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den Namensaufruf durch, damit die Mehrzahl durch die Furcht, sich des
Royalismus verdächtig zu machen, eingeschüchtert und zugleich künftig
außer Stand gesetzt werde, ihren Antheil am Morde zu leugnen. Die
Abstimmung über das Leben des Königs begann am 16. Abends um
sieben Uhr, und dauerte, weil die meisten Abgeordneten ihre Gründe
in längern oder kürzern Reden entwickelten, beinahe vierundzwanzig
Stunden. Die Nacht vermehrte das Schreckliche dieser Sitzung. Sep-
tembermördec hatten, mit Stöcken und Säbeln bewaffnet, die Zugänge
zum Sitzungssaals angefüllt. Sie empsingen jeden eintretenden Abgeord-
neten, der in den letzten Tagen von Gnade gesprochen hatte, mit dem
Zurufe: Entweder seinen Kopf oder den deinigen! In den Zuhörerlogen
saßen Weiber im gewähltesten Putz, als ob sie einer Theater-Vorstellung
beiwohnten. Die Abgeordneten ihrer Bekanntschaft unterhielten sich mit
ihnen und reichten ihnen Erfrischungen. Auch der Auswurf der Vor-
städte füllte in immer größerer Zahl den Zuhörerraum. Man trank dort
Wein und Branntwein, machte Wetten für oder gegen den Tod des
Königs. Ein Trinkladen, welchen die Deputirten aus Bedürfniß, einige
Nahrung zu sich zu nehmen, besuchten, war zeitig von Jakobinern be-
setzt worden, und hier wurden weder Ermahnungen noch Drohungen
gespart, um die Unentschlossenen zu bestimmen und die Furchtsamen ein-
zuschüchtern. Einige Abgeordnete verriethen durch die Verzerrung ihrer
Züge und durch die Verwirrung ihrer Reden die Zweifel, ja die Ver-
zweiflung, mit der sie kämpften. Die Abgeordneten erwarteten in tät-
licher Beängstigung den Augenblick, wo sie aufgerufen würden. Bar-
re re sprach für den Tod, weil, wie er hinzusetzte, der Baum der
Freiheit nur dann wächst, wenn er mit dem Blut der Könige getränkt
wird. Dennoch ging ein Murren des Unwillens durch die ganze Ver-
sammlung, als Orleans, mit Berufung auf seine Pflicht und Ueber-
zeugung, für dey Tod stimmte. Mit Beziehung auf Orleans sagte der
nach ihm stimmende Sieyes: Tod ohne Geschwätz. Robespierre
bewies, das Blut Ludwigs müsse fließen, um die Tyrannen zu erschrecken.
Zwei Abgeordnete trugen auf Galeerenstrafe an. Von 721 stimmten
nur 361 unbedingt für den Tod. Der Antrag auf Aufschub der Hin-
richtung wurde am 19. Januar mit 380 Stimmen gegen 310 verwor-
sen. Zwei Abgeordnete, Kersaint und Manuel, beide einst eifrige
Volksmänner, erklärten dem Convent ihren Austritt, weil sie die Schande
nicht ertragen könnten, mit Blutmenschen in demselben Saale zu sitzen.
Der Fleischer Legend re verlangte im Jakobinerklub, Ludwigs Leichnam
solle zerstückt und in die Departements versandt werden.
Am 20. Januar wurde Ludwig das Todesurtheil bekannt
gemacht. Der von Ludwig erbetene Aufschub von drei Tagen wurde
nicht gewährt. Doch wurde ihm gestattet, einen beliebigen Priester zu
sich rufen zu lassen und seine Familie noch einmal zu sehen. Auf den
Wunsch Ludwigs, daß der Convent sich mit dem Schicksal der Seinigen
beschäftigen und sie frei nach einem Orte ihrer Wahl ziehen lassen möge,
antwortete der Convent: das französische Volk, daß immer großmüthig
sei, werde für seine Hinterlassenen Sorge tragen. Zwei Stunden ver-
weilte der König im Kreise der Seinigen; in stummer Umarmung nahm
man für'ß Leben von einander Abschied. Dann fand sich der unbeeidigte
Abbö Edgeworth, Generalvicar des bischöflichen Sprengels von Paris,
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Extrahierte Personennamen: Robespierre Ludwigs Manuel Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Abbö_Edgeworth
565
hatte, wandte er sich gegen die Tyrannen, die sich fast in allen
Städten Siciliens aufgeworfen hatten, gegen die etruskischen See-
räuber, welche die Küste plünderten, und gegen die kampouischen
Sölduerschaaren, die sich vor Aetna eine Herrschaft gegründet hat-
ten und von da aus Raubzüge in das Innere von Sieilieu mach-
ten. Die kampanischen Söldner wurden ausgerottet, die Etrusker
ihrer Schiffe beraubt, die Tyrannen aber einer nach dem anderen
besiegt. Dann stellte Timoleon in allen sicilianischen Städten die
Freiheit wieder her, vereinigte alle in einen Bund, dessen Haupt
Syrakus war, und bevölkerte die verödeten Städte durch Einwan-
derer aus Griechenland. Nachdem Timoleon darauf den Syrakusa-
nern eine demokratische Verfassung gegeben und noch einige Zeit die
oberste Leitung des Staates behalten hatte, zog er sich ganz von den
Staatsgeschäften zurück und lebte aus einem Landsitze, den ihnt die
Syrakusaner geschenkt und prächtig eingerichtet hatten. Auch als
Privatmann behielt er seinen früheren Einfluß. Bei seinem Tode
(337 v. Ehr.) wurde er durch festliche Spiele geehrt, welche zum
Andenken an ihn jedes Jahr gefeiert wurden. Timoleon hatte zwar
die Demokratie wieder hergestellt, allein seine Einrichtungen konnten
sich nur so lange halten, als ein Mann von entschiedenem Ansehen
an der Spitze des Staates stand. Die Syrakusaner konnten ihres
sittlichen Zustandes wegen einen Monarchen nicht entbehren und auch
die politischen Verhältnisse Siciliens machten einen kräftigen Feld-
herren und ein stehendes Heer unentbehrlich.
In dem Jahrzehnt nach Timoleons Tode unternahmen die Kar-
thager keinen Krieg gegen Sieilien, vielleicht weil die Furcht vor Alexan-
der dem Großen, welcher ihre Mutterstadt Tyrus zerstört und Aegyp-
ten erobert hatte, sie davon abhielt. Dennoch mußte Syrakus ge-
gen die Karthager immer auf seiner Hut sein und es befand sich im
Gedränge zwischen den Karthagern im Westen und den räuberischen
Bruttiern im Osten. Die letzteren befehdeten unaufhörlich die mit
Syrakus verbündeten Städte in Unteritalien, raubten die Schiffe
und verheerten die Besitzungen der Syrakusaner. Diese konnten
naher ebensowenig, als die übrigen Städte von Sieilien und Groß-
griecheuland die Mielhtruppen.entbehren und blieben daher immer
dem Ehrgeize jedes gewandten und glücklichen Heerführers ausgesetzt.
Alle griechischen Republiken jener Länder hatten von beständigen
Parteiungen der Bürger und von den Gewaltthätigkeiten der Sold-
truppen und ihrer Anführer zu leiden.
Wenige Jahre nach Timoleons Tode führten einige unterneh-
mende Männer in Syrakus eine oligarchische Gewaltherrschaft ein.
Sie suchten durch Schrecken ihre Regierung zu befestigen und bedurf-
ten deshalb vorzüglich der Soldaten. Diese Oligarchen hielten zahl-
reiche Miethtruppen, welche sie von Zeit zu Zeit Kriegszüge nach
Kalabrien unternehmen ließen. Bei diesen Truppen befand sich Aga-
thokles, der Sohn eines Töpfers von Rhegium, der sich nach und
nach eine solche Bedeutung zu verschaffen wußte, daß er mehrere
Jahrzehnte hindurch die wichtigste Person der sicilianischen Geschichte
gewesen ist. Er war in seinem achtzehnten Jahre mit seinem Va-
ter nach Syrakus gezogen, verließ aber bald die Töpferscheibe und
Syrakus von
Timoleons
Tod bis zum
ersten put-
schen Kriege.
337—264
v. Ehr.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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224
Ceremonien
bei der Dra-
kelertheilung.
ausgestattet, sondern bot auch durch zahllose Kunstwerke der Schau-
lust die reichste Nahrung dar. Es war auf alle Weise dafür gesorgt,
daß der Eingang den gehörigen Eindruck auf den ankommenden
Fremden machte, daß sein Auge durch den Anblick der mannigfal-
tigsten Merkwürdigkeiten und Schönheiten überrascht und gefessellt
wurde. Basreliefs und Gemälde schmückten die Wände und Decken
der Tempel, die Seiten der Kolonnaden waren mit Darstellungen
mythologischer Gegenstände, die Säulen und Pfosten mit Tafeln
und Inschriften bedeckt, unter denen manche das ernstre Gemüth zum
Nachdenken aufforderten und jeden mit Achtung vor der Weisheit
des Gottes erfüllten. So erreichte man den doppelten Vortheil,
daß das Phänomen, auf welchem das Orakel beruhte, verschleiert
und der ankommende Fremde durch die entfaltete Pracht mit Ehr-
furcht vor dem Gotte erfüllt wurde.
In der ältesten Zeit ertheilte die Pythia nur einmal des Jah-
res und zwar im Anfange des Frühlings Orakel, in späterer Zeit
alle Monate einmal; bei außerordentlichen Gelegenheiten geschah es
auch außer der Zeit. Am Morgen eines solchen Tages, welcher
der Ertheilung von Orakeln gewidmet war, stiegen Weihrauchwolken
zu der Decke des Tempels empor, das Innere wie das Aeußere des-
selben war festlich geschmückt und Thüren und Pfosten mit Lorbeer
umwunden. Der Betretung des Tempels gingen für die Diener
wie für die Fremden gewisse Gebräuche und Ceremonien, besonders
Opfer und Reinigungen vorher. Die Reihenfolge, in welcher die
Pilger zur Befragung des Orakels vorgelassen wurden, bestimmte
das Loos. Einzelne Staaten hatten jedoch das Recht das Orakel
zuerst zu befragen. Mit verhülltem Gesicht, einen Lorbeerkranz auf
dem Haupt und Lorbeerzweige oder mit Binden umschlungene Kränze
in der Hand haltend, unter dem Schalle von Pauken und Trom-
peten, der durch den Wiederhall des Parnassus noch verdoppelt wurde,
stiegen die Fragenden die Stufen des Heiligthums hinan. Die Ver-
hüllung des Hauptes und der Lärm der Instrumente sollten verhüten,
daß irgend ein böses Omen die Fragenden auf dem Wege beunru-
higte, dienten aber auch dazu, die innere Furcht und Bangigkeit der-
selben zu vermehren. Sie wurden nicht in das Adytum selbst, son-
dern in ein daneben befindliches Gemach geführt, von welchem aus
sie, wenn auch undeutlich, die Pythia sehen oder hören konnten.
Der Lorbeer, womit der Dreifuß umgeben war, die Wolken von
Weihrauch- und anderen Dämpfen, die zur Decke emporstiegen, und
das wenige Licht, welches man in das Allerheiligste fallen ließ, hin-
derten auch das schärfste Auge viel zu sehen. Die Pythia wurde,
nachdem sie drei Tage gefastet, aus der heiligen Quelle getrunken
und in derselben sich gebadet hatte, von Priestern auf den Dreifuß
geführt. Hier wurde sie zuerst blaß und begann zu zittern, dann
fingen ihre Augen an wild zu rollen, ihr Haar sträubte sich empor,
der Schaum trat ihr vor den Mund und ihre Brust wogte hoch auf
als vermöchte sie die ungeheure Bewegung nicht zu beherrschen, von
der sie ergriffen war.
Während die Pilger in frommer Andacht in ihrer Zelle ver-
weilten, während sie mit Grauen und Entsetzen das bacchantische
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18
Schiffsvolk sah eine schöne grüne Insel vor sich liegen, deren Ufer mit
nackten Menschen von einer röthlichen Kupferfarbe bedeckt waren. Mit
Kriegsmusik, fliegenden Fahnen und anderm Gepränge ruderte man dem
Lande zu. Kolumbus, in einem reichen Kleide und das Schwert in der
Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes, welches ans Land stieß,
um zuerst die neue Welt zu betreten. Ihm folgten die Anderen, und
in dem Uebermaß der Freude über ihre Rettung warfen sie sich alle
nieder, küßten die Erde, errichteten ein Kreuz und beteten vor demselben.
Kolumbus nahm die Insel für die castilische Krone in Besitz, mit den
Feierlichkeiten, welche die Portugiesen bei ihren Entdeckungen zu beob-
achten pflegten. Die Wilden bezeichneten die Insel mit dem Namen
Guanahani; der Entdecker nannte sie San Salvador. Kolumbus
glaubte fest, er sei in dem indischen Archipelagus angelangt, und der
Name Westindien ist das bleibende Denkmal dieses Irrthums. Kolum-
bus entdeckte außer vielen kleineren Inseln noch Cuba und Hayti
(Hispaniola oder St. Domingo). Ec fand überall einen Reich-
thum der Vegetation und eine Schönheit der Gegenden, die ihn in
Erstaunen setzten, aber von Anbau keine Spur. Nachdem er auf Hayti
eine kleine Festung erbaut und 39 Spanier in derselben zurückgelassen
hatte, stach er am 4. Januar 1493 in die See und lief am 15. März
wieder in den Hafen von Palos ein.
Kolumbus wurde mit ungeheurem Jubel begrüßt. Man läutete
die Glocken, feuerte die Kanonen ab und erdrückte ihn fast, als er mit
den Seinigen in Procession nach der Hauptkirche ging. In Barcelona
empfingen ihn Ferdinand und Jsabella in ihrer ganzen königlichen Pracht
wie einen Mann vom höchsten Range, und er stattete feierlich vor dem
Throne Bericht ab von seiner Reise. Die Versammlung war von
Begeisterung und Andacht so durchdrungen, daß sie in dieser Stunde,
wie ein Berichterstatter sagt, der Freuden der Seligen theilhaftig zu sein
schien. Die Kunde von einer neu entdeckten Welt flog nun, tausend-
sättig vergrößert, durch ganz Europa. Eine päpstliche Schenkungs--
akte verlieh den Spaniern alle 370 Meilen westwärts von den Azoren
gelegenen und zu entdeckenden Länder. Was diesseits gefunden würde,
sollte den Portugiesen gehören.
Mit 1500 Menschen und 17 Schiffen trat Kolumbus am 25. Sep-
tember 1493 seine zweite Reise an. Er entdeckte die caraibischen
Inseln und Jamaika; allein die auf Hispaniola zurückgelassene Kolonie
war von den durch Raub und Verführung ihrer Weiber erbitterten
Indianern gänzlich zerstört worden. Kolumbus gründete eine neue
Niederlassung, die er zu Ehren seiner Königin Jsabella nannte. Seine
Begleiter bereiteten ihm große Unannehmlichkeiten, da ihre goldnen
Träume nicht in Erfüllung gingen und sie nicht in die neue Welt
gekommen waren, um den Acker zu bauen und wilde Gegenden urbar
zu machen. Die Häupter der Unzufriedenen waren nach Spanien
zurückgekehrt und hatten dort so viele Verleumdungen gegen den Admiral
verbreitet, daß zur Untersuchung der Beschwerden ein Bevollmächtigter,
Juan Aguado, in die Kolonie gesandt wurde. Kolumbus sah sich
* dadurch veranlaßt nach Spanien zurückzukehren (1496). Er fand am
Hofe eine bessere Aufnahme, als er erwartet hatte.
i
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661
Die Unbehaglichkeit, welche mit dem Zwischenzustande zwischen
Auflösung und Wiederherstellung der Ordnung verbunden war, die im Juli nso.
ganzen Reich herrschende Verwirrung hatten der Nationalversammlung
gegen die Mitte des Jahres 1790 manchen bitteren Tadel zugezogen,
und die Nation schien kälter zu werden. Man beschloß daher durch
eine große National-Feierlichkeit die Begeisterung wieder anzufachen.
Dies war der Sinn des unter dem Namen Föderationsfest berühmt
gewordenen Schauspiels, welches am 14. Juli 1790, am Jahrestage
des Falles der Bastille, in allen Städten Frankreichs, mit dem größten
Aufwande aber zu Paris auf dem Marsfelde gefeiert wurde. Es sollte
durch das Fest die Verbrüderung zwischen Volk, Armee und National»
garde auf feierliche Weise kund gethan und durch einen Eid besiegelt
werden. Man berief deshalb Deputirte aller Regimenter des Heeres,
sowie je einen Mann von zweihundert Bürgergardisten und sechs Depu-
tirte eines jeden Kantons nach Paris. Die ganze Bevölkerung von
Paris ohne Unterschied des Standes legte mit Hand an bei den Erd-
arbeiten, welche für daß Fest auf dem Marsfelde gemacht wurden. In
der Mitte dieses Feldes wurde ein Hügel aufgeworfen und auf demselben
der fünfundzwanzig Fuß hohe Altar des Vaterlandes errichtet. Um den
Hügel herum machte man amphitheatralische Sitze. Der Festtag brach
mit starken Regengüssen an; aber die endlosen Züge schritten in der be-
stimmten Ordnung einher. Die Festlichkeit begann mit einer musikali.
schen Aufführung, an welcher zwölfhundert Künstler Theil nahmen.
Dann hielt Talleyrand, Bischof von Autun, an der Spitze von 300
mit dreifarbigen Schärpen geschmückten Priestern und unter dem Schalle
von dreihundert Trommeln ein feierliches Hochamt und weihte die Fah.
neu der dreiundachtzig Departements ein. Hieraus schritt La Fayette,
die Fahne von Paris in der Hand, zum Altare des Vaterlandes und
schwor, im Namen aller Nationalgarden und Soldaten des Reichs, der
Nation, dem Gesetz und dem Könige Treue; die Abgeordneten sprachen
ihm die Eidesworte nach. Dann leistete der Präsident der National-
Versammlung, von seinem Stuhle zur Rechten des Königs ausstehend,
denselben Eid, und endlich erhob sich auch der König und schwor mit
ausgestrecktem Arme, alle Macht, die ihm durch die Verfassung übertra-
gen worden sei, zur Erhaltung dieser Verfassung verwenden zu wollen.
In diesem Augenblicke hob die Königin den Dauphin in die Höhe, run
ihn dem Volke zu zeigen und an dem Eide Theil nehmen zu lassen.
Eine halbe Million Menschen sprach, die Arme ausstreckend, dem Könige
die Worte nach: Ich schwöre es. Der Donner deß Geschützes vermochte
den erschütternden Ruf nicht zu übertönen: Es lebe der König und die
Königin! Der König umarmte seine Gemahlin und seine Kinder; alle
Anderen ohne Beachtung des Ranges und Standes oder gegenseitiger
Bekanntschaft stürzten einander als Brüder und Schwestern in die Arme
und versprachen sich Liebe und Treue und gelobten, ihr Leben für die
Freiheit und das Vaterland hinzugeben. Kein Auge blieb thränenleer.
Ludwig Xvi. verstand es nicht; die Stimmung deß Volkes zu er- Schwachheit
halten und zu benutzen. Zu derselben Zeit, wo er die Verfassung be-
lchwor, wurde ihm von bethörten Freunden der Plan zu einer Ge-
gen revolution vorgelegt, und wenn auch der König diesen Plan Ncckers^
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Paris Paris Paris
r
',
F r a n k r e t ch.
(Taf. v.)
§. ). Würde.
Frankreich nannte sich seit der Revolution eine
Republik, jetzt aber ist es ein Ka i se rl1) um , das
von einem Erbkaiser beherrscht wird, dessen Gewalt je-
doch einiger Maaßen von folgenden höchsten Rcichs-
collegien oder landständischen Parlamenten beschrankt
wird. Nämlich der Er!)altungssenat soll dar-
auf sehen, daß die Verfassung aufrecht erhalten wird.
Die Gesetze werden bloß vom Kaiser vorgeschlagen,
dann von einem Collegio (Tribunal) untersucht,
und von einem andern (dem q e se geb en d e^l K ö r-
per) angenommen oder verworfen. Alles übrige hängt
vom Kaiser ab.
§. 2. Grunzen.
Frankreich granzt an die batavische Repu-
blik, Teutschland, von welchem cs durch den
Rhein geschieden wird, an tue Schweiz, an Ita-
lien, an das mittelländische Meer, in wel-
chem die zu Frankreich gehörigen Inseln Korsika
und Elba liegen, an S p a n len, wo das pyrenak-
sche Gebirge eine natürliche Granzlinie macht, an das
atlantische Weltmeer und an denjenigen Arm
des atlantischen Meeres, der unter dem Namen des
Ka-
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