521
das Parlament verwarf die Schenkungen, welche Wilhelm an einzelne
Generale und sonstige Anhänger mit den den irischen Rebellen abge-
sprochenen Ländereien gemacht hatte. Hingegen bewilligte das Parlament
Geld, Soldaten und Matrosen in Ueberfluß, als nach dem Tode Ja-
kobs Ii. (1701) Ludwig Xiv. dessen Sohn, Jakob Iii., als König
von England anerkannte und gleichzeitig auch seinen Enkel Philipp von
Anjou vom 'spanischen Throne Besitz nehmen ließ. Es brach der spani.
sche Erbfolgekrieg aus, und Wilhelm betrieb die Einschiffung der Trup.
pen nach den Niederlanden, da führte ein Sturz mit dem Pferde seinen
Tod herbei (1702).
Wilhelm Iii. war der Mann, welcher die Freiheit Europa's
gegen Frankreichs Uebermacht gerettet hat, der die Seemächte Holland
und England unter seiner Leitung vereinigte, der oft besiegt, doch stets
wieder schlagfertig und unermüdlich im Felde stand. Die Natur hatte
Wilhelm mit den Eigenschaften eines großen Regenten ausgestattet, und
die Verhältnisse hatten diese Eigenschaften in nicht geringem Grade ent-
wickelt. Er hatte eine hagere und schlanke Gestalt, eine Adlernase,
große und glänzende Augen, eine hohe und breite Stirn, finstere Augen-
braunen, einen entschloffenen und etwas grämlichen Mund, blaffe, von
Krankheit und Sorge eingefallene Wangen. Seine würdige und feier-
liche Haltung flößte Ehrfurcht ein und verschaffte ihm den schnellsten
Gehorsam. Er sprach wenig und ohne starken Ton der Stimme, nur
in der Schlacht war er ganz Feuer und Leben. In seiner Jugend von
der Eifersucht der Republikaner seines Vaterlandes streng beaufsichtigt,
hatte er sich früh an Zurückhaltung und Verschwiegenheit gewöhnt.
Seine Erziehung war nicht glänzend gewesen, doch was ihm an allge-
meiner wissenschaftlichen Bildung abging, ersetzte sein richtiger Blick und
seine geniale Auffassung der politischen Verhältnisse. Sein Gedächtniß
war ausgezeichnet; seine Beobachtung eindringend, sein Urtheil scharf
und schlagend. Schmeichler haßte er, und leicht war er zu Verdacht
geneigt; erwiesene Dienste belohnte er großmüthig und sogar verschwen-
derisch. Die Engländer stieß sein kaltes Benehmen zurück, aber sie
erkannten seinen Werth, und jede Opposition verstummte, sobald sich
Gefahren für den Thron zeigten. Wilhelms Gemahlin war schon sieben
Jahre vor ihm kinderlos gestorben. Allem Parteitreiben und jedem
Ehrgeize fremd, hatte sie ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das häus-
liche Glück ihres Gemahls gerichtet.
In Schottland war Wilhelms Erhebung*kein Hinderniß in den
Weg gelegt worden, und nachdem er in die Wiedereinführung der
presbyterianischen Kirche als herrschenden gewilligt hatte, war er
in Edinburg als König ausgerufen worden. Aber bald verlangten die
Puritaner strenge Beschlüsse gegen die Episcopalen, und der König gab
endlich nach. Wie die englische Kirche die Presbyterianer ausschloß, so
waren diese in Schottland bemüht, die Episcopalen zu unterdrücken.
Auf Wilhelm Iii. folgte die Schwester seiner Gemahlin, Anna
(1702 — 1714), die jüngere, mit dem Prinzen Georg von Dänemark
vermählte Tochter Jakobs Ii. Sie besaß zu wenig Kraft des Charak-
ters, um selbständig die Regierung zu führen. Daß ihrem Vorgänger
gegebene Versprechen und der Wunsch des englischen Volkes bewog sie
Jsniisl.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Jakob_Iii Philipp_von
Anjou Philipp Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelms_Erhebung*kein_Hinderniß Wilhelms Wilhelm Anna
( Georg_von_Dänemark Jakobs
Extrahierte Ortsnamen: Ueberfluß England Holland England Schottland Edinburg Schottland
529
(1655) den Spaniern durch Cromwell entrissen. Auch in Central-
amerika und auf der Halbinsel Uukatan faßten die Engländer Fuß. Die
Veränderungen, welche sich seit Cromwell und noch mehr seit der Re-
stauratwn in der politischen Verfassung der Kolonien zutrugen, hatten
meistens eine Stärkung der königlichen Gewalt zum Gegenstand. Aber
auch unter der neuen Regierungsform behielten die Kolonien die engli-
schen Staatsbürgerrechte und behaupteten insbesondere das Grundrecht
der Selbstbesteuerung. Ihre ganze Beschränkung lag nur in dem Han-
delsmonopol des Mutterlandes. Dieses wurde ihnen durch die
Navigationsakte in vollen Maßen auferlegt, indem diese den Aus- und
Einfuhrhandel der Kolonien der englischen Flagge vorbehielt. Man
zwang die Kolonisten nicht bloß ihre Produkte auf englischen Märkten
zu verkaufen, sie sollten auch verpflichtet werden, alle zu ihrem Ge-
brauch nöthigen Waren von englischen Kaufleuten und Fabrikanten zu
kaufen. Bis zur Revolution von 1688 war das englische Kolonial-
wesen in Amerika noch in seinem Bildungsprozeß begriffen, erst seitdem
oder auch schon seit der Navigationßakte erlangte der amerikanische Kolo-
nialhandel der Engländer eine größere Bedeutung. Er unterscheidet sich
durch den bemerkenswerthen Umstand von dem anderer Nationen, daß
er nicht privilegirten Gesellschaften überlassen war. Jeder Engländer
konnte unter den Bestimmungen der Navigationsakte frei mit Amerika
verkehren.
Für den Handel mit Ostindien war bereits unter Eli sab et die Englisches
oft indische Gesellschaft gebildet worden, und diese hatte eine Fakto- ^Dstindien."
rei in Surate auf der Küste Malabar gegründet. Den Engländern
trat der Handelsneid der Portugiesen und Holländer entgegen, und auch
in England erregte die der ostindischen Gesellschaft ertheilte Erlaubniß,
30,000 Pfund Sterling baaren Geldes auszuführen, große Unruhe. Erst
allmälig fand die Antwort der Kompagnie Zustimmung, daß die Ausfuhr
des Geldes Vortheilhast sei, weil die von Indien eingeführten Waren
hauptsächlich nach anderen Ländern wieder ausgeführt würden, die für
dieselben einen viel größeren Betrag an Geld erlegten. Ein bedeuten-
des Hinderniß für das Gedeihen der englischen Gesellschaft war die feind-
selige Eifersucht der Holländer. Diese strengten alle Kräfte an, um sich
in den ausschließlichen Besitz des Gewürzhandels zu setzen. Die Eng.
länder hingegen, welche von den eingebornen Fürsten der Molukken
freundschaftlich aufgenommen worden waren, wollten nicht gutwillig
zurücktreten. So kam es zu Anfeindungen aller Art und zuletzt zu off-
neu Gewaltthaten. Die Holländer vertrieben die Engländer gänz-
lich von den Molukken und dabei kam es auf Amboina (1622) zu
abscheulichen Grausamkeiten. Während die holländische Kompagnie durch
die Regierung des Mutterlandes kräftig unterstützt wurde, sah sich die
englische von der ihrigen sehr vernachlässigt. Während der Bürgerkriege
Karls I. verlor man in England den indischen Handel ganz aus dem
Gesicht. Doch behauptete sich dieser auf einigen angelegten und im
Laufe der Zeit befestigten Faktoreien, zumal in Surate und in Ma-
dras auf der Küste von Koromandel. Dem ersteren Orte brachte
die Verbindung mit Persien wesentliche Vortheile. Schah Abbas, der
kriegerische Herrscher aus dem Haus der Sofis, hatte dieses Reich
34
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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533
Vertrauen überall hin bewegen, weil sie wußten, daß ihre Interessen
von der Nation und der Regierung mit Energie vertreten wurden. Aus
den Küstenfahrten, zumal mit Kohlenladungen, und aus den Fischereien
gingen tüchtige Matrosen hervor. Das Hauptrevier der englischen
Fischereien blieb die große Bank bei Neufundland. Das Parlament
wendete den Fischereien ausnehmende Fürsorge zu. Der Geist des Vol-
kes für die Schifffahrt erwachte wunderbar. Die Betreibung des Han-
dels brachte jedem Stand Ehre und Ansehen; das Vorurtheil so vieler
Kontinentalstaaten, als ob der adelige Stammbaum durch Betreibung
von Handel beschimpft werde, war in England nie zu finden. Der eng-
lische Adel hat von jeher mehr dem Vaterland als oer Dynastie gedient,
er hat es vorgezogen, Patriot statt Hofmann zu sein. Wie sollte er
also die einträglichste Nationalbeschäftigung geringschätzen? Die nach-
gebornen Söhne des Adels treten in die bürgerlichen Kreise zurück; die
Häupter der ersten Familien berheiligen sich an Handelsgeschäften und
stellen sich an die Spitze neuer Unternehmungen. Wie mancher Lord
und Herzog stammt von einem Eitykaufmann, von einem Wollspinner
ab. Kein Edelmann glaubt sein Wappenschild befleckt, wenn er der
Tochter eines Kaufmanns die Hand reicht. Der englische Kaufmann
hat, wenn er in dos Parlament gewählt wird, bei der Gesetzgebung
mitzusprechen und die Regierung zu beaufsichtigen. Großhandel und
Geldwechsel zu treiben steht in England Jedermann frei, er mag Aus-
länder oder Inländer, Christ oder Jude sein.
London war schon im Mittelalter groß; unter den Tudors und
Stuarts bildete es die Metropole deß englischen Verkehrs; zum Welt-
Handelsplatz wurde es im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts. Als
Sitz der Handelsgesellschaften, Kreditanstalten und Assekuranzkammern,
vor allem aber der Börse wurde es der Mittelpunkt des Waren- und
Geldmarktes, die Niederlage der Aus- und Einfuhr. Auch die Indu-
strie war in den meisten Zweigen vertreten Manchester, Birming.
ham und Sheffield erlangten erst in der neueren Zeit ihre Größe
und Bedeutung. Glasgow hob sich rasch seit der Union, welche die
schottischen Häfen den englischen für den Kolonialhandel gleichstellte; es
wurde die Hauptniederlage für den Tabak von Maryland und Virginien.
Bristol folgte unter den Seehäfen nach London. Liverpool war
im 16. Jahrhundert ein armseliges Dorf; der Negerhandel bahnte ihm
den Weg zu seiner Größe; aber der Negerhandel wurde bald mit wür-
digern Geschäften vertauscht; nach der Befreiung der nordamerikanischen
Kolonien zog es den Handel derselben in seinen Hafen. Hüll und
Newcastle waren wichtig für den Verkehr nach Norden und als die
größten Kohlenmagazine.
Mit der Ausdehnung der politischen Macht hatten sich die Handels-
geschäfte schneller vermehrt, als die Kapitalien. Die Aufgabe war, neue
Kapitalien durch Kredit zu erzeugen und zu vermehren und die klingende
Münze durch künstliche Tausch- und Zirkulationsmittel zu ersetzen. Län-
gere Zeit hatte die königliche Münzstätte dazu gedient, um größere
Geldvorräthe sicher aufzubewahren. Daß hörte während der Anarchie
der Bürgerkriege auf. Man nahm jetzt seine Zuflucht zu den Gold-
Die großen
Handelsstädte
Englands.
Bank - und
Kreditwesen.
Staats-
schulden.
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Extrahierte Personennamen: Hofmann
Extrahierte Ortsnamen: Neufundland England England London Glasgow Maryland Bristol London Liverpool Englands
507
Mitglieder des Unterhauses, sondern auch viele Osficiere, mehrere Rechts-
gelehrte und einige andere Männer, welche kein Staatsamt bekleideten.
Viele weigerten sich die Ernennung anzunehmen. Br ad schaw, ein
Advokat von Rnf, war Präsident des Gerichtshofes, und 69 Mitglieder
waren zugegen, als am 20. Januar 1649 der König vor daß Gericht
gestellt wurde. Der König bestritt die Competen; des Gerichtshofes
und zeigte die würdigste Fassung und die edelste Besonnenheit. Die
Stimmung des zahlreich anwesenden Volkes wurde für den Angeklagten
täglich günstiger und nöthigte die Richter ihr Verfahren zu beschleuni-
gen. Bei verschlossenen Thüren, ohne dem Angeklagten einen Verthei-
diger gegeben oder ihm die Vertheidigung gestrttet zu haben, sprach der
Gerichtshof fast ohne alle Discussion die Verurth e i lung aus. Am
27. Januar wurde dem König das Urtheil publicirt: „Nachdem das
Gericht in seinem Gewissen überzeugt sei, daß er, Kar! Stuart, sich der
ihm zur Last gelegten Verbrechen schuldig gemacht habe, verdamme es
ihn als Tyrannen, Verräther, Mörder und öffentlichen Feind der Nation
zum Tode durch Trennung des Hauptes vom Rumpfe." Vier ehema-
lige königliche Räthe stellten sich persönlich vor Gericht und erklärten,
sie allein seien als Rathgeber deß unschuldig verurtheilten Königs an
allen den Schritten schuld, die man ihm zum Verbrechen angerechnet
habe, uyd nach dem Gesetze dafür verantwortlich, sie also solle man
strafen. Sie wurden aber abgewiesen, da den Machthabern nur an dem
Untergange des Königs gelegen war. Dagegen hatten Karls Gegner
den Fanatismus der Soldaten so aufgeregt, daß einige derselben dem
König ins Gesicht spuckten, als er nach der Verkündigung des Urtheils
die Sitzung verließ. Cromwell, der ein Mitglied des Gerichtshofes war,
hatte während der Sitzungen gelacht und Possen getrieben. Als ec das
Todesurtheil unterzeichnet hatte, strich er seinem Nachbar, einem eifrigen
Republikaner, die mit Tinte gefüllte Feder ins Gesicht, und dieser zö-
gerte nicht ihm dasselbe zu thun.
Nachdem das Urtheil ausgesprochen war, verstattete man dem
König nur noch drei Tage biß zur Vollstreckung desselben. Karl be-
schäftigte sich in dieser Zeit nur mit den Tröstungen der Religion. Noch
in der letzten Nacht erquickte ihn der sanfteste Schlaf. Karls ältester
Sohn sandte aus den Niederlanden, wo er sich aufhielt, einen Abge-
ordneten mit einem Blanquet, welches die Machthaber nach Belieben
ausfüllen sollten. Aber nur einige wollten hierauf eingehen. Von den
auswärtigen Mächten machten nur die vereinigten Niederlande Vorstel-
lungen zu Gunsten deß unglücklichen Monarchen. Am 30. Januar
1649 wurde Karl vor dem Schlosse Whitehall enthauptet.
Als der Scharfrichter den Kopf des Enthaupteten bei den Haaren er-
griff und mit den Worten dem Volke zeigte: „das ist der Kopf eines
Verräthers!" da machte sich der Unwille und der Abscheu der gepreßten
Herzen in einem langen und dumpf tönenden Murren Luft. Zwei
starke Reiterabtheilrurgen gerstreuten aber die Menge. Cromwell, welcher
der Hinrichtung aus einem Fenster zusah, sagte ruhig zu den Umstehen-
den °. „Nun ist die Religion gerettet und die Freiheit von Tausenden
gegründet. Die Grundpfeiler der englischen Republik sind befestigt.
Laßt uns setzt unser Leben daran wagen, den Staat blühend zu machen
und die Ruhe von außen zu erhalten."
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Cromwell Karl Karl Karls Karl Karl Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Karls Niederlanden Whitehall
535
zahlung Geld aufzunehmen, und die meisten Anleihen wurden auf im-
merwährende Renten reducirt. Dies ist der Ursprung des Fundirungs-
systems. Für die ersten Anleihen mußten hohe Zinsen gezahlt werden.
Als aber die neuen Zustände sich bewährten und im In- uitd Aus-
lande Vertrauen fanden, nahm das Angebot von Geld so zu, daß
man die Zinsen aus vier Prozent zurücksehen konnte. Da der größere
Theil der Anleihen im Lande geborgt wurde, so verflochten die Fort-
schritte deß Anleihsystems immer tiefer das Geldinteresse der Regierung
und der Nation. Mit dem Fall des Kredits hätte auch das Anleih-
system aufgehört und mit ihm die Kraft der Regierung. Die Erhaltung
der Verfaffung, der Kredit der Regierung und der Nationalwohlstand
waren unauflöslich mit einander verschluirgen.
Die vermehrten Schulden des Staates erweiterten daß Kapitalver-
mögen vieler Privaten. Der Verkehr in Fonds und Effecten wurde ein
bedeutsamer Zweig des Börsengeschäfts. Der Spekulationshandel nahm
immer größere Verhältnisse an. Dazu kamen Aktienunternehmungen in
Mode, die unsinnigsten Projekte tauchten auf und fanden bei dein
Schwindelgeist und der Sticht nach Reichthum gläubige Opfer. Dieser
Schwiudelgeist führte, wie Law's Unternehmungen in Frankreich
(S. 368), eine Katastrophe herbei (1720), welche eine gewaltige Revo-
lution im Eigenthum und Vermögen hervorbrachte.
Gleiche Fortschritte mit Handel, Industrie und Schifffahrt machte
im 18. Jahrhundert auch der englische Ackerbau. Die Landwirtbschaft
lohnte bei vermehrter Nachfrage nach ihren Erzeugnissen die Mühe,
welche aus ihre Verbesserung verwendet wurde. Der starke Fleischver-
brauch veranlaßte den Ackerbauer der Viehzucht besondere Aufmerksam-
keit zu schenken. Es wurde Stallfütterung und der Anbau von Futter-
kräutern eingeführt, und der größere Viehstand wirkte wieder durch
Vermehrung der Düngmittel günstig aus den Ackerbau. Große Strecken
öden Landes wurden für die Kultur gewonnen. Der Adel unterzog sich
selbst der Bewuthschaftung seiner Güter; reich gewordene Gewecbs- und
Handelsleute legten einen Theil ihres Vermögens in Grund und Boden
an. Das Gegentheil fand in Irland statt. Der Grundbesitz, einem
feindlichen Adel und einer anders gläubigen Geistlichkeit verliehen,
wurde vernachlässigt. Die Eigenthümer verzehrten in England die Ein-
künfte ihrer Besitzungen.
Die Kriege, welche England in Europa führte, verpflanzten sich
auch nach den Kolonien, und ihr siegreicher Ausgang verschaffte gerade
hier den meisten Zuwachs an Gebiet und Handel. In Ostindien legten
die Britten den Grund zu ihrem großen Kolonialreich. Auf den Inseln
saßen die Holländer fest, auf dem Kontinent aber bot die mehr und
mehr in Anarchie sich auflösende Herrschaft des Großmoguls den weite-
sten Spielraum.
Ueber die nordwestlichen Gebirgsketten waren um das Jahr 1000
die ghasnavidisch en Türken in Indien eingedrungen; sie hatten
vas Land unterworfen, aber ihren Glauben hatten die Hindus bewahrt.
Nach zwei Jahrhunderten zerstörten diese Herrschaft die Afghanen,
indem sie aus den nördlichen Gebirgen bis nach Bengalen und Dekan
Fortschritte
des englischen
Ackerbaus.
Gründung des
oflindischen
Reichs.
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Extrahierte Ortsnamen: Kapitalver- Frankreich Irland England England Europa Ostindien Indien Bengalen
512
Cromwells
Protektorat.
die Verbesserungen deß Gemeinwesens mit dem Ernst von Gewissens-
sachen. Als rechtliche Bürger drangen sie auf einen sparsamen Staats-
Haushalt, wollten das Heer vermindert wissen, verlangten statt der un-
geheuren Masie von Statuten und Herkommen ein Gesetzbuch, welches
in der Tasche eines ehrlichen Bürgers Raum finde, und schafften das
Patronatrecht und die Zehnten ab. Deshalb waren die Gerichtshöfe,
die Patrone, die Geistlichen Gegner der Heiligen, und Cromwell wünschte sie
wieder los zu sein. Seine Anhänger begaben sich am 12. December 1653
eine Stunde früher als gewöhnlich in die Sitzung und faßten den Be-
schluß, daß das Parlament sich auflösen müffe. Dann gingen sie, etwa
fünfzig Personen und der Sprecher an ihrer Spitze, nach Whitehall
und überreichten Cromwell eine in Eile aufgesetzte Schrift, welche den
Beschluß enthielt. Die übrigen Mitglieder, welche sich später zur Bera-
thung einfanden, wurden durch eine Compagnie Soldaten aus dem
Hause getrieben.
Nach gehaltenem Rathe mit seinen Ofsieieren beschloß Cromwell
die höchste Gewalt unter dem Titel eines Lord-Protektors zu füh-
ren. Am 16. December fuhr er in feierlichem Zuge von Whitehall nach
Westminster, und dort bat ihn der General Lambert im Namen der
bewaffneten Macht und der drei Nationen die Würde eines Protektors
von England, Schottland und Irland anzunehmen. Es wurde eine
Versassungsurkunde verlesen, deren Hauptbestimmungen waren: Die ge-
setzgebende Gewalt besitzt der Lord-Protektor, zu welcher Cromwell auf
Lebenszeit ernannt ist, und das Parlament, welches alle drei Jahre be-
rufen werden muß. Die Zahl der Mitglieder desselben ist vierhundert
für England, je dreißig für Irland und Schottland. Die ausübende
Gewalt hat der Protektor, welcher mit Zustimmung des Staatßraths
Krieg erklärt und Frieden schließt, den Befehl über Land- und Seemacht
führt und die Staatsämter besetzt. Aber ohne Zustimmung des Parla-
ments kann er keine Gesetze geben und keine Abgaben erheben. Die
Katholiken bleiben von der Religionsduldung ausgeschloffen. Cromwell
leistete stehend den Eid auf die neue Verfaffung.
Cromwell hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht und er war ent-
schlossen, seine Stellung mit der Kraft seines Herrschergeistes zu behaup-
ten. Er brachte das von ihm verwaltete Reich zu hohem Ansehen, und
die Höfe Europa's nahmen keinen Anstand, den erklärten Beherrscher
von England anzuerkennen. Ihre Gesandten fanden in den früher von
der königlichen Familie bewohnten Zimmern einen Hofstaat, und der
Protektor nahm, auf einem prächtigen Seffel sitzend, ihre feierliche Auf-
wartung an. Der Seekrieg mit Holland endete (1654) so ehren-
voll, als er geführt worden war. Mit Frankreich verband sich
Cromwell gegen Spanien, theils aus religiösem Eifer, weil Spa-
nien vorzugsweise das katholische Princip vertrat, theils weil der Krieg
reiche Beute in Europa und Amerika versprach. Der treffliche See-
held Blake begeisterte in diesen Kämpfen durch seine Thaten die Eng-
länder so für den Seedienst, daß man von ihm den Anfang der
Größe der englischen Kriegsschifffahct rechnen kann.
Die neue Verfassung gewährte den Engländern nicht mehr Rechte
und Freiheiten, als sie zur Zeit des Königs Karl besessen hatten; aber
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Cromwells Whitehall Whitehall Westminster England Schottland Irland England Irland Schottland England Holland Frankreich Spanien Europa Amerika
Der Krieg mit
den nordamc-
rikanischen
Kolonien.
544
veranstaltet und Kriegsgeräthschaften angeschafft. Als der englische Ge-
neral ein Vorrathshaus zu Concord zerstören lassen wollte, kam es am
18. April 1775 bei Lexington zum ersten Gefecht. Im englischen
Parlament ging eine Bill durch, welche den dreizehn vereinigten Pro-
vinzeil allen Fischfang bei Neufundland verbot, allen Handel und Ver-
kehr mit England untersagte, die Schiffe der Provinzen aufzubringen
gestattete. Es wurden fremde Truppen in Sold genommen, und die
Fürsten von Braunschweig und Hessen-Kassel gaben 16,000 Mann in
englischen Sold, auch Hannover stellte ein ansehnliches Truppencorps.
In den Kolonien sorgte man für Bewaffnung und Uebung der
Miliz; jede Provinz hob 1000 Mann stehender Soldaten aus. Wegen
Mangels an baarem Geld machte man Papiergeld. Zum Oberbe-
fehlshaber der bewaffneten Macht wurde George Washington
ernannt. Dieser war 1732 zu Bridges-Creek in Virginien geboren.
Als zarter Knabe verlor er seinen Vater, der nur einen mäßigen Grund-
besitz hinterließ. Washington beschäftigte sich frühzeitig mit Mathematik
und war mehrere Jahre Feldmesser. Als neunzehnjähriger Jüngling
wurde er Major der Miliz von Virginien, die wegen wiederholter Ueber-
fälle der Indianer in steter Kampfbereitschaft gehalten werden mußte.
Im siebenjährigen Kriege wurde er als Oberst an die Spitze der be-
waffneten Schaaren Virginiens gestellt und zeichnete sich bei mehreren Ge-
legenheiten aus. Durch Verheirathung und durch den Tod seines älte-
ren Bruders, welcher ihm das Gut Mount-Vernon hinterließ, erwarb
Washington einen nicht unbeträchtlichen Grundbesitz. Nach dem Kriege
lebte er als schlichter Pflanzer und bekleidete das Amt eines Abgeord-
neten bei den Provinzialständen von Virginien. Jetzt wurde Washington
von dem Congreß zu Philadelphia, dessen Mitglied er ebenfalls war,
zum Oberbefehlshaber ernannt. Er schlug den ihm gebotenen Gehalt
aus und bat nur um Erstattung der Unkosten.
Nach dem Treffen bei Lexington waren die bewaffneten Bürger in die
Nähe von Boston gezogen und hatten die Anhöhe Burkershill besetzt.
Lange behaupteten sie diese Stellung, bis die Generäle Howe und Clin-
ton, unterstützt von den Geschützen schwimmender Batterien, die Höhe
erstiegen. Daß die Milizen gegen geübte und gut geführte Soldaten so
lange den Kampf bestanden hatten, weckte in den Amerikanern Muth
und Selbstvertrauen. In dieser Stimmung fand sie Washington, als
er im Juli 1775 in ihrem Lager bei Cambridge anlangte. Hier er-
öffnete sich seiner Thätigkeit ein weites Feld. Es fehlte im Heere an
Ordnung, Zucht, Verpflegung und dem nothwendigsten Kriegsbedarf.
Die Offiziere waren ohne Ansehen; die Milizen kamen und gingen nach
Belieben; der Geworbenen waren wenige und selbst diese nicht alle mit
Waffen versehen; es war viel rüstiger Wille vorhanden, aber keine Ein-
heit. Washington ermuthigte, stärkte, bildete das Heer, beseitigte das
willkürliche Ab- und Zuziehen der Milizen. Mit dem Congreffe, mit
den Regierungen der einzelnen Provinzen stand er im unausgesetzten
Briefwechsel. Seine Thätigkeit ermüdete nicht, auch wenn er sie überall
gehemmt sah, wenn er die Verwaltungsbehörde einer jeden Provinz um
ihre Einwilligung angehen mußte, ehe er die Milizen berufen durfte,
wenn er voll Schmerz erkannte, daß man überall seiner Gewalt
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
548
Die englische
Literatur bis
zur Mitte des
18. Jahr-
hunderts.
Obergericht übertragen. Zu der Würde eines Präsidenten ward zuerst
Washington erhoben und blieb es durch wiederholte Wahl bis 1797.
Auch an der Spitze der Verwaltung beförderte er den Wohlstand, den
Frieden und die Befestigung des jungen Staates und vollendete dadurch
sein Werk und seinen Ruhm. Es gelang ihm nicht, von allen Parteien
seines Vaterlandes anerkannt zu werden, besonders wurde er als ein
Anhänger und Begünstiger des englischen Einfluffeß angegriffen, als er
1794 einen Handelsvertrag mit England schloß. Er erklärte im Sep-
tember 1796, daß er die Würde eines Präsidenten bei einer neuen
Wahl nicht wieder annehmen werde. Washington starb 1799. In
seinem Testament vermachte er fünfzig Aktien, jede von hundert Pfund,
zur Errichtung einer Hochschule in dem District Columbia. Auch
schenkte er allen seinen Sklaven die Freiheit und sicherte den hülflosen
Alten eine lebenslängliche Unterstützung zu.
Den religiösen Interessen gegenüber bildeten sich im Laufe unseres
Zeitraums die Reflexion des Verstandes und die Bestrebungen der Wis-
senschaft mit nicht minderer Stärke und Erfolg aus. Die Grundlage
für alle folgenden naturwissenschaftlichen und philosophischen Bestrebun-
gen legte Franz Baco von Verulam (1561 — 1626). Er stammte
aus einer angesehenen Familie und gelangte selbst zu den höchsten
Staatsämtern; er wurde aber wegen Bestechungen seiner Würden ent-
setzt und starb in ärmlichen Verhältnissen. In der Wissenschaft glänzt
sein Name als Heller Stern. Er entwarf den Plan zu einer Reform
der Philosophie und schrieb das Organon oder eine allgemeine Metho-
denlehce und eine Encyklopädie der Wissenschaften. Seiner Methode
liegt die Ueberzeugung zum Grunde, daß man nicht durch Speculation,
sondern allein durch Beobachtung und Erfahrung zur Wahrheit gelan-
gen könne. Der scholastischen Methode oder der Ableitung des Wissens
aus dem Begriff, d. h. aus unerwiesenen Abstractionen, setzte er die
Forderung entgegen, von der Wirklichkeit und der Erfahrung auszuge-
hen. Von den übersinnlichen Gegenständen wies er die Forschung auf
die Natur und Geschichte hin.
Baco's Gedanken führte auf eigenthümliche Weise John Locke
(1632 —1704) weiter aus. Wenn Baco zur Erforschung der Wahrheit
auf das sinnliche Dasein verwies, so leugnete Locke die selbständige
Existenz und Wahrheit des Denkens überhaupt. Er bestritt die Lehre des
Cartesius von den angebornen Ideen, unter welchen dieser allgemeine,
dem menschlichen Geiste ungehörige Bestimmungen verstanden hatte.
Locke behauptete, daß die Seele deß Kindes eine leere Tafel sei, welche
nur im Verlaufe der Zeit mit den Zeichen angefüllt und durch die
sinnliche Wahrnehmung beschrieben werde. Sein Bestreben ging dahin,
zu zeigen, wie auch die metaphysischen Begriffe aus der Erfahrung ab-
geleitet und aufgenommen werden, z. B. Raum, Bewegung, Form aus
der äußern, Denken, Wollen u. s. w. aus der innern Wahrnehmung.
Der Verstand bildet alle diese Begriffe, indem er die durch die Wahr-
nehmungen gewonnenen Vorstellungen bearbeitet, zusammenfügt, ver-
gleicht und gegen einander stellt.
Isaak Newton (1642 — 1727) hat sich um die Mathematik und
Physik die größten Verdienste erworben. Seine berühmte Theorie des
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Extrahierte Personennamen: Franz_Baco Franz John_Locke Locke Isaak_Newton Isaak
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und sind bis heute das einzige europäische Volk, welches in Japan zu-
gelassen wird.
Trotz einzelner Widerwärtigkeiten blieb die holländische Macht so
lange ungefährdet, als sie auf den Inseln und Gewässern des indischen
Archipels das ausschließende Recht des Handels und der Schifffahrt be-
haupten konnte. Umfang und Werth derselben waren groß, und alle
Produkte der tropischen Zone fanden sich in denselben vereinigt. Vor-
zugsweise blieben aber die Gewürze bis zum Ende dieser Periode der
lohnendste Gegenstand des indisch-holländischen Handels. Der bei wei-
tem größere Theil der Ausfuhr der indischen Produkte geschah nach den
Märkten des Mutterlandes. Dreißig bis vierzig Dreimaster waren jähr-
lich zwischen Holland und Indien unterwegs. Eine wichtige Zwischen-
station war das 1651 den Portugiesen entrissene Vorgebirge der guten
Hoffnung.
Aber nicht nur Europa, auch Asien wurde dem Handel der Hol-
länder tributpflichtig. Indische Produkte wurden in China und Japan,
in Arabien und Persien begehrt und nicht minder hatte Vorderindien
mancherlei zu tauschen. So weit dieser Tausch zu Wasser geschehen
konnte, vermittelten ihn die Holländer. Einen großen Theil des Zwischen-
handels im südlichen Asien und im indischen Archipel hatten die Chine-
sen inne, welche eine ganze Vorstadt Batavia's bewohnten. Doch be-
durste es dazu besonderer Erlaubnißpässe, welche sich die Kompagnie
theuer bezahlen ließ. Mit den Molukken war jeder andern Nation der
Verkehr streng verboten. Die Ausfuhren von Europa nach Indien wa-
ren sehr gering. Silber war das hauptsächlichste Tauschmittel. Allmä-
lig errangen sich holländische Tuche und Leinwand Geltung auf den
indischen Märkten.
Die Verwaltung aller Besitzungen der Kompagnie war einem Ge-
neralgouverneur anvertraut, der mit königlicher Gewalt in Bata-
via residirte. Von hier geschahen die Fahrten nach den übrigen Gegen-
den Asiens, von hier wurde die Verbindung mit Europa unterhalten.
Die Kompagnie hatte eine eigene Art Staatswesen, geleitet durch den
Rath von Indien, Finanz- und Justizbehörden, eine Land- und See-
macht. Ihr Budget war beträchtlicher, als das der Generalstaaten
selbst. Die Einnahmen bestanden vornehmlich in den Handelsgewinnen,
in verschiedenen Gefällen und Abgaben, Verkauf von Ländereien, Pacht-
kontrakten, Kriegsbeute u. s. w. In der ersten Zeit ging alles gut von
statten, als aber später Unfälle eintraten und auch noch andre Nationen
auf dem zeither allein beherrschten Schauplatz erschienen, da zeigten
sich bald die Mängel am gesammten Organismus. Es fand sich ein
Deficit, welches mir jedem Jahr um Millionen zunahm. Das große
indische Kolonialreich glich mehr einer Handelsspekulation, als einer dem
Nationalwohl und der Nationalehre angehörenden Errungenichaft. Es
fehlte ihm der Zusammenhang mit dem Mutterlande. Ein beschränkter
Krämergeist hatte sich der Kompagnie bemächtigt; es fehlten in ihrem
Rath Staatsmänner. Man knickerte am falschen Ort, vernachlässigte die
Wehrkraft der Kolonie und ließ die Kriegsmarine verfallen. Die Hol-
länder haben sich nicht minder als die Spanier arge Grausamkeiten zu
Schulden kommen lassen, sie haben es nicht verstanden, sich die Zunei-
gung oder die Furcht der Einheimischen zu erhalten.
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Extrahierte Ortsnamen: Japan Holland Indien Europa China Japan Persien Asien Chine- Europa Indien Bata- Asiens Europa Indien Handelsgewinnen
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Hollands Handel mit Rußland sank seitdem Petersburg der
Mittelpunkt des russischen Handels geworden war. Der Gesammtwerth
des russisch - holländischen Handels betrug 1783 nicht viel über eine
halbe Million Rubel, während England süc acht Millionen aus-- und
für drei Millionen Rubel einführte. In Dänemark und Schweden
verminderte sich der holländische Handel theils durch die Einfuhren,
welche diese Länder aus ihren Kolonien machten, theils durch daß Ver-
bot der holländischen Manufakturen. Um die Mitte des 18. Jahrhun-
derts neigte sich die Bilanz zwischen Holland und Dänemark-Norwegen
zu Gunsten der letzteren, Holland mußte die Differenz mit edlen Me-
tallen decken. In Schweden war das Verhältniß für Holland günstiger.
Eins der wichtigsten schwedischen Erzeugnisse, Kupfer, war fast ganz in
den Händen Amsterdams. In England war die Erlassung der Schiff-
fahrtsakte eine That unmittelbarer Vertheidigung gegen die Ueberlegen-
heit des holländischen Handels. Am empfindlichsten wurden Zwischen-
handel und Rhederei der Holländer von den Bestimmungen der Akte
betroffen. Ihr kleines Land hatte nur wenige eigene Produkte und von
ihren Fabrikaten war nach England nichts auszuführen. Die nordischen
Einfuhren, welche auf holländischen Schiffen nach englischen Häfen ge-
macht worden waren, fielen nun weg. Die Handelskriege gegen die
Schifffahrtsakte erreichten das vorgesetzte Ziel nicht. Hohe Schutzzölle
und Verbote, welche die englische Handelspolitik zu Gunsten der natio-
nalen Manufakturen annahm, beeinträchtigten die holländische Industrie
eben so wie die Schifffahrtsakte die Rhederei. Die Handelsbilanz sank
seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts mehr und mehr zum Schaden
der Holländer.
In Frankreich waren die Holländer bis zum Regierungsantritt Lud-
wigs Xiv. das vorherrschende Handelsvolk, durch ihre Hände ging mehr
als ein Drittel der Aus- und Einfuhren des Landes, und ihre Marine
besorgte nicht nur die Frachten zwischen französischen und holländischen
Häfen, sondern hatte sich sogar eines guten Theils der Küstenschifffahrt
bemächtigt. Seit dem westphälischen Frieden änderte sich der Stand
der Dinge. Colberts Merkantilsystem traf Holland zunächst und
am härtesten. Es kam zum Kriege zwischen Holland und Frankreich,
und das pariser Kabinet führte den Krieg ebenso mittelst Zolltarifen als
mittelst Soldaten. Holland, bei den Einfuhren nach Frankreich am
meisten betheiligt und begünstigt, trug die ganze Größe des Schadens.
Der Friede zu Nimwegen (1678) endete den Krieg und führte einen
Handelsvertrag herbei, in welchem man sich vollkommene Gegenseitig,
keit versprach. Allein dem Versprechen fehlte der ernste Wille es zu
halten. Frankreich hatte sich zur herrschenden Kontinentalmacht Euro-
pa's aufgeschwungen, und Holland, für seine Sicherheit besorgt, trat
auf die Seite seiner früheren Feinde. Der Widerruf des Edikts von
Nantes führte Holland eine große Zahl französischer Emigranten zu,
welche neue Fabrikationsweisen in das Land brachten. Vieles, was
bisher aus Frankreich bezogen worden war, wurde »un in Holland selbst
verfertigt. Dieser Umstand trug mit bei, Ludwig Xiv. zur Erneuerung
der Feindseligkeiten gegen die Republik zu bewegen. Erst der Friede zu
Utrecht (1713) gab Europa die Ruhe. Man schloß einen Vertrag, in
welchem die Interessen des holländischen Zwischenhandels bessere Rechnung
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Extrahierte Personennamen: Colberts_Merkantilsystem Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hollands England Dänemark Schweden Holland Holland Schweden Holland Amsterdams England England Frankreich Holland Holland Frankreich Holland Frankreich Nimwegen Frankreich Holland Nantes Holland Frankreich Holland Europa