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gleich in den Topf. — Oporto oder Porto (über 140 T.) ist die zweitgrößte
Stadt Portugals, liegt fast eine Meile von der Mündung des Douro
(spr. Do'iro) und treibt starken Handel mit Portwein, der besonders nach
England ausgeführt wird.
Portugal war vor 400 Jahreu eine Seemacht ersten Ranges und besaß
viele Kolonieen. Jetzt hat es bedeutenden Besitz nur uoch in Afrika und
geringen in Asien. Zum europäischen Besitz rechnet man noch die
Azoren und die Insel Madeira (spr. Madc>ra). Die Azoren
(spr. Aßoren) oder Hab ich tsinseln (so genannt, weil auf ihnen zur
Zeit der Entdeckung unzählige Habichte angetroffen wurden) liegen westlich von
Lissabon. Auf ihnen gedeihen Südfrüchte in ganzen Wäldern, und Dampf-
schiffe bringen von hier aus ganze Ladungen Apfelsinen nach London.
Madeira (d.h.holz, weil die Insel als sie von den Portugiesen entdeckt wurde,
ganz mit Wald bestanden war,) ist ein mächtiger Felsen aus vulkanischem
Gestein, liefert vortrefflichen Wein (den Madeira) und viel Zuckerrohr und
ist als Heilort für Brustkranke wichtig.
B. Das Königreich Spanien.
(9100 □'Stetten oder 1j^ Mill, qkm und über 17 Mill. Einw.)
Der Name Spanien wird von einem phönizischen Worte abgeleitet,
welches Kaninchen bedeutet; Kaninchen sind in dem Lande sehr verbreitet. Das
Königreich ist fast so groß wie das Deutsche Reich, hat aber uur etwas über 1i3
seiner Bewohnerzahl. Die Spanier sind mittelgroße, hagere Gestalten;
ihre scharfen Gesichtszüge sind von dunklem Haar umwallt; aus dem gebräunten
Antlitz blitzt ein feuriges Auge. Sie sind einfach und mäßig im Genuß, da-
bei voll ernsten Stolzes; selbst der Maultiertreiber hat etwas von der Würde
des Edelmannes. Doch sind Aberglaube und Unwissenheit in den höheren
Ständen noch ebenso allgemein wie in den niederen. Zu den Hanplver-
gnügungen der Spanier gehören die Stiergefechte, in denen mehrere Stier-
fechter mit grellroten Tüchern Stiere aufreizen, dann niit ihnen kämpfen und
sie schließlich, weuu sie ganz wütend geworden sind, töten.
Die wichtigsten Städte Spaniens sind: Madrid (fast */2 Mill. Einw.)
am Manzanares (spr. Manßanares) liegt sast in der Mitte der Halbinsel, ist
Haupt- und Residenzstadt Spaniens und die höchst gelegene Großstadt
Europas. Madrid ist anch der Kreuzungspunkt wichtiger Eisenbahnen, die
nach alten Hanptbäsen des Landes gehen, wodurch die Stadt zu einem
Sammelplatz des Verkehrs wird. Die Umgebung ist öde und dürr und das
Klima ungesund, weil im Sommer sehr heiß, im Winter dagegen rauh.
Daraus erklärt sich das Sprichwort.- „Madrid hat 3 Monate Winter und
9 Mouate Hölle." — In öder Gebirgsgegend liegt (westlich von Madrid)
das Kloster San Just, wo Kaiser Karl V. sein wechselvolles Leben beschloß.
•— Toledo am Tajo ist die alte Hauptstadt Spaniens und liegt genau in
der Mitte der Halbinsel. Hier giebt es viele Waffenschmiede, welche die be-
rühmten Toledoklingen fertigen. — Älmade» (d. h. Bergwerk) ist das
größte Quecksilberbergwerk in Enropa. — Salamaaca war eine der berühm-
testen Universitäten im Mittelalter. — Sevilla (spr. Sewilja 140 T.) am
Gnadalquioir ist bciu Umfange nach die größte Stadt Spaniens. Sie treibt
bedeutenden Handel und hat die größte E i g a r r e n f a b r i k Europas.
Die Häuser haben meist flache Dächer, und so sieht Sevilla wie eine morgen-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Portugals England Portugal Afrika Asien Lissabon London Spanien Spanien Spaniens Madrid Spaniens Europas Madrid Madrid Spaniens Enropa Sevilla Gnadalquioir Spaniens Europas Sevilla
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bilden sich, indem infolge des gewaltigen Druckes der höheren, nachdrängenden
Schneemassen der Schnee immer lnftfreier und damit eisartig durchsichtiger
wird, weiter abwärts die Gletscher, welche unter der Schneegrenze lagern.
Die Gletscher lassen sich mit Eisarmen vergleichen, welche der ewige Winter
der Hochalpen nach den tiefer gelegenen grünen Landteilen ausstreckt. Durch
ihre eigene Schwere in Bewegung gefetzt, gleiten sie die Felsenthäler langsam
hinab, alles mit sich fortschleppend und deu Erdboden glättend. „Die hohe
Bedeutung der Gletscher besteht darin, daß die alljährlich sich erneuernde
Schneemenge auf laugfamem aber sicherem Wege vom Hochgebirge in das
Thal befördert wird, wo sie sich durch die Einwirkung der Sonnenwärme in
Wasser verwandelt und dadurch die Quelle vieler mächtiger Flüsse bildet.
Das Hochgebirge, welches im Lause eiuer verhältnismäßig kurzen Zeit vereist
sein würde, wird also durch die Thätigkeit der Gletscher entlastet." An der
Unterseite schmelzen die Gletscher teilweise durch die Erdwärme; und das
dadurch entstandene Wasser (wegen seiner manchmal milchigen Farbe
„Gletschermilch" genannt) fließt aus einer Öffnung am Ausgange der
Gletscher, dem sog. „Gletscherthor", als ein Fluß hervor. Diese Gletscher-
bäche bilden den Ursprung zahlreicher Alpenflüsse, z. B. des Rheines, der
Rhone, des Inns, und die Gletscher sind sonach die Vorratskammern der
Wasserschätze für die angrenzenden Länder. Eine weitere Be-
deutuug der Gletscher besteht darin, daß sie die Zugänglichkeit der Hoch-
gebirge vermehren, indem die tiefen Schluchten oft uuübersteiglich fein würden,
wenn nicht Schnee- und Eisbrücken einen Weg über dieselben ermöglichten.
Die Gletscher verleihen auch der Landschaft einen herrlichen Schmuck, be-
sonders dort, wo sie steil abstürzend in unzählige Trümmer zerreißen.
Zu den Erscheinungen der Hochalpen gehören auch die Lawinen, d. s. Schnee-
stürze, welche besonders im Frühjahr auftreten. Ist der Schnee zu Massen-
hast angehäuft oder zu trocken, oder ist der ihn tragende Felsengrund durch
das durch Spalten des Schneelagers herabsickernde Wasser schlüpfrig geworden,
so genügt der Knall einer Büchse, der Flügelschlag eines Vogels, das Los-
brechen eines Stückchens Eiskruste, um einen solchen Schneesturz hervorzurufen.
Langsam beginnt eine geringe Menge Schnees sich abwärts zu bewegen,
aber stets an Größe und Geschwindigkeit wachsend rast donnernd in wenigen
Minuten die ganze ungeheure Masse eiues Abhauges, vou Schneewolken um-
hüllt, oft 1300 bis 1600 m zum Thale hinab, mehr noch durch den nn-
geheuren sie begleitenden Luftdruck als durch die eigene Masse gefährlich, der
die stärksten Bäume zerknickt, Menschen und Tiere weit fortschleudert und
Wohnungen niederreißt.
Einen Hauptvorzug haben die Alpen vor anderen Hochgebirgen der Erde
durch ihre Thäler und pälse. Keiu anderes Hochgebirge hat eine solche
Menge vou Thälern auszuweisen. Dieses macht die Alpen zu einem
sehr zugänglichen Gebirge und ermöglicht den Verkehr nach allen
Richtungen hin; außerdem gewähren die Thäler durch ihre Fruchtbarkeit
an Getreide und Obst vielen Tausend Menschen Lebensunterhalt. Man unter-
scheidet Längs- und Querthäler. Erstere haben gleiche Richtung mit den
Hauptkämmen des Gebirges, und ihre Thalsohle (= die niedrigste Stelle des
Thales) ist gewöhnlich breiter und sanfter geneigt als bei den Qnerthälern.
Querthäler bilden mit der Kammlinie des Gebirges einen großen Winkel. Die
Rhone bildet von der Quelle bis zur Stadt Martinach (Martigny) ein Längsthal,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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Das Klima dieser Hochebene ist rauh wegen der hohen Lage und weil die
kalten Nordwinde ungehindert darüber streichen können, die warmen Südwinde
aber durch die Alpenmauer abgehalten werden. Auf heiße Sommer folgen
kalte Winter. Die Oberdeutsche Hochebene ist die regenreichste Gegend des
Deutscheu Reiches, jedoch wegen ihrer geringen Fruchtbarkeit schwach bevölkert.
Hauptprodukte sind Kalk, Torf, Vieh und (namentlich in der Gegend
zwischen Regensburg und Straubing) auch Getreide; Wein wird, außer am
Bodensee, hier nicht gebaut.
Die Oberdeutsche Hochebene setzt sich südwestlich vom Bodensee in der
Schweizer Hochebene zwischen den Alpen und dem Französischen Jura,
und nördlich von der Donau als Hochebene der Oberpfalz fort. Letztere
wird im W. von dem Deutschen Jura, im 0. von dem Böhmerwald und
im N. von dem Fichtelgebirge begrenzt und von der Nab durchflössen. Sie
hat ebenfalls kaltes Klima und steinigen, wenig fruchtbaren Boden (mit
Heiden und kümmerlichen Nadelwäldern), gehört deshalb zu den am schwächsten
bevölkerten Landschaften Bayerns. Doch giebt es auch fruchtbare Gebiete;
in einem solchen liegt Amberg, der Hauptort der Oberpsalz. In den
Wäldern au der böhmischen Grenze findet schwunghafter Glashüttenbetrieb
statt, und reiche Erzlager haben Bergbau und Hütteubetrieb hervorgerufen
3. Der Deutsche Iura (Jura ^ Wald) zieht sich in der Richtung von
Sw.—No. von der Donau bis nahezu ans Fichtelgebirge und den Main
hin und ist 60 Meilen lang. Er ist ein höhlenreiches Kalkgebirge, welches
auf seinem Rücken wasserarm und rauh, an seinen Abhängen waldreich
und in feinen Thälern wasserreich, warm und fruchtbar ist. Die Höhlen zeigen
zahlreiche und wunderbar gestaltete Tropfsteinbilduugen; manche enthalten
auch Knochen vorfündflutlicher Tiere; am besuchtesten sind die Müggendorfs.
Der Wassermangel, welcher auf deu Höhen durch die Zerklüftung der Steine
hervorgerufen wird, ist so groß, daß die Leute genötigt sind, das Wasser oft
stundenweit aus den Thälern herbeizuholen. Gegenwärtig wird es deshalb
nach manchen Orten durch Pumpwerke und Röhrenleitungen gebracht. Einen
grellen Gegensatz zu deu rauhen und nur wenig bewohnten Höhen bilden die
lieblichen Thäler mit Wäldern, Wiesen und freundlichen Dörfern. Durch
das Thal der Wörnitz wird der Jura in einen südwestlichen und einen
nordöstlichen Teil geschieden. Jener heißt der Schwäbische und dieser der
Fränkische Jura. — Der Schwäbische Jura, auch Rauhe und
Schwäbische Alb genannt, gehört zu den einförmigsten Landstrichen
Deutschlands. Ihm sind im Nw. die beiden Bergkegel Hohenstaufen
(Stauf ^ Erhebung, Felsberg) und H ohenzo llern vorgelagert. Auf dem
Hohenstaufen sind die dürftigen Überreste der Stammbnrg des Kaisergeschlechts
der Hohenstaufen anzutreffen, und auf dem Hohenzollern erweckt die neu herge-
stellte Burg Hohenzollern, der Stammsitz des preußischen Königshauses und
jetzigen deutschen Kaisergeschlechtes Interesse und bildet einen Schmuck der Land-
schaff. Der Fränkische Jura enthält in einem Teile, der „Fränkischen
Schweiz" (d. i. die Gegend von Baireuth, Bamberg und Erlangen), schöne Fels-
bildungen und prächtige Tropfsteinhöhlen, welche das Wanderziel zahlreicher
Reisenden bilden. Sehr wichtig und weltberühmt ist der bei Solnhofen
vorkommende lithographische Schiefer.
4. Der ööhmerwald bildet einen etwa 30 Meilen langen Grenzwall
zwischen Bayern und Böhmen und zieht sich in südöstlicher Richtung vom
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
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als „Schneckensteine" verkauft wurden. — Das Erzgebirge ist das metall-
reichste, industriereichste und trotz des rauhen Klimas doch dichtbe-
völkertste Gebirge Deutschlands. Der Mittelpunkt des sächsischen
Silberbergbaus ist Freiberg; von der hier seit 100 Jahren bestehenden
Bergakademie sind Bergleute uach allen Erdteilen gewandert. Zinn wird be-
sonders bei Altenberg, und Eisen in der Nähe von Schwarzenberg gefnnden.
Von Jndnstrieen sind namentlich hervorzuheben das Spitzenklöppeln und
Posamentieren (Annaberg-Buchholz), die Spielwarensabrikation (Olbernhan
und Seiffen), die Strohslechterei (Dippoldiswalde), die Stnhlbanerei (Rabenau),
die Tischlerei (Johanngeorgenstadt), die Strumpfwirkerei (Stollberg, Grünhain
und Elterlein), die Blechwarenfabrikation <Aue und Schwarzenberg), die Musik-
iustrumeutenfabrikation (Markneukirchen und Klingenthal), die Uhrenfabrikation
(Glashütter Taschenuhren werden wegen ihrer Vorzüglichkeit in alle
Gegenden der Erde versandt) und die Serpentinsteinverarbeitnng (Zöblitz).
— Am nördlichen Fuße des Erzgebirges sind bei Zwickau große Stein-
kohlenbergwerke, durch welche die Gegend von Zwickau und Chemnitz zum
Mittelpunkte der Großindustrie Sachsens geworden ist. Im Erzgebirge be-
findet sich auch die höchst gelegene Stadt D eutsch lauds,., Oberwiesen-
thal am Fuße des Fichtelberges. — Auf dem Erzgebirge entspringen die
Freiberger und Zwickauer Mulde und die Zschopau. Die beiden Mulden
vereinigen sich später zur Vereinigten Mulde und fließen der Elbe zu, in die
sie unterhalb Dessau münden.
7. Das Eltisandsteingeiiirge, auch die „Sächsisch-böhmische Schweiz"
genannt, reiht sich im 0. an das Erzgebirge an und ist ein wildzerrissenes
Sandsteingebirge, welches rechts und links von der Elbe liegt. Es ist eine
der merkwürdigsten Gebirgsbildnngen in Deutschland und wird jährlich von
vielen Tausend Reisenden besucht, am häufigsten die Bastei, „ein fast senk-
recht an der Elbe bis ungefähr 250 m über den Elbspiegel aufsteigender
Felsen, dessen Plateau eine überraschende und herrliche Aussicht gewährt."
Außer den senkrechten Felswänden und merkwürdigen Felsformen (z. B. des
Kuhstalls) zeigt es auch schmale Felsenschluchten, die von Bächen durch-
flössen werden. Tie höchsten Berge des Gebirges sind der Sch Neeberg
(723 in, in Böhmen) und der Große Zschirnstein (560 m, in Sachsen).
Die größte Stadt des Elbsandsteingebirges ist Pirna, das Bad desselben
Schandau. Merkwürdig ist auch die auf einem Felsenkegel erbaute Festung
Königstein, welche die wichtige Elbstraße beherrscht, und der ihr gegenüber
liegende, etwas höhere Lilien st ein. Wichtig ist die Beschäftigung der
Bewohner mit Holz- und Sandsteinhandel. Ter Sandstein liefert den Bild-
Hauern und Baumeistern ausgezeichnetes Material und wird bis nach Berlin
und Hamburg gesandt.
8. Die Sudeten sind ein in südöstlicher Richtung sich erstreckender
Gebirgszug von etwa 40 Meilen Länge. Sie liegen zwischen Böhmen und
Mähreu einerseits und Sachsen und Schlesien andererseits und ziehen sich
von der Elbe bis zur Oder hiu. Die einzelnen Teile der Sudeten sind das
Lausitzer Gebirge, das Jsergebirge, das Riesengebirge, das Glatzer Bergland,
das Waldenburger Berglaud und das Eschengebirge.
a) Das Laul'lher Gebirge liegt zwischen dem Elbsandsteingebirge und
der (Äörlitzer Neiße und ist ein unregelmäßiges Berg- und Hügelland.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
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19. Das Hessische öergland liegt nördlich vom Vogelsberg und der Rhön
und östlich vom Westerwald. Es ist das Flußgebiet der Fulda, zum größeren
Teile rauh und wenig fruchtbar, aber sehr fruchtbar im Fnldathale,
weshalb hier auch die größten Städte (Kassel und Fulda) liegen.
20. Das Wesergebirge oder Weserlieryland liegt westlich vom Harze zu
beiden Seiten der Weser, welche durch die Vereinigung der Werra und
Fulda gebildet wird. Wo die Weser aus dem Berglande in das Tiefland
tritt, bilden 2 Berge einen Paß, der die „Westfälische Pforte" heißt.
Sie bildet den Haupteingang aus dem nördlichen Tieflande in das südliche
Bergland. — Zwischen Weser und Leine liegt der Deister, der Tuntel
und der Solling.
21. Der Teutoburger Wald liegt nordwestlich vom Wesergebirge. Aus
ihm entspringt die Ems. Dieses Gebirge hat schöne Buchenwälder, und die
Bewohner beschäftigen sich namentlich mit Flachsbau, welcher die Grund-
läge der berühmten Bielefelder Leinwandfabrikation geworden ist. Auf der
Grotenbnrg (d. i. großer Berg) bei Detmold steht das Hermanns-
denkmal, ein turmartiger Bau mit dem 13 in hohen Standbilde Armins.
Die Inschrift auf dem Schwerte lautet: „Deutsche Einigkeit meine Stärke,
meine Stärke Deutschlands Macht."
./Avxft i'sj , .
B. Die Deutsche oder Germanische Tiefebene.
Die Deutsche Tiefebene ist eine Fortsetzung der großen Osteuropäischen
Tiefebene und wird auch Germanische Tiefebene genannt. Sie er-
streckt sich von der Memel bis zum Rhein und von den deutschen Mittel-
gebirgeu bis zur Ost- und Nordsee. An 3 Stellen greift sie in die südlichen
Gebirgsgebiete ein: durch die Leipziger, Westfälische und Rheinische (Kölner)
Tieflandsbucht. Die Westfälische oder Münsterbucht liegt zwischen
dem Sauerland und dem Teutoburger Walde; sie besitzt im W. saudige
Heiden und beträchtliche Moore und wird von der Ems und Lippe durch-
flössen. Die Rheinische Tieflandsbucht, zwischen dem Hohen Venn und dem
Sauerlaude ausgebreitet, liegt hauptsächlich auf dem linken Rheinufer und
dringt bis zum Siebengebirge vor. — Aus der Richtung der Flüsse (Rhein,
Weser, Elbe, Oder, Weichsel)--ist zu ersehen, daß sich die Deutsche Tiefebene
nach N. zu abdacht. Die Deutsche Tiefebene war in früherer Zeit vom
Meere bedeckt, welches bis in die Mitte von Deutschland reichte. Ans dieser
Zeit stammen die großen Mengen von Sand, Kies und Lehm und die be-
deutenden Salzlager (z. B. zu Staßsurt und Juowrazlaw), sowie die Ver-
steinerungeu zahlreicher vorweltlicher Muscheltiere in den Rheinischen Schiefer-
gebirgen. Nach Rücktritt des Meeres infolge der Hebung des bisherigen
Meeresbodens wurde das Tiefland mehrmals Jahrhunderte lang von Gletschern
überzogen, welche die „Findlinge" zurückließen. Findlinge sind größere
U. \Lodei* kleinere Steinblöcke aus Granit oder Gneis, die aus Skandinavien und
Finnland stammen. — Durch die Elbe wird das Deutsche Tiefland in eine
östliche und westliche Hälfte geschieden, welche als Ostsee- und Nordsee-
tiefland bezeichnet werden können. Diese beiden Teile zeigen namentlich
folgende Unterschiede: a) Die Nordseetiefebene ist nahezu eine wagerechte
Fläche, und nur die Lüneburger Heide und einige unbedeutende Berge machen
eine Ausnahme. Die Ostseetiefebene hat 2 bedeutende Höhenrücken, von
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
15 —
c) Das Sauerland (b. h. Südland von Westfalen) liegt nördlich vom
Westerwald zwischen Sieg und Ruhr. Es zeichnet sich durch Reichtum an
Wald und Eisenerzen aus, weshalb hier schon seit uralten Zeiten B e r g b a u
auf Eisen getrieben wird. „In unserem Jahrhundert hat man auch an-
gefangen, die reichen Kohlenlager der Gegend auszubeuten, so daß dieser
Landstrich das industriellste Gebiet von ganz Deutschland ge-
worden ist. Bergwerk drängt sich an Bergwerk, Schmelzhütte an Schmelz-
Hütte, überall steigen die Rauchwolken ans den hohen Schornsteinen, ertönt
der Schall des gewaltigen, durch Tampfkraft getriebenen Hammers, und ein
dichtes Netz von Eisenbahnen durchzieht die Gegend nach allen Richtungen.
Die Krone aller Werke ist das Kruppsche Gußstahlwerk in Essen." — Im
0. dieses Gebiets liegt der Ederkops, auf welchem Lahn, Sieg und Eder
entspringen; letztere fließt der Weser zu.
ä) Die Haar (= Hart, Wald), auch Haar st rang genannt, ist ein öder
und kahler Kamm zwischen Ruhr und Lippe. Sie steht im 0. durch
das Eggegebirge mit dem Weserberglande in Verbindung. Im nördlichen
Teile der Haar sind viele Kohlen. Die Stadt D o r t m u u d ist der H a u p t-
sitz des Kohlenbergbaues.
Westlich vom Rhein liegen vom Niederrheinischen Schiefergebirge
Hunsrück, Eifel und Hohe Venn.
a) Der Hunsrück, d. h. hohe Rücken, ist eine wellige, wenig fruchtbare
Hochebene zwischen Nahe und Mosel und Rhein, dem Taunus gegen-
über. Im Moselthale wird besonders Weinbau getrieben. Die Hoch-
flächen sind rauh, und es wird auf denselben namentlich Flachsbau ge-
trieben. Wichtig ist das Vorkommen von'achatlagern. Der Hauptsitz der
Achatschleiserei ist Oberstein. Früher wurden die Achate und andere
Halbedelsteine aus den Felsen der Umgebung gebrochen; jetzt werden sie größer
und billiger aus Südamerika bezogen. Die höchste Erhebung des Hunsrück
Jc ist der/Erbeskopf (800 m.) «Wwhwa-
b) Die Eifel ist das wellige Hochland zwischen Mosel und Maas.
In uralten Zeiten gab es hier Vulkane. Davon zeugen noch Basalt, Lava
und gewisse Kessel, welche zum Teil mit Wasser ausgefüllt sind und Maare
heißen. Dazugehört auch der Laacher See, welcher niemals zufriert. Die
oft kreisrunden Kessel sind wahrscheinlich durch deu von vulkanischer Thätig-
keit bewirkten Zusammensturz der Erdriude über hohlen Räumen entstanden,
sind also nicht mit Wasser gefüllte Krater. — Die Hochflächen der Eifel ge-
hören zu den regenreichsten und unfruchtbarsten Gebieten Deutschlands. Nur
Hafer und Kartoffeln gedeihen spärlich. Am unwirtlichsten und rauhesteu ist
der südwestliche Teil, die sogenannte Schnee-Eisel („Schneifel"). Die höchste
Erhebung der Eifel ist die/Hohe Acht (760 m).
c) Das (die) Hohe Venn (d. i. Moor) ist eiue mit Torfmooren und
Sümpfen bedeckte Hochfläche ohne Baum und Strauch. Es gehört zu den
ödesten und am wenigsten bevölkerten Gegenden Deutschlands, hat im Sommer
viel Nebel und im Winter tiefen Schnee. Der Ackerbau (Hafer, Kartoffeln)
giebt bei dem rauhen Klima nur spärlichen Ertrag.
Mit dem Niederrheinischen Schiefergebirge hängen noch die nach Belgien
sich erstreckenden Ärdennen zusammen, die sich zu beiden Seiten der Maas
ausbreiten und am Nordrande durch Reichtum au Kohlen und Eiseuerzeu
auszeichnen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
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fülle liegen und gegen das Eindringen der Meeresfluten durch Dünen oder
Deiche geschützt sind. Dünen sind Sanddämme, welche von den Meereswogen
und Winden gebildet werden. Man sucht sie durch Aupslanzung von Ge-
wachsen mit langen Wurzeln (Sandhafer, Sandhalm) zu befestigen, bepflanzt
sie auch mit Sträuchern und Bäumen, zum größten Teil sind sie kahl.
Deiche sind künstlich aufgeführte Erddämme, welche am Grunde oft 25 bis
30 m breit und meist 6 m hoch sind. Ihre Instandhaltung kostet viel Geld,
so daß der Marschbauer sagt: Ohne die Deichlast könnte ich mit einem
silbernen Pfluge ackern. Da die Marschen die fruchtbarsten Teile der Nord-
seeküste sind, so zeichnen sich ihre Bewohner durch Wohlhabenheit aus. Ein
Übelstand des Marschlandes ist der Mangel an gutem Quell- und Trink-
wasser, so daß man genötigt ist, das Regenwasser in Grubeu zu sammeln.
Die zwei wichtigsten Tiere der Marschen sind Pferd und Rind. Die Bauern-
Höfe des Marschlandes sind von fetten Äckern und Wiesen umgeben, auf deuen
„der Marseu Rind sich streckt".
d) Geest (d. i. unfruchtbar, trocken) ist meist unfruchtbarer Geröllbodeu,
liegt höher als die Marsch und hat seine eigenen Quellen, Bäche und Flüsse.
Der Gegensatz zwischen Marsch und Geest ist ein sehr auffälliger. Der reiche
Marschbauer spricht nur mit Verachtung von den armen Geestbaueru. Ein
alter Marschbauer wollte seinen wanderlustigen Sohn vom Reisen abhalten,
indem er sagte: „Sieh, Jung, hier is de Marsch und de ganze anner Welt
is Geest. Was wnlt du dummer Jung nun in der Welt macken?" -
Im Tieflande östlich von der Elbe ist namentlich noch der Spreewald
hervorzuheben. Er ist eine sumpfige Niederung, welche durch unzählige Arme
der Spree gebildet wird, die alles zwischen- und umliegende Land über-
schwemmen. Ein Teil des Spreewaldes ist noch jetzt Wald, ein anderer ist
in fruchtbares Wiesen-, Acker- und Gartenland umgewandelt. Die Bewohner
sind Wenden, welche eigentümliche Trachten und Sitten bewahrt haben. Ihre
Hauptbeschäftigung ist Fischfang und Gartenbau. Aller Verkehr erfolgt im
Sommer auf Kähnen und im Winter auf Schlitten und Schlittschuhen. „Auf
den Kähnen übt hier nicht nur der Fischer sein ergiebiges Handwerk, ans
ihnen fährt man auch das Vieh zur Weide und das Heu zur Scheune, auf
ihnen gleitet die Gemeinde am Sonntage zum Gotteshaufe, und auf ihnen
beschleicht mit unhörbarem Nuderschlag der Jäger das zahlreiche Wild/"
(Kraniche, Enten, Rehe.)
Iii. Bewässerung.
A. Die Meere.
Deutschland grenzt im N. an die Nord- und Ostsee, welche voneinander
durch die Halbinsel Schleswig-Jütland geschieden sind.
1. Die Nordsee, auch das Deutsche Meer genannt, bedeckt einen etwas
größeren Flächenraum als ganz Deutschland. Das Wasser ist bittersalzig^und
darum nicht als Trinkwasser zu benutzen. Es wird durch Ebbe und Flut,
sowie durch den Wind bewegt. Bei starkem Westwinde wird die Flut oft zur
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Gotteshaufe Deutschland Ostsee Nordsee Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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hin. Man sah ihm an. wie ihm die Musterung einer nie be-
sessenen Fülle ein Wohlbehagen machte, für jedes dachte er sich
schon offenbar die Bestimmung aus.
Seine arme Frau freute sich mit rührender Dankbarkeit über
die Geschenke. Sehr wichtig ist es ihr. schrieb sie. datz sie nun das
„Schweinchen, das ja noch ihr lieber Mann gekauft hatte, nicht
aus Armut verkaufen mühte. Wie wollten sie nun alle das
Schweinchen pflegen, damit es groß und fett werde, bis ihr Mann
heimkommen dürfte und sich davon vollends Kraft und Gesund-
heit essen könnte. Sie habe leider eine kleinere Wohnung nehmen
müssen. Es sei natürlich für sie und ihre Kinder dabei das aller-
wichtigste gewesen, ob sich auch das Tierchen in seinem neuen
Stalle gewöhnen und mit Lust fressen werde. Angstvoll hätten
sie hinter der Türe gewartet und — Gott sei Dank, es hatte ge-
fressen." — Wie kennzeichnete dieser kleine Zug die große Armut
dieser Leute! — Ach, dem so sehnlich erwarteten Hausvater sollte
das Glück, am eignen Herd bei Frau und Kind ein Eenesungs-
mahl zu feiern, nie mehr zuteil werden. — Als ich am nächsten
Morgen wiederkam, lag er bereits in der Totenkammer. Still
und ruhig war er in den letzten Schlummer gesunken. Auf
seine Brust gepreßt hielt er noch die letzten Zeilen von seines
treuen Weibes Hand.
Mit großem Glanz und Pomp wurde er begraben, wir
konnten den Sarg reich mit Blumen und Lorbeerkränzen schmücken.
Alles fühlte den Drang, dem Sieger und Kämpfer für das Vater-
land Dank und Verehrung darzubringen. Die halbe Stadt und
Umgebung gab dem norddeutschen Bruder das Geleite zu seiner
letzten Ruhestätte.
Es war ein herrlicher Sonntagnachmittag; mit klingendem
Spiel und wehenden Fahnen zogen sie dahin, die berittene
Bürgerwehr, die Feuerwehr mit glänzendem Helmschmuck, die
Turner, die Sängerkränze und die Schulen. Kurz, was sich irgend
gruppieren konnte, folgte dem Sarge des fremden Reitersmannes.
Mit besondrer Wehmut erfüllte es uns. den bleichen, mühsam an
Krücken und Freundesarmen dahinschwankenden Halbgenesenen
unsrer Pfleglinge nachzusehen, die es sich nicht nehmen lassen
wollten, den Kriegskameraden und Leidensgefährten auf seinem
letzten Lebenswege zu begleiten. — So schloß eine der vielen
Schicksalstragödien, die ich dort erlebte. Doch wurde auch manchen
ein glückliches Los zuteil. Wie durch ein Wunder gerettet wurde
Z. B. Nr. 40, ein äußerst geduldiger junger Leineweber aus Biele-
feld. Mitrailleusenkugeln hatten seine Augen gestreift. Zunge und
Kiefer verletzt, eine war dicht unter dem Auge in die Wange ge-
gangen und durch das Ohr wieder herausgedrungen. Der Ärmste
wußte unsäglich leiden, bis er endlich so ziemlich geheilt entlassen
werden konnte. Der Abschied von ihm wurde uns allen schwer.
Seinen Dank drückte er mit seiner sinnigen Herzensbildung
rührend aus. Er sagte: „Dreierlei Engel in Menschengestalt gibt
Kutsche, Lesebuch. -
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
406
Mit beiden Händen schlug die Brabanterin ein; halb nur
verstand sie Barbaras Worte.
3.
Am andern Morgen wurden auf Herrn Uttmanns Betreiben
alle Leute mit ihren Kindern — nur die unter fünf Jahren
blieben daheim — zusammengerufen. Der Vergherr, der, als er
am vergangenen Abend heimgekehrt war, seine fromme Gemahlin
nur stumm in die Arme geschlossen hatte, teilte jetzt den Leuten
Barbaras Pläne mit. Staunen und Zweifel ringsum, und auf
die Brabanterin und deren Kinder blickte man mit ungläubigen
Mienen. Aber unser würdiges Paar beachtete das alles nicht:
es lieh Stäbchen anfertigen, die der Schmied mit Haken versah,
und Klaus ward nach Dresden geschickt, um Zwirn zu kaufen, und
es kam von dorther auch ein Maler, der Muster nach Muster
zeichnete. Und der Unterricht begann: wie im Spielen lernte
man das Klöppeln. Darüber wurde so manche Sorge vergessen:
denn mit jedem Tage ward der Zweifel geringer und die Hoff-
nung größer: und nun erschallte nach langer Zeit hier wieder ein
artiger Scherz, dort ein heiteres Liedchen. Und als zwei Monate
verflossen waren, — oh. wer beschreibt die Freudenrufe, die da
durch Annaberg ertönten! Denn zwei, die man derweil mit den
fertigen Spitzen hinausgeschickt hatte, waren eben, und zwar mit
leeren Ranzen, wieder heimgekehrt, aber dafür mit so vollen
Taschen, daß man meinte, der Reichtum müsse bis in alle Ewig-
keit währen.
Die Brabanterin konnte diese Freude nicht mehr teilen. Un-
weit der großen Linde, die noch heute inmitten des Kirchhofs steht,
wurde sie wenige Tage vorher bestattet: der Gram um den Ver-
lust ihres Mannes und all das Entsetzliche, das über sie herein-
gebrochen war. hatten den Todeskeim in ihr Herz gesenkt. Und
das hatte ruhiger brechen können: denn ihre Kinder lagen ja in
Barbaras Armen. Gepriesen sei diese Frau! Solange die Sonne
am Himmel stand, legte sie die Klöppel nicht aus der Hand, und
das mußte der beste Sporn für alle übrigen sein. Und mit der
Freudigkeit und Hoffnung wuchsen die Spitzenvorräte, obgleich
die rüstigsten Männer immer mit der fertigen Ware wieder von
dannen zogen, durch ganz Sachsen und Böhmen. Erst der strenge
Winter gebot ihnen Einhalt.
Und als dann der Frühling und der Sommer wiederkamen —
welch ein Abstand gegen das vorige Jahr! Kerngesundes Vieh im
Stalle und auf den Wiesen, Segen auf den Feldern und die
Menschen glücklich! Denn eben war der Herr Studierte, der auf
des Bergherrn Bitte aus Kölln an der Spree zur nochmaligen
Untersuchung der Gruben gekommen war, wieder abgereist, nach-
dem er sich noch nicht gerade zum allerbesten über die Weisheit
seiner Kollegen in Dresden erklärt hatte. Denn die Gruben im
Schrecken- und Schottenberge waren nicht ausgebraucht: man
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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Dieser Aufruf sprach nur aus. was alle mehr oder weniger
gefühlt hatten. Sogleich gab das weibliche Geschlecht alles her.
worauf es sonst hohen Wert legt: jede Art von Schmuck, jedes
Kleinod, jedes Ersparte. Witwen gaben einen Teil ihrer dürftigen
Pension her. die Ärmste doch noch irgend etwas, die meisten ihre
Arbeitskräfte. Auch die dienende Klasse blieb nicht zurück.
Ein glänzendes Beispiel gab in der Nähe von Breslau ein
junges Mädchen. Ferdinande von Schmettau. Der Vater. Oberst
außer Dienst, lebte mit 11 Kindern von 600 Taler Pension in
Bergel nahe bei Ohlau in bedrängten Umständen. Als nun die
öffentliche Aufforderung kam, opferte der Vater seine aufbewahrte
Staatsschabracke. Mutter und Schwester gaben ihre Ringe und
kleinen Schmucksachen. Ferdinande, damals 16 Jahr alt. hatte
gar nichts zu geben und war darüber untröstlich. Sie sann nach.
was sie darbringen könnte. Sie war im Besitze eines reichen,
schönen Haares, das man ihr oft hatte abkaufen wollen: sie opferte
es, um das gelöste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen.
Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht: denn diese schöne
Tat blieb nicht verschwiegen. Es erstand jemand das verkaufte
Haar und ließ daraus allerlei Zierat, Ringe. Ketten usw. an-
fertigen. nach denen der Begehr so groß war. daß durch den Ver-
kauf derselben vier Freiwillige eingekleidet und überhaupt nicht
weniger als 1200 Taler gelöst wurden.
Goldene Trauringe wurden aus allen Gegenden des Landes
zu mehreren Tausenden dargebracht. Es war die Veranstaltung
getroffen, daß man dafür eiserne Ringe mit dem Bilde der
Königin Luise und der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen" zurück-
erhielt. Frauen und Mädchen aus allen Ständen, selbst aus den
höchsten, nähten Kleidungsstücke, wie Mäntel. Hosen und Hemden,
zupften Wundfäden und strickten mit Emsigkeit für die Frei-
willigen. und nicht wenige waren es. die. nicht imstande wie andre.
Geld und Kleinodien darzubringen, auf solche Weise dem Vater-
lande den innigsten Tribut zollten. Das weibliche Geschlecht war
von einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem
an Glanz und Gut kaum etwas gleichkommt, was irgend die Ge-
schichte berichtet.
Selbst das schwerste Opfer, das der Kampf für das Vaterland
fordern kann, brachte man in jenen großen Tagen leichter als zu
andrer Zeit. Deutsche Frauen fühlten und dachten damals wie
jene heldenmütigen Mütter des Altertums, welche die Nachricht
von einer verlorenen Schlacht schmerzlicher traf als der Tod
ihrer Söhne. Als ein Lützower Jäger im Sommer 1813 von
Berlin nach Perleberg kam, fand er in dem Orte Kletzke die
Wirtin in Trauer. Sie machte sich schweigend um den East zu
tun und sagte endlich, mit der Hand nach der Erde weisend: „Ich
habe auch einen dort unten: aber die Peters hat zwei." Sie
fühlte das bessere Recht der Nachbarin.
Nach Heinrich Beihke und Gustav Freytag.
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Extrahierte Ortsnamen: Breslau Bergel Ohlau Berlin Perleberg