1865 -
Weimar
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich, Oertel, Friedrich Maximilian
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
19
Portugal.
denen der Schnee selbst im Sommer liegen bleibt und wo es Gletscher,
Eisthäler und Schneeberge giebt, von welchen Schneelawinen herab-
stürzen. Die höchste Spitze der Pyrenäen ans spanischer Seite rst der
Pic de Nethou auf der Maladetta 10,700 Fuß und auf
französischer der Montperdu 10,500 Fuß. Das südlichste Gebirge
am mittelländischen Meere, die Sierra Nevada, steigt am höchsten
in den Alpuxstrras und deren 10,950 F. hoher Spitze Mulaha-
cen, dem höchsten Punfte der ganzen Halbinsel. Die in der Mitte
des Landes liegenden Provinzen sind größtentheils weit ansgedehnte,
sterile Hochebenen, namentlich die altkastilische mit der von Beira bis
2500 F. und die neukastilische mit der von Alemtejo bis 1800 F.,
zwischen beiden erhebt sich die Sierra Guadarama und Serra
Estrella 7 — 8000 F. und am Südrande die Sierra Mo re na,
Sierra Aroche und Serra Monchique oder algarvisches Gebirge
2800—3600 F. Die letzte Hochebene, also auch die beiden Flußgebiete
des Taso und Guadiana trennt die kürzere Sierra de Guadeloupe
und Serra de Ossa.
Das Klima ist warm und der Sommer selbst auch auf den
Hochebenen sehr heiß, besonders in den mittleren Gegenden ist die Hitze
fast unerträglich.
Der Boden ist dem größeren Theile nach, namentlich auf den
Hochebenen der Mitte und im Norden minder fruchtbar, doch näher dem
Süden und an den Flüssen sehr ertragreich, aber es fehlt an Berg-
bau, Viehzucht, Ackerbau und Forstwirthschast, darum liegen noch weite
Strecken nnangebaut. Dessenungeachtet ist die Halbinsel an Produkten
nicht arm. Sie hat alle Hansthiere von vorzüglicher Güte, viel Wild-
pret und Geflügel, auch Bären und Wölfe, viel Fische, Austern, Mu-
scheln und Korallen; hinreichend Feld- und Gartenfrüchte, Tabak, Oliven,
Safran, vortreffliche Weine, Rosinen, edle Südfrüchte^ Baumwolle,
Datteln, Korkeichen, Mastix- und Sumachbänme; viel Silber, Kupfer,
Zinn, Blei, Quecksilber und Eisen, Salpeter, Salz, Schwefel, Stein-
kohlen und Mineralquellen.
Die Halbinsel bildet jetzt zwei Königreiche, das westliche und klei-
nere Portugal und das östliche und größere Spanien, zu jedem
gehören aber auch noch bedeutende außereuropäische Länder.
Das Königreich Portugal*).
Dieses westliche Reich von Europa grenzt gegen N. und O. an
Spanien und gegen S. und W. an den atlantischen Ocean und enthält
über 1,700 Q. M.
*) Anmerkung: Von den angeführten portugiesischen Eigennamen werden
die einsilbigen stark betont, die mehrsilbigen haben den Ton auf der letzten
Silbe, wenn sie mit einem Konsonanten endigen, auf der vorletzten aber, wenn
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- Inhalt: Zeit: Geographie
22
Europa.
Das Königreich Spanien *).
Es grenzt an das mittelländische Meer, den atlantischen Ocean,
der hier mit jenem durch die Meerenge von Gibraltar verbunden ist,
an Portugal, an das biskayische Meer und an Frankreich. Die Größe
mit den Balearen und Pityusen beträgt 9063 Q. M.
Alle Flüsse des Landes haben in ihm ihre Quellen, ihre Mün-
dungen aber von den größeren nur der Ebro mit dem Kaiserkanale,
der Guadalquivir und die Grenzflüsse Guadiana, Mino und
Bidassoa, doch der Taio und Duero gehen nach Portugal. Der
kupferhaltige Tinto in Andalusien ist wegen seiner gelben Farbe merk-
würdig; er färbt Alles gelb und versteinert es, Fische leben in ihm
nicht.
Spanien hat eine höhere Lage als Portugal und die vorgenannten
sieben Hauptgebirge theils ganz, theils zum größern Theil; doch ist sein
Klima warm und der Sommer gewöhnlich sehr heiß, besonders in den
mittleren Gegenden, wohin die kühlen Seewinde nicht reichen. Zu den
Unannehmlichkeiten des Klimas gehören der Gallego, ein schneidend
kalter Nordwind, und der Solano, ein heißer, aus Afrika kommender
Südwind, der alle Kräfte des Körpers und Geistes abspannt.^
Von den vielen und schönen Produkten der Halbinsel sind in
Spanien besonders eigenthümlich oder ausgezeichnet sehr gute Pferde
(Andalusien), vortreffliche Schafe (Merinoschafe), bedeutende Seidenzucht,
vorzüglich in Murcia, Affen nur auf dem Felsen von Gibraltar, viele
Fische und köstliche Austern; Tabak, Safran, Oliven, vortreffliche Meine,
Rosinen und edle Südfrüchte in Andalusien und Valencia; von edlen
Metallen viel Silber, Eisen in Menge, Blei im größten Ueberfluß (in
den Alpuxärras) und nach Großbritannien am meisten unter allen Län-
dern Europas, Quecksilber mehr als jedes andere Land, Salz in Menge,
sowohl aus Salzquellen, als auch aus Steinsalzgrnben und aus dem
Meerwasser gewonnen, treffliche und viel Steinkohlen in Asturien und
gegen 1500 Mineralquellen, namentlich in und an den Pyrenäen.
Die Zahl der Einwohner beträgt 16,300,000, also 1,803 auf
1 Q. M., welche zwei Stämmen, dem romanischen und dem cel-
tischen, als Spanier und Basken angehören und zwei Haupt spra-
chen, die spanische nach drei Dialekten und die baskische, reden. Die
herrschende Kirche ist die katholische.
*) Anmerkung. Von den angeführten spanischen Eigennamen werden die
einsilbigen stark betont, die mehrsilbigen haben den Ton ans der letzten Silbe,
wenn sie mit einem Konsonanten endigen, ans der vorletzten aber, wenn sie
auf einen Vokal ausgehen; die 9lu3naijme bezeichnet der Accent. — Die Buch-
staben werden wie im Deutschen ausgesprochen, nur weicht ab und ist zu sprechen:
c vor e und i — ds, ch — tsch, d am Ende — leises ds oder gar nicht, g vor
e und i — ch, gu vor e und i — gelindes k, aber vor a — gu als kurze Silbe,
ll — lj, j — ch, ri oder nn — nj, qu — gelindes k, v — w, x — ch, y als
Vokal — i und als Konsonant — j, z — s.
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38
Europa.
Soweit diese Halbinsel im N. mehr dem Gebirgslande und den
Ebenen des Kontinents entspricht, hat sie dieselben Produkte, wie dieser,
und wenn sie auch nur znm kleinsten Theile sorgfältig angebaut ist, hat
sie doch einen großen Reichthum an allen Produkten des Pflanzen- und
Thierreichs des südlichen Enropa's, weniger an Mineralien.
Die Halbinsel enthält 2 selbständige Staaten und ein österreichi-
sches Kronland, jene sind die europäische Türkei und das Königreich
Griechenland, dieses das Königreich Dalmatien.
I. Die europäische Türkei.
Dieser Staat enthält den Norden der Halbinsel mit der Moldau,
die östlichen Inseln des Archipels und Kandia oder der ganzen
Halbinsel, wird von den genannten 5 Meeren bespült, grenzt gegen O.
an Rußland, gegen S. an Griechenland, gegen W. und N. an Oester-
reich. Der Flächeninhalt beträgt fast 9900 Q. M.
Obgleich das Land nur znm kleinsten Theile fleißig angebaut ist,
so besitzt es doch einen sehr großen Reichthum an Produkten, her-
vorzuheben sind schöne Pferde und Rinder, feinwollige'schafe, Seide,
Honig, Rosen, Opium, Färberröthe, davon die unvergängliche rothe
Farbe des türkischen Garns, Traganth (Gummi), Baumwolle und Tabak
(zwei Hauptprodukte), Farben- und Walkererde, lemnische Erde, Meer-
schaum, Kalk und vortrefflicher Marmor; doch werden diese Schätze des
Mineralreichs wenig benutzt.
Die Zahl der Einwohner beträgt 15-J Mill., welche ans Os-
manen, minder richtig Türken genannt, dem herrschenden, aber nicht
zahlreichsten Theile des Volkes, nur 1.4 Mill., Slawen d. h. Serben,
Bosniern, Montenegrinern und Bulgaren 6-|- Mill., Rumä-
nen oder Walachen und Moldauern 4^ Mill., Albanesen oder
Arnauten 1^ Mill., Griechen 1 Mill., Armeniern 400,000, Zi-
geunern 200,000 und Juden 70,000 bestehen. Die christlichen Eu-
ropäer, die sich auf Zeit hier aufhalten, werden von den Osmanen
Franken genannt, sowie alle nicht-mohammedanischen Unterthanen des
Sultan Rajah.
Hauptsprachen sind: die türkische, slawische in verschiedenen
Dialekten, griechische und arnautische. Die Hof-, Kirchen- und
Gelehrten-Sprache ist die arabische. Die herrschende Religion ist die
mohammedanische, der Islam; seine heilige Schrift und sein Ge-
setzbuch heißen Koran, die Tenipel Moscheen, die Mönche Der-
wische und das Oberhaupt aller Religionsdiener Mufti. Außerdem
giebt es 12,700,000 Bekenner des Christenthums (wovou 12 Mill.
griechische Christen sind) und des Mosaismus.
Die Industrie ist nicht blühend, am meisten leisten noch in Ta-
bakbau Thessalien, in Bienenzucht Macedonien, in Seidenzucht dasselbe
und Kandia. Ackerbau und Viehzucht bilden die Hauptbeschäftigung.
Im Verfertigen von einigen Metallwaaren, von türkischem Garne und
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112
Europa.
von hohen Bergen umgebenen Thale an der Emmer, hat berühmte Mineralquellen
und Bäder und in der Nähe ein Salzwerk.
Xxiv. Das Kurfürstenthum Hessen.
Es enthält 174 D. M. und grenzt mit seinem größeren, zusam-
menhängenden Theile an Preußen, Hannover, Weimar, Bayern, Hessen-
Darmstadt, Frankfurt, Nassau und Waldeck; die kleineren, davon getrenn-
ten Gebiete liegen theils aus dem Thüringer Walde (Schmalkalden) theils
an der Weser und am Süntel (Schaumburg).
Die vornehmsten Flüsse sind: der Main mit der Kinzig und
Nidda, die Lahn mit der Ohm, die Fulda mit der Eder, die
Werra und die Weser mit der Diemel. Die beiden ersten Haupt-
flüsse gehen in den Rhein.
Der Boden ist im ganzen mehr bergig als eben, doch erreichen die
Berge kaum eine Hohe von 3000 F.; die höchsten sind der Jnsels-
berg und der Meißner. Merkwürdig ist die Menge von isolirten
Basaltbergen in den Provinzen Fulda und Hanau, sie sind die Aeste
des gleichfalls aus Basalt bestehenden Vogelsberges. Der Habichts-
und Reinhardswald und der Riedsorst sind waldige Bergketten
in Niederhessen. Dnrch den hessischen Antheil an Henneberg erstreckt
sich ein Theil des Thüringer Waldes, wovon der Jnselsberg
zum Theil hierher gehört. Das Klima ist gesund und gemäßigt, am
mildesten im Mainthale, der sogenannten Wetterau.
Die Produkte sind: die gewöhnlichen Hausthiere und Naturpro-
dukte des mittleren Deutschlands, besonders Flachs, Hans, Tabak, große
Waldungen; Gold in der Eder, sehr gutes Eisen, Kupfer, Braun- und
Steinkohlen, vortreffliche Bau- und Quadersteine, Töpfer- und Fayence-
thon, viel Salz und mineralische Wasser.
Die Zahl der Einwohner beträgt 738,500, welche nach der
einen Hälfte sich zur reformirten Kirche bekennen, nach der andern
Lutheraner, Evangelische, Katholiken und 18,500 Juden sind. Außer
Spinnen und Weben des Flachses giebt es Leder-, Eisen-, Stahl-, Ga-
lanteriewaaren- und andere Fabriken; auch verfertigt man herühmte
Schmelztiegel. Der Handel ist daher ziemlich bedeutend mit den ge-
nannten Natur- und Kunstprodukten. Der Regent des Landes hat
den Titel Kurfürst, seit 1847 Friedrich Wilhelm I., und die
dazu gehörigen Länder bilden 4 Provinzen. Von den 63 Städten zäh-
len nur 2 über 10,000 E., eine fast 39,000 Kassel und eine fast 17,000
Hanau.
1) Die Provinz Niederhessen mit H essisch-Schaum bürg.
Kassel, Haupt- und Residenzsi. an der Fulda in einer angenehmen Gegend,
hat 2 Messen, mehrere Fabriken und 38,930 E. Ein Theil der Ltadt ist sehr
schön und enthält breite Straßen, schöne Plätze und aniehnliche Gebäude. Das
schönste Gebäude ist das Museum mit einer sehenswürdigen Sammlung von Kunst-
sachen. An der Stelle des alte», größtentheils abgebrannten Schlosses sollte ein
größeres und schöneres Residenzschloß mit dem Namen Katlenburg sich erheben,
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Belgien.
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Die Hauptflüsse sind diemaas und die Schelde; beide kom-
men schon schiffbar aus Frankreich und nehmen in Belgien, jene die
Sambre und Ourthe, diese die Lys und Dyle aus und beide gehen
von hier nach den Niederlanden über. Der westliche Theil des Landes
ist von vielen Kanälen durchschnitten.
Die Oberfläche bildet größtentheils eine Ebene, die nach der
Nordsee und der Mündung der Schelde hin eine so niedrige Lage hat,
daß dort Dünen, hier ungeheuere Dämme (Deiche) allein das Land
gegen Ueberschwemmungen schützen. Ein Theil dieser Ebene hat einen
äußerst fetten, fruchtbaren Boden, vornehmlich in den Poldern Flan-
derns und Antwerpens, ein Theil aber, namentlich, im W. an der Maas,
viel Sand, Heiden und Moore. Die südlichsten Provinzen sind hügelig
und bergig, vorzüglich die von den Ardennen durchzogenen Gegenden.
Die Produkte Belgiens, eines der wohlangebautesten und am
stärksten bevölkerten Länder Europa's, sind: Pferde von einer großen
Art, vortreffliches Rindvieh, Wildpret in Luxemburg, wildes Geflügel,
See- und Flußfische, Getreide zur Ausfuhr ungeachtet der starken Be-
völkerung, viele Futterkräuter, daher viel Kleesamen, Hülsen- und Gar-
tenfrüchte, der Gartenbau ist in vielen Gegenden auf einer hohen Stufe,
sowie auch die Blumisterei, Oelgewächse in Menge, sehr viel Kartoffeln,
der feinste Flachs, Ginster, als Brennmaterial und zur Düngung gezo-
gen, Waldungen häufiger in den südlichen als in den nördlichen Provinzen;
viel Eisen, etwas Silber, Kupfer und Blei, Steinkohlen in großer Menge,
gute Bau-, Mühl-, Wetz- und Schleifsteine und Mineralwasser.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich über 4,836,000, sie sind
theils Flamänder oder Vläminger, theils Wallonen. Jene sind
deutschen Stammes, zunächst den Holländern verwandt und reden den
vlämischen Dialekt der deutschen Sprache; diese sind Romanen und re-
den französisch. Jene wohnen in den 5 nördlichen Provinzen, diese in
den 4 südlichen. Bei weitem die Mehrzahl der Einwohner bekennt sich
zur römisch-katholischen Kirche.
Die Industrie ist sehr blühend. Man hat sehr starke Leinwand-
fabrikation, welche die feinste Leinwand, Linon, Batist und Damast lie-
fert, vortreffliche Leinwand- und Garnbleichen, Spitzen und Zwirnfabri-
ken, die Brabanter Spitzen sind die berühmtesten in der Welt, sehr be-
deutende Glas-, Baumwollen- und Tuchfabriken, zahlreiche andere Fabri-
ken, wovon wir die Metall-, Gewehr-, Kutschen- und Lederfabriken na-
mentlich arsiühren, beträchtliche Oelsabrikation, viele Salz- und Zucker-
raffinerien, Eisenschmelz- und Hammerwerke. Der Handel ist blühend
und wird im Innern des Landes durch die vielen Kanäle und Eisen-
bahnen ungemein befördert, indem Belgien verhältnißmäßig die meisten
Eisenbahnen in Europa hat.
Belgien bildet ein Königreich, worin die Thronfolge in männlicher
Linie erblich ist. Der König heißt Leopold I., welcher als erster
König 1831 von der Nation gewählt wurde.
Neun Provinzen gehören zu diesem Staate. Bon seinen Städten
zählt eine über 180,000 E. Brüssel, drei 100,000 und darüber Gent,
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- Inhalt: Zeit: Geographie
80
Europa.
Lausitzer Gebirge, das Riesengebirge mit der Schneekoppe
4900 F., die Sudeten und mährischen Gebirge bilden — und
der Thüringer Wald mit Rhön, Spessart und Vogelsberg
südwestwärts und mit Wesergebirge, Haarstrang und Teutobur-
ger Walde nordwärts.— Ziemlich isolirt erhebt sich im N. der
Harz mit dem Brocken 3500 F. Im nördlichen Theile Deutschlands
oder in der Tiefebene sind viele sandige, dürre Heidegegenden und
Moore und in mehreren Strichen nur längs den großen Flüssen sehr
fruchtbares Land. Im ganzen muß man jedoch den Boden Deutschlands
fruchtbar nennen. Das Klima ist gemäßigt und gesund. Nördlich
von dem Gebirgszuge des Mittlern Deutschlands ist die Lust feuchter
und rauher, südlich dagegen trockner und milder und nur rauh und kalt
in den höchsten Gebirgsgegenden des Alpenlandes, wo jedoch die Thä-
ler eines freundlichen Klimas sich erfreuen. Während daher in den
Thälern des südlichen und mittleren Deutschlands Wälder von Obstbäu-
men prangen, worunter hie und da Kastanien - und Mandelbäume, Pfir-
sichen und Aprikosen mit Rebenhügeln abwechseln, findet man in der
nördlichen Tiefebene Deutschlands, nach der Ost-'und Nordsee zu, Sand-
flächen mit mittelmäßiger Ergiebigkeit und sumpfiges, fettes Marschland.
Deutschlands Produkte sind: Rindvieh, Pferde, Schafe, Schweine,
Ziegen, Esel und Maulesel, zahmes und wildes Federvieh, Bienenzucht,
etwas Seidenbau, mancherlei Fische und Krebse, Perlenmuscheln, Wild-
pret, auch in einigen südlichen Gebirgsgegenden Wölfe, Bären, Luchse,
Gemsen, Murmelthiere; alle Arten von Getreide in hinreichender Menge,
Hülsenfrüchte, Gartengewächse, Raps, Mohn, Flachs, Hanf, Tabak,
Hopfen, Krapp, Waid, Saflor, Safran, Anis und andere Gewürzpflan-
zen, Cichorien, beträchtliche Waldungen, viel Obst, besonders im süd-
lichen Deutschland (auch Kastanien, Mandeln, Pfirsichen und Aprikosen),
Wein in vielen Gegenden; etwas Gold, ziemlich viel Silber, Quecksil-
der, Zinn, Blei, Kupfer, ungemein häufig Eisen, Braunstein, Galmei,
Graphit, Wasserblei, Zinnober, Wismuth, Arsenik, Spießglas, Zink,
Kobalt, Alaun, Vitriol, Salpeter, Schwefel, Stein- und Braunkohlen,
Torf, Marmor, Kalk, Alabaster, Gyps, Schiefer, Mühl-, Sand-, Qua-
der- und Bimssteine, Jaspis, Chalcedon und viele andere Arten von
Edelsteinen, Serpentinsteine, Basalt, Granit, Porphyr, Ocher, Thon,
die feinste Porzellanerde, Walkererde, Mergel, eine große Menge Salz
und gegen 1000 Bäder und Gesundbrunnen.
Die Zahl der Einwohner beträgt über 45 Mill., welche unge-
fähr 2400 Städte, 2300 Flecken, über 120,000 - Dörfer und Weiler,
die einzelnen Höfe ungerechnet, bewohnen und (mit Ausnahme von etwa
500,000 Juden) sich zur christlichen Religion bekennen. Die beiden
Hauptkirchen, die katholische und protestantische, sind einander ziemlich
gleich,?jene zählt gegen 23 Mill. und diese gegen 22, davon sind 11
Mill. Lutheraner, 10 Mill. Evangelische und über 900,000 Resormirte.
Auch findet man griechische Christen, Deutsch-Katholiken, Herrnhuter,
Mennoniten und Quäker. Die beiden Hanptnationen sind Deutsche
37 Mill. und Slawen 7^ Mill., wovon jede ihre eigene Sprache
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oder Starnberger- und der Ammersee und die beiden romantischen
und von hohen Alpengebirgen eingeschlossenen der Tegernsee und der
Königs ee.
Der Süden des Königreichs ist Alpenland, indem aus Tyrol
und Salzburg die rätischen und norischen Alpen auch nach Bayern
sich erstrecken und seinen südlichsten Saum zur höchsten Gegend des
Landes machen. In den rätischen Alpen, die, in so weit sie Bayern
durchziehen, westlich Algauer und östlich bayersche Alpen heißen,
erhebt sich die 10,000 F. hohe Zugsp itze als höchster Berg des Kö-
nigreichs. Auch der über 9000 F. hohe Hoch Vogel gehört zu den
Algauer Alpen. In dem bayerschen Theile der norischen Alpen ist
der über 9000 F. hohe Watzmann der höchste Berg und merkwürdig.
Bon dem Fuße dieser Alpenregion und ihrer kurzen Ausläufer dehnt
sich eine weite Ebene, die bayersche Donau-Ebene nordwärts bis
zur Donau aus. In dem von der Donau nördlich gelegenen Theile
des Landes ziehen sich in der Mitte von Sw. nach No. ein Berg-
rücken der fränkische Jura, der bis zum Main reicht und im Mug-
gendorfer Gebirge endet, und längs der Grenze Böhmens von So.
nach Nw. der bayersche und der Böhmer Wald, zwei durch den
Regen getrennte, parallele große Waldgebirge, dieses erhebt sich in sei-
nen höchsten Punkten, dem Arber und Rachel, gegen 4500 F. und
stößt nach seinem nördlichsten Theile an das Fichtelgebirge, dessen
höchste Spitzen der Ochsenkopf 3200 F. und der Schneeberg
3100 F. bilden. Im hohen Fichtelgebirge entspringen vier Flüsse, die
anfangs nach den 4 Himmelsgegenden fließen, Main, Saale, Eger
und Nab. Bon dem Fichtelgebirge westwärts bildet der Franken-
wald zu dem nördlichen Thüringer Walde den Uebergang und die-
ser hat im Nw. des Reichs seinen Fortgang im Rhöngebirge mit
dem Kreuzberge 3000 F., dem Dammersfeld und der Milzebnrg
oder dem Heufuder; und südwestlich im Spessart mit dem Geiers-
berg, fast 2000 F. In dem jenseit des Rheins gelegenen Theile ist
das Haardt-Gebirge, eine Fortsetzung der Vogesen und in ihm
der Donnersberg 2100 F. Im ganzen ist der Boden fruchtbar,
mit Ausnahme der rauhen Gebirgsstriche und der Sumpfgegenden oder
Moore, welche die Schwaben Riede und die Bayern Moose nennen
(Donaumoos bei Ingolstadt 4 Q. M., Erdinger Moos an der Isar
5 Q. M., Dachauried an der Ammer). Das Klima ist gesund und
gemäßigt, sehr mild in den Main - und Rheingegenden, nur rauh in den
hohen Gebirgsstrichen.
Die Produkte sind: Rindvieh, Wildpret, Geflügel, Bienen, Ge-
treide in Menge, Hanf, Hopfen, Tabak, Obst, Wein (der Stein-, Lei-
sten- und Forsterwein, sowie der Deidesheimer und Dürkheimer sind
berühmte Sorten) und ansehnliche Waldungen; Quecksilber, Eisen, Stein -
und Braunkohlen, Marmor, Dachschiefer, Lithographirsteine und Gra-
phit, Kalk und Gyps, Mühl-, Schleif- und Flintensteine, viel Salz
und Mineralwasser.
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Der Hauptfluß ist die Elbe, welche schiffbar aus Böhmen in das
Königreich tritt und es 16*- M. lang durchströmt. Außerdeni sind be-
merkenswerth die Mulde und die weiße Elster, jene geht außerhalb
der Grenze Sachsens in die Elbe, diese in die Saale. Die schwarze
Elster und die Spree haben in der Oberlansitz ihre Quellen, jene
geht in die Elbe, diese in die Havel, und die Neiße kommt aus Böh-
men und geht in die Oder. Mithin gehört fast das ganze Königreich
zum Flußgebiet der Elbe, nur ein sehr kleiner Theil zu dem der Oder.
Fast die Hälfte des Königreichs ist Gebirgsland, indem der südliche
Theil desselben längs der böhmischen Grenze von einer zusammenhän-
genden Gebirgskette mittlerer Höhe durchzogen wird. Der östliche Theil
davon, das Lausitzer Gebirge, schließt sich westwärts dem berühm-
ten Etbsandsteingebirge der Sächsischen Schweiz an, und der west-
liche, das Sächsische Erzgebirge, reich an Erzen besonders Silber
und Zinn, fällt steiler gegen Böhmen als gegen Sachsen ab und hat
zur höchsten Spitze den 3,760 Fuß hohen Fichtelberg. Von den
nördlichen Abhängen dreser Gebirge senkt sich der Boden bedeutend und
bildet im nördlichen Thelle des Landes fruchtbare Ebenen, wo nur ein-
zelne Hügelreihen sich erheben. Das Klima ist fast durchgehends ge-
sund und mild, nur in den südlichsten Gebirgsgegenden rauher.
Die Produkte dieses wohlangebauten Landes sind vorzüglich
veredelte Rinder und Schafe, bedeutende Bienenzucht, Perlenmuscheln in
der Elster; Getreide, Küchen- und Oelgewächse, Flachs, Hanf, Tabak,
Farbekräuter, Cichorien, Obst, Wein (an der Elbe), Hopsen und be-
trächtliche Waldungen. Vorzüglich wichtig sind die Mineralien Silber,
Kupfer, Zinn, Blei, Eisen, Zinnober, Kobalt, Wismuth, Zink, Arsenik,
einige Arten von Edelsteinen, Marmor, Alabaster, Serpentinstein, Stein-
und Braunkohlen, Alaun, Salpeter, Vitriol, Schwefel, die feinste Por-
zellanerde, vielerlei Farbenerden, Torf und Mineralquellen. Salz fehlt
gänzlich.
Die Zahl der Einwohner beträgt 2,225,240, welche mit Aus-
nahme der 56,000 Wenden und J ,555 Juden dem deutschen Stamme
angehören, bis auf 41,363 Katholiken, 4,515 Resormirte und 2000
andere Christen zur lutherischen Kirche sich bekennen und durch ihre
Industrie sich auszeichnen. Die wichtigsten Fabriken sind in Wolle,
Flachs, Baumwolle und Metallen. Aber auch die Strumpf-, Holzwaa-
ren-, Band- und Spitzen-, die Leder-, Porzellan-, Steingut- und Pfei-
fenfabriken, die Vitriolöl- und Scheidewasserlaboratorien, Pulvermühlen,
Blaufarbenwerke, Strohflechtereien und Bnchdruckereien sind bedeutend
und beschäftigen viele Menschen Der, durch die schiffbare Elbe, die
vielen Knnststraßen, Eisenbahnen (125 Meil.) und Telegraphenlinien
145 M. begünstigte Handel ist ausgebreitet. Leipzig ist nicht allein die
ansehnlichste Handelsstadt des Königreichs, sondern auch eine der be-
rühmtesten Handelsplätze Deutschlands und der Buchhandel ist von
besonderer Wichtigkeit. Von den Exporten sind die wichtigsten: Spitzen,
Linnen-, Wollen- und Baumwollenwaaren, Porzellan, Pojamentir- und
Holzwaaren.
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Nordamerika. 213
gefürchtete gelbe Fieber zeigt sich an wenig Orten, am öftersten und
heftigsten in Neu-Orleans.
Die Produkte dieses Landes, wovon ein Theil wohl angebaut
ist, sind nach dem Klima die gewöhnlichen, als eigenthümliche aber gel-
ten wilde Ochsen (Bisons), wilde Pferde, Pelz- und Speisewild, Sei-
denraupen, Schildkröten, Fische in Menge und an den Küsten Walfische
und Robben; viel Getreide, Kartoffeln, Hanf, Obst, auch Wein, viel
Tabak, Baumwolle (ein Haupthandelsprodukt der südlichen Provinzen),
edle Südfrüchte, Znckerahorn und Zuckerrohr, Indigo, Färbekräuter, un-
ermeßliche Waldungen mit Pech-, Harz-, Pottasche- und Terpentin-
gewinne; Gold (vorzüglich viel in Kalifornien), Quecksilber (seit kurzem
in Kalifornien), Eisen und Blei in großer Menge und von vorzüglicher
Güte, Kobalt, Zink, so auch Steinkohlen und Anthracit oder Kohlen-
blende in großer Menge, Braunkohlen, Salz, einige Arten von Edel-
steinen, Petroleum (in Pennsylvanien) und Mineralwasser.
Die Zahl der Einwohner, welche jährlich bedeutend zunimmt,
beträgt 31$ Milk., und zwar T~(\ Mill. freie und 4 Mill. Skla-
ven. Sie sind meistens Europäer von fast allen Nationen (gegen 4
Mill. Deutsche) und jährlich kommen Tausende neuer Ankömmlinge aus
Europa an. Nach den Europäern machen die Neger, theils Sklaven
in den südlichen Staaten, theils frei in den nördlichen, einen starken
Theil der Bevölkerung aus. Die Eingebornen, die Indianer, sind
größtentheils in das Innere nordwärts zurückgedrängt und verschwinden
mehr und mehr, betragen jedoch jetzt noch 294,431 in 13 Staaten und
7 Territorien.
Die Fabriken nehmen jährlich außerordentlich zu, besonders blühen
die in Wolle, Baumwolle, Eisen und Leder. Sehr verbreitet ist der
Gebrauch der Dampfmaschinen, die man auf alle Art der Thätigkeit und
Bewegung anwendet. Auch im Schiffbau stehen die Nordamerikaner kei-
nem andern Volke nach. Handel und Schifffahrt sind von großer
Wichtigkeit, so daß hierin die vereinigten Staaten mit den Briten riva-
lisiren. Zur Beförderung des Binnenhandels dienen außer den ange-
legten Kunststraßen die vielen schiffbaren Flüsse, das großartige Kanal-
system und das Netz von Eisenbahnen, womit ein großer Theil des Lan-
des durchzogen ist. Auch hat die Errichtung und Benutzung von elek-
tro-magnetischen Telegraphenlinien in der Union einen außerordentlich
großen Aufschwung genommen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Baum-
wolle, Tabak, Reis, Getreide, Gold, Fische, Fleisch, Felle und Pottasche.
In Hinsicht der Religion herrscht in den vereinigten Staaten gänzliche
Freiheit. Die meisten Einwohner sind Protestanten, Katholiken nur
eine halbe Million. Unter den Sprachen ist am weitesten verbreitet
die englische und nach dieser die deutsche.
Diese Provinzen bilden eine Union *) demokratischer Republiken,
*) Der Rürgerkrieg wüthet seit 1861 jetzt (1864) noch fort, es wird daher im
Folgenden der legale Zustand der Union festgehalten und am Schluß eine kurze
Darstellung der faktischen Trennung folgen. -
1865 -
Weimar
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich, Oertel, Friedrich Maximilian
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Australien.
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salzhaltig; doch die beiden großen Seen, der Gairdner (Gh6rd) und
Torrens (Tär), wie der Murray (Mörreh) und andere Flüsse haben
Süßwasser.
Die Vegetation des ganzen Erdtheils charakterisiren eine auffallende
Einförmigkeit, sichtbare Armuth und mancherlei Eigentümlichkeit; dies
gilt auch von der Thierwelt. Viele Thiergeschlechter fehlen gänzlich,
z. B. die größeren Säugethiere, Raubthiere, Hufthiere und Affen;
manche finden sich nur hier, namentlich aus den Familien der Beutel-
thiere. Am reichsten ist die Klasse der Vögel und Seethiere ausge-
stattet. Das Mineralreich ist noch wenig untersucht; von Metallen hat
man Silber, Zinn, Blei und Eisen und vorzüglich viel Gold und Kupfer
gefunden. Die europäischen Pflanzen und Thiere, die man hierher gebracht
hat, gedeihen vortrefflich; das Klima ist meistens mild, rein und gesund.
Die Zahl der Einwohner von ganz Australien schätzt man ans
2^-Mill., davon sind 500,000 aus Europa eingewanderte Kaukasier,
besonders Engländer und 2 Mill. Ureinwohner, welche in 3 Stämme
zerfallen. 1) Mongolen, den Chinesen verwandt, auf den nordwest-
lichen Inselgruppen Marianen und Karolinen; 2) Negrltos oder
Australneger, ein Menschenstamm von schwarzbrauner Farbe mit
theils krausem und wolligem, theils schlichtem und langem Haare. Jener
Theil nennt sich Papuas, d. h. Kraushaarige, dieser Arfaka, d. h.
Bergbewohner. Jene wohnen auf Neu-Guinea, und einigen kleinen Inseln,
diese im Innern von Australien und Neu-Guinea, wie auch von Celebes,
Borneo und Vorderindien. Beide stimmen in ihrem allgemeinem Typus
und in ihren besondern Eigenheiten mit den Aethiopiern so überein,
daß wir sie zu deren Rape rechnen müssen; beide sind völlig kulturlos
und wenig bildsam, und 3) Mala Yen, Oceanier oder Austral-
malayen genannt, von hellgelber Farbe, seidenartigem Haar und schö-
nem Körperbau, dem Christenthum und der europäischen Bildung sehr
zugänglich, auf Neu-Seeland und dem insularen Ostaustralien. Die
beiden letzten Stämme finden sich bisweilen auf ein und derselben Insel
neben einander oder unter einander, dann sind aber die Malayen stets
die Herren und die Papuas die Unterjochten und Abhängigen. Von
den Malayen zeichnen sich die Tongesen aus den Samoa-, Tonga-
und Fidschi-Inseln vor anderen aus durch schlanke Gestalt, feine und
intelligente Gesichtszüge und glückliche Bildsamkeit.
Die erste Kenntniß von diesem Erdtheil kam nach Europa durch
die Entdeckung der Marianen von Magelhaens 1521, doch wurde
sie in den folgenden 250 Jahren nicht sehr erweitert, dies geschah erst
seit 1770 durch Cook (Kuck), la Ptzrouse, Krusenstern, Kotze-
bue u. A. Daher kommt es auch, daß man diesen Erdtheil mit Vic-
toria die neueste Welt nennt, was aber nicht so zu verstehen ist, als
sei er ein junger Kontinent, vielmehr ist er der älteste von allen Kon-
tinenten der Erde oder das in seiner jetzigen Gestalt am frühesten ge-
bildete und ohne neue Erdrevolutionen bestehende Festland.
Festland und Inseln, um auch ihre politische Stellung zu bespre-
chen, sind nicht mehr selbständig und frei, sondern sind und werden je