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den Beschauer dieses wundervollen Schauspiels mit Staunen und
Entzücken.
Der Niagara, der aus dem Ericsee entspringt, durch-
strömt zuerst ein weites Becken, wo er sich majestätisch ent-
wickelt. Die Höhen seines linken, sowie die Ebenen seines
rechten Ufers, und die Inseln, welche er umfängt, sind mit den
üppigsten Pflanzen geschmückt. Je näher man aber dem eigent-
lichen Wasserfalle kommt, desto unebener und unwegsamer wird
der Boden, und schon in weiter Ferne hört man den Donner
und das Geräusch der ungeheuren Wassennasse. Bei der Zie-
geninsel, eine ziemliche Strecke vor seinem Sturze, eilt der
Strom in mächtigem Zuge vorbei, und was hier in seine Wellen
geräth, ist unrettbar verloren. Der Strom erweitert sich zu
einer Breite von 4730 Fuss; sein Bett endigt sich plötzlich mit
einem jähen Abhang, und die unermessliche Wassermasse stürzt
sich aus einer Höhe von 167 Fuss in das mit Felsen und Klip-
pen bedeckte Thal hinab, Unter dem mächtigen Sturze erzittert
unaufhörlich die Erde; weithin hört man das schreckliche Ge-
töse und den ununterbrochenen Donner des fallenden Stromes,
und gleichsam in die' feinsten Dämpfe aufgelöst steigt ein Theil
des Wassers wie Bauch und Nebelwolken in die Luft empor,
die Umgegend in weitem Kreise unaufhörlich benetzend.
Auf weiten und mühevollen Umwegen gelangt man an den
Fuss des Wasserfalles, und gewahrt zwischen dem herabstür-
zenden Wasser und der felsigen Wand des Abhanges bedeutende
Höhlen; allein es ist höchst gefährlich unter dem ungeheuren
Wasserstrahle, der unten gegen die Felsenwand einen Bogen-
gang bildet — so weit vorzudringen, als nöthig ist, um in diese
Höhlen hineinbhcken zu können♦
Von unten gesehen zeigt sich der ungeheure Sturz beson-
ders grossartig, und nicht selten lässt die Sonne in den Dutist-
wolken, die aus dem tosenden Wasserkessel aufstäuben, die
Farben des Regenbogens erscheinen.
Kurz. alle Sinne des Zuschauers werden von dem fürch-
terlich schönen Schauspiel von Staunen, Angst und Bewun-
derung eingenommen, und erst in einiger Entfernung gelingt es
ihm, sich von seiner Betäubung zu erholen und sich ungelheilt
der Betrachtung dieses erhabenen Naturwunders zu überlassen.
(ß. nach Mebold.)
Das Goldland Californien.
An der Westgrenze der Vereinigten Staaten liegt cmt stillen
Ocean das bisher wenig bekannte Goldland Californien. Von
/
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
128
tigsten Dinge gelten, als daß man sich die Mühe gibt, über die vernünftigen Ursachen
dessen nachzudenken oder zu fragen, was man nicht begreifen kann.
Aber mit dem Steinregen verhält es sich anders, das ist keine Einbildung;
denn man hat darüber viele alte und glaubwürdige Nachrichten und neue Beweise,
daß bald einzelne schwere Steine, bald viele mit einander von ungleicher Größe mir
nichts dir nichts aus der Luft herabgefallen sind. Die älteste Nachricht, welche
man von solchen Ereignissen hat, reicht bis in das Jahr 462 vor Christi Geburt.
Da fiel in Thracien oder in der jetzigen türkischen Provinz Numili ein großer Stein
aus den Lüsten herab, und seit jener Zeit bis jetzt, also in mehr als 2300 Jahren,
hat es, so viel man weiß, mehr als vierzigmal Steine geregnet; z. B. im Jahr
1492 am 4. November siel bei Ensisheim in Frankreich ein Stein, der 260 Pfund
schwer war; im Jahr 1672 bet Verona in Italien zwei Steine von 200 und 300
Pfund. Nun kann man sich denken, von alten Zeiten sei gut etwas erzählen; wen
kann man fragen, obs wahr sei? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen
alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789, und am 24. Juli 1790 fielen in
Frankreich, und am 16. Juni 1794 in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt,
hoch aus der Lust herab; und den 26. April 1803 kam bei dem Orte l'aigle
(Läg'l) in Frankreich ein Steinregen von 2000 — 3000 Steinen auf einmal mit
großem Getöse aus der Luft.
Sonntags den 22. Mai 1808 sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen.
Der Kaiser von Oesterreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber
anstellen. Dies ist der Elfund:
Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft
einrückte. Die Filialleute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche und
dachten an Nichts. Plötzlich hörten sie drei so starke Knälle, daß die Erde unter
ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur zwölf
Schritte zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach und lauteten
wie anhaltendes Flintenfeuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln.
Das Nöllen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte
daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt käme die Garnison von Telisch mit tür-
kischer Musik; an das Kanoniren dachten sie nichr. Aber während sie vor Ver-
wunderung und Schrecken einander ansahen, fing in einem Umkreis von ungefähr
drei Stunden ein Regen an, gegen welchen kein Mantel oder Mantelsack über die
Achseln schützt. Eine Menge von Steinen, von der Größe einer welschen Nuß bis
zu der Größe eines Kinderkopfes, und von der Schwere eines halben Lothes bis zu ;echs
Pfund, fielen unter beständigem Nöllen und Pfeifen aus der Luft; einige senkrecht,
andere wie in einem Schwünge. Viele Leute sahen zu, und die Steine, welche so-
gleich nach dem Fallen aufgehoben wurden, waren warm. Die ersten schlugen nach
ihrer Schwere tief in die Erde, einer wurde sogar zwei Fuß tief herausgegraben;
die späteren ließen es beim nächsten bewenden und sielen nur auf die Erde. Ihrer
Beschaffenheit nach waren sie inwendig saudartig und grau, und von außen mit
einer schwarzen, glänzenden Ninde überzogen. Die Zahl derselben kann Niemand
angeben. Viele mögen in das Fruchtfeld gefallen sein und noch in der Erde ver»
borgen liegen. Diejenigen, welche gesunden und gesammelt wurden, betragen au
■ Gewicht zwei und einen halben Ccutuer. Alles dauerte sechs bis acht Minuten, und nach
Iv. Steinregen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Christi Thracien Ensisheim Frankreich Verona Italien Frankreich Italien Frankreich Oesterreich
T
150
diese Wagen und wandernden Kamine, dieser Dampf und dieses Brausen, und das
Gedränge, um Platz zu erhalten, der taktmäßige Gang der Maschinen und das Pfeifen
und Zischen des ausgelassenen Dampfes, Alles verstärkt den Eindruck, und ist man
hier zum erstenmal, so denkt man ans Umwerfen, ans Arm- und Bcinbrechen, oder
aus Zerquetschen und Zusammenstoßen mit einer andern Wagenreihe; ich glaube
aber, es ist nur das erstemal, daß man daran denkt.
Das Reisen auf der Eisenbahn ist das wohlfeilste, so daß auch Arme mitfahren
können, indem es ihnen weniger theuer wird, als wenn sie den langen Weg gehen,
in Wirthshäusern einkehren und auf der Reise übernachten sollten.
Man setzt sich in die gemächliche Kutsche, der Couducteur macht die Thür hinter
uns zu, wir können das Fenster herunterlassen, können frische Luft genießen, ohne
eine Unannehmlichkeit von Luftdruck zu befürchten; es ist wie in jedem andern Wagen,
nur weit gemächlicher.
Die erste Empfindung ist eine ganz leise Erschütterung der Wagen, und nun
sind die Ketten gespannt, welche dieselben zusammenhalten; die Signalpfeife läßt
sich hören, und die Fahrt beginnt, erst langsam, die ersten Schritte geht es saust,
als ob eine Kinderhand den Wagen zöge. Die Schnelligkeit nimmt allmählich z»;
und man weiß nicht recht, ob die Fahrt schon angefangen hat, denn der Wagen
gleitet wie ein Schlitten auf dem ebenen Schneefeld. Du siehst zum Fenster hinaus
und entdeckst, daß du einherjagst wie mit galoppirenden Pferden; es geht noch schneller,
und du scheinst zu fliegen.
Fährt man durch flache, bevölkerte Länder, so ist es, als ob Stadt dicht an
Stadt läge; jetzt kommt eine, jetzt wieder eine! Man kann sich recht den Flug der
Zugvögel denken; so müssen sie die Städte hinter sich lassen. Die Fuhrwerke, die
man auf den Straßen sieht, scheinen still zu halte»; die Pferde vor den Wagen
heben die Füße, scheinen sie aber wieder auf dieselbe Stelle niederzusetzen, und dann
sind wir schon längst vorbei.
Jeden Augenblick ist man an einer neuen Station; wo Reisende abgesetzt und
wieder aufgenommen werden sollen; hiedurch wird die Fahrt verzögert; man hält
-einige Minuten an;
gtvc die Wagcnreihe
dann jagt man weiter und ist in kurzem wieder unter Dach,
■
77//Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Job. 14, 6.
Ein Christ, der diesen Weg kennet und schon angefangen hat,
darauf zu gehen, soll und darf nicht zweifeln und zagen wie jene,
die nicht an Christum glauben und den Reim führen:
Ich kt', und weiß nicht wie laug, ^
Ich sterb, und weiß nicht wann, ,
Ich fahr, und weiß nicht wohin,
Mich wundert, daß ich fröhlich bin.
Der Christ kann diesen Reim getrost umkehren und also sagen:
Ich leb, und weiß wohl wie lang,
Ich sterb, und weiß wobl wie und wann,
Ich fahr, und weiß gottlob! wohin.
Mich wundert, daß ich traurig bin!
, ' - y
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169
der Boden, die Wände, die Decke. Der Gang ist dadurch entstanden, daß lange Zeit
hier nach vornen und nach hinten einige Männer gearbeitet haben, das Salz heraus-
zuhauen. Solcher Stollen mögen noch mehrere im Bergwerke sein; wir hatten ge-
nug, den einen gesehen zu haben, und stiegen noch tiefer hinunter. Da hatten wir
nun einen großartigen Anblick. Wir standen in einem Gewölbe, hoch wie eine an-
sehnliche Kirche, getragen von mächtigen Säulen und unabsehbar in die Länge sich
ausdehnend, ein Tempel Gottes tief unten im Schooße der Erde, wo der betende
Bergmann in besonderem Sinne sprechen kaun: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu
dir!" (Ps. 130, 1.), und wo sich dem Gemüthe mächtig das Wort ansdringt: Alles,
was er will, das thut der Herr, im Himmel, auf Erden, im Meer und in allen
Tiefen. (Ps. 135, 6.) Ja, es drängt das Herz, hier unten von dem lieblichen Lichte
der Sonne und von menschlicher Hülfe so fern, in der Einsamkeit, wo Jeder allein
vielleicht hundert Schritte vom Andern den ganzen Tag über sein Geschäft verrichtet,
zum Herrn sich zu erheben und seiner allgegenwärtigen Liebe und Macht gläubig zu
gedenken, und ich meine, wenn einer, so muß der Bergmann ernsten Sinnes und
eifrig im Beten werden. Zwar so blendend und glänzend, wie wir ihn uns zuvor
vorgestellt hatten, war der Anblick hierunten nicht; denn die Salzfelsen, aus denen
Boden, Säulen und Decke bestehen, find hier nicht weiß, wie unser Kochsalz, sondern
grau, mit Thon vermengt und durch Pulverdampf geschwärzt, und ihr Glanz ist nur
matt; aber der ungeheure Raum tief unten in der Erde und die große Menge des
für Menschen und Vieh unentbehrlichsten Gewürzes, mit der Gott von der Schöpfung
her für alle Geschlechter gesorgt hat, stimmen unser Gemüth zur Bewunderung. In
diesen Hallen wandelnd, kamen wir bald zu einem Bergmanne, der beim schwachen
Grubenlichte wie ein Steinhauer arbeitete und sich abmühete, ein Stück vom Salz-
felsen nach dem andern wcgzuschlagen. Glück auf! sagten wir vorübergehend; er er-
wiederte: Glück aus! und arbeitete fort. Bald vernahmen wir den Nus: Beim Schil-
ling brennts: Da sagte der Obersteiger: Wir müssen stehen bleiben. Der Bergmann
Schilling sprengt mit Pulver den Salzfelsen und hat nun, nachdem er ein tiefes Loch
in den Felsen gehauen, dieses mit Pulver gefüllt und den zu dem Pulver führen-
den Schwefelfaden angezündet hat, vorschriftmäßig durch seinen Nus gewarnt, daß
Niemand in die Nähe komme, bis die Wirkung des Pulvers vorüber ist. Nicht
lange stand es an, so hörten wir einen Knall, wie einer Kanone, und der
Obersteiger sagte: Nun wollen wir hingehen und sehen, ob der Manu glücklich ge-
wesen ist. Eben als wir in die Nähe kamen, kam dieser hinter einer dicken, breiten
Säule hervor, hinter welcher er sich geschützt hatte; Glück auf! rief er, und freute
sich mit uns über die gewaltigen Salzstücke, welche durch die Gewalt ves Pulvers
vom Felsen getrennt und rings herum geworfen worden waren. Diese Salzstücke
werden nachher auf dem Hund, einer Art von Karren, entweder zu dem großen
Wasserbehälter in der Tiefe geführt und hineingeworfen oder zu dem Touncnschachte
und in der Tonne hinaufgehaspelt. Wir kamen bald zu einem ausgetrockneten See,
einem weiten Becken, in welches früher das unterirdische süße Wasser geleitet worden
war, das Salz aufzulösen, das aber nun verlassen worden ist, während in ein an-
deres weites Loch, zu dem wir nachher kamen, das Wasser geleitet wird, in welchem
die gesprengten Salzstücke ausgelöst werden. So entsteht die gesättigte Soole, das
Salzwasser, das nahezu i8/100 Theile Salz enthält. Diese Soole wird durch ein
Pumpwerk hinausgeschafft und von Wilhelmsglück zwei Stunden weit durch hölzerne
oder eiserne Teichel in die Saline zu Hall geleitet, wo durch Sieden das Wasser
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108
— und das kam von Menschen. Dazwischen hinein vernahm ich
ein Seufzen und Stöhnen, wie mans sonst nicht hört; es klang wie
schmerzliches Bitten und jammervolles Klagen, wie ein Beten sprach-
loser Kreatur zu ihrem Schöpfer und Herrn, und das kam von
Thieren. Jetzt traten mir alle die armen, geplagten Pferde vor
die Augen, denen dieser Weg der tägliche Kreuz- und Jammerpfad
ist, auf dem sie von ihren Herren und deren Knechten erst muth-
willig verdorben, und dann, wenn sie verdorben sind, unbarmherzig
mißhandelt und zu Tod getrieben werden; die ausgehungerten und
abgearbeiteten Gerippe, denen der hohe, schwankende Bretterwagen
von der Donau zum Neckar sein klägliches Jammerlied nachseufzt,
die wundgetriebenen Geschöpfe, denen das Kummet oder der Sattel
im frischen Fleische spielt, die erbarmungswürdigen Trippler vor den
vollbepackten Kutschen, denen bei jedem Schritt das Knie zittert,
und deren Auftreten so jammervoll bescheiden ist, als brennte ihnen
der Boden heiß unter den Husen, — nun der Hauderer hält sie ja
hübsch aufrecht durch Zerren und Herausreißen und Peirschenmah-
nungen, von einer Station zur andern, von Stuttgart nach Ulm,
und von Ulm nach Stuttgart, und ist das Thier hin, denkt er, so
ist ja nicht viel hin! — Hier, wo der Güterweg neben hinein geht,
war es, wo ich vor nicht langer Zeit einen Fruchtwagen hinunterfah-
ren sah; der Wagen war vollgeladen, der Knecht aber noch voller
und hatte sich vermuthlich zu lang aufgehalten, so mußte es denn im
hellen Galopp von der Stadt hinausgefahren sein; die jungen Rosse
waren ganz außer sich über dem wilden Hetzen und der unordentlichen
Führung, und da sie nicht wußten, wo es brannte, folgten sie hier,
wohin der Bursche zerrte, nemlich den Stich daneben hinunter, und
drunten steckte jetzt der Wagen. Was gabs da für ein Peitschen über
die Köpfe, Prügeln auf die Knochen, Mißhandeln und Schreien über
die Thiere hinein! Warum? Weil sie in aller Unschuld gefolgt
waren, wohin der tolle und volle Führer sie gerissen, und weil sie
vermuthlich hätten besser als er verstehen sollen, was sich gehörte. —
Und komme ich dort nicht an das Brücklein, wo ich unlängst aufge-
halten wurde, weil an einem Güterwagen ein alter, abgedienter Gaul
gefallen war? Zweimal versuchte das Thier auf den kräftigen Zu-
spruch der Peitsche sich wieder aufzuraffen, um in seinen harten Dienst
zurückzukehren, aber unmächtig stürzte es wieder zusammen; und nun
— wenn ich nur den Menschen wieder aus meinem Sinn bringen
könnte, der jetzt mit seiner heiseren Stimme über das in seinem Dienst
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der Boden, die Wände, die Decke. Der Gang ist dadurch entstanden, daß lange Zeit
hier nach vornen und nach hinten einige Männer gearbeitet haben, das Salz heraus-
zuhauen. Solcher Stollen mögen noch mehrere im Bergwerke sein; wir hatten ge-
nug, den einen gesehen zu haben, und stiegen noch tiefer hinunter. Da hatten wir
nun einen großartigen Anblick. Wir standen in einem Gewölbe, hoch wie eine an-
sehnliche Kirche, getragen von mächtigen Säulen und unabsehbar in die Länge sich
ausdehnend, ein Tempel Gottes tief unten im Schooße der Erde, wo der betende
Bergmann in besonderem Sinne sprechen kann: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu
dir!" (Ps. 130, 1.), und wo sich dem Gemüthe mächtig das Wort ansdringt: Alles,
was er will, das thut der Herr, im Himmel, auf Erden, im Meer und in allen
Tiefen. (Ps. 135, 6.) Ja, es drängt das Herz, hier unten von dem lieblichen Lichte
der Sonne und von menschlicher Hülfe so fern, in der Einsamkeit, wo Jeder allein
vielleicht hundert Schritte vom Andern den ganzen Tag über sein Geschäft verrichtet,
zum Herrn sich zu erheben und seiner allgegenwärtigen Liebe und Macht gläubig zu
gedenken, und ich meine, wenn einer, so muß der Bergmann ernsten Sinnes und
eifrig im Beten werden. Zwar so blendend und glänzend, wie wir ihn uns zuvor
vorgestellt hatten, war der Anblick hierunten nicht; denn die Salzfclsen, aus denen
Boden, Säulen und Decke bestehen, sind hier nicht weiß, wie unser Kochsalz, sondern
grau, mit Thon vermengt und durch Pulverdampf geschwärzt, und ihr Glanz ist nur
matt; aber der ungeheure Raum tief unten in der Erde und die große Menge des
für Menschen und Vieh unentbehrlichsten Gewürzes, mit der Gott von der Schöpfung
her für alle Geschlechter gesorgt hat, stimmen unser Gemüth zur Bewunderung. In
diesen Hallen wandelnd, kamen wir bald zu einem Bergmanne, der beim schwachen
Grubenltchte wie ein Steinhauer arbeitete und sich abmühete, ein Stück vom Salz-
selsen nach dem andern wegzuschlagen. Glück auf! sagten wir vorübergehend; er er-
wiederte: Glück auf! und arbeitete fort. Bald vernahmen wir den Nus: Beim Schil-
ling brennts! Da sagte der Obersteiger: Wir müssen stehen bleiben. Der Bergmann
Schilling sprengt mit Pulver den Salzfelsen und hat nun, nachdem er ein tiefes Loch
in den Felsen gehauen, dieses mit Pulver gefüllt und den zu dem Pulver führen-
den Schwefelsaden angezündet hat, vorschristmäßig durch seinen Ruf gewarnt, daß
Niemand in die Nähe komme, bis die Wirkung des Pulvers vorüber ist. Nicht
lange stand es an, so hörten wir einen Knall, wie einer Kanone, und der
Obersteiger sagte: Nun wollen wir hingehen und sehen, ob der Mann glücklich ge-
wesen ist. Eben als wir in die Nähe kamen, kam dieser hinter einer dicken, breiten
Säule hervor, hinter welcher er sich geschützt hatte; Glück auf! rief er, und freute
sich mit uns über die gewaltigen Salzstücke, welche durch die Gewalt des Pulvers
vom Felsen getrennt und rings herum geworfen worden waren. Diese Salzstücke
werden nachher auf dem Hund, einer Art von Karren, entweder zu dem großen
Wasserbehälter in der Tiefe geführt und hineingeworfen oder zu dem Tonnenschachte
und in der Tonne hinaufgehaspelt. Wir kamen bald zu einem ausgetrockneten See,
einem weiten Becken, in welches früher das unterirdische süße Wasser geleitet worden
war, das Salz aufzulösen, das aber nun verlassen worden ist, während in ein an-
deres weites Loch, zu dem wir nachher kamen, das Wasser geleitet wird, in welchem
die gesprengten Salzstücke aufgelöst werden. So entsteht die gesättigte Soole, das
Salzwasser, das nahezu i8/100 Theile Salz enthält. Diese Soole wird durch ein
Pumpwerk hinausgeschafft und von Wilhelmsglück zwei Stunden weit durch hölzerne
oder eiserne Teichel in die Saline zu Hall geleitet, wo durch Sieden das Wasser
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Dankbarkeit gegen Gott:
schwebte. Kaum hatten mich meine Gefährten aus dem
Gesichte verloren, als sie mir angstvoll von der Ferne zurie-
fen, und auf mein Jägerzeichen, daß ich noch lebe, mir
versprachen, Alles zu meiner — obgleich unwahrschein-
lichen Rettung zu wagen. — Hülföbcgierig liefen nun
die Lieben fast so schnell als die Gemsen, eine Meile
.weit, zu der nächsten Senn-Hütte zurück, während ich
zwischen Furcht und Hoffnung, auf meine ausgebreite-
ten Arme und Schenkel an die Felswände gestützt, über
dem Waffer schwebte. Ich sank aber alle Augenblicke
tiefer; schon war ich bis an die Kniee in den Eisstrom
gesunken, war von dem Drucke der Luft beynahe er-
stickt, und vor Kälte fast erstarret, und erwartete nichts
anders als den Tod. Nach Verfiuß einiger Stunden
hörte ich meine Gefährten mir zurufen. Auf meine Ant-
wort ließen sie mir einen Strick herunter, den sie, in
Ermangelung eines Seiles, in einer benachbarten Hütte
aus einer in Riemen geschnittenen Bett-Decke zusammen-
geknüpft halten. Mit vieler Mühe band ich mir densel-
den endlich um den Leib. Nun zogen sie mich mit ver-r
einten Kräften so weit aus dem Spalte herauf, daß sie
mich beynahe mit den Händen erreichen konnten; aber
plötzlich zerriß der Strick, und ich, mit dem einen Theile
des Strickes um den Leib, glitschte unaufhaltbar eben
so rief als vorher, in die Firne hinunter. Jetzt war die
Noth aber noch größer, nicht nur weil der Strick um
so viel kürzer geworden war, sondern weil ich auch noch
bey diesem zweyten Falle meinen Arm entzwey gebrochen,
und also um so viel kraftloser geworden war, selbst das
Nöthige zu meiner Rettung beyzutragen. Allein noch
entfiel weder meinen Gefährten noch mir der Muth; un«
ermüdet schnitten sie die Riemen noch einmal entzwey,
und verlängerten so den Rettungs-Strick. Dann warfen
sie mir denselben zum zweytenmal hinunter; und ich,
von Gott gestärkt, war auch mit gebrochenem Arme lenk-
sam und behende genug, den Strick um den Leib zu
knüpfen, und noch einmal meine Rettung zu versuchen.
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35t
Peloponnesischer Krieg.
in hohem Grade übervölkert hatte. Eine Sonnenfinster«
niß vermehrte die Bestürzung, als eben Periktes mit
der Flotte absegeln wollte. „Ist dieß ein Unglück?"
fragte er seinen Steuermann, indem er ihm den Man-
tel vors Gesicht hielt, und setzte, wie derselbe mit
Nein antwortete, gelassen hinzu: „warum also wird es
ein Unglück seyn, wenn ein größerer Körper die Sonne
verdunkelt?» Allein er konnte wenig ausrichten, denn die
Pest wüthete nicht minder auf den Schiffen. Jetzt über-
wogen seine Feinde: man schickte umsonst Friedensboten
nach Sparta, schloß im Grimme den einzigen Mann, wel-
cher helfen konnte, von der Staatsverwaltung aus, und
verurtheilte ihn sogar zu einer Strafe von 15 Talenten.
Sein älterer Sohn Lanthippus, seine Schwester und die
meisten Blutsverwandten sanken nacheinander ins Grab: er
blieb standhaft; nur als er dem letzten rechtmäßigen Sohne
Paralus den Todtcnkranz aufsehte, floß sein männliches
Auge von Thränen über. Die Athenienser bereuten ihre
Undankbarkeit, und trugen ihm die Staatsgeschäfte aufs
Neue an: mit Ueberwindung erschien er wieder vor der
Menge; das Volk bat ihn um Verzeihung; die Nachricht^
Potidäa sey in die Hände der Athenienser gefallen, lief
ein: da ergriff auch ihn die schreckliche Krankheit. Weh-
müthig riefen sich seine Freunde, als er bereits in dum-
pfem Schlummer zu liegen schien, das Große alles ins
Gedächtniß, was er vollbracht habe, Plötzlich schlug er
sein Auge auf, und erhob sein Haupt. „Vergeßt das
Einzige nicht, worauf ich in Wahrheit stolz bin: daß kein
Athenienser durch mich veranlaßt wurde, Trauerkleider an-
zulegen!" So endete er im Jahre 429, und mit ihm
neigte sich der Glücksstern seiner Vaterstadt zum Unter-
gänge.
Die Krankheit selbst, welche den Perikles vom Ruder
des Staates wegraffte, hatte, wie Thucydides versichert,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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68
Drittes Hauptstück.
der Schrift des Bramanen Ramahnn Roy, „kommen im«
mer einige Kapitel vor, welche astronomische oder medi-
cinische Lehren, manchmal etwas aus der Kriegskunst
enthalten; daun folgen allerlei Allegorien über die Attri-
bute des höchsten Wesens, indem gewisse irdische Dinge
als Offenbarungen der Urkraft erscheinen und zugleich
eine Anweisung gegeben wird, wie man diese Dinge un-
mittelbar oder vermittelst des Feuers zum Gegenstände
der Verehrung machen soll. In den folgenden Kapiteln
wird stets wieder darauf hingeleitet, daß man keine Vielheit
im Göttlichen denken dürfe, und der Betende lind Leh-
rende wird belehrt, wie die Anbetung der Attribute auf
den eigentlichen Gegenstand zurückzuführen sey." Als Be.
leg für das Gesagte lese man folgende Worte eines Ge-
betes: „Der Weise erkennt das geheimnißvolle Wesen,
in welchem ewig das All ist, als ruhend auf ihm, seiner
einigen Stütze. In ihm ist das Weltall verschlungen,
aus ihm tritt es heraus, in die Geschöpfe ist cs, sie
durchdringend, verwoben mit manchfaltigen Formen des
Daseyns. Drum feire Jeder, der die heiligen Schriften
durchforscht, das unsterbliche Wesen — dann geht des
Himmels, der Erde, des höheren Luftkreises Wesen dem
Opferer auf, die Welten erkennt er, des Raumes Größe
und der Sonne Scheibe thun sich ihm auf, dann schaut
er dieß Wesen, dann wird er zu diesem Wesen und wird
Eines mit ihm. Darum bet' ich zuerst um Weisheit. —
Mögen Feuer und Papadschati verständige Weisheit mir
einfloßen, möge Indra und die Luft in Gnaden Erkennt-
niß mir schenken, möge die leitende Vorsehung das rich-
tige Verständniß mir geben! — Mögen Priester und
Krieger beide mein Gedeihen theilen! — Mögen die
Götter mir die höchste Seligkeit verleihen! Dir, der du diese
Seligkeit bist, dir sey diese Darbringung in Kraft dargebracht!"
Unverkennbar weht hierin ein ganz andrer Geist als in
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Rom auf dem Wege zur Herrschaft über Italien. 597
ger von viereckiger Form und 4 Thoren geschlagen, wo-
zu voransgesandte Leute den geeigneten Platz absteckten.
Denselben umgab man mit einem Graben und einer 3
bis 4 Fuß hohen Brustwehr dicht eingerammelter Schanz-
pfähle. Beim Einrücken schwuren die Soldaten dem
Tribun, nichts zu stehlen, und alles Gefundne ihm vor-
zuzeigen. Die Zelte aus Stierhäuten waren so pünktlich
in Gassen und nach Truppengattungen vertheilt, daß auch
bei plötzlichen Vorfällen keine Unordnung entstehen konnte.
Das zur Schlacht ausgestellte Heer bildete ursprünglich
eine Art von Phalanx, deren Glieder nach Klassen und
Centurien aufeinander folgten. Allmählig machte man
die Phalanx durch Zerfällung in mehrere Haufen bewegli-
cher, und um 560 finden wir die berühmte dreifache
Schlachtordnung. Voran standen die Hastati, Soldaten
in der Blüthe des Alters, mit Helm und Brustharnisch,
mit Schwert, Dolch und zwei Wurfspießen, einem leich-
tern und einem schwereren. Der Wurfspieß oder das
Pilum hatte vierthalb bis fi'ebcnthalb Fuß Länge, konnte
auch zum Stoße gebraucht werden, und ließ, wenn man
ihn herauszvg, vermöge seiner Widerhacken schwere Wun-
den zurück. Das zweite Treffen bildeten die ähnlich und
mit dem Degen bewaffneten Principes, welche aus den
wohlhabendsten Bürgern zusammengesetzt waren. Solang
das erste oder zweite Treffen focht, ruhten die Triam,
alte, erprobte, mit der gewichtigen Lanze bewehrte Krie-
ger, aus dem rechten Knie; geschlagen zogen sich beide Treffen
hinter sie durch ihre Reihen zurück; denn zwischen jedem
Mann und jedem Glicde mußten 3 Fuß Zwischenraum
seyn. Die Legion, deren Hauptfahne ein silberner Adler
war, zählte anfänglich 5,000 Fußgänger und 500 Reiter,
zur Zeit des Polybius 4,200 Mann, oder auch 5,000
zu Fuß und 300 bis 400 Reiter, oder 5,200 zu Fuß
und 400 zu Pferd, oder sogar 6,200 zu Fuß. Da wc-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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