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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 8

1868 - Wesel : Bagel
8 (i an Brandenburg fallen solle. Durch das Alles wurde das brau- denburgische Reich immer bedeutender. Die Zahl der Einwohner stieg mit jedem Jahre. Ueberall baute man Dörfer und Städte. So sind zu jener Zeit Frankfurt an der Oder und Landsberg an der Warthe gegründet. In den Städten wohnten viele Hand- werker, die mancherlei Gewerbe trieben und gute Waare lieferten, mit welcher man nach dem Auslande hin handelte. Dadurch ver- schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwcrbszweige. Dies Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und erhöhte den Wohl- stand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vor- züglich ist von den Regenten Vrandenburg's aus dieser Zeit Otto, genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher Fürst, beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebil- detsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Das schlug fehl. Darüber erzürnte Otto und wollte mit dem Schwerte zwingen, was Güte nicht vermocht hatte. Mit einer großen Kriegsschaar brach er gegen die Stadt Magdeburg los und glaubte so gewiß an das Gelingen feines Vorhabens, daß er laut verkündete: „Ich werde in wenigen Tagen Magdeburg nehmen und dann," wie er gotteslästerlich hin- zufügte, „meine Pferde in der Domkirche füttern lassen." Der neue Erzbischof war aber ein wackerer und unerschrockener Mann. In feuriger Rede wußte er seine Magdeburger zu begeistern. Jung und Alt ergriff die Waffen, voll Kampfbegier eilten große Schaaren gegen den Brandenburger. Dieser wurde bei Frofe angegriffen, nach heftigem Kampfe besiegt und selbst gefangen genommen. Mit Frohlocken schleppten ihn die Feinde nach Magdeburg, ließen dort einen großen hölzernen Käfig machen und stellten in demselben den Markgrafen öffentlich zur Schau aus. Dann sperrten sie ihn in ein düsteres Gefängniß. In dieser Noth erinnerte sich Otto eines alten Dieners seines Vaters, des Ministers von Buch, und glaubte, der wisse Rath in diesem Unglücke. Daher ließ er seiner Gemahlin entbieten, zu dem alten Buch zu reisen und ihn um seine Mei- nung zu fragen. Der rieth der Markgräfin, nach Magdeburg zu eilen und dort die Domherren zu bestechen. Es geschah, und als nun der Erzbischof die Bestochenen um Rath befragte, was mit dem Gefangenen zu machen sei, antworteten sie, er solle 50,000 Thaler Lösegeld fordern und ihn dann entlassen. Der Erzbischof glaubte den Domherren und entließ Otto, damit er das Geld schaffe. Der Markgraf war aber in Verlegenheit, wie er so schnell eine so große

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 70

1868 - Wesel : Bagel
.70 ihre Gesundheit angegriffen. Das sah man allerdings, aber man hoffte eine baldige Genesung. Schon lange hatte die Königin da- nach verlangt, ihren Vater, den Herzog von Mecklenburg-Strelitz, zu besuchen. In den letzten Tagen des Juni 1810 reiste sie auch nach Strelitz ab. Kaum war sie dort, als sie schwer erkrankte. Eilboten flogen mit der Schreckensnachricht nach Berlin. Man kann gar nicht die Bestürzung beschreiben, welche den König und alle die Seinen überfiel. Schnell reiste er hin, und nur zu bald sah er, welch' ein Unglück ihm bevorstehe. Sein Schmerz war unendlich. Man wollte ihn trösten und sagte, noch sei nicht alle Hoffnung zur Genesung verloren. „Ach," erwiederte der gebeugte Fürst, „wenn es nicht meine Frau wäre, so bliebe sie gewiß am Leben, aber nun sie mein ist, stirbt sie gewiß." Und leider! die Krankheit der Königin nahm zu, ihre Schmerzen wurden heftiger. Um ihr Lager knieten weinend die Prinzen; die Dulderin konnte nur matt sagen: „O meine guten Kinder! — Erlöser, kürze meine Leiden!" — Nach wenigen Minuten war die Fürstin verschieden. Als die Todesnachricht im Lande bekannt wurde, blieb kein Auge trocken. Jeder jammerte und klagte. Die sterbliche Hülle der Entschlafenen brachte man nach Charlottenburg, wo sie in einem eigends dazu erbauten Begräbnißtempel ruht; ihr Andenken lebt aber in den Herzen der treuen Unterthancn fort. 38. Napoleon wird durch Gottes Hand gedemttthigt. Bis zum Jahre 1812 waren dem Kaiser Napoleon alle Unter- nehmungen wunderbar geglückt. Die Fürsten und Völker, welche mit ihm Krieg führten, hatte er alle besiegt und ihnen, außer großen Geldsummen, auch viele Provinzen abgenommen. Diese vereinigte er nun theils mit Frankreich, theils gab er sie andern Fürsten, die dafür seine Bundesgenossen werden und ihm bei seinen Eroberungen helfen mußten. So kann man wohl sagen, daß der größte Theil von Europa unter Napoleon's Botmäßigkeit stand. Nur wenige Mächte hatten den Angreifer von sich abgchalten, und auch sie wußten nicht, wie lange cs Napoleon gefiel, mit ihnen in Frieden zu bleiben. Denn wenn irgend ein Volk noch frei und selbstständig war, so suchte es der schlaue französische Kaiser erst durch listig ausaesonnene Vertrüge an sich zu ziehen, dann nach und nach ihm Befehle zu geben, und wenn man diesen sich nicht fügen wollte, das Kricgsschwcrt zu zeigen. So hatte er es auch mit Rußland gemacht. Lange stellte er sich, als ob er des russischen Kaisers bester Freund sei: aber bald fing er an, stolz zu befehlen, und da Alexander sich das nicht gefallen lassen wollte, so beschloß der grausige Eroberer Rußlands Vernichtung. Er sammelte schnell die

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 71

1868 - Wesel : Bagel
71 französischen Schaaten zu Tausenden und gebot dazu noch den Für- sten, die mit ihm verbündet, oder doch in seiner Gewalt waren, ihm eiligst große Heerhaufen zuzuführen. Auch Friedrich Wilhelm mußte 20,000 Mann stellen. Unzählige Haufen Krieger zogen durch Preußen nach Rußland, und alle diese Massen mußten von den armen Unterthanen einquartiert und verpflegt werden. An der russischen Grenze ordnete Napoleon sein Heer, welches er prahlerisch die große Armee nannte. Man hatte noch nie eine schönere und größere Kriegermasse auf einem Punkte versammelt gesehen. Ihrer waren 500,000 zu Fuß und zu Roß, mit einem Zuge von 1300 Kanonen. Stolz rückte der französische Kaiser mit dieser Macht in das feindliche Reich. In unaufhörlichen Kämpfen trieb er die Russen zurück und drang bis Moskau vor. Als er die alte, große und glänzende Hauptstadt von einem Hügel herab zu seinen Füßen liegen sah, rief er freudig: „Da ist sie denn endlich, diese hochberühmte Stadt!" und die französischen Soldaten sprangen lustig um ihn her und jubelten: „Moskau! Moskau!" Denn ihr Kaiser hatte ihnen versprochen, daß sie hier vom langen Kriegszuge sich den ganzen Winter über erholen und recht gütlich thun, im folgenden Jahre aber Petersburg und das übrige Rußland besetzen sollten. Wie sonderbar wurde aber den Franzosen zu Muthe, als sie bei ihrem Einzuge in die große Stadt die langen Straßen ganz still fanden und nur Greise und verdächtiges Gesindel sahen. Es währte gar nicht lange, so fing cs hier und da und dort an zu brennen. Immer größer wurde die Gluth und immer dicker der schwarze Rauch. Ein heftiger Wind trieb die Flamme von Haus zu Haus, Hunderte von Häusern standen in Feuer, die ganze Stadt brannte. Die Franzosen erschraken. Mit Grausen sah Napoleon in das Flammenmeer, welches weithin leuchtete, und rief: „Entsetz- licher Anblick!" Er mußte nur eilen, mit seinen Soldaten aus diesem Gräuel der Verwüstung zu entkommen, sonst verbrannte Alles. Ihm selbst versengten Haar und Kleider. Da lag nun die Hoffnung der Franzosen, den Winter über in Moskau zu schwelgen, in Äsche. Wäre Napoleon gleich rasch zurückgezogen, so hätte er vielleicht Manches gerettet, doch er hoffte, Rußlands Kaiser zum Frieden zu bringen, und damit verbrachte er die Zeit. Aber Alexander antwortete, an Frieden sei nicht zu denken, sondern jetzt fange der Krieg erst recht an. Es war an einem schönen Herbsttage im October 1812, als die französische Armee ihren Rückzug aus Rußland begann. Die Russen hatten sich aber schon in Bewegung gesetzt, und so sahen die Franzosen vor und neben und hinter sich Feinde, die beständig heranstürmten und angriffen. Dessen ungeachtet ging der Zug noch ziemlich regelmäßig. Plötzlich erhob aber der Himmel die Rächerhand.

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 37

1868 - Wesel : Bagel
37 und sonstigen Kosten fast sechs Millionen Thaler ausgegeben, da endlich gelang es, am 16. November 1700 die sehnlich gewünschte Einwilligung zu erhalten. Wer war froher, als Friedrich! Sofort machte er sich im December 1700 auf den Weg nach Königsberg, um sich in der Hauptstadt von Preußen krönen zu lassen. Es war ein ungeheurer Zug. Man hatte ihn in vier Haufen getheilt, von denen der erste allein aus 400 Wagen bestand. 30,000 Pferde waren nöthig, um alle Wagen fortzuschaffen. Am 15. Januar 1701 fingen die Feierlichkeiten in Königsberg an. Auf den Straßen verkündeten prächtig gekleidete Beamte, daß das bisherige Herzogthum Preußen zum Königreiche erhoben und der Herzog desselben König in Preußen sei. Das Volk rief jubelnd: „Lange lebe Friedrich der Erste, unser allergnädigster König! Lange lebe Sophie Charlotte, unsere allergnä- digste Königin!" und Pauken und Trompeten schmetterten drein. Am folgenden Tage, der ein Sonntag war, flehte man in allen Kirchen des Landes zu Gott um Beistand zur bevorstehenden Krönung. Am 17. Januar stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden mit der schönen Inschrift: Einem Jeden das Seine. Am 18. Jan. war die Krönung und Salbung des ersten Königs von Preußen. Schon ganz in der Frühe des Morgens versammelten sich die vornehmsten Männer auf dem Schlosse zu Königsberg. Alle waren auf's prächtigste in Sammet und Seide gekleidet. Um 9 Uhr erschien Friedrich. Er trug ein scharlachenes, mit Gold gesticktes Kleid, welches mit diamantenen Knöpfen besetzt war, jeder 3000 Du- katen an Werth. Um seine Schultern hing der prachtvolle Königs- mantel aus rothem Sammet, auf welchem man überall Kronen und Adler aus Gold gestickt sah. Drei dicke Diamanten, die über eine Tonne Goldes kosteten, dienten als Knöpfe. In einem großen Saale war der Königsthron errichtet. Auf diesem ließ sich der neue König nieder. Dann setzte er sich die Krone auf, nahm das goldene Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand, und nun huldigten ihm alle Anwesenden. Sobald dies geschehen, holte man die Königin ab, krönte sie, führte sie zum Throne und huldigte auch ihr. — Jetzt folgte die feierliche Salbung. Der prächtige Zug setzte sich nach der evangelischen Schloßkirche in Bewegung. Der Weg dahin war mit rothem Tuche belegt, an beiden Seiten standen lange Reihen Soldaten, und überall in den Häusern, ja so- gar auf den Dächern die unermeßlichen Massen des Volks, welches jubelnd das königliche Paar begrüßte. Als der König und die Königin bis an die Kirchthür gekommen waren, wurden sie von den Predigern zu dem Throne vor dem Altäre geführt. Nach dem Ge- sänge und der Predigt kamen die Prediger vor den Altar. Der Königs ging hinzu, kniete auf ein Bänkchen nieder und legte Krone und Scepter neben sich. Der Bischof von Bär salbte den König

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 93

1868 - Wesel : Bagel
93 führung. Es war ein schöner Mondschein, und es begann eine grausige Jagd. In den Feldern und in den Dörfern wurden btc Franzosen aufgejagt: wer nicht schnell genug fliehen konnte, wurde nieder- gehauen, oder mußte sich ergeben. Es währte nicht lange, so waren unsere braven Soldaten vor Genappe. Rasch wurde das Städtchen genommen, und im Nn waren die Wagen umzingelt. Mit Ent- setzen erwachte Napoleon; kaum hatte er Zeit, aus dem Wagen zu springen und davon zu laufen, dann sich auf ein Pferd zu werfen und aus der Stadt zu sprengen. Wagen, Hut, Degen, Krone, Kaisermantel, Edelsteine und sonstige Kostbarkeiten fielen in die Hände der Sieger. Napoleon eilte nach Paris. Zehn Tage nach- her standen auch die Verbündeten vor den Thoren der treulosen Stadt. Drinnen war wieder, wie das erste Mal, Schrecken und Verwirrung. Am 7. Juli ergaben sich die Pariser, und die Preußen und Engländer hielten zum zweiten Male einen schönen Sieges- einzug. Diesmal wurde aber die Hauptstadt hart mitgenommen. Der alte Blücher züchtigte das leichtsinnige Frauzosenvolk recht ordentlich. Zuerst sagte er: „Die Franzosen haben es sich lauge Zeit sehr wohl in Berlin schmecken lassen, die Preußen sollen cs eben so auch in Paris haben." Und wie der deutsche Held befahl, so mußte es ohne Widerrede geschehen. Dann gebot er, 100 Mil- lionen Franken Kriegssteuer zu zahlen. Das war die zweite Demü- thigung. Ucber die dritte jammerten die Franzosen am ärgsten. Sie hatten auf ihren Siegeszügen überall au8 den Ländern die schönsten Gemälde, Bildsäulen und sonstigen Kunstwerke geraubt und im Triumphe nach Paris geschleppt. Dort standen diese prachtvollen Sachen als Siegeszeichen aufgestellt. „Ich werde Alles zurücknehmen, was preußisches Eigenthum ist," sprach Blücher, und nun ließ er ausräumen und hörte nicht eher auf, bis er das kleinste Stück zurückgenommen und in das Vaterland gesendet hatte. Als das die andern Völker sahen, griffen sie auch zu und nahmen das Ihrige, so daß die Franzosen von dem Geraubten nichts behielten. Am 8. Juli kehrte der geflüchtete König Ludwig, der Achtzehnte, nach Paris zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Frieden geschlossen. Frankreich mußte mehrere Landcstheile an der Grenze abtreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und eine Reihe Festungen hergeben, welche auf 3 bis 5 Jahre von den Bun- destruppen besetzt wurden. Das war die Strafe für die Franzosen, weil sie Napoleon wieder ausgenommen hatten. Er selbst entging seinem Richter auch nicht. Von Paris aus war er an die Meeres- küste geflohen, um nach Amerika zu entwischen. Das wollte ihm aber nicht glücken, und als ihm nun die Preußen nahe kamen, gerieth er so in Angst, daß er sich den Engländern ergab. Diese sollten ihn, so meinte er, nach England bringen, dort wollte er ruhig

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 98

1868 - Wesel : Bagel
98 Viel Noth Hab' ich erfahren Und schwere Prüfnngszeit; Gott woll' euch all' bewahren Vor solchem Herzeleid. Und Hüls' ist mir geschehen Bon Gottes starker Hand; £>, möget ihr sie sehen, Wie sie mein Aug' erkannt! Und meines Volkes Treue War bis zum Tod mit mir; O, daß es Gott erfreue Mit Segen für und für! Und die mich je gekränket, Gelästert nah' und fern, Wie Gott mir Gnade schenket, Vergeb ich ihnen gern. Dich, meinen Sohn und Erben Setz' in mein Reich ich ein. Zm Leben und im Sterben Woll' ihm ein Vater sein. Ihr all', die lieben Meinen, Geht in der Furcht des Herrn; So läßt er stets euch scheinen Der Hülfe Morgenstern. In seine Obhut lege Ich all' mein Volk und Land; Er leite eure Wege Mit seiner Gnadenhand." So haben sie vernommen Des Königs Testament; O, mög'n wir alle kommen Zu solchem sel'gen End'! 52. König Friedrich Wilhelm Iv., tum 184« bis 1801. „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herr» dienen!" Dieser König wurde am 15. October 1795 geboren. Gott hatte ihn mit vorzüglichen Geistesgaben gesegnet. Seine Eltern wählten treue und einsichtsvolle Lehrer, welche den jungen Prinzen trefflich unterrichteten, so daß er in allen Kenntnissen sehr zunahm. Sein Vater leitete ihn selbst zu den Regierungsgeschäften an, schickte ihn in die Provinzen, um Land und Leute kennen zu lernen und übertrug ihm manche Arbeit. Am 7. Juni 1840 bestieg der Kron- prinz den preußischen Königsthron. Schon seit dem Jahre 1823 war er mit Elisabeth, Prinzessin von Baiern, vermählt. Kinder hatte das königliche Ehepaar nicht, darum wurde des Königs Bruder, Prinz Wilhelm, zum Thronfolger bestimmt. Als der König am 10. September 1840 die Huldigung in der Stadt Königsberg empfing und in dem Schloßhofe Tausende stan- den, erhob er sich von dem Throne und redete mit kräftiger Stimme: „Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor diesen lieben Zeugen allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barm- herziger Fürst, ein christlicher König sein will, wie mein unvergeß- licher Vater es war. Gesegnet sei "sein Andenken! Ich will Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehen der Person, ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller Stände mit Liebe umfasien, pflegen und fördern — und ich bitte Gott um den Fürsten- segen, der den Gesegneten die Herzen der Menschen zueignet und

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 88

1868 - Wesel : Bagel
88 nicht, was er machen sollte. Bald wollte er Paris stürmen, bald bat er die Fürsten demüthig um Frieden. Aber diese sagten kurz und gut: „Weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seiner Familie unterhandeln wir. Ihr Franzosen könnt euch eine andere Regierung wühlen." Nun versammelte sich der Senat von Frank- reich, setzte Napoleon förmlich ab und rief den Bruder des Hin- gerichteten Königs Ludwig, unter dem Namen: Ludwig der Acht- zehnte, auf den französischen Königsthron. Napoleon weinte, als er dies erfuhr; da er aber sah, daß man auf ihn gar nicht hörte, zog er still nach Elba bei Italien, welche Insel man ihm zum Wohnsitze angewiesen hatte. Mit dem neuen französischen Könige schlossen die Herrscher den ersten Pariser Frieden. Dann zogen die fremden Heere aus Frankreich. Auch unsere braven Soldaten wendeten sich der Hei- math zu. Der König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit und befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt, eine Denkmünze aus dem Metalle- der eroberten Kanonen zur Erinne- rung haben sollte. Am 7. August hielt der geliebte Monarch mit den Garden einen feierlichen Einzug in Berlin. Das war ein wahrer Festtag! Die Zuschauer weinten Freudenthränen, daß nun das schöne Ziel errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging langsam der majestätische Zug. Dort hatte man einen Altar er- richtet, denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu bringen, das hatte der gute, fromme König befohlen. In großen Reihen standen da die Schaaren und Tausende von Zuschauern, in der Mitte der König und das Gefolge. Ein feierlicher Gottesdienst wurde gehalten. Und als am Schluffe der Geistliche im inbrün- stigen Gebet die Hände gen Himmel erhob, sank der König auf die Kniee und mit ihm alle die Tausende, welche zugegen waren. In demselben Augenblicke brach die Sonne mit freundlichen Strahlen aus dem bisher düsteren Himmel und beschien mild die Betenden. 47. Napoleon kommt wieder nach Frankreich. Es waren seit 20 Jahren in Europa durch die Franzosen und ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen, daß man jetzt genug zu thnn hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in Wien und wollten dort gemeinschaftlich bcrathen, wie man Jeden nach Ge- bühr befriedige. Das war aber nicht leicht. Der Eine forderte dies, der Andere jenes, und cs war schon im Voraus zu denken, daß man in allen Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Na- poleon dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten, und jetzt

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 89

1868 - Wesel : Bagel
89 sei es Zeit, seinen heimlichen Plan auszuführen. Er hatte näm- lich immer recht fleißig an feine Anhänger in Frankreich geschrieben und gesagt, er wolle bald kommen und sich wieder zum Kaiser der Franzosen machen. Die alten Soldaten und Anführer, dazu viele andere Menschen, die von den Kriegen großen Nutzen gehabt hat- ten, hörten dies gern und warteten mit Sehnsucht auf Napoleons Erscheinen. Am 28. Februar 1815 giebt er Befehl, sich einzu- schisfen. 600 Mann seiner alten Garde, die er mitgenommen, eilen dem Ufer zu und gehen mit ihm zu Schiffe. Der hundert- stimmige Ruf ertönt: „Paris oder Tod!" Die englischen und fran- zösischen Wachtschiffe, welche bei Elba lagen, um den treulosen Eroberer zu beobachten, werden überlistet, und am 1. März 1815 landet er wirklich mit seinem Häuflein an der Küste von Frankreich. Plötzlich ertönte durch Europa der Schrcckensruf: Napoleon ist von Elba weggegangen und nach Frankreich gekommen, um wieder Kai- ser zu werden! Auch nach Wien kam die Nachricht. Ucberall er- schrak man, aber Jeder glaubte, der Waghals werde bald verloren sein, so tollkühn erschien das Unternehmen. Selbst die Franzosen erstaunten zuerst. Doch bald nahmen sie ihren alten Kaiser mit Frohlocken auf; dcun sie dachten noch an die Zeiten, als sie das große Volk und die Unbesiegten sich nannten. Der alte Hochmnth stieg ihnen gewaltig in den Sinn. Die Städte öffneten dem Wic- dergekommenen die Thore, die Soldaten traten zu ihm über, die Landleute gingen ihm entgegen. Der König Ludwig schickte gegen den gefährlichen Mann Truppen, um ihn zurückzutreiben oder ge- fangen zu nehmen; aber diese gingen zu ihrem alten Führer über. In 20 Tagen machte Napoleon einen Weg von 100 Meilen und hielt unter lautem Jubel seinen Einzug in Paris. Der französische König mußte nach den Niederlanden fliehen. — Eine solche Schändlichkeit hatte die Welt noch nie gesehen. Alle Völker wurden zornig. Napoleon erwartete dies, darum sagte er: „Das Unglück hat mich klüger gemacht. Ich werde gern Frie- den halten. Frankreich ist groß genug, ich werde an keine Er- oberungen wieder denken." Aber die versammelten Fürsten in Wien hörten auf die Heuchelreden nicht, sondern sprachen: „Napoleon ist ein Wortbrüchiger, mit welchem wir nichts zu thun haben wollen. Von der Gemeinschaft der Guten ist er ausgeschlossen und der Strafe anheim gefallen. Er ist ein gemeinsamer Feind, und wir wollen ihn bekämpfen." Jetzt ergriffen alle Völker die Waffen. Die Russen, die Oesterreicher, die Deutschen und vor Allen die braven Preußen erhoben sich. Tausende von Kriegern sammelten sich in den Niederlanden. Da standen auf der einen Seite die Engländer, Niederländer, Hannoveraner, Braunschweiger und Nassauer unter dem englischen Herzog von Wellington, an 80,000 Mann stark,

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 105

1868 - Wesel : Bagel
105 geboren am 30. September 1811, vermählt. Das Königliche Ehe- paar hat zwei Kinder, den jetzigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welcher am 18. October 1631 geboren und am 25. Januar 1858 mit Victoria, königlicher Prinzessin von Großbritannien und Irland, geboren am 21. November 1840, verheirathet ist, und die Prinzessin Luise, jetzt die Gemahlin des Großherzogs Friedrich von Baden. Die prinzliche Familie lebte still und einfach am Rheine, übte Mildthätigkeit an den Armen und half, wo Noth und Elend herrschte. Als im October 1857 König Friedrich Wilhelm sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel: „Prinz-Regent von Preußen". Das geschah im October 1858. Bald sah man, wie gut es der neue Regent mit dem Lande meine. Er ließ Anordnungen aufstellen, daß die Steuerlast von Allen gleich- mäßig getragen, daß die Wehrkraft des Landes vermehrt, daß Handel und Gewerbe befördert werde. Er forderte die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landeswohl nach der Verfassung treu beizustehen. Als im Jahre 1859 ein harter Krieg in Italien aus- brach und man bange war, daß Preußen mit hineingezogen würde, hielt sich der König von dem Kampfe fern. Damit aber die Lan- desgrenzen sichern Schutz hätten, ließ er mehrere Heerhaufen nach dem Rheine marschiren. Ein baldiger Frieden machte den Kriegs- unruhen ein Ende. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv. und der Prinz-Regent bestieg den Königlichen Thron unter dem Namen: „Wilhelm I.", weil er der erste König von Preußen ist, der Wilhelm heißt. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so stehen, wie sein hochseliger Vater und sein Bruder sie angeordnet hatten. Das, was besser sein konnte, änderte er um. Die Kam- mern stimmten auf seinen Vorschlag mit ein, daß alle Befreiung von der Grundsteuer aufhöre, daß eine gleichmäßige Vertheilung der Steuern durch das ganze Land statt finde und daß ein passendes Gewerbe- und Handelsgesetz eingeführt werde. Mit Frankreich wurde ein Handelsvertrag abgeschlossen, welcher die Ein- und Aus- fuhr der Waaren beider Länder erleichtert und den Verkehr hebt. Der große Zollverein ist auf 12 Jahre mit den deutschen Staaten erneuert, und mit Oesterreich wird noch über einen Handelsvertrag verhandelt. Mit fernen Ländern in Amerika und in Ostasien be- stehen Handelsverbindungen, so daß auch nach jenen Erdtheilen un- sere Waaren gehen können. Durch dies Alles entwickelt sich der Handel, vermehrt sich der Waarenabsatz und der Arbeiter im Lande findet Beschäftigung. Bergbau und Hüttenwerke, Fabriken und Ma- nufacturen, Ackerbau und Viehzucht sind in großer Betriebsamkeit.

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 106

1868 - Wesel : Bagel
106 Das muß Jeder im Volke anerkennen, daher ging auch Entsetzen und Entrüstung durch unser ganzes Vaterland, als man hörte, daß ein junger, verruchter Mensch, Namens Becker, nach dem Könige, welcher in Baden»Baden das Bad gebrauchte, mit einer Pistole geschossen habe. Die Kugel hatte dem Könige die Halsbinde zer- rissen und oben den Hals gestreift. Der Mörder wurde gleich er- griffen und die Gerichte haben ihn zu lebenslänglicher Zuchthaus- strafe verurtheilt. Im Laufe des Jahres beschloß der König, sich in Königsberg krönen zu lassen. Am 13. October reifete er mit der Königin und dem ganzen Hofstaate von Berlin ab und hielt in Königsberg einen feierlichen Einzug. Ueberall, wo der Königliche Zug auf der Reise durch Städte und Dörfer kam, waren die Straßen und Häuser mit Kränzen und Ehrenpforten geschmückt. Die Unterthanen jubelten dem Königspaare entgegen und wünschten Glück und Segen zur Reise. Die Stadt Königsberg hatte sich prächtig herausgeputzt und die Leute waren bis auf die Dächer geklettert, um das Königspaar und den Königlichen Zug zu sehen. Alle Regimenter hatten zu dem Feste die Fahnen, alle Großmächte in Europa besondere Krönungs- botschafter geschickt, und auf Einladung des Königs waren die Mit- glieder des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten, so wie noch andere Abgeordnete aus den Provinzen erschienen. Tausende von Fremden kamen nach Königsberg, um der Feier beizuwohncn. Am 18. October begann um 10 Uhr die feierliche Krönung. Vom Schlosse aus ging der glänzende Zug unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Glocken nach der Schloßkirche. Der König und die Königin wurden an der Kirchthür von den ver- sammelten Geistlichen empfangen und nach dem Altäre zu den Thronseffeln geführt. Hier nahmen sie Platz. 'Die Kirche füllte sich mit Tausenden von Menschen, so daß Kopf an Kopf stand. Der Gottesdienst begann mit Absingung des Kirchenliedes: „Komm, heil'ger Geist, Herre Gott!" und mit der Krönungspredigt. Dann folgte die feierliche Krönung. Der Domchor sang: „Du Hirt Israels, höre, der du Joseph hütest, wie die Schafe! Er- scheine, der du sitzest über Cherubim!" Der Oberhofprediger sprach folgendes Krönungsgebet: „Ewiger, allmächtiger, allein weiser und großer Gott, der du bist unsere Zuflucht für und für, ein König der Könige und ein Herr aller Herren, auch ein Vater der Barmherzigkeit in Christo, deinem Sohne, wir erkennen in tiefer Demuth, daß es bei dir allein steht, Jemand groß und stark zu machen, und daß es deine Gnade und Treue ist, wenn du deinem Volke Könige und Fürsten giebst, die dein Reich auf Erden fördern. Es erscheint jetzt in deinem Heilig- thume unser theurer Herr, dein Knecht, Wilhelm I., König von Preußen, um seine Hoheit und Macht und deren Zeichen — Krone, Scepter und Schwert, die er auö deiner Hand empfangen, in tiefer Demuth zu deinen Füßen zu
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# Name Treffer  
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