Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 19

1898 - Würzburg : Stuber
- 19 — zur alleinigen Macht im Reiche 31t erheben, die Streitigkeiten der Großen zu schlichten und die Grenzen des Reiches kräftig zu schützen. Bei seinem Tode empfahl er deshalb den mächtigen und tüchtigen Sachsen-Herzog Heinrich zu seinem Nachfolger. Dieser wurde auch 919 gewählt. Heinrich einigte auf friedlichem Wege die deutschen Stämme wieder zu einem starken Reiche und gilt darum mit Recht als der eigentliche Gründer des Deutschen Reiches. 2. Heinrichs Kampf gegen die Ungarn. Seine Hauptsorge war das Vaterland vor den fortgesetzten Raubzügen der Ungarn zu retten, Es gelang ihm, einen ihrer Führer gefangen zu nehmen. Diesen gab er erst frei, als die Ungarn versprachen, sein Land 9 Jahre lang in Ruhe zu lassen. Aber für den Waffenstillstand mußte Heinrich einen jährlichen Tribut entrichten. Durch diesen Vertrag gewann er Zeit, um das Land in besseren Verteidigungszustand zu setzen. Er erweiterte und befestigte die verschiedenen Burgen und Städte und legte neue an. Dieselben sollten dem schutzlosen Laudvolke eine Zufluchtsstätte bei ferneren Raubeinfällen gewähren. Um die neuen Orte zu besetzen, mußte jeder neunte Lehensmann vom Lande dahin ziehen, während die acht anderen sein Lehen erhielten und ihn ernähren mußten. Damit sich aber auch freiwillig Landbewohner in den neuen Städten niederließen, bestimmte er, daß alle Gerichtstage, Versammlungen, Märkte, Festlichkeiten u. s. w. nur in den Städten abgehalten werden sollten. Ferner schuf er eine Reiterei, um den ungarischen Reiterscharen auch im offenen Felde widerstehen zu können. Alle reichen Wehrmänner mußten von nun an im Heere als gepanzerte Ritter dienen. Während dieser Vorbereitungen war der Waffenstillstand abgelaufen. Im letzten Jahre desselben verweigerte Heinrich den Tribut. Wütend darüber fielen die Ungarn in Thüringen ein. Aber sie wurden von Heinrich bei Merseburg im Jahre 933 vollständig geschlagen, so daß nun das nördliche Deutschland von ihnen verschont blieb. 19. Otto I. der Große (936—973). 1. Stärkung der königlichen Macht. Was Heinrich I. glücklich begonnen, vollendete sein Sohn Otto I. Dieser strebte mit aller Kraft darnach, die Macht des Königs zu vergrößern und die Einheit des Reiches zu befestigen. Deshalb beschränkte er die Gewalt der Herzoge und ernannte sie nach seinem Belieben. Ferner setzte er jedem Herzoge einen Pfalzgrafen als Wächter zur Seite. Dieser hatte nicht nur den 2*

2. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 33

1898 - Würzburg : Stuber
— 33 — 3. Art der Städte. Die Städte standen entweder unter den geistlichen und weltlichen Landesfürsten oder unter dem Kaiser und zerfielen demnach in Land- und in Reichsstädte. Die kaiserlichen und fürstlichen Beamten, welche im Namen ihrer Herren die Oberaufsicht führten und die Gerichtsbarkeit ausübten, führten den Titel Vogt, Burggraf, Schultheiß. Allmählich erwarben sich viele Städte durch Schenkungen, Verträge oder auch durch heiße Kämpfe, hauptsächlich aber durch Kauf, wenn die Oberherren in Geldverlegenheit waren, gewisse Freiheiten und Hoheitsrechte Münz-, Markt- und Zollrecht, das Recht der städtischen Gerichtsbarkeit und der Wahl des Magistrates) und hießen nun „freie Reichsstädte". Auch kleinere Städte, z. B. Schweinfurt, Rothenburg, Nördlingen rc., sogar Dörfer, wie Gochsheim und Sennfeld, erlangten die Reichsunmittelbarkeit, d. H. sie standen dann wie die Fürsten nur unter dem Kaiser, hatten Sitz und Stimme auf den Reichstagen und eine selbständige Verwaltung. 4. Verwaltung. An der Spitze der Verwaltung stand der Rat, dessen Vorsteher Ratsmeister oder Bürgermeister hieß. Der Rat erließ Gesetze und Verordnungen, ernannte die Richter, setzte die Steuern fest und überwachte Handel und Gewerbe. Eigene Ratsordnungen wurden zur Beaufsichtigung der Bäcker, Metzger und Wirte erlassen, die Preise der Lebensmittel festgesetzt n. a. m. Zuwiderhandlungen erfuhren strenge Bestrafung. Marktordnungen schützten die Käufer vor Übervorteilungen und schlechten Waren, und Bauordnungen regelten späterhin den Häuserbau. 29. Das Bürgertum im Mittelalter. 1. Entwicklung des Bnrgerstandes. Die ältesten Bewohner der mittelalterlichen Städte waren die von altersher an diesen Plätzen handeltreibenden Familien und jene Schöffenfamilien, welche das Schöffenamt in erblicher Weise ausübten. Beide Gruppen nannten sich ihrer alten Herkunft wegen „Geschlechter". Daneben siedelten sich schon sehr bald Leute der Handfertigkeit und des Gewerbes an, wie Bäcker, Metzger, Weber, Schmiede u. a., die jedoch hinter ersteren zurückstanden. Die einzelnen Handwerke bildeten Gilden (Innungen, Zünfte), d. i. Verbände, welche ihre Angelegenheiten unter sich berieten und ordneten. Weil die Städte burgartig befestigt waren, so nannte man ihre Bewohner Bürger. 2. Kämpfe zwischen den Geschlechtern und Zünften. Nur die Mitglieder der Geschlechter, Patrizier genannt, gehörten anfangs dem Klemmert und Wcickert, Bilder a. d. G?schichte. 8. Auslage. Z / /

3. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 18

1898 - Würzburg : Stuber
— 18 — 2. Luitpold der Schyre. Der bayerische Markgraf*) Luitpold der Schyre, der Stammvater unseres Königshauses, erbaute an der Enns eine starke Burg als Bollwerk gegen die wilden Horden und schlug ihren Anprall tapfer zurück. Als sie aber im Jahre 907 mit ungeheurer Macht die Donau heraufgezogen kamen, stellte er sich ihnen mit dem ganzen bayerischen Heerbann entgegen. Eine Riesenschlacht wurde geschlagen. Drei Tage währte der Kampf. Luitpold wurde mit seinem Heere vollständig besiegt; er selbst erlitt den Heldentod. Jetzt stand Bayern in der Gewalt seiner Feinde. Eine schreckenvolle Zeit brach über das Land herein. Unaufhaltsam drangen die Ungarn vor. Städte und Dörfer loderten in Flammen auf, Tausende der Bewohner wurden getötet oder in die Sklaverei geführt. Die wilden Scharen zogen erst zurück, als ihnen ein jährlicher Tribut versprochen wurde. 3. Arnulf I. Nicht nur die Bayern, auch die Schwaben, Franken und Thüringer wurden von den Ungarn überwunden. So erlag ein deutscher Stamm nach dem andern im Kampfe. Ein starker Kaiser, der sie geeint hätte, fehlte eben. Da starb im Jahre 911 der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, im 18. Lebensjahre. Nun wählten die Bayern wieder einen eigenen Herzog und zwar den Markgrafen Arnnlf, den Sohn des gefallenen Luitpold. Als die Ungarn von ihm den Tribut forderten, antwortete er der Gesandtschaft: „Gehet hin und saget euren Barbaren, sie mögen kommen; sie sollen sehen, daß wir Schwerter und eine Faust haben, diese zu regieren!" Die Ungarn sielen gleich den kommenden Sommer - in Bayern ein. Arnulf hatte das vorausgesehen und sich deshalb mit den Schwaben verbündet. Er trat den Ungarn mit dem vereinigten Heere bei Otting am Inn im Jahre 913 entgegen und schlug sie so fürchterlich, daß kaum 30 Manu entkamen. Von da an hatte Bayern auf Jahre hinaus Ruhe vor diesem wilden Volke. y 18. Heinrich I. der Finkler oder der Städtebauer (919—936). 1. Die inneren Verhältnisse Deutschlands. Je schwächer und machtloser die letzten Karolinger waren, desto mächtiger wurden die Herzoge der einzelnen Stämme. Sie regierten in ihren Ländern fast ganz unabhängig. Dem ersten Wahlkönige, dem Herzog Konrad von Franken (v. 911-918), gelang es nicht, das Königtum wieder *) Der Markgraf halte vor allem die Grenze zu bewachen. Mark —Grenzland; z. B. die bayerische Ostmark zwischen Enns und Raab.

4. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 26

1898 - Würzburg : Stuber
— 26 — Barbarossa Bayern wieder zurück. Nur die Ostmark wurde damals abgetrennt und zu einem selbständigen Herzogtum unter dem Namen Osterriche (Österreich) erhoben. 2. Gründung Münchens. Heinrich der Löwe gilt als der Gründer der Stadt München. Die Bischöfe von Freising erhoben Zoll an der Jsarbrücke bei Föhring, wo die Salzstraße von Reichenhall nach Augsburg und Ingolstadt über den Fluß führte. Das trug den Bischöfen viel Geld ein. Um nun diese Einnahmen sich zu verschaffen, zerstörte Heinrich der Löwe Zollhaus und Brücke, verlegte die Straße und baute oberhalb Föhring bei seinem bayerischen Dorfe München Brücke und Zollstätte. Da München von ihm auch noch das Recht bekam, Märkte abzuhalten, vergrößerte es sich so rasch, daß es schon 1175 Mauern und Stadtrechte erhielt. 1255 aber wurde es die Residenz der bayerischen Herzöge. 3. Absetzung Heinrichs. Heinrich der Löwe war ein treuer Anhänger des Kaisers Friedrich Barbarossa und unterstützte ihn kräftig auf seinen zahlreichen Kriegszügen. Als sich aber Friedrich von Heinrichs Oheim die welsischen Stammgüter in Schwaben verpfänden ließ, wurde der Löwe erbittert und versagte dem Kaiser im Augenblick der dringendsten Not die Hilfe gegen Italien Mailand). Da nun nach Friedrichs Rückkehr auch noch viele geistliche und weltliche Fürsten gegen die Ungerechtigkeiten und Gewaltthaten Heinrichs Klage führten, lud er ihn zur Verantwortung. Als er aber nicht erschien, wurde er geächtet und aller seiner Länder verlustig erklärt (Reichstag zu Würzburg 1180). Heinrich griff zwar zu den Waffen, aber ohne Erfolg. Da bat er den Kaiser um Gnade, und dieser milderte, eingedenk der früheren Freundschaft, die Strafe. Er gab ihm seine väterlichen Erbgüter Braunschweig und Lüneburg wieder zurück; zur Sicherung des Friedens aber mußte Heinrich auf 3 Jahre das Reich verlassen. 24. Otto I. von Wittelsbach (1180—1183). 1. Kampf in der Berner Klause. Der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach war dem Kaiser Friedrich I. stets ein treuer Waffengeführte und kluger Ratgeber. Als Friedrich im Jahre 1155 aus Italien heimzog, führte der Weg durch einen Engpaß, die Berner Klause. Links rauschte die Etsch, rechts erhob sich eine steile Bergwand. Oben war eine Burg, welche der Ritter Alberich von Verona mit 500 Italienern besetzt hielt. Alberich drohte, er werde große Steine und Felstrümmer von der Burg herab auf das Heer schlendern, wenn nicht der Kaiser für den freien Durchzug eine große Summe Geldes und jeder V»

5. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 28

1898 - Würzburg : Stuber
— 28 — Herr seines Landes und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vergrößern. Jeder that, was ihm beliebte, und keiner wollte gehorchen. Darum mochte nach dem Tode des letzten Hohenstaufen kein deutscher Fürst die Kaiserwürde übernehmen, und es blieb das deutsche Reich 19 Jahre lang ohne Oberhaupt. Zweimal wurden zwar Ausländer gewählt, aber sie kümmerten sich nicht um die deutschen Angelegenheiten. Das war eine schreckliche Zeit für Deutschland. Gesetz und Recht wurden verachtet; denn es gab keine Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste. Die Schwachen wurden vou den Starken unterdrückt, und zahlreiche Raubritter bedrohten Stadt und Land. (Zeit des Faustrechts). 2. Herstellung der Ordnung. Um endlich dem unsäglichen Elend ein (Sude zu machen, wählten die Fürsten den klugen und tapferen Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Sem Stammschloß stand in der Schweiz, die damals noch zum Deutschen Reiche gehörte. Er war ein einfacher, schlichter Mann und blieb es auch als Kaiser. Wie seine Gefährten trug er im Kriege einen groben Mantel und ein graues Wams. — Mit Heeresmacht zog er im Reiche umher und hielt strenges Gericht über die Raubritter. In Franken, in Thüringen und am Rhein brach er eine Menge von Raubburgen und ließ viele Raubritter hinrichten. So stellte er die gesetzliche Ordnung wieder her und sicherte den gestörten Landfrieden. Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. .Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange unbenützt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größerer Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher nngeschent umherschwärmten, suchen sich in wüsten Gegenden zu bergen." 3. Gründung der Habsburger Macht. Die Wahl Rudolfs zum Kaiser wurde gerade vom mächtigsten Reichsfürsten, vom stolzen Böhmenkönig Ottokar, nicht anerkannt; er wollte „dem armen Schweizergrafen" nicht gehorchen. Deshalb sprach Rudolf die Reichsacht' über ihn aus und zog mit einem Heere gegen ihn zu Felde. Ottokar wurde ge-demütigt und mußte die Herzogtümer Österreich, Steyermark, Krain und Kärnthen abtreten. Die drei ersten Länder verlieh der Kaiser seinen Söhnen als erbliche Lehen und wurde dadurch der Gründer des habsbnrgisch-österreichischen Herrscherhauses; denn heute noch haben seine Nachkommen diese Länder in Besitz.

6. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 30

1898 - Würzburg : Stuber
— 30 — der Kurfürsten gewählt wurde, ist rechtmäßiger deutscher König und braucht keine päpstliche Bestätigung. Auf dem Reichstage zu Frank-fnrt a/M. wurde dieser Beschluß dann zum Reichsgesetze erhoben. 4. Hansvertrag zu Pavia. Um bei den immerwährenden Kämpfen wenigstens in seiner eigenen Familie dem Unfrieden auf immer vorzubeugen, schloß der Kaiser 1329 mit den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf in der italienischen Stadt Pavia einen Hausvertrag. Nach diesem wurden die Rheinpfalz und die Oberpfalz von Bayern getrennt und den Söhnen feines Bruders übergeben. Für sich und seine Nachkommen behielt Ludwig Oberbayern. Die Kurwürde sollte zwischen Pfalz und Bayern wechseln, und nach dem Aussterben einer Linie sollte die andere deren Erbin werden. 5. Vergrößerung Bayerns. Nach dem Abschlüsse des Hausvertrags vergrößerte Ludwig seinen Länderanteil noch bedeutend. Bei dem Aus-sterben der niederbayerischen Linie erbte er Niederbayern. Außerdem gelangte er noch in den Besitz von Brandenburg, Tyrol, Holland und Friesland. So wurde Ludwig der reichste und mächtigste Fürst in ganz Deutschland. 6. Abfall der Kurfürsten. Diese Vergrößerung seiner Ländermacht erregte bei den Kurfürsten große Unzufriedenheit. Darum traten im Jahre 1346 fünf von ihnen zu Reuse zusammen, erklärten Ludwig für abgesetzt und wählten Karl Iv. von Luxemburg, einen Sohn des' Böhmenkönigs Johann, zum Kaiser. Der größte Teil des Reiches jedoch, besonders die Städte, denen Ludwig viele Freiheiten verliehen hatte, blieb ihm treu. Wahrscheinlich wäre es abermals zu einem Bürgerkrieg gekommen, wenn ihn nicht plötzlich der Tod ereilt hätte. Auf einem Ritt zur Bärenjagd erlag er im Jahre 1347 einem Schlag-anfalle. In der Frauenkirche zu München liegt er begraben (Denkmal im Schiff der Kirche). 37. Teilungen und Wiedervereinigung Bayerns (1347—1506). 1. Teilungen. Ludwig der Bayer hatte bestimmt, daß seine 6 Söhne das Land gemeinschaftlich regieren sollten. Aber schon nach 2 Jahren fingen sie das Teilen an, und ihre Nachkommen setzten die Teilungen fort. Dabei kam es oft zu Streitigkeiten und Kriegen, in sammlungsplatz, besonders zur Proklamation eines Kaisers. Nachdem ihn die Franzosen 1794 zerstört hatten, ließ ihn König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen 1843 wieder neu aufbauen.

7. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 36

1898 - Würzburg : Stuber
— 36 — So hatte sich das deutsche Volk durch Fleiß und Tüchtigkeit, wenn auch unter schweren Kämpfen, zu einer hohen Stufe von Wohlstand, Macht und Ansehen emporgeschwungen. Deutschland galt damals als das reichste und gebildetste Land Europas. 30. Die Femgerichte.*) 1. Ihr Ursprung. Die Femgerichte sind eigentlich die letzten Überreste der altgermanischen Volksgerichte, wobei noch jeder Freie als Schöffe „Recht sprechen" durfte. Unter Karl dem Großen wurde der Schöffeudieust bekanntlich ein verliehenes Amt, das sich später vom Vater ans den Sohn vererbte. Als nach der Karolingerzeit die Gauverfassung sich auflöste und Deutschland eine Menge größerer und kleinerer regierender Herren erhielt, verloren die Freien überall einen großen Teil ihrer Vorrechte, namentlich das Recht zu „richten". Dafür setzten die Fürsten ihre eigenen Hofgerichte an die Stelle der alten Volksgerichte. In Westfalen allein gelang ihnen dies nicht; da erhielten sich die alten, nur dem Kaiser untergebenen Gerichte. Man hieß sie „Femgerichte" oder „hl. Feme". 2. Einrichtung der hl. Feme. Der Sitz dieses Gerichts war also „Westfalen, die rote Erde". Diese Bezeichnung weist bildlich auf die vom Kaiser verliehene Blntgerichtsbarkeit**) hin. Einrichtung und Verfahren glichen fast genau den alten Volksgerichten. Die Sitzungen wurden bei hellem Tage von früh 7 bis mittags 3 Uhr unter freiem Himmel an den alten Mal- oder Dingstätten***) abgehalten. Diese Malstätten hießen jetzt „Freistühle". Davon gab es über 100. Der berühmteste war in Dortmund. Der Freigraf, ein freier Westfale, führte im Gericht den Vorsitz und verkündete das Urteil. Seinen Beirat bildeten die Freischöffen. Von diesen mußten mindestens 7 bei einer Gerichtsverhandlung zugegen sein. Weil sie in alle Geheimnisse des Gerichts eingeweiht waren, führten sie den Namen „die Wissenden". Sie erkannten sich gegenseitig an einer geheimen Lofuug. Bei Strafe des Stranges waren sie zur strengsten Verschwiegenheit gegen die Nichtwissenden, wie auch zur Mithilfe bei der Vollstreckung des Urteils verpflichtet. In der Blütezeit der Feme (1420—1460) sollen in ganz Deutschland über 100 000 Schöffen gelebt haben. *) Feme, ursprünglich — Strafe; Femgericht also — Strafgericht. **) Blutgerichtsbarkeit, Blutbann — das Recht über Leben und Tod. ***) Mal- oder Dingstätten — Gerichtsstätten.

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 109

1877 - Würzburg : Stahel
109 dieses Weltherrschers in seinen politischen Zielen zu strken, und von hier aus machte er endlich 1001 den dritten Rmerzug, auf welchem er 1002 zu Paterno starb. Obwol dieser Platz von den aufstndi-schen Rmern eingeschlossen war, so erfllten ihm seine getreuen Deutschen doch den letzten Wunsch, brachten die Leiche unter steten Kmpfen der Verona und den Brenner nach Deutschland und bestatteten sie zu Aachen an der Seite Karl's d. Gr.. Das ihm 1513 von Friedrich dem Weisen errichtete Marmordenkmal wurde von den Franzosen 1803 beseitigt, so dass nun nichts mehr an die Stelle erinnert wo die Gebeme des letzten der Ottonen begraben liegen. ' Heinrich Il, der Heilige 10021024. 68. Heinrich Ii., Son der Znkers, war ein rastlos ttiger Kaiser, der sein ganzes Leben der Einheit und Gre Deutschland^ widmete, ein wrdiger Nachfolger Otto's d. Gr.. Den hufig widerstrebenden und trotzigen weltlichen Fürsten gegen-ber sttzte er sich auf einen fast durchweg deutsch gesinnten Klerus, der ihm in allen Lagen seines an Kmpfen und Wechselfllen so reichen Lebens treu zur Seite stand. Seine der Kirche gegenber bewiesene warhaft groartige Freigebigkeit erklrt sich, wenn man bedenkt, oass er meistens nur das hergab, was er zuvor als strenger kaiserlicher Richter Reichsfeinden und Landfriedensstrern genommen hatte. Seine bedeutendste kirchliche Schpfung ist die Stiftung und Ausstattung des Bistums Bamberg 1007 und die Erbauuq des dortigen Doms. Indessen hatte auch diese Stiftung ihren politischen Hintergrund: sie sollte ein Damm gegen die stlicher wonenden Slaven sein, die denn auch in der Tat von hier aus germanisirt und kultivirt wurden. Weil der Polenknig' Boleslaw die Ruhe Deutschlands durch seine hufigen Einflle in Bhmen strte, so unter- r2 m 'letnri^ fnf Zge gegen denselben und behauptete schlie-Iich Bhmen fr das Reich. p Auch nach Italien machte er drei Zge. Er bekmpfte ,den Markgrafen Arbinn von Jvrea, welchem nach der italienischenkomgswrde gelstete, verschaffte sich dann selbst ftiihu8!?"*?' geriet aber bei einem nchtlichen Auf-sn inoreben9efar' was freilich die Ein- k9 laita clut tfie ^tte. Gleich darauf 1006 erwarb Hctitrtch dem Ret Je auf Grund eines Erbvertrages mit feinem kinderlosen Oheime Rudolf Iii. die Anwartschaft auf Burgund. Auf seinem el ab' erhieuzu Rom Hatfwlwtte und auerdem noch vom Papste einen aoldenen Wnun??/?'?^ der Weltherrschaft, sowie er ferner die Aner-kennung des kaiserlichen Bestatigungsrechts bezglich der Papstwal er-

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 135

1877 - Würzburg : Stahel
135 Privilegien und Freiheiten, wodurch der Reichtum der Brger zusehends wuchs. In demselben Verhltnisse mehrte sich auch die Macht derselben, namentlich als die gewaltigen Stdtebnde entstanden. Von den italienischen Stdten waren in Folge der Kreuzzge besonders Venedig, Genua, Pisa, welche die Uebersart der Kreuzheere und die Bedrfnisse derselben aus der Fart und im Morgen-lande besorgten, bald Haupt Niederlagen fr die kostbaren Produkte des Orients, die von hier zum grten Teile nach dem Norden weiter geschafft wurden. Dadurch entstand in den deutschen Stdten der lebhafteste Zwischenhandel und blbete bald gleich dem Gewerbflei e. Die wachsenden Reichtmer machten die letzteren nicht blo den Reichsfrsien, fondmt auch dem Kaiser unentbehrlich, und bald gab es gegen 130 Reichsstdte, an die mehr oder weniger Regalien, wie das Mnz- und Zollwesen oder die Gerichtsbarkeit, bergingen. Sie waren damit der Kompetenz der Landesgerichte entrckt, stunden also unmittelbarunterdem Reichsoberhaupte und durften sich auch bei den Reichstagen vertreten lassen. Aber auch die brigen Städte erfreuten sich erheblicher Freiheiten, und auch hier wuchs unter dem Schutze der Znfte und Innungen ein tchtiger Brgerstand heran, der seine Rechte und Freiheiten selbst mit den Waffen in der Hand zu waren wusste. Gewnlich wonten smtliche Zunftgenossen nahe beisammen, oft sogar in einer Gasse, welche dann durch Sperrketten und Tore, namentlich bei Nacht, abgeschlossen werden konnte. An der Spitze einer jeden Zunft stund ein Zunftmeister, wol auch König daher Schtzen-kmg" genannt, welcher die Regeln und Ordnungen der Innung streng aufrecht erhielt. Das Zunftwesen war aber auch dem stdti-schen Gemeinwesen nur forderlich, weil dadurch die Gewalt der Patricier oder des ^tadtadels/ aus dem anfangs berall Brgermeister und Rat genommen waren, in heilsamer Weise beschrnkt wurde. Dadurch entstunden allerdings viele innere Zwistigkeiten und Kmpfe, deren Ausgang aber den Znften in der Regel die Gleichberechtigung brachte. Nur wo sich, wie in Nrnberg, die Patxicier durch eine kluge, echt brgerliche Haltung auszeichneten, behielten sie die Oberhand. Die Brger des Mittelalters wonten hinter hohen, oft doppelten Mauern in einfachen, schmucklosen Husern, die nach der Strae meist die Giebelseite zeigten und mit den oberen Stockwerken hervortraten, was die Wonungcn auerordentlich verdsterte. Nur der ntigste Hausrat fand sich vor; ja man a ans einer Schssel und trank aus einem Becher, und selbst in reichen Familien wonte der Sott des Hauses mit seiner Ehefrau in einem Hinterstbchen und aina bei den Eltern in die Kost. Dagegen verwendete der damalige Brg erstand reichere Flttelau.! Erbauung von Kirchen, Rat-, Zunfthusern und Kaufhallen, die der alle andern Gebude hervorragen mussten. Auf dem Rathausturme, dessen Glocke zu den ffentlichen Versammlungen einlud, wonte der Turmwchter und lugte fleiig in's Land hinaus;

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 142

1877 - Würzburg : Stahel
142 namentlich mit den Stdten in bestndiger Fehde. Besonders schlimm trieb es d er n i ed ere Ad e l, der jetzt zum Raubadel geworden und so tief gesunken war, dass er es ritterlich fand, den fluigen Brger, den reisenden Kaufmann von seinen Burgen aus zu berfallen und um seine Habe zu pfnden oder ihn bis zur Bezalung eines Lsegeloes gefangen zu halten. Diesem Unwesen gegenber war Selbsthilfe am Platze. Es traten deshalb die Femgerichte an die teile der bisherigen Gerichte, die jedes Ansehen verloren hatten. Statt der Centgerichte gab es Freistle, die mit einem Freigrafen und sechs Frei-schppen de setzt waren. Smtliche Freistle eines Landes stunden unter dem Stulherrn, demlandesfrsten, smtliche Stul-Herrn unter dem Kaiser oder dessen Stellvertreter, dem Erzbischof von Cln und Herzog von Westfalen, wo die Femgerichte zuerst auftauchten. Jeder unbescholtene freie Mann konnte Mit-glied oder Wissender sein und crfur alsdann die Losung, das Notwort. Dieses blieb Geheimnis, weshalb man die neuen Gerichte, trotzdem sie ffentlich waren, auch heimliche Feme nannte. Die Vorladung wurde dem Beklagten an das Haus oder das nchste Heiligenbild genagelt. Erschien er nicht, so wurde in seiner Abwesenheit gerichtet, und erfolgte dann die Verfemung, so wurde das Urteil rasch vollzogen. Die Femgerichte steuerten noch bis zum Anfange des 15. Jarhunderts vielem Unrecht; aber allmhlich trat Willkr an die Stelle der Gerechtigkeit, und die Nichter verbten unter dem deckenden Schilde dieser Einrichtung aus Habsucht oder Rachgier zalreiche Gewaltttigkeiten, suchten daher nunmehr heimliche Gerichtspltze auf und hielten die Sitzungen nchtlicher Weile. Es war so das Femgericht kein Schrecken mehr fr den Bsewicht, sondern vielmehr fr den ruhigen Brger, der erst dann wider ausatmete, als es einer besseren Rechtspflege den Platz gerumt hatte. Ein roher Ueberrest der Femgerichte erhielt sich bis auf unsere Tage in dem sogenannten Haferfeldtreiben" im Sden Bayern's; aber auch diesem Unfuge ist nun durch sehr praktische Mittel, hoffentlich fr immer, ein Ende gemacht. Von den deutschen Stdtebunden war die 1241 gestiftete Hansa am bedeutendsten. Zu ihr gehrten in der Zeit der Blte der 80 See- ober Binnenstdte des nrdlichen Deutschlands. Bundes-Vorort war Lbeck. Quartierorte waren: Danzig, Hamburg, Braunschweig, Cln. Diese letzteren hatten fr den Vollzug der auf den Bundesversammlungen gefassten Beschlsse zu sorgen und kleinere Angelegenheiten selbstndig zu erledigen. Der Zweck der Hansa war: Verteidigung gegen Angriffe, Erhaltung der Sicherheit auf den Lanb-unb Wasserwegen, endlich Bewaruug und Ausbilbuug von Privilegien. Heiligkeiten unter den Bunbesgliebern wrben schiebsrichterlich beigelegt. Bald erfreueten sich die Bunbesgeuosseu groen Wolstands und besaen sogar im Auslande Haubelskontore, so in Brgge, Lonbon, Bergen, Rorogorob. Das mehrte auch den politischen Eiuflufs der Hansa, die im Mittelalter tatschlich die erste norbische Seemacht war, vor der sich Holland, Dnemark und Norwegen beugten.
   bis 10 von 47 weiter»  »»
47 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 47 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 9
3 0
4 26
5 0
6 0
7 0
8 3
9 2
10 9
11 1
12 1
13 0
14 18
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 2
21 3
22 0
23 5
24 0
25 15
26 11
27 6
28 2
29 0
30 0
31 13
32 0
33 1
34 20
35 8
36 11
37 9
38 0
39 5
40 0
41 0
42 14
43 3
44 0
45 7
46 38
47 9
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 2
4 5
5 0
6 0
7 26
8 0
9 13
10 0
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 2
17 10
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 2
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 9
38 0
39 0
40 0
41 9
42 0
43 6
44 0
45 2
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 13
57 0
58 0
59 1
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 5
68 15
69 2
70 0
71 2
72 6
73 8
74 1
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 1
81 0
82 0
83 12
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 1
91 0
92 6
93 1
94 1
95 0
96 0
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 3
3 1
4 12
5 15
6 1
7 11
8 2
9 3
10 37
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 19
17 0
18 17
19 26
20 0
21 0
22 5
23 0
24 4
25 1
26 3
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 15
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 6
40 1
41 1
42 1
43 3
44 1
45 1
46 1
47 2
48 5
49 1
50 1
51 0
52 0
53 0
54 16
55 15
56 2
57 0
58 0
59 12
60 2
61 0
62 25
63 0
64 4
65 3
66 0
67 1
68 6
69 0
70 1
71 7
72 17
73 3
74 0
75 3
76 0
77 16
78 0
79 4
80 45
81 5
82 0
83 0
84 0
85 1
86 0
87 0
88 5
89 0
90 0
91 6
92 0
93 9
94 0
95 0
96 0
97 21
98 3
99 19
100 8
101 0
102 0
103 0
104 0
105 3
106 1
107 0
108 1
109 0
110 2
111 0
112 5
113 1
114 1
115 1
116 0
117 0
118 49
119 0
120 3
121 1
122 4
123 0
124 2
125 0
126 3
127 9
128 4
129 0
130 0
131 2
132 41
133 0
134 0
135 0
136 5
137 1
138 0
139 1
140 0
141 0
142 2
143 2
144 1
145 38
146 4
147 0
148 15
149 0
150 3
151 1
152 4
153 0
154 4
155 2
156 3
157 1
158 35
159 1
160 1
161 1
162 3
163 0
164 0
165 11
166 7
167 1
168 0
169 2
170 0
171 113
172 3
173 6
174 0
175 3
176 3
177 12
178 0
179 2
180 0
181 3
182 9
183 6
184 1
185 0
186 0
187 2
188 1
189 0
190 0
191 35
192 2
193 0
194 2
195 0
196 1
197 8
198 0
199 4