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nieder. So entstanden auch durch die Post Dörfer und kleine
Städte.
Der Große Kurfürst ist der Begründer der preußischen
Staatspost gewesen. Trotz aller Schwierigkeiten und Konflikte
hat er in seinen Landen ein einheitliches, wohlgeordnetes Post-
wesen hergestellt, große Postkurse angelegt: von Kleve nach Memel,
mit Anschlüssen nach Amsterdam und Warschau, nach Hamvurg und
über Breslau nach Wien. Seine Posten waren wegen ihrer Pünkt-
lichkeit und Schnelligkeit berühmt.
Friedrich I. setzte das Werk seines großen Vorgängers fort.
Der Postverkehr hob sich mächtig, aber die Entwicklung litt doch
unter den vielen Streitigkeiten, welche an den verschiedenen
Grenzen austauchten.
Die Sorge Friedrich Wilhelms I. für den weiteren Ausbau
kennzeichnet sich schon an einigen von ihm herrührenden Bemer-
kungen. Als man ihm vorschlug, von der weiteren Anlage von
Posten in Ostpreußen abzusehen, weil sie verhältnismäßig große
Auslagen verursachen würde, schrieb er an den Rand des Schrift-
stücks: „Sollen Posten anlegen in Preußen von Ort zu Ort, ich
will haben ein Land, das kultiviert ist, dazu gehört Post." Er
nennt sie sogar „das Öl vor die große Staatsmaschine". Was der
schaffende Geist des Großen Kurfürsten ins Leben gerufen, das
empfing durch die ordnende Hand Friedrich Wilhelms I. inneren
Halt und feste Form.
Friedrich der Große fand in der bewegten Zeit des Sieben-
jährigen Krieges noch Zeit, sich persönlich um die weitere Aus-
gestaltung der Postverhältnisse zu kümmern. Aus dem Lager von
Strehlen gab er die berühmte Order wegen Einrichtung eines ge-
ordneten Postwesens in Schlesien. „Das Postwesen soll dem Inter-
esse des Königs und des Volkes, als welche Interessen dieselben
sind, entsprechend und zum Besten des Eommercii, worauf allemal
ein besonderes Augenmerk zu haben, organisiert werden," so
lautete der Befehl des Königs.
Kurfürst August von Sachsen (1553—1586) errichtete die
sächsische Staatspost. Unter den sächsischen Postbotenanstalten
war die in Leipzig bedeutend, so daß sie 1590 der Rat der Stadt
in die Hand nahm. Er erließ 1608 eine Votenordnung, weil
einige Boten bei schlechtem Wetter nicht gehen wollten. Über den
Boten stand der Votenmeister, welcher aufschrieb, wann und wo-
hin der Bote zu laufen hatte. Weigerte sich der Bote zu gehen,
so wurde er mit „ezlichen" Tagen Gefängnis oder Entlassung be-
straft. Jeder geschworene Bote trug eine Votenbüchse; anderen
Leuten war es bei Strafe verboten, eine solche zu tragen. Der
Votenmeister schrieb auf die Votentafel die Namen aller Boten.
Bei jedem Namen steckte ein Pflock. War der Bote fort, wurde der
Pflock herausgezogen.
Als Lohn erhielt der Bote innerhalb des Landes für jede
Meile 2 Groschen, außerhalb des Landes 2 Groschen 3 Pfg. Lief
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
4
und am 11. Juni desselben Jahres ihr unter dem Donner der
Geschütze und dem zustimmenden Jubel der Berliner Bevölkerung
am Traualtars die Hand für ein langes, reich gesegnetes Ehe-
leben reichte.
Am 18. Oktober 1831 öffneten die Kanonen abermals ihren
ehernen Mund und gaben, weit hin dröhnend durch die sandigen
Ebenen der Mark, Kunde von einem neuen frohen Ereignis.
Dort in jenem herrlichen Schlosse in der Nähe von Potsdam,
dem von Friedrich dem Großen erbauten und mit hohem Schön-
heitssinn ausgeführten prachtvollen „Neuen Palais" hatten Eltern-
glück und Elternfreude Einkehr gehalten: die Prinzessin Augusta
hatte ihren hohen Gemahl mit einem Sohn beschenkt. Der
18. Oktober, der Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, jener Schlacht,
in der die Völker Europas dem ländergierigen Korsen ein donnerndes
Halt zuriefen, wurde der Geburtstag eines ritterlichen Helden,
unsers, ach, so früh verschiedenen geliebten Kaisers Friedrich.
Das Ereignis im „Neuen Palais", dem jetzigen Schlosse
„Friedrichskron", wurde nicht nur von der Berliner Bevölkerung,
sondern auch weithin im ganzen preußischen Vaterlande mit um
so größerer Freude begrüßt, als die Ehe des Kronprinzen und
nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm Iv. bisher kinderlos ge-
blieben war. Die Geburt dieses Prinzen sicherte, wenn Gott ihm
das Leben ließ, dem preußischen Königsthrone in jedem Falle
einen Erben, und die Hoffnung, daß er wachsen und gedeihen
werde, war eine durchaus wohlbegründete, denn der kleine Fritz,
wie er später genannt wurde, war mit seinen roten Bausbäckchen
und den milden, treuen Augen ein gar herrlicher Prinz.
Am Sonntage den 13. November fand an der Geburtsstätte
die Tauffeierlichkeit statt. Es waren zu diesem festlichen Akte
folgende Taufzeugen erschienen: Der König Friedrich Wilhelm Iii.,
der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinz und die Prin-
zessin Karl, der Prinz August, letzter Neffe des großen Königs,
Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, jüngster Bruder der Königin
Luise, und die Fürstin von Liegnitz, zweite Gemahlin des könig-
lichen Großvaters. Eingeladen aber nicht erschienen, sondern nur
vertreten waren endlich der Kaiser Nikolaus von Nußland und
der Kaiser Franz von Österreich. Die dem jungen Prinzen in
der Taufe beigelegten Namen waren Friedrich Wilhelm Nikolaus
Karl. Die Taufrede hielt Bischof Eylert, und als während der
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Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Leipzig Europas Liegnitz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
49
Wenn die dem deutsch-österreichischen Kriege zunächstfolgenden
Jahre auch nicht ganz ohne Versuche der Störung des Friedens,
so doch immerhin ohne einschneidende Ereignisse hingegangen waren,
so hatte doch die allmähliche und dem endlichen Ziele immer mehr
entgegenreifende Einigung und Kräftigung Deutschlands längst die
Eifersucht Frankreichs erweckt und sollte diese Einigung nicht zur
Erfüllung gelangen, ohne daß zuvor in einem letzten und ent-
scheidenden Kampfe das Widerstreben des alten Erbfeindes der
deutschen Nation überwunden war. Die Gelegenheit dazu brach
Frankreich selbst in freventlichster Weise vom Zaune.
Der Thron, den einst Napoleon Iii. gewaltsam an sich ge-
rissen, war morsch und gebrechlich; nur mühsam konnte der Kaiser
der Franzosen sich vor dem völligen Zusammenbruche seiner seit
fast 20 Jahren zur Schau getragenen Herrlichkeit retten. Liebe
des Vaterlands, Liebe des freien Manns gründeten dort in
Frankreich eben nicht den Herrscherthron, vielmehr hatte der
Inhaber desselben viel selbstverschuldeten Haß auf sich geladen.
Immer lauter, immer drohender wurden die Stimmen der Un-
zufriedenen unter seinen Unterthanen, immer besorgter blickte der
Kaiser in die Zukunft. Es blieb ihm endlich kein anderes Mittel:
er mußte durch einen großen, welterschütternden Krieg die Augen
seiner Franzosen von sich ablenken, ihrem Sinnen und Trachten
eine andere Richtung geben. Fiel der Kampf dann siegreich für
Frankreich aus, so war es zweifellos, daß sein im Sinken be-
griffener Glücksstern sich wieder bis zu schwindelnder Höhe erhob;
unterlag er, so konnte ihn, den Friedensstörer, kein anderes Ge-
schick ereilen, als dasjenige, dem er jetzt so wie so entgegenging.
Der Kampf selbst aber mußte Deutschland gelten, denn kein Volk
ist von alters her den Franzosen so verhaßt gewesen als das
deutsche. Ein Grund zum Kriege, wenn auch ein recht kläglicher,
fand sich ja auch bald.
Es war im Jahre 1870. Die Spanier suchten einen König
und hatten sich dazu den Prinzen Leopold von Hohenzollern aus-
ersehen. Hierin schien den Franzosen eine Ursache zur Friedens-
störung zu liegen. Kaiser Napoleon ließ durch den Gesandten,
Grafen Benedetti, den König Wilhelm, als das Haupt des Hauses
Hohenzollern, ersuchen, dem Prinzen die Annahme der Krone zu
verbieten. Held Wilhelm, der zu jener Zeit gerade im Bade Ems
weilte, ließ dem französischen Kaiser melden, daß er den freien
Wolter, Kaiser Friedrich Iii. 4
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Leopold_von_Hohenzollern Leopold Napoleon Benedetti Wilhelm Wilhelm Wolter Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
51
Für solche edle Bereitwilligkeit gebührte den süddeutschen
Bundesgenossen eine besondere Anerkennung, und König Wilhelm
fand eine, wie sie zarter und inniger nicht erdacht werden konnte.
Die deutschen Heere marschierten nämlich wiederum in drei
Armeen gegen Frankreich wie 1866 Preußens Truppen gegen
Österreich. Die I. Armee sammelte sich an der Mosel unter
Führung des Generals von Steinmetz; die Ii. Armee zwischen
Bingen und Speyer unter dem Prinzen Friedrich Karl; die Iii.
Armee aber, der in der Hauptsache die süddeutschen Truppen an-
gehörten, stand am Oberrhein unter dem Oberbefehle des könig-
lichen Heldensohnes, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Seinen
eigenen Sohn hatte König Wilhelm ihnen gesandt als Heerführer
und hatte damit der treuen Waffenbrüderschaft zwischen dem
Norden und dem Süden Deutschlands beredten Ausdruck gegeben.
Als Ende Juli 1870 der Kronprinz inmitten der unter
seinem Kommando stehenden Truppen ankam, da erließ er einen
Armeebefehl, der in den Herzen der ehrlichen Bayern, Württem-
berger und Badenser begeisterten Wiederhall fand. Derselbe lau-
tete: „Soldaten der Iii. Armee! Von Seiner Majestät dem
Könige zum Oberbefehlshaber der Iii. Armee ernannt, entbiete ich
den von heute ab unter meinem Befehle vereinigten Königlich
preußischen. Königlich bayerischen. Königlich württembergischen und
Großherzoglich badischen Truppen meinen Gruß.
„Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der
aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinten Söhne
für die gemeinsame Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre
gegen den Feind zu ziehen.
„Wir gehen einem großen und schweren Kampfe entgegen,
aber im Bewußtsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf
eure Tapferkeit, Ausdauer und Manneszucht, ist uns der sieg-
reiche Ausgang gewiß.
„So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft,
um mit Gottes Hülfe unsere Fahnen zu neuem Siege zu ent-
falten für des vereinigten Deutschlands Ruhm und Frieden."
Am 4. August überschritt die Iii. Armee die Grenze, und
wie vor vier Jahren in Böhmen, so war es auch in diesem
Feldzuge dem Kronprinzen vergönnt, mit zwei gewaltigen Schlachten
den Reigen zu eröffnen, der von da an sieben Monate lang über
Frankreichs Fluren dahin brauste. Noch an demselben Tage ge-
4 *
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Speyer Deutschlands Gottes Deutschlands Frankreichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
63
Herzen ginge. Kein Zeichen von anspruchsvollem Selbstgefühl
sprach aus den Mienen des mächtigen Mannes, er war heute,
wie er damals war, als Deutschland ihm das Feldherrnschwert
in die Hände legte. Er ist nicht nur ein Fürst, er ist das
Musterbild eines deutschen Mannes!"
Wir müssen hier abbrechen, können nicht mehr erzählen von
seinem Empfange in Stuttgart, in Darmstadt, in Augsburg, in
Hannover u. s. w.; überall aber fand man dieselbe Begeisterung,
dieselbe herzliche Liebe und innige Verehrung für den deutschen
Kaisersohn, für den großen Feldherrn und den edlen Menschen.
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
391
Xiii. Vaterland und Volkstum.
facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft
waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen
und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte
aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem
Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm
schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert
hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am
Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals,
wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler
Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein
Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser.
hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise
geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche
Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und
sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild
eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden
Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das
Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst
40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal
Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen
Opfermutes und deutscher Zähigkeit.
3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger
Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst_von_Bändel Ernst
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
392
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Friedrich Barbarossa jahrhundertelailg geträumt haben, während die
Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große
Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte
dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der
Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm,
dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutscheli Kriegervereine auf
deni sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal.
Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen
Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht.
Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten
Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare
Ebene, die voll deni Südfuße der waldreicheil Harzberge gesäumt wird.
Noch heute verdient sie das Lob, das ihr einst ein Graf von Stolberg
spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte
Land; ich lobe mir dafür die güldne Aue!" Das Denkmal ist ein
riesiger Turm aus Quadersteineil auf gewaltigen Unterbauten. Drüber
schwebt die Reichskrone. Aus dem Turme reitet Kaiser Wilhelm
der Große auf stolzenl Roß. Unter ihm zwischen Felsblöcken liegt
Barbarossa in Schlaf und Traum. Der Stroin der Denkmalsbesucher
ist unglaublich groß. Das großartige Denkmal und die herrliche Land-
schaft locken sie herbei. H. Harms u. Fr. Polack.
232. Die Moore Westdeutschlands und die Moorkultur.
Überall in Westdeutschland treten vielfach Moore auf, vorherrschend
sind sie jedoch nur im Westeil, im Gebiete der Ems und in Ostfries-
land. An der Ems liegt liiiks das Bourtanger- (spr. baurtanger)
Moor, rechts das Saterland, jedoch so, daß beide eine halbe Stuirde
voiil Fluß entfernt bleiben. Das größte aller deutschen Moore ist das
erstgenailllte. Es liegt auf der Grenze Deutschlands und Hollands
und Nlißt nicht weniger als 1400 qkm, wovon reichlich 1000 qkm zu
Deutschland gehöreil. Das Saterland mißt an 200 qkm; reichlich so
groß ist auch das Teufelsmoor bei Bremen. Auch die ostfriesischen
Moore, die unmittelbar unter der Marsch sich ausdehneil, haben großen
Umfang.
Nirgends im Vaterlande bietet sich uns ein so trostloser Anblick
als auf diesen weiten Moorflächen. Je weiter der Wanderer sich in
diese Einöden hineinwagt, desto unheimlicher wird ihm. So weit er
auch walldert, immer der gleiche, ganz ebene, dunkle Boden mit den
dürren Moos- und Heidepflanzen. Ihm wird immer mehr klar, daß
gegen diese Landschaft die Heide mit ihren Hügeln, Kiefernwaldungen
und Wiesentälern lieblich und reizvoll zu nennen ist. Obgleich man
auf den ebenen Flächen außerordentlich weit sieht, so kann man in
dem Bourtanger Moor doch einen Punkt aufsuchen, von wo aus
man ringsum den Himmel mit dem Moor zusammenfließen
sieht zu einem kreisrunden Horizont, wie man ihn sonst nur
auf dem Meere hat. Aber während auf dem Ozean das Herz sich er-
freut und gehoben fühlt durch den Anblick des wogenden, glitzernden
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Wilhelm Wilhelm Barbarossa Barbarossa H._Harms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Stolberg Palästina Westdeutschlands Westdeutschland Ostfries- Deutschlands Hollands Deutschland Bremen
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
30
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
schickte er dorthin. Er hat das lange Elend des Landes geendet und
bessere Zustände angebahnt. Der große König starb am 17. August 1786.
Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer ries bei der
Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der
Me Fritz' tot ist?" Sein Wahlspruch war: „Für den Ruhm und
das Vaterland!"
5. Was Nils noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit
(1797—1840) erinnert.
In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter
Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine
Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!"
Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen
nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen.
Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Char-
lottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen
ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Ge-
mahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf
der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden
aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet.
Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt
man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tier-
garten. Oben thront die Siegesgöttin auf einem Wagen mit vier
Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefer-
tigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Fran-
zosen und führten es nach Paris; unsere Väter haben es in den Be-
freiungskriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die
Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18.Ok-
tober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen
Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche
frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuz berge bei Berlin
erinnert noch heute daran, wie unter Friedr. Wilhelmiii. in den Befrei-
ungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte.
Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt,
die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söld-
ner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten Hinsort das Vater-
land verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein.
Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern aus,
die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf
einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten
die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien
Bürg erst and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor
das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne
große Kosten die Leute zu versöhnen suchen.
Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii.
Zu seiner Zeit lebte der große Kindersreund Pestalozzi in der
Schweiz. Nach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter-
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelmiii Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Pestalozzi
Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Berlin Potsdam Paris Leipzig Berlin Schweiz
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
386
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein
hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise
geworden war. Tränenden Auges schaute er auf die große festliche
Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und
sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Orden und
eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber schon im folgenden
Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das
Denkmal hatte 90000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst
40 000 Taler beigesteuert, sein ganzes Vermögen. — Das Denkmal
Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen
Opfermutes und deutscher Zähigkeit.
3. Das Kriegerdenknial auf dem Kyffhäuser. Ein duftiger
Sagenschleier weht um den Kyffhäuserberg. In seiner Tiefe soll
Friedrich Barbarossa jahrhundertelang geträumt haben, während die
Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große
Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte
dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der
Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm,
dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutschen Kriegervereine aus
dem sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal.
Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen
Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht.
Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten
Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Kyffhäuserberg Deutschland Deutschlands
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
31
5.^Was uns noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit
1(1797—1840) erinnert.
In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter
Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine
Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!"
Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen
nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen.
Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem M a u s o l e u m bei
Charlottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen
ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin
Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grab-
stätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden aus den
Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet. Auch
bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt man
jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tiergarten.
Oben thront die Siegesgöttin aus einem Wagen mit vier Rossen.
Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefertigt. In
den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Franzosen und
führten es nach Paris; unsere Väter aber haben es in den Befreiungs-
kriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die Freudenfeuer,
welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18. Oktober auf den
Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen Völkerschlacht
bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten.
Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch
heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen
das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte.
Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt,
die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene
Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das
Vaterland verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein.
Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf,
die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf
einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten
die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien
Bürger st and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor
das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne
große Kosten die Leute zu versöhnen suchen.
Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii.
Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi in der
Schweiz. Rach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter-
richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er-
ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm,
uni in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen
wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine.
Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater
Jahn eingefühlt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu
machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und
gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Pestalozzi Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Jahn
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Charlottenburg Berlin Potsdam Paris Leipzig Berlin Schweiz