Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 268

1880 - Stuttgart : Heitz
268 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Das Haus Rurik war nach mehr als 700jähriger Dauer 1-598 mit Feodor Jwanowitsch erloschen; ein russischer Edelmann, Boris Godunow, der schon unter Feodor die Regierung geleitet hatte, wurde zum Herrscher erwählt. *) Gegen ihn trat der angeblich *) Wir tragen hie.r eine kurze Uebersicht der Geschichte des russischen Reiches unter dem Hause Rurik nach. Slavische und finnische Völkerschaften von der Ostküste des baltischen Meeres zur oberen Wolga hin hatten 862 eine Normannenschaar, die Waräger, als ihre Herren in das Land gerufen, um dadurch die Beendigung innerer Zerwürfnisse herbeizuführen. Die Waräger, für welche hier der Name Russen aufkam, erschienen unter der Führung von drei Brüdern, Rurik, Sineus und Truwor. Rurik wurde nach dem Tode seiner Brüder der einzige Gebieter des neugestifteten Reiches'; er hatte seinen Herschersitz in Nowgorod am Jlmensee aufgeschlagen. Sein Nachfolger machte Kiew zur Residenz. Siegreiche Kriege erweiterten das Reich nach Osten und Süden; mit kühnen Seefahrten über das schwarze Meer und in den Bosporus bis vor die Mauern von Constantinopel wurde das oströmische Reich geschreckt und gebrandschatzt. Der Enkel Ruriks, Swätoslaw, überschritt mit Heeresmacht die Donau und drang bis Adrianopel vor. Wladimir der Große, 980—1015 vermählte sich mit der griechischen Prinzessin Anna, einer Schwester der Theophania, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers Otto Ii. war; er nahm das Christenthum an und führte dasselbe auch in seinem Volke ein, 984. Es geschah dies im Anschluß an die griechische, nicht an die römische Kirche, ein Umstand, welcher viel dazu beitrug, daß Rußland den abendländischen Völkern so lange sremd blieb. Sein großes Verdienst, christlicher Gesittung in Rußland Eingang verschafft zu haben, schmälerte er unabsichtlich dadurch, daß er bei seinem Tode das Reich unter seine Söhne theilte, deren einer, der Großfürst von Kiew, die Oberherrlichkeit verwalten und den Zusammenhang der Theile erhalten sollte. Bruderkriege, Parteiungen und die Einmischung der Nachbarn, besonders der Polen, waren jahrhundertelang die verderblichen Folgen dieser Theilungen; das Volk litt unter den räuberischen Einfällen der Grenzvölker, die Macht des Reiches verfiel/ Während dieser traurigen Zeiten wurde um 1150 Moskau gegründet. Kiew verlor an Bedeutung, und die Stadt Wladimir kam als Fürstensitz ansehnlich empor, doch auch nur vorübergehend; Nowgorod aber als eine fast selbständige Handelsrepublik und im Besitz eines weiten Gebietes erlangte große Macht und war eines der bedeutendsten Mitglieder der Hansa. Als 1287 die verwüstenden Schwärme der Mongolen aus Asien hereinbrachen fehlte in Rußland die Kraft, sich der wilden Feinde zu erwehren. Die goldene Horde der Mongolen gründete in den Gebieten der unteren Wolga das Reich von Kaptschak und hielt die russischen Fürsten und Großfürsten über 200 Jahre lang in Tributpflicht. Noch in der ersten Zeit dieser mongolischen Herrschaft erwarb sich der Großfürst Alexander Newsky, 1252—1263, durch einen Sieg an der Newa über die Schweden einen gefeierten Namen. Sein Enkel, Johann Kalita 1328—1340, begann mit Klugheit und Ausdauer die Kraft des Reiches wieder zu heben. Moskau wurde Hauptstadt, und auch der Sitz des Metropoliten wurde von Kiew hierher verlegt. Wenn auch der erste Versuch, das Mongolenjoch abzuschütteln, trotz eines großen Sieges über dieselben am Don 1380

2. Theil 3 - S. 247

1880 - Stuttgart : Heitz
Verwüstung der Pfalz. 247 pfalz nannte, von Heidelberg bis in die Gegend von Mainz, völlig zur Wüste gemacht werden sollte. Mit der Gegend um Heidelberg wurde schon im Januar angefangen. Die französischen Reiter fielen in die Dörfer ein, plünderten sie aus und steckten sie an. Die Einwohner hatten ihnen nicht den geringsten Anlaß zu Klagen gegeben, hatten pünktlich alle Forderungen der Franzosen befriedigt. Nun wurde ihnen ohne Ursache alles genommen und sie dem Mangel preisgegeben, ja viele von ihnen, die einiges zu retten suchten, jämmerlich gemißhandelt. Dann fielen die Mordbrenner über Heidelberg selbst her, plünderten das kurfürstliche Schloß, sprengten es in die Lust — die Ruinen stehen noch — und zündeten die Stadt an, die noch zum Theil gerettet wurde. Noch schlimmer ging es der schönen Stadt Mannheim. Die Einwohner hatten den ganzen Winter hindurch die Franzosen nach Kräften gut gepflegt, ihnen Quartier gegeben und alles gethan, was sie nur verlangt. Dennoch wurden jetzt die Häuser theils abgetragen, theils gesprengt, theils angezündet. Die Einwohner liefen ängstlich herbei, baten, flehten, weinten. Vergebens. „Der König will es so!" rief er ihnen zu. Sie mußten sehen, wie ihre ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt wurde. In Thränen gebadet wollten sie nun fortziehen zu ihren entfernten Freunden; aber mit Säbelhieben wurden sie zurückgejagt; nur auf das französische Gebiet durften sie sich flüchten. Dasselbe Schicksal traf alle übrigen Städte der Gegend, der Dörfer zu geschweigen. Endlich kamen auch die alten Städte Worms und Spei er an die Reihe, die ungefähr so von den Franzosen behandelt wurden, wie einst Karthago von den Römern behandelt worden war. Als sie sich den Franzosen ergeben hatten, war ihnen feierlich versprochen worden, daß sie nur einige Hundert Mann einnehmen, und dafür Vergütung bekommen sollten. Aber es wurde nicht gehalten. Sie mußten nicht nur sechsmal so viel einnehmen, sondern die Entschädigung wurde ihnen auch entzogen. Im Februar wurden die Festungswerke beider Städte gesprengt und die Bürger gezwungen, dabei zu helfen. Die Zeughäuser wurden erbrochen und das Geschütz — es gehörte alles den Bürgern selbst — theils nach Frankreich geführt, theils in den Rhein versenkt. Nun mußten die Einwohner einen Theil ihrer Vorräthe von Lebensrnitteln für die Magazine einiger benachbarten Festungen hergeben, und nachdem sie alle diese Forderungen der Franzosen sieben Monate lang mit beispielloser Geduld erfüllt und jedem Winke der feindlichen Gene-

3. Theil 4 - S. 234

1880 - Stuttgart : Heitz
234 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. demselben mit wenigen Ausnahmen nur Mitglieder der demokratischen Partei. Das Rumpfparlament (wie man es nun allgemein nannte) beschloß nach Stuttgart überzusiedeln, weil dort die Reichsverfassung anerkannt war; etwas über 100 Männer kamen am 6. Juni in Stuttgart zusammen, wo ihre Verhandlungen aber von vornherein aller Würde, welche die deutsche Nationalversammlung einst im hohen Grade besessen hatte, entbehrten und ihre Thätigkeit zu einem machtlosen Scheine herabsank. Sie ernannten eine Reichsregentschaft von 5 Männern zur Leitung der deutschen Angelegenheiten, und dieselben erließen Proklamationen, welchen sie doch nirgends mehr in Deutschland Geltung zu verschaffen wußten. Da sie von der württembergischen Regierung Geld und Soldaten zur Ausführung ihrer Beschlüsse forderten, diese aber darauf nicht eingehen mochte, so wurden sie und das Rumpfparlament endlich aus Stuttgart entfernt. Dies war das klägliche Ende der großen Versammlung, welche zuerst Wichtiges für die Wiederbefestigung der deutschen Zustände geleistet hatte und in welcher ein Theil der Mitglieder von dem edelsten Streben für Deutschland beseelt war, deren Bemühungen aber theils an der Gewalt der Umstände und an der innern Zerissenheit und Stammverschiedenheit der Deutschen, theils an der Zügellosigkeit der radicaleu Mitglieder scheiterten. Die republikanische Erhebung, welche sich an die letzten Bestrebungen der deutschen Nationalversammlung anschloß, wurde in der Pfalz und in Baden mit besonderm Eifer betrieben. Die baierische Rheinpfalz schien dazu wegen der Nähe Frankreichs besonders geeignet, und nachdem unter dem Einfluß republikanischer Emissäre in Kaiserslautern eine provisorische Regierung errichtet worden war, eilten von allen Seiten radicale Helfershelfer, geübte Barricadenkämpfer, polnische Flüchtlinge und raubsüchtiger Pöbel herbei. Selbst zwei Regimenter Infanterie aus Landau ließen sich schmählicherweise zum Abfall von der Fahne ihres Fürsten verführen. Eine noch viel umfassendere Bewegung wurde in Baden herbeigeführt. Dort hatte schon bald nach den Februarstürmen der Abgeordnete Hecker, welcher es, wie wenige, verstand, auf die Phantasie des Volks zu wirken, die Bauern des Oberlandes zum Kampf für die Freiheit geführt, und wiewohl er sich hatte nach der Schweiz und von da nach Amerika flüchten müssen, so hatte doch fast das ganze Jahr 1848 hindurch die Aufregung sich immer erneuert, und sein Freund Strnve hatte im September einen neuen Aufstand erregt, welchen er in der Festung Rastatt büßen

4. Theil 4 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Feldzug der Mainarmee. Der Krieg in Italien. 3 7 x von 6 Millionen Gulden, die bald auf 25 Millionen sich erhöhten, auferlegt. Die Bundesarmee hatte sich durch den Odenwald nach der Tauber zurückgezogen, und hier war endlich die Vereinigung mit den Baiern zu Stande gekommen. Nach einigen Tagen der Ruhe ließ General v. Manteuffel die Main-Armee wieder aufbrechen, deren Oberkommando er übernommen hatte. Denn Vogel v. Fal-kenftein war zum Gouverneur von Böhmen ernannt und dorthin abberufen worden. Die Main-Armee folgte dem Feinde und es wurden in den Tagen vom 24. bis 27. Juli mehrere zum Theil sehr hartnäckige Gefechte geliefert (Tauberbischofsheim, Roßbrünn). Am 27. waren die Preußen bis Würzburg vorgedrungen und beschossen dessen Citadelle, den Marienberg. Da trafen die Nachrichten von den zu Nikolsburg abgeschlossenen Friedenspräliminarien ein und es wurde nun auch hier eine Waffenruhe verabredet. Die Preußen besetzten die Stadt Würzburg. Inzwischen war auch von einer andern Seite her ein Corps von 25,000 Preußen und Mecklenburgern unter dem Befehle des Großherzogs v. Mecklenburg in Baiern eingedrungen. Diese Truppen marschirten ant 23. Juli in Hos ein, am 28. in Baireuth; sie erreichten am 31. Nürnberg, den Stammsitz der Hohenzollerschen Burggrafen. Hier machte der Waffenstillstand dem weiteren Vordringen ein Ende. Auch Baden und Württemberg beeilten sich, an dem Waffenstillstände theilzu-nehmen. Die Bundesarmee löste sich auf. Nun folgten die Friedensschlüsse Preußens mit den süddeutschen Staaten. Sie wurden nicht in Prag, sondern in Berlin verhandelt und vollendet. Baiern, Württemberg, Baden und Hessen traten den Grundlagen des Prager Friedens bei und zahlten Erstattung der Kriegskosten; Baiern und Hessen mußten einige kleine Districte abtreten. Mit Sachsen kam der Friede erst am 24. £) dotier zu Stande. Es zahlte Kriegskosten und trat dem norddeutschen Bunde bei. — Italien, um Venetiens willen der Verbündete Preußens in diesem Kriege, hatte eine ansehnliche Armee gerüstet, an Zahl der östreichischen Südarmee unter dem Herzog Albrecht weit überlegen. Garibaldi befehligte die an 40 Bataillone zählenden Freischaaren. Auf ihn waren die enthusiastischen Hoffnungen der Italiener vor-nemlich gerichtet; ebenso erwarteten sie große Erfolge von ihrer Flotte, welche in der That mehr Schiffe und mehr Kanonen hatte, als die der Oestreich er. Aber in der Wirklichkeit erwiesen sich beide Erwartungen nicht zutreffend, und es zeigte sich überhaupt.

5. Theil 4 - S. 380

1880 - Stuttgart : Heitz
380 Neueste Geschichte. 3. Periode. norddeutsche Element mit dem weicheren, gemüthlicher angeflogenen süddeutschen Element zusammenrinnen würde." Auch religiöse, oder vielmehr kirchliche Einflüsse verstärkten die Gegensätze. Das ultramontane Wesen, wie es im Süden, besonders in Baiern, einen großen Theil des Volkes durchdrang, sträubte sich gegen den protestantischen Geist des Nordens. Vor allem aber wirkte hemmend der leidige Particularismus, das Festhalten an der vereinzelten staatlichen Selbständigkeit. In Baiern ging die patriotische d. H. particularistische Partei mit den Ultramontanen zusammen; in Württemberg verfolgte die demokratische Partei im Grunde auch nur particularistische Zwecke. So wirrten diese Motive und Bestrebungen durch einander; die Kräfte, auf einen engen Schauplatz beschränkt, mußten sich allmählich, wenn keine Umwandlung kam, in sich aufreiben. Die Fürsten waren wohl von deutscher Gesinnung erfüllt; der Großherzog von Baden hielt das Ziel einer nationalen Einigung Deutschlands fest; der redliche König von Württemberg und der jugendlich begeisterte König von Baiern wünschten auch jenes Ziel erreicht zu sehen, aber die Regierungen vermochten noch nicht, den haltlosen und schwankenden Zustand zu beendigen. Ohne einen zwingenden Anstoß von außen, der mit kraftvoller Wirkung die Entschlüsse drängte, wäre das sehnlich erhoffte Ziel einer Einigung wohl noch längere Zeit fern geblieben. Und als der Anstoß im Juli 1870 mit der unvermutheten französischen Kriegsdrohung kam, da zeigte es sich, daß alle jene verwirrenden Parteiungen nur Mängel an der Oberfläche des Lebens gewesen waren, in dessen tieferem Grunde treue deutsche Gesinnung ruhte. Der Blitzstrahl der Kriegsverkündigung in Paris schmolz jene Mängel hinweg und deckte das edle Erz vaterländischer Begeisterung und ausdauernder Hingebung auf. 157. Begebenheiten in den Jahren 1866 bis 1870. Es war bei dem lieb erblick über die nächsten Jahre nach 1866 unser erstes Interesse, uns den Bestrebungen und Zuständen zuzuwenden, welche sich in den völlig veränderten Verhältnissen unsres deutschen Vaterlandes zeigten. Einen gleichen Ueberblick werfen wir nun auf die Ereignisse dieser Zeit in den Hauptstaaten Europas. Ungesucht tritt uns als der nächste in jedem Sinne Oestreich entgegen. Dieser Kaiserftaat hatte in Folge der Schlacht von Königgrätz eine sehr veränderte Stellung erhalten. Seine

6. Theil 4 - S. 431

1880 - Stuttgart : Heitz
Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. 6. M. zusammen und hier wurde das Friedenswerk am 10. Mai 1871 vollendet. Durch diesen Frieden erwarb Deutschland Provinzen zurück, welche ihm vor langer Zeit durch eigene Schwäche und die Schlauheit Frankreichs verloren gegangen waren. Einer der größten Kriege aller Zeiten, seit vielen Jahrhunderten der erste, welchen Deutschland allein aus seiner Kraft durchgestritten hatte, war siegreich beendet*), und — dieses war der herrlichste Siegespreis — das deutsche Volk hatte sich in den Kämpfen und Siegen selbst wiedergefunden. — 161. Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. Die Erinnerung an das alte deutsche Reich war im deutschen Volke nie erstorben. Freilich war das Reich in den legten Jahrhunderten seines Bestehens nur ein Schatten seines früheren Wesens, aber auch das Volk war in seiner Zersplitterung und Vereinzelung und in seiner Verlassenheit von aller vereinigenden Macht nur ein Schatten seiner Kraft. In wunderbarer Verschwörung dauerte das Reich wie das Volk dahin, und das Volk wie das Reich. Napoleon I. zerschlug das morsche Gebilde. Als aber durch dessen Besiegung und nach den Friedensschlüssen 1814/15 der Hauch einer frischeren Gegenwart über das zerrissene Deutschland hinwehte, wurde sogleich in dem deutschen Volke das Verlangen nach einer Einigung der verschiedenen Stämme und nach einer Erneuerung des Kaisertumes laut. Die damals im Bereiche der großen Politik geltenden Anschauungen beachteten diesen Drang des Volkes nicht. Deutschland, ebenso auch Italien, blieben sehr unfertige, unzureichende Gestaltungen in der damaligen Wiederherstellung des europäischen Staatengebäudes, und es hat sich gezeigt, daß in diesem Gebäude Sicherheit und Ruhe nicht heimisch werden konnten, so lange der zum Erwachen gekommene und bald *) -jn diesem Kriege haben die Deutschen 17 große. Schlachten und 156 größere oder kleinere Treffen und Gefechte geliefert, 26 Festungen zur Ueberaabe gezwungen, 11,600 Officiere und 363,000 Soldaten der französischen Armee gefangen genommen und über 6700 Geschütze und 120 Adler erbeutet. — Groß-artig waren auch die Leistungen der Liebesthätigkeit des Volkes, soweit dieselbe sich in Zahlen ausdrücken läßt. Die Einnahme der Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger betrug aus Deutschland über 10 Millionen, aus dem Auslande, d. h. aus allen Erdtheilen, Millionen Thaler. Der Werth der Naturalgaben belief sich außerdem noch auf über 5 Millionen Thaler.

7. Theil 2 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Folgen der Kreuzzüge. 145 zu zeichnen, um die neuen geographischen Entdeckungen anschaulich zu machen. Aber freilich waren sie höchst unrichtig und haben mit unsern so genauen Karten gar keine Aehnlichkeit. So wie große Thaten immer Geschichtschreiber und Dichter, welche durch sie begeistert werden erwecken, so war es auch bei den Kreuzzügen der Fall. Jene waren zum Theil Solche, welche selbst an den Tagesbegebenheiten Antheil genommen hatten, und aus den Dichtern gingen in Frankreich die Troubadours und in Deutschland die Minnesänger hervor. Auch andere Wissenschaften, z. B. die Arzneikunde, in der die Araber die Europäer damals übertrafen, und die Naturgeschichte machten seit jener Zeit große Fortschritte. Dies sind nur einige der Vortheile, welche die Kreuzzüge für die Abendländer zur Folge hatten. Müßten wir nicht kurz sein, so ließe sich noch eine Menge derselben anführen, z. B. die Gartenkunde; die Kunst, Dämme und Schleusen anzulegen; das Schachspiel, die Trommel, das Horn, auch manche Luxusartikel wurden nach den Abendländern verpflanzt. Es sei hier die Stelle, noch eines Kreuzzuges zu gedenken, welcher eine ganz andere Unternehmung herbeiführte, als anfänglich beabsichtigt war. Im Jahre 1202 sammelten sich meistens französische Herren zu einem Kreuzzuge und verbanden sich mit den Venetianern, deren Doge Heinrich Dandolo, obwohl schon 94 Jahre alt und erblindet, selbst Theil nahm. Unterwegs wurden sie von einem griechischen Prinzen, Alexius, dessen Vater Isaak Ii. in Constantinopel entthront worden war, um Hülfe gebeten und ihnen vortheilhafte Anerbietungen dafür gemacht. Sie segelten vor jene Hauptstadt und setzten den Isaak wieder ein, der aber nebst seinem Sohne Alexius bald das Leben verlor. Da erstürmte das Kreuzheer 1204 Constantinopel und erhob Balduin Grafen von Flandern auf den Thron. Dieses lateinische (abendländische) Kaiserthum hat aber nur ungefähr 50 Jahre bestanden. (Kaiser Balduin fiel gleich im zweiten Jahre seiner Regierung in die Gewalt der Bulgaren und wurde von ihnen unter grausamen Martern getödtet.) Im Jahre 1261 wurde Constantinopel von Michael Paläologus wieder genommen und das griechische Kaiserthum hergestellt. lang umherreiste. Er war der Erste, der nach China kam und die dahinter liegenden Inseln kennen lernte. Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 10

8. Theil 1 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Alte Geschichte. 1. Periode. China. Griechenland. halten ebenso Geschichte wie religiöse und bürgerliche Verordnungen. Ceremonial- und moralische Vorschriften stehen derartig in Verbindung, daß alle Beziehungen des Lebens durch sie geregelt werden und eine äußerliche Rechtfertigung als das höchste Strebeziel ausgestellt wird. — Der Kaiser galt oder gilt noch als der einzige Mittelpunkt des ganzen Reiches, welchem gegenüber alle Unterthanen unmündig und rechtlos sind; seine Gewalt wird durch keine mächtige Kasteneinrichtung eingeschränkt; er hat Beamte ohne Geburtsadel (Mandarinen), welche durch Prüfungen und Rangstufen hindurch gehen, und in deren Besitz alle Staatsweisheit sich befindet. Von Nordwesten her sollen die Stammväter der Chinesen in das Land eingewandert sein. Als ältester Kulturgründer wird Fohi genannt. Schi-hoang-ti, der mächtigste Kaiser aus der Dynastie Tsin, ließ die große Mauer gegen die Einfälle der nördlichen Nomadenvölker erbauen, etwa 240 v. Chr. Unter der Dynastie Han, 200 v. Chr. bis gegen 300 n. Chr., war die Blüthe des Reiches. 1279 n. Chr. wurde China von den Mongolen erobert und gehörte ihnen fast hundert Jahre. Seit ungefähr 200 Jahren bis jetzt steht das Reich unter der Herrschaft der den Chinesen verhaßten Mandschn. 8. Hellenen oder Griechen. Das Land, welches jetzt das Königreich Griechenland ausmacht und auf der Ostseite vom Archipel und auf der westlichen vom ionischen Meer umflossen wird, wurde im Alterthume von einem geistreichen, muntern, thätigen, tapfern, zu Veränderungen geneigten Volke bewohnt, welches sich selbst Hellenen nannte, von uns aber (mit dem bei den Römern üblichern Namen) Griechen genannt zu werden pflegt. Es besaß die herrlichsten Anlagen, die unter dem mildesten Klima und unter einer freien Verfassung sich eine Zeit lang auf's schönste entfalteten, so daß wir noch jetzt mit hoher Befriedigung die Heb ernste ihrer Literatur lesen, und mit Entzücken die aus jener Zeit erhaltenen Bildsäulen und Bauwerke betrachten. Früh schon wurden die Griechen in äußere und in innere Kriege verwickelt, die das Land zwar manchmal an den Rand des Unterganges brachten, aus denen es aber immer mit neuer Kraft wieder hervorging. Die erschöpfende Betrachtung dieser Kriege gehört nicht hierher. Aber einige Züge daraus müssen wir uns merken und besonders alles das aus der Geschichte der Griechen, was auf

9. Theil 1 - S. 345

1880 - Stuttgart : Heitz
Hunnen. Gothen. 345 hundert fand sich ein gewisser Paul von Theben in Aegypten. Er ging in eine Wüste, lebte hier von den Kräutern und Würmern und wurde von der Nachbarschaft, die fleißig zu ihm wallfahrtete, für einen Heiligen gehalten. Nachdem mehrere Aehnliches gemacht hatten, kam einer (Antonius) auf den Einfall, mit den ihm anhängenden Schülern in einer gemeinschaftlichen Einzäunung sich niederzulassen. Das eigentliche gemeinsame Mönchsleben aber stiftete Pachomius, der zuerst als Nacheiferer des H. Antonius mit ihm in der Wüste zusammenlebte, dann aber, um 340, auf göttlichen Befehl eine Mönchswohnung auf der Nilinsel stiftete. Solche Gebäude wurden nun Klöster (von claustrum, Umzäunung) genannt; die Leute, die darin wohnten und sich freiwillig einsperrten, hießen Mönche, und wenn es ein Frauenkloster war, Nonnen. Im Abendlande fand das Mönchswesen zwar anfangs keinen solchen Anhang; allein Augustin, Ambrosius und andere angesehene Kirchenväter ließen es nicht an Ermahnung und Beispiel fehlen; namentlich aber trug der heil. Martiuus von Tours außerordentlich viel zur Verbreitung des Mönchslebens bei. Als er 400 starb, konnte er bereits von 2000 Mönchen zu Grabe geleitet werden. Auch erhielt erst im Abendlande das Mönchswesen seine bestimmten Formen und die Einrichtungen, durch die es allein einen bedeutenden Einfluß auf Staat und Kirche erlangen konnte. Im Jahre 520 stiftete Benedikt von Nursia die Benedictinerregel, deren Stammsitz in dem berühmten Kloster Monte Eassino in Eampanien war. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts lebte wieder einmal ein Kaiser, der gemerkt werden muß, weil die Theilung des großen römischen Reiches in ein östliches und westliches, die er bei seinem Tode vornahm, sich bis zu deren Untergänge erhalten hat. Er hieß Theodosius der Große und starb 395. Er hatte den vernünftigen Gedanken, daß das ungeheure römische Reich für einen Kaiser zu groß sei, und da er gerade zwei Söhne hatte, so gab er dem einen, Arkadins, Griechenland und alle Länder, die ostwärts von Griechenland liegen, dem andern aber, Honorius, Italien und was weiter westwärts und nordwärts liegt. Diese beiden Reiche nannte man das morgenländische oder griechische, und das abendländische oder römische Kaiserthum. In jenem war Constantinopel die Hauptstadt, in diesem aber bald Rom, bald Ravenna. Beide hatten fortan ihre eigenen Kaiser, aber eine sehr verschiedene Existenz. Das abendländische dauerte kein Jahrhundert
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 6
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 1
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 1
26 0
27 1
28 2
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 1
36 1
37 3
38 0
39 1
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 3
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 6
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 1
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 1
37 0
38 0
39 1
40 0
41 1
42 1
43 5
44 3
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 1
59 1
60 3
61 0
62 0
63 0
64 0
65 6
66 1
67 1
68 1
69 0
70 0
71 2
72 0
73 3
74 1
75 0
76 1
77 0
78 3
79 0
80 2
81 0
82 0
83 2
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 1
90 0
91 0
92 6
93 0
94 1
95 0
96 0
97 1
98 7
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 4
3 2
4 16
5 2
6 2
7 8
8 1
9 8
10 4
11 2
12 4
13 0
14 0
15 0
16 13
17 0
18 1
19 5
20 2
21 1
22 0
23 0
24 1
25 0
26 4
27 0
28 0
29 1
30 0
31 1
32 1
33 26
34 2
35 0
36 0
37 0
38 1
39 4
40 4
41 0
42 1
43 0
44 0
45 0
46 0
47 2
48 8
49 4
50 4
51 2
52 4
53 0
54 13
55 3
56 0
57 2
58 7
59 41
60 0
61 4
62 2
63 2
64 2
65 3
66 0
67 12
68 2
69 0
70 1
71 4
72 3
73 9
74 0
75 2
76 2
77 4
78 0
79 3
80 3
81 25
82 0
83 0
84 1
85 0
86 1
87 4
88 34
89 2
90 0
91 18
92 0
93 4
94 0
95 2
96 0
97 4
98 4
99 1
100 21
101 0
102 9
103 1
104 0
105 0
106 1
107 0
108 4
109 1
110 0
111 1
112 7
113 2
114 1
115 2
116 8
117 0
118 0
119 0
120 3
121 4
122 0
123 1
124 2
125 3
126 3
127 16
128 12
129 3
130 0
131 4
132 0
133 0
134 4
135 0
136 25
137 0
138 1
139 0
140 3
141 0
142 6
143 15
144 0
145 5
146 1
147 1
148 10
149 0
150 7
151 2
152 5
153 2
154 1
155 5
156 5
157 2
158 12
159 0
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 0
166 4
167 3
168 0
169 4
170 0
171 6
172 2
173 8
174 1
175 17
176 11
177 23
178 1
179 4
180 0
181 2
182 38
183 13
184 0
185 1
186 1
187 3
188 0
189 1
190 1
191 6
192 1
193 0
194 3
195 2
196 3
197 4
198 0
199 1