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1. Theil 4 - S. 102

1880 - Stuttgart : Heitz
102 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. dem verbündeten Heere: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Obstreicher, ihr kämpft für eine Sache! kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen — Alle für Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde und der Sieg ist euer!" Am 16. October begann die gewaltige Schlacht, in welcher die Völker, die von den fernen Grenzen Asiens, von dem mittelländischen und vom atlantischen Ocean herangezogen waren, auf einem Punkte zusammentrafen, um über das Schicksal Europas endlich die blutige Entscheidung herbeizuführen; mit Recht wird sie daher die Völkerschlacht bei Leipzig genannt. Die hart bedrohte Stadt, welche den Mittelpunkt dieser großen kriegerischen Handlung bildete, hörte drei Tage hindurch den Donner, welcher aus 1400 Feuerschlünden dröhnte. Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf: das große Heer der Verbündeten kämpfte im Südosten der Stadt bei Wachau u. f. w., ein anderer Theil gegen Bertrand im Westen von Leipzig bei L i n d e n a n, Blücher endlich schlug im Norden eine besondere Schlacht bei Möckern. Mit unerhörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde von beiden Seiten der Kampf geführt, und niemand soll den Franzosen den wohlverdienten Ruhm schmälern, welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am. Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kampf zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wachau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die York'sche Abtheilung, dm blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das Dorf.im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen Anzahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon noch einmal, die Oestreich er durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu bestimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon

2. Theil 2 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht

3. Theil 2 - S. 282

1880 - Stuttgart : Heitz
282 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt. Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage, was er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Und dies geschieht noch bis heute. Diese beiden Prinzen find noch darum merkwürdig, weil von ihnen die beiden noch jetzt regierenden sächsischen Linien abstammen: das erixeftinifche und das albertinische Haus. Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr gethan als zugeschaut, und hat so den Namen des Kaisers 54 Jahre geführt, bis er 1493 starb. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund (1467—77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der oben bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp hatte noch 37 Jahre nach der Verbrennung jenes Mädchens (bis 1467) gelebt und galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und Bourgogne in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hansgeräthe und den künstlichsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb. Täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, mit edlen Weinen gefüllt. Alle feine Länder und Reichthümer hatte fein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht feine Herzensgüte. Karl war ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der zwar nur 10 Jahre regiert hat, aber in dieser Zeit nie zur Ruhe gekommen ist, weil er, wie die Reichen so oft, statt das ihm verliehene Glück froh zu genießen, sich an feinen Schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihm, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte

4. Theil 2 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. jetzt sieht man auf manchen alten Schlössern und in Kunstkammern die großen Humpen und Deckelgläser, aus denen unsere Vorfahren tranken. Sie sind manchmal so groß, daß sie mehrere Liter enthalten, und wurden doch wohl mehrmals geleert, besonders wenn es viele Gesundheiten zu trinken gab. Manche hatten wohl im Glase gewisse Abtheilungen, und bei jeder Gesundheit wurde ein Sprosse weiter getrunken; daher auch wohl das Sprüchwort entstanden sein mag; „Er hat einen Sparren zu viel im Kopf." — Daß es aber auch mitunter kreuzbrave, fromme und mäßige Ritter gab, ist nicht zu leugnen; nur war bei der allgemeinen Hinneigung des Zeitalters zur Ungebundenheit nicht zu verwundern, daß jede Leidenschaft stärker hervortrat. Da damals die Obrigkeiten noch nicht so genau auf die Einzelnen Acht gaben, so konnten auch die Ritter thun, was sie wollten. Bei der kleinsten Veranlassung fielen sie übereinander her, nahmen einander gefangen, warfen den gefangenen Feind ins enge Burgverließ, aus dem Mancher nie wieder befreit wurde, oder thaten einander sonst allen möglichen Schaden. Kurz, jeder suchte sich selbst zu helfen. Das nennt man das Faust recht, und so viele Mühe sich auch einsichtsvolle Kaiser gaben, es abzuschaffen, so vermochten sie doch nicht die gesetzliche Ordnung eher herzustellen, als zu Ende des 15. Jahrhunderts. Es gab Ritter, die ein eigenes Gewerbe daraus machten, Andere zu berauben. Auf ihren Burgen oder auf hohen steinernen Thürmen, die sie sich auf irgend einer Anhöhe erbaut hatten, lauerten sie, bis sie einen friedlichen Kaufmann oder einen andern Ritter des Weges ziehen sahen. Dann stürzten sie herzu, überfielen den Wehrlosen und führten die Beute auf ihre Burg, auf deren Festigkeit sie trotzten. Solche Ritter wurden Raubritter genannt. Manche solche Raubnester sind jetzt noch in wilden Ruinen zu sehen. Dadurch wurde alle Sicherheit gestört, und kaum wagte man in manchen Gegenden von einer Stadt zur andern ohne starke Bedeckung zu reisen. Doch ist dabei zu erinnern, daß dieser Unfug erst später stattfand (im 11. bis 13. Jahrhundert) und nicht unter allen Kaisern gleich arg war. Eine schönere Richtung hatte das Ritterwesen in Frankreich genommen, in Deutschland erhielt dieselbe dann auch Eingang. Dort hatten Dichter schon früh die Thaten der großen Helden, die im Kampfe mit Ungeheuern oder Sarazenen oder Räubern Ruhm erworben hatten, besungen und diese Thaten ins Uebertriebene ausgemalt. Durch diese Gesänge entstand in dem Herzen der jungen

5. Theil 1 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Krösus und Solon. 107 hinzufügen können, daß es schändlich sei, eines Unglücklichen zu spotten. Cyrus war nun Herr von Medien und zugleich von Persis. Nach diesem kleinen Ländchen nannte er nachher das ganze große Reich, welches er sich unterwarf, Persien. Er heißt also mit Recht der Stifter des persischen Reichs, welches über 200 Jahre sich erhalten hat. Er regierte von 560—529 v. Chr. In einer Folge glücklicher Kriege bezwang er alle benachbarten Völker und Länder: Assyrien, Babylonien, Kleinasien und andere, streifte bis an Aegyptens Grenze und drang bis an den Archipel vor. Ehe er das aber konnte, mußte er erst den König Krösus (Kroisos) von Lydien in Kleinasien bezwingen. Dieses Reich stand damals in der Blüthe seiner Macht; unermeßliche Schätze waren in der Königsburg zu Sardes aufgehäuft; Krösus konnte sich für den reichsten Mann seiner Zeit halten. Als er von Cyrus und seinen Fortschritten hörte, gedachte er, ihm Einhalt thun zu können. Bevor er aber den Krieg anfing, fragte er das delphische Orakel um Rath, ob er glücklich sein würde? Um den Apollo recht zu gewinnen, schickte er ihm übermäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheuern Reichthums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, von denen jede über 2000 Thlr. werth war, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silbernes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und silbernes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere. Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Persien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphische Priester und fragte bei der Gelegenheit die Pythia: ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten würde? Auch hieraus antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maulthier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maulthier wird doch nicht König von Medien werden?" — Aber das Orakel meinte den Cyrus, welcher der Sohn einer Mederin und eines Persers war, also mit einem Maulthiere verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, Alles verwüstend.

6. Theil 1 - S. 108

1880 - Stuttgart : Heitz
108 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. Endlich kam Cyrus und — siegte. „Schlimm," dachte Krösus; „aber das zweite Mal soll es schon besser gehen. Jetzt willst du nach Sardes — so hieß seine Hauptstadt — zurückgehen und nächstes Frühjahr mit stärkerer Mannschaft wiederkommen." — Gesagt, gethan! Zugleich schickte er an alle seine Bundesgenossen und ließ ihnen sagen, in einem halben Jahre möchten sie doch kommen und ihm beistehen. Aber so lange wartete der umsichtige Cyrus nicht; der machte sich rasch auf und folgte dem Krösus nach. Plötzlich erschien er vor Sardes, schlug den Krösus noch einmal und bemächtigte sich der Stadt. Krösus wurde gefangen. Was nützte ihm nun sein ganzer Reichthum, was die theuer erkauften Orakelsprüche ? Obendrein ließ ihn Cyrus im ersten Siegesfeuer in Ketten auf einen hohen Scheiterhaufen setzen und befahl, ihn zu verbrennen. Eben wollte man schon den Holzstoß anzünden, da stieß Krösus tiefe Seufzer aus: „O Solou, Solon, Solon!" rief er mit lauter Stimme. Cyrus hörte das und ließ ihn fragen, wen er da anrufe? Lange konnte man aus ihm nichts herausbringen; endlich sagte er: „er rufe einen Mann, den alle Könige hören möchten." Darauf erzählte er folgende Geschichte. Mehrere Jahre vorher war der berühmte athenische Gesetzgeber Solon auf seinen Reisen unter anderen auch nach Sardes gekommen und hatte den Krösus besucht, der ihn sehr freundlich aufnahm und einige Tage darauf durch seine Diener in seine Schatzkammer führen ließ, wo ihm alle aufgehäuften Reichthümer gezeigt wurden. Dann fragte ihn Krösus: „Mein lieber Solon, du bist ein weiser und ein vielgereister Mann; sage mir doch, ist dir wohl auf deinen Reisen irgend ein Mensch vorgekommen, der viel glücklicher war als alle Andere?" — Er hoffte, Solon würde ihn nennen; aber dieser besann sich schnell und antwortete: „O ja, König! der Grieche Tellos!" — „Tellos?" sagte Krösus, „Tellos? Von dem habe ich nie gehört; wer war denn der?" — „£)," erwiderte Solon, „das war ein sehr glücklicher Mann; ihm wurden mehrere wohlgebildete, brave Söhne geboren, die gut einschlugen, und er erlebte noch, daß sie wieder Kinder bekamen, die alle am Leben blieben. Ihm selbst ging nichts ab, und endlich fand er einen ehrenvollen Tod. Er zog nämlich mit den Athenern zu Felde und starb, nachdem er die Feinde in die Flucht geschlagen hatte. Die Athener begruben ihn aus öffentliche Kosten und ehrten fein Andenken." — Krösus schüttelte den Kops; er hoffte doch wenigstens die zweite Stelle einzunehmen und fragte, wen er denn

7. Theil 1 - S. 138

1880 - Stuttgart : Heitz
138 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. der Karte mir das Gebiet von Attika aufsuchen?" — „Warum nicht? hier ist es." — „Aber auch die Stadt Athen?" — „O ja, hieri" — „Wo stehen aber deine großen Landgüter?" — Alci-biades stutzte und sah ihn groß an. „Ja, die sind nicht da." — „So?" sagte Sokrates; „also bist du stolz auf dein Stückchen Land, das nicht einmal einen bemerkbaren Theil der Erde ausmacht? Wohin dachtest du doch, Alcibiades?" Dieser schlug die Augen nieder und prahlte in seiner Gegenwart nicht wieder. Als Alcibiades das erste Mal vor dem Volke auf öffentlichem Markte eine Rede halten sollte, gestand er dem Sokrates ein, er sei doch sehr ängstlich. „Würdest du dich wohl fürchten," antwortete ihm dieser, „mit einem Schuhmacher zu reden?" — „Behüte." — „Aber mit einem Kupferschmied?" — „Ei, eben so wenig!" — „Aber wohl mit einem Kaufmann?" — „Ich dächte gar!" — „Nun also," fuhr Sokrates fort; „sieh! aus solchen Leuten besteht das ganze Volk. Vor dem Einzelnen fürchtest du dich nicht und doch hast du Scheu vor ihnen, wenn sie versammelt sind!" Seine Schüler waren so begierig nach seinem Unterricht, daß weder weite Entfernung ihrer Wohnung, noch böses Wetter sie abhalten konnte, zu ihm zu kommen. Einer war darunter, Art-thifthenes, der alle Tage eine Meile zu ihm zur Stadt wanderte. Dieser Anthisthenes war ein sonderbarer Mensch; er setzte eine Ehre darein, sein Aenßeres ganz zu vernachlässigen, wusch sich selten und ging in einem zerrissenen Mantel einher. „Gewiß," dachte er, „werden die Leute nun denken, du seiest ein recht gelehrter und weiser Mann, der sich nicht die Mühe nimmt, auf solche Kleinigkeiten zu sehen." — Aber die Leute nannten ihn einen — Narren. Als Sokrates den guten Mann einst mit seinem zerlöcherten Mantel einherstolziren sah, rief er ihm schalkhaft zu: „Mein lieber Anthisthenes, ich sehe aus den Löchern deines Mantels deine Eitelkeit Herausgucken." — Anthisthenes hat späterhin selbst Schüler angenommen, welche die Nichtachtung alles äußern Anstandes noch weiter trieben und sich auf der Straße Alles erlaubten, was man sonst nur zu Hause thut. Man nannte diese Philosophen daher Cyniker oder hündische Philosophen. Ein anderer Schüler des Sokrates war Euklid es, nachher ein nicht unberühmter Philosoph. Er wohnte vier Meilen weit von Athen, doch kam er alle Wochen, um seinen geliebten Lehrer zu hören, und als einmal die Athener in einem Kriege bei Todes-

8. Theil 1 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Inder. 9 Untergöttern in verschiedenen Verhältnissen dar.*) Alles ist so sorgfältig ausgearbeitet, Kopfschmuck, Hals- und Ohrringe, Gürtel u. s. w., daß eine geraume Zeit dazu gehört haben muß, alles' Dies zu vollenden. Manche Figuren an den Wänden sind schon so verwittert, daß man sie kaum noch erkennen kann. Wie viele Jahrhunderte müssen an diesen Höhlentempeln vorübergegangen sein, ehe sie die Härte des Steins so zernagt haben! Gleich neben Elephante liegt die Insel Salsette. Auf ihr ist ein hoher Berg, der durchweg ausgehöhlt worden ist. Der eine darin befindliche Tempel hat 34 Säulen; mehr als die Hälfte davon sind oben mit Elephanten verziert. Zwei andere Tempel geben ihm an Größe wenig nach. Sie haben mehrere Stockwerke übereinander, und unzählige Grotten ziehen sich um sie herum. Hier sieht man eine Menge Treppen, Teiche, freie Plätze, und dies Alles in den harten Felsen gehauen. Auch hier sind die Wände mit ähnlichen Bildwerken und merkwürdigen Inschriften bedeckt, auch zum Theil bereits verwittert. Die ungeheuere Menge von Grotten unter-, neben- und übereinander dienten einst zu Wohnungen der Priester und der Pilger, welche hierher wallsahr-teten. Die einst so belebten Grotten sind jetzt der Schlupfwinkel von Tigern, und der Verödung und Verwüstung Preis gegeben. Etwa in der Mitte zwischen Bombay und der Maratteu- hauptstadt Poona (spr. Punct), bei Carli ist eine Reihe Felsen-grotten. Die größte davon bildet einen hohen Tempel von 126 Fuß Länge und 64 Fuß Breite. Die hohe gewölbte Decke ruht auf Felsenpfeilern. Die Mauern der Vorhalle sind bedeckt mit Sculp-tureu und Inschriften unbekannter Art. Man sieht allerhand Thiere, sonderlich Elephanten, auch menschliche Gestalten und Götzen, von Menschen in betender Stellung umgeben, abgebildet. Noch wichtiger sind die berühmten Grotten von Ellore, mitten in Indien, in den Ghatsgebirgen. Hier denke man sich ein Felsengebirge in der Gestalt eines Hufeisens, dessen beide Enden über eine halbe Meile von einander liegen. In diesem Gebirge sind Grotten an Grotten, oft in zwei bis drei Stockwerken über- *) Diese Figuren, die, wie gesagt, so alt als der Tempel selbst sind, geben uns einen Fingerzeig über das Alter dieser Bauwerke. Nicht immer waren die genannten drei Gottheiten an der Spitze des indischen Religionssystems. Nicht lange vor Buddha's Austreten erst sind jene drei Götter (Trimurti) aufgekommen, es wird also das Alter solcher Tempel bis etwa 7 Jahrhunderte vor Christus hinaufreichen.

9. Theil 1 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Sparta. Lykurg. 77 Personen gewöhnt. Jeder Jüngling mußte sich gefallen lassen, daß ihn irgend,ein älterer Mann auf der Straße anhielt, ihn über seine Verrichtung ausfragte und ihm über Dies und Jenes Vorwürfe machte.*) Dann gewöhnte man sich auch, auf vorgelegte Fragen kurze, sinnreiche und treffliche Antworten zu geben; man nannte das lakonische Reden (das Gebiet von Sparta hieß Lakonien). Traten nun die so erzogenen Knaben als Männer ins Leben ein, so abgehärtet, unverwöhnt und mäßig — so war es ihnen ein Leichtes, diese einfache Lebensart fortzusetzen; sie hatten wenig Bedürfnisse, und der, welcher deren recht wenige hat, ist immer reicher als der Weichling. Aber Lykurg hatte auch durch seine Gesetze dafür gesorgt, daß diese Einfachheit im Privatleben erhalten würde. So war verordnet, daß Keiner seine Mahlzeit zu Hause halten durfte. Jeder Bürger mußte monatlich ein bestimmtes Maß von Mehl, Käse, Feigen und Wein liefern, und dafür speisten alle an einer gemeinschaftlichen Tafel. Dazu gab es große Säle, wo Tisch an Tisch stand. Von diesen Mahlzeiten durfte sich Niemand ausschließen; auch war es streng verboten, etwa vorher zu Hause Leckereien zu essen. Sehr delicat aß man übrigens an diesen gemeinschaftlichen Tafeln nicht. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe von Blut, die den Spartanern zwar trefflich schmeckte, aber den Fremden, wenn je einmal einer hinkam, gar nicht munden wollte. Nicht viel anders als die Knaben wurden auch die Mädchen erzogen. An die bei uns gewöhnlichen Zerstreuungen des Lebens, an Putz und Bequemlichkeit war bei ihnen eben so wenig als an eine sitzende, häusliche Lebensart zu denken. Die Arbeit im Hause, das Weben und Spinnen überließ man den Sklavinnen. Dafür wurden die Mädchen in besondern Häusern (Gymnasien) im Ringen, *) Dadurch lernten sie das Alter ehren. Einst, als spartanische Gesandte in Athen waren und das Schauspiel besuchten, erschien hier auch ein hochbetagter Greis. Da er aber spät kam, fand er schon alle Plätze besetzt und Keiner rührte sich, ihm Platz zu machen; selbst junge Leute blieben getrost sitzen. Endlich kam er zufällig in die Nähe der spartanischen Gesandten. Sogleich standen diese voll Hochachtung für fein weißes Haar auf und räumten ihm einen Platz in ihrer Mitte ein. Die Athener mochten sich innerlich schämen; sie ehrten aber durch den täuschendsten Beifall das richtige Gefühl der Fremden. „Da wissen also," sprach einer der Gesandten, „die Athener recht gut, was sich schickt, aber sie unterlassen, es zu thun."

10. Theil 1 - S. 78

1880 - Stuttgart : Heitz
78 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Laufen und in andern dergleichen Dingen geübt; manchmal kamen sie auch wohl nach den Gymnasien der Knaben und sahen ihnen zu. Kurz, man that Alles, in den Mädchen und Frauen alles Weibliche zu unterdrücken, und Kraft, Heldenmuth, Entsagung und Abhärtung auszubilden oder vielmehr ihnen anzubilden. Ferner wollte Lykurg, daß sein Volk für sich bleiben sollte, damit es von den Lastern anderer Nationen unangesteckt bleibe. Daher war verordnet, daß kein Fremder sich in Sparta lange aufhalten, aber auch, daß kein Spartaner ins Ausland reisen oder gar sich lange dort verweilen sollte. Um aber auch fremden Völkern die Lust zu benehmen, mit den Spartanern Handel und Verkehr zu treiben, waren in Sparta alle Gold- und Silbermünzen verboten; nur eisernes Geld war erlaubt. Dadurch wurden die Spartaner, auch wenn sie sonst gewollt hätten, verhindert, aus dem Auslande Luxusartikel zu kaufen; denn was sollten die Fremden mit dem eisernen Gelde machen? Und wollte ein Spartaner etwas Bedeutendes kaufen, so mußte er einen ganzen Wagen mit seinem Gelde hinter sich herfahren lassen. Ein herrliches Mittel, dem Luxus zu steuern! Aber freilich blieben die Spartaner in Folge dieser Einrichtungen auch in aller geistigen Bildung zurück, und während in Athen die Künste herrlich blühten, gefielen sich die Spartaner noch in den rohsten Formen. Dagegen waren sie treff- liche Krieger, und überhaupt war der Krieg für sie eine wahre Lust. Ging es zur Schlacht, so schmückten sie sich, zogen purpurne Kleider an, wie zum Feste, bekränzten das Haar und zogen unter dem Schalle der Flöten und dem Gesänge fröhlicher Lieder dem Feinde entgegen. Wer tapfer kämpfend fiel, dessen Leichnam wurde mit Lorbeeren bekränzt und ehrenvoll begraben. Den Feigen, der aus der Schlacht lies, traf bleibende Schande; keine Spartanerin nahm einen solchen Mann, Keiner sprach mit ihm, Keiner gab ihm Wasser oder Feuer, und wo er sich sehen ließ, wurde er verhöhnt. Auf die Wunden, die sie auf der Brust oder im Gesichte hatten, thaten sie sich etwas zu Gute; aber wehe dem, der auf dem Rücken verwundet war! Dem sagte man auf den Kopf zu, daß er aus der Schlacht weggelaufen sei. Selbst die spartanischen Frauen nahmen, wenn auch nicht persönlich, lebhaften Antheil am Kriege. Hörten sie, daß ihre Söhne gefallen waren, so fragten sie, ob sie auch die Wunden vorn gehabt hätten, und hörten sie nur dies, so trösteten sie sich bald. Aber unnatürlich ist es, wie diese Frauen sich nach einer blutigen Schlacht einmal benahmen. Die, deren
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