Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 25

1899 - Wiesbaden : Behrend
Dritter Abschnitt. Die Gründung des brandcnbnrgisch-prcußischen Staates unter Friedrich Wilhelm, dem großen Kurfürsten. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688. Wahlspruch: Gott meine Stärke. 1. Die Jugendjahre des großen Kurfürsten. Der bedeutendste in der Reihe der Kurfürsten ist der Sohn Georg Wilhelms, Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. Von ihm sagt der Dichter im Hinblick auf die Macht und Größe unseres Vaterlandes: „Man fraget nach der Quelle des mächtig flutenden Stroms, Man fragt nach dem Erbauer des riesenhaften Doms; So höret, wer zum Baue den festen Grund gelegt, In dessen Höh' und Tiefe sich Licht und Leben regt. — Vom großen Knrfürst schallet und hallt es weit und breit. Denn groß war er im Frieden, und groß war er im Streit." Friedrich Wilhelm, den die Nachwelt „den Großen" nennt, wurde _ unter den Donnern des 30jährigen Krieges am 6. Februar 1620 in Berlin geboren. Seine fromme Mutter Elisabeth Charlotte, die Schwester des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, leitete die erste Erziehung des Prinzen. Sie war besonders daraus bedacht, eine echt religiöse Gesinnung in dem Herzen des künftigen Thron- folgers zu befestigen. Dnrntn gab sie ihm die Lehre, Gott vor allem und seine Unterthanen zu lieben, das Laster aber zu hassen, dann werde Gottes Beistand seinen Thron befestigen. Als Knabe von 7 Jahren mußte er vor den Schrecknissen und Gefahren des Krieges nach Küstrin fliehen. In dieser stillen Oderfeste verbrachte er seine Knabenjahre. Treffliche Lehrer unterrichteten ihn in allen Wissenschaften, und bald machte der überaus fleißige Prinz glänzende Fortschritte. Die ganze Erziehung Friedrich Wilhelms lag in der Hand des durch tiefe Frömmigkeit und Sittenreinheit ausgezeichneten von Leuchtmar. Über dem Lernen wurden aber die ritterlichen Übungen keineswegs vergessen. Auf seinem Rößlein tummelte sich der muntere Knabe, auf der Jagd warf er den Dpeer nach dem flüchtigen Wilde und ließ den Falken steigen.; so zeichnete er sich bald durch Mut und Gewandtheit aus. Im Jahre 1633 begab sich der junge Prinz auf Wunsch seines Vaters zwei Jahre lang an den Hof des letzten Pommernherzogs in Stettin. Weil Pommern nach dem Absterben

2. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 210

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 210 — rühmte Freiheit des Zukunftsstaates. — Nun kommen wir zur Verteilung des Gewinnes. Jeder Arbeiter soll gleichen Anteil am Gewinn erhalten. Also der Fleißige und Träge, der Kräftige und der Schwache, der Geschickte und der Ungeschickte bekommen gleichviel. Da würde der Fleißige bald keinen Anreiz mehr haben zu unermüdlichem Schaffen. Warum soll er denn für den Faulen und Dummen mitarbeiten? Nun muß es im Zukunftsstaate doch auch Ärzte, Richter, Künstler und Gelehrte geben. Sollen diese gerade so viel erhalten wie jeder andere? Es wäre doch auch wiederum Unrecht, z. B. dem erfahrenen und geschickten Arzt dasselbe zu geben, wie dem unerfahrenen und ungeschickten. — Endlich soll allen eine gleiche Erziehung zu teil werden. Das kann aber im elterlichen Hause nicht geschehen. Wenn Vater und Mutter 6 Kinder haben und die Nachbarleute keines, so würde der Nachbar vielleicht in Überfluß leben können, und bei euch wäre Dchmalhanv Küchenmeister. Die Kinder müßten vom Staate in großen Anstalten gemeinsam erzogen und unterrichtet werden. Fern von Vater und Mutter, die mit jeder Faser des Herzens an ihren Kindern hangen, wachsen sie heran unter liebeleerer Pflege von bezahlten Wärtern. Ein Kind wird krank! Wo ist die liebende Mutter, die an seinem Krankenbette sitzt, um es Tag und Nacht zu hegen und zu pflegen, auf jeden Atemzug des Lieblings zu lauschen und freudig ihr Leben einzusetzen, um das ihres Kindes zu retten! Wer wünscht sich ein solches Los! Wer soll nun von den heranwachsenden Kindern studieren? Die Unfähigen können es nicht! Die Fähigen? Wenn aber im späteren Leben gar kein Vorteil damit verbunden ist, so werden sich wohl wenige finden, die sich den großen Anstrengungen des Studierens unterziehen wollen. Wer soll Handwerker werden, und welches Handwerk soll er erlernen? Was soll geschehen, wenn sich zu viele zu einem Handwerke drängen? Es muß den Überzähligen einfach ein anderes Handwerk zugewiesen werden. — Auch das blödeste Auge muß einsehen, daß im Zukunstsstaate statt der versprochenen goldenen Freiheit überall ein unerträglicher Zwang herrschen würde. Das sind also wahnwitzige Vorspiegelungen, die niemals Wirklichkeit werden können; eine solche Umgestaltung des Staates ist undenkbar. Alles, was den vorhandenen Staat schützte, Monarchie, Religion und Vaterlandsliebe, mußte den Anhängern dieser verderblichen Lehre im Wege stehen. Wo sie Boden faßte, machte sich denn auch die Wirkung bald in erschreckender Weise geltend. Die Ehrfurcht vor Thron und Altar wich, die Ausschreitungen im Reden und Handeln wurden maßlos; die Arbeiter machten immer größere Ansprüche, während ihre Leistungen stets geringwertiger wurden. Dem jungen Anordnungen über Umfang und Art des Betriebes erlassen rc. Und nichtandäs wäre es auf einem Schiffe zu halten: der Posten des Kapitäns käme der Reihe nach an alle, ebenso der des Steuermanns, des Maschinenmeisters, des Kochs rc. Und nicht minder gingen natürlich die staatlichen Funktionen in der Reihe um: jeder würde nach der Ordnung Gesetzgeber und Richter und Feldherr und Polizeihauptmann — doch ich vergesse, wo wir uns befinden: im Zukunftsstaate, wo es keine Kriege mehr geben wird, und keine Diebe und keine Fälscher und keine Faulenzer und Landstreicher, und wo also auch keine Richter und keine Soldaten mehr nötig fein werden, im Lande Utopien, wo die Wölse aus der Weide mit den Lämmern spielen und Gras fressen, wo der Ozean mit Limonade gefüllt ist und treue Walfische die Schiffe ziehen, wo Neid, Haß, Herrschsucht, Ehrgeiz, Trägheit, Thorheit, Eitelkeit nicht mehr sein wird, wo es nur noch Weise und Gute giebt, im tausendjährigen Reich, für das ausführliche Ordnung und Gesetze zu entwerfen denn in der That nicht eben notwendig scheint."

3. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 89

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 89 — Übelwollende wußten die Unzufriedenheit des Volkes zu steigern, sodaß man wohl Schmähreden ans den König hörte. Eines Tages fuhr er durch die Jägerstraße in Berlin und sah einen großen Volksauflauf. Er schickte seinen Diener näher, um zu erfahren, was da los sei. „Sie haben etwas auf Ew. Majestät angeschlagen!" war die Antwort. (Ein Zerrbild, das den alten Fritz mit einer Kaffeemühle zwischen den Knieen darstellte.) Da winkte der König und rief: „Hängt es doch niedriger, daß sich die Leute nicht die Hälse ausrecken müssen!" Das Volk brach in lauten Jubel aus, riß das Plakat in 1000 Stücke und begleitete den Wagen des Königs mit Lebehochs. 5. Sorge für Rechtspflege und für die Unterdrückten. Das Schulwesen. Förderung der Rechtspflege. Als erste Pflicht des Königs sah Friedrich die Pflege der Gerechtigkeit an. In der Rechtspflege sah es damals traurig aus. Die Prozesse dauerten ungebührlich lange, und in der Regel gewann der Reiche gegen den Armen. Das gewöhnliche Volk wußte nicht, was Rechtens sei; denn das gelehrte Recht kannten nur die Richter. Der König aber betrachtete sich in erster Linie als den Anwalt der Unterdrückten. Im Jahre 1745 bestimmte nun eine Verordnung, daß jeder Prozeß wenigstens in einem Jahre beendet sein müsse. Zur Freude des Königs wurden dadurch in einem Jahre mehrere tausend alte Prozesse aus der Welt geschafft. 1747 erschien die neue Gerichtsordnung. Anstellung als Richter fanden jetzt nur zuverlässige Männer, welche die Gesetze studiert hatten. Friedrich wollte den Gang der Prozesse nicht stören. Er sagte: „Die Gesetze müssen sprechen und der Fürst schweigen". Aber den Richtern war die strengste Unparteilichkeit geboten. Jedermann konnte sich zu jeder Zeit an den König wenden, wenn er meinte, daß ihm Unrecht geschehen sei. „Der geringste Bauer, ja der Bettler", sprach Friedrich, „ist ebensowohl ein Mensch wie Se. Majestät, und ihm muß alle Gerechtigkeit widerfahren werden". Ein Müller Arnold hatte sich bei ihm beschwert, weil der Pachtherr ihm das Wasser zur Mühle abgeleitet habe, sodaß er nicht mehr mahlen könne; das Gericht hätte ihn mit seiner Klage abgewiesen. Der König legte die Sache dem Kammergericht vor, und auch dieses entschied zu Ungunsten des Klägers. Friedrich ließ nun die Sache durch einen Offizier untersuchen und kam zu der Überzeugung, dem gemeinen Manne sei Unrecht geschehen zu Gunsten des Vornehmen. Er ließ den Vorsitzenden des Kammergerichts zu sich kommen und fuhr ihn in höchster Entrüstung an: „Mein Name zu einer solchen Sache! Habe ich jemals einen armen Mann aus Liebe zu einem reichen unterdrückt?" Sofort erhielt der Vorsitzende seine Dienstentlassung, und die Räte des Kammergerichts schickte er auf die Festung. Zwar stellte sich später heraus, daß der Müller nicht bei der Wahrheit geblieben war, aber die Armen im Volke priesen laut die strenge Gerechtigkeitsliebe ihres Herrn und Königs. Damals gebrauchte er die genannten Worte und fügte noch hinzu: „Ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande; vor dieser kann man sich schützen, aber vor Schelmen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, vor denen kann sich kein Mensch hüten; die sind ärger als die größten Spitzbuben, die in der Welt finb, und verdienen eine doppelte Strafe."

4. Frauengestalten - S. 105

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 105 — Besonderer Wert wurde auf die Ausbildung der Mäbchen in Musik und Tanz gelegt. Die Kunst des Tanzes bestand vorzugsweise in rythmischen Bewegungen des Oberkörpers und der Arme, und wie die heutigen Nationaltänze, die diesen Charakter nn ganzen bewahrt haben, nicht am wenigsten zu der Grazie in Gang und Haltung beitragen, welche die Römerinnen so sehr auszeichnet, Jo haben sie im Altertume ohne Zweifel ähnliche Wirkungen geübt. Cm edler Gang war an Frauen besonders geschätzt.^ Nicht nur Ovw sagt, es liege auch im Gange ein nicht gering zu schätzender Teil der Anmut, selbst auf einer Grabschrift aus der Zeit der Republik wird vou der Verstorbenen gerühmt: „Sie war von artiger Rede und von edlem Gange." — Außer dem Unterrichte im Gesänge wurden bte Mäbchen auch im Saitenspiel unterwiesen; und von ihren Künsten legten sie wohl auch öffentlich Proben ab. An Bettagen und Gatter-festen gingen Chöre von breimal neun Jungfrauen aus eblen Familien, Hymnen singenb, der Prozession voraus; manche Frau, so hoffte Horaz, werbe sich einst erinnern, wie sie als Mabchen das vou ihm gebichtete Festlieb gelernt und geübt habe. Bei Augustus Bestattung sangen Kuabeu und Mädchen aus den vornehmsten Familien die Totenklage. Übrigens scheinen Frauen und Mädchen sehr häufig die Fertigkeit erworben zu haben, Texte von Dichtern nach selbstgesetzten Melodien auf der Laute vorzutragen. — Unter solchen Beschäftigungen und Unterhaltungen, unter der Obhut der Mutter und der Wärterinnen reifte das Mädchen zur Jungfrau. 27. Die vestalischen Jungsrauen. In Nr. 3 (Abteilung I.) wird uns berichtet, daß Sylvia eine „Vestalin" gewesen sei. Die höchste weibliche Würde,_ die das Altertum kannte, war die, Priesterin einer Gottheit zu sein. Das Amt der vestalischen Priesterinnen bestand besonders darin, auf dem Altar ihres Tempels das heilige Feuer zu bewahren. Wie in jedem Wohnhanse auf dem Herde des Vorhofes ein stets brennendes Feuer war, so sollte auch für den Staat das Feuer im Tempel der Vesta (Hestia) der geheiligte Mittelpunkt sein. (Vergl. die „ewige Lampe" in katholischen Kirchen). So wie Vulkan das verzehrenbe Feuer und die alles zer-schmelzenbe Glut bezeichnete, so ist der Vesta höheres Urbilb das heilige glüheube Feuer der Natur, das unsichtbar mit sanfter Wärme bnrch alle Wesen sich verbreitet. Es ist bte reine Flamme in dem keuschen Busen der hohen Himmelsgöttin, welche als ein erhabenes Sinnbilb auf dem Altar

5. Frauengestalten - S. 134

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 134 — Die stritten nur für Beute, elenden Geldeswert; Doch Schorndorfs Schar für Kinder und Vaterland und Herd! Die Männer waschen treulich jetzt in Franzosenblut Den frühern Schandeflecken in unverzagtem Mut; Die Weiber sorgen redlich, daß keiner ihnen spricht: „In Worten seid ihr Helden, nur in den Thaten nicht!"------------- Zu Schorndorf Sonntags Morgen tönt voll der Glocken Klang, Aus frommen Herzen schwingt sich zum Himmel Daukgesang, Und Gott, der nie den Kühnen in rechtem Kampf verläßt, Er schaut mit Segensaugen aufs hohe Siegesfest. Gustav Bau r. 40. Aus dem Leben Maria Theresias. Maria Theresia besuchte häufig ganz unerwartet die öffentlichen Anstalten, welche sie selbst gestiftet hatte, untersuchte dann genau, wie es in denselben zu ging, erkundigte sich nach allem, ermahnte, belehrte, strafte und belohnte, wie sie dazn die Veranlassung fand. Sie gab gern und gab mit kaiserlicher Freigebigkeit; aber sie hielt auch mit Ernst darauf, daß dasjenige, was sie dazu hergegeben hatte und was von Seiten des Staates dafür gethan war, nicht unnütz verwandt wurde. Eines Tages besuchte sie das Kadettenstift (s. S. 65) und fragte den Direktor: „Welcher von meinen lieben Söhnen in dieser Anstalt beträgt sich am lobenswertesten?" „Ihre Majestät," war die Antwort, „sie führen sich alle gut auf; es ist über feinen Zögling Klage zu führen, aber der junge Vnkassowich verdient das meiste Lob." Dies erteilten ihm auch die Lehrmeister in Gegenständen der militärischen Übungen. „Bravo, junger Dalmatier," sagte die Kaiserin, „aber ich wünschte eine Probe von letzteren zu sehen; - man stelle eine Fechtübung an." Es geschah. Als der junge Vnkassowich die Waffen in die Hand bekam, erglühte alsbald sein Gesicht von edlem Feuer, er schien wie von einem anderen Geiste ergriffen, sein Auge blitzte, seine ganze Gestalt erhöhte sich. Mit vielem Geschick wich er den Angriffen seiner wechselnden Gegner aus, blieb kalt bei der größten Lebhaftigkeit derselben; kaum aber hatte er eine Blöße an ihnen bemerkt, so griff er sie mit so ungestümem Mute an, daß er meistens Sieger blieb. Als solcher erhielt er von der Kaiserin, die dem Ubimgskampfe mit vielem Interesse zugesehen, laute Belobung und ein Geschenk

6. Frauengestalten - S. 99

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 99 — Haus"; es sind dies drei geräumige Krankenhäuser, in welchen Leidende der verschiedensten Art, ohne Ansehen des Standes, des Geschlechts, des Alters oder der Religion Aufnahme und liebevolle Pflege finden; auch erfolgt hier die Ausbildung der Albertinerinnen (Krankenpflegerinnen). Anerkennung erfuhr die edle Fürstin auch aus den höchsten Kreisen; sie erhielt den preußischen Luisenorden (s. S. 73) und den sächsischen Sidonienorden. Der verewigte erste deutsche Kaiser Wilhelm I. aber, welcher bekanntlich ein gar feines Verständnis für wahres Verdienst und echte Tugend besaß, hat außerdem dafür gesorgt, daß der Name der hochherzigen Fürstin in noch weitere Ferne getragen wird, denn auf seinen Befehl wurde eine neuerbaute Korvette der kaiserlichen Marine auf den Namen „Carola" getauft. Der damalige Marineminister sprach bei dieser Gelegenheit die folgenden bemerkenswerten Worte: „Für den Krieg ist dieses Schiff nur berufen, unseren Schlachtschiffen zur Seite zu stehen; sein größerer und schönerer Beruf soll darin bestehen, zu allen Zeiten die weiten Meere zu durchkreuzen und helfend und stützend da einzugreifen, wo unsere in der Fremde weilenden Brüder dessen bedürfen. Diesen Aufgaben entsprechend soll das Schiff den Namen einer hohen Frau tragen, welche einem im Kampfe hochbewährten Führer zur Seite steht, dem Könige von Sachsen; und welche selbst in ihrem Lande die Milde vertritt und deren Hilfe überall da gewiß ist, wo des Lebens mannigfacher Kampf dazu Veranlassung giebt. — Und so taufe ich dich auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers auf den Namen Ihrer Majestät der Königin von Sachsen — „Carola"!" Das herrlichste Denkmal aber hat sich die menschenfreundliche Fürstin in den Herzen ihrer Zeitgenossen errichtet, bereit Wunden sie heilte und beren Thränen sie trocknete, getreu dem Wahlspruche, den sie dem Albertverein auf die Fahne schrieb: „In omnibus caritas“ („In allem die Liebe!"). Der Königin Carola Erbe. In der ärmsten Hütten eine Trat einst Sachsens Königin. Kalt und öde ist's im Stübchen Not und Kummer wohnen drin. Auf die harte Streu gebettet Liegt ein Knabe fiebernd heiß. — Zu ihm wendet sich Carola, Geht zum Lager sanft und leis, Glättet ihm die wirren Locken, Reicht ihm einen kühlen Trank Und spricht tröstend noch beim Scheiden: „Still, nur still, es währt nicht lang." — 7*

7. Frauengestalten - S. 23

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 23 — In den verschiedenen Zellen des Klosters aber herrschte mannigfache Thätigkeit, der eine saß mit Nadel und Zwirn bewaffnet auf dem Schrägen und besserte sein Gewand aus, ein anderer ordnete das Kopfhaar und brachte die etwas überwachsene Tonsur wieder zu straf)* lendem Glanze, und ein dritter ging mit gerunzelter Stirn in seiner Zelle auf und nieder, er hatte sich vorgenommen, in frei ersonnener Rede des hohen Gastes Ruhm zu preisen. Kein einziger Bewohner des Stifts war unberührt vom Eindrücke des vornehmen Besuches geblieben. Auch die weltabgeschiedensten Seelen fühlten, daß einer Frau Huldigung gebührt. Jetzt läutete das Glöckleiu, dessen Ton auch von den frömmsten Brüdern noch keiner unwillig gehört, der Ruf zur Abendmahlzeit. Der Abt geleitete die Herzogin ins Refektorium. Das Amt des Vorlesers vor dem Imbiß stand in dieser Woche bei dem Pförtner, er hatte der Herzogin zu Ehreu den 44. Psalm erkoren. Darauf begann die Mahlzeit. Der Küchenmeister, wohl wissend, wie bei An-kuuft fremder Gäste Erweiterung der schmalen Klosterkost gestattet sei, hatte es nicht beim üblichen Mus von Hülsenfrüchten bewenden lassen. Wohl erschien zuerst ein dampfender Hirsebrei, auf daß, wer gewisseuhaft bei der Regel bleiben wollte, sich daran sättige; aber Schüssel auf Schüssel folgte, bei mächtigem Hirschziemer fehlte der Bärenschinken nicht, sogar der Biber am oberen Fischteich hatte sein Leben lassen müssen. Fasanen, Rebhühner, Turteltauben und des Vogelherdes Heinere Ausbeute folgten; der Fische aber war eine unendliche Auswahl, so daß schließlich ein jedes Getier, rasendes, fliegendes, schwimmendes und kriechendes auf der Klostertafel seine Vertretung saud. Der Nachtisch brachte Pfirsiche, Melonen und trockene Feigen. Hierauf wurde — so wollte es des Ordens Regel — zur Erbauuug der Gemüter wieder ein Abschnitt aus der Bibel oder aus dem Leben der heiligen Väter vorgelesen. — Zum Schlüsse brachten sie verschiedene einfache Instrumente und musizierten. Die Herzogin aber meinte: „Es ist Zeit, schlafen zu gehen!" und ging mit ihrem Gefolge nach dem Schnlhause hinüber, wo ihr Nachtlager sein sollte. Früh morgens aber saß die Herzogin schon samt ihren Leuten im Sattel, um heimznreiten — und bald darauf lag das Kloster in stiller, behaglicher Ruhe. 6. Roswitha, die gelehrte Nonne. Die reiche Bildungssaat, welche zur Zeit der Ottonen über das deutsche Volk ausgestreut wurde, trug reife Frucht, und namentlich wuchs die Zahl der Frauenklöster in überraschender Weise. Überall suchten sich erlauchte Geschlechter durch Stiftung von Klöstern

8. Frauengestalten - S. 25

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 25 — geschickt zu bannen, findet überraschende oder spannende Wendungen und wirksame Situationen, komische und tragische Effekte", Scherer findet sogar in Roswithas Dichtungen manche Gattungen des späteren Dramas vorgebildet. In ihren späteren Jahren schrieb sie epische Gedichte streng historischen Inhalts. Zwei derselben sind uns noch erhalten. Das eine behandelt die Thaten Otto I. und führt bis zu dessen Kaiserkrönung im Jahre 962. Den Stoff schöpfte sie wohl zumeist aus mündlicher Überlieferung und viel mag sie in dieser Beziehung wohl vou ihrer Äbtissin Gerberga gehört haben, ans deren Wunsch sie auch die Dichtung verfaßte. Als Geschichtsqnelle ist das Werk von Wert, weil es ans mündlicher Erzählung manches überlieferte, was in anderen Geschichtsquellen nicht zu finden ist; für die Flucht und Verfolgung der Königin Adelhaid ist es sogar die hervorragendste und ausführlichste Quelle. Um von Roswithas Dichtung eine Probe zu geben, mag hier die bekannte Scene folgen, wie Otto und sein Bruder Heinrich am Weihnachtsfeste 941 im Dome zu Frankfurt sich wieder versöhnen. Nachdem die Dichterin geschildert, wie in Heinrichs Herzen große Betrübnis und Reue Platz gegriffen hatten, fährt sie fort: Dennoch getraut er sich nicht, in langhindauerndem Zeitraum Gegenüber zu treten den Blicken des Königs selber, Sondern allein von fern ans eifrigem Drange des Herzens Fleht' er, es werd' ihm verliehen das süße Geschenk der Verzeihung. Aber zuletzt fürwahr von mächtiger Liebe bezwungen. Warf er hinweg vom Gemüt urplötzlich die Furcht vor der Strafe, Und bei nächtlichem Dunkel, gehüllt in tiefes Geheimnis, Kam er in Eile herbei, zur Königsstadt sich begebend, In der eben sich rüstet der fromme König, zu feiern Demutsvoll, wie geziemt, des ewigen Königs Geburtsfest. Und nachdem er sich hatte des köstlichen Schmuckes entkleidet, Wählt er zum Anzug aus ein Gewand nur schlecht und geringe. Unter den heil'gen Gesängen der hochehrwürdigen Weihnacht, Nackten Fußes betretend die heilige Schwelle des Domes, Scheut' er sich nicht vor grimmigem Frost beim Toben des Winters, Sondern er warf sich nieder ant heil'gen Altar mit dem Antlitz, Fast anschmiegend den ad'ligen Leib der gefrorenen Erde. So mit der ganzen Gewalt des schmerzlich bewegten Gemütes Flehte der Herzog darum, der Verzeihung Geschenk zu gewinnen. Als der König vernommen, besiegte die Liebe die Strenge, Und des nahenden Festes, das alle verehren, gedenkend, Bei dem Friede der Welt verkünden die Himmelsbewohner, Ihres Königs froh, von zarter Jungfrau geboren, Daß er liebend erlöse die Welt, schon reif zum Verderben;

9. Vaterländische Geschichte - S. 62

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 62 — Krieges am 6. Februar 1620 in Berlin geboren. Seine fromme Mutter Elisabeth Charlotte leitete die erste Erziehung des Prinzen. Sie gab ihm die Lehre, Gott vor allem und seine Unterthanen zu lieben, das Laster aber zu hassen, dann werde Gottes Beistand seinen Thron befestigen. In der stillen Oderfeste Küstrin verbrachte er feine Knabenjahre. Treffliche Lehrer unterrichteten ihn in allen Wissenschaften, und bald machte der überaus fleißige Prinz glänzende Fortschritte. Über dem Lernen wurden auch die ritterlichen Übungen keineswegs vergessen, und er zeichnete sich durch Mut und Gewandtheit aus. Dann begab er sich zwei Jahre lang an den Hof des letzten Pommernherzogs in Stettin, um hier Land und Leute kennen zu lernen. Schon im 15. Lebensjahre bezog er in Begleitung seines Erziehers die Universität Leiden in Holland. Darauf verbrachte er mehrere Jahre zu Arnheim am Hofe seines Großoheims, des Prinzen von Oranien, welcher Statthalter der Niederlande war. Dieser Aufenthalt in Holland wurde für den jungen Hohen-zollern von großer Bedeutung. Der Prinz von Oranien war das Muster eines Kriegs- und Staatsmannes, das kleine Holland ein Musterstaat mit fleißigen Bürgern. Friedrich Wilhelm sah hier, welche gewaltigen Vorteile die Lage eines Staates am Meere bringen kann, da sie den Unternehmungsgeist der Bewohner weckt und ihre Thatkraft stählt. Diese Jugendeindrücke wirkten bestimmend für sein ganzes Leben. Das üppige Leben in der Hauptstadt des Landes, im Haag, wo er einige Zeit weilte, gab ihm Gelegenheit, seine Willenskraft zu stärken. Die Söhne der Vornehmen und Großen wollten ihn zu einem sündhaften Leben verleiten. Da wandte er sich in edler, stolzer Haltung mit Abscheu ab und sprach: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, daß ich unverzüglich den Haag verlasse." Am folgenden Tage eilte er in das Lager des Prinzen von Oranien, der die Festnng Breda belagerte. Der berühmte Held belobte ihn mit den Worten: „Vetter, Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich Breda eroberte. Wer schon so früh sich selbst zu überwinden weiß, dem wird auch Größeres gelingen". 2. Regierungsantritt. Im Alter von noch nicht 20 Jahren trat Friedrich Wilhelm die Regierung an. Der 30jährige Krieg war noch nicht beendet. Wer die Mark durchzog, dem kamen die Thränen in die Augen über den Greuel der Verwüstung. Die Einwohnerzahl war bis auf die Hälfte gesunken. Die Hauptstadt Berlin zählte statt 20 000 nur noch 6000 Einwohner. Noch immer hausten in der Mark die Schweden und die unzuverlässigen kaiserlichen Truppen; letztere waren dem Kaiser vereidet, dem Kurfürsten nur durch Handschlag verpflichtet. Dazu wollten die Polen den neuen Kurfürsten nur unter den drückendsten Bedingungen mit Preußen belehnen. In den Klevefchen Landen endlich waren die meisten Festungen noch von den Holländern besetzt.

10. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 11

1903 - Wiesbaden : Behrend
11 Eupatriden hob er smtliche auf dem Grundbesitz lastenden Schulden (Hypotheken) auf, verbot zugleich, fernerhin athenische Brger in die Sklaverei zu verkaufen und ordnete die Auslsung der bereits ver-kauften an. Im brigen richtete er die Staatsverfassung so ein, da zwar den Nichteupatriden, die es zu Vermgen gebracht hatten, der Zutritt zu den Staatsmtern offen stand; doch mute der bei weitem grte Teil derselben nach wie vor mit Eupatriden be-setzt werden. Aber Solon bestimmte auch, da alle Beamten vor der Gesamtheit der mehr als zwanzigjhrigen Brger, der Volks-Versammlung, zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Da in dieser die mtern bei weitem in der Mehrzahl waren, nahmen sich jene bei der Amtsfhrung in acht. Die Archonten bildeten das oberste Regierungskollegium. Zwischen ihnen und der Volksversammlung stand der Rat der Vier-hundert. Er verwaltete diejenigen Staatsgeschfte, die nicht e>ache der Archonten waren. Vor allem ordnete er den Staatshaushalt und bereitete die Gesetzvorlagen fr die Volksversammlung vor. In dieser wurde nach Kpfen abgestimmt. Es ging hier ganz anders her wie in der spartanischen. Jeder Brger konnte das Wort ergreifen und Antrge stellen. Dadurch wurde die Ausbildung der Redekunst sehr gefrdert, und so hat Athen die besten Redner des Altertums hervorgebracht. Die Beschlsse der Volksversammlung wurden nicht ohne weiteres Gesetz. Wo die ungebildeten Brger in der berzahl waren, da konnte es leicht zu bereilten, staatsgefhrlichen Beschlssen kommen. Das sollte vermieden werden. Darum war alles, was die Volks-Versammlung beschlo, an die Zustimmung des A'reopags gebunden. Dieser war der hchste Gerichtshof und bestand aus ge-wesenen Archonten, die ihr Amt tadellos verwaltet hatten, also aus den wrdigsten Mnnern, natrlich lauter Eupatriden. Durch Solans Anordnungen waren die Eupatriden und die brigen Brger darauf angewiesen, sich zu vertragen. Sobald ein Teil hartnckig auf seinem Kopfe bestand, konnte der andere ihm jede gesetzgeberische Ttigkeit lahmlegen. So wurden durch diese Gesetzgebung die Athener dazu erzogen, auf einander Rcksicht zu nehmen und mit einander, nicht gegen einander zu arbeiten. Solans Bestimmungen der die Erziehung der Jugend erzielten harmonische Ausbildung des Leibes und Geistes zu vollkommener Schnheit. 4. Die Tyrannis des Pisistratus und seiner Shne. 560510. Der Eupatride Pisistratus hatte sich bei den rmern Brgern beliebt ge-macht und wurde deshalb von seinen Standesgenossen angefeindet. Das ihm ergebene Volk gewhrte feinem Frderer darum eine Leibwache. Mit ihrer Hilfe machte er sich dann zum Tyrannen, doch blieb im brigen die solonische Verfassung bestehen. Um den rmern Athenern Arbeitsgelegenheit zu geben, lie Pisistratus groe Bauteu auffhren; der Handel Athens breitete sich unter seiner umsichtigen Herrschaft aus. Trotzdem war er bei den gebildetem Athenern nicht beliebt; denn sie wie alle andern Griechen haten die Tyrannis.. Seine Shne Hippias und Hipprch folgten ihm nach. Aber da sie
   bis 10 von 14 weiter»  »»
14 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 14 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 9
3 6
4 17
5 9
6 0
7 10
8 1
9 6
10 59
11 2
12 12
13 2
14 5
15 0
16 10
17 0
18 0
19 1
20 3
21 0
22 0
23 2
24 0
25 6
26 28
27 4
28 35
29 1
30 0
31 4
32 0
33 54
34 10
35 2
36 9
37 123
38 0
39 8
40 0
41 0
42 4
43 12
44 0
45 14
46 9
47 34
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 1
17 7
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 0
34 1
35 3
36 0
37 0
38 3
39 2
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 2
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 8
72 1
73 0
74 0
75 1
76 1
77 6
78 0
79 0
80 1
81 0
82 0
83 1
84 1
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 1
92 7
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 0
5 5
6 0
7 2
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 0
17 0
18 2
19 1
20 0
21 0
22 6
23 0
24 0
25 2
26 0
27 0
28 0
29 13
30 0
31 0
32 0
33 26
34 0
35 1
36 0
37 2
38 0
39 6
40 0
41 1
42 2
43 10
44 5
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2
50 2
51 1
52 6
53 0
54 6
55 1
56 0
57 0
58 1
59 8
60 4
61 19
62 3
63 0
64 4
65 14
66 1
67 0
68 0
69 0
70 0
71 3
72 6
73 0
74 2
75 2
76 0
77 0
78 1
79 0
80 1
81 11
82 0
83 0
84 0
85 1
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 0
99 1
100 9
101 0
102 1
103 0
104 0
105 1
106 12
107 0
108 2
109 0
110 1
111 15
112 1
113 0
114 1
115 2
116 2
117 0
118 0
119 0
120 1
121 0
122 1
123 0
124 0
125 0
126 2
127 2
128 0
129 1
130 0
131 2
132 0
133 0
134 0
135 0
136 29
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 7
146 0
147 2
148 2
149 0
150 3
151 7
152 3
153 0
154 3
155 7
156 1
157 13
158 0
159 0
160 0
161 2
162 1
163 0
164 0
165 19
166 20
167 2
168 0
169 0
170 0
171 1
172 3
173 15
174 0
175 5
176 0
177 5
178 0
179 0
180 0
181 1
182 0
183 52
184 1
185 0
186 0
187 1
188 0
189 0
190 1
191 0
192 0
193 0
194 2
195 0
196 12
197 0
198 0
199 7