Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Staats- und Bürgerkunde - S. 270

1910 - Wittenberg : Herrosé
270 nieder. So entstanden auch durch die Post Dörfer und kleine Städte. Der Große Kurfürst ist der Begründer der preußischen Staatspost gewesen. Trotz aller Schwierigkeiten und Konflikte hat er in seinen Landen ein einheitliches, wohlgeordnetes Post- wesen hergestellt, große Postkurse angelegt: von Kleve nach Memel, mit Anschlüssen nach Amsterdam und Warschau, nach Hamvurg und über Breslau nach Wien. Seine Posten waren wegen ihrer Pünkt- lichkeit und Schnelligkeit berühmt. Friedrich I. setzte das Werk seines großen Vorgängers fort. Der Postverkehr hob sich mächtig, aber die Entwicklung litt doch unter den vielen Streitigkeiten, welche an den verschiedenen Grenzen austauchten. Die Sorge Friedrich Wilhelms I. für den weiteren Ausbau kennzeichnet sich schon an einigen von ihm herrührenden Bemer- kungen. Als man ihm vorschlug, von der weiteren Anlage von Posten in Ostpreußen abzusehen, weil sie verhältnismäßig große Auslagen verursachen würde, schrieb er an den Rand des Schrift- stücks: „Sollen Posten anlegen in Preußen von Ort zu Ort, ich will haben ein Land, das kultiviert ist, dazu gehört Post." Er nennt sie sogar „das Öl vor die große Staatsmaschine". Was der schaffende Geist des Großen Kurfürsten ins Leben gerufen, das empfing durch die ordnende Hand Friedrich Wilhelms I. inneren Halt und feste Form. Friedrich der Große fand in der bewegten Zeit des Sieben- jährigen Krieges noch Zeit, sich persönlich um die weitere Aus- gestaltung der Postverhältnisse zu kümmern. Aus dem Lager von Strehlen gab er die berühmte Order wegen Einrichtung eines ge- ordneten Postwesens in Schlesien. „Das Postwesen soll dem Inter- esse des Königs und des Volkes, als welche Interessen dieselben sind, entsprechend und zum Besten des Eommercii, worauf allemal ein besonderes Augenmerk zu haben, organisiert werden," so lautete der Befehl des Königs. Kurfürst August von Sachsen (1553—1586) errichtete die sächsische Staatspost. Unter den sächsischen Postbotenanstalten war die in Leipzig bedeutend, so daß sie 1590 der Rat der Stadt in die Hand nahm. Er erließ 1608 eine Votenordnung, weil einige Boten bei schlechtem Wetter nicht gehen wollten. Über den Boten stand der Votenmeister, welcher aufschrieb, wann und wo- hin der Bote zu laufen hatte. Weigerte sich der Bote zu gehen, so wurde er mit „ezlichen" Tagen Gefängnis oder Entlassung be- straft. Jeder geschworene Bote trug eine Votenbüchse; anderen Leuten war es bei Strafe verboten, eine solche zu tragen. Der Votenmeister schrieb auf die Votentafel die Namen aller Boten. Bei jedem Namen steckte ein Pflock. War der Bote fort, wurde der Pflock herausgezogen. Als Lohn erhielt der Bote innerhalb des Landes für jede Meile 2 Groschen, außerhalb des Landes 2 Groschen 3 Pfg. Lief

2. Kaiser Friedrich III. - S. 4

1888 - Wittenberg : Herrosé
4 und am 11. Juni desselben Jahres ihr unter dem Donner der Geschütze und dem zustimmenden Jubel der Berliner Bevölkerung am Traualtars die Hand für ein langes, reich gesegnetes Ehe- leben reichte. Am 18. Oktober 1831 öffneten die Kanonen abermals ihren ehernen Mund und gaben, weit hin dröhnend durch die sandigen Ebenen der Mark, Kunde von einem neuen frohen Ereignis. Dort in jenem herrlichen Schlosse in der Nähe von Potsdam, dem von Friedrich dem Großen erbauten und mit hohem Schön- heitssinn ausgeführten prachtvollen „Neuen Palais" hatten Eltern- glück und Elternfreude Einkehr gehalten: die Prinzessin Augusta hatte ihren hohen Gemahl mit einem Sohn beschenkt. Der 18. Oktober, der Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, jener Schlacht, in der die Völker Europas dem ländergierigen Korsen ein donnerndes Halt zuriefen, wurde der Geburtstag eines ritterlichen Helden, unsers, ach, so früh verschiedenen geliebten Kaisers Friedrich. Das Ereignis im „Neuen Palais", dem jetzigen Schlosse „Friedrichskron", wurde nicht nur von der Berliner Bevölkerung, sondern auch weithin im ganzen preußischen Vaterlande mit um so größerer Freude begrüßt, als die Ehe des Kronprinzen und nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm Iv. bisher kinderlos ge- blieben war. Die Geburt dieses Prinzen sicherte, wenn Gott ihm das Leben ließ, dem preußischen Königsthrone in jedem Falle einen Erben, und die Hoffnung, daß er wachsen und gedeihen werde, war eine durchaus wohlbegründete, denn der kleine Fritz, wie er später genannt wurde, war mit seinen roten Bausbäckchen und den milden, treuen Augen ein gar herrlicher Prinz. Am Sonntage den 13. November fand an der Geburtsstätte die Tauffeierlichkeit statt. Es waren zu diesem festlichen Akte folgende Taufzeugen erschienen: Der König Friedrich Wilhelm Iii., der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinz und die Prin- zessin Karl, der Prinz August, letzter Neffe des großen Königs, Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, jüngster Bruder der Königin Luise, und die Fürstin von Liegnitz, zweite Gemahlin des könig- lichen Großvaters. Eingeladen aber nicht erschienen, sondern nur vertreten waren endlich der Kaiser Nikolaus von Nußland und der Kaiser Franz von Österreich. Die dem jungen Prinzen in der Taufe beigelegten Namen waren Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl. Die Taufrede hielt Bischof Eylert, und als während der

3. Kaiser Friedrich III. - S. 49

1888 - Wittenberg : Herrosé
49 Wenn die dem deutsch-österreichischen Kriege zunächstfolgenden Jahre auch nicht ganz ohne Versuche der Störung des Friedens, so doch immerhin ohne einschneidende Ereignisse hingegangen waren, so hatte doch die allmähliche und dem endlichen Ziele immer mehr entgegenreifende Einigung und Kräftigung Deutschlands längst die Eifersucht Frankreichs erweckt und sollte diese Einigung nicht zur Erfüllung gelangen, ohne daß zuvor in einem letzten und ent- scheidenden Kampfe das Widerstreben des alten Erbfeindes der deutschen Nation überwunden war. Die Gelegenheit dazu brach Frankreich selbst in freventlichster Weise vom Zaune. Der Thron, den einst Napoleon Iii. gewaltsam an sich ge- rissen, war morsch und gebrechlich; nur mühsam konnte der Kaiser der Franzosen sich vor dem völligen Zusammenbruche seiner seit fast 20 Jahren zur Schau getragenen Herrlichkeit retten. Liebe des Vaterlands, Liebe des freien Manns gründeten dort in Frankreich eben nicht den Herrscherthron, vielmehr hatte der Inhaber desselben viel selbstverschuldeten Haß auf sich geladen. Immer lauter, immer drohender wurden die Stimmen der Un- zufriedenen unter seinen Unterthanen, immer besorgter blickte der Kaiser in die Zukunft. Es blieb ihm endlich kein anderes Mittel: er mußte durch einen großen, welterschütternden Krieg die Augen seiner Franzosen von sich ablenken, ihrem Sinnen und Trachten eine andere Richtung geben. Fiel der Kampf dann siegreich für Frankreich aus, so war es zweifellos, daß sein im Sinken be- griffener Glücksstern sich wieder bis zu schwindelnder Höhe erhob; unterlag er, so konnte ihn, den Friedensstörer, kein anderes Ge- schick ereilen, als dasjenige, dem er jetzt so wie so entgegenging. Der Kampf selbst aber mußte Deutschland gelten, denn kein Volk ist von alters her den Franzosen so verhaßt gewesen als das deutsche. Ein Grund zum Kriege, wenn auch ein recht kläglicher, fand sich ja auch bald. Es war im Jahre 1870. Die Spanier suchten einen König und hatten sich dazu den Prinzen Leopold von Hohenzollern aus- ersehen. Hierin schien den Franzosen eine Ursache zur Friedens- störung zu liegen. Kaiser Napoleon ließ durch den Gesandten, Grafen Benedetti, den König Wilhelm, als das Haupt des Hauses Hohenzollern, ersuchen, dem Prinzen die Annahme der Krone zu verbieten. Held Wilhelm, der zu jener Zeit gerade im Bade Ems weilte, ließ dem französischen Kaiser melden, daß er den freien Wolter, Kaiser Friedrich Iii. 4

4. Kaiser Friedrich III. - S. 51

1888 - Wittenberg : Herrosé
51 Für solche edle Bereitwilligkeit gebührte den süddeutschen Bundesgenossen eine besondere Anerkennung, und König Wilhelm fand eine, wie sie zarter und inniger nicht erdacht werden konnte. Die deutschen Heere marschierten nämlich wiederum in drei Armeen gegen Frankreich wie 1866 Preußens Truppen gegen Österreich. Die I. Armee sammelte sich an der Mosel unter Führung des Generals von Steinmetz; die Ii. Armee zwischen Bingen und Speyer unter dem Prinzen Friedrich Karl; die Iii. Armee aber, der in der Hauptsache die süddeutschen Truppen an- gehörten, stand am Oberrhein unter dem Oberbefehle des könig- lichen Heldensohnes, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Seinen eigenen Sohn hatte König Wilhelm ihnen gesandt als Heerführer und hatte damit der treuen Waffenbrüderschaft zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands beredten Ausdruck gegeben. Als Ende Juli 1870 der Kronprinz inmitten der unter seinem Kommando stehenden Truppen ankam, da erließ er einen Armeebefehl, der in den Herzen der ehrlichen Bayern, Württem- berger und Badenser begeisterten Wiederhall fand. Derselbe lau- tete: „Soldaten der Iii. Armee! Von Seiner Majestät dem Könige zum Oberbefehlshaber der Iii. Armee ernannt, entbiete ich den von heute ab unter meinem Befehle vereinigten Königlich preußischen. Königlich bayerischen. Königlich württembergischen und Großherzoglich badischen Truppen meinen Gruß. „Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinten Söhne für die gemeinsame Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. „Wir gehen einem großen und schweren Kampfe entgegen, aber im Bewußtsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf eure Tapferkeit, Ausdauer und Manneszucht, ist uns der sieg- reiche Ausgang gewiß. „So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hülfe unsere Fahnen zu neuem Siege zu ent- falten für des vereinigten Deutschlands Ruhm und Frieden." Am 4. August überschritt die Iii. Armee die Grenze, und wie vor vier Jahren in Böhmen, so war es auch in diesem Feldzuge dem Kronprinzen vergönnt, mit zwei gewaltigen Schlachten den Reigen zu eröffnen, der von da an sieben Monate lang über Frankreichs Fluren dahin brauste. Noch an demselben Tage ge- 4 *

5. Kaiser Friedrich III. - S. 63

1888 - Wittenberg : Herrosé
63 Herzen ginge. Kein Zeichen von anspruchsvollem Selbstgefühl sprach aus den Mienen des mächtigen Mannes, er war heute, wie er damals war, als Deutschland ihm das Feldherrnschwert in die Hände legte. Er ist nicht nur ein Fürst, er ist das Musterbild eines deutschen Mannes!" Wir müssen hier abbrechen, können nicht mehr erzählen von seinem Empfange in Stuttgart, in Darmstadt, in Augsburg, in Hannover u. s. w.; überall aber fand man dieselbe Begeisterung, dieselbe herzliche Liebe und innige Verehrung für den deutschen Kaisersohn, für den großen Feldherrn und den edlen Menschen.

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 391

1910 - Wittenberg : Herrosé
391 Xiii. Vaterland und Volkstum. facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals, wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser. hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst 40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen Opfermutes und deutscher Zähigkeit. 3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 392

1910 - Wittenberg : Herrosé
392 Xiii. Vaterland und Volkstum. Friedrich Barbarossa jahrhundertelailg geträumt haben, während die Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm, dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutscheli Kriegervereine auf deni sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal. Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht. Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare Ebene, die voll deni Südfuße der waldreicheil Harzberge gesäumt wird. Noch heute verdient sie das Lob, das ihr einst ein Graf von Stolberg spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte Land; ich lobe mir dafür die güldne Aue!" Das Denkmal ist ein riesiger Turm aus Quadersteineil auf gewaltigen Unterbauten. Drüber schwebt die Reichskrone. Aus dem Turme reitet Kaiser Wilhelm der Große auf stolzenl Roß. Unter ihm zwischen Felsblöcken liegt Barbarossa in Schlaf und Traum. Der Stroin der Denkmalsbesucher ist unglaublich groß. Das großartige Denkmal und die herrliche Land- schaft locken sie herbei. H. Harms u. Fr. Polack. 232. Die Moore Westdeutschlands und die Moorkultur. Überall in Westdeutschland treten vielfach Moore auf, vorherrschend sind sie jedoch nur im Westeil, im Gebiete der Ems und in Ostfries- land. An der Ems liegt liiiks das Bourtanger- (spr. baurtanger) Moor, rechts das Saterland, jedoch so, daß beide eine halbe Stuirde voiil Fluß entfernt bleiben. Das größte aller deutschen Moore ist das erstgenailllte. Es liegt auf der Grenze Deutschlands und Hollands und Nlißt nicht weniger als 1400 qkm, wovon reichlich 1000 qkm zu Deutschland gehöreil. Das Saterland mißt an 200 qkm; reichlich so groß ist auch das Teufelsmoor bei Bremen. Auch die ostfriesischen Moore, die unmittelbar unter der Marsch sich ausdehneil, haben großen Umfang. Nirgends im Vaterlande bietet sich uns ein so trostloser Anblick als auf diesen weiten Moorflächen. Je weiter der Wanderer sich in diese Einöden hineinwagt, desto unheimlicher wird ihm. So weit er auch walldert, immer der gleiche, ganz ebene, dunkle Boden mit den dürren Moos- und Heidepflanzen. Ihm wird immer mehr klar, daß gegen diese Landschaft die Heide mit ihren Hügeln, Kiefernwaldungen und Wiesentälern lieblich und reizvoll zu nennen ist. Obgleich man auf den ebenen Flächen außerordentlich weit sieht, so kann man in dem Bourtanger Moor doch einen Punkt aufsuchen, von wo aus man ringsum den Himmel mit dem Moor zusammenfließen sieht zu einem kreisrunden Horizont, wie man ihn sonst nur auf dem Meere hat. Aber während auf dem Ozean das Herz sich er- freut und gehoben fühlt durch den Anblick des wogenden, glitzernden

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 30

1910 - Wittenberg : Herrosé
30 I. Der Bauernstand sonst und jetzt. schickte er dorthin. Er hat das lange Elend des Landes geendet und bessere Zustände angebahnt. Der große König starb am 17. August 1786. Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer ries bei der Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der Me Fritz' tot ist?" Sein Wahlspruch war: „Für den Ruhm und das Vaterland!" 5. Was Nils noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit (1797—1840) erinnert. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Char- lottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Ge- mahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tier- garten. Oben thront die Siegesgöttin auf einem Wagen mit vier Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefer- tigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Fran- zosen und führten es nach Paris; unsere Väter haben es in den Be- freiungskriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18.Ok- tober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuz berge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedr. Wilhelmiii. in den Befrei- ungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söld- ner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten Hinsort das Vater- land verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern aus, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürg erst and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kindersreund Pestalozzi in der Schweiz. Nach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter-

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 386

1903 - Wittenberg : Herrosé
386 Xiii. Vaterland und Volkstum. Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise geworden war. Tränenden Auges schaute er auf die große festliche Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Orden und eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber schon im folgenden Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das Denkmal hatte 90000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst 40 000 Taler beigesteuert, sein ganzes Vermögen. — Das Denkmal Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen Opfermutes und deutscher Zähigkeit. 3. Das Kriegerdenknial auf dem Kyffhäuser. Ein duftiger Sagenschleier weht um den Kyffhäuserberg. In seiner Tiefe soll Friedrich Barbarossa jahrhundertelang geträumt haben, während die Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm, dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutschen Kriegervereine aus dem sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal. Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht. Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1903 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 31 5.^Was uns noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit 1(1797—1840) erinnert. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem M a u s o l e u m bei Charlottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grab- stätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tiergarten. Oben thront die Siegesgöttin aus einem Wagen mit vier Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefertigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Franzosen und führten es nach Paris; unsere Väter aber haben es in den Befreiungs- kriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18. Oktober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte. Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein. Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürger st and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen. Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi in der Schweiz. Rach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter- richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, uni in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingefühlt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 6
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 2
35 0
36 0
37 14
38 1
39 2
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 9
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 15
2 0
3 0
4 5
5 0
6 0
7 0
8 1
9 13
10 3
11 2
12 1
13 5
14 0
15 2
16 2
17 26
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 3
37 0
38 43
39 2
40 1
41 5
42 0
43 0
44 0
45 3
46 4
47 0
48 1
49 1
50 0
51 2
52 0
53 0
54 4
55 0
56 0
57 1
58 0
59 4
60 4
61 4
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 1
69 0
70 1
71 12
72 5
73 1
74 1
75 0
76 6
77 8
78 0
79 1
80 0
81 0
82 0
83 0
84 2
85 2
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 0
92 13
93 0
94 6
95 0
96 1
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 3
2 4
3 6
4 2
5 3
6 4
7 1
8 0
9 1
10 4
11 6
12 12
13 10
14 3
15 0
16 0
17 2
18 5
19 11
20 0
21 7
22 0
23 0
24 3
25 3
26 1
27 0
28 5
29 3
30 1
31 0
32 2
33 109
34 1
35 15
36 6
37 0
38 2
39 16
40 0
41 4
42 2
43 17
44 0
45 0
46 2
47 6
48 0
49 0
50 23
51 53
52 19
53 0
54 7
55 0
56 7
57 1
58 0
59 57
60 2
61 24
62 2
63 0
64 3
65 14
66 1
67 5
68 0
69 0
70 0
71 24
72 6
73 0
74 0
75 1
76 0
77 1
78 5
79 1
80 3
81 231
82 4
83 1
84 0
85 1
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 5
92 1
93 1
94 1
95 1
96 1
97 5
98 0
99 0
100 67
101 0
102 46
103 1
104 0
105 0
106 3
107 2
108 0
109 0
110 5
111 36
112 9
113 0
114 4
115 1
116 25
117 0
118 2
119 2
120 0
121 6
122 5
123 10
124 6
125 2
126 1
127 3
128 2
129 3
130 0
131 15
132 1
133 7
134 0
135 0
136 34
137 0
138 0
139 1
140 4
141 16
142 7
143 8
144 0
145 13
146 0
147 0
148 1
149 0
150 1
151 38
152 25
153 0
154 15
155 4
156 24
157 15
158 1
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 1
165 1
166 21
167 6
168 4
169 23
170 5
171 5
172 10
173 8
174 0
175 21
176 0
177 4
178 0
179 12
180 1
181 0
182 2
183 29
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 4
195 0
196 21
197 1
198 0
199 10