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1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 168

1916 - Stuttgart : Franckh
168 von Les Eparges die Hölle der Artillerie, das Fegseuer von stinkenden Handgranaten und die Sturmangriffe von immer neu vorflutenden Jn-fanteriewellen auszuhalten. Und so bis zum 5. Juni! Aber alles war vergebens. Keine Handbreit des eroberten Landes ließen sich unsere Getreuen entreißen. — Nicht minder schwer waren während der ganzen Zeit die Kämpfe im Priesterwald. Dieses echt lothringische Waldgestrüpp mit seinem seltsamen Namen, das in einer Ausdehnung von etwa acht Kilometern nach allen Steiten nordwestlich von Pont ä Mousson liegt, ist durch seine erbitterten, während des ganzen Sommers 1915 hin und her wogenden Kämpfe so berühmt geworden, daß Nichtkenner das ganze Ringen zwi-schen Maas und Mosel irrtümlich zusammenfaßten in den Namen der Kämpfe im Priester-wald. Und doch ist er nur der kleine südöstlichste Winkel des Schlachtenvierecks zwischen Maas und Mosel. Aber die Wut und der Ingrimm des Ringens haben diese Stätte, die früher wohl ein Heim der keltischen Priester war, wie von neuem geweiht. Der „Todeswald" heißt er bei den Feldgrauen und auch der „Witwenwald". Die Franzosen dagegen sagen, wie immer zur Größenkrankheit geneigt, „unser Wald", genau wie sie vom wiedereroberten Elsaß sprechen, weil sie noch nicht einmal ein Zwölftel davon in Händen haben. Bei Norroy steigt steil aus dem Moseltal ein Höhenkamm, von Schluchten durchlüftet und mit dichtem Unterholz bekleidet, der westsüdwestlich verläuft und im Croix des Carmes seinen höchsten Punkt erreicht. Auf diesem Hvhenrük-ken und westlich davon lagen bis in den Sommer 1915 die deutschen Stellungen. In zäher Sappenarbeit hatten die Franzosen ihre Gräben langsam vorgeschoben, bis es ihnen im Juni gelang, aus dem westlichen Teil des Höhenrückens Fuß zu fassen. Hinab mit ihnen! Das war die Losung, die wochenlang durch die deutschen Gräben ging. Das Unternehmen war nicht leicht und bedurfte genauer Vorbereitung. Am 4. Juni bei Tagesanbruch begann der vorbereitende Angriff. Eine Gruppe von fünf französischen Blockhäusern, die beim Hauptsturm hätte gefährlich werden können, wurde samt der Besatzung in die Luft gesprengt, nachdem es gelungen war, die erste der sieben hintereinander ausgebauten französischen Stellungen im östlichen Waldteil zu stürmen. Nachmittags wurde in einem unerhörten Anlauf der Hauptangriff ausgeführt, der bis zum Abend alle französischen Stellungen in einer Breite von anderthalb Kilometer, dazu tausend unverwundete Gefangene, drei Geschütze, sieben Minenwerfer, sieben Maschinengewehre und einen reich ausgestatteten Pionierpark in unseren Besitz brachte. Unter den Gefangenen befanden sich auch Neger der französischen Insel Reunion als „Mitkämpfer für europäische Zivilisation und Kultur". Die deutschen Verluste erreichten, alles in allem genommen, noch nicht einmal die Zahl der unverwundeten französischen Gefangenen. Dieser Sieg im Priesterwald war die letzte Kampfhandlung großen Stils im vergangenen Sommer. An täglichen Feuerüberfällen fehlte es zwar nie, die üblichen Grüße mit Handgranaten und Wurfminen wurden immer wieder ausgetauscht bis in den Spätherbst, wo das letzte spärliche Laub aus den zersetzten Kronen des Priester-waldes siel; aber von dem Gedanken, daß er nur die Zange hinter St. Mihiel zusammenzudrücken brauche, um eine deutsche Armee außer Gefecht zu setzen, davon war der General Dubail nun doch endgültig abgekommen. Was aber aus dem Kampsgebiet im Jahr 1915 geworden ist, das läßt sich nur ahnen, nicht aber beschreiben. Im Priesterwald und in den aus der Südfront liegenden Gehölzen von Apre-mont, sowie im Bois Bruls bei Ailly hatten deutsche und französische Granaten nur allzu gründlich nachgeholt, was mangelnde Forstkultur während langer Jahrzehnte versäumt hatte. In dichten Hausen von Prügelholz liegt überall das Gestrüpp fußhoch auf dem Waldboden. Wie leere, fahle Hopfenstangen stehen die früher dichten Buchen und Eichen da. Von surrenden Schrapnellkugeln und -Zündern und von singenden Gewehrgeschossen ist alle Rinde abgesprengt. Wo eine Granate den Stamm traf, da ragt ein borstiger Riefenpinfel in die Lust; die seltenen Nadelholzbäume aber find oben kreisförmig ausgefasert wie Palmen. Aber auch die Wurzeln haben Granaten und Minen nicht geschont, und mancher Stamm liegt umgekehrt und reckt feine Wurzelarme hilflos in die Luft. Nicht minder grauenvoll sieht es aus im Kampfgelände bei Combres und bei Les Eparges. Ein Chaos von Steingeröll und Felsplatten, Baumstümpfen 'und Gestrüpp, von Knäueln zerschossenen Stacheldrahts und von vernichtetem Kriegsgerät aller Art überdeckt das Schlachtfeld, und große Sprengtrichter zerreißen die Erde fchiuchtartig. Auch das ist eben ein Neues beim Monate und Jahre lang dauernden Stellungskrieg, daß er gründlicher als die schwerste Schlacht im Bewegungskamps es vermöchte, das Gelände verwüstet und entseelt. □ □

2. Neue Zeit - S. 37

1897 - Stuttgart : Neff
37 Edikt nur in den burgundisch-österreichischen, den kurbr anden- burgischen, den herzoglich sächsischen und bayrischen Landen vollstreckt, selbst in manchen geistlichen Territorien wurde es nicht einmal publiziert; das Zensurgebot erwies sich als machtlos. Luther war auf Befehl seines Kurfürsten durch einen schein- bar gewaltsamen Ueberfall auf die Wartburg verbracht worden, wo er als „Junker Georg“ lebte und neben mancher Streitschrift und theologischen Einzelabhandlung seine Bibel- verdeutschung mit der Uebersetzung des Neuen Te- staments nach der Erasmus’schen Ausgabe begann (erste Aus- gabe September 1522; erste vollständige und zugleich revidierte Bibelausgabe 1534). Er kehrte aber schon März 1522, for- mell gegen den Befehl seines Kurfürsten und unter stolzer Ab- lehnung des Fürstenschutzes, nach Wittenberg zurück; hier waren, zum Teil durch Karlsstadt, kirchliche Neuerungen, die nach Luthers Ansicht verfrüht und den „Schwachen“ gegenüber rücksichtslos waren, begonnen, zuletzt durch den Einfluss der „Zwickaueru auch die Kindertaufe in Frage gestellt und andere „schwärmerische“ Ideen vertreten worden. Der Ueberstürzung und der Schwarmgeisterei tliat er durch seine Predigten Einhalt. Nürnberger Reiehsregiment und Reichstage. Sickingens Untergang. Herzog Georg von Sachsen bemühte sich beim Nürn- berger Reichsregiment, das nie vollzählig und, nicht ohne Mit- schuld der Habsburger, niemals gehörig mit Gehalt und Mitteln ver- sehen war, wiederholt vergeblich um ein Einschreiten gegen Luther. Selbst dem masslos heftigen Pamphlet gegenüber, das Luther gegen den damaligen Verbündeten des Kaisers, Heinrich Viii. von England, als Antwort auf dessen Streitschrift zu Gunsten der sieben Sakramente („defensor fidei“) richtete, hatte es nur Bedauern. Der (von Luther entschieden missbilligte) Angriff Sickingens auf Erzbistum und Stadt Trier, der die Säkularisation der geistlichen Territorien zu Gunsten des Ritter- tums (Rittertag in Landau) und wohl für Sickingen selbst die Er- werbung eines Kurfürstentums einleiten sollte, scheiterte (Mitte September 1522), worauf das Reichsregiment die Reichsacht über ihn und alle seine „Anhänger und Vorschieber“ verhängte. Auf dem (zweiten) Nürnberger Reichstag, November 1522 bis Februar 1523, war die Mehrheit Luther abgeneigt, aber trotz- dem setzte Chieregati, der Legat des Papstes Hadrian Vi. (Januar 1522 bis September 1523, geborener Niederländer, Er- zieher Karls und Regent Spaniens während dessen erster Anwesen- heit in Deutschland) die von Ferdinand unterstützte Forderung nicht durch, dass das Wormser Edikt gegen Luther unverzüglich ausgeführt werde. Hadrians ehrlich gemeinte Zusagen einer

3. Neue Zeit - S. 56

1897 - Stuttgart : Neff
Das Marburger Religionsgespräch (Oktober 1529) führte zu keiner Einigung in der Auffassung des Abendmahls; die auf Bemühen des Landgrafen und der Schweizer verein- barten 14 Marburger Artikel konnten die dogmatische Grundlage einer Einigung nicht bilden, da ihre von Luther bald darauf vor- genommene Umformung in die 17 Schwabacher Artikel, die den Gegensatz gegen den Zwinglianismus scharf hervorhoben, vom Kurfürsten als unerlässliche Bedingung einer Einigung aufgestellt, aber von den meisten oberdeutschen Städten abgelehnt wurde; nur Nürnberg, Reutlingen und Heilbronn waren zur Annahme bereit. Der Türkenkrieg’. Zäpolga, der enge Verbindungen auch mit Franz I. unterhielt, hatte sich mit Soliman verbündet und huldigte Soliman, als dieser mit einem 20000u Mann starken Heer erschien, auf dem Schlachtfelde von Mohacs. Von Ofen aus, das ein kleines Häuflein deutscher Landsknechte sechs Tage lang verteidigt hatte, erschien Soliman 26. September 1529 vor Wien; nach zweimaligem vergeblichen Sturm zog er aber Mitte Oktober wieder ab und setzte in Ofen Zäpolya als König ein. Die Anfang September in Krems gesammelte Reichsarmee hatte nichts zur Entsetzung Wiens geleistet. Luther hatte in einer „Heerpredigt wider die Türken“ zu einem allgemeinen National- krieg aufgefordert; Sachsen hatte gerüstet, aber Hessen nicht. § 21. Der Augsburger Reichstag. Karl hoffte die Unterdrückung der Ketzerei auf friedlichem Wege (zunächst wohl durch Spaltung der „Abgewichenen") zu erreichen und wollte auch den altgläubigen Reformfreunden genügen; von Bologna aus hatte er sich bereit erklärt, „eines jeglichen Opinion und Meinung zu vernehmen und fleissiglich zu bewegen“. Auf dem Reichstag in Augsburg (Juni bis November 1530) überreichten 25. Juni die protestierenden Fürsten von 1529 und die Städte Nürnberg und Reutlingen (später traten noch bei: Weissenburg, Heilbronn, Kempten und Windsheim) die, wesentlich von Melanclithon verfasste, Con- fessio Augustana, deren deutscher Text der kursächsische Kanzler verlas. Dieses Bekenntnis führte den Nachweis, dass die Protestierenden trotz ihrer Neuerungen zur katholischen Kirche gehören; es hob möglichst die Uebereinstimmung mit dem alten Glauben und den Gegensatz gegen die Zwinglianer hervor, manche Lehren, z. B. das Priestertum der Gläubigen, Ver- werfung des Papsttums waren gar nicht berührt. Die vier Städte Strassburg, Konstanz, Memmingen, Lindau reichten 12. Juli ein eigenes Bekenntnis (Tetrapolitana)

4. Neue Zeit - S. 234

1897 - Stuttgart : Neff
234 * h < || '-f r- £ ># t № \ J3 heim) an der Donau von Marlborough, der den Kern seines Heeres aus den Niederlanden herangeführt hatte, und Prinz Eugen völlig geschlagen und darauf Bayern in österreichische Verwaltung genommen, ganz Süddeutschland von den Fran- zosen gesäubert. 1705 folgte auf Leopold sein thatkräftiger Sohn Joseph I. (1705—11), der über die Kurfürsten von Köln und Bayern die Reichsacht verhängte; eine Erhebung der bayrischen Bauern gegen das drückende österreichische Regi- ment wurde niedergeschlagen. 1706 wurden von Marlborough durch den Sieg beiramillies (in der Nähe von Brüssel) die , [ spanischen Niederlande erobert, von Prinz Eugen durch den Sieg bei Turin, zu dem die Preussen unter Leo- pold von Dessau viel beitrugen, diefranzosen gezwungen, die Belagerung dieser Stadt aufzugeben und Oberitalien zu räumen; und in Spanien wurde, freilich nicht für lange, Madrid von Truppen Karls Iii. besetzt. Die Hoffnung Ludwigs Xiv., Karl Xii. von Schweden, der damals als Sieger in Sachsen stand (s. S. 241), zum Eingreifen in Bayern oder wenigstens zu diplo- matischer Vermittelung zu bestimmen, ging nicht in Erfüllung. 1707 wurde von den österreichischen Truppen ein Teil des Kirchenstaats und Neapel besetzt, während ein Angriff auf Toulon scheiterte. 1708 siegten Marlborough und Prinz Eugen bei Oudenarde und eroberten Lille, die stärkste nordfranzösische Festung, während gleichzeitig die aufständischen Ungarn von General Heister siegreich niedergeworfen wurden. Friedensverhandlungen, die jetzt Ludwig Xiv. einleitete, scheiterten an dem Verlangen der Verbündeten, dass Frankreich selbst zur Ueberlief er ung Spaniens an Karl Iii. mitzuwirken habe. Nach dem blutigen Sieg der Verbündeten bei Malplaquet (September 1709) wurde diese Forderung in verschärfter Weise wiederholt und damit noch einmal die Gelegenheit versäumt, zu einem Frieden zu gelangen, der alle wesentlichen Interessen der Verbündeten befriedigt und Deutschland den Besitzstand im Eisass, wie er durch den westfälischen Frieden festgesetzt war, und zwar mit Anerkennung der deutschen Auslegung der betreffenden Bestimmungen (s. S. 180), zurückgegeben hätte. Zerfall der grossen Allianz. Das erschöpfte Frankreich, dem der Winter 1709/10 noch eine schwere Hungersnot gebracht hatte, war allerdings aus eigener Kraft zu längerem Wider- stand kaum mehr fähig; nur in Spanien, wo Karl Iii. 1710 zwar in Madrid einziehen konnte, aber dann endgültig auf Kata- lonien beschränkt wurde, hatten die französischen Waffen unter Vendöme jetzt das entschiedene Uebergewicht. Aber der Regie- rungswechsel in England, wo Königin Anna, mit der

5. Neue Zeit - S. 221

1897 - Stuttgart : Neff
221 ■ den „vorderen“, durch eine Assoziation verbundenen Kreisen durchgeführt, die kein grösseres „Haustruppen“ unterhaltendes Territorium hatten. Dagegen bot die Laxenburger Allianz des fränkischen und oberrheinischen Kreises mit dem Kaiser (Juni J682), noch mehr der Anschluss Max Emanuels von Bayern (1679—1726), der ein stehendes Heer zu schaffen begann, durch eine Defensivallianz Anfang 1683, sowie derjenige Ernst Augusts von Hannover und die freundliche Stellung Johann Georgs in. von Kursachsen (1680—91) die Aussicht erfolgreichen Wider- standes. Aber der Türkenkrieg und die Haltung Kurbranden- burgs bestimmten den lange widerstrebenden Kaiser einzuwilligen, dass 15. August 1684 das Reich im Waffenstillstand von Regens- I .bürg Ludivig auf 20 Jahre den Besitz aller bis zum 1. August 1681 weggenommenen Gebiete zuerkannte, sowie den Luxemburgs, das Yauban nach einer Kriegserklärung den Spaniern abgenommen und Spanien selbst auf so lange abgetreten hatte. Zweiter Türkenkrieg Leopolds I. 1683—89. Entsetzung Wiens. Misserfolge den Russen, wie früher den Polen gegenüber wollte der Grossvesier Kara Mustüpha, auch um sich zu be- haupten, durch einen grossen Kriegszug gegen Oester- I reich — den letzten Vorstoss der Osmanen nach Mitteleuropa — wieder gut machen. Tököly, 1682 vom Sultan zum Herrscher i Ungarns proklamiert, war bereit, mit seinen „Kuruzzen“ die i Türken zu unterstützen. Der Kaiser fand angesichts der j Gefahr finanzielle und diplomatische Hilfe beilnnocenz Xi.; Johann Sobieski, vom französischen Gängelband sich be- [ freiend, schloss 31. März 1683 ein enges Waffenbündnis mit dem Kaiser. Sommer dieses Jahres kam Zuzug vom fränkisch- • rheinischen Kreis, Johann Georg ni. von Kursachsen führte Is 10000 Mann, ebensoviel Max Emanuel von Bayern herbei. Sehr I grosse Truppenhilfe, die Ludwig Xiv. anbot, hatte Leopold i klugerweise abgelehnt. Kurbrandenburg sandte Johann Sobieski I 1200 Mann zu, die aber erst nach Wiens Befreiung eintrafen I und mitwirkten. Den etwa 200000 Türken hatte der Kaiser I nur 40000 Mann entgegenstellen können, so dass eine offene I Feldschlacht unmöglich war. Das seit 17. Juli von den Türken I eingeschlossene, von Rüdiger von Starhemberg mit etwa 20000 I Mann verteidigte Wien wurde im letzten Augenblicke durch ■ den Sieg am Kahlenberg, 12. September 1683, an dem Karl I von Lothringen mindestens ebensoviel Anteil hatte, als Johann I Sobieski, entsetzt. Ende Oktober wurde noch Gran erobert. I März 1684 schloss der Kaiser mit dem Papst, Venedig, Polen I und Malta eine heilige Liga. Eine Kreuzzugsstimmung ging [ noch einmal durch die christliche Welt (1686 schloss auch Russ- I

6. Neue Zeit - S. 273

1897 - Stuttgart : Neff
Stand vor 1648 zurückbringen sollte; Frankreich verpflichtete sich zur Stellung von 105000 Mann und zur Zahlung von zwölf Millionen Gulden jährlicher Subsidien. Dänemark lehnte den Beitritt ab. ‘England, wo nach einem wenig glücklichen Anfang des See- und Kolonialkriegs der kraft- und geistvolle William Pitt das Ministerium des Auswärtigen übernahm, er-! neuerte zwar 11. Januar 1757 den Subsidienvertrag zum Schutz Nord Westdeutschlands, und Braunschweig, Gotha und Hessen-Cassel schlossen sich an, aber die englische Hilfe erwies sich zunächst wenig wirksam, zumal da Pitt April 1757 ¿ wieder vom Ministerium zurücktrat. Friedrich drang Frühjahr 1757 in der Hoffnung, Oesterreich zum Frieden zwingen zu können, ehe dessen Verbündete ein- griffen, in Böhmen ein: er siegte in der blutigen Schlacht bei Prag (6. Mai), aber die Niederlage bei Kolin gegen Daun (18. Juni) zwang ihn, die Belagerung Prags aufzugeben und bald auch Nordböhmen unter Verlusten zu räumen. Am 6. Juli siegten die Franzosen hei Hastenbeck über das englisch- hannoveranische Heer unter dem Herzog von Cumberland, und dieser räumte in der Konvention von Zeven (8. September) Han- nover, während ein ziveites französisches Heer unter Soubise sich mit der „eilenden Reichsexekutionsarmee“ vereinigte, um nach Sachsen vorzurücken. Aber die von den in Ostpreussen sieg- reichen Russen drohende Gefahr ging vorüber, weil die Er- krankung der Kaiserin Elisabeth den russischen Feldherrn be- stimmte, nach Russland zurückzugehen, die französische Nord- armee unter Richelieu blieb unthätig, und Friedrich erfocht mit Seydlitz über die Reichsarmee und Soubise bei Rossbach (5. November) einen Sieg, der, in ganz Deutschland und noch mehr in England mit Jubel aufgenommen, die Feinde aus Thü- ringen vertrieb und bewirkte, dass die englische Regierung, in die Pitt wieder eingetreten war, die Konvention von Zeven verwarf, das neuorganisierte Heer dem Herzog Ferdinand von Braunschweig, einem erprobten preussischen General, unterstellte und April 1758 den Subsidienvertrag erneuerte mit der j Verpflichtung, nur im Einverständnis mit Friedrich ' Frieden zu schliessen. Friedrich eilte von Rossbach nach Schlesien zurück, das die Oesterreicher nach Besiegung Winterfeldts bei Moys (bei Görlitz) und des Herzogs von Braun- schweig-Bevern bei Breslau zur Hälfte erobert hatten; er siegte bei Leuthen (5. Dezember) über den mehr als doppelt so starken Feind, der nun Schlesien räumen musste. Friedrich auf die Verteidigung beschränkt. 1758 er- öffnete Friedrich den Feldzug mit der vergeblichen Belagerung Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 18

7. Neue Zeit - S. 275

1897 - Stuttgart : Neff
275 gewann durch den Sieg bei Torgau (3. November), den Zieten entschied, das von Daun inzwischen besetzte Sachsen bis auf Dresden zurück. Während 1760 auf dem Kriegsschau- platz zwischen Weser und Rhein nichts von Bedeutung vorfiel, war dagegen in dem englisch-französischen Kolonialkrieg die Entscheidung erfolgt: durch den Sieg bei Quebec (13. Sep- tember), den General Wolfe mit seinem Leben erkaufte, kam Kanada in Englands Besitz. Politische Verschiebungen; das Ende des Kriegs. Georg Iii. (1760—1820), Enkel Georgs Ii., erneuerte noch 1760 den Sub- sidienvertrag mit Preussen; als aber Karl Iii. von Spanien August 1761 den „bourbonischen Familienpakt“ mit Frankreich schloss (der für die äussere Politik ein dauerndes Zusammengehen der bourbonischen Dynastien festsetzte), wurde Pitt, der deshalb an Spanien den Krieg erklären wollte, ent- lassen (5. Oktober 1761) und Preussen der Subsidien- ver trag auf 12. Dezember gekündigt, freilich ohne dass dadurch der Ausbruch des Kriegs mit Spanien vermieden worden wäre; Ferdinand war auch 1761 den Franzosen gegen- über siegreich, bei Langensalza (in Thüringen) und Velling- hausen (in Westfalen). Friedrich hatte zwar im „Hungerlager“ von Bunzelwitz bei Schweidnitz der vereinigten Uebermacht der Russen und Oesterreicher getrotzt (12. August bis 9. September), aber die Eroberung von Schweidnitz durch Laudon (1. Oktober) nicht verhindern können, und am 16. Dezember musste sich Kolberg den Russen ergeben. So immer enger umschlossen und seines einzigen Bundesgenossen beraubt, musste Friedrich auf das Aeusserste gefasst sein, als 5. Januar 1762 Kaiserin Elisabeth starb, der ihr Neffe Peter Iii., ein begeisterter Bewunderer Friedrichs des Grossen, folgte; nun wurde am 5. Mai 1762 der Friede zwischen Preussen und Russ- land, am 22. Mai der zwischen Preussen und Schweden auf Grund des Besitzstands vor dem Krieg geschlossen. Das Bündnis, das darauf Peter mit Friedrich schloss, wurde zwar durch Peters Sturz (9. Juli) sofort wieder hinfällig, aber das russische Hilfsheer unter Tschernitschew half noch durch seine Anwesenheit Friedrich den Sieg bei Burkersdorf (21. Juli) gewinnen, der die Rückeroberung von Schweidnitz zur Folge hatte; und Katharina Ii. (1762—96) erkannte den ge- schlossenen Frieden an. Ein Sieg des Prinzen Heinrich bei Freiberg i. S. über Oesterreicher und Reichsarmee, der Schrecken, den brandschatzende preussische Freikorps in Süddeutschland verbreiteten, und die Waffenerfolge Ferdinands, der die Fran- zosen fast ganz vom rechten Rheinufer vertrieb, reiften bei den

8. Neue Zeit - S. 320

1897 - Stuttgart : Neff
320 der nicht beständig seine Anhänglichkeit an die Revolution kundgegeben hatte oder kein „certificat de civismeu vorweisen konnte; und im Oktober wurde für das Revolutionstribunal, dessen treibende Kraft der öffentliche Ankläger Fouquier-Tinville war, der Grundsatz aufgestellt, dass die Entscheidung über Schuld der Angeklagten, nach dreitägiger Verhandlung ohne Abschluss der Untersuchung, dem Gewissen der Geschworenen anheimgegeben sein solle. Für eine Reihe von Gegenständen wurden im Sep- tember Zwangspreise, das „Maximum“, festgesetzt. In militärischer Beziehung entwickelte der Konvent eine ausserordentliche Thätigkeit: Carnot, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, verfügte (statt der zuerst beschlossenen „levée en masse“) Aushebung aller Franzosen vom 18. bis 25. Lebensjahr und wurde „Organisator des Siegs“, unter- stützt durch die Abgesandten des Konvents, die in alle Teile Frankreichs und zu den Heeren gingen, um rücksichtslos mit allen Hindernissen des Siegs ihrer Partei und der französischen Waffen aufzuräumen. Die Vendée wurde in einem erbarmungs- losen Vernichtungskrieg verwüstet und entvölkert; der Aufstand in der Vendée und Bretagne war damit zwar nicht ganz unter- drückt, aber ungefährlich gemacht. Im Lauf des Herbstes wurden Marseille, Bordeaux, Lyon unterworfen, im Dezember Toulon hauptsächlich durch das Verdienst Napoleon Bonapartes erobert, womit die Befreiung des französischen Bodens von den auswärtigen Feinden durchgeführt war. Furchtbare Strafgerichte wurden von den Konvents- kommissären über die abgefallenen Städte verhängt: am ärgsten hausten Collot d’Herbois und Fouché in Lyon, das nach einem Konventsbeschlusse von jetzt an ville affranchie heissen sollte, und Carrier in Nantes. Gleichzeitig wurde auch in Paris unter den „Aristokraten, Reichen und Lasterhaften“, den „Gegnern der Revolution und des Volks“, aufgeräumt; unter den Hin- gerichteten waren Marie Antoinette (16. Oktober), viele Giron- disten, Egalité, Bailly. Auch in der Lebensordnung brach man mit der Vergangen- heit: wie schon 1792 an Stelle der christlichen die republi- kanische Aera, so trat Oktober/November 1793 an Stelle des christlichen der republikanische Kalender1); in 9 Das Jahr I begann am 22. September 1792 des christlichen Kalenders, das Jahr hatte 12 Monate zu drei lotägigen Wochen („Dekaden“) und fünf Schalttage; diese, die „sansculottides“, waren nationale Feste der Tugend, der Arbeit etc., wozu in jeder „Franciade“ (Zeitraum von vier Jahren) der Revolu- tionstag, „la grande sansculottide“, kam. Die Benennungen der Monate bezogen sich teils auf Wetter und Temperatur, teils auf Feldfrüchte und Feldarbeiten.

9. Neue Zeit - S. 324

1897 - Stuttgart : Neff
324 i Kriegführung weit überholt. Sehr günstig war anfangs für Frankreich die Volksstimmung in vielen östlich angrenzenden I Gebieten, zum Teil auch in Süddeutschland, während im übrigen rechtsrheinischen Deutschland die Begeisterung, womit die An- fänge der Revolution in weiten Kreisen und von führenden Geistern, wie Kant, Klopstock und Schiller, begrüsst worden waren, durch den Gang der Dinge in Frankreich rasch ab- gekühlt und in ihr Gegenteil verwandelt wurde. Noch im Sep- tember 1792 wurde Savoyen, bald darauf Nizza erobert, im | Oktober die Pfalz, im November durch den Sieg Dumouriez’ : bei Jemappes Belgien. Während Frankfurt die Franzosen bald wieder verloren, wurde in Mainz von der „Gesellschaft der Volksfreunde“ unter der Leitung Georg Försters die „rheinische Republik“ errichtet, die dann, von den Koalierten bedroht, ihre Vereinigung mit der französischen beantragte, aber nicht mehr bewerkstelligen konnte. Dagegen wurden Savoyen mit Nizza und Belgien Frankreich einverleibt. Der Anfang des Jahres 1793 brachte für Frankreich den Weltkrieg (s. S. 318), insbesondere mit England, das unter dem jüngeren Pitt als Minister der Aeussern der gefähr- lichste und hartnäckigste Gegner Frankreichs wurde. Zunächst scheiterte der Versuch, Hollandzu erobern; durch die Niederlage Dumouriez’ bei Neerwinden (18. März) ging Belgien wieder verloren, und im Sommer drangen die Oesterreicher sieg- reich ins nordöstliche Frankreich ein, während die Preussen Mainz zurückeroberten. Aber im Herbst wurde das von Eng- ländern und Hannoveranern belagerte Dünkirchen durch den Sieg Houchards bei Hondschooten, Maubeuge an der Sambre durch den Sieg Jourdans bei Wattignies entsetzt; die Preussen be- haupteten sich zwar siegreich in der Pfalz und belagerten Landau, zogen sich aber, nachdem Hoche die Oesterreicher unter Wurmser aus den Weissenburger Linien geworfen hatte, auf Mainz zurück. Preussen, durch die polnische Frage (§ 89) in Anspruch genommen und finanziell erschöpft, liess sich zwar durch die ihm im „Haager Vertrag“ (April 1794) verwilligten englischen Subsidien noch einmal bei der Koalition festhalten; aber sein Ausscheiden war bei der Wendung, die die polnische Angelegen- heit genommen hatte, nur noch eine Frage der Zeit, zumal England die Verfügung über das preussische Heer zur Be- dingung für die Bezahlung der Subsidien machte. Im Sommer 1794 eroberte Jourdan durch die Schlacht bei Fleurus Belgien zurück, und als die Preussen trotz eines zweimaligen Siegs bei Kaiserslautern die Pfalz abermals räumten, war das

10. Neue Zeit - S. 345

1897 - Stuttgart : Neff
345 Kapitel Xxix. Das Napoleonische Kaisertum als erobernde Weltmacht. § 104. Der dritte Koalitionskrieg. Neuer Krieg: mit England; die Bildung* der Koalition. Zwischen England und Frankreich war schoipmai 1803 der Krieg wieder ausgebrochen, weil von England, unter dem Hinweis auf Frankreichs Einmischung in die innern Ver- hältnisse seiner Nachbarländer, die geforderte Beschränkung seiner Press- und Asylfreiheit, sowie die Räumung Maltas ver- jj weigert wurde. Alsbald liess der erste Konsul, ohne Rücksicht auf den mit dem Deutschen Reich abgeschlossenen Frieden, das Kurfürstentum Hannover durch französische Truppen besetzen; das hannoversche Reer leistete, um die Neutralität des Kurfürsten- tums zu wahren, keinen Widerstand und ging über die Elbe zurück kraft der Konvention von Suhlingen, wurde aber trotzdem entwaffnet und aufgelöst (5. Juli 1803). Hannover wurde von den Franzosen als erobertes Land behandelt; die hannoverschen Soldaten gingen grossenteils über Holstein nach England, wo aus ihnen die deutsche Legion gebildet wurde. Im Lager von Boulogne wurde ein grosses französisches Heer zusammengezogen, um in England zu landen, was aber das eng- lische Ueberge wicht zur See unmöglich machte, auch als Spanien, das zunächst sich auf Subsidienzahlungen an Frankreich be- schränkt hatte, durch englische Feindseligkeiten gereizt, offen in den Krieg eintrat. Um dieselbe Zeit brachte Pitt, der Mai 1804 wieder die Leitung der englischen Politik übernommen hatte, eine neue Koalition zu stände; zuerst schloss der schwedische König Gustav Iv. (1792—1809), der sich für den berufenen Bekämpfer der Revolution und des aus ihr hervor- gegangenen Kaisers hielt, ein Bündnis mit Alexander /., der sich gleich Gustav als Garant der deutschen Reichsverfassung betrachtete und durch die Einverleibung Piemonts und Genuas, durch die Besetzung Hannovers und durch die Gewaltthat gegen den Herzog von Enghien gereizt war; am 11. April 1805 kam der Kriegsbund („Konzertvertrag“) zwischen England und Russ- land zu Stande, dem sich Schweden sofort anschloss; der Zweck war, Frankreichs Machtstellung auf die Rhein- und Alpengrenze zu beschränken. Am 9. August 1805 trat auch Oesterreich, das
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