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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 90

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
90 Dci'ii Wille geschehe Der oberste Stein ans den äußern Ban der deutschen Kirche wurde im, Jahre 745 gelegt, indem das Bisthum Mainz zu einem Erzbisthume erhoben und dem Bonifacins übergeben wurde. Zehn Jahre lang beaufsichtigte dieser von da ans noch die Kirche im fränkischen Reiche und salbte in dieser Zeit noch den Herzog Pipin zum Könige. Seine Hauptsorgfalt wandte er dem Kloster Fuld a zu, welches ans lange Zeit für ganz Deutschland ein Hanptsitz der Gelehrsamkeit und christlichen Bildung wurde und der Kirche eine lange Reihe ausgezeichneter Diener schenkte. In kurzer Zeit stieg die Zahl der Mönche auf 400, die ihre Zeit zwischen Gebet, Stn- diren und Handarbeit theilten. Schon durch die Gründung dieses Klosters allein hat sich Bonifacius unsterbliche Verdienste um Aubau des Landes, um Pflege der Wissenschaften und um das Wohl der deutschen Kirche erworben. Je mehr sich aber sein Werk allenthalben befestigte, desto hef- tiger wurde in ihm das Verlangen, Neues zu schaffen, obgleich er nun schon in, hohen Alter stand. Die Bitte: Dein Reich komme, die er so eifrig sprach, legte ihm auch die Verpflichtung auf, un- ablässig für dieses Reich zu wirken. Wo er angefangen hatte, da wollte er auch aufhören, — bei den Friesen, denn daß die Be- kehrung dieses kräftigen und tüchtigen Bvlksstamines unvollendet bleiben sollte, ließ ihm keine Ruhe. Roch in demselben Jahre fuhr er mit einem kleinen Gefolge von Geistlichen und Mönchen und etlichen Dienern den Rhein hinab. Vergebens suchten seine Freunde ihn mit Thränen zurückzuhalten und beschwuren ihn, sein selbst endlich zu schonen. Er folgte dem Rufe seines Herrn, obgleich er im Geiste wußte, daß er nicht wieder- kehren würde. Er ließ sich sein Leichentuch mit in seine Bücher- kiste packen und ging dann getrost seiner Bestimmung entgegen. Noch einmal erbebten die Heiden vor dem Donner seiner Predigt und Tausende tranken die Gnadenströme des göttlichen Wortes von seinen Lippen. Das Feuer war nicht erloschen in dem erstorbenen Greise. Wiederum, ’ wie einst in Thüringen und Hessen, strömten die rohen Schaaren herbei, beugten vor dem Gottesmanne den har- ten Nacken und ließen sich taufen. Kirchen wurden von den Be- kehrten erbaut, Geistliche unter ihnen eingesetzt. Die Vollendung des Werkes in Friesland war aber einem Andern aufbehalten. An den Ufern der Bürde hatte Bonifaeius sein Lager aufgeschlagen imb erwartete eine Anzahl Getaufter zur Firmung. Es war der fünfte Juni des Jahres 755. Die Sonne ist aufgegangen und Boni- faeins hat sich bereitet zu der heiligen Handlung. Nahende Fuß- tritte unterbrechen die feierliche Stille. Er hält sie für die der

2. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 109

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
täglich Brod? 109 Gesundheit. Der selige Gellert war höchst mäßig im Genuß der Speisen und des Tranks; man sah ihn täglich in den Umgebungen Leipzigs spazieren gehen; er machte zuweilen eine kleine Reise, besuchte öfter- auf Anrathen seiner Aerzte die Heilquellen Sachsens und Böhmens, suchte Freunde aus, und doch blieb er fortwährend kränklich. „Seine Tage," schreibt einer seiner Freunde, „waren ängstlich und trübe, seine Nächte unruhig und voll schreckender Träume. Gemeiniglich entkräftete ihn der Schlaf mehr, als daß er ihn erquickte. Seine Brust litt durch häufige Beklemmungen, und die Kräfte seines Gei- stes wurden von der beschwerlichsten körperlichen Berdrossenhcit zu allen seinen Verrichtungen niedergedrückt. Er empfand selten die Mun- terkeit, welche einen gesunden und freien Umlauf des Bluts und aller Säfte des Lebens zu begleiten pflegt Eine außerordentliche Traurig- keit und eine unüberwindliche Niedergeschlagenheit breitete sich aus der verborgenen Quelle seines siechen Lebens über sein ganzes Ge- müth aus Sein Gedächtniß schien ihm oft blos die Kraft zu haben, ihm allein dasjenige, was die vergangene Zeit Unangenehmes gehabt hatte, gegenwärtig zu machen. Wie sehr er auch seine Einbildungs- kraft durch Vernunft und Religion zu beherrschen wußte, so erfiillte doch dieselbe seine Seele mit lauter traurigen und schwarzen Bildern und erregte Vorstellungen, die er haßte." Die meisten Briefe, die er an seine vertrautesten Freunde richtete, enthalten Klagen über seine Leiden. Und doch, welch' eine Schule der Geduld und des Vertrauens zu Gott wurden für ihn seine großen Leiden! „Ich bin krank, Gott sei Dank!" konnte er einst an einen seiner Freunde schreiben. Er waffnete sich für die Tage seiner Leiden mit dem Gebete und mit dem täglichen Umgänge mit Gottes Worte; er stärkte sich immer mehr in dem Glauben, daß auch das größte Leiden weise Schickung Gottes sei, daß denen, die Gott lieben, auch Siechthuni und Krankheit zum Besten dienen müssen, und daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht werth sei, die an den wahren Christen einst offenbaret werden soll. Wir wollen ihn selbst noch hören, wie er seine Leiden schilderte, sich aber auch in denselben zu trösten wußte. „Ach Gott," schrieb er an einen seiner Freunde, „was ist ein siecher Körper für eine Last! Aber eine sieche und nie- dergeschlagene Seele, welche Pein ist diese! Bedauern Sie mich, und beten Sie für mich. Doch der Herr, der unser Schicksal regiert und verhängt, wird es machen, wie mir's gut ist, und die Erge- bung in seinen Willen, so schwer sie der Natur in harten Fällen wird, ist doch allezeit unsere Pflicht. Ich habe viel Glück in der

3. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 133

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
der Körper. 133 weil sie einen leichteren Zusatz erhalten hat, selbst leichter gewor- den nnb der Rauch im Verhältniß zu ihr schwerer, darum steigt er in solcher Luft nicht in die Höhe. Ein gar merkwürdiger Umstand bei dem Falle der Körper ist auch der, daß ein solcher Körper immer schneller und schneller fällt und zwar in folgendem Maaße; in der ersten Secunde 1 X 1 X 15 Fuß, in der zweiten 2 X 2 X 15 Fuß, in der dritten 3 X 3 X 15 Fuß und so fort. Wenn ein sehr schwerer Körper in Bewegung gesetzt werden soll, so erfordert das einen großen Aufwand von Kraft; wenn der Körper aber schon in Bewegung ist, ist nicht mehr so viel Kraft nothwendig, um ihn in Bewegung zu erhalten. Wir können das oft sehen an schweren Lastwagen, welche gestanden haben und nun fortgezogen werden sollen; wie müssen sich da die Pferde an- strenge», ehe sic ihn von seiner Stelle bringen; wenn er aber ein- mal im Gange ist, so wird es den Pferden nicht mehr so schwer. Nun könnte man denken, das rühre allein von der Anziehung her, welche der Mittelpunkt der Erde auf den Wagen ausübt und ihn nicht von seiner Stelle lassen will: aber dasselbe müßte auch der Fall sein, wenn der Lastwagen sich einen Schritt weit fortbewegt hat und doch ist cs dann in demselben Maße nicht mehr der Fall. Daß die Schwierigkeit des ersten Fortrückend nicht allein von der Schwere herrührt, erkennt man auch daran, daß der Wagen, wenn er erst recht in Gang gekomnien ist, sich auch nur durch große Kraft wieder zur Ruhe bringen läßt, wozu gar keine äußere Kraft nothwendig sein würde, wenn allein die Schwere auf den Wagen wirkte. Man nennt die Eigenschaft eines jeden Körpers, nach welcher eine Kraft erforderlich ist, einen ruhenden Körper in Be- wegung zu setzen, oder einen Körper aus der Bewegung zur Ruhe zu bringen, das Beharrungsvermögen. Aus dieser Eigen- schaft oder Kraft der Körper erklären - sich folgende Erscheinungen. Bei schnellem Laufe, besonders von einer Anhöhe, wird' es einem schwer, plötzlich still zu stehen. Wenn ein Wagen schnell ange- halten wird, so bewegen sich die in ihm sitzenden Personen mit ihrem Oberleibe noch einmal gewaltsam in der Richtung, in welcher sich der Wagen bewegte. Ein Soldat wollte während einer Schlacht eine Kanonenkugel, welche nicht mehr flog, sondern ans der Erde fortrollte, mit der Hand aufhalten; sein Kamerad zog ihn schnell davon weg, um ihn daran zu verhindern und man sah, daß diese Kugel ein großes Stück von dem Balken, der den Fuß einer Windmühle bildete, hinwegriß; sie würde unfehlbar dem Soldaten auch die Hand mit hinweggenommen haben. Wenn

4. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 136

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Wärme. 136 Was ist denn das Licht? Es ist ein gar feiner und reiner Stoss, bewundernswürdig in seinem Wesen und immer noch nicht völlig erklärt. Stichst du mit der Spitze einer Nähnadel durch ein Kartenblatt und blickst durch diese Oeffnung bei sternenheller Nacht zum Himmel, so kannst du wohl tausend Sterne erblicken. Bon allen diesen muß doch einiges Licht durch die kleine Oeffnung in unser Auge kommen, sonst könnten wir sie nicht sehen. Da- durch entsteht nämlich die Empfindung des Sehens in unserer Seele, wenn das Licht von leuchtenden oder erleuchteten Körpern in unser Auge fällt und die Nerven berührt. — Bewunderns- würdig ist auch des Lichtes Schnelligkeit. Durchläuft dasselbe doch in einer Minute 2 Millionen Meilen! — Die Mittel, durch welche Gott das Licht uns zuführt, sind über uns: Sonne, Mond und Sterne, neben uns: Feuer und andre leuchtende Körper. Der das Licht, diese gute Gabe, schaffen konnte, muß selbst gut, gütig, allgütig sein! Er läßt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse. Dem Lichte entgegengesetzt sind Schatten und Finsterniß. Beide sind Beraubung des Lichts Der Bvnonische Stein sauget das Licht ein und hält dasselbe längere Zeit zurück. Nun, es giebt auch ein Licht, das wir ein- sangen und zurückhalten sollen in unsern Herzen, das Licht des Evangeliums. Fällt das Licht ans eine glatte, undurchsichtige Fläche, z. B. auf helleö, stillstehendes Wasser, auf polirtes Me- tall, ans Glas, das auf einer <^cite mit Quecksilber belegt ist, so wird es zurückgeworfen. Möchte doch auch unser Herz ein Spie- gel sein, daß cs die Strahlen der Liebe Gottes zurückwerfe und die Brüder liebe, wie es geliebt worden ist von Gott Jeder Sonnenstrahl besteht ans sieben Farben und zertheilt sich in dieselben, wenn er in einem durchsichtigen Körper ge- brochen wird. Man kann dieß schon an einem mit Wasser ge- füllten Glase erkennen, auf welches die Sonne scheint, noch mehr aber an einem dreiseitig geschlissenen Glase, das man ein Prisma nennt. Läßt man das Sonnenlicht durch ein solches Glas in ein dunkles Zimmer fallen, so zeigen sich die schönsten bunten Farben, die wir auch an dem Regenbogen bemerken. Die Wärme. So unentbehrlich wie allen lebendigen Geschöpfen das Licht ist, so nothwendig ist ihnen auch die Wärme. Sie ist, wie daö Licht, ein sehr feiner unwägbarer Stoff, welchen man aber bloß mit

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 138

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Wärme. 138 an einander rieben und sich dadurch Feuer verschafften. Aber auch unter uns Europäern war noch vor nicht langer Zeit ein ganz ähnliches Feuerzeug im Gange. Man schlug mit einem Feuerstahle an einen Feuerstein; durch das Schlagen entstand eine sehr schnelle Reibung, so daß kleine Theilchen des Steines und des Stahles glühend wurden und auf den Zunder sprangen, den man entweder auf den Stein gelegt oder unter dem Stahl und Stein ausgebreitet hatte. Daß durch Reibung Wärmestoff entwickelt wird, sieht man auch ans folgenden Erscheinungen. Beim Sägen wird das Sägeblatt, beim Bohren der Bohrer warm; ein Metallknopf, schnell auf Tuch oder Holz gerieben, wird so heiß, daß man es am Backen kaum ertragen kaun; im Winter reiben wir unsere Hände an einander, um sie durch die Ofenwarme nicht zu schnell zu erwärmen, und ans demselben Grunde reibt man einen erfrorenen Menschen in einem kühlen Gemache am ganzen Leibe mit Schnee. Aber auch Unheil kann durch Reibung für die Menschen entstehen, wenn die Wagen und Mühlräder nicht ein- getheert werden, weil dann durch die schnelle Bewegung der Achse oder des Zapfens in seiner Welle leicht Feuer entstehen kann. Der Phosphor, ein wachsartig weicher Stoff von gelblicher oder röthlicher Farbe, entzündet sich schon durch gelinde Reibung und mail benutzt ihn deshalb in den Streichhölzchen zum schnellen An- machen des Feuers. Ferner wird Wärme frei gemacht durch starkes und anhaltendes Hämmern auf Nägel und andere metallene Gegenstände. Wärmestoff entwickelt sich ferner dadurch, daß gewisse Stoffe mit einander in Berührung kommen oder mit einander vermischt werden. Schwefelsäure (Vitriolöl) oder gebrannter Kalk mit Wasser vermischt, erhitzen sich; ein Stoff, chlorsaures Kali genannt, mit Schwefelpulver gemischt, gibt die Masse ab, welche zu den Schwe- fel - oder Zündhölzchen gebraucht wird und in Schwefelsäure ge- taucht, sich entzündet. Endlich wird auch Wärme durch die Gährnng mancher Stoffe bewirkt; so entzündet sich feuchtes Heu von selbst, wenn cs fest auf einander liegt, ebenso Getreide, frischer Pferdcmist. Selbst bei der Gährnng des Weines und Bieres werden diese Flüssig- keiten etwas wärmer. Tie Wärme übt einen großen Einfluß auf die meisten Körper ans. Wir wollen hier nicht besonders daran denken, daß ohne Wärme kein Thier und keine Pflanze bestehen könnte, sondern nur daran, was durch die Wärme an der leblosen Natur bewirkt wird.

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 139

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Wärme. 139 Biele feste Körper werden schon bei ziemlich unbedeutender Wärme flüssig, z. B. Fett, Pech, Wachs; andere werden erst durch große Hitze zum Flusse gebracht, z. B. Blei, Eisen, Gold, Platina. Durch Verminderung der Wärme werden selbst viele Körper fest, welche für gewöhnlich flüssig sind, z. B. Wasser und ähnliche Flüssigkeiten; selbst das Quecksilber wird bei sehr starker Kälte so fest, daß man es hämmern kann; ja sogar Weingeist oder Spiri- tus gefriert bei noch heftigerer Kälte. Eine andere Wirkung der Wärnie ist, daß sie die Körper aus- dehnt, woraus andrerseits hervorgeht, daß durch Verminderung der freien Wärme die Körper zusammengezogen merdeu, was man ans folgenden Erscheinungen abnehmen kan». Eine Schweins- blase, welche nicht ganz voll Luft geblasen ist und zugebunden wird, schwillt an und wird ganz straff, wenn mau sie auf den warmen Ofen legt. Quecksilber in einer engen Glasröhre steigt in der Wärme höher und fällt in der Kälte herab, was nichts andres ist, als daß die dünne Quecksilbersäule sich ausdehnt, oder zusammenzieht. In der Wärme schwellen die Hände an und in enge Schuhe oder Strümpfe kann man mit warmen Füßen nicht so bequem, als nüt kalten. Der Umstand, daß die Wärme die Körper ausdehnt und die Kälte sie zusammenzieht, hat zu der sinnreichen und nützlichen Er- findung des Thermometers geführt. Es ist das ein Instrument, mit welchem man die Wärme und Kälte messen kann, und es be- steht aus einer engen Glasröhre mit einer am Ende angeblasenen Kugel, welche biö ans eine gewisse Höhe mit Quecksilber oder rothgefärbtem Weingeiste gefüllt und an einem Bretchcn befestigt worden ist. Bei der Anfertigung des Therniometcrö. wird es in ein Gefäß gehalten, in welchem sich Eis und Wasser befindet und der Punkt auf dem Bretchen angemerkt, biö zu welchem das Quecksilber sich zusammenzieht. Sodann wird das Instrument in ein Gefäß gehalten, in welchem kochendes Wasser ist und auf dem Bretchen der Punkt bemerkt, bis zu welchem das Quecksilber sich ausdehnt. Die beiden angegebenen Punkte heißen der Eis- oder Nullpunkt und der Siedepunkt. Den Naum zwischen diesen Punkten theilt man entweder in 80, 100 oder 132 gleiche Theile, welche man Grade nennt, und dann mißt inan auch unterhalb des Ge- frierpunktes noch 32 solcher Grade ab. Ein holländischer Bauer, Cornelius Drebbel, soll der Erfinder des Wärmemessers, sein und je nach der verschiedenen Eintheilung nennt man das Thermometer entweder ein Thermometer nach Rnaumur, Celsius oder Fahren- heit. Ein solches Instrument gibt natürlich die Zu- oder Al"

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 140

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
140 Die Wärme nähme der Wärme viel genauer an, als wir es nach , unserem Gefühle beurtheilen können. Außerdem, daß die Wärme sowohl feste als stüssige Körper ausdehnt, übt sic ans das Wasser und mithin anfalle die-Körper, welche Wassertheile enthalten, einen merkwürdigen Einfluß ans. Es verbindet sich nämlich die Wärme mit dem Wasser und bildet Waflerdünstc, welche, weil sie leichter sind als die Luft, in die Höhe steigen. Auf diese Weise wird eine geringe Menge Wasser nach und nach ganz in Dunst verwandelt. Daher rühren folgende Erscheinungen. Nasse Wäsche wird nach und nach trocken; ebenso nasse Schrift, frisch geweißte Stuben, gescheuerte Dielen, der Schweiß am Körper, das fenchte Heu, die Soole in Gradir- Häusern, die Pfützen ans der Straße. Je größer die Wärme ist, um so schneller verwandelt sich das Wasser in Dünste, und wenn das Wasser kocht, so geschieht die Berwaiidlung sehr schnell; man nennt aber die aus kochendem Wasser aufsteigenden Dünste insbesondere Dampf. Aber auch, wenn die freie Wärme in sehr geringem Grade vorhanden ist, geht die Ver- wandlung dcs Wassers in Dunst vor sich. Daher kommt cs, daß die Wäsche auch an kalten Wintertagen im Freien trocken wird, und daß der Schnee und das Eis nach und nach verzehrt werden, ohne daß es thaut. Das Wasser verdunstet nur an der Oberfläche, und je mehr eine bestimmte Menge Wasser Oberfläche hat, um so schneller geht die Verdunstung vor sich; daher verdunstet ein ganzer Tropfen weit langsamer, als wenn man ihn breit wischt. Aber nicht allein daö größere oder geringere Maß der Wärme, und die verhaltnißmäßig größere oder kleinere Oberfläche einer bestimmten Menge Wasser hat Einfluß ans die schnellere oder lang- samere Verdunstung desselben, sondern es kommt dabei auch außer- ordentlich viel ans die Luft an, welche das Wasser berührt. Es kann närnlich eine bestimmte Masse Luft auch nur eine bestimmte Menge Dunst in sich aufnehmen, und wenn dieß geschehen ist, so ist die Lust mit Dünsten gesättigt. Wenn nun eine Flüssigkeit von solcher Lust umgeben ist, so kann die Verdunstung nicht mehr vor sich gehen; wenn aber an die Stelle dieser Luft andere gebracht wird, die noch nicht mit Dünsten angefüllt ist, so findet auch die Verdunstung wieder statt. So können zwei Sommertage gleich warm sein; an dem einen schwitzen wir mehr, als an dem andern, weil au dem einen Tage die uns umgebende Luft schon mit Dünsten gesättigt ist, an, andern nicht; im ersten Falle nimmt die Luft die Dünste, welche durch die Körperwärme aus den wässerigen Theilen des

8. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 141

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Wärme. 141 Blutes entwickelt werden und durch die Poren der Menschenhaut drin, gen, nicht auf, und diese Dünste bilden durch ihre Vereinigung ans der Menschenhaut die Schweißtropfen; im andern Falle nimmt die Luft die Dünste in sich auf und es bilden sich keine Schweißtro- pfen Ebenso trocknet die Wäsche, der nasse Weg, das Getreide eher, wenn der Wind geht und stets solche Luft herzuführt, welche noch nicht mit Dünsten angefüllt ist, als wenn die Luft ganz still ist. In einem zugestöpselten oder zugebundenen Gefäße verdunstet die Flüssigkeit nicht. Die Dünste kann man sich vorstellen als aus ganz kleinen hoh- len Wasserbläschen bestehend. Wenn der Dunst ganz fein und unsichtbar ist, so heißt man ihn Wassergas. Dieser Wassergas wird bei abnehmender Wärme sichtbar, was dadurch geschieht, daß sich mehrere Bläschen desselben zu einem größeren vereinigen. Sind nun diese sichtbaren Dünste unter, an der Erde, so heißen sie Nebel, sind sie aber weit über der Erde, so bilden sie die Wolken. Aus diesen fällt, wenn die Wärme in den Wolken rroch mehr vermin dert wird, der Regen, von welchem jeder Tropfen ebenfalls wieder ein Zusammenfluß mehrerer Dunstbläöchen ist. Wenn die Regen- tropfen bei ihrem Herabfallen durch eine sehr kalte Luftschicht kom - men, gefrieren sie zu Schloßen; wenn aber die Dünste gefrieren, ehe sie rroch Wassertropfen bilden, so fallen sie als Schnee herab. So wie die Dünste in der Höhe irr Wasser und Eis verwandelt werden können, so kann das auch unten ans der Erde geschehen. Wenn sich nämlich die Dünste an sehr kalte Steine anlegen, so entziehen diese ihnen den freien Wärmestoff und verwandeln sie in Wassertropfen. Daher rühren die Erscheinungen, welche man ge- wöhnlich daö Schwitzen der Steine, der Schiefertafeln, das An- laufen des Zinnes, des Glases nennt. So wie die Wärme einen großen Einfluß auf das Wasser aus- übt, so ist auch ihre Einwirkung aus die Luft eine sehr bedeutende. Zwar kann die Luft nicht wie das Wasser durch die Wärme in drei verschiedene Zrrstände versetzt werden: den festen als Eis, den stüssigen als Wasser und den lnftförmigen als Dunst und Dampf; denn die Luft bleibt sowohl in der größesten Ställe, als irr der größesten Hitze luftförnrig — aber dadurch, daß die Wärme die Luft ausdehnt und die Kälte sie zusammenzieht, werden unzählige Vorgänge in der Natur vermittelt. Wenn die Luft erwärmt und dadurch ausgedehrrt und verdünnt wird, so wird sie auch leichter und steigt in die Höhe. Darum ist es in geheizterr Zimmern oben wärmer, als unten; darum strömt die heiße Lust ans dem Ofen hinauf in die Esse und nimmt so

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 177

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Bäume. 177 er jetzt auch von den Engländern und Franzosen mit Erfolg im europäischen Guyana angebaut wird. Es ist ein prächtiger, immer grüner Baum, dem Lorbeerbaum ähnlich, und trägt roseurothe Blüthen in Sträußen, die dem Seefahrer meilenweit entgegen- duften. Die Blüthen sind es, die, nachdem sie vor ihrer gänz- lichen Entwickelung abgepflückt und an einem gelinden Feuer ge- dörrt worden sind, unter dem Namen Gewürznelken oder Gewürznägelein in den Handel gebracht werden. Nelken werden sie genannt wegen ihres Blüthenduftes, der dem der Blume dieses Namens gleicht, und Nägelein wegen ihrer Gestalt im getrockneten Zustande. Man gewinnt auch aus den Gewiirznelken ein Oel, das sehr hitzig und scharf ist, der Fäulnis; widersteht und die Zahnschmerzen stillt. Hinsichtlich dieses Baumes beobachteten die Niederländer früher die nämliche gewaltsame Handelspolitik, wie in Beziehung auf den Muskatennußbaum, und wütheten so zu sagen mit Feuer und Schwert gegen jedes Gewürzbäumchen, das sich anderswo, als auf den von ihnen zu den Anpflanzungen bestimmten Inseln blicken ließ. Alle Verträge mit den eingebornen Fürsten anderer benachbarten Gegenden bedingten die Ausrottung solcher Bäume auf ihrem Gebiet. Die Strafe im Uebertretungs- fall war für die höheren Stände 'Verbannung, für die niederen gar der Tod. Ungewitter. Der Kaffee. Ein Abt eines Klosters — so erzählt Vertu ch in seinem Bilderbuche — bemerkte einst, daß seine Manlthiere die Nacht hindurch in ihrem Stalle sehr unruhig waren. Er erkundigte sich am andern Morgen nach der Ursache bei dem Wärter dieser Thiere, und dieser wußte keinen andern Grund anzugeben, als daß diese Thiere Tags zuvor sehr viel Früchte des Kaffecbauiues gefressen hätten. Nun verschliefen die Mönche jenes Klosters öfter die Zeit, wo sie singen sollten, und da kam denn jener Abt auf den Gedanken: Wie'? wenn ich ituu meinen Mönchen Kaffeebohnen,zu essen gäbe, oder ihnen einen Trank aus Kaffeebohnen bereitete, vielleicht blieben sie wach. Er wendete dieses Mittel an, und dasselbe half. Sv wurde der Kaffee erfunden. Vielleicht wäre es besser, wir wüßten gar. nichts vom Kaffee; wenigstens behaupten viele kluge Leute, daß der Kaffee dem Körper mehr schädlich als nützlich sei. Vor drei- hundert Jahren wußte man in Deutschland noch nichts vom Kaffee und es ging damals auch, und die Leute befanden sich ohne den- selben recht wohl und wahrscheinlich wohler als die Kaffeebrüder und Kaffeeschwestern unserer Tage. Da nun abor der Kaffee aller i'i

10. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 143

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Fixsterne. 143 ieiter, letztere aber schlechte Durch diese Benennung soll aber keineswegs ausgedrückt werden, daß Körper der ersten Art nützlicher sind, als letztere; denn zu manchem Behufe gebraucht man am zweckmäßigsten gute, zu anderen» Behufe aber schlechte Wärmeleiter. So Heizen eiserne Oefen schneller, als thönerne. An die Klinken der Ofenthüren macht man hölzerne Griffe, damit man sich beini Angreifen nicht verbrennt; auü demselben Grunde greift man heiße Töpfe mit wollenen Lappen an, welche aber um so besser vor dem Verbrennen schützen, je trockener sie sind, weil das Wasser in feuchten Lappen ein viel besserer Wärmeleiter ist, als die Wolle. Ofen- schirme macht man lieber ans Papier oder Zeug, als aus Blech. Die Obstbäume umwickelt man im Winter mit Stroh, damit die in ihnen enthaltene natürliche Wärme zusammengehalten wird. Unter einem Strohdqch ist es im Winter wärmer, als unter einem Ziegeldache. In Tuch, Pelz oder Federn eingehüllt, sammelt sich die Körperwärme. In feuchter Lust friert man mehr, als in trockener, weil die Wasserdünste bessere Wärmeleiter sind, als die trockene Luft. 'Der Schnee hält die Erdwärme zusammen, so daß die Saat nicht erfriert. Alle Metalle fühlen sich kalt an, denn sie leiten die Wärme schnell aus dem menschlichen Körper. A l b e r t G e i ß l e r. Die Fixsterne. llm die Fixsterne an den Fingern zu zählen, dazu gicbt's nicht Finger genug auf der ganzen Erde, von dem ältesten Manne an bis zum Bübleiu, das in die Schule geht. Denn wenn mar» in einer schönen Sommer- oder Winternacht im Freien steht, oder durch daö Fenster hinanfschant, welch' eine unzählige Menge himmlischer Lichter, groß und klein, strahlen uns freundlich und fröhlich entgegen, ganz anders, als wenn man ein paar Stunden nach Sonnenuntergang von einer Anhöhe herab gegen eine große Stadt kommt, oder hinein reitet, ltub aus allen Häusern und ans allen Fenstern schimmern einem die Lichter entgegen, was doch auch schön ist. Daö Auge kann sich nicht genug ersehen an solchem himmlischen Schauspiel, und weiß nicht, welchen Stern es zuerst »lud am längsten betraten soll, und es ist, als wenn jeder sagte: „Schau mich an!" — Unterdessen bewegen sich alle am Himmel fort. — Einige gehen schon am frühen Abend unter, und die ganze Nacht hindurch, wenn frilh schon die Morgenluft über die Erde weht, und von Dorf zu Dorf das Hahngeschrei durch die Nacht zieht, gehen immer noch neue auf, und eö nimmt kein Ende. Deswegen können wir auch nie alle sichtbaren Sterne des
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