332
eingeschlafen". Die eheliche und häusliche Innigkeit des hohen Paares wurde
durch das Unglück nur befestigt. Wie trefflich verstand cs „seine liebe Luise" den
in sich gekehrten Gemahl aufzurichten und zu ermutigen. Ihre Kinder waren
ihre größten Schätze, und ihre Augen ruhten angesichts der trüben Zeit voll Hosf-
nung auf ihnen.
Im Jahre 1808 machte das Königspaar einen Besuch in Petersburg. Alle
ihr dort gebrachten Huldigungen vermochten jedoch der Königin keine unbefangene
Freude mehr zu bereiten; sie fühlte, daß ihr Reich nicht mehr von dieser Welt
sei. Schon in Petersburg war sic von Unwohlsein ergriffen worden; den ganzen
Sommer 1809 hindurch fühlte sic sich leidend. Am Ende des Jahres wurde
endlich ihre Sehnsucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Es
war ein Triumphzug, und aller Orten wurde dem Königspaare der rührendste
Empfang zuteil. Diese Reise und der Besuch bei ihrem Vater, dem Herzoge von
Mccklenburg-Strelitz. waren die letzten Sonnenblicke für die Leidende. Es war ihr
langjähriger Wunsch gewesen, noch einmal am väterlichen Hofe einen Besuch zu
machen. Dieser Wunsch wurde ihr im folgenden Sommer erfüllt. Ihre Um-
gebung ward aber leider! bald gewahr, daß das Antlitz der Leidenden deutlich den
Todeskeim zeigte. Sie erkrankte bedenklich. Husten. Fieber und eine große Mattig-
keit waren eingetreten, und plötzlich stellte sich auch ein heftiger Brustkrampf ein.
Der König wurde von Berlin gerufen und traf mit seinen beiden ältesten Söhnen
ein, dem späteren Nachfolger Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm, unserm jetzigen
Kaiser; ersterer war damals 15, letzterer 13 Jahre alt. Es war die letzte Freude
für die Sterbende, noch einmal ihre Lieben zu sehen. Der König war gebrochen
von Schmerz; schon wenige Stunden nach seiner Ankunft trat wieder ein heftiger
Krampfanfall ein; kurze Zeit darauf bog die Königin sanft das Haupt zurück und
schloß die Augen, ausrufend: „Herr Jesus, mach es kurz!" Noch einmal atmete
sie auf. und mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte
seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen
Bahn so treu geleuchtet.
Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach
Berlin und nach Charlottcnburg, wo ihr der edle Gemahl in dem berühmten
Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat. wie sie ihrer und seiner würdig ist.
Auf einem Sarkophage ruht die schlafende Königin unvergleichlich schön vom Bild-
hauer Rauch in Marmor geschaffen. Tausende pilgern jährlich dahin in dankbarer
Erinnerung an die „unvergeßliche Luise." Für die königliche Familie aber ist der
Todestag der edlen Entschlafenen noch heute ein Bet- und Gedenktag an die früh
Verklärte. (Nach Eylert.)
250. Die geraubte Blume.
Die schöne Pfaueninsel, auf welcher Friedrich Wilhelm Iii. viele seltene
Tiere und Pflanzen unterhalten und pflegen ließ, war zu seiner Zeit ein beliebter
Besuchsort für die Bewohner von Potsdam und Berlin, denen wie jedem Frem-
den der Zutritt zweimal in der Woche gestattet war.
Einst hatte die Kaiserin von Rußland ihrem hochverehrten Vater eine wun-
derschöne Blume geschickt. Sie war von angenehmem Dufte und entfaltete unter
der Hand des kunstsinnigen Hofgärtners eine' seltene Farbenpracht. _ Der König
hatte "seine Freude an dieser seltenen Blume, betrachtete sie^ oft in seiner stillen
Gemütlichkeit und nannte sie nach seiner geliebten Tochter. So oft er in dieser
Zeit nach der Pfaueninsel kam. wo er gern weilte, pflegte er gleich beim ersten
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Mccklenburg-Strelitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Jesus Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Petersburg Berlin Todeskeim Berlin Berlin Charlottcnburg Potsdam Berlin
336
Und nun, lieb Mütterchen, schau mich an
Im Turnerschmuck, mich kleinen Mann.
Leb wohl! nun geht es in Reih' und Glied,
Und wenn der Zug vorüberzieht.
Und wenn ich hier bald vorbei marschier.
Da komm, lieb Mutter, auch ja vor die Thür,
Es findet dein Blick mich sicher heraus.
Und grüße ich dich mit Fähnlein und Strauß,
O glaub' es mir, in den Festesreih'n
Kann niemand stolzer und glücklicher sein.
Als wie es dein kleiner Turner ist.
Der dieses Tages wohl nimmer vergißt.
Xxi.
1. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen. Hatte
Napoleon nicht fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen? — 2. Nun ge-
lüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Würde es ihn
doch nicht gelüstet haben, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen! 3.
Deutschlands Söhne werden nie vergessen, daß der Rhein ein deutscher Strom
ist (S. Nr. 190). Werden Deutschlands Söhne wohl je vergessen können, daß der
Rhein ein deutscher Strom ist? Wenn doch Deutschlands Söhne nie vergäßen,
daß rc.! Deutschlands Söhne, vergesset nie, daß rc.! — 4. Läßt es sich mit Be-
stimmtheit nachweisen, daß Karl der Große in Aachen, wo er begraben liegt, auch
geboren ist, wie man oft annimmt? (Nr. 190*). Der Islam hat in Europa
keinen weiteren Boden gesunden als unter den Türken (Nr. 196). Um sich vor
Überschwemmungen zu schüüen, müssen manche Völker hohe Deiche herstellen.
(Vgl. Nr. 213).
254. Gottes Strafgericht in Rußland.
Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas be-
zwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern.
Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterlvorfen,
Holland ihm unterthänig; Östreich hatte er niedergeworfen in blutigen
Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und
auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun
gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im
Sommer des Jahres 1812 brach er in das russische Reich ein. In
mehreren Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie
mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land
hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie
alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den
Rat seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die
göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in
das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen;
aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte
die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze
Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische
Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft
hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feind-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Karl_der_Große Karl Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas Deutschlands Rhein Deutschlands Rhein Deutschlands Deutschlands Aachen Europa Gottes Rußland Europas Spanien Italien Holland Moskau Moskau
314
Friedrich tear ein wackerer Fürst. Man hatte
ihn schon früher, als er noch in Nürnberg das Burg-
grafenamt verwaltete, des „Reiches Edelmann“ genannt;
denn unter allen Grossen des Reichs ragte er hervor
durch Gerechtigkeit und Güte, Weisheit, Tapferkeit und
Bildung. Der preussische Adel, der überhaupt schon
manchem Regenten das Leben sauer gemacht und selbst
dessen weisesten Pläne durchkreuzt hat, zeigte sich auch
ihm gegenüber ividerspenstig und trotzte selbst der Reichs-
acht des Kaisers. Aber Friedrich verstand den trotzigen
Adel zu beugen und seinem seit fast 100 Jahren zer-
rütteten Lande Ruhe, Ordnung, Festigkeit und edlere
Sitte zu geben. Die Treue, welche der weise und edle
Churfürst dem Kaiser geschworen hatte, hat er unver-
brüchlich gehalten, und stets war er für denselben zum
Kriege bereit, bot aber auch immer zuerst die Hand
zum Frieden. Er war zwar auf Yergr'öfserung seines
Hauses auch bedacht, aber niemals hat er sie auf
dem Wege des Unrechts gesucht, und — ein solches
Streben ist bei seinen ruhmvollen Nachkommen geblieben
bis auf den heutigen Tag. Churfürst Friedrich I. be-
sass damals nicht mehr als ehe a 400 Qmeilen Land
(22,500 \ff\km.), und doch tear es der Anfang eines
Reiches, icelches einst „vom Fels zum Meere“ reichen
und der Schutz von ganz Deutschland teer den sollte.
Friedrichs Nachkommen regierten zum grössten
Teil in seinem Geiste fort, mehrten das Land und
hielten auf Ordnung. Ganz vorzüglich wichtig ist die
Erbordnung des Churfürsten Albrecht (1470—86),
seines Enkels, in ivelcher bestmimt ward, dass nur der
Erstgeborene Erbe der sämtlichen Brandenburger
Länder sein könne, und seine Nachkommen ihm im
Besitze derselben folgen sollten. Ohne dieses, aller Zer-
stückelung vorbeugende Hausgesetz wäre Brandenburg
nie zu dem jetzigen Ansehen gelangt! Unter Albrechts
Enkelsohn, Joachim Ii., (1535—71) ivard die Re-
formation eingeführt; auch erlangte derselbe die Mit-
belehnung auf Ost-Preussen. Joachim Ii. Enkelsohn,
Churfürst Georg Wilhelm (1619—40) hatte die sturm-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrichs Friedrichs Albrecht_( Albrecht Albrechts
Enkelsohn Albrechts Joachim_Ii Joachim_Ii Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Deutschland Brandenburg
315
volle Zeit des 30jährigen Krieges durchzukämpfen.
Leider war er ein schwacher Fürst, der immer schwankte,
oh er es mit dem Kaiser oder mit den Schweden
halten sollte. Gerade dadurch stürzte er aber sein
Land ins Unglück, ja er musste es erleben, dass Pom-
mern, dessen Erbfolge Brandenburg schon früher zu-
gesichert war, die Schweden wegnahmen (1637). Nach
3 Jahren starb er. Da ward sein Sohn Friedrich
Wilhelm, der grosse Kurfürst, sein Nachfolger
(1640-1668).
(Nach Bender und Zaebariä Lehrbuch.)
237. Der große Kurfürst.
Der Kurfürst Friedrich Wilhelm war ein Jüngling von
zwanzig Jahren, als ihn Gott 1640 zur Regierung der preußisch-
brandenburgischen Lande berief. Er verhieß als Knabe schon Großes.
Gustav Adolf hatte er sich zum Vorbilde genommen. Die Holländer
zeichneten sich damals durch Heldenkraft, Kunst und Wisienschaft vor
allen Völkern aus und am Hofe in Holland auf der Hochschule zu
Leyden und im Feldlager hatte sich der junge Fürst alles angeeignet,
was ihm zu seinem erhabenen Berufe nötig schien. Der Krieg
wütete noch immer. In Brandenburg und Pommern hauseten noch
die Schweden, die rheinischen Lande waren von Holländern und
Spaniern besetzt, und Preußen stand unter der Herrschaft der Polen.
Das Volk sehnte sich nach Rettung aus der schrecklichen Rot. Was
für Zeiten waren das dazumal in Deutschland! Und noch acht lange
Jahre hat der schreckliche Krieg das Land verwüstet. Wie grauen-
haft sah es auch in dem Lande des jungen Kurfürsten aus, in dem
er selbst nicht einmal Herr war, da es teils die Schweden, teils die
Kaiserlichen besetzt hatten. Wer damals die Mark durchzog, dem
kamen die Thränen in die Augen über den Greuel der Verwüstung.
Wo früher blühende Dörfer gestanden hatten, da sah der Wanderer
nichts als Schutt, und das Gras wuchs über den Trümmern. Viele
Gotteshäuser waren ein Raub der Flammen geworden; die Felder
lagen kahl und wüste. Zu tausenden hatte der Krieg die Menschen
dahin gerafft, und was noch das Schwert verschonte, das riß Hungers-
not oder Pest ins Grab. In Berlin waren von 20,000 Ein-
wohnern noch 6000 übrig, und unter diesen hunderte, die nur das
nackte Leben besaßen; der leeren Häuser gab es mehr, als der be-
wohnten; der Handel war verschwunden, für Prediger und Lehrer
kein Gehalt vorhanden. Die einst blühende Mark Brandenburg war
richtig eine Wüste. So sah das Erbe aus, welches der Kurfürst
übernommen hatte. So sah's in Mecklenburg, in ganz Deutsch-
land aus.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Bender Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Holland Brandenburg Pommern Schweden Polen Deutschland Schweden Berlin Brandenburg Mecklenburg
Z84
zeigen mußte, ob er ein schwacher, gewöhnlicher — oder ein starker,
seltener Mann sei, der eine Rettung findet, wo die Verzagten alle
keine mehr sehen! Und er war der starke, seltene Mann!
„Halt!" rief er seiner anvertrauten Herde zu, „Landsleute,
vertrauet mir noch einige Stunden, und rette ich euch bis dahin
nicht, da sei einem jeden erlaubt, mich und den Bund zu verlassen!"
Und wie ein anderer Moses nahm er seine Zuflucht zur Religion.
Sechshundert Köpfe stark war sein Zug! Diese sechshundert Wanderer
mußten jetzt ihr bestes Gewand anziehen, ihr Herz in Andacht ver-
einigen und einem erhebenden Gottesdienste unter freiem Himmel
beiwohnen; daß dabei gebetet und gesungen wurde mit seltener In-
brunst, daß der Pastor wahrscheinlich die schönste und rührendste
Predigt seines Lebens dabei hielt, das läßt sich denken.
Und siche da! Der Himmel ließ zwar kein Manna regnen und
keine Wachteln, wie den Israeliten, zufliegen, aber etwas anderes
that er, das mehr als Manna und Geflügel aushalf; er führte Zu-
schauer aus der Stadt zu dem Gottesdienste, die wurden von der
rührenden Andacht der deutschen Auswanderer ergriffen, sie hörten
von deren Not und Ziel, die Teilnahme für dieselben eilte mit
Flügeln durch die Stadt — und eh' es Abend wurde, waren so viele
Gaben für unsere Landsleute beisammen, daß sie nicht nur ihre
Reise fortsetzen, sondern auch ihre Ansiedelung bewerkstelligen konnten.
(I. Rank.)
295. Die Sonne bringt es an den Tag.
1. Gemächlich in der Werkstatt saß
Zum Frühstück Meister Nikolas.
Die junge Hausfrau schenkt ihm ein,
Es war im heitern Sonnenschein.
Die Sou ne bringt es an dentag.
2. Die Sonne blinkt von der Schale
Rand,
Malt zitternde Kringel an die Wand;
Und wie er den Schein ins Auge faßt,
So spricht er für sich, indem er erblaßt:
„Du bringst es doch nicht an den
^ag!"
Z. „Wer nicht? Was nicht?" die Frau
fragt gleich.
„Was stierst du so an? Was wirst du
so bleich?"
Und er darauf: „Sei still, nur still!
Jch's doch nicht sagen kann, noch will.
Die Sonne bringt's nicht an den
Tag."
4. Die Frau nur dringender forscht
und fragt.
Mit Schmeicheln ihn und Hadern plagt,
Mit süßem und mit bittrem Wort,
Sie fragt und plagt ihn fort und fort:
„Was bringt die Sonne nicht an
den Tag?" —
5. „Nein, nimmermehr!" — „Du sagst
es mir noch."
„Ich sag' es nicht." — „Du sagst es
mir doch."
Da ward zuletzt er müd' und schwach
Und gab der Ungestümen nach. —
Die Sonne bringt es an dentag.
6. „Auf der Wanderschaft, 's sind
zwanzig Jahr,
Da traf es mich einst gar sonderbar,
Ich hatt' nicht Geld, nicht Ranzen noch
Schuh',
War hungrig und durstig und zornig
dazu. —
Die Sonne bringt's nicht an den
Tag.
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397
feit wird das Leben unterhalten. Dabei nutzen sich die Bestandteile
des Körpers ab, wie diejenigen einer arbeitenden Maschine, sie müssen
also ersetzt werden, und das geschieht durch die Nahrung. Das Ver-
brauchte aber wird aus dem Körper ausgeschieden; dazu dienen die
Lunge, die Haut und die Nieren, welche letztere zu zweien in der
Unterleibshöhle liegen und mit der Blase in Verbindung stehen.
Bei der Thätigkeit des Körpers entsteht auch die ihm unent-
behrliche Wärme und zwar durch einen Vorgang, welcher einer
langsamen Verbrennung völlig gleich kommt. Sie ist beim gesunden
Menschen stets dieselbe, nämlich etwa 3()0 R.; beim fiebernden steigt
sie aber höher, mitunter auf 31^2 bis 32° R. Die Gleichmäßigkeit
der Wärme des Gesunden wird wesentlich dadurch erzielt, daß die
Haut die Abkühlung sowohl verstärken als verringern kann, indem sie
entweder aus kleinen Öffnungen Schweiß auftreten läßt oder sich zu-
sammenzieht. Soll sie in dieser Beziehung so thätig sein, wie es für
die Gesundheit nötig ist, so muß sie reinlich gehalten werden, damit
die Schweißöffnungen nicht verstopft werden. Fleißiges Waschen und
Baden, sowie Reinhalten der Kleidung ist deshalb unumgänglich nötig.
Die Unversehrtheit sämtlicher Teile und Organe des Körpers,
sowie die regelrechte Thätigkeit derselben bedingen unsere Gesund-
heit. Jede Störung eines Teiles hat Störung des ganzen Körpers
zur Folge, und ist diese Störung von gewisser Bedeutung, so nennen
wir sie Krankheit.
Wir bewahren die Gesundheit, dieses köstliche Gut, dadurch,
daß wir ein richtiges Maß zwischen Thätigkeit und Ruhe halten, daß
wir ordnungs- und regelmäßig leben, uns vernünftig nähren und
kleiden, Reinlichkeit des Körpers, der Wohnung und Kleidung niemals
außer acht lassen, uns mit Verstand gegen Wechsel der Witterung
abhärten und auch dadurch, daß wir unserem Gemüte Frohsinn zu
erhalten, es vor dem Aufwallen von Leidenschaften zu behüten uns
bestreben. Thun wir alles dies, so werden uns sehr viele Krank-
heiten erspart bleiben.
Treten solche dennoch ein, so suche man den Rat eines Arztes.
Dieser kennt den Körper des Menschen, weiß Krankheiten zu erkennen
und zu heilen, sofern es möglich ist. Nichts ist thörichter und ge-
fährlicher, als sich, wenn man krank ist, Leuten anzuvertrauen, welche
den Bau des Körpers und die Natur der Krankheiten gar nicht
kennen; nichts endlich thörichter, als blindlings die in Zeitungen an-
gepriesenen Mittel an sich zu versuchen, oder Kuren zu gebrauchen,
die, wie z. B. das sog. Stillen, gar nichts bedeuten, nur auf Geheim-
thun hinauslaufen, aber oft dadurch schaden, daß sie den Kranken
abhalten, rechtzeitig verständige Hülse zu suchen.
299. Die Vorzüge des Menschen.
(* Von Chr. Pommerenke.)
Wir können uns nicht umsehen unter den Erzeugnissen und Schöpfungen
der Natur, ohne unsern Vorzug wahrzunehmen, ohne zu erkennen, daß wir das
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Extrahierte Personennamen: Hans Fritz Fritz Fritz Fritz_( Fritz Hans Hans_( Fritz Fritz Fritz Fritz Fritz Fritz
22
Hans. Aber — könnten wir denn nicht —
Fritz. Nun, was denn?
Hans. — stillschweigen und thun, als ob wir nichts gefunden
hätten; denn keiner hat es doch — •—
Fritz (ihn unterbrechend.) Wir sollten also Diebe werden, meinst
du; denn das würden wir, wenn wir wissentlich und absichtlich
fremdes Eigentum behielten. Nein, Hans, das ist 5gegen mein Ge-
wissen, und wenn du ein so schlechter Junge bist, so mag ich nichts
mehr mit dir zu thut: haben.
Hans (erschrocken). Diebe? nein, wenn du das meinst — —
aber es ist doch verdrießlich — ich hatte mich schon so gefreut.
Fritz. Wir wollen uns darüber freuen, daß der Reisende sein
Geld wieder erhalten wird. Vielleicht war es ein armer Bote, der
jetzt in der größten Angst ist und sich nur damit tröstet, daß ein ehr-
licher Mensch es gefunden.
Hans. Es ist wahr, Fritz! Meine Gedanken waren auf
einem bösen Wege — es soll nie wieder so kommen (reicht ihm
die Hand).
Fritz. Ehrlich währt am längsten! sagt der Vater immer,
und mein Herz sagt mir, daß er recht hat.
Hans. Gewiß, Fritz, und ich will auch nicht Gintber mein
Gewissen handeln. (Nach Falkmann's stil. Elementarbuche.)
30. Erntedankfest.
(* Von Eugen Labes.)
Jum Erntefest die Glocken Klingen,
Dnd jeder fromm die Schritte lenkt
Dum Gotteshaus, den Dank zu bringen
Für das, was Gott uns hat geschenkt.
Was können wir mit unsern Thaten,
Wenn nicht die ewige Diebe wacht,
Die reifen lies; des Landmanns Saaten,
Daß wir die Ernte heimgebracht.
Dem Saatfeld gleicht das Menschenleben,
Dur wenn es Gottes Gnade weiht,
Mag es am Lebensabend geben
Die Frucht für Gottes Ewigkeit.
Mein Kind, bereite für die Saaten
Dein Herz mit Arbeit und Gebet,
Daß reich an Frucht der guten Thaten
Im Herbst dein Lebensacker steht.
31. Die Sprache der herbstlichen Natur.
Jede Jahreszeit hat ihre besondere Sprache, obgleich alle gleich
verständlich und ausdrucksvoll sprechen und ernste Wahrheiten uns
zurufen. So ruft der Herbst uns zu: Willst du ernten, so mußt
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Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz_( Hans Hans_( Fritz Fritz Fritz Eugen_Labes Eugen
30
schon sehen. Aber da sie nun oben auf der Höhe und mitten
im Walde sind, da wird das Wetter so furchtbar, dass die
armen Kinder des Schneegestöbers 15wegen gar keinen Weg
mehr sehen und nicht mehr vor- oder rückwärts können. Da
drängen sie sich am Rande eines Hohlweges in eine kleine
Halle hinein, die der Schnee über ein niederes Tannengebüsch
hinweggewölbt hatte; vorher aber stecken sie ihre beiden Spinn-
rocken in einander, so dass eine kleine Stange daraus wird,
befestigen oben ein rotes Tüchlein daran und stellen so 2 ver-
mittelst dieser Dinge ein Notzeichen 16 anstatt einer Fahne
8 oberhalb ihres Schneedaches auf.
Da nun die Nacht kam und das Schneegestöber immer
ärger wurde, so dass auch gar bald der ganze Eingang 9unter-
halb ihrer Halle zugeschneit war, und man durch den Schnee
hindurch das Geschrei des Uhus und das Brausen des Sturmes
in den Tannen kaum noch hören konnte, da mag es den armen
Kindern wohl bange genug geworden sein. Waren sie doch
ohnehin dort im Schnee bei lebendigem Leibe schon begraben,
ohne Sarg, und ohne dass der Totengräber eine Schaufel an-
gesetzt hatte. Aber Gott, der 5laut seiner Verheifsung selbst
den Sperling auf dem Dache beschirmt, schützte die Kleinen
vor wilden Tieren und vor dem tödlichen Froste, und, eng an
einander gedrängt, schliefen sie 'ungeachtet des draussen toben-
den Wetters zuletzt ein. 10innerhalb ihrer Behausung war’s
jetzt totenstill, “ausserhalb derselben stürmte es “längs des
Hohlweges desto gewaltiger. Ihre Eltern schliefen zu Hause
auch ruhig, denn sie meinten, die Kinder hätten 3kraft des
ihnen gewordenen Auftrags gehandelt und wären bei der Patin
wohl aufgehoben. Als aber am andern Morgen ein Bote die
Mädchen “zufolge eines Befehles von seiten ihrer Eltern holen
sollte, und dieser sie nicht fand, da ging sogleich jedes, das
laufen konnte, mit Schaufeln und Schippen hinaus in den Schnee,
um die Kinder zu suchen. Man kam bei diesem Suchen auch
an den Hohlweg, und dort sah man das Notzeichen der Kleinen,
die beiden zusammengesteckten Spinnrocken mit dem roten
Tüchlein, das gerade noch ein wenig aus dem Schnee heraus-
stand. Da konnte man sich nun denken, dass die Mädchen
auch nicht weit davon verborgen sein müssten; deshalb rief und
schrie man sehr laut. Und die Kinder drinnen in ihrer kalten
Kammer hörten das Rufen, sie antworteten darauf und ver-
suchten zugleich mit ihren Händen sich herauszuarbeiten. Dies
aber wäre ihnen wohl unmöglich gewesen, wenn nicht die
Männer draussen, die den Laut von innen vernommen hatten,
mit Schaufeln den grossen Schneehaufen, der um die Mädchen
her lag, hinweggearbeitet hätten. Denn der ganze Hohlweg
war in der Nacht zugeschneit, und es war nur gut, dass die
kleinen Tannenbäumchen “trotz ihrer dünnen Stämme das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Hunden bei keinem Tier auf Erden weiter gefunden wird. Kennst
du alle Arten der Tiere, welche dein Lesebuch in der „Hundegruppe"
darstellt?
Eine schreckliche Krankheit des Hundes ist die Tollwut. Ge-
wöhnlich fängt sie damit an, daß das Tier traurig wird, sich ver-
steckt, nichts fressen oder saufen mag. Wenn die Krankheit ausgebildet
ist, läßt der Hund die Ohren hängen, zieht den Schwanz zwischen
die Beine, steckt die Zunge heraus, hält den Kopf nieder und läuft
gerade aus. Vor einem solchen Hunde muß man sich hüten; denn
wer gebissen wird, Mensch oder Tier, wird häufig von derselben
schrecklichen Krankheit befallen. Wenn jemand gebissen ist, muß er,
bis der Arzt kommt, Sorge tragen, daß die Wunde fortwährend
blutet. Oberhalb des Bisses muß er ein starkes Band fest um das
verwundete Glied binden, damit das Gift sich nicht schnell in dem
Körper verbreite. (Nach Pastor Dankerts Lesebuch.)
50. 1-61' treue Hund.
Ein Bettelmann, ein blinder Mann,
Einst nicht mehr weiter wandern kann.
Er war so hungrig, war so krank,
Im Wald er sterbend niedersank.
Und heulend springt sein treuer Hund
Und tliut’s im nächsten Dorfe kund.
Er teilte ja in bittrer Not
Mit ihm sein letztes Stücklein Brot.
Als endlich Hülfe kam zum Wald,
Fand man den Leichnam starr und kalt,
Man senket schnell und ohne Schrein
Im Wald den toten Fremdling ein.
Man schaufelt kalt den Hügel auf,
Und steckt ein grobes Kreuzlein drauf.
Kein Auge weint dem Armen nach,
Kein Blümlein schmückt sein Schlafgemach.
Und nur sein Hund, sein einz’ger Freund,
Allein, allein am Grabe weint.
Da winselt er tagaus, tagein,
Vom Morgen- bis zum Abendschein.
Beim Sonnen- und beim Sternenlicht
Lässt er den Totenhügel nicht,
Fühlt nicht, dass ihn der Hunger quält,
Fühlt nur, dass ihm sein Liebling fehlt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]