auf und schüttelte sich unter dem schäbigen Sattel. Peter lachte ein bißchen und lobte: „Ein kluges Pferdchen!" Aber für derlei Kunststück-chen hatte er eigentlich wenig übrig, so was mutete ihn läppisch an. Da führte der Kosak den Gaul an die Deichsel und suchte dem Deutschen auf allerhand Weise begreiflich zu machen, daß das Tier ja vor den Wagen gespannt werden könne. Daran hatte Grins nun allerdings nicht gedacht. Aber der Vorschlag leuchtete ihm ein. Der Gaul war so klein und unansehnlich, dazu beispiellos struppig, abgemagert und vernachlässigt, er steckte auch in einem ganz verbotenen rotgescheckten Fell, aber hatte er nicht vier Beine? Das Kummet des erschossenen Handpferdes war ihm natürlich viel zu groß, aber Peter wußte Rat. Während dem armen verhungerten Schecken ein Futterbeutel borgehangen wurde, knüpfte er, ganz wie er es bei den Wrangelkürassierein gelernt hatte, ans dem Hinterzeug des toten Schimmels und ein paar Bindesträngen ein Sielengeschirr zurecht. Der Kosak verstand sogleich, woraus die Arbeit hinauswollte, und erwies sich dabei so flink" und gewandt, daß Peter mit dem Gedanken spielte, dem armen Teufel zur Belohnung einen Schluck aus der Flasche zu gönnen. Aber er ließ es zuletzt doch bei der guten Absicht bewenden. Der Russe scharwenzelte ihm allzu demütig, und vor allem — das konnte Peter am wenigster: vertragen, — behandelte er feinen Gaul schlecht. Ging das Tier nicht sogleich beiseite, wurde es mit dem Stiefel gegen den Leib getreten, und gar früher mußte der Scheck grausam mißhandelt worden fein. Er sah schrecklich aus: am ganzen Körper, selbst am Kopfe, war er mit Striemen bedeckt, der Kerl hatte ihn sogar über die Augen geschlagen, zur schlimmen Letzt aber war das Fell am rechten Hüftknochen wie eine Hand so groß abgeschunden, dort waren die Knntenhiebe auf das rohe blutige Fleisch geführt worden. Grins wies finster auf die Stelle und drohte dem Russen mit der Faust. Der aber wehrte ab, als wollte er sagen: „Das macht nichts, das heilt schon wieder!" Es war ein seltsames Paar: der stattliche derbe Brauerschimmel mit seinem glatten Fell

4. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 118

1916 - Stuttgart : Franckh
118 einzelnen Pflanzenarten vom Ufer aus bis in das tiefere Wasser. Die Ufer sind meist von einem 15 bis 30 m breiten Gürtel von Schilfrohr (Phragmites Trin.) umsäumt, eine zweite Zone, die sich im Flachwasser ausbreitet, besteht aus verschiedenen Binsenarten (Juncus), während auf tieferem Wasser Wasserrosen, die weiße Seerose (Nymphaea alba) und die gelbe Mum-mel oder Teichrose (Nuphar luteum), ihre großen Blätter und ihre leuchtenden Blüten entfalten. Dieses typische Bild erführt freilich je nach der Bodenbeschaffenheit mancherlei Wandelungen. Vor allem ist aber die Flora Masurens reich an Pflanzen, die sonst in Deutschland selten geworden sind oder überhaupt nicht mehr vorkommen. Dazu gehört die Eibe (Taxus bac-cata), die als wildwachsender Baum Heute nur Besonders reich ist die Pflanzenwelt an und in den Seen. Eine eigentümliche Pflanzengruppe sind die Armleuchtergewächse (Charazeen), die ganze Wiesen unter dem Wasser bilden. Trocknei man diese Pflanzen, so verwandeln sich ihre Stengel in weiße, zerbrechliche Röhren. Die Charazeen leben nämlich in stark kalkreichen Gewässern und nehmen einen Teil des Kalkgehaltes zu ihrem Aufbau in sich auf. Aus den abgestorbenen Pflanzen bilden sich starke Ablagerungen von Seekalk, der auch in längst verlandeten Seen als Untergrund der Torfmoore anzutreffen ist. Diese Armleuchtergewächse ergeben ein ausgezeichnetes Düngungsmittel sür sandigen Boden und würden zur Hebung des Ackerbaus von ausgezeichneter Wirkung sein, wie Versuche ergeben haben. Leider können die Massen der Abb. 2. Gemeine Moosbeere (Vaccinlum oxycoccus), Früchte. Ausnahme von I. Hartmann. noch vereinzelt anzutreffen ist und von der noch einzelne Exemplare oder kleine Gruppen in Masuren vorkommen. Meist sind diese Bäume krumm gewachsen und verkümmert, sie tragen alle Anzeichen einer absterbenden Art. Die Forstverwaltung sucht die Bäume als Naturdenkmäler durch Einzäunen und Auslichten des umgebenden Baumbestandes zu schützen. Eine andere Seltenheit Masurens findet sich nur in einem Bachtal der Borker Heide, wo ein Urwald mächtiger Farne (Straußsarne, Stru-thiopteris germanica Willd. [Onoclea Stru-thiopteris Hoffm.]) gedeiht. Dieselben Farne gab es noch 1890 bei Oberhof in Thüringen, wo sie von Fußwanderern leider völlig ausgerottet sind. Im Sommer kann man im trockenen Bachbett stundenweit unter den riesigen Fant-wedeln, die ein bichtes Laubbach bilben, wie in einer Flora der Urwelt roanbern. Charazeen für die Landwirtschaft nicht voll ausgenutzt werden, da gerade in dem Charazeenrasen die Fische laichen. Seine Entfernung würde aber der wichtigen Fischzucht in den Seen den schwersten Schaden zufügen. Eigenartige Formen weist ferner die Flora der Quellmoore und der Hochmoore auf. Erstere sind oft mit einem dichten Bestand an hochwüchsigen scharfen Riedgräsern (Carices) wie mit einem Stachelpanzer bedeckt. Zwischen ihnen gedeihen verschiedene Laub- und Lebermoose, von denen Marchantia polymorpha bisweilen dichte Rasen bildet. Die Hochmoore Masurens finb nur von geringer Ausbehnung; sie zeigen basselbe Pflanzenleben wie die gewaltigen Hochmoore im Memelbelta. Charakteristisch für biefe Gebiete finb die Krüppelkiefern und die in Masuren häufig behaarten Birken (Moorbirke, Betula pubescens). An kleineren Gewächsen herrschen vor die gemeine Moosbeere (Vacci-

5. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 152

1916 - Stuttgart : Franckh
152 Iranischen Regimenter drangen von Süden ein. Hunderte bereitgehaltene Boote brachten unaufhörlich weitere Truppen in die Stadt. Ein herrlicher Augenblick mar es, als die ungarischen Regimenter vor dem halbzerstörten Konak in der Abenddämmerung die Nationalhymne anstimm- Bei- Top - %_ schi -; der. < ""ihm" Berg Abb. 2. Plan der Stadt Belgrad. 1 Untere Festung. 2 Obere Festung. 3 Bahnhof. 4 Alte Befestigungen. 6 Anlagestelle der Dampfschiffe. 6 Bad. 7 Zollamt. 8 Österr.-ungar. Konsulat. 9 Rathaus. 10 Nationaltheater. 11 Universität. 12 Skuptschina. 13 Irrenanstalt. 14 Laudon-Schanzen. 15 Konak. 16 Observatorium. 17 Rotes Kreuz-Spital. 18 Kriegsschule. 19 Bergakademie. 20 Krankenhaus. 21 Elektrizitätswerk. 22 Alter botanischer Garten. 23 Neuer botanischer Garten. ten. Am folgenden Morgen (2. Dezember) hielt General v. Frank selbst seinen Einzug, ergriff feierlich von Belgrad Besitz, sandte eine Huldigungsdepesche an Kaiser Franz Josef und legte dem greisen Monarchen als schönstes Geschenk zum 66. Regierungsjubiläum die bezwungene serbische Hauptstadt zu Füßen. Ein Jubel ohnegleichen aber durchbrauste ganz Österreich-Un-garn und das verbündete Deutschland, und auch in der Türkei und im neutralen Ausland Marder Eindruck gewaltig, ja selbst in Frankreich sanden die besiegten Serben eine sehr schlechte und unwillige Presse. Das Heer Franks stieß nach der Einnahme Belgrads ungesäumt gen Süden vor und drang siegreich bis Sopot durch, wobei sie den entgegenstehenden serbischen Streitkräften schwerste Verluste zufügte; für ihre eigentliche Ausgabe, den ganzen rechten Flügel der Serben auszurollen und dadurch die endgültige Entscheidung anzubahnen, ist sie aber anscheinend doch zu schwach gewesen. Auch bei Lazarewatz blieben die Österreicher und Ungarn zunächst noch im Vorteil, und so sah sich die ganze serbische Schlachtsront auf die Linie Mlandenowatz-Arandjelowatz-Mi-lanowatz-Eaeak zurückgedrängt. Überhaupt erschien der völlige Zusammenbruch Serbiens nach dem Fall der Hauptstadt und bei der starken Erschütterung des Heeres fast unvermeidlich. Die im elendesten Zustande befindlichen Gefangenen, die vielfach Füße und Hände erfroren hatten, schienen das nur zu bestätigen. Bereits hieß es, daß die Regierung nach üsküb auswandere, und daß auch die Armee zur Vermeidung einer Waffenstreckung nach Mazedonien überführt werden würde. Hunger und Cholera sollten im Lande wüten und bereits bedenkliche Militärrevolten im Gesolge gehabt haben, in den Lazaretten sollten ganz entsetzliche Zustände herrschen, die Bevölkerung sei kriegsmüde und über die ungeheure Teuerung erbittert. Heute wissen wir, daß alle diese wilden Gerüchte den Tatsachen nicht entsprachen oder sie doch stark übertrieben. Gewiß war die Not groß, hatten die seitherigen Niederlagen entmutigend gewirkt, aber erschöpft war dies zähe Volk noch nicht. Eine letzte gewaltige Anstrengung wurde gemacht; 16jährige Knaben und 60jährige Greise eilten zu den Waffen, und reicher, als man in Wien geahnt, erwiesen sich die Hilssauellen des scheinbar so armen Landes. Es hat auch ganz den Anschein, als ob gerade in diesem wichtigen Augenblicke wieder Potioreks Armee durch starke Entsendungen nach Galizien geschwächt worden sei. Dagegen zeigte sich die serbische Front wieder unerwartet stark, und zur Überraschung aller Welt ging sie am 3. Dezember urplötzlich zu einem wuchtigen Gegenangriff über, deren Druck sich namentlich gegen den rechten österreichischen Flügel richtete. Mit Aufgebot aller Kräfte hielten die durch wochenlauge Märsche, Entbehrungen und Kämpfe übermüdeten und erschöpften k. und k. Truppen vier Tage lang stand. Ihr Führer wollte offenbar den Sieg um jeden Preis

6. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 99

1916 - Stuttgart : Franckh
99 wehrfeldwebel aus Königsberg, ein freundlicher ruhiger Mann. Zwischen ihnen lagen griffge-recht die Karabiner. Zwei Tage lang schob sich die endlose Zeile auf den ständigen Straßen gen Morgen. Nachts schlief man in einer Scheune oder auch auf dem kahlen Felde. Darauf gab es einen Halt von einem Tag und noch einem Tag. Die heiße Luft zitterte iu schwüler Erwartung, und Schwärme von Gerüchten flatterten über den wolkenlosen Himmel. Dann, gegen Abend, hieß es mit einem Male „rückwärts, rückwärts!" Die Russen waren ins Land eingebrochen; sie waren zu übermächtig gewesen. Die Kolonnen wandten sich und fluteten zurück, südwärts von der Richtung aus Königsberg abbiegend. Wiederum stand man still und horchte nach vorn. Waren es Stuudeu, Tage oder Wo» cheit, die man so verharrte? Endlich — man meinte schon im Boden Wurzel zu schlagen, — ging es wieder- voran. Es schien sogleich, als wehte eine frischere Lust, und die Kolonnen marschierten wieder in gleichmäßigem förderndem Tempo. Bis dahin war es wie im Manöver gewesen, bald aber tat sich der Ernst des Krieges auf. „Es schmeckt nach Brand," sagte Peters Kamerad eines Morgens, als mau durch einen diesen Wald fuhr. „Brennt der Wald?" fragte Grins. „Nein, Häuser. Und es brennt auch nicht mehr, sondern es hat gebrannt." „Aber hier sind gar keine Häuser." „Tu wirst sehen!" llud richtig: aus einer Blöße starrten die Giebel einer Försterei rauchgeschwärzt gen Himmel. Schutt und Sparrenreste füllten das Mauernviereck. Seitab waren zwei kleinere Wohnstätten, wohl die der Waldläufer, gleichermaßen verwüstet. „Der Russenhund!" sagte der Königsberger. Peter nickte ingrimmig. In blaßwütigem Schweigen zog die Kolonne an dem Ort der Verheerung vorüber. Auf den Stufen einer der kleineren Behan-fimgeit kauerte ein gelber Teckel, er hielt die verwundete Vorderpfote hoch und heulte kläglich gegen das Haus hiu. Eiu Wachtmeister versuchte ihn zu locken, aber der Hund wich scheu vor dem Fremden zurück und begann feindselig 911 knurren. Als dann die Wagen von neuem im Wald untergetaucht waren, klang immerzu das jämmerliche Jaulen hinterdrein. Da hielt Peter Grins seine beiden Schimmel an, stieg ab und kehrte mit dem Teckel zurück. „Zu mir war er gleich zutraulich," sprach er, „ich habe Glück bei Tieren." Der Hund sah arg verhungert aus, trotzdem nahm er nur zögernd das Brot, das Peter ihm reichte. In der Schoßkelle wurde Platz für ihn zwischen den beiden Insassen geschaffen, aber er kuschelte sich gewaltsam hinter Peters Rücken. Abends im Biwak legte sich das Tier aus Peters Füße, die Wärme des kleinen Körpers drang durch das dicke Stiefelleder. „So mag er's bei feinem Herrn gehalten haben," sagte der Feuerwehrmann. Grins kraute den Teckel hinter den Hängeohren. „Gut möglich," versetzte er, „jetzt müßte er sich freilich zu seinem Herrn durch drei Schuh Erde durchscharren." Der Marsch schob sich weiterhin vorwärts. Allenthalben war das Land verheert, die Städtchen und Dörfer glichen wüsten Trümmerstätten, die Bewohner waren gemordet oder biuueuwärts geflohen. Meist hatten die vorderen Truppen bereits die toten Greife, Fraueil und Kinder, die Blutzeugen der russischen Grausamkeit, bestattet, aber die Kunde von den grausigen Taten der Kosaken schwang sich rückwärts die Marschreihen entlang und wuchs im Fluge dergestalt, daß ihre Schwingen, rot von Feuer und Blut, den ganzen Horizont umspannten. Dann ergrimmten aller Herzen, und namentlich die Älteren, die Weib und Kind hatten und Haus und Hof besaßen, schwuren sich einen heimlichen Eid. Aber es kamen ein Tag und eine Botschaft, da loderte ein jauchzender Schrei wilder Freude gen Himmel. Ein herrlicher Sieg, 100000 Russen gefangen und mehr noch von den Schrapnells und den unersättlichen Maschinengewehren erbarmungslos hingemäht, erbarmungslos iu die Sümpfe und Moore getrieben, daß die trübe Lache der Ländergier erstickend in den habsüchtigen Rachen lies! Held Hindenburg, dessen breites Antlitz mit dem wuchtigen Kinn man wohl zuweilen im Auto erblickt hatte, war es, der die Schlacht geschlagen hatte. Es gab einige, — Peter war darunter, — denen tat das arme unwissende Volk, das da geopfert wurde, leid, da antworteten die anderen: „Haben wir den Frieden gebrochen? Wir wollten nichts, als in Frieden unsern Acker bestellen und unser Handwerk treiben. Warum haben sie uns aufgescheucht?!" Aber natürlich, das wollten sie alle am liebsten: den Drahtziehern, denen, die obenan faßen und den Krieg auf dem Gewissen hatten, denen zu Leibe gehen, erbarmungslos wie Hindenburg bei Tannenberg. „Erst haben!" zweifelte da der Königsberger, der sich in der großen Stadt tüchtig

7. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 124

1916 - Stuttgart : Franckh
124 mitfochten, haben mit Entrüstung und Ekel über Ausschreitungen schlimmster Art berichtet und den „glanzenden Sieg" Bothas mit Recht als einen Plüuderungs- und Zerstöruugsfeldzug vou Söldnern, Strolchen und Raufbolden gekennzeichnet. Tie wirtschaftliche Schwäche unseres Schutzgebietes, sein Wüsteucharakter, ist zugleich seine militärische Stärke. Da das Land sür einen feindlichen Eindringling fast nichts bietet, muß jeder Bissen Nahrnng für Mensch und Tier nachgeführt werden, und dadurch steigert sich der Fuhrpark ins ungeheure. Dazu kommt die Wasserarmut, denn nur wenige Wasserstellen gibt es, die für eine Truppe von mehr als 1000 Mann mit ihrem gewaltigen Troß ausreichen. Nach der Seeseite zu ist das Schutzgebiet durch einen 100 Fußspuren im fübroeftafricantfetjen Sand. bis 150 km breiten Wüstengürtel von dem fruchtbaren Innern getrennt, während an der Süd-grenze nördlich des Oranje eine bis über das Karas-Gebirge hinausreichende, stark zerklüftete, felsige und sandige Hochebene sich ausbreitet, die nur wenige Wasserstellen besitzt. Wenn Botha trotz alledem die Überwindung der beiden gefährlichen Landstreifen verhältnismäßig rasch glückte, so macht dies seiner Führerbegabung alle Ehre. Freilich hatten trotz aller Vorbeugungsmaßregeln seine Truppen viel durch Durst und Hitze zu leiden, und ihre Ausrüstung und ihr Unterhalt erforderten die Kleinigkeit von 300 Millionen Mark. Einige verspätete Regenfälle kamen ihnen sehr zustatten, und doch mußten manche Abteilungen gelegentlich 60 Stunden und länger ohne einen Tropfen Wasser ausharren. So war die Wasserbeschassnng immer die brennendste Frage in diesem trostlos durstigen Lande. Menschen und Pferde duldeten Höllenqualen in der ©chattenlosigfeit und Brat- hitze, gegen die bei einer Temperatur von 50° G weder Tropenhelme noch Schutzbrillen helfen wollten und der glühende Wüstensand verwischte bei jedem Windstoß jede Spur von Bahn und Weg, so daß namentlich die Schienenstränge fortwährend wieder frei geschaufelt werden mußten. Selbst mit der Großtierwelt Afrikas mußten die beiderseitigen Truppen gelegentlich unliebsame Bekanntschaft machen. Deutsch - Südwestasrika hat zwei verwundbare Punkte: Swakopmund und Lüderitzbucht, beide nicht nur als Hafenplätze, sondern auch als Ausgangspunkte der wichtigsten Binnenbahnen! von Bedeutung, beide aber leider jedem Angriff von der Seeseite her schutzlos preisgegeben. Beide reizten natürlich in besonderem Maße die Habsucht Englands. Lüderitzbucht, das alte Stammgebiet unserer Kolonie, diese armselige und doch so reiche Wüste mit den vielen glitzernden Steinchen im Sande, die wegen ihres prachtvollen Feuers und ihrer leichten Schleifbarkeit die Diamantenhändler der ganzen Welt in Entzücken versetzten — ja, das war etwas, das Den Tommys in die Nase stieg. Es dauerte denn auch nicht lange, bis sie sich blicken ließen. Nachdem schon am 14. September 1914 ein englischer Kreuzer ohne sonderliche Wirkung Swakopmund beschossen und Dadurch die Deutschen zur Sprengung des dortigen Fuukspruchturmes veranlaßt hatte, erschienen wenige Tage später feindliche Schiffe vor Lüderitzbucht. Am 18. war es schon ein ganzes Geschwader: 2 Kreuzer, 4 Torpedoboote und ein Dutzend Transportschiffe. Es blieb nur kampflose Übergabe des Platzes übrig, denn den drohenden Feuerschlünden der Kreuzer hatte man nichts entgegenzustellen. Vorher wurden der Funkspruchturm gesprengt, die Behörden und alle Vorräte mit der Bahn ins Innere geschafft und der Bahnkörper selbst durch eine zurückgelassene Unteroffizierspatrouille an zahlreichen Stellen gründlich zerstört. Am 19. früh kam ein Boot mit Parlamentärflagge an Land, wo Bürgermeister Kreplin, Schriftleiter Dtzen und Dr. Dommer als deutsche Vertreter die Engländer empfingen und ihnen erklärten, daß die Stadt keinen Widerstand leisten werde. Trotzdem wurden die Herren für verhaftet erklärt. Gleich darauf begannen die Engländer mit der Ausschiffung. Alsbald fetzten Plünderungen rohester Art ein, und es begann in rücksichtslosester Weise die „Anglisierung" des „eroberten" Platzes. Vor allem wurden die ersehnten Diamantenfelder mit Beschlag belegt und die deutschen Kranken und Pflegefchwestern aus dem Krankenhaus hinausgeworfen, ohne daß sie auch

8. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 175

1916 - Stuttgart : Franckh
175 vermischtes. Aus dem Feldpostbrief eines deutschen Doktors aus Kilid Bahr. Einer unserer bekanntesten Mitarbeiter hat uns den nachstehenden Brief eines deutschen Arztes von der Gallipolifront zur Verfügung gestellt, der manches enthält, was unsere Leser interessieren wird: Der Name des Ortes, in dem ich bei gepackten Koffern beim Schreiben fitze, ist Ihnen aus der Geschichte der Vergangenheit und der neuesten Gegenwart wohlbekannt. Ich habe hier das Glück gehabt, Weltgeschichte in nächster Umwelt mitzuerleben, erst den Abzug des Feindes von Ana- richtungen als Zwangsprinzip, dafür aber ein ganzes Volk auf den Beinen, überall Überschuß an schaffenden Händen, Zehntausende am Wegebau, und kleine Wägelchen, aber zu vielen Hunderten, kleine Lasten, aber die Tragtiere unzählbar vom Kamel und Saumtier bis zum kleinsten Eselchen, das zwei Geschosse schleppt. „Kleinvieh macht auch Mist." Wenn man die Masse meint, so gilt das hier von Mensch und Vieh. Und die Masse hat gesiegt, gesiegt, weil eine kleine Minderzahl von Könnern der Organisation sie lenkte, die mit dieser unerschöpflichen Zahl arbeiten konnten, in- An einer Schießscharte im Schützengraben mit Ausblick auf das davorliegende Gelände. Nach einer Skizze aus dem Felde gez. von M. Zimmerer. farta und Ari burnu, dann vor acht Tagen die endgültige Räumung von Gallipoli. Einige Milliarden Englands und viel edles Blut seiner Söhne liegen im schlickigen Lehm da vorn in der graben-durchwühlten Landzunge von Seddul-Bahr. Stellen Sie sich die Bilder von Poelkapelle an Manl-wnrfszerwühlung des Erdreichs, verzehnfacht, den Graus des Totentanzes auf dem schmalen Band verhundertfacht vor, und sie greifen nicht vorbei. Manches war ganz anders, drüben beim Feind Technik, Organisation, Qualitätsarbeit bis in jede Einzelheit, Wasserleitungen, wasserdichte Mäntel, Jamskonserven und kondensierte Milch, fahrbare Operationssäle, ein Sanitätsdienst von einer unerhörten Kostbarkeit der Einrichtung, dafür ein bestimmter zahlenmäßiger Einsatz von Menschen, und auf dieser Seite die Primitivität der Ein- dem sie mit einem Riesenausfall, mit einer Riesenfehlerquelle rechneten, ohne befürchten zu müssen, daß es schließlich irgendwo an Menschen fehlen könnte. Mich erinnert's an das Menschenver-schwenden der Völkerwanderungszeit, auch da widerstand Roms Organisation nicht. Ein wenig habe ich direkt helfen können. In den hiesigen großen, aber sehr primitiven Hospitälern konnte ich feststellen, daß die wichtigste Krankheit nicht, wie man angenommen hatte, die Malaria war, sondern das Rückfallfieber, eine Spirochätenkrankheit. Unser schönes Laboratorium liegt wieder in den Kisten und morgen oder übermorgen gehen wir wieder zu Schiff und über Konstantinopel nach Rumelien, dann wollen wir ärztliche und die anderen Erfahrungen nutzen, um an der

9. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 144

1916 - Stuttgart : Franckh
144 Zopf. Goldener deutscher Humor, hilf uus zu allen Zeiten alles recht und gerecht zu verbinden! „Den Loretto-Heldcn." In Lens in Nordfrankreich ist von unseren Truppen ein großer Soldatenfriedhof angelegt worden, auf dem vornehmlich die bei den schweren Kämpfen um die Lorettohöhe gefallenen Helden des 14. (badischen) Armeekorps die letzte Ruhe gefunden haben. Den ragenden Mittelpunkt dieses Friedhofs bildet das hier im Bilde gezeigte, von dem Bildhauer Oberleutnant von Hugo entworfene und ausgeführte ebenso wuchtige wie ergreifende Kriegerdenkmal, das die Aufschrift „Deu Loretto-Helden" trägt. Im übrigen ist der Friedhof, zu dessen Anpflanzung die badischen Städte sehr viel Blumen und Pflanzen gespendet haben, ein Muster deutscher ist der Boden gar gefroren, so wird es dem Angreifer schwer fallen, sich einzugraben. Der geschlagene Feind dagegen zieht sich in seine wohlvorbereiteten zweiten Stellungen zurück und eröffnet von hier aus ein Feuer, das um so schlimmer wirkt, je mehr die Geschosse vom gefrorenen Boden abprallen und zu Querschlägern werden. Der Fro)t ist überhaupt ein arges Hemmnis für die Kriegführung. Zwar erleichtern gefrorene Straßen das Marschieren, wobei der Infanterist die Kälte weniger empfindet als der Reiter. Dennoch verzichtet man auf manchen Vorteil, den ein weiter, ausgedehnter Marsch wohl bringen könnte, da ein Biwakieren unter freiem Himmel möglichst vermieden wird, um die Truppen nicht zu gefährden. Auch sonst macht die Kälte viel zu schaffen. j.,/Uhtung Grenzschutz zw'schen Belgien und Holland durch hochgespannte elektrische Stacheldrähte. Diese Art Grenzschutz bietet die sicherste Gewähr gegen die aerobe von und nach Holland eifrig betriebene englis»e Spionage, sowie gegen die heimliche Entfernung waffenfähiger Männer aus Belgien. Die Leben-ge-ährlichkeit des hochgespannten elektrischen Stromes bestätigt das unter den Drähten liegende Häslein, das nun mit entsprechender Vorsicht von einem unserer Soldaten hervorgezogen wird. Pietät und deutschen Ordnungssinnes. Doch nicht genug damit, auch in den Dienst der Kriegsfürsorge wurde der Friedhof einbezogen. Im Auftrag des 14. Armeekorps wurden vier Postkarten mit Ansichten in Lichtdruck, auf feinem gelblichen Karton, hergestellt, deren Ertrag aus dem Verkauf im Bereich des 14. A.--K. für einen Loretto-fond Verwendung findet. Diese offiziellen Karten sind im Verlag der Franckh'schen Verlagshandlung erschienen und überall erhältlich. Die Kriegführung im Winter muß natürlich den veränderten Bedingungen in hohem Maße Rechnung tragen. Schon die langen Nächte erschweren die Aufklärung und damit auch deu Überblick der Lage. Überraschungen aller Art sind deshalb leicht möglich, und da Dämmerung, Nebel und Schneetreiben ohnehin ein Zielen oft unmöglich machen, fo bringt der Angriff mit dem Bajonett kampferprobten Truppen manchen Vorteil. Die rasch eintretende Dunkelheit verhindert andererseits die volle Ausnützung des Sieges, und ,So hat die Feuerleitung die klare Luft und den im Winter stärkeren Luftwiderstand wohl zu berücksichtigen, will sie gute Schußleistungen erzielen. Ebenso muß die Luftschiffahrt damit rechnen, daß die Kälte das Gas verdichtet, uni) durch Ballastabgabe für deu nötigen Ausgleich sorgen; ja selbst dem Flieger spielt der Frost gar manchen Possen. Schneefall dagegen, der die arge Kälte bricht, hindert wieder die Orientierung und läßt Soldaten im Gelände als ein gutes Ziel erscheinen. Tiefer Schneefall begünstigt ferner in dem granatendnrchwühlten Boden schwere Fnßver-letznngen bei Mensch und Tier. Freund und Feind leiden also gleichermaßen unter den Unbilden des Winters, und das führte früher dazu, daß man in stillschweigender Übereinkunft die Waffen ruhen ließ und mit den Heeren Winterquartiere bezog. Mit den volkswirtschaftlichen Interessen unserer Staaten aber läßt sich solcher Brauch jetzt nicht mehr vereinen, da gilt es selbst den Winter auszunützen, um die Dauer des Krieges möglichst abzukürzen. □ □

10. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 98

1916 - Stuttgart : Franckh
98 Peter Grins, war geblieben und hatte auch die vier schönen Pserbe des neuen Herrn vflegen müssen. Als die Entlassung nabe rückte, sprach damals bcr „Alte" im Dienstzimmer zum Regimentsschreiber: „Und was ich noch sagen wollte, Wachtmeister, den Gefreiten Grins möcht' ich zum Unteroffizier machen, ehe er hinausgeht." Der Wachtmeister staub stramm und crwi-berte: „Zu Befehl, Herr Oberstleutnant," aber er zog ein Gesicht, das sauer sah und aus allen Falten und Winkeln „nein" ries. „Haben Sie beim was gegen Grins?" fragte der Kommaubeur. „Nicht das Geringste, Herr Oberstleutnant. Aber wem: er Unteroffizier wirb, muß er 'ne Patrouille führen sönnen, und das — Herr Oberstleutnant verzeihen — das bringt der Grins einfach nicht zustanbe." „No, das kann er nun mal nicht, ba haben Sie recht. Also bleibt er Gefreiter, und ich geb' ihm fünf Taler mehr zum Abfchieb." So geschah es, und der Tausch wäre auch dem Peter Grins recht gewesen, wenn er barum gewußt hätte. Fünf Taler waren ein schönes Stück Gelb, und ihm wäre es, von allem onbern abgesehen, boch höchstens genierlich gewesen, wenn ihn plötzlich jeber Kamerad hätte grüßen müssen. Das Scheiben von den vier Gäulen war freilich hart, aber es hieß ja „Parole Heimat", und baheim stauben auch zwei hübsche Braune im Stall. Hub das waren die beiben Braunen, die nun steinalt, aber immer noch leiblich munter, ihr reichlich zugemessenes Gnabenbrot erhielten, ob-schon längst ein junges Gespann eingestellt war. Trina schalt über die Berschwenbung, aber Peter blieb fest. Jahr um Jahr hielt er's so, und am Ende mißgönnte auch Trina den beiben Gäulen nicht mehr das bißchen Hafer und Stroh. Die Guttat trug ihren Lohn. Am 1. August kam der Mobilmachungsbefehl heraus, und tags baraitf bereits mußte Peter Grins die beiben jungen Braunen in Heiligenbeil stellen. Er legte ihnen die vorgeschriebenen Stallhalstern an und knüpfte die beiben Binbestränge in den Halster-ring, dann schwang er sich aus den Sattligen und trabte fort. „Staatstiere!" lobte der Pserbe-fommiffar und entfchieb dann: „Schwere Kavallerie." Peter machte es kurz. Er mochte seine schönen Tiere nicht noch einmal anschauen, gab die Zügel hin und wanbte sich jäh ab. Stumm wartete er aus seine Quittungen und trottete dann langsam den Heimweg zurück. Unterwegs nahm ihn ein Nachbar, bessen elenbe Kracke natürlich nicht gebraucht worden war, in feinen Wagen auf. Verheult und jammernb empfing ihn Trina. „Hättest du sie nicht so gut gehalten," klagte sie, „vielleicht hätten sie uns wenigstens eins gelassen! Wie sollen wir jetzt den schönen Weizen braußen hereinfliegen ?" Peter zuckte die Achseln, ging in beit Stall und schirrte die beiden alten Gäule ein, er machte die Fnber nicht zu groß und fuhr lieber zweimal für einmal. Da würden die verwitterten Tiere gewissermaßen bei der Ehre gepackt, sie hielten beinahe spaßhaft wacker ans, und der Himmel wollte, daß vou biefet Ernte fein Korn verloren ging: er strahlte weithin, bis die Stoppel fahl balag. Darüber war auch der Zeitpunkt herangekommen, an beut Peter Grins selber einrücken mußte. Er gehörte einem bcr ältesten Laub-wehrjahrgänge an, und sein Gestellungsbefehl lautete auf den 7. Mobilmachuugstag, nachmittags 3 Uhr, in Ablig-Nenenfelb bei Königsberg, Formatiern Nr. 68. Trina hatte ein verweintes Gesicht. Peter aber legte den brei Kiuberu mir die breite Haub aus die blonden Kopse, bog sie ein wenig hintenüber, daß er ihnen in die Augen schauen konnte, und ließ sie dann wieber srei. Die Frau reichte ihm das Bünbel. Er gab ihr die Rechte und sagte: „Abjüs, Trina!" Das war schon mit Tore. Da riß sich Triua zusammen und ries ihm nach: „Laß die Russen nicht herein, Peter! Mach beine Sache gut!" Peter war auf beit Wagen des Nachbars geklettert, der auch in Königsberg gestellungspflichtig war, und nickte ihr ruhig zu: „Da hab' feine Bange, Trina!" Daitit rollte er die Straße entlang und sah sich nicht einmal um. Formation 68 war eine leichte Munitionskolonne des ostpreußischen Refervefelbartillerie-regimeuts, und Grins, bcr im Nu in einen felb-graueit Gefreiten umgetvcmbelt war, würde zur Führung des Lebensmittelwagens bestimmt. „Je," sagte er, als er die beiben zugeteilten Pferbe erblickte, „das iinb ja beut Brauer Möller feine!" In der Tat waren es die Apfelschimmel, die vor den schweren Bierwagen gespannt den Doriern rings um die Kreisstabt wohl vertraut waren. Peter tätschelte ihnen die berben Kruppen; ba hatte er's gut getroffen, denn Brauer und Schlachter halten auf ein flottes Gespann und sinb bebacht, es orbentlich zu nähren. Am 12. Tage rückte die Kolonne ostwärts ab. Peter hatte seinen Play in der langen Reihe ganz zuletzt. Er fuhr von der Schoßfelle ans, und neben ihm hockte ein Kamerab, ein Feuer-
   bis 10 von 2881 weiter»  »»
2881 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2881 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 65
1 34
2 83
3 66
4 116
5 535
6 41
7 343
8 83
9 24
10 558
11 66
12 141
13 20
14 54
15 40
16 345
17 31
18 213
19 337
20 59
21 30
22 54
23 43
24 66
25 133
26 203
27 70
28 65
29 42
30 157
31 134
32 16
33 130
34 119
35 39
36 105
37 797
38 103
39 599
40 33
41 58
42 98
43 112
44 41
45 321
46 172
47 81
48 44
49 83

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 39
1 128
2 43
3 149
4 125
5 103
6 289
7 110
8 201
9 123
10 21
11 44
12 157
13 23
14 41
15 62
16 305
17 882
18 52
19 110
20 102
21 312
22 80
23 181
24 81
25 49
26 37
27 12
28 120
29 51
30 21
31 30
32 37
33 32
34 64
35 28
36 577
37 138
38 46
39 268
40 43
41 152
42 411
43 54
44 42
45 195
46 35
47 18
48 37
49 94
50 76
51 20
52 110
53 14
54 189
55 58
56 107
57 9
58 25
59 78
60 53
61 43
62 27
63 62
64 56
65 45
66 20
67 56
68 205
69 62
70 210
71 138
72 295
73 140
74 76
75 183
76 121
77 373
78 47
79 53
80 35
81 25
82 200
83 76
84 152
85 46
86 75
87 226
88 55
89 30
90 62
91 96
92 845
93 57
94 659
95 69
96 69
97 47
98 377
99 15

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 369
1 180
2 307
3 271
4 218
5 478
6 656
7 512
8 105
9 620
10 308
11 139
12 488
13 281
14 170
15 234
16 597
17 166
18 171
19 353
20 110
21 243
22 227
23 59
24 713
25 286
26 587
27 347
28 476
29 154
30 332
31 223
32 264
33 2003
34 453
35 189
36 115
37 198
38 74
39 899
40 556
41 40
42 382
43 530
44 184
45 205
46 346
47 276
48 391
49 776
50 558
51 590
52 517
53 203
54 733
55 473
56 115
57 105
58 557
59 2272
60 154
61 213
62 716
63 184
64 416
65 533
66 52
67 375
68 214
69 8
70 551
71 256
72 188
73 835
74 355
75 579
76 194
77 634
78 363
79 259
80 624
81 2707
82 218
83 274
84 390
85 344
86 191
87 244
88 467
89 380
90 256
91 352
92 55
93 223
94 168
95 458
96 146
97 510
98 491
99 233
100 1650
101 176
102 614
103 571
104 166
105 102
106 231
107 342
108 159
109 296
110 376
111 276
112 272
113 225
114 333
115 178
116 424
117 73
118 254
119 402
120 210
121 604
122 181
123 290
124 691
125 327
126 148
127 536
128 299
129 393
130 109
131 1156
132 331
133 384
134 256
135 76
136 1564
137 248
138 141
139 342
140 494
141 131
142 410
143 752
144 173
145 544
146 329
147 119
148 419
149 75
150 305
151 234
152 826
153 202
154 223
155 446
156 533
157 186
158 380
159 267
160 184
161 196
162 393
163 276
164 217
165 291
166 645
167 186
168 176
169 239
170 110
171 502
172 336
173 937
174 152
175 2391
176 463
177 1868
178 128
179 814
180 193
181 279
182 1029
183 1572
184 299
185 111
186 231
187 285
188 351
189 249
190 86
191 416
192 333
193 373
194 347
195 306
196 768
197 403
198 247
199 260