Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 26

1880 - Stuttgart : Heitz
26 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. bekannten, endlich darauf denken mußten,, sich mit einander zu verbinden, auf den Fall, daß die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Die Verbindung geschah zu Torgau und hieß daher der Torgauer Bund (1526). An der Spitze dieser Verbindung standen der Kurfürst von Sachsen, Johann der Standhafte (1525—32), der seinem Bruder, Friedrich dem Weisen, gefolgt war, und der treffliche Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige, und außer ihnen nahmen die Herzoge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Städte Magdeburg, Straßburg, Augsburg und Nürnberg daran Theil. 86. Der Bauernkrieg. — Thomas Münzer. — Die Wiedertäufer. Die Bauern hatten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie waren zwar nicht eigentlich Leibeigene, mußten aber manche Tage der Woche für die Herrschaft arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht froh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einige Male vor Luthers Auftreten hier und da versucht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedes Mal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gähruug noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche Freiheit haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum nach der Vorschrift des Evangeliums zu verehren. Aber die einfältigen Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen, da er doch gerade den Gehorsam gegen die, Obrigkeit recht eingeschärft hatte. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten — der sogenannte schwäbische Bund — Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern unter Führung des' Hans Müller von Bulgenbach, eines ehemaligen Soldaten, noch ziemlich gemäßigt. Mit rothem Mantel und rothem Baret an der Spitze seiner Anhänger zog Müller von Flecken zu Flecken ; auf einem mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Haupt- und Sturm-

2. Theil 3 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Während dieser Unterhandlungen setzte Kaiser Karl durch, daß die Deutschen seinen einzigen Bruder, Ferdinand, einen guten, friedliebenden Mann, zum römischen König erwählten, damit noch einer da sei, der in des Kaisers Abwesenheit die Ordnung in Deutschland handhabte. Nur der Kurfürst von Sachsen wollte ihm seine Stimme nicht geben, was ihm der Kaiser nicht vergaß. Ueberhaupt wurde Kaiser Karl auf die Evangelischen jetzt immer erbitterter, besonders da sie gleich darauf, noch in demselben Jahre (1531) wirklich den schmalkaldischen Bund miteinander abschlössen. Sechs Fürsten, zwei Grafen und 11 Städte unterschrieben. Auch die Secte der Reformirten, oder, wre sie damals noch hießen, Zwinglianer, wünschten dazu zu treten, und ihr Beitritt hätte den Bund bedeutend verstärkt; aber gleich erhoben sich mehrere unduldsame Stimmen, die erklärten, mit ihnen müsse man sich nicht einlassen, weil sie in einigen (unwesentlichen) Punkten von der augsburgischeu Consession abwichen. Die Häupter des Bundes waren der Kurfürst von Sachsen und der Landgras von Hessen. Dieser, ein feuriger, für seine Religion warm fühlender Mann, hätte gern gleich mit dem Schwerte dareingeschlagen; aber dazu war der träge Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich (Johann der Standhafte, sein Vater, war bald nach dem schmalkaldischen Bund [1532] gestorben), nicht zu bringen. Das gegenseitige Mißtrauen zwischen Katholiken und Protestanten war aber schon so groß, daß jeder Unbefangene wohl einsah, es könnte nicht lange so bleiben und würde endlich zum Kriege kommen. Das ist leider auch geschehen, aber erst im Jahre 1546. So widerwärtig und unchristlich auch die Abneigung war, welche die Lutheraner und Zwinglianer gegeneinander zeigten, so fehlte es doch nicht an Versuchen verständiger Männer, eine Einigung zu Stande zu bringen. Der Landgraf von Hessen, Philipp, bewirkte, daß die Häupter beider Parteien, Luther, Melanch-thon, Zwingli und andere (1529) auf dem Schlosse in Marburg zu einem Religionsgespräch zusammenkamen und sich freundlich besprachen (s. unten Nr. 91). Sie einigten sich zwar nicht, versprachen sich aber doch beim Abschiede, einander brüderlich zu lieben. Endlich schien es wirklich, als wenn es dem edlen Melanch-thon gelingen sollte, beide Richtungen zu einigen. Er setzte eine Schrift auf, die man die Wittenberger Eoncordienformel nannte und in der er jedes Wort so vorsichtig abgewogen hatte,

3. Theil 3 - S. 43

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 43 ein thätiger, verständiger Mann, der wohl einsah, daß es ohne Krieg nicht abgehen würde, und daß es am vorteilhaftesten wäre, schnell anzugreifen, ehe sich der Kaiser völlig gerüstet hätte. Aber dazu war Johann nicht zu bringen, und er glaubte, wie alle beschränkte Köpfe, daß er allein den richtigen Weg einschlüge. Verständige Leute konnten schon jetzt leicht ahnen, daß die schmalkal-dischen Bundesgenossen unterliegen würden. Daher schlossen sich auch einige evangelische Fürsten nicht an den Bund an. Dahin gehörte, außer Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg, der 1539 den evangelischen Glauben angenommen hatte, besonders der junge Herzog Moritz v. Sachsen, Johann Friedrichs Vetter. Das Haus Sachsen besteht aus zwei Linien, der ernestinischen und der albertinischen. Jene war damals im Besitze des Kurfürstenthums, dessen Hauptstadt Wittenberg war; diese war die herzogliche und hatte Dresden zur Hauptstadt. Moritz war ein junger trefflicher Mann, in der Blüthe der Jahre. Aus seinen feurigen Augen blitzten Klugheit und Heldenmuth, und daher war es nicht zu verwundern, daß er sich mit seinem schwerfälligen Vetter, der alles besser wissen wollte und doch alles verkehrt anfing, nicht vertragen konnte. Besser stand er mit Philipp von Hessen, dessen Schwiegersohn er war. Aber dennoch hielt er es nicht für gerathen, sich mit ihm zu verbinden; denn er sah wohl ein, daß mit Philipps aufbrausender Hitze eben so wenig, wie mit Friedrichs träger Unentschlossenheit ein sicheres Bündniß zu schließen sei. Nur war zu bedauern, daß Moritz nicht den hohen Sinn besaß, der jeden äußern Vortheil dem, was man als Recht erkannt hat, unterordnet. Er war zwar auch ein frommer, seinem Glauben treu ergebener Fürst; aber Ehrgeiz war seine Schwäche, der er alles aufopferte. Das wußte der Kaiser; darum machte er ihm Hoffnung, ihm den Oberbefehl über ein Heer zu geben, und diese Aussicht bezauberte ihn so, daß er sich sest an ihn anschloß. Wirklich schätzte ihn auch Karl recht hoch; ja Moritz galt als sein Liebling. So standen die Sachen als der Krieg auszubrechen drohte. Da wurde Moritz recht in Verlegenheit gesetzt. Johann Friedrich bat ihn, während seiner Abwesenheit die Beschütznng seines Landes zu übernehmen; denn er wußte nicht, daß Moritz schon mit dem Kaiser verabredet hatte, dem Kurfürsten, sobald er in den Krieg gezogen, ins Land zu fallen. Sollte die ganze Verabredung nicht gleich verrathen werden, so mußte er den erbetenen Schutz ver-

4. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

5. Theil 3 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. zwang ihn auch, in einem Vertrage in Passau (1552), den Evangelischen dieselbe Gerechtigkeit vor dem Reich skammergenchte zu bewilligen, welche die Katholiken bisher allein genossen hatten, und einen Reichstag zu verheißen, aus welchem endlich einmal he Religionszwistigkeiten ausgeglichen werden sollten. Das geschah auch 1555 in Augsburg, wo der sogenannte Religionsfriede geschlossen wurde. Darin erhielten die Protestanten im ganzen Reiche freie Religionsübung. Weder sie noch die Katholiken sollten einander zum Uebertritte zu verleiten suchen. Kein Landesherr sollte seine Unterthanen zu einer andern Religion zwingen wollen, sondern ihnen das Auswandern erlauben. Wie sauer wurde es nicht unsern Vorfahren gemacht, das zu erringen, dessen wir uns jetzt so ungestört zu erfteueu haben: die Freiheit, nach unserer Ueberzeugung Gott und Jesus zu verehren! Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionsftieden leider nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge von Braunschweig, Heinrich, aus ihn los und traf ihn in der lnneburger Haide, beim Dorfe Sievershausen (1553). Schnell griff er ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigem Kampfe m die Flucht. Aber der Sieg war theuer erkauft worden. Bald nach dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich, einem tapfern, aber rohen Krieger, gemeldet, daß sem trefflicher Sohn, ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet sei. ^er alte Mann bezwang seinen Schmerz und sprach mit erkünstelter Fassung: „Gut! so muß man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen." Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!"nef er aus und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. Mit der Wuth der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend aber nicht findend. Dabei traf ihn der dritte Schlag: auch Kurfürst Moritz sei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden, da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm m die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zurief die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte kummerbelastete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes

6. Theil 3 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Prag. Friedrich von der Pfalz. 181 kommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der östreichischen Stände und verlangten mit drohenden Worten seine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja, einer derselben, Andreas Thonradel, soll sogar so weit gegangen sein, ihn beim Knopfe seines Ramses zu fassen und zu rufen: „Nandel, gieb dich! du mußt unterschreibe!" — Da schmetterten plötzlich Trompeten auf dem Schloßhofe. Es waren 500 Cürafsiere von Dampierre, welche eingezogen waren, um Ferdinands Befehle zu vernehmen. Der Trompetenschall wirkte auf die Abgeordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnelligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst, denn auch Thuru zog sich bald darauf von Wien zurück. Auch Ferdinand ist ein Beweis, daß man in keiner, auch noch so großen Verlegenheit verzagen muß, wenn man nur nach seiner besten Ueberzeugung handelt. Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt und hieß nun Ferdinand Ii. (1619—37). Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König erkennen, setzten ihn förmlich ab und ihnen traten auch die Schlesier, Mährer und Lausitzer, selbst die evangelischen Oestreicher bei. Dagegen wählten sie den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformirt; aber sein Oheim war Moritz von Dramen und sein Schwiegervater König Jacob I. von England, und diese Verbindung empfahl ihn den Wählenden besonders. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte seinem Geiste vor und manche Freunde warnten ihn. (Seine Mutier Juliane: „Ach, nun geht die Pfalz nach Böhmen!") Aber da trat seine Frau, Elisabeth, herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. „Wie?" rief sie, „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig entgegenbringt? Ich will lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen." Solche Eitelkeit hat schon manche Frau unglücklich gemacht. Wird Elisabeth sie auch zu bereuen haben? — Auch sein Hofpre-diger Scnltetns redete zu feinem Gewissen: er solle doch nicht durch feine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glaubensgenossen ausopfern. Er nahm die Krone an und reiste nach Prag, wo er mit großem Pompe gekrönt wurde. Hoch schlug der eitlen Elisabeth das Herz vor Freude. Indessen zog sich über dem neuen Könige und seinen Böhmen

7. Theil 3 - S. 182

1880 - Stuttgart : Heitz
182 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. ein schweres Gewitter zusammen. Ferdinand hatte seinen Jugendfreund, den kräftigen Maximilian von Baiern für sich gewonnen, und die Liga versprach Beistand. Auch der König von Spanien, damals Philipp Iii., schickte Geld, was er doch selbst so nöthig brauchte, und selbst der Kurfürst von Sachsen Johann Georg I., ein höchst schwacher, kleindenkender Mann, trat auf den Rath seines Hofpredigers Hoe von Hoheneck auf des Kaisers Seite, weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformirten zum Könige gewählt hätten. — Nun setzte sich das ligistische Heer in Bewegung. Zuerst wurden die östreichischen Stände mit Gewalt dem Kaiser unterworfen; dann fiel Maximilian in Böhmen ein, trieb die ständischen Truppen wie eine scheue Heerde vor sich her und rückte immer näher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mann danach gewesen, so hätte er wohl sich gegen den Kaiser und Maximilian halten können. Die Huffiten hatten sich ja so lange gegen Sigismund so glücklich gewehrt. Aber er war ein schwacher, träger und leichtsinniger Mann, gab glänzende Feste, statt sich um die Ausrüstung des Heeres zu bekümmern, und verstand es nicht, die Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen, und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten. Nicht weit von Prag liegt eine sanfte Anhöhe, die der weiße Berg genannt wird. Da stellten sich die Böhmen aus und wurden rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer Stunde blutiger Arbeit war die Schlacht entschieden. Vier- bis fünftaufend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde todt oder ver- . mundet, an 1000 waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Thore von Prag zu, 8. November 1620. Friedrich hatte gerade bei der Tafel gesessen, als die Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Die Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nicht zu verlassen; sie hätten noch Leute genug, die Stadt zu vertheidigen. Aber der-schwache König hatte dafür keine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in den Wagen, nahm den Grafen Thuru mit und fuhr nach Breslau. „Ich weiß nun, wer ich bin," sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es giebt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir sind." Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn

8. Theil 3 - S. 258

1880 - Stuttgart : Heitz
258 Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. beischaffen; aber das, was mir aus den Blicken dieser wackern Krieger entgegenblitzt, läßt sich nicht erkaufen und verbürgt den Sieg." — Mit derselben Feinheit antwortete Marlborough: „Meine Truppen haben sich stets für die gemeinsame Sache beseelt bewiesen; allein Euer Durchlaucht Gegenwart haucht ihnen jenen Feuergeist ein, den Sie mit Wohlgefallen in ihren Augen lesen." Die Folge ihrer Vereinigung war ein glänzender Sieg, den beide (1704) bei Höchstädt in Baiern, nahe am linken Ufer der Donau, über die Franzosen erfochten, wobei der französische Marschall Tallard gefangen wurde. Aber mehr Ehre noch als der Sieg machte beiden die Menschenfreundlichkeit, mit welcher sie die Besiegten behandelten. Sie besuchten den gefangenen Marschall, der gebeugt, niedergeschlagen und verwundet dasaß. Theilnehmend fragte ihn Marlborough: „Was kann ich Ihnen anbieten, um Ihre bedauernswürdige Lage erträglicher zu machen?" Tallard lehnte alle Anerbietungen dankbar ab und äußerte nur Verlangen nach seinem eigenen, bequem eingerichteten Wagen. Sogleich wurde ein Trompeter danach ins feindliche Lager geschickt. Auch die innige Eintracht beider verbündeter Feldherren ist eine seltene Erscheinung; beide waren in gegenseitiger Lobeserhebung unerschöpflich. Mitten im Gedränge der Kriegsbegebenheiten gedachte Marlborough mit inniger Liebe seiner daheimgebliebenen Frau. Am Tage nach der Schlacht schrieb er ihr: „Ich bin noch so erhitzt, nachdem ich gestern 17 Stunden hindurch nicht vom Pferde gekommen, daß ich noch keinem meiner Freunde schreiben kann. Ich bin über das Vollbrachte so entzückt, daß ich meinen Brief nicht endigen kann, ohne in einer Anwandlung von Eitelkeit dir zuzurufen, meine theuerste Seele, daß seit Menschengedenken kein so vollständiger Sieg erfochten worden wie der gestrige, und da ich deine innige Liebe für mich kenne, so bin ich überzeugt, du erfreust dich über das Geschehene eben sehr in Rücksicht meiner, als wegen des Vortheils der dem Allgemeinen zufließt." Wie menschenfreundlich Marlborough gegen seine Feinde dachte, sieht man aus folgendem Briefe an seine Frau. Der Kurfürst von-Baiern hielt es nämlich mit den Franzosen und mußte, nachdem er bei Höchstädt zugleich mit den Franzosen geschlagen worden war, sein Land und seine Familie im Stiche lassen. „Die arme Kurfürstin," schreibt Marlborough, „hatte fünf ihrer Kinder mitgenommen, um ihrem Gemahle nachzureisen; aber er hat sie wieder nach München zurückgeschickt. Diesen Morgen brachte mir ein Trompeter ein

9. Theil 3 - S. 233

1880 - Stuttgart : Heitz
Sitten jener Zeit. 233 daß bei einer großen Hochzeit nicht mehr als 24 Tische, jeder zu 10 Personen, und bei einer kleinen nur 14 Tische sein sollten. Der Schmaus sollte nicht über drei Stunden dauern. In Sachsen war man strenger. Da durften die Edelleute höchstens 8 Tische setzen und außer dem Nachtische nur 12 Gerichte geben. Bei bürgerlichen Hochzeiten sollte der Magistrat die Anzahl der Gäste bestimmen, und nur 5 Gerichte wurden erlaubt. Auch war damals noch die pöbelhafte Gewohnheit, seine Gäste möglichst trunken zu machen, und der Wirth glaubte seine Sache am besten gemacht zu haben, von welchem die Gäste taumelnd nach Hause gingen. Dergleichen Roheiten hörten nach dem westfälischen Frieden nach und nach auf. Viel trugen dazu die Reisen bei, welche die Deutschen in fremde Länder jetzt mehr als sonst unternahmen, viel auch die besseren Unterrichtsanstalten, besonders des Mittelstandes, und endlich gewiß auch viel der jetzt häufigere Verkehr mit den feineren und geschliffeneren Franzosen. Der französische Hof war die Schule der feinen Sitten. Kamen nun Deutsche dorthin, so schämten sie sich ihrer Plumpheit; sie nahmen die feineren Sitten an und brachten diese mit nach Deutschland zurück, wo sie bald Nachahmer fanden. Auch wurde jetzt den Frauen, die sonst nur auf das Haus angewiesen waren, mehr der Zutritt zu den Gesellschaften der Männer gestattet, und ihre Gegenwart zwang diese, sich anständiger zu betragen und das übermäßige Trinken zu vermeiden. Die niederen Stände aber wurden fleißiger, weil sie nur dadurch den verlorenen Wohlstand wieder erlangen konnten, und zugleich auch nüchterner, bedenklicher und sittlicher. Das war zwar alles schön und gut, aber die guten Deutschen haben von jeher die Sucht gehabt, nicht nur das Gute, sondern auch das Böse und Thörichte, was sie bei den Ausländern sahen, nachzuahmen, und das geschah nach dem dreißigjährigen Kriege ganz besonders mit dem, was in Frankreich Mode war. Mit den feineren Sitten nahmen die Deutschen auch die französische Geschwätzigkeit und Flüchtigkeit an. Die Vornehmen meinten, ihre Kinder könnten nicht anders als durch Französinnen erzogen werden, und statt Verstand und Herz derselben auszubilden, wurde zu einer guten Erziehung nur Geläufigkeit in der französischen Sprache verlangt*) und Geist und *) Giebt es doch noch, namentlich unter dem Landadel, viele, die dies glauben und zur Hauptbedingung bei der Wahl einer Erzieherin nicht sowohl Kenntnis in der deutschen Sprache und in den einem Mädchen nöthigen Wissen-

10. Theil 3 - S. 326

1880 - Stuttgart : Heitz
326 ' Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Kaiser (1745—65) gewählt worden war, konnte immer noch nicht Schlesien vergessen. August Iii. von Polen schloß sich schnell an sie an, weil sein Minister Brühl fortfuhr, Friedrichs bitterer Feind zu sein, und die Kaiserin von Rußland, Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen, war gegen Friedrich wegen seiner herben Spottreden erbittert. Zu diesem Bunde gesellte sich auch Ludwig Xv., König von Frankreich, Adolph Friedrich, König von Schweden, und der größte Theil der deutschen Fürsten. Mit allen diesen Feinden sollte Friedrich fertig werden. Sie waren auch ihres Sieges schon so gewiß, daß sie bereits verabredet hatten, wie sie sich in seine Staaten theilen wollten. Dazu kam, daß er säst allein dastand. Nur der König von England, Georg Ii. (1727—60), gab ihm einige Hülfstruppen; ebenso die Herzoge von Braunschweig und Gotha und der Landgraf von Hessen-Kassel; aber was warm diese wenigen gegen seine zahllosen Feinde! Zum Glück war Friedrich unerschöpflich in Hülfsmitteln und wurde von der Tapferkeit seiner Preußen herrlich unterstützt. Es fehlt hier an Raum, mehr als einige Scenen aus den vielen Ereignissen dieses merkwürdigen Krieges zu erzählen. Durch einen treulosen Schreiber in Dresden, Namens Menzel, erfuhr Friedrich, daß Rußland, Oestreich, Sachsen n. s. w. ihn im folgenden Jahre anfallen wollten, und er erhielt durch ihn die Abschriften ihrer Verträge. Er beschloß ihnen zuvorzukommen — und schnell rüstete er sich, um in Böhmen einzufallen. Ehe es sich seine Feinde versahen, stand er schon an der sächsischen Grenze und verlangte freien Durchmarsch. Da der König von Polen ihm diesen verweigerte, so nahm er von ganz Sachsen Besitz, und August Iii. und Brühl mußten eiligst die Flucht ergreifen. Friedrich hielt seinen Einzug in Dresden, benahm sich aber hier mit musterhafter Mäßigung. Alles Privateigenthum des Königs ließ er unangetastet, und als er die Bildergalerie besuchte, bat er den Aufseher um die Erlaubniß, eines der Gemälde copiren lassen zu dürfen. 1. Schlachten bei Prag und Kollin (6.. Mai und 18. Juni 1757). Nachdem Friedrich in Böhmen bei Lowositz an der Elbe ein östreichisches Heer (1. October 1756) geschlagen und vor den Augen des erschrockenen Königs von Polen, der auf den Königstein geflüchtet war, das ganze sächsische Heer gefangen genommen hatte, brach er im folgenden Jahre (1757) nach Böhmen auf. Bei Prag trafen alle Heerhaufen zusammen, und noch an
   bis 10 von 43 weiter»  »»
43 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 43 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 7
3 0
4 3
5 4
6 0
7 4
8 0
9 0
10 16
11 0
12 4
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 3
21 0
22 1
23 1
24 0
25 6
26 1
27 3
28 4
29 0
30 0
31 5
32 0
33 3
34 3
35 2
36 3
37 17
38 0
39 3
40 3
41 0
42 2
43 0
44 0
45 4
46 2
47 13
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 2
4 0
5 0
6 0
7 5
8 5
9 3
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 1
16 4
17 24
18 2
19 5
20 4
21 0
22 0
23 6
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 11
38 1
39 5
40 0
41 2
42 1
43 3
44 2
45 3
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 0
55 1
56 2
57 0
58 1
59 1
60 5
61 0
62 0
63 2
64 0
65 1
66 0
67 2
68 1
69 0
70 0
71 2
72 2
73 1
74 2
75 0
76 0
77 6
78 1
79 0
80 0
81 0
82 4
83 1
84 0
85 5
86 11
87 3
88 1
89 0
90 2
91 0
92 16
93 0
94 5
95 1
96 3
97 3
98 12
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 44
1 5
2 75
3 22
4 33
5 14
6 28
7 53
8 11
9 67
10 20
11 3
12 44
13 18
14 0
15 14
16 57
17 25
18 11
19 12
20 7
21 20
22 20
23 7
24 10
25 11
26 94
27 28
28 9
29 12
30 53
31 13
32 6
33 394
34 22
35 22
36 1
37 16
38 3
39 42
40 44
41 10
42 27
43 89
44 12
45 10
46 20
47 12
48 27
49 134
50 108
51 117
52 15
53 8
54 28
55 23
56 14
57 4
58 50
59 638
60 3
61 34
62 34
63 9
64 41
65 124
66 0
67 80
68 21
69 0
70 1
71 40
72 20
73 156
74 17
75 48
76 14
77 45
78 2
79 21
80 14
81 513
82 13
83 3
84 11
85 35
86 1
87 17
88 92
89 16
90 1
91 74
92 0
93 7
94 1
95 7
96 0
97 29
98 36
99 3
100 340
101 0
102 168
103 51
104 2
105 0
106 27
107 6
108 10
109 3
110 14
111 62
112 50
113 7
114 9
115 25
116 132
117 9
118 14
119 2
120 25
121 113
122 6
123 46
124 42
125 24
126 16
127 31
128 25
129 53
130 0
131 144
132 20
133 2
134 10
135 0
136 185
137 1
138 2
139 1
140 67
141 28
142 20
143 212
144 2
145 13
146 23
147 8
148 26
149 0
150 44
151 26
152 108
153 7
154 12
155 52
156 89
157 17
158 38
159 3
160 5
161 33
162 19
163 37
164 3
165 5
166 83
167 12
168 19
169 44
170 12
171 31
172 82
173 168
174 11
175 271
176 59
177 267
178 16
179 78
180 2
181 48
182 257
183 194
184 48
185 3
186 20
187 19
188 1
189 16
190 36
191 32
192 17
193 2
194 15
195 10
196 179
197 41
198 36
199 12