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1. Abt. 2 - S. 332

1884 - Wismar : Hinstorff
332 eingeschlafen". Die eheliche und häusliche Innigkeit des hohen Paares wurde durch das Unglück nur befestigt. Wie trefflich verstand cs „seine liebe Luise" den in sich gekehrten Gemahl aufzurichten und zu ermutigen. Ihre Kinder waren ihre größten Schätze, und ihre Augen ruhten angesichts der trüben Zeit voll Hosf- nung auf ihnen. Im Jahre 1808 machte das Königspaar einen Besuch in Petersburg. Alle ihr dort gebrachten Huldigungen vermochten jedoch der Königin keine unbefangene Freude mehr zu bereiten; sie fühlte, daß ihr Reich nicht mehr von dieser Welt sei. Schon in Petersburg war sic von Unwohlsein ergriffen worden; den ganzen Sommer 1809 hindurch fühlte sic sich leidend. Am Ende des Jahres wurde endlich ihre Sehnsucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Es war ein Triumphzug, und aller Orten wurde dem Königspaare der rührendste Empfang zuteil. Diese Reise und der Besuch bei ihrem Vater, dem Herzoge von Mccklenburg-Strelitz. waren die letzten Sonnenblicke für die Leidende. Es war ihr langjähriger Wunsch gewesen, noch einmal am väterlichen Hofe einen Besuch zu machen. Dieser Wunsch wurde ihr im folgenden Sommer erfüllt. Ihre Um- gebung ward aber leider! bald gewahr, daß das Antlitz der Leidenden deutlich den Todeskeim zeigte. Sie erkrankte bedenklich. Husten. Fieber und eine große Mattig- keit waren eingetreten, und plötzlich stellte sich auch ein heftiger Brustkrampf ein. Der König wurde von Berlin gerufen und traf mit seinen beiden ältesten Söhnen ein, dem späteren Nachfolger Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm, unserm jetzigen Kaiser; ersterer war damals 15, letzterer 13 Jahre alt. Es war die letzte Freude für die Sterbende, noch einmal ihre Lieben zu sehen. Der König war gebrochen von Schmerz; schon wenige Stunden nach seiner Ankunft trat wieder ein heftiger Krampfanfall ein; kurze Zeit darauf bog die Königin sanft das Haupt zurück und schloß die Augen, ausrufend: „Herr Jesus, mach es kurz!" Noch einmal atmete sie auf. und mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach Berlin und nach Charlottcnburg, wo ihr der edle Gemahl in dem berühmten Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat. wie sie ihrer und seiner würdig ist. Auf einem Sarkophage ruht die schlafende Königin unvergleichlich schön vom Bild- hauer Rauch in Marmor geschaffen. Tausende pilgern jährlich dahin in dankbarer Erinnerung an die „unvergeßliche Luise." Für die königliche Familie aber ist der Todestag der edlen Entschlafenen noch heute ein Bet- und Gedenktag an die früh Verklärte. (Nach Eylert.) 250. Die geraubte Blume. Die schöne Pfaueninsel, auf welcher Friedrich Wilhelm Iii. viele seltene Tiere und Pflanzen unterhalten und pflegen ließ, war zu seiner Zeit ein beliebter Besuchsort für die Bewohner von Potsdam und Berlin, denen wie jedem Frem- den der Zutritt zweimal in der Woche gestattet war. Einst hatte die Kaiserin von Rußland ihrem hochverehrten Vater eine wun- derschöne Blume geschickt. Sie war von angenehmem Dufte und entfaltete unter der Hand des kunstsinnigen Hofgärtners eine' seltene Farbenpracht. _ Der König hatte "seine Freude an dieser seltenen Blume, betrachtete sie^ oft in seiner stillen Gemütlichkeit und nannte sie nach seiner geliebten Tochter. So oft er in dieser Zeit nach der Pfaueninsel kam. wo er gern weilte, pflegte er gleich beim ersten

2. Abt. 2 - S. 336

1884 - Wismar : Hinstorff
336 Und nun, lieb Mütterchen, schau mich an Im Turnerschmuck, mich kleinen Mann. Leb wohl! nun geht es in Reih' und Glied, Und wenn der Zug vorüberzieht. Und wenn ich hier bald vorbei marschier. Da komm, lieb Mutter, auch ja vor die Thür, Es findet dein Blick mich sicher heraus. Und grüße ich dich mit Fähnlein und Strauß, O glaub' es mir, in den Festesreih'n Kann niemand stolzer und glücklicher sein. Als wie es dein kleiner Turner ist. Der dieses Tages wohl nimmer vergißt. Xxi. 1. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen. Hatte Napoleon nicht fast alle Fürsten und Völker Europas bezwungen? — 2. Nun ge- lüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Würde es ihn doch nicht gelüstet haben, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen! 3. Deutschlands Söhne werden nie vergessen, daß der Rhein ein deutscher Strom ist (S. Nr. 190). Werden Deutschlands Söhne wohl je vergessen können, daß der Rhein ein deutscher Strom ist? Wenn doch Deutschlands Söhne nie vergäßen, daß rc.! Deutschlands Söhne, vergesset nie, daß rc.! — 4. Läßt es sich mit Be- stimmtheit nachweisen, daß Karl der Große in Aachen, wo er begraben liegt, auch geboren ist, wie man oft annimmt? (Nr. 190*). Der Islam hat in Europa keinen weiteren Boden gesunden als unter den Türken (Nr. 196). Um sich vor Überschwemmungen zu schüüen, müssen manche Völker hohe Deiche herstellen. (Vgl. Nr. 213). 254. Gottes Strafgericht in Rußland. Napoleon hatte fast alle Fürsten und Völker Europas be- zwungen, und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. Seine Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterlvorfen, Holland ihm unterthänig; Östreich hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er in das russische Reich ein. In mehreren Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat seiner Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feind-

3. Abt. 2 - S. 314

1884 - Wismar : Hinstorff
314 Friedrich tear ein wackerer Fürst. Man hatte ihn schon früher, als er noch in Nürnberg das Burg- grafenamt verwaltete, des „Reiches Edelmann“ genannt; denn unter allen Grossen des Reichs ragte er hervor durch Gerechtigkeit und Güte, Weisheit, Tapferkeit und Bildung. Der preussische Adel, der überhaupt schon manchem Regenten das Leben sauer gemacht und selbst dessen weisesten Pläne durchkreuzt hat, zeigte sich auch ihm gegenüber ividerspenstig und trotzte selbst der Reichs- acht des Kaisers. Aber Friedrich verstand den trotzigen Adel zu beugen und seinem seit fast 100 Jahren zer- rütteten Lande Ruhe, Ordnung, Festigkeit und edlere Sitte zu geben. Die Treue, welche der weise und edle Churfürst dem Kaiser geschworen hatte, hat er unver- brüchlich gehalten, und stets war er für denselben zum Kriege bereit, bot aber auch immer zuerst die Hand zum Frieden. Er war zwar auf Yergr'öfserung seines Hauses auch bedacht, aber niemals hat er sie auf dem Wege des Unrechts gesucht, und — ein solches Streben ist bei seinen ruhmvollen Nachkommen geblieben bis auf den heutigen Tag. Churfürst Friedrich I. be- sass damals nicht mehr als ehe a 400 Qmeilen Land (22,500 \ff\km.), und doch tear es der Anfang eines Reiches, icelches einst „vom Fels zum Meere“ reichen und der Schutz von ganz Deutschland teer den sollte. Friedrichs Nachkommen regierten zum grössten Teil in seinem Geiste fort, mehrten das Land und hielten auf Ordnung. Ganz vorzüglich wichtig ist die Erbordnung des Churfürsten Albrecht (1470—86), seines Enkels, in ivelcher bestmimt ward, dass nur der Erstgeborene Erbe der sämtlichen Brandenburger Länder sein könne, und seine Nachkommen ihm im Besitze derselben folgen sollten. Ohne dieses, aller Zer- stückelung vorbeugende Hausgesetz wäre Brandenburg nie zu dem jetzigen Ansehen gelangt! Unter Albrechts Enkelsohn, Joachim Ii., (1535—71) ivard die Re- formation eingeführt; auch erlangte derselbe die Mit- belehnung auf Ost-Preussen. Joachim Ii. Enkelsohn, Churfürst Georg Wilhelm (1619—40) hatte die sturm-

4. Abt. 2 - S. 315

1884 - Wismar : Hinstorff
315 volle Zeit des 30jährigen Krieges durchzukämpfen. Leider war er ein schwacher Fürst, der immer schwankte, oh er es mit dem Kaiser oder mit den Schweden halten sollte. Gerade dadurch stürzte er aber sein Land ins Unglück, ja er musste es erleben, dass Pom- mern, dessen Erbfolge Brandenburg schon früher zu- gesichert war, die Schweden wegnahmen (1637). Nach 3 Jahren starb er. Da ward sein Sohn Friedrich Wilhelm, der grosse Kurfürst, sein Nachfolger (1640-1668). (Nach Bender und Zaebariä Lehrbuch.) 237. Der große Kurfürst. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm war ein Jüngling von zwanzig Jahren, als ihn Gott 1640 zur Regierung der preußisch- brandenburgischen Lande berief. Er verhieß als Knabe schon Großes. Gustav Adolf hatte er sich zum Vorbilde genommen. Die Holländer zeichneten sich damals durch Heldenkraft, Kunst und Wisienschaft vor allen Völkern aus und am Hofe in Holland auf der Hochschule zu Leyden und im Feldlager hatte sich der junge Fürst alles angeeignet, was ihm zu seinem erhabenen Berufe nötig schien. Der Krieg wütete noch immer. In Brandenburg und Pommern hauseten noch die Schweden, die rheinischen Lande waren von Holländern und Spaniern besetzt, und Preußen stand unter der Herrschaft der Polen. Das Volk sehnte sich nach Rettung aus der schrecklichen Rot. Was für Zeiten waren das dazumal in Deutschland! Und noch acht lange Jahre hat der schreckliche Krieg das Land verwüstet. Wie grauen- haft sah es auch in dem Lande des jungen Kurfürsten aus, in dem er selbst nicht einmal Herr war, da es teils die Schweden, teils die Kaiserlichen besetzt hatten. Wer damals die Mark durchzog, dem kamen die Thränen in die Augen über den Greuel der Verwüstung. Wo früher blühende Dörfer gestanden hatten, da sah der Wanderer nichts als Schutt, und das Gras wuchs über den Trümmern. Viele Gotteshäuser waren ein Raub der Flammen geworden; die Felder lagen kahl und wüste. Zu tausenden hatte der Krieg die Menschen dahin gerafft, und was noch das Schwert verschonte, das riß Hungers- not oder Pest ins Grab. In Berlin waren von 20,000 Ein- wohnern noch 6000 übrig, und unter diesen hunderte, die nur das nackte Leben besaßen; der leeren Häuser gab es mehr, als der be- wohnten; der Handel war verschwunden, für Prediger und Lehrer kein Gehalt vorhanden. Die einst blühende Mark Brandenburg war richtig eine Wüste. So sah das Erbe aus, welches der Kurfürst übernommen hatte. So sah's in Mecklenburg, in ganz Deutsch- land aus.

5. Abt. 2 - S. 384

1884 - Wismar : Hinstorff
Z84 zeigen mußte, ob er ein schwacher, gewöhnlicher — oder ein starker, seltener Mann sei, der eine Rettung findet, wo die Verzagten alle keine mehr sehen! Und er war der starke, seltene Mann! „Halt!" rief er seiner anvertrauten Herde zu, „Landsleute, vertrauet mir noch einige Stunden, und rette ich euch bis dahin nicht, da sei einem jeden erlaubt, mich und den Bund zu verlassen!" Und wie ein anderer Moses nahm er seine Zuflucht zur Religion. Sechshundert Köpfe stark war sein Zug! Diese sechshundert Wanderer mußten jetzt ihr bestes Gewand anziehen, ihr Herz in Andacht ver- einigen und einem erhebenden Gottesdienste unter freiem Himmel beiwohnen; daß dabei gebetet und gesungen wurde mit seltener In- brunst, daß der Pastor wahrscheinlich die schönste und rührendste Predigt seines Lebens dabei hielt, das läßt sich denken. Und siche da! Der Himmel ließ zwar kein Manna regnen und keine Wachteln, wie den Israeliten, zufliegen, aber etwas anderes that er, das mehr als Manna und Geflügel aushalf; er führte Zu- schauer aus der Stadt zu dem Gottesdienste, die wurden von der rührenden Andacht der deutschen Auswanderer ergriffen, sie hörten von deren Not und Ziel, die Teilnahme für dieselben eilte mit Flügeln durch die Stadt — und eh' es Abend wurde, waren so viele Gaben für unsere Landsleute beisammen, daß sie nicht nur ihre Reise fortsetzen, sondern auch ihre Ansiedelung bewerkstelligen konnten. (I. Rank.) 295. Die Sonne bringt es an den Tag. 1. Gemächlich in der Werkstatt saß Zum Frühstück Meister Nikolas. Die junge Hausfrau schenkt ihm ein, Es war im heitern Sonnenschein. Die Sou ne bringt es an dentag. 2. Die Sonne blinkt von der Schale Rand, Malt zitternde Kringel an die Wand; Und wie er den Schein ins Auge faßt, So spricht er für sich, indem er erblaßt: „Du bringst es doch nicht an den ^ag!" Z. „Wer nicht? Was nicht?" die Frau fragt gleich. „Was stierst du so an? Was wirst du so bleich?" Und er darauf: „Sei still, nur still! Jch's doch nicht sagen kann, noch will. Die Sonne bringt's nicht an den Tag." 4. Die Frau nur dringender forscht und fragt. Mit Schmeicheln ihn und Hadern plagt, Mit süßem und mit bittrem Wort, Sie fragt und plagt ihn fort und fort: „Was bringt die Sonne nicht an den Tag?" — 5. „Nein, nimmermehr!" — „Du sagst es mir noch." „Ich sag' es nicht." — „Du sagst es mir doch." Da ward zuletzt er müd' und schwach Und gab der Ungestümen nach. — Die Sonne bringt es an dentag. 6. „Auf der Wanderschaft, 's sind zwanzig Jahr, Da traf es mich einst gar sonderbar, Ich hatt' nicht Geld, nicht Ranzen noch Schuh', War hungrig und durstig und zornig dazu. — Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

6. Abt. 2 - S. 397

1884 - Wismar : Hinstorff
397 feit wird das Leben unterhalten. Dabei nutzen sich die Bestandteile des Körpers ab, wie diejenigen einer arbeitenden Maschine, sie müssen also ersetzt werden, und das geschieht durch die Nahrung. Das Ver- brauchte aber wird aus dem Körper ausgeschieden; dazu dienen die Lunge, die Haut und die Nieren, welche letztere zu zweien in der Unterleibshöhle liegen und mit der Blase in Verbindung stehen. Bei der Thätigkeit des Körpers entsteht auch die ihm unent- behrliche Wärme und zwar durch einen Vorgang, welcher einer langsamen Verbrennung völlig gleich kommt. Sie ist beim gesunden Menschen stets dieselbe, nämlich etwa 3()0 R.; beim fiebernden steigt sie aber höher, mitunter auf 31^2 bis 32° R. Die Gleichmäßigkeit der Wärme des Gesunden wird wesentlich dadurch erzielt, daß die Haut die Abkühlung sowohl verstärken als verringern kann, indem sie entweder aus kleinen Öffnungen Schweiß auftreten läßt oder sich zu- sammenzieht. Soll sie in dieser Beziehung so thätig sein, wie es für die Gesundheit nötig ist, so muß sie reinlich gehalten werden, damit die Schweißöffnungen nicht verstopft werden. Fleißiges Waschen und Baden, sowie Reinhalten der Kleidung ist deshalb unumgänglich nötig. Die Unversehrtheit sämtlicher Teile und Organe des Körpers, sowie die regelrechte Thätigkeit derselben bedingen unsere Gesund- heit. Jede Störung eines Teiles hat Störung des ganzen Körpers zur Folge, und ist diese Störung von gewisser Bedeutung, so nennen wir sie Krankheit. Wir bewahren die Gesundheit, dieses köstliche Gut, dadurch, daß wir ein richtiges Maß zwischen Thätigkeit und Ruhe halten, daß wir ordnungs- und regelmäßig leben, uns vernünftig nähren und kleiden, Reinlichkeit des Körpers, der Wohnung und Kleidung niemals außer acht lassen, uns mit Verstand gegen Wechsel der Witterung abhärten und auch dadurch, daß wir unserem Gemüte Frohsinn zu erhalten, es vor dem Aufwallen von Leidenschaften zu behüten uns bestreben. Thun wir alles dies, so werden uns sehr viele Krank- heiten erspart bleiben. Treten solche dennoch ein, so suche man den Rat eines Arztes. Dieser kennt den Körper des Menschen, weiß Krankheiten zu erkennen und zu heilen, sofern es möglich ist. Nichts ist thörichter und ge- fährlicher, als sich, wenn man krank ist, Leuten anzuvertrauen, welche den Bau des Körpers und die Natur der Krankheiten gar nicht kennen; nichts endlich thörichter, als blindlings die in Zeitungen an- gepriesenen Mittel an sich zu versuchen, oder Kuren zu gebrauchen, die, wie z. B. das sog. Stillen, gar nichts bedeuten, nur auf Geheim- thun hinauslaufen, aber oft dadurch schaden, daß sie den Kranken abhalten, rechtzeitig verständige Hülse zu suchen. 299. Die Vorzüge des Menschen. (* Von Chr. Pommerenke.) Wir können uns nicht umsehen unter den Erzeugnissen und Schöpfungen der Natur, ohne unsern Vorzug wahrzunehmen, ohne zu erkennen, daß wir das

7. Abt. 2 - S. 21

1884 - Wismar : Hinstorff
21 Munde. Dank dir, o Gott, du deckst den Tisch uns stets zur rechten Stunde. Du giebst so gern und weißt so schön zu rechter Zeit zu geben! Bevor des Herbstes Stürme weh'n, erfreu'n uns Most und Reben. (Krumm acher.) Ii. 1. a. Suri) viele harte Streiche fällt selbst die stärkste Eiche. Für den Tod kein Kraut gewachsen ist. Ohne die Dornen hast du keine Rose. Um manchen Kern sitzt eine harte Schale. Sonder Furcht und Grauen muß der Krieger dem Tod ins Antlitz schauen. Man muß nicht immer gegen den Strom schwimmen. Gott beschirmt uns wider alle Fährlichkeit. 29. Die überwundene Versuchung. (Hans und Fritz, zwei Bauernknabeu, gehen an einem Sommerabend über Feld.) Hans. Hier 4durch das Korn konlmt mir heute der Weg nach Neuendorf weiter vor als sonst. Fritz. Mir nicht, ich freue mich über unsere Reise; denn der Abend ist schön und die ganze Natur so still. Hans. Gewiß freue ich inich auch über unsere gemeinschaft- liche Reise, zumal wenn du die Geschichten erzählst, welche wir von unserm Lehrer gehört haben; du kannst sie immer besser behalten als ich. Halts (sieht nachdenkend vor sich nieder, steht aber plötzlich still, bückt sich und hebt etwas von der Erde auf). ©t, sieh' doch, Fritz, was ich da finde! Das ist ordentlich schwer. Fritz (hinsehend). Das ist ein Päckchen mit Geld; sieh', hier steht es geschrieben: Enthaltend 300 Mark. Hans (hüpfend). O welch ein Glück! Das inacht 2füi* jeden von uns 150 Mark. Laß uns gleich teilen — — (will ihm das Päckchen aus der Hand nehmen). Fritz. Du thust ja, Hans, als ob das Geld uns gehörte. Wir sind ^ohne dasselbe ebenso glücklich. Hans (ihn verwundert ansehend). Uns gehörte? Wem gehört es denn sonst? Fritz. Dem, der es verloren hat. Hans. Ja, wer weiß, wo der ist? Fritz. Wir müssen ihit aufzufinden suchen. Hans. Wie sollten wir benn das anfangen? Fritz. Weißt int nicht mehr, was neulich unser Lehrer sagte? Wir tragen das Geld aufs Amt; es wird dann allenthalben bekannt gemacht, daß Geld gefunden worden sei, und wer dann beweisen rann, daß er es verloren, der erhält es wieder. 4um das Weitere haben wir uns iticht zu kümmern. Hans. Und wenn sich keiner meldet — —? Fritz. Dann erst dürfen wir es behalten! Hans. Hör' Fritz, ich wollte, es meldete sich niemand. _ Fritz. Das wird nicht geschehen; eher glaube ich, daß die Nachfrage nach dem Verlorenen unserer Anzeige zuvor kommen wird.

8. Abt. 2 - S. 22

1884 - Wismar : Hinstorff
22 Hans. Aber — könnten wir denn nicht — Fritz. Nun, was denn? Hans. — stillschweigen und thun, als ob wir nichts gefunden hätten; denn keiner hat es doch — •— Fritz (ihn unterbrechend.) Wir sollten also Diebe werden, meinst du; denn das würden wir, wenn wir wissentlich und absichtlich fremdes Eigentum behielten. Nein, Hans, das ist 5gegen mein Ge- wissen, und wenn du ein so schlechter Junge bist, so mag ich nichts mehr mit dir zu thut: haben. Hans (erschrocken). Diebe? nein, wenn du das meinst — — aber es ist doch verdrießlich — ich hatte mich schon so gefreut. Fritz. Wir wollen uns darüber freuen, daß der Reisende sein Geld wieder erhalten wird. Vielleicht war es ein armer Bote, der jetzt in der größten Angst ist und sich nur damit tröstet, daß ein ehr- licher Mensch es gefunden. Hans. Es ist wahr, Fritz! Meine Gedanken waren auf einem bösen Wege — es soll nie wieder so kommen (reicht ihm die Hand). Fritz. Ehrlich währt am längsten! sagt der Vater immer, und mein Herz sagt mir, daß er recht hat. Hans. Gewiß, Fritz, und ich will auch nicht Gintber mein Gewissen handeln. (Nach Falkmann's stil. Elementarbuche.) 30. Erntedankfest. (* Von Eugen Labes.) Jum Erntefest die Glocken Klingen, Dnd jeder fromm die Schritte lenkt Dum Gotteshaus, den Dank zu bringen Für das, was Gott uns hat geschenkt. Was können wir mit unsern Thaten, Wenn nicht die ewige Diebe wacht, Die reifen lies; des Landmanns Saaten, Daß wir die Ernte heimgebracht. Dem Saatfeld gleicht das Menschenleben, Dur wenn es Gottes Gnade weiht, Mag es am Lebensabend geben Die Frucht für Gottes Ewigkeit. Mein Kind, bereite für die Saaten Dein Herz mit Arbeit und Gebet, Daß reich an Frucht der guten Thaten Im Herbst dein Lebensacker steht. 31. Die Sprache der herbstlichen Natur. Jede Jahreszeit hat ihre besondere Sprache, obgleich alle gleich verständlich und ausdrucksvoll sprechen und ernste Wahrheiten uns zurufen. So ruft der Herbst uns zu: Willst du ernten, so mußt

9. Abt. 2 - S. 30

1884 - Wismar : Hinstorff
30 schon sehen. Aber da sie nun oben auf der Höhe und mitten im Walde sind, da wird das Wetter so furchtbar, dass die armen Kinder des Schneegestöbers 15wegen gar keinen Weg mehr sehen und nicht mehr vor- oder rückwärts können. Da drängen sie sich am Rande eines Hohlweges in eine kleine Halle hinein, die der Schnee über ein niederes Tannengebüsch hinweggewölbt hatte; vorher aber stecken sie ihre beiden Spinn- rocken in einander, so dass eine kleine Stange daraus wird, befestigen oben ein rotes Tüchlein daran und stellen so 2 ver- mittelst dieser Dinge ein Notzeichen 16 anstatt einer Fahne 8 oberhalb ihres Schneedaches auf. Da nun die Nacht kam und das Schneegestöber immer ärger wurde, so dass auch gar bald der ganze Eingang 9unter- halb ihrer Halle zugeschneit war, und man durch den Schnee hindurch das Geschrei des Uhus und das Brausen des Sturmes in den Tannen kaum noch hören konnte, da mag es den armen Kindern wohl bange genug geworden sein. Waren sie doch ohnehin dort im Schnee bei lebendigem Leibe schon begraben, ohne Sarg, und ohne dass der Totengräber eine Schaufel an- gesetzt hatte. Aber Gott, der 5laut seiner Verheifsung selbst den Sperling auf dem Dache beschirmt, schützte die Kleinen vor wilden Tieren und vor dem tödlichen Froste, und, eng an einander gedrängt, schliefen sie 'ungeachtet des draussen toben- den Wetters zuletzt ein. 10innerhalb ihrer Behausung war’s jetzt totenstill, “ausserhalb derselben stürmte es “längs des Hohlweges desto gewaltiger. Ihre Eltern schliefen zu Hause auch ruhig, denn sie meinten, die Kinder hätten 3kraft des ihnen gewordenen Auftrags gehandelt und wären bei der Patin wohl aufgehoben. Als aber am andern Morgen ein Bote die Mädchen “zufolge eines Befehles von seiten ihrer Eltern holen sollte, und dieser sie nicht fand, da ging sogleich jedes, das laufen konnte, mit Schaufeln und Schippen hinaus in den Schnee, um die Kinder zu suchen. Man kam bei diesem Suchen auch an den Hohlweg, und dort sah man das Notzeichen der Kleinen, die beiden zusammengesteckten Spinnrocken mit dem roten Tüchlein, das gerade noch ein wenig aus dem Schnee heraus- stand. Da konnte man sich nun denken, dass die Mädchen auch nicht weit davon verborgen sein müssten; deshalb rief und schrie man sehr laut. Und die Kinder drinnen in ihrer kalten Kammer hörten das Rufen, sie antworteten darauf und ver- suchten zugleich mit ihren Händen sich herauszuarbeiten. Dies aber wäre ihnen wohl unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer draussen, die den Laut von innen vernommen hatten, mit Schaufeln den grossen Schneehaufen, der um die Mädchen her lag, hinweggearbeitet hätten. Denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit, und es war nur gut, dass die kleinen Tannenbäumchen “trotz ihrer dünnen Stämme das

10. Abt. 2 - S. 43

1884 - Wismar : Hinstorff
43 Hunden bei keinem Tier auf Erden weiter gefunden wird. Kennst du alle Arten der Tiere, welche dein Lesebuch in der „Hundegruppe" darstellt? Eine schreckliche Krankheit des Hundes ist die Tollwut. Ge- wöhnlich fängt sie damit an, daß das Tier traurig wird, sich ver- steckt, nichts fressen oder saufen mag. Wenn die Krankheit ausgebildet ist, läßt der Hund die Ohren hängen, zieht den Schwanz zwischen die Beine, steckt die Zunge heraus, hält den Kopf nieder und läuft gerade aus. Vor einem solchen Hunde muß man sich hüten; denn wer gebissen wird, Mensch oder Tier, wird häufig von derselben schrecklichen Krankheit befallen. Wenn jemand gebissen ist, muß er, bis der Arzt kommt, Sorge tragen, daß die Wunde fortwährend blutet. Oberhalb des Bisses muß er ein starkes Band fest um das verwundete Glied binden, damit das Gift sich nicht schnell in dem Körper verbreite. (Nach Pastor Dankerts Lesebuch.) 50. 1-61' treue Hund. Ein Bettelmann, ein blinder Mann, Einst nicht mehr weiter wandern kann. Er war so hungrig, war so krank, Im Wald er sterbend niedersank. Und heulend springt sein treuer Hund Und tliut’s im nächsten Dorfe kund. Er teilte ja in bittrer Not Mit ihm sein letztes Stücklein Brot. Als endlich Hülfe kam zum Wald, Fand man den Leichnam starr und kalt, Man senket schnell und ohne Schrein Im Wald den toten Fremdling ein. Man schaufelt kalt den Hügel auf, Und steckt ein grobes Kreuzlein drauf. Kein Auge weint dem Armen nach, Kein Blümlein schmückt sein Schlafgemach. Und nur sein Hund, sein einz’ger Freund, Allein, allein am Grabe weint. Da winselt er tagaus, tagein, Vom Morgen- bis zum Abendschein. Beim Sonnen- und beim Sternenlicht Lässt er den Totenhügel nicht, Fühlt nicht, dass ihn der Hunger quält, Fühlt nur, dass ihm sein Liebling fehlt.
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