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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abt. 2 - S. 24

1884 - Wismar : Hinstorff
24 33. Der Herbst, ein rechter Zahlmeister. Der Herbst ist der Zahlmeister des Jahres. Der Sommer hat wohl schon manches auf Abschlag gebracht; aber der Herbst führt doch die Hanptkasse. Auch hat er nicht bloß einen Zahltag, sondern gar viele, also, daß die Menschen beinahe nicht Hände genug zum Einnehmen haben. Wo man den Herbst nur anblickt, da hat er etwas zu verschenken. Und er schenkt nicht wie ein Geiziger, daß man nicht weiß, ob es ihm Ernst sei oder nicht, sondern er hat seine Hände immer weit offen. Darum braucht der Herbst keine Lobreden und findet überall fröhliche Gesichter. Wie „schön putzt er seine Gaben heraus! Betrachtet nur die rotbäckigen Äpfel an den Bäumen, große und kleine, nach allen Mu- stern; und dann die Birnen, von denen manche aussehen, als ob sie von Wachs gemacht wären! Aber die sind nicht immer die besten, und es heißt bei ihnen auch oft: „Der Schein trügt!" Manche haben eine rauhe Schale, sind aber inwendig doch voll Saft und Wohl- geschmack, ähnlich einem braven Menschen in: groben Kittel. Die Pflaumen- und Zwetschenbäume hängen oft so voll, daß die Äste die Last kaum tragen können und ordentlich froh sind, wenn die Menschen nur zugreifen. Die Nußbäume warten oft gar nicht darauf; sie haben Monate lang in der Stille geschafft, öffnen jetzt ihre grünen bittern Schalen und lassen die süßen Kerne zur Erde fallen. Die Haselnußsträucher haben ebenfalls ihre Nüsse in Bereit- schaft und lassen sie aus gar zierlichen grünen Bechern oben heraus- sehen, damit die Menschen gleich wissen, was in ihnen steckt. Da kommen denn die Knaben und'mädchen und langen zu und knacken, ohne daß es ihnen die Sträucher wehren. Aber alle Nüsse be- kommen sie doch nicht; denn das Eichhörnchen hat sich auch sein Teil geholt, um für den kalten Winter Vorrat zu haben. (Walter.) 34. Der reiche Herbst. 1. Der Frühling hat es an- 3. Voll sind die Speicher nun gefangen, und Laden, Der Sommer hat's vollbracht. Daß nichts uns mehr gebricht, Seht, wie mit seinen roten Wangen Wir wollen ihn zu Gaste laden. So mancher Apfel lacht! Er aber will es nicht. 2. Es kommt der Herbst mit 4. Er will uns ohne Dank er- reicher Gabe, freuen. Er teilt sie fröhlich aus. Kommt immer wieder her. Und geht dann, wie an: Bettelstäbe Laßt uns das Gute drum erneuen. Ein armer Mann, nach Haus. Dann sind wir gut wie er! (Hoffmann von Fallersleben.) Ii. 2. d. großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. ^Nach inir kommt ein anderer. ^Nächst den Eltern sollen dir die Geschwister am teuersten sein. Welche Frucht wird ^nebst dem Getreide am meisten gebaut? Wie manches Schiff wird °samt Mann und Maus vom Meere begraben! ^Bei

2. Abt. 2 - S. 97

1884 - Wismar : Hinstorff
97 92. Lob der Biene. (* Von Lina Graff.) De Jmm bi de Arbeit Lüt Immen so flielig Up'n Dreesch in den Klewe? Kumm her, hier sünd Tremsen, Vilicht magst du's lewe. Lüt Immen so slitig Het ümme tau dohn, Fulenzen und swänzen Dat let sei de Drohn. Wat bugst du von Waß doch De Zellen so fin, Drägst goldgälen Honnig So emsig herin, Wie malst du de Zellen So künstlich egal, As had de Bumeister Sei treckt na't Linjal. All srüh, wenn de Sünn ierst Achteren Barg rute treckt, Doa geht't na de Haid rin, Doa gift dat Konsekt. Lüt Jmm un ehr Swestern De gähn doa in't Krut, Von de Blömken de grötsten, De rotsten un sötsten De söken sei ut. Doch dörs man lütt Immen Bitst Austen*) nich stüren, *) Beim Ernten. Js licht tau vertürn. Doa wohrt juch vör d' Immen — Dat durt gor nich lang — Sei hebben ehr Metze, Dat trecken sei blank. De Jmm, de schafft Segen Dörch Kunst un dörch Fliet, Drum saelt ji ehr plegen Un maken nich Strict; Denn lat't ji ehr wirken Un schaffen ganz still, Bringt Waß sei un Honnig Dei Hüll un de Füll. Doa kamen de Kindings: „Hüt wir wi doch got, Lew Mutting, hüt giff uns Ok Honnig up't Brot." Dat Muttehard sreut sick, As allens sik plagt, Sei wend't an dei Ölst sick Un strakt ehr un seggi: „So slitig de Immen Un rendlich sei sünd, So öndlich, doan nimm di 'n Bispil, min Kind." 93. Die Bienen und der rote Klee. Als Gott der Herr am 7. Tage das Schöpfungswerk in Augenschein nahm und die im vollen Blütenschmucke prangende und lachende Flur durchschritt, da fand er, daß alles, seinem Gebote ge- mäß, der Ruhe pflegte und den Sabbat feierte. Nur auf einem Kleefelde, dessen rote Blüten herrlich anzuschauen waren und den lieblichsten Geruch verbreiteten, herrschte fieberhafte Thätigkeit. Tausende von Bienen umschwärmten den Klee, leer kamen sie an, Schraep, Lese- und Lehrbuch Ii. 2. 7

3. Abt. 2 - S. 99

1884 - Wismar : Hinstorff
99 überzogen und glänzen im Morgentau? Da geht manches Mücklein zu Grunde, das die aufkeimende Saat vielleicht angegriffen imb ver- letzt hätte. Die Spinne hat nicht zwei Augen, sondern acht. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst, daß sie die Fliegen und Mücken, die an ihren Fäden hangen bleiben, so geschwind erblicke und zu erhaschen wisse. Allein das machts nicht aus. Denn eine Fliege hat nach den Untersuchungen der Naturkundigen viele hundert Augen und nimmt doch das Netz nicht in acht und ihre Feindin, die groß genug darin sitzt. Was folgt daraus? Es gehören nicht nur Augen, sondern auch Verstand und Geschick dazu, wenn man glücklich durch die Welt kommen und in keine verborgenen Fallstricke geraten will. — Wie fein ist ein Faden, den eine Spinne in der größten Geschwindigkeit von einer Wand bis an die andere zu ziehen weiß! Und doch versichern abermal die Naturkundigen, daß ein solcher Faden, den man kaum mit bloßen Augen sieht, wohl sechstausendfach zusammengesetzt sein könne. Das bringen sie so heraus: Die Spinne hat an ihrem Körper nicht nur eine, sondern sechs Drüsen, aus welchen zur Zeit Fäden hervorgehen. Aber jede von diesen Drüsen hat wohl tausend feine Öffnungen, von welchen keine umsonst sein wird. Da kann man wohl begreifen, daß ein solcher Faden, obgleich so fein, doch auch so fest sein könne, daß das Tier mit der größten Sicherheit daran auf- und absteigen und sich im Sturm und Wetter darauf verlassen kann. Muß man nicht über die Kunst und Ge- schicklichkeit dieser Geschöpfe erstaunen, wenn man ihnen an ihrer stillen und unverdrossenen Arbeit zuschaut, und an den großen und weisen Schöpfer denken, der für alles sorgt und solche Wunder in einen: so kleinen und unscheinbaren Körper zu verbergen weiß? Daß es mancherlei Tiere dieser Gattung gebe, sieht man schon an der Verschiedenheit ihres Gewebes in der freien Luft, an Fenster- scheiben, in den Winkeln, auf den Feldern, da und dort. Manche spinnen gar nicht, sondern springen nach ihrer Beute. Im Frühjahre, und noch viel mehr im trocknen warmen Nachsommer sieht man oft gar viele weiße Fäden in der Luft herumfliegen. Alle Bäume hängen manchmal voll, und die Hüte der Wanderer auf der Straße werden davon überzogen. Man konnte lange nicht erraten, wo die Fäden und Flocken herkommen, und machte sich allerlei wunderliche Vor- stellungen davon. Jetzt weiß man gewiß, daß es lauter Gespinst ist von unzählig viel kleinen schwarzen Spinnen, welche deswegen die Spinnen des fliegenden Sommers genannt werden. Aber eine gefürchtete Spinne lebt in dem untersten heißen Italien. Sie ist unter dem Namen Tarantel bekannt. Diese soll wohl die Menschen beißen, und durch den giftigen Biß krank und schwermütig machen. Im übrigen aber ist noch kein Mensch in unsern Gegenden durch Spinnen vergiftet worden, und es ist thöricht, wenn manche Leute davon laufen oder die nützlichen Tierchen zertreten, wo sie sie finden, als ob sie giftig wären. (Hebel.) 7*

4. Abt. 2 - S. 119

1884 - Wismar : Hinstorff
119 Du kennst doch auch die wunderschönen Balsa- minen (10)? Die Blüten prangen in verschiedenen Farben: rot, violett, auch schön weiß mit rot schattiert. Sie werden in Gärten und Töpfen gezogen. Man säet den Samen dieser aus Ostindien stammenden schönen Pflanze im März oder April (bei guter winterlicher Stubenwärme) in Töpfe oder Kästchen, die mit lockerer, aber sehr nahrhafter Erde gefüllt sind, giebt denselben einen sonnigen Stand, viel Wasser und setzt die Pflänzchen später in Töpfe oder auf Gartenbeete. Die in schattigen Laubwäldern und Gebüschen, besonders an quelligen Stellen wild wachsende, vom Juni bis zum September blühende Balsamine nennt man Springkraut, weil seine gereifte Frucht selbst bei der leisesten Berührung elastisch aufspringt. Die 2—3 m hoch wachsende Sonnen- blume oder Sonnenrose (11), eine seit dem 16. Jahrhundert aus Amerika eingeführte Zier- pflanze, ist zwar keine zierlich-liebliche, immer- hin aber eine mit ihren großen gelben Köpfen stattliche Blume in unsern Gärten, vom Juli bis zum September blühend. Aus ihren vier- kantigen Früchtchen wird ein süßes, fettes Speise- und Brennöl gepreßt, welches zu Speisen, zu Salat und zum Brennen in Lampen benutzt werden kann. Die Blumen geben den Bienen Nahrung; die Blätter dienen als Viehfutter, und die Früchtchen wer- den gern vom Federvieh gefressen. Daß die Scheibe des Blüten- kopfes sich während des Tages der am Himmel fortbewegenden Sonne auch zukehre, ist völlig unbegründet, wovon man sich durch Beobachtung leicht überzeugen kann. Die Passionsblume(12) ist eine so hübsche, mit prächtigen, großen, weißen Blüten gezierte Blume, daß inan mehrere Arten derselben ihrer Schönheit wegen in Töpfen zieht. Ihre Heimat ist Amerika. Spanier, welche sie zuerst dort fanden, vergliche:: innere Blütenteile mit den Marterwerk- zeugen re. aus der Leidensgeschichte Jesu*). Daher der Name Passionsblume. (I. S.) 12 *) Die Nebenkronc der Passionsblume bedeutet die Dornenkrone Jesu, die 3 Griffel sollen auf die drei Nägel Hinweisen, der gestielte Fruchtknoten stellt den Hammer oder Klöppel vor, mit welchem man die Nägel einschlug, und die fünf Staubbeutel der Blume bedeuten die fünf Wunden Jesu. (Anm. des Vers.)

5. Abt. 2 - S. 219

1884 - Wismar : Hinstorff
219 Uns' plattdütsche Sprak is 't un Ort. Kein vornehm Kunst Hett s' uns verhunzt, Fri müssen s' tau Höchten ahn Königsgunst. Es war aber nicht allein der Ruhm, welcher Reuter überall zu teil ge- worden ist: seine Schriften brachten ihm auch die Mittel zu einem sorgenfreien, behaglichen Leben ein. Nach jahrelangen Täuschungen und Entbehrungen verlebte er an der Seite seiner geliebten Frau, die ihm in guten, wie in dunklen Stunden mit großer Treue und Hingebung zur Seite stand, glückliche Zeiten. Ganz nahe den schönen Ruinen der Wartburg bei Weimar baute sich der Dichter, der ein Liebling aller Völker geworden war, auf einem der schönsten Fleckchen in der Gotteswelt ein freundliches Landhaus. Hier ging Fritz Reuter am 12. Juli 1874 nach einigem Kränkeln sanft zu Gott ein. Was sterblich an ihm war, wurde am 15. Juli auf dem Friedhofe zu Weimar eingesenkt. Daß unser Dichter auch ein kindlich frommer, seinem Herrn ergebener Mensch war, sagen uns folgende Zeilen, welche er einst in einer schweren Krankheit als seine Grabschrift dichtete: „Der Anfang, das Ende, o Herr, sind dein, „Die Spanne dazwischen, das Leben, ist mein. „Und irrt ich im Dunkeln, und fand ich nicht aus: „Bei dir, Herr, ist Klarheit, und Licht ist dein Haus. 175. De beiden Swestern. Dar weer eenmal in ollen, ollen Dagen En schön un herrlich Tweschenswesterpoar, Jn'n dütschen Vaderland geborn un tagen, In vele Saken glik sik up een Hoar, Vullstännig eens von Stamm un von Geblüt. Indessen doch von Sinn un von Gemüt Un von Charakter deden sik de beiden Gewaltig von eenanner unnerscheiden. — De Een, de strewte sehr nah hogen Dingen, Se wußt de Würd to setten gor manierlich; Ehr Wesen, dat was bannig fin un zierlich; Mit vörnehm Lüd, dor müßt se ümtogahn, Un hüll se dat ok mal mit de Geringen, So müßten f doch up hogen Bargen wahnen. — De anner Swester leevt dat nedder Land, Den eben Bodden und de Waterkant; Wo arme Buern ehren Acker plögen Un rüge Schippers Nehm un Stüer rügen, Verwielt se geern; an ehre Ehrlichkeit

6. Abt. 2 - S. 220

1884 - Wismar : Hinstorff
220 Un ehre Eenfalt hett f ehr Lust un Freid. Singt sachten ehr in Slap de lütten Görn Un neckt in Schummern sik mit Bnrß un Deern; Putzlustig Rimels, Lauschen un Geschichten Weet se sör Oll un Junge to berichten; De schönsten Gaben hett f sör jedwereenen, Doch kann s' ok trurig sin un mit ehr weenen. So hett dat vele, vele Johren duert. — Nu äwer stecht in Dütschland up en Held, En mächtig Held von Dahten un von Wurd, Den jenne vörnehm Swester so gefüllt, Dat he f to sinen Schatz sik wühlen deiht Un se bekleed't mit sovel Herrlichkeit, Dat se in'n ganzen dütschen Vaderland As eene Königin ward anerkannt. — De (inner Swester äwer ward vergeten Un ward mit sachten Aschenprödel heten, Un in'n Schurr-Murr hett' lange Johren seten. Blot as un an, dor kümmt en braven Mann, De nimmt dat Aschenprödelken sik an, Un sangt von ehre Dugend an to singen Un wo f so schön doch weer in velen Dingen. Doch endlich kümmt ok ehr de rechte Held, De sik in ehr verleevt ut Hartensgrund Un treckt ehr an en prächtig niges Kleed, Dat up ehr süht mit Lust de ganze Welt, Un singt von ehr mit wunnersöten Mund, Dat all de Lüd uphorken wid un breed Un ward ehr Lov to singen gor nich möd. Un as kum Johr un Dag in't Land gähn weern, Dünn was uns' Aschenprödel bröcht to Ehrn. * -i- * Un willt Ji weten, mine leewen Fründ', Wer woll de beiden Tweschenswestern sünd? — Uns hoch- un plattdütsch Sprmk! Wer künn de beiden, An Schönheit glik, vör Tiden unnerscheiden? — Bet dat Fründ Luther keem, de starke Held, Un bröcht dat Hochdütsch so hoch in de Welt, Dat all de vörnehm dütschen Lüd mit sachten

7. Abt. 2 - S. 251

1884 - Wismar : Hinstorff
251 tage; denn das Unglück war gerade eingebrochen, als das Volk im Theater saß. Am Eingänge des Thores sah man noch die Leiche der Schildwache mit ihrer Waffe in der Hand. Zwei Skelette waren mit Ketten zusammen geschlossen, also wahrscheinlich von Gefangenen; ein anderes Skelett hielt einen Beutel mit Geld in der Hand. Ein weibliches Skelett saß an einem Arbeitstische und hatte einen Knäuel Garn vor sich liegen. Auch fand man das Gerippe einer Frau, die ein Kind in den Armen hielt; ihr zur Seite die Gebeine von zwei anderen Kindern, die seit so vielen Jahren sich noch umschlungen hielten, wie der Tod sie nieder- gestreckt hatte. Noch jetzt werden die Ausgrabungen in dieser lebendig begrabenen Stadt fortgesetzt und berechtigen zrl den schönsten Erwartungen. Das Museum in Neapel ist bestimmt, die aufgefundenen Denkmale des Altertums aufzubewahren. (Welter's Weltgeschichte.) 194. Die Völkerwanderung. Um das Jahr 375 n. Chr. kam vom Morgen her ein wildes Volk, die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haare, schmutzig gelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein von Leibe, und so fürchterlich wild, als sie häßlich von Ansehen waren. Voll ihren Pferden waren sie unzertrennlich; sie aßen, tranfen und schliefen darauf. Wurzeln und rohes Fleisch waren ihre Speise. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich. So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubtell, sengten ulld mordeten, und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die Herde. Zuerst stießen sie ans die Goten. Ein Teil derselben, die Westgoten, floh ins römische Reich, durchzog einige Zeit nachher plündernd das schöne Italien und ließ sich endlich in Spanien und dem südlichen Teile des heutigen Frankreich nieder. Ein wilder Haufe nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches Jahrhundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker — die Heruler und Rugier — gar den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum Könige von Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüsteten Stadt wohnen. So ver- achtet, so verfallen war das einst so mächtige Rom. Indes waren die deutschen Völker in immerwährender Be- wegung gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien einge- nommen. Von ihnen heißt das Land Frankreich. Die Burgunder besaßen die Gegenden um den Rhonefluß. Die Angeln waren vom Ufer der Nordsee nach Britannien gezogen, daß nun von ihnen Eng- land (Angelnland) heißt. Die Lougobarden setzten sich endlich in Oberitalien fest (daher die Lombardei genannt). Die Hauptvölker in Deutschland waren nun: Die Alemannen und Bayern in Ober- deutschland, und in Niederdeutschland die Thüringer, die Sachsen, ein Teil der Franken und nach der Ostsee hin die Wenden?) ^ _ *) Schon vor der Völkerwanderung traten an den Küsten der Nordsee die Friesen auf und an den Mündungen der Weichsel die Goten, die sich in Ost-

8. Abt. 2 - S. 369

1884 - Wismar : Hinstorff
369 unbedeutende Städte. Handel kennt man in Australien bis jetzt nur wenig. Die Kunstfertigkeiten der Australier beschränken sich auf die ersten Bedürfnisse des Lebens; nur ein Teil der Einwohner treibt Ackerbau, andere nähren sich von Jagd und Fischerei oder wilden Naturprodukten (sogar von Gewürm). Geistig begabt, bildungsfähig und zum Christentum bekehrt sind die Be- wohner der Sand wich in sein. Sonst stehen die Australier auf tiefer Stufe und sind Heiden, bei denen noch Menschenopfer in Gebrauch ist; ja die Einwohner von Neu-Seeland und zum Teil auf den Flachen-In sein fressen Menschen. — Die Bevölkerung Australiens scheint aus zwei Hauptnationen zu bestehen: aus Stämmen von hellerer Farbe (Malayen) und Stämmen von schwarzer Hautfarbe, mit wolligem Haar und kleinerem, magerem Körperbau (die Ureinwohner; Australneger oder Papuas). Diese sind überaus träge, stumpf und sehr wenig bildungsfähig; sie tättowieren ihre Haut, schmücken ihr Haar mit Moos und Hai- fischzähnen und ziehen Stückchen Holz durch den Nasenknorpel u. dgl. m. Reisende, die Neuhollcrnd durchforschten, haben unter den Ureinwohnern auf so tiefer Stufe stehende, in Höhlen lebende, ganz nackend gehende Menschen in wahrhaft tierischem Zustande gefunden, so daß sie anfangs nicht wußten, ob es wirklich Menschen seien; aber bei näherer Bekanntschaft mit diesen bejammernswerten Geschöpfen fanden sie doch in ihnen — einen Funken Gottes und damit auch hier einen Beweis für das Wort des Apostel Paulus: Wir Menschen sind göttlichen Geschlechts (Ap. Gesch. 17, 26-29). Mögen wir auf das Dasein, Leben und Treiben der Völker oder auf die Erzeugnisse der Natur blicken, wohin wir wollen, sei es nach dem Norden oder Süden unsers kultivierten Erdteils, sei es nach dem heißen Afrika, nach Amerika, dem reich gesegneten Asien oder dem spärlicher bedachten Australien: nirgends ver- missen wir das Walten Gottes. Er führt Völker zusammen, die Ort und Zeit lange getrennt hatten, er läutert sie, er bringt sie zur Erkenntnis der Wahr- heit; der allliebende Vater aller Geschöpfe hat mit fürsorgender Hand seine Güter über den ganzen Erdboden so verbreitet, wie sie nach seiner Weisheit den Ge- schöpfen nützlich und heilsam sind. Was dem Australier Brotbaum und Kokosnuß und Pisang, das sind dem Nordländer seine nahrhaften Moose und seine Renntiere, und da, wo die Natur am kärglichsten sich bewiesen hat, leben oft, unbekannt mit den größeren Naturschätzen, die zufriedensten Menschen. (Nach Zachariä und Seydlitz.) Xxiv. 1. Wer fick will ihrlich un redlich ernähren, de möt väl flicken Un wenig vertehren. Wenn de Kauh fick bot sollen hett, denn ward de Stall bätert. So as de Hund is, ward em de Wust brat. Wenn du riden wist, denn kannst du nich ierst sadeln. Is kein Pott so scheif, finb’t fick doch 'n Stülpen tau. Wo haut ward, fallen Spöhn. Von nicks, kümmt nicks. Wenn von 'n Wulf spreckt, is he nich wiet. Den'n Fulen sin Warkdag is ümmer morgen, sin Ruhdag hüt. Pack sleit fick, Pack verdrägt fick. God Pierd treckt twemal. Hei is so klok, hei kann Gras wassen sehn. Klauk Heuner leggen ok mal in 'n Neddel. Wer väl gastiert, hett bald quittiert. Hei schmitt mit de Mettwust na 'n Schinken. Is noch nich alle Dag Abend. An em is Hoppen un Molt verloren. Hei hett ümmer grot Rosinen in 'n Sack. 2. Wohl aus den Augen, wohl aus dem Sinn. Der Herr muß selber sein Schraep, Lese- und Lehrbuch Ii. 2. 24

9. Abt. 2 - S. 135

1884 - Wismar : Hinstorff
135 den Fliegen nachsetzen n. a. m. Wie sind diese 2 aus ihrem frischen, fröhlichen Lehen so plötzlich in die durchsichtige Hülle gekommen, die sie wie ein Glassarg umschliefst? — Man sagt so. Der Bernstein Mn unseren Meeren ist ein sehr dünn- flüssiges, aber schnell erhärtendes Baumharz, das einst 2in grosser Menge aus dem Baume floss, der früher am Strande der Ostsee ganze Wälder bildete. Wenn nun jene Tierlein xaus der Insektenwelt ihr munteres Leben an den Bäumen führten, so geschah es wohl oft, dass das Harz über sie herfloss und bei seinem Erhärten sie fest einschloss. Jene Wälder Mn der Urzeit wurden später 2durch mächtige Fluten des Meeres zer- brochen und begraben, und die Bernsteinstücke, welche man findet, sind Überreste von der untergegangenen Herrlichkeit. 2bei Nordwest-Stürmen wühlen die Wellen mit ungeheurer Kraft an den flachen Stellen der See den Bernstein samt den auf dem Meeresgrunde wachsenden Pflanzen, Tange genannt, los. Der Stein *aus der Tiefe bleibt in dem Kraut hängen und wird samt diesem an den Strand geschleudert. Die Bern- steinfischer spähen nach solchen Krautmassen und ziehen die- selben mit ihrem Netze, an welchem lange Stangen befestigt sind, vollends auf das Land. Gegen die Kälte des Seewassers schützen sich die Fischer durch Wasserstiefeln, Frauen und Kinder lesen den Stein aus dem Kraute. 2bei hellem, ruhigen Wetter fahren die Leute mit ihren Böten in das Meer und spähen nach dem blinkenden Stein, der auch bei grosser Tiefe der See sichtbar ist. 2 Mit eisernen Zinken heben sie ihn dann auf. Dies nennt man das Stechen des Bernsteins. Es giebt zwar wenig Ertrag, aber die schön- sten Stücke. Dagegen ist das Tauchen 1auf Bernstein sehr ergiebig. Männer, welche wasserdichte Kleidung anhaben, steigen 2 aus einem Kahne hinab auf den Meeresgrund. Durch einen Schlauch wird ihnen Luft zugeführt. So können sie mehrere Stunden in der Tiefe zubringen und am Boden die dort oft unter Steinen verborgenen Bernsteinstücke aufsuchen. Auf die genannten drei Arten wird der Bernstein 2 aus dem Meere gewonnen. Er wird aber auch 2 aus den Hügeln des Strandes gegraben und bergmännisch gewonnen. Der Bernstein wird von den Bernsteindrehern zu den ver- schiedensten Kunstsachen verarbeitet. Aus den grösseren Stücken macht man Dosen, Becher, Pfeifenspitzen, Geschmeide u. s. w., aus den kleineren Knöpfe, Korallen u. s. w. Ausser- dem gebraucht man ihn auch zum Räuchern, besonders im Morgenlande; auch bereitet man daraus einen guten Firniss, indem man ihn über Kohlenfeuer fliessend macht und mit Lein- oder Terpentinöl mischt. (Bock's Lesebuch. Für spr. Zwecke etwas geändert.)

10. Abt. 2 - S. 218

1884 - Wismar : Hinstorff
218 lieh, mit offenen Augen, offenem Herzen Freude und Leid seiner Mitbrüder nicht allein zu scbauen, sondern auch in unübertroffener, herrlich wahrer und warmer Leise wiederzugeben. Er wählte dazu die Mecklenburg-Pommersche plattdeutsche Mundart, und seine Werke in unserer alten lieben Zunge sind hochberühmt in aller Welt, selbst über das Meer hinaus in fremden Weltteilen; ja bei Kaisern und Königen sind sie gelesen und geliebt. Geboren wurde Fritz Reuter, der berühmte Dichter, im Jahre 1810 in Stavenhagen in Mecklenburg-Schwerin. Sein Vater, dort Bürgermeister, war ein tüchtiger, braver, aber strenger Mann. Seine vortreffliche, aber stets kränkelnde Mutter verlor er früh. Mit 14 Jahren kam er auf die Schule nach Friedland; von da ging er nach Parchim auf das Gymnasium. Im Jahre 1831 bezog er die Universität in Rostock und ging von hier nach Jena, wo ihn leider manch trauriges, teilweise selbst verschuldetes Schicksal ereilte. Es ist hier nicht der Platz, euch, lieben Kindern, darüber weitere Mitteilungen zu machen, nur dieses wißt: Bei aller Herzensgüte, bei aller Begabung verwickelte sich Fritz Reuter, durch die da- malige Zeit der Unruhe und Unreife veranlaßt, durch eigne Arglosigkeit und Un- vorsichtigkeit in großes Ungemach, welches ihn um die schönsten Jahre seines Lebens brachte und uns vielleicht um manches herrliche Werk. Es ist aber auch möglich, daß gerade die Abgeschlossenheit während seiner Haft und die darauf folgenden Zeiten seiner Freiheit seine großen Gaben des Geistes zur Reife brachten. Reuter war in seinem wechselvollen Leben nach jener traurigen Zeit Landmann und Lehrer; und gerade im nähern Umgang mit dem Landvolk und den Kindern sammelte er zu seinen Erzählungen und Gedichten die köstlichen Vorbilder, welche er in seiner kernigen, festen, stets das Richtige treffenden Weise, bald ergreifend, bald mit ge- mütlicher Heiterkeit wiederzugeben verstand, wie nie ein anderer zuvor. Reuter liebte die plattdeutsche Sprache sehr; das fühlt der Leser warm her- aus aus seinen lieblichen und ergötzlichen Erzählungen. Und wenn er auch haupt- sächlich für erwachsene Menschen schrieb, so ist in seinen Werken doch auch den Kindern viel Anziehendes geboten. Wie schön vergleicht Reuter unser altes, liebes, unvergängliches Plattdeutsch mit der alten festen treuen Eiche; er läßt den Mecklenburger Handwerksburschen auf der Wanderschaft singen: Ick weit einen Eikbom, de steiht an de See, De Nurdstorm, de brüst in sin Knäst, Stolz reckt hei de mächtige Krön in de Höh', So is dat all düsend Johr west; Kein Minschenhand, de hett em plant't,' Hei reckt sick von Pommern bet Redder- land. Ick weit einen Eikbom vull Knorrn un vull Knast, Up denn fött kein Bil nich un Äxt. Sin Bork is so rüg, un sin Holt is so fast, As wir hei mal bannt un behext. Ricks hett em dahn; Hei ward doch stahn. Wenn wedder mal düsend von Jahren verzahn. Un doch gräunt so lustig de Eikbom up stunns. Wi Arbeitslüd' hewwen em wohrt;^ De Eikbom, de herrliche Eikbom is uns'*), y Im Original: De Eikbom, Herr König, de Eikbom is uns.
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