Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

2. Theil 3 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Calvins Tod. 77 Wie unterschied sich aber die Lehre Luthers von der des Zwingli und des Calvin? Alle drei stimmten darin überein, daß kein menschliches Ansehen in Sachen der Religion, sondern allein die heilige Schrift entscheiden könne. Nur darin wichen sie ab, daß Luther sich an die Worte der Bibel buchstäblich hielt, Zwingli dagegen dieselben nach der Vernunft erklärte. Ferner ließ Luther viele äußere Gebräuche und Verzierungen der Gotteshäuser stehen; Zwingli dagegen schaffte alles Alte ab und duldete in den Kirchen keine Bilder, keine Altäre, kein Musik. Luther setzte fest, daß unter den Geistlichen einige die Vorgesetzten der andern feien, Zwingli verlangte eine völlige Gleichheit unter ihnen. Alle drei erkannten, daß die Obrigkeit in Sachen des Gottesdienstes eine Stimme habe, aber nicht in Gegenständen des Glaubens. Zwingli räumte ihr eine größere Gewalt ein als Luther und Calvin. Die Ansicht Luthers und Zwingli's vom Abendmahle ist schon erwähnt worden. Calvin ging von beiden darin ab, daß er meinte, Wein und Brot wären beim Abendmahle nicht bloße Zeichen des Blutes und Leibes Jesu, sondern die Gläubigen genössen den Leib und das Blut Jesu auf eine geistige Weise wirklich. — Auch hatte er eine eigene Ansicht von der sogenannten Gnadenwahl. „Der Mensch," sagte er, „kann vermöge der Erbsünde durchaus nichts Gutes wollen. Darum kann keiner selig werden als der, welchen Gott durch seine Gnade zu sich zieht. Dies findet aber nur bei einigen Menschen statt. Die guten Menschen sind von Gott zur Seligkeit, die bösen zur Ver-dammniß bestimmt, ohne daß wir wissen, warum er gerade diese oder jene auserwählt habe. Diese Gnade Gottes ist ganz frei und nimmt auf die Handlungen der Menschen gar keine Rücksicht." Die Kirche, welche nun Zwingli und Calvin durch ihre Lehre gründeten, wurde die reformirte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, in einem Theile von Deutschland und auch in Frankreich Eingang, so grausam auch König Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformisten nannte, verfolgte. *) *) Ueber den Ursprung des Namens curfiren verschiedene Ansichten. Die ersten Versammlungen der Calvinisten in Frankreich konnten nur des Nachts stattfinden und da dann dem Volksglauben zufolge der Geist des Königs Hugo nächtlich umging, sollen die nächtlichen Genossen nach ihm benannt worden sein. Wahrscheinlicher aber ist der Name auf die schweizerischen Eidgenossen „Eignots" zu beziehen, mit welchen die französischen Calvinisten ursprünglich zusammenhingen.

3. Theil 3 - S. 268

1880 - Stuttgart : Heitz
268 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Das Haus Rurik war nach mehr als 700jähriger Dauer 1-598 mit Feodor Jwanowitsch erloschen; ein russischer Edelmann, Boris Godunow, der schon unter Feodor die Regierung geleitet hatte, wurde zum Herrscher erwählt. *) Gegen ihn trat der angeblich *) Wir tragen hie.r eine kurze Uebersicht der Geschichte des russischen Reiches unter dem Hause Rurik nach. Slavische und finnische Völkerschaften von der Ostküste des baltischen Meeres zur oberen Wolga hin hatten 862 eine Normannenschaar, die Waräger, als ihre Herren in das Land gerufen, um dadurch die Beendigung innerer Zerwürfnisse herbeizuführen. Die Waräger, für welche hier der Name Russen aufkam, erschienen unter der Führung von drei Brüdern, Rurik, Sineus und Truwor. Rurik wurde nach dem Tode seiner Brüder der einzige Gebieter des neugestifteten Reiches'; er hatte seinen Herschersitz in Nowgorod am Jlmensee aufgeschlagen. Sein Nachfolger machte Kiew zur Residenz. Siegreiche Kriege erweiterten das Reich nach Osten und Süden; mit kühnen Seefahrten über das schwarze Meer und in den Bosporus bis vor die Mauern von Constantinopel wurde das oströmische Reich geschreckt und gebrandschatzt. Der Enkel Ruriks, Swätoslaw, überschritt mit Heeresmacht die Donau und drang bis Adrianopel vor. Wladimir der Große, 980—1015 vermählte sich mit der griechischen Prinzessin Anna, einer Schwester der Theophania, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers Otto Ii. war; er nahm das Christenthum an und führte dasselbe auch in seinem Volke ein, 984. Es geschah dies im Anschluß an die griechische, nicht an die römische Kirche, ein Umstand, welcher viel dazu beitrug, daß Rußland den abendländischen Völkern so lange sremd blieb. Sein großes Verdienst, christlicher Gesittung in Rußland Eingang verschafft zu haben, schmälerte er unabsichtlich dadurch, daß er bei seinem Tode das Reich unter seine Söhne theilte, deren einer, der Großfürst von Kiew, die Oberherrlichkeit verwalten und den Zusammenhang der Theile erhalten sollte. Bruderkriege, Parteiungen und die Einmischung der Nachbarn, besonders der Polen, waren jahrhundertelang die verderblichen Folgen dieser Theilungen; das Volk litt unter den räuberischen Einfällen der Grenzvölker, die Macht des Reiches verfiel/ Während dieser traurigen Zeiten wurde um 1150 Moskau gegründet. Kiew verlor an Bedeutung, und die Stadt Wladimir kam als Fürstensitz ansehnlich empor, doch auch nur vorübergehend; Nowgorod aber als eine fast selbständige Handelsrepublik und im Besitz eines weiten Gebietes erlangte große Macht und war eines der bedeutendsten Mitglieder der Hansa. Als 1287 die verwüstenden Schwärme der Mongolen aus Asien hereinbrachen fehlte in Rußland die Kraft, sich der wilden Feinde zu erwehren. Die goldene Horde der Mongolen gründete in den Gebieten der unteren Wolga das Reich von Kaptschak und hielt die russischen Fürsten und Großfürsten über 200 Jahre lang in Tributpflicht. Noch in der ersten Zeit dieser mongolischen Herrschaft erwarb sich der Großfürst Alexander Newsky, 1252—1263, durch einen Sieg an der Newa über die Schweden einen gefeierten Namen. Sein Enkel, Johann Kalita 1328—1340, begann mit Klugheit und Ausdauer die Kraft des Reiches wieder zu heben. Moskau wurde Hauptstadt, und auch der Sitz des Metropoliten wurde von Kiew hierher verlegt. Wenn auch der erste Versuch, das Mongolenjoch abzuschütteln, trotz eines großen Sieges über dieselben am Don 1380

4. Theil 3 - S. 44

1880 - Stuttgart : Heitz
44 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. sprechen, eine offenbar treulose Handlung. Kaum waren Johann Friedrich und Philipp auf den Kaiser losgegangen, als Moritz heimtückischerweise in das Kursürstenthnm einfiel und faft das ganze wehrlose Land eroberte. Mit Recht schrieen die Sachsen und alle Evangelische, das sei eine abscheuliche Verrätherei, die Moritz sowohl an seiner Religion, als an seinem Vetter begehe. Was den Krieg der schmalkaldischen Verbundenen betrifft, so wollen wir kurz davon nur Folgendes sagen: die Sachsen, Hessen und einige Fürsten und Städte in Schwaben, die letztem unter Anführung des tapfern Sebastian Schärtlin, zogen gegen den Kaiser zu Felde, dessen Soldaten damals die besten waren, die es gab. Dennoch hätten jene ihn vielleicht überwunden, da er noch nicht genug vorbereitet war, wenn sie nur gewagt hätten, ihn herzhaft anzugreifen: aber jedes Mal fürchteten sie, ihn zu sehr zu beleidigen, und jeder von ihnen wollte etwas anderes als die Uebrigen. Das Aergste war, daß sie endlich, nachdem sie sein Lager bei Ingolstadt drei Tage lang fruchtlos beschossen hatten, umkehrten und nach Hanse zogen. Wie lachte der Kaiser, als er das verkehrte Wesen mit. ansah! Er ließ sie fürs Erste ziehen und züchtigte erst alle Städte und Fürsten in Schwaben, die zum Bunde gehörten und die nun ftoh fein mußten, mit einer schweren Geldsumme wegkommen zu können. Indessen hatte Johann Friedrich fein Land glücklich wieder erobert und obendrein dem Moritz die meisten feiner Städte weggenommen; aber was der Kaiser thun würde, wußte man nicht. So verging der Winter. Sobald das Frühjahr 1547 anbrach, beschloß Kaiser Karl, den schwachen Johann Friedrich in Sachsen auszusuchen. Dieser stand mit feinem Heere bei Meißen und war so sorglos, nicht einmal Erkundigungen einzuziehen über die Annäherung des Kaisers, und da man ihm versicherte, der Kaiser sei schon ganz in der Nähe, so wollte er es gar nicht glauben, sondern meinte, das sei nur ein herumstreifendes Gesindel des Moritz. Doch ging er endlich über die Elbe, brannte die schöne meißner Brücke hinter sich ab und zog sich auf dem rechten Elbufer hinunter bis Mühlberg. Karl zog ihm am linken Ufer nach. Am Abend vor der Schlacht ritt dieser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend anzusehen. Die breite Elbe flnthete stark und jenseits waren die Feinde; auch hatten diese alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Müller-burschen herbei, der sich anheischig machte, ihnen eine Furt durch

5. Theil 3 - S. 141

1880 - Stuttgart : Heitz
Rudolph Ii. 141 zu halten. Alle Stürme der Türken waren vergebens; 20,000 waren schon vor den Mauern gefallen. Da starb Suleiman plötzlich, vom Schlage getroffen; aber man verbarg seinen Tod, damit das Heer nicht muthlos werden möchte. Indessen hatte sich die Besatzung in das innere Schloß zurückziehen müssen. Drei Tage nach des Sultans Tode stürmten die Türken aufs neue und setzten das Schloß in Brand. Als Zrini keine Rettung sah, versammelte er seine 600 Mann um sich. „Es ist unmöglich," sprach er, „den Platz länger zu behaupten. Ich bin entschlossen, lieber mit den Waffen in der Hand zu sterben, als mich der Gnade der Türken zu ergeben. Denkt ihr wie ich?" Alle stimmten ihm bei. Da verschloß er hinter sich das Thor des brennenden Schlosses, steckte den Schlüssel in die Tasche und versicherte, daß ihm denselben keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle. Den Degen in der Hand stürzte er sich auf die Feinde und wurde endlich durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Mit ihm fiel seine kleine Heldenschaar. Als nun das Feuer den Pulverthurm ergriff, stog das Schloß mit einer großen Menge von Türken krachend in die Luft. Wie unduldsam die Lutherischen damals gegen Andersdenkende waren, zeigte sich recht auf einem Reichstage, den Maximilian in Augsburg (1566) hielt. Eigentlich hatte der Kaiser die Fürsten darum hierher berufen, um sie dahin zu vermögen, ein Heer gegen die Türken aufzubringen. Aber dergleichen Gelegenheiten benutzten die Fürsten gleich, um ihrem Religionshasse freien Lauf zu lassen. Die Lutherischen beklagten sich über die Katholiken, und diese über jene, beide aber über die Resormirteu, die sie überhaupt ganz aus Deutschland vertrieben haben wollten. Nun war kurz vorher, der Kurfürst Friedrich Iii. von der Pfalz zur refor-mitten Kirche übergetreten. Lutherische und Katholiken drangen in den Kaiser, daß er den Kurfürsten doch wegen seiner Religionsveränderung bekriegen möchte. Glücklicher Weise war Maximilian so vernünftig, ihr Ansinnen zurückzuweisen und sie zu bedeuten, daß man jedem bei seinem Glauben lassen müsse. Friedrich ließ nun von seinen Theologen eine Schrift entwerfen, welche die Lehren, zu denen er sich bekannte, enthielt. Man nennt sie den Heidelberger Katechismus. Die Lehre Calvins war darin gemildert vorgetragen. Als Maximilian 1576 starb, war die Trauer allgemein. Unter seinen Söhnen wurde der älteste, Rudolph Ü., zum Kaiser gewählt. Weit mehr als von den

6. Theil 3 - S. 147

1880 - Stuttgart : Heitz
Philipp Ii. von Spamen. Die Niederländer. 147 Die Niederlande bestanden damals aus 17 blühenden Provinzen. Sie waren eine wahre Goldgrube für Spanien; aber ihr Gold lag nicht unter der Erde, sondern im Fleiße der thätigen und geschickten Einwohner. Nirgends gab es eine so große Zahl volkreicher, nahe bei einander liegender Städte; in ihnen allen rührten sich täglich Tausende von fleißigen Händen; ihre Arbeiten gingen über die ganze bekannte Erde und brachten jährlich große Summen ein. Wenn am Feierabend die Gesellen und Arbeiter nach Hause gingen, so war das Gedränge in den Straßen mancher Städte so groß, daß die Aeltern die Kinder in die Häuser nahmen, damit sie nicht erdrückt würden. — Bald nach der Reformation hatte sich auch hierhin die neue Lehre ausgebreitet und großen Beifall gefunden. Zwar hatte Kaiser Karl ein Jnqnisitionsgericht niedergesetzt, und mancher ehrliche Niederländer war am Leben gestraft worden, weil er von seinem neuerworbenen Glauben nicht lassen wollte. Indessen war Karl nur streng, aber nicht grausam und ungerecht, und trotz seiner Strenge machte das Licht der Wahrheit täglich größere Fortschritte. Nun trat Philipp auf. Er schwur den Niederländern: „Ich Philipp, gelobe und schwöre, daß ich ein guter und gerechter Herr sein, daß ich alle Freiheiten, die ihnen von meinen Vorfahren verliehen worden, auch ihre Gewohnheiten, Herkommen und Rechte wohl und getreulich halten und halten lassen, und ferner alles dasjenige üben wolle, was einem guten und gerechten Fürsten und Herrn zukomme. So müsse mir Gott helfen und alle seine Heiligen." — So schwur er, aber er hielt nichts davon. Das Erste, was er in den Niederlanden that, war die Schärfung der schrecklichen Inquisition, um das Gift der neuen Lehre auszurotten; denn es beleidigte seinen Stolz, daß es Menschen gäbe, die einen andern Glauben haben wollten als den f einigen. Er setzte also geistliche Richter nieder, die über jede Abweichung von dem römischen Glauben richten sollten. Der bloße Verdacht war hinreichend, um einen ruhigen Bürger aus dem Kreise seiner Familie herauszureißen. Fand sich ein Schurke, der gegen ihn zeugte, so wurde er, sobald er nicht eingestand, auf die Folter gebracht. Nie erfuhr er, wer fein Ankläger sei. So war also niemand sicher; des Morgens wußte keiner, ob er noch am Abend unter den ©einigen fein würde. Sobald sich ein schlechter Mensch sand, der sich an ihm rächen oder ihn um sein Vermögen bringen wollte, so gab er ihn an, dies oder jenes gegen die römische Lehre gesagt,

7. Theil 3 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Flucht. 49 Aber auch bei Kaiser Karl V. sollte es sich bewähren, keiner stehe so hoch, daß er nicht fallen könnte. Er hatte sich nach Innsbruck in Tirol begeben, wo er die folgenden Jahre sehr eingezogen verlebte und die Gicht ihn sehr quälte, so daß er selten das Zimmer verlassen konnte. Indessen hatte Moritz sich mehrere Male, aber immer vergebens, für seinen Schwiegervater verwendet. Es kränkte ihn tief, daß Karl immer noch beide Fürsten gefangen hielt; auch mochte ihm wohl sein Gewissen sagen, daß er bei den Evangelischen viel wieder gut zu machen habe. Kurz, es wurde allmählich der Entschluß bei ihm reif, den Kaiser mit Gewalt zu zwingen, seine Gefangenen frei zu geben. Karl arbeitete Moritzen selbst in die Hände. Er trug ihm, dem er mehr als jedem Andern traute, auf, die Stadt Magdeburg, über die damals die Reichsacht ausgesprochen war, zu belagern. Nun hatte dieser einen Vorwand, Soldaten zu sammeln. Er zog die Belagerung ein ganzes Jahr lang hin; auch dann ließ er die Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald jenen Grund vorschützte. Mehrere deutsche Fürsten verbanden sich mit Moritz gegen den Kaiser; sie schlossen, um das Gelingen ihrer Unternehmung zu sichern, ein Bündniß mit dem französischen Könige Heinrich Ii. und gaben leider demselben für seine Hülfe die Städte Metz, Tont, Verdun und Cambray Preis. Man warnte den Kaiser; aber dieser äußerte, von Moritz könnte er nichts fürchten; er habe ihm ja nichts anderes als Liebe und Gutes erwiesen. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm, er würde nächstens selbst nach Innsbruck kommen, ließ sich dort eine Wohnung miethen, ja er reiste gar schon dahin ab, wurde aber unterwegs plötzlich krank. Endlich, als alles reif war, brach er auf und flog wie ein Sturmwind herbei, mit solcher Schnelligkeit, daß er beinahe den Kaiser in Innsbruck ereilt hätte. Bei Nacht und Nebel mußte der arme kranke Mann im fürchterlichsten Regenwetter auf und davon. Man setzte ihn, weil er wegen der Gicht weder reiten noch fahren konnte, in eine von Mauleseln getragene Sänfte, leuchtete ihm mit Fackeln vor, und führte ihn so durch Bergschluchten und auf Felsenpfaden nach Kärnthen. So weit war es jetzt mit dem sonst so mächtigen Kaiser gekommen, daß er vor einem deutschen Fürsten die Flucht ergriff! Moritz benutzte seinen Vortheil. Er drang dem Kaiser nicht nur das Versprechen ab, augenblicklich beide gefangene Fürsten frei zu lassen und sich an Moritz nie fachen zu wollen, sondern Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 4

8. Theil 4 - S. 483

1880 - Stuttgart : Heitz
Zeittafel. 483 323—37 Konstantin wird Christ und verlegt den Kaisersitz von Rom nach Constantinopel. 375 Anfang der Völkerwanderung. 395 Theodosius theilt das große römische Reich in das abendländische und morgenländische. 410 Der Westgothe Alarich verwüstet Rom. 419 Stiftung des westgothischen Reichs in Südfrankreich und Spanien. 439 Stiftung des Vandalenreichs in Nordafrika. 449 Die Angelsachsen gehen nach England. 450 Attila, der Hunnenkönig. 455 Geiserich, König der Vandalen, plündert Rom. 476 Untergang des abendländischen römischen Reichs. — Odoaker setzt Romulus Augustnlus ab. Mittlere Geschichte. Erste Periode. 482—511 Chlodwig, K. der Franken, gründet das Frankenreich. 490 Theoderich der Cjroße, König der Ostgothen, wird König von Italien. Gest. 526. 527—65 Justinian. Cr erobert durch seine Feldherren Belisar und Narses das vandalische Reich in Afrika und das ostgothische Reich in Italien. (534. 555.) 568 Die Langobarden kommen nach Italien. Alboin. 622 Muhamed. 711 Tarik führt einen Schwarm Araber nach Spanien über. Niederlage der Westgothen bei Xeres de la Frontera. Chalisat in Spanien. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitiers aus Frankreich zurück. Gest. 741. — Bonifacins, Apostel der Deutschen. Von den Ftiesen erschlagen 755. 752 Pipin, König der Franken. 768—814 Karl der Große. 800 Erneuerung der römischen Kaiserwürde. Zweite Periode. 814—40 Ludwig der Fromme. 843 Durch den Vertrag von Verdun werden Frankreich, Italien und Deutschland geschieden. 862 Gründung des russischen Reiches durch Rurik. 875 Die Karolinger in Italien sterben ans. 911 Die Karolinger in Deutschland sterben aus. — Konrad I. — Eroberungen der Normänner in Frankreich und England. 919 Heinrich I. Das sächsische Kaiserhaus. 933 Niederlage der Ungern bei Merseburg. 936 Otto I. der Große. Die Königin Adelheid. 962 Kaiserkrönung.

9. Theil 2 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 476—1517. Erste Periode. Port dem Untergange des abendländischen Aaiserthums bis zu Rarls des Großen Tod, 476—8*4. 52. Odoaker. — Theoderich. — Justinian und Theodora. — Belisar und Narses, 555. Edoaker war nun König von Italien, Verona seine Residenz. Aber er konnte sich nicht lange seiner Herrschaft freuen. Nach 13 Jahren (489) erschien ein Mächtigerer und warf ihn wieder in den Staub zurück. Das war Theoderich der Große, der Ostgothen König, aus dem Geschlechte der Amaler. Bisher hatten diese Ostgothen an der untern Donau gewohnt und bei jeder Bewegung den griechischen Kaiser zittern gemacht. Mit schwerem Gelde hatte dieser den Gothen Verträge abgekauft, zu deren Sicherung Theoderich, der Sohn des damaligen Gothenkönigs, nach Constantinopel als Geisel gegeben worden war. Da wuchs der treffliche Knabe zum blühenden Jüngling heran und wurde vom Kaiser Zeno sehr ausgezeichnet. Er erhielt reiche Geschenke, wurde sorgfältig unterrichtet und kehrte endlich, 18 Jahre alt, in sein Vaterland zurück, wo alle Stämme ihn als König anerkannten. Aber je mehr Theoderich Ruhm erwarb, desto mehr Besorgnisse empfand der griechische Kaiser. Daher war es ihm wohl lieb, als einst Theoderich vor ihn trat und sprach: „Italien, Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 1

10. Theil 2 - S. 16

1880 - Stuttgart : Heitz
I Iß Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. Propheten halten, und den Sunniten (Türken), welche auch die frühern Propheten anerkennen.*) Von Aegypten hatten die Mauren die ganze Nordküste von Afrika, längs dem mittelländischen Meere, durchzogen, bis an die Straße von Gibraltar. Nun standen sie Spanien gegenüber und blickten manchmal sehnsüchtig hinüber, auch noch dies schöne Land einzunehmen. Hier wohnten damals die Westgothen, die auf beiden Seiten der Pyrenäen (seit 419) ein Reich errichtet hatten. 'Da erschienen westgothische Gesandte und baten die Mauren, hinüberzukommen und ihnen gegen eine Gegenpartei beizustehen; denn es sei ein Streit in der königlichen Familie entstanden. Sie kamen im Namen der Söhne des Königs Witiza, welchen Roderigo vertrieben hatte, um sich selbst auf den Thron zu setzen. Sie hatten sich mit dem Grafen Julian, dem Statthalter von Andalusien, verbunden, und dieser bat nun, mit jenen vereint, die Mauren um Beistand gegen den Kronräuber. Die Mauren ließen sich nicht zwei Mal bitten: geschwind setzte ein Schwarm unter Tarik (711) über, schlug die Westgothen bei Teres de la Fontera, und in kurzem war ganz Spanien in den Händen der kühnen Eroberer aus Arabien. Die Westgothen sahen nun ihre Kurzsichtigkeit zu spät ein und fanden nur in dem nördlichen Gebirge einen kümmerlichen Zufluchtsort. Diese Erfolge munterten die Mauren auf, auch über die Pyrenäen zu gehen und in Frankreich einzufallen. Hier trat ihnen aber ein kräftiger Herzog der Franken entgegen, Karl, mit dem Beinamen Martell oder der Hammer (weil seine starke Hand mit dem Schwerte dareinschlug wie mit einem Hammer). Dieser traf sie mitten in Frankreich, in der Ebene zwischen Tours und Poitiers. Sechs Tage schon währte der Kamps, in welchem die Bogenschützen und leichten Reiter des arabischen Heeres im Vortheil waren; am siebenten Tage führte der Frankenherzog seine schwergerüsteten Schaaren gegen die leichtbewaffneten Feinde. Den ganzen Tag währte das Morden; ohne Erfolg bluteten bereits Hunderttausende; uuerschüttlich standen die Franken; aber auch die Araber sahen mit Verachtung den Tod um sich herum wüthen. Endlich am Abend erhob sich Karl mit seiner Alles niederschmetternden Kraft; er voran, hinter ihm her feine Franken, und was *) Sunniten genannt, weil sie die Sunna, ein zweites Gesetzbuch, von geringerm Ansehen als der Koran, auch annehmen, während die Schiiten (Abtrünnige) dasselbe verwerfen.
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 4
5 1
6 0
7 2
8 0
9 0
10 5
11 2
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 3
24 0
25 1
26 0
27 2
28 1
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 0
36 2
37 9
38 0
39 0
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 1
47 2
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 22
2 3
3 4
4 0
5 0
6 1
7 2
8 8
9 6
10 0
11 0
12 3
13 3
14 9
15 4
16 32
17 131
18 0
19 55
20 4
21 12
22 1
23 60
24 1
25 3
26 8
27 0
28 12
29 6
30 0
31 14
32 0
33 0
34 2
35 11
36 1
37 1
38 3
39 23
40 0
41 3
42 8
43 7
44 0
45 15
46 3
47 0
48 0
49 0
50 0
51 7
52 19
53 0
54 2
55 10
56 4
57 0
58 7
59 3
60 4
61 0
62 0
63 1
64 9
65 9
66 1
67 6
68 5
69 1
70 0
71 5
72 0
73 1
74 2
75 4
76 4
77 43
78 5
79 0
80 0
81 0
82 44
83 4
84 3
85 22
86 6
87 19
88 12
89 3
90 15
91 4
92 59
93 2
94 50
95 2
96 3
97 1
98 40
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 1
3 0
4 1
5 0
6 0
7 2
8 0
9 3
10 8
11 0
12 3
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 6
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 8
27 1
28 0
29 0
30 11
31 1
32 0
33 23
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 34
41 1
42 0
43 3
44 1
45 1
46 1
47 0
48 2
49 7
50 6
51 1
52 1
53 1
54 0
55 11
56 6
57 0
58 6
59 27
60 0
61 1
62 3
63 0
64 0
65 6
66 0
67 1
68 0
69 0
70 0
71 0
72 2
73 4
74 1
75 2
76 0
77 2
78 0
79 1
80 0
81 13
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 8
89 0
90 0
91 10
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 21
101 0
102 5
103 2
104 0
105 0
106 3
107 0
108 0
109 0
110 1
111 3
112 0
113 0
114 1
115 0
116 1
117 0
118 1
119 0
120 0
121 7
122 0
123 3
124 5
125 0
126 0
127 3
128 5
129 0
130 0
131 5
132 2
133 0
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 16
144 1
145 0
146 1
147 0
148 5
149 0
150 3
151 3
152 4
153 1
154 0
155 4
156 3
157 2
158 0
159 0
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 0
166 4
167 0
168 0
169 2
170 0
171 0
172 0
173 3
174 0
175 11
176 1
177 15
178 0
179 2
180 0
181 3
182 7
183 7
184 0
185 0
186 1
187 4
188 0
189 0
190 0
191 5
192 17
193 0
194 2
195 1
196 4
197 0
198 0
199 0