Das rhein. Schiefergebirge und die niederrhein. Tiefebene.
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hecken, Gradierwerke genannt, geleitet, damit es während des Herabträufelns
verdunstet und das zurückbleibende salzhaltiger wird. Die beiden Gradier-
werke an der Nahe, an der S a I i n e n s tr a s s e zwischen Kreuznach und
Münster a. St.. bestehen aus je sieben, aneinander anschliessenden Abtei-
lungen, so dass das Salzwasser siebenmal den langsamen Weg über die
Dornen macht. Durch eine Pumpvorrichtung wird es in die Rinnen
gehoben, die oben über die Dornhecke gelegt sind. Aus zwei breiten Rinnen
verteilt es sich in immer enger werdende, und aus seitlich angebrachten Abfluss-
stellen gelangt es fast tropfweise auf die Dornen, über die es langsam in die
Tiefe tröpfelt, um in der sich anschliessenden, etwas tiefer liegenden Abteilung
des Gradierwerkes von neuem in die Höhe gehoben zu werden und den niim-
Weg noch einmal zu beginnen. Schliesslich hat es einen Salzgehalt von 7—8
pct. erlangt und wird dann auf grossen Siedepfannen eingedampft, wobei
sich an der Oberfläche das Salz in Krystallen ausscheidet, die beim Tiefersinken
sich vergrössern. Zuletzt bleibt noch eine Flüssigkeit, Mutterlauge genannt, übrig,
welche neben Kochsalz die übrigen, leichter löslichen Salze enthält, die diesem
in der Sole beigemischt waren. Das Salz, das sich auf diese Weise gebildet hat,
wird ausgeschöpft und in Körben zum Trocknen aufgehängt. Das zuletzt ge-
wonnene ist minderwertig und wird als Viehsalz verwandt. Damit das Kochsalz
sich für den Gebrauch im menschlichen Haushalt besser eigne, wird es g esta m p ft
und zwar das Feinsalz so lange, bis seine Masse eine pulverige Form ange-
nommen hat.
Der Genussd'es S al zw a s s e rs ist bei gewissen Krankheiten
heil wirkend, z. B. bei H au tkrankheiten; besonders fördert aber das
Baden in salzhaltigem Wasser die Heilung von solchen Uebeln.
Kranke werden deshalb von den Aerzten nach dem Solbade
Kreuznach gesandt, und viele kehren von dort geheilt zurück.
Die Bewirtung der Fremden bildet fiir viele Bewohner dieser
Stadt den L eb enser w erb.
Die Bewohner des eigentlichen Hunsrück leben, wie aus
früherem hervorgeht, nicht in günstigen wirschaftlichen Verhält-
nissen. Trotzdem hat infolge des genügsamen Lebenssinnes
der Hunsrücker und, des zähen Fleisses, mit dem sie jedes ge-
eignete Plätzchen des meistens magern Bodens bebauen, in dem
Lande eine ziemlich zahlreiche Bevölkerung Platz gefunden.
Von den Höhen oder deren Abhängen winken die Kirchtürme
zahlreicher kleiner Dörfer. Der wichtigste Ort des Huns-
rück ist das Städtchen Simmern. Wo die Erwerbsverhält-
nisse günstiger liegen, besonders in den Flusst h älern, dort
erfreuen sich die Bewohner auch eines g r ö s s e r e W o h 1 sta n de s.
(Auf 1 qkm meistens 60--80 E., an der Nahe sogar 120—150.)
Die Eifel.
Bei Betrachtung der Kulturverhältnisse der Eifel müssen wir
die Schneifel und die H o che i fei, die sich in landschaftlicher
Beziehung ziemlich gleichen, unterscheiden von der vulkanischen
oder Vorder-Eifel, die eine andere Gestaltung der geologischen
und landschaftlichen Verhältnisse und darum auch des Erwerbs-
lebens zeigt; desgleichen ist die hohe Venn als eine besonderes
Gebiet zu behandeln.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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18
Das Hochgebirge der Alpen.
Das Innthal, in das wir nun nach einem letzten Blick in
das herrliche Bergeller Thal eintreten, ist eines der längsten
Alpenthäler. Es durchzieht die, Ostalpen in einer Länge von
über 150 km in nordöstlicher Richtung. Sein oberer Teil heisst
Engadin, das wieder in das Ober- und das Unterengadin
zerfällt.
Unterhalb des Ortes St. Moritz im Oberengadin öffnet sich
auf der rechten Seite das kleine Thal von Pont resina, das in
den Sommermonaten von tausenden Touristen besucht wird. Es
verdankt seinen Ruf der Nähe der Berninakette, die hier dem
Auge den reichen Schmuck ihrer weiten Firnfelder am schönsten zeigt.
Die Berninakette schliesst das Oberengadin im S. ab.
Sie hängt mit den Rh ä tisch en Alpen im Mal oj apasse zu-
sammen. Sie erreicht eine stattliche Höhe und gipfelt in
dem Piz Bernina (4052 m). Nach 0 setzt sich im Stilfser
Joch (2760 m) an dieselbe die Ortlergruppe an, die ebenfalls
sehr reichen Gletscherschmuck trägt, und deren höchster
Berg der Ortler (3902 m) ist.
Wo das Engadin aufhört, tritt auf der rechten ^Seite ein
anderer Alpenzug in die Erscheinung des Thaies, die Ötzthaler
Alpen, die mit der Berninakette im Pass von Reschen-Sc h ei-
deck zusammenhängen. Sie liegen im Halbkreise, senden aber auf
der Innenseite, nach N zum Inn hin, viele Seitenkämme aus.
Gleich der Bernina- und Ortlergruppe bestehen sie vorwiegend aus
Glimmerschiefer und Gneis, sie übertreffen jene aber durch
einen noch reichern Gletscher schmuck. Der höchste Gipfel
ist die Wildspitze (3780 m).
Die Schönheiten der Hochgebirgswelt dieser Alpengruppe öffnet das Ötz-
thal, nach dem sie ihren Namen führt. Es wird von der Ache durchflössen.
Der am Thaleingange liegende Thalschutt, der von düstern Tannen um-
schattet wird, kiindet schon das Werk dieses wilden Hochgebirgs wassers an. 'Es
folgt ein freundlicher Thalkessel, in welchem das Dörfchen Ötz (= Wald-
blösse) inmitten eines herrlichen Pflanzenschmuckes liegt. Ein Anstieg, das
G'steig genannt, leitet zur ersten Thalstufe hinan. Die Ache zieht in rauschen-
den Wasserstürzen an uns vorüber. Wieder nimmt uns ein Thal hecken auf.
Ringsum rauschen Stuiben, Wasserfälle, unter ihnen als der schönste
der Grosse Stuiben, hernieder. Dann schliesst sich das Thal zur dunkeln
Schlucht von Maurach. Hier haben wir ein Riesenwerk des Flusses
vor uns. Alter Moräneschutt sperrte ihm einst den Weg. Zum See ange-
schwollen, musste die Ache in der Höhe ihren Lauf suchen. Allmählich hat sie
ihr Bett tief eingesägt, und wie in einem Kessel brodelnd zieht sie in der Tiefe
dahin. Mit den Felsblöcken, die ihr die steilen Berghalden noch immerfort zu-
senden, treibt sie ihr wütendes Spiel. Aber der Wanderer zieht beklommenen
Herzens vorüber und ist froh, wenn er diesem Kampfspiele der Naturkräfte
glücklich entronnen ist und wieder in das Licht des sich öffnenden Thaies
schauen kann. Einst dehnte sich in diesem der See aus, bis ihn das Werk der
Ache entleerte. Wiesen, Hafer- und Flachsfelder schmücken es jetzt,
und von den Bergen schauen dunkle Tannenwälder, hier und da von Trüm-
merschluchten durchzogen, hernieder. Zu dunkler Enge schliesst sich dann
wieder das obere Ötzthal, das sich bei Zwieselstein in das Vent- und das
Gurglerthal spaltet. Jedes dieser beiden führt hinauf zu der Region des
ewigen Schnees. Das Schattendunkel der Wälder lichtet sich, und das helle
Weiss der Gletscher leuchtet vor uns auf. Durch das Thal von Vent ge-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Die Pyrenäen und das Garonnebecken. 121
zahlreichen Teichen angefüllten Dombes ist die Fichzucht
ein wichtiger Erwerbszweig. Es findet aber ein ganz eigen-
artiger Betrieb derselben statt. Die Teiche werden nur eine
Eeihe von Jahren, gewöhnlich drei Jahre lang, zur Fischzucht be-
nutzt. Dann lässt man das Wasser ablaufen und verwendet den
Boden des Teiches ebensoviele Jahre lang zu Saaten. Das Saône-
gebiet ist, da seine Bevölkerung fast nur Ackerbau, Viehzucht und
Weinbau treibt, nicht sehr besiedelt. Auch sind die Ansiedelungen
meistens kleinere Städte und Dörfer. Aber unverkennbar ist
der grössere Wohlstand gegenüber dem Jura. Die bedeu-
tendsten Orte an der Saône sind Chalon-sur-Saône (spr.
chalong-sür-ssohn'), wo Maschinenbau betrieben wird, und
Maçon (spr. massong), ein Hauptsitz des Weinhandels.
3. Die Pyrenäen und das Garonnebecken.
a. Das Landschaftsbild.
Wenn wir von dem Rhônedelta aus westwärts wandern, so
tauchen zunächst nordwestlich von uns Gebirge auf. Aber bald
sehen wir auch im Sw, in unmittelbarer Nähe des Mittelländischen
Meeres, Gebirgszüge vor uns erscheinen, die sich mit jenen fast
zusamenschliessen. Nur eine schmale Senke ötfnet sich uns zwischen
beiden. Je weiter wir dieser, am Canal du Miçli (= Kanal des
Südens) vorbeiwandernd, nach W folgen, desto mehr schwinden
die nördlichen Gebirgszüge aus dem Gesichtskreise. Aber im S
taucht ein hoher Gebirgskamm vor uns auf, von dem wir vorher
nur die östlichen Ausläufer sahen: die Kette der Pyrenäen. Sie
bleibt, fortwährend den südlichen Horizont in hochragenden blauen
Linien umsäumend, in unserm Blicke, bis der Spiegel eines Meeres,
des Atlantischen Ozeans, vor uns erglänzt. So steigen An-
fang und Ende dieses mächtigen Gebirges unmittelbar aus den
Fluten eines Meeres empor, und zwischen den beiden Meeren bildet
er eine hohe länder- und Völker trenn end e Mauer.
Den günstigsten Standpunkt zum Betrachten des grossartigen
Pyrenäenpanoramas bildet der Pech David, eine Hûgelgruppê,
die sich bei Toulouse (spr. tulüs') erhebt. Der Blick umfasst
die ganze Kette mit ihren unzähligen, scharf lin ig am Hori-
zont sich abhebenden Piks, vom Canigou i spr. kanigu) im O
bis zum Pik du Midi im W. Wirksamer noch treten die ein-
zelnen kühn aufstrebenden Berggestalten von dem Städtchen Pau
(spr. po) aus in die Erscheinung, besonders der seine ganze Um-
gebung beherrschende Pik du Midi, ferner der spitze, weit aus
dem Gebirgszuge hervortretende Pik du Midi de Bigorr e (spr.
bigorr') und der entferntere Mont Perdu (spr. perdfi). Im Vor-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Die Westkarpaten und die Oberungarische Tiefebene.
61
machen ihren Irrläufen ein Ende und geben ihr für eine kurze
Strecke wieder ähnliche Uferbilder, wie oberhalb Wiens. Die Aus-
läuter der Westkarpaten zwingen den Strom, die bisherige
Ostrichtung aufzugeben und bei Wait zen in scharfem Knie
nach S umzubiegen.
Die Eisenbahnfahrt von Wien nach Budapest.
Von dem landschaftlichen Gepräge der Oberungarischen Tiefebene
erhalten wir ein anschauliches Bild auf der Eisenbahnfahrt von Wien nach
Budapest. Sobald der Zug bei Pressburg an den südlichen Ausläufern der
Kleinen Karpaten vorüber geeilt ist, öffnet sich uns der Blick über dies
weite, völlig ebene Niederungsland. Sein Boden hat eine schwarze
Färbung. In riesengrosse Felderabschnitte ist es gegliedert. Reihen von Aka-
zienbäumen und -sträuchern machen dem Auge die Grenzscheiden deutlich. Die
Kirchtürme von Dörfern zeigen sich selten; denn diese liegen in weiten Ab-
ständen. Häufiger zeigt sich der hohe Hebearm eines Schöpfbrunnens. Endlich
zeigen sich am östlichen Horizonte wieder die Linien eines Gebirges; wir durch-
fahren den Ostsaum der Ebene. Der Zug nähert sich der Donau. Wiesen
nehmen uns auf, die bald den Weinbergen Platz machen. Wo das Flüsschen
Gran einmündet, erreichen wir den Strom, an dessen Ufer wir nun dahinfahren.
Die hochragende, mit mächtigem Kuppelbau geschmückte Kathedrale von Gran
leitet die Schönheiten der nun beginnenden Stromstrecke ein. Waldbedeckte
oder rebenbekränzte Uferberge schaffen schöne Strombilder. Auf hohem steilen
Berge zeigt sich die Ruine der einstigen Königsburg Yisegräd (slav. = hohe
Veste). Von Waitzen an geht die Fahrt südwärts an dem Strome entlang.
Nur auf der rechten, uns gegenüberliegenden Seite wird die Donau jetzt noch
von Bergen begleitet. Das linke Ufer ist flach, und frei schweift der Blick
wieder über die weite Ebene, in der bald, überragt von der Ofener Königs-
burg, das Häusermeer der ungarischen Hauptstadt Budapest vor uns auftaucht.
1). Das Kulturbild.
Die Betrachtung des Kulturbildes offenbart uns wieder
den grossen Gegensatz zwischen dem gebirgigen Gebiete der West-
karpaten und dem Flachlande der Oberungarischen Tief-
ebene. Die in diese auslaufenden und allmählich sich verbreiten-
den Flussthäler lassen die beiden Kulturgegensätze aber in
einander verschmelzen, wenn sie auch gleichzeitig selbst ihre Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet haben.
Das Gebirgsland hat ein rauhes Klima. Dem Einflüsse
des Meeres mehr entrückt als die Alpen, ist es in gleicher Höhen-
lage kälter. Die Wärme nimmt mit je 100 m Höhe etwas mehr
als '/2° C. ab. Infolgedessen wird die mittlere Jahrestemperatur
von 0° C. nicht bei 2000 m Höhe, wie in den Alpen, sondern
schon bei 1700 m erreicht. Jedoch steigen nur die beiden Tatra
so hoch empor. Auch sind infolge der entfernteren Meereslage
die Gegensätze zwischen Kälte und Wärme schroffer und von
schädlicherer Wirkung.
Während im Jahre 1863 auf der westlichen Hohen Tatra im August
eine Hitze von 34,2 0 C. beobachtet wurde, erfroren 1867 in demselben Monate
auf den Bergweiden Schafe und das junge Vieh.
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TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: 0°_C. August C.
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wien Budapest Wien Budapest Pressburg Donau Donau Budapest
256
Insel- und Halbinselwelt Nordeuropas.
den letzten Verzweigungen der tief eindringenden Fjorde steigt
man schnell durch ein tief eingeschnittenes Tal zur Wasser-
scheide hinan, die überall nahe der Westküste verläuft. Dort
schaut man über eine öde, bäum- und strauclilose Hoch-
fläche, die durchschnittlich 1000 m hoch liegt, das Fjeld, hinweg.
Abfaifnachgo. Nach 0 senkt sich das Land langsam und zwar stufen-
' mäßig. Auf den einzelnen Stufen liegen Seen, die von den
frühern Gletschern ausgetieft worden sind. Mit einer deutlich
ausgeprägten Hauptstufe, Glintwall oder Glintlinie genannt,
die auf der Karte an den zahlreichen Seen erkennbar ist, bricht
das Hochland zum Tieflande ab. (Abb. 48). Nicht unpassend hat
man Skandinavien mit einer riesigen, von 0 nach W sich auf-
bäumenden und vor ihrem Abbrechen plötzlich erstarrenden Sturm-
welle verglichen. Die nach W fließenden kurzen Gewässer haben
ein starkes Gefälle und manche bilden herrliche Wasserfälle.
desbqebirgs- Der Gebirgsrücken Skandinaviens läßt sich in drei,
rückens. durch Senken und Flüsse getrennte Abschnitte gliedern.
Gebirgsrücken von Skandinavien. Niederungsland von Schweden.
Galdhöpig (2560 m)
Jostedal Jotunheim Glintwall
Strandebene Gudbrands-
mit Inselberg u. Schären Dal Österdal Klarelf
Abb. 48. Durchschnitt durch den südlichen, breitesten Teil von Skandinavien
von W nach O (40-fach überhöht),
a) Ostende des Sogne-Fjords, b) Tiefe des Sogne-Fjords, c) Bar. e an seinein Ausgange.
Nördi Ten. 1. Der nördliche Teil bis zum Tornea-Elf (torneo) und
dem West-Fjord Er liegt durchschnittlich weniger als 700 m
hoch. Das Laud ist von vielen, meist weiten Tälern durchzogen.
Mittlerer Teil. 2. Der mittlere Teil liegt durchschnittlich 700—1000 m
hoch und reicht bis zu der Senke von Drontheim (460 m).
südlicher Teil. 3, Der südlíclie Teil. Er ist das Gebiet der ausgedehnten
Gewässer. -^en jpjei^e Diese sind stellenweise mit riesigen Schneefeldern
bedeckt und stolzen Bergen geschmückt, die meist die spindel-
ähnliche Form der Tin de haben. Namentlich das Jotunfjeld
trägt auf seiner über 1300 m hohen Basis ein formenreiches, stark
vergletschertes Hochgebirge (von Jotunheim), mit dem Galdhöpig
(gallhöpig, 2560 m), dem höchsten Berge Skandinaviens. West-
lich vom Jotunfjeld liegt das riesige Eisfeld des Jostedalsbrä (Brä
= Gletscher). Die Flußtäler haben in S-Norwegen eine mehr
südliche Richtung. Die bedeutendsten sind das österdal, Gud-
brandsdal und Valders. Durch das österdal fließt der Glomnieii-
Elf, der längste Fluß Skandinaviens.
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No. 30. Auf dem andinen Hochland von Ecuador. (Verkleinerung des Temperagemäldes von Rudolf Reschreiter.)
Rechts in den Wolken der Cotopaxi, links dei Fuß des Vulkans Sagoatóa. Im Vordergrunde die einzige Straße des Hochlandes,
auf ihr reitend ein Arriero neben seiner Tropa^von beladenen Lasteseln und Maultieren. (Aus Hans Meyer: In den Hochlanden von Ecuador.)
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Reschreiter Rudolf Hans_Meyer
— 88 —
verkündete ihm, was geschehen war. Als er wieder in den Stall trat, fand er nichts
mehr; denn der Esel und mit ihm die neun Taler waren verschwunden. Aber dem
Müller geschah recht, da er viele arme Leute betrogen hatte.
Wie Rübezahl Holz fahren hilft. Ein armer Bauersmann hatte sich
ein weuig Holz im Gebirge zusammengelesen und hoffte, es bei guter Schneebahn
bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber streng war und dabei wenig Schnee
fiel, mußte er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehen. In solcher Not ging
er iu den Busch, um Holz nach Hanse zu schaffen Wie er so recht in Gedanken
dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam nnver-
hofft ein Mann mit einem Schlitten ans ihn zu und fragte, was ihm fehle. Der
Baner klagte ihm seine Not. „Seid ohne Sorge," entgegnete Rübezahl — denn dies
war der andere — „helft mir nur das Holz auf den Schlitten packen, dann will ich
euch hinunterhelfen." Da ludeu sie beide Schlitten voll auf. Rübezahl hieß ihn
getrost bergabfahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe fich's der
Baner versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm den Schlitten bis vor das Haus
schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die gnten Leute
auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe. Zwei hübsche
Kinder, welche in der Nähe hernmsprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er-
rief das eine, einen mnntern Knaben, freundlich zu sich, zog eiu paar Kügelchen aus
der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!" Der Knabe griff
beherzt zu, und weil das andere Kind so sehnsüchtig danach blickte, aber nicht heran-
zukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den
Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu.
Nach einer Weile, als die Eltern eine von den Kugeln in die Hände nahmen und
näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lanter gediegenes Gold sei. Da wurden
sie vou Herzeu froh; deuu sie waren blutarm und konnten nnn von dem Golde eine
schöne Zeit haushalten. Ihre Freude war so groß, daß sie das unerhoffte Glück
sogar ihrem Nachbarn, einem geizigen Manne erzählten, der ihnen nie in der Not
geholfen hatte. Da bekam der Geizige Lust, auf gleiche Weise zu solchem Glück zu
gelangen, Am andern Morgen ging er gleichfalls nach dem Gebirge, um sich Holz
zu holen. Doch weil ihm niemand zu Hilfe kommen wollte, so mußte er zuletzt
seinen Schlitten ganz allein und ledig wieder nach Hause schleppen.
e) Das Waldenburger Bergland ist eine östlich vom Riesen-
gebirge gelegene tiefe Einsenkung der Sudeten und als Durchgangs-
land zwischen Schlesien und Böhmen von Bedeutung Es ist reich
an Steinkohlen und Eisenerzen, weshalb es sich zu einem wichtigen
Industriegebiet entwickelt hat.
f) Der Glatzer Gebirgskessel ist eine von hohen Gebirgs-
rändern umrahmte wellige Hochfläche von 300—400 in Höhe. Er
umfaßt die l685 qkm große Landschaft Glatz. Die Gewässer der-
selben sammelt die zur Oder fließende Glatzer Neiße. Die Rand-
gebirge des Kessels bilden ungefähr ein Rechteck, das doppelt so lang
als breit ist. Die Nordostgrenze des Kessels wird von zwei Gebirgen
gebildet, von dem Euleugebirge und dem Reichensteiner Gebirge,
welche durch den Warthapaß voneinander getrennt sind. Durch
den genannten engen Paß fließt die Neiße nach Osten ab. Dem
Reichensteiner Gebirge liegen zwei Parallelketten, das Habel-
schwerdter und das Adler-Gebirge, gegenüber, die im Nordwesten
durch die Hohe Mense vereinigt sind. Ihre Fortsetzung ist das
Heuscheuer Gebirge. Am höchsten ist die Begrenzung des Kessels
im Südosten. Da liegt das Glatz er Schneegebirge mit dem
1425 m hohen Glatzer Schneeberge. Der Boden des Kessels ist
sehr fruchtbar. Die hohen Randgebirge halten die rauhen Winde ab,
weshalb das Klima der Landschaft mild ist.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
— 239 —
Die deutschen Kanäle sind insgesamt 2500 km lang. Ein weiterer
Ausbau des Kanalnetzes ist geplant. Von ältern Kanälen seien genannt:
der Ludwigskanal (S. 216), der Rhein-Rhone- und der Rhein-Marne-
Kanal (S. 228), der Friedrich-Wilhelms-Kanal (S. 128), der Bromberger
Kanal (S. 116) und der Elbing-Oberländische Kanal (S. 113); in neuerer
Zeit kamen der Kaiser Wilhelm-Kanal (S. 123), der Dortmund-Ems-
Kanal (S. 102) und der Elbe-Trave-Kanal (S. 123) hinzu.
c. Mineralquellen
sind in Deutschland reichlich vorhanden; viele von ihnen gehören zu
den heilkräftigsten Europas. Die an Mineralquellen reichsten Gegen-
den Deutschlands sind der Schwarzwald, das niederrheinische Schiefer-
gebirge, das Wesergebirge und die Sudeten. Wiesbaden, Schlangen-
bad, Ems, Bertrich, die Quellen im Ahrtal, die Schwefelquellen von
Aachen und Burtscheid gehören zu den besuchtesten des Reiches. Tausende
von Menschen strömen alljährlich in den Bädern zusammen, um Heilung
zu suchen. Wem Mangel an Zeit oder Geld es nicht gestattet, ein
Bad zu besuchen, dem ist trotzdem der Genuß und Gebrauch der heil-
kräftigen Wasser nicht versagt, da diese, in Flaschen und Krügen ver-
wahrt, weit und breit versandt werden. Unter den Seebädern sind
Borkum, Norderney, Wangeroog, Wyck aus Fohr und Westerland auf
Sylt (in der Nordsee), Kiel, Travemünde, Warnemünde, Putbus,
Heringsdorf, Swinemünde, Misdroy, Kolberg, Zoppot und Pillau die
wichtigsten.
5. Das Klima.
Deutschland hat im allgemeinen gemäßigtes Klima, das von der
sengenden Hitze des Südens und der erstarrenden Kälte des Nordens
gleich weit entfernt ist. Über Deutschlands Gaue lacht zwar kein stets
blauer Himmel, keine ewig glühende Sonne, wie in Spanien und
Italien, aber sie sind auch nicht verschleiert von dem nebeligen Grau
des ozeanischen Westens, gegen dessen dicke Nebel die deutschen wie
zartgewebte Schleier aussehen, und nicht ausgetrocknet vom schneidenden
Luftzuge des festländischen Charakter tragenden ebenen Ostens. Im
ganzen ist der Unterschied der Wärme in Nord- und Süddeutschland
viel geringer, als man nach der Ausdehnung des Landes erwarten
sollte; denn einmal hat Süddeutschland eine viel höhere Lage als das
deutsche Tiefland, und außerdem ist es durch die Alpen von dem
warmen Südeuropa abgesperrt. Ein größerer Temparaturunterschied
besteht zwischen dem Westen und Osten Deutschlands. Der Westen
steht unter dem Einfluß des ozeanischen Klimas, im Osten aber macht
sich das festländische Klima Osteuropas geltend, weshalb wir eine
Abnahme der durchschnittlichen Jahrestemperatur von Südwesten nach
Nordosten, in manchen Landstrichen sogar direkt von Westen nach
Osten sinden. Am wärmsten ist es in den Ebenen am Oberrhein, im
Neckar- und Maintale, am kältesten in Ostpreußen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Burtscheid
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Rhone- Rhein-Marne- Dortmund-Ems- Deutschland Europas Deutschlands Schwarzwald Wiesbaden Aachen Borkum Norderney Nordsee Kiel Putbus Heringsdorf Misdroy Kolberg Zoppot Pillau Deutschland Deutschlands Spanien Italien Deutschlands Osteuropas Maintale Ostpreußen
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zur Gemahlin, Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die
Grenze des Harzes. Bodo jagte auf seinem Zelter, der meilenlange
Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an jenen
Felsen, unter dem ein tiefer Abgrund gähnt. Der gegenüberliegende
Fels war weit und steil. Als sie aber Bodo herannahen hörte, setzte
sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf
1 m tief in das harte Gestein schlug. Bodo, der nur auf Emma
blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse
den Namen (Bode).
Viele von jenen Leuten, welche nach dem Harze reisen, suchen
die Tropfsteinhöhlen desselben auf. Wie sie entstanden und ein-
gerichtet sind, wurde an anderer Stelle ausgeführt. (Vgl. S. 47.) Die
schönsten Höhlen im Harz (im Bodetale) sind die Hermanns-, die
Baumanns- und die Bielshöhle.
Große Schätze birgt der Harz in seinem Innern, wo Kupfer-,
Silber-, Eiseu- und Bleierze aufgespeichert fiud. In mühsamer Arbeit
werden sie in zahlreichen Bergwerken abgebaut und in Pochwerken und
Schmelzhütten gereinigt. Namentlich ist der Oberharz sehr reich an
Erz. Dieser Umstand hat viele Menschen sich dort ansiedeln lassen,
wo von Erträgnissen des Ackerbaues kaum die Rede sein kann. Die
Ortsnamen Goslar, Zellerfeld, Klausthal und Andreasberg bezeichnen
jene Stellen im Oberharz, wo der Bergbau besonders blüht. Im
Unterharz enthalten die Gebiete von Mansseld und Eisleben ausge-
dehnte Erzlager, die besonders Kupfer und Silber liefern. Der Berg-
bau im Harz reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Bei Goslar
entdeckte nach der Sage ein Jäger des Kaisers Otto I. (936 — 973)
aus der Jagd reiche Silbererze. Er hatte sein Roß an einen Baum
gebundey; das ungeduldige Tier scharrte mit den Füßen und brachte
eine Lage Erz zu Tage. Der Kaiser legte da ein Bergwerk an, das
noch jetzt betrieben wird; auch entstand am Fuße des Berges bald die
rasch aufblühende Stadt Goslar.
Hier soll eine Sage der Gebr. Grimm eine Stelle sinden: „Der
Bergmönch im Harz." Sie lautet also:
Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren
und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht Öl genug zu einer
Schicht auf den Lampen hatten, „Was fangen wir da au?" sprachen sie miteinander.
„Geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir
gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir jetzt gleich aus,
um vou Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust; denn er
ist uns nicht gut." Wie sie alle besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke
ein Licht, das ihnen entgegen kam. Anfangs freuteu sie sich; als es aber näher
kam, erschrocken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging ganz
gebückt die Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopfe und war auch
sonst wie ein Mönch angetan; in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht.
Als er bis zu den beiden, die in der Angst still dastanden, geschritten war, richtete
er sich auf und sprach: „Fürchtet ench nicht, ich will euch kein Leid antun, vielmehr
Gutes", nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Daun aber
ergriff er ihr Gezäh und arbeitete in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen
Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: „Sagt's keinem
Menschen je, daß ihr mich gesehen habt", und schlug zuletzt mit der Faust an die
Seitenwand; die tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke,
5*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Emma Bodo Emma Bodo Bodo Emma Otto_I. Grimm
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Denn du gebarst und erzogst mir den wackern Sohn Zacharias,
Der an Wuchs und Gemüt, wie er sagt, nachartet dem Vater. 215
Mütterchen, habe mich lieb; ich will auch artiges Kind sein.
Fröhliches Herz und rotes Gesicht, das hab' ich beständig,
Auch wenn der Ost nicht weht. Mein Väterchen sagte mir oftmals,
Klopfend die Wang', ich würde noch krank vor lauter Gesundheit."
Jetzo sagte der Sohn, sein Weib darstellend der Mutter: 220
„Mütterchen, nehmt sie auf Glauben! So zart und schlank, wie sie dasteht,
Ist sie mit Leib und Seele vom edelsten Kerne der Vorwelt.
Daß sie der Mutter nur nicht das Herz abschwatze des Vaters!
Komm denn und bring' als Gabe den zärtlichsten Kuß zum Geburtstag."
Schalkhaft lächelte drob und sprach die treffliche Gattin: 225
„Nicht zur Geburtstagsgabe! Was Besseres bring' ich im Koffer
Unserem Vater zur Lust und dem Mütterchen, ohne dein Wissen."
Sprach's und faßte dem Manne die Hand; die führende Mutter
Öffnete leise die Tür' und ließ die Kinder hineingehn.
Aber die junge Frau, voll Lieb' im lächelnden Antlitz, 230
Hüpfte voraus und küßte den Greis. Mit verwunderten Augen
Sah er empor und hing in der trautesten Kinder Umarmung.
2. Preis Italiens.
Aus der Übersetzung von Vergils Georgica, Ii, 140—174.
Herausgegeben von Otto Güthling, Leipzig (Reclam), 1886, S. 62.
Hier ward nicht von Stieren, die Glut ausschnoben, das Erdreich
Umgepflügt und mit Zähnen besäet der entsetzlichen Hyder H,
Daß von Helmen und Lanzen gedrängt aufstarrte die Mannsaat.
Doch schwerhangende Frücht' und massischer^) Trank des Lhäus^)
Füllten es; ringsum blühn Ölbäum' und fröhliche Rinder. 5
Hier wird Krieger das Roß und trabt hochhalsig ins Schlachtfeld;
Herden von hier, schneeweiß, und der Stier, o Clitumnusz, der Opfer
Größestes, oft in deinem geheiligten Strome gebadet,
Führeten Roms Triumphe hinauf zu der Himmlischen Tempeln.
Hier ist ewiger Lenz, und im fremdesten Mondes noch Sommer; 10
Zweimal trächtig das Vieh, zweimal auch ergiebig der Obstbaum.
Aber zerreißende Tiger sind fern, und grausamer Leuen
Schreckliche Brut; kein Giftkraut betrog unglückliche Sammler;
Nicht unermeßliche Kreise bewegt durch den Staub noch versammelt
Sich so^) mächtigen Zuges die schuppige Schlang' in Geringel. 15
Dazu prangender Städte so viel und Werke der Arbeit,
Festungen kühn mit der Hand auf Felsabhängen gebauet,
Und hinwallende Ströme durch altertümliche Mauern.
Ob ich des Meers dort oben 7) gedenk', und das unten8) heranspült?
Ob so gewaltiger Seen? Dein, großer Larius^), dein auch, 20 * 2
U Der Dichter denkt an das bekannte Abenteuer des Jason in Kolchis. —
2) der Wein vom Mons Massicus an der Grenze Kampaniens und Latiums. — 8) Lyäus:
Kultname des Weingottes. — 4) Fluß in Umbrien. — 5) in einem Monate, der anderswo
keine Sommertage mehr bringt. — 6) wie in anderen Ländern. — 7) des Adriatischen
Meeres. — 8) das Tyrrhenische Meer. — 9) Comersee.
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Extrahierte Personennamen: Zacharias Vergils_Georgica Otto_Güthling Otto