Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 71

1910 - Wittenberg : Herrosé
71 Iii. Tages- und Jahreslauf, Fleiß und Frömmigkeit. 51. Ein und aus, auf und nieder. Iin Atemholen sind zwei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen! Jenes bedrängt, dieses erfrischt; so wunderbar ist das Leben gemischt. Du, danke Gott, wenn er dich preßt, und dank' ihm, wenn er dich entläßt. Goethe. 52. Das Höchste. 1. Halte fest am frommen Sinne, der des Grenzsteins nie vergaß! Alles Heil liegt mitten inne, und das Höchste bleibt das Maß. 2. Glücklich, wenn die Tage fließen wechselnd zivischen Freud und Leid, zwischen Schaffen und Genießen, zwischen Welt und Einsamkeit! Em. Geibel. 53. Über ein Stündlein. Dulde, gedulde dich fein! Über ein Stündelein ist deine Kammer voll Sonne! Uber den First, wo die Glocken hangen, ist schon lange der Schein gegangen, ging in Türmers Fenster ein. Wer an: nächsten dem Sturm der Glocken, einsam wohnt er, oft erschrocken, doch am frühesten tröstet ihn Sonnen- schein. Wer in tiefen Gassen gebaut, Hütt' an Hüttlein lehnt sich traut, Glocken haben ihn nie erschüttert, Wetterstrahl ihn nie umzittert, aber spät sein Morgen graut. Höh' und Tiefe hat Lust und Leid. Sag' ihm ab, dem törichten Neid! Andrer Gram bringt andre Wonne. Dulde, gedulde dich fein! Über ein Stündelein ist deine Kammer voll Sonne! P. Heyse. 54. Abendlied eines Bauern. 1. Das schöne, große Taggestirne vollendet seinen Lauf: komm, wisch den Schweiß mir von der Stirne, lieb Weib, und dann tisch aus! 2. Kannst hier nur auf der Erde decken, hier unterm Apfelbaum; da pflegt es Abends gut zu schmecken und ist am besten Raum. 3. Und rufe flugs die kleinen Gäste; denn hör, mich hungert's sehr; bring auch den Kleinsten aus dem Neste, wenn er nicht schläft, mit her!

2. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 48

1910 - Wittenberg : Herrosé
48 Ii. Das Haus und seine Sitte, die Familie und ihre Glieder. 25. Auf Westfälischer Heide. 1. Wie lauscht, vom Abendschein mn- die strohgedeckte Hütte, — szuckt, recht wie im Nest der Vogel duckt, aus dunkler Föhren Mitte! 2. Am Fensterloche streckt das Haupt die weißgestirnte Sterke, bläst in den Abenddnft und schnaubt und stößt ans Holzgewerke. 3. Seitab ein Gärtchen, dornumhegt, mit reinlichem Gelände, wo matt ihr Haupt die Glocke trägt, aufrecht die Sonnenwende. 4. Und drinnen kniet ein stilles Kind, das scheint den Grilnd zu jäten; nun pflückt sie eine Lilie lind und wandelt längs den Beeten. 5. Am Horizonte Hirten, die im Heidekraut sich strecken und mit des Aves Melodie träumende Lüfte wecken. 6. Und von der Tenne ab und an schallt es wie Hammerschläge; der Hobel rauscht, es fällt der Span, und langsam knarrt die Säge. 7. Da hebt der Abendstern gemach sich aus den Föhrenzweigen, und grade ob der Hütte Dach scheint er sich mild zu neigen. 8. Es ist ein Bild, wie still und heiß es alte Meister hegten, kunstvolle Mönche, und mit Fleiß es auf den Goldgrund legten. 9. Der Zimmermann, — die Hirten niit ihrem frommen Liede, — sgleich die Jungfrau mit dem Lilienzweig — und rings der Gottesfriede; 10. Des Sternes wunderlich Geleucht aus zarten Wolkenfloren —: ist etwa hier im Stall vielleicht Christkindlein heut' geboren? A. v. Droste-Hülshoff. 26. Ein guter Bater und eine treue Magd. „Herr Doktor, kommen Sie doch geschwind zu dem Hans im Enslihof! Er ist von der Leiter abgestürzt und hat sich wohl den Arm aus der Kugel gefallen." Mit diesen Worten trat ein schlichtes Dorfmädchen in das Hans des Wund- und Augenarztes Johann Baptist Pestalozzi am „Rüden- platz" zu Zürich. Vom Laufen war das Mädchen erhitzt und außer Atem. „Warte und ruhe ein wenig!" sagte der Arzt freundlich. „Ich komm' schon mit. Will nur dies fertig machen und mein Verbandzeug einpacken. Jst's dein Bruder?" „Ach nein!" war die Antwort. „Ich kam vorbei, als das Un- glück geschah. Es war niemand weiter daheim; da bin ich gleich fortgesprungen." „Brav!" sagte der Arzt und betrachtete mit Wohlgefallen das wackere Mädchen. „Einer diene dem andern, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Während sich der Arzt zur Reise rüstete, sah sich das Mädchen im Zimmer um. Da gewahrte es in einer Ecke ein Büblein von vier oder fünf Jahren; das war schwächlich an Gliedern, schwärzlich im Gesicht und unschön von Gestatt. Aber es schaute ans tiefen, schönen Augen verwundert aus das fremde Mädchen. Das stand auf, streichelte ihm das Haar glatt und sagte: „Liebs Büebli, komm, laß dein Wäglein mal schön laufen!"

3. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 102

1910 - Wittenberg : Herrosé
102 Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 9. Es setzten sich die Fürsten; da möcht' es seltsam sein. Sie hungern und sie dürsten beim Braten und beim Wein! „Nun, will's euch nicht behagen? Es fehlt dach, deucht mir, nichts? Worüber ist zu klagen? An was, ihr Herrn, gebricht's? 10. „Es schickt zu meinem Tische der Odenwald das Schwein, der Neckar seine Fische, den frommen Trank der Rhein. Ihr habt ja sonst erfahren, was meine Pfalz beschert! Was wollt ihr heute sparen, wo keiner es euch wehrt?" 11. Die Fürsten sahn verlegen den andern jeder an, am Ende doch verwegen der Ulrich da begann: „Herr, fürstlich ist dein Bissen, doch eines tut ihm not, das mag kein Knecht vermissen; wo ließest du das Brot?" 12. „Wo ich das Brot gelassen?" sprach da der Pfälzer Fritz; er traf, die bei ihm saßen, mit seiner Augen Blitz. Er tat die Fensterpforten weit ans im hohen Saal; da sah man allerorten ins offne Neckartal. 13. Sie sprangen von den Stühlen und blickten in das Land, da rauchten alle Mühlen rings von des Krieges Brand. Kein Hof ist da zu schauen, wo nicht die Scheune dampft; von Rosses Huf und Klanen ist alles Feld zerstampft. 14. „Nun sprecht: Von wessen Schul- ist so mein Mahl bestellt? sden Ihr müßt euch wohl gedulden, bis ihr besät mein Feld, bis in des Sommers Schwüle mir reifet eure Saat, und bis mir in der Mühle sich wieder dreht ein Rad. 15. „Ihr seht, der Westwind fächelt in Stoppeln und Gesträuch. Ihr seht, die Sonne lächelt, sie wartet nur auf euch. Drum sendet flugs die Schlüssel und öffnet enern Schatz, so findet bei der Schüssel das Brot den rechten Platz." Gustav Schwab. 84. Bom frischen Wasser. Ein Glas frisches, helles, reines Wasser ist ein herrlicher Trunk und zugleich der gesündeste. Mancher würde lieber verdursten, ehe er den Mund an schlammiges, stinkendes Sumpfwasser setzte. Jede Niederlassung wird daher vor allem zu untersuchen haben, ob sich in der Nähe gutes Trinkwasser vorfindet. Im qnellenreichen Gebirge wird es in der Regel leichter und besser zu finden sein als in der Ebene. Große Städte müssen mit ungeheuern Kosten oft meilenweite Wasserleitungen anlegen und zuweilen das Wasser erst filtrieren, bevor nran es durch den Fall oder durch Maschinen in einem ausgedehnten Röhrenwerke bis in die menschlichen Wohnungen verteilen kann. Zum

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 153

1910 - Wittenberg : Herrosé
Vi. Bildung und ihre Bedeutung, Besitz und seine Pflichten. 153 anstalt auf dem Schloß zu Burgdorf im Emmentale habe, und welche Wege dahin führten. Nun ließ es dem Knaben keine Ruhe mehr. Er mußte zu Pestalozzi nach Bnrgdorf, wie weit und mühsam auch der Weg vom Arlberge bis zur Emme war. Wo die Sehnsucht als Feuer- fäule voraneilt, da kommen die Füße schon nach! In grüner Joppe, kurzen Lederhosen, nägelbeschlagenen Berg- schuhen, mit dem Hütchen auf dem Kopfe, dem Rosenkranz auf der Brust, dem Stecken in der Hand und dem Rucksacke auf dem Rücken, so machte sich der Knabe nach Westen auf den Weg. Viele Tage war er unterwegs. Allerlei Gegenden und Menschen sah er. Überall befragte er sich. Von den Büchen trank er, und wilde Beeren aß er. Nachts blieb er in Feldhütten, unter Felshängen oder bei Sennern. Alle waren freundlich gegen den frischen Knaben mit den klugen Augen. So kam er endlich nach Bnrgdorf und suchte das Schloß auf. Es herrschte drin ein fröhliches Summen und Brummen, wie wenn die Bienen schwärmen. Aber mutig fragte sich der Tiroler Hirtenknabe durch, bis er endlich Pestalozzi, den Vielbeschäftigten, fand. „Herr Pestalozzi," sagte er, „Ihr habt ein Buch geschrieben, das hat mir die Seele gewonnen. Um Gottes und aller Heiligen willen nehmt mich in Euer Haus und laßt mich Euern Schüler werden! Viel- leicht gefällt es Gott, daß ich ein Lehrer in Eurem Sinne werde!" Vater Pestalozzi sah den Knaben an und liebte ihn. Eine wunder- bare Zuneigung erfüllte sein Herz vom ersten Augenblicke an. Der Knabe bot aber auch ein ungewöhnliches Bild. Das Ave Maria als Gruß auf den Lippen, den Rosenkranz auf der Brust, fröhliche Ge- sundheit in der kraftvollen Gestalt, schöne Begeisterung in den hellen Augen, Ernst und Festigkeit in den Mienen, Ruhe und Gewißheit im Herzen, freien Mut zum Streben in Wort und Willen: so stand er vor Pestalozzi, und nie vergaß dieser das Bild. „Sei willkommen, mein Sohn!" sagte Pestalozzi, „woher kommst du?" Dabei legte er seine Hand auf des Knaben Haupt und streichelte sein volles Haar. „Von der Grenze des Tirolerlandes!" war die Antwort. „Ich hörte und las von Eurem Tun. Da hat mir's keine Ruhe gelassen; ich mußte zu Euch, um Euer Schüler und vielleicht ein Lehrer zu werden!" „So bleibe da und werde mir ein lieber Sohn!" sagte Pestalozzi und drückte den Knaben an sich. Dieser aber ergriff seine Hand und küßte sie dankbar. ^ Bald entfaltete der fremde Knabe eine stille, auffallende Tatkraft. Trotz seiner Jugend war er schon in sich geschlossen, fromm, einfach und kraftvoll. Bald überflügelte er alle im Lernen. Besonders war Maß und Zahl seine Welt. Hier fand er bald neue Wege des Unter- richts. Aus dem Schüler wurde ein Lehrer, und zwar der besten einer. Eine Urkraft und eine unbefiegliche Zähigkeit lebten in ihm. Lernen und Lehren waren feine Lust und gingen bei ihm stets Hand in Hand. Fleiß und Gebet hielt er für die Flügel des Lernens. '

5. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 458

1910 - Wittenberg : Herrosé
458 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. immergrüne, lederartige, lanzettliche Blätter, die als Gewürz gebraucht werden und aus denen man Kränze für die Dichter und Sieger wand. Er wächst int südlichen Europa. 6. Der Baumwollen strauch ist eine der wichtigsten Gespinst- pflanzen. Er wird meterhoch, hat 3lappige Blätter und blaßgelbe Blüten, die in einem gefransten Kelche sitzen. Daraus entwickeln sich Samenkapseln, in denen viele Körner in weichen, wolligen Haar- bettchen liegen. Diese sprengen endlich die Kapsel, die mit 3—5 Klappen aufspringt. Das Sammeln und Reinigen der Baumwolle ist sehr mühselig aber lohnend, da die Bauntwolle einer der wichtigsten tzaudels- artikel ist und Millionen von Menschen beschäftigt. Die Engländer nennen sie „König Cotton". Sie wächst hauptsächlich im heißen Amerika, in Ostindien und Ägypten, wird aber zumeist in englischen Fabriken in der mannigfachsten Weise verarbeitet. Aus Polacks Naturgeschichte. 267. Die wichtigsten Völker Europas. Die hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer, teils germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Hauptrolle gespielt, eine Zeitlang aber vom Schauplatz derselben ver- drängt war, siitd die Italiens r. Welche Eriirnernngen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Zitronen blüh'n", mit seinen Myrten, Zitronen und Orangen; noch heute sind seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist zweimal dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Räume der heiligen Stadt. — Das Ideal eines Italieners ist das dolce far niente, das süße Nichtstun; darum ist der Handel der Italiener von geringer Bedeutung, die gewerbliche Tätigkeit der Größe und dem Reichtums des Landes nicht entsprechend. Auch die Volksbildung steht auf niedrigerer Stufe als in den meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unter- drückung des Räuberwesens zu tun. Äußerst zudringliche Bettler be- lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeitsamkeit; von hier aus gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahnarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker soviel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache.

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 421

1910 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 421 246. Bon Soldatenehre. Ein wackerer Soldat und Kriegsmann soll für seinen König und Herrn und für dessen Reich und Ruhm sterben uttd aushalten bis in den Tod. Ein wackerer Soldat soll sein Vaterland und sein Volk über alles lieben und gern seinen letzten Blutstropfen verspritzen, wenn das liebe Vaterland in Gefahr steht. Ein wackerer Soldat soll immer Gott vor Augen haben und Gottes Gebote tief ins Herz geschrieben tragen, daß auch keine Gewalt ihn zwingen könne, wider Gottes Gebote zu tun. Ein wackerer Soldat soll die Gerechtigkeit und Freiheit über alles lieben und für diese freudig das Schwert ziehen; denn ein anderer Krieg gefällt Gott nicht, der einst von sedevi Tropfen unschuldig ver- gossenen Blutes Rechenschaft fordern wird. Ein wackerer Soldat soll nicht prunken mit der äußeren Ehre, noch sich auf Eitelkeit blähen, sondern die Treue gegen das Vaterland soll seine Ehre sein und sein stiller Mut seine höchste Zierde. E. M. Arndt. 247. Die Trommel. Rings wirbelt die Trommel im Preußenland; still liegt nur ein Hüttchen am baltischen Strand. 2. Ivas jammert das Weib drin bei Tag und Nacht? Ihr Mann ist gefallen »in heißer Schlacht. 3. Auch traf ihr die Angel der Söhne zwei. Der jüngste nur lebt und ihr Nummer dabei. ch Und lebt dir ein Anabe, was härmst du dich bleich? G, preise den Himmel, noch bist du ja reich! 5. Doch horch! Welche Töne das Ufer entlang! Das Weib schrickt zusammen; was macht ihr so bang? 6. „Horch, Mutter, wie schallt es so mächtig und laut?" „„Mein Sohn, zur Rirche wohl führt man die Braut!"" — 7. „Nein, Mutter, das klingt nicht wie Hochzeitston!" „„So trägt man den Paul wohl zu Grabe, mein Sohn!"" — 8. „Nein, nein, so klingt auch nicht Sterbegesang; schon kenne den Ton ich, schon hört' ich den Rlang. 9- Als einst ich ihn hörte zum erstenmal, da war's für den Rater das Abschiedssignal. l0. Und als er zum andern getroffen mein Ghr, da folgten die Brüder dem werbenden Thor. U- Nun ruft er zum dritten, er ruft es nun mir: Die andern sind tot, und die Reih' ist an dir!

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 424

1910 - Wittenberg : Herrosé
424 Xiii. Vaterland und Volkstum. 9. die alten toten Streiter von Düppel und vom Sund, aus Böhmens Schlachtgefilden, aus Frankreich und Burgund. 10. Nun wird ein tiefes Jauchzen durch all die Scharen gehn: „Wir sollen unsern Feldherrn und König wiederfeh'n! 11. Er hatte zu vollbringen so viel auf Erden noch; drum blieb so lang' er ferne, heut' endlich kommt er doch. 12. Nun wird er bei uns bleiben in alle Ewigkeit; nun wird er es erfahren: In Freude und in Leid, 13. auf Erden und im Himmel, wohin der König geht, geschart um Deutschlands König die deutsche Treue steht." 14. Ihr Männer und ihr Knaben, heran, die Stunde ruft! Kniet nieder, legt die Hände auf eures Kaisers Gruft! 15. Hier liegt viel mehr als Ehre begraben und als Ruhm, hier liegt begraben Deutschlands heiligstes Heiligtum. 16. Du Herr, du Held, du Kaiser, entschlaf'ne Majestät, vernimm den Schwur, der brausend aus Deutschland aufersteht: 17. „Dein Tagewerk, dein großes, soll nicht verloren sein; wir wollen, was wir haben, und was wir sind, ihm weih'n! 18. Deutschland soll nicht zerfallen, lebendig soll's nach dir die Weltenbahnen schreiten, das schwören, schwören wir!" 19. Und wenn die Trommeln rufen die Männer zum Gewehr, dann geht der alte Kaiser lebendig vor uns her. 20. Dann rauscht in unsern Fahnen sein Geist zu uns und spricht: „Mein Deutschland, ich bin bei dir, sei stark und fürchte nicht! 21. Wir teilten jede Fre»de„ wir teilten jede Not; 4 so große, tiefe Liebe ist stärker als der Tod. 22. Solang vom Berg zum Meere durch Deutschland fließt der Rhein, wird mit dem deutschen Volke sein Kaiser Wilhelm sein." Ernst v. Wildenbruch. 251. Kaiser Friedrichs Iii. letzte Fahrt. „Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm) uoch einmal die Plätze hier herum. An: liebsten auf Alt-Geltow zu, — und ihr kommt mit, die Kinder und du." Das Dorf, es lag im Sonnenschein; in die stille Kirche tritt er ein, die Wände weiß, die Fenster blank, zu beiden Seiten nur Bank an Bank; und auf der letzter: — er blickt empor auf Orgel und auf Orgelchor und wendet sich und spricht: „Wie gern vernähm' ich noch einmal: Lobe den Herrn. Den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören; Vikyl) laß du das Lied mich hören!" llud durch die Kirche, klein und kahl, als sprächen die Himmel, ertönt der Choral, und >vie die Töne sein Herz bewegen, eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen, 0 Viktoria.

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und setzt. 31 richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie- rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein. Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 66

1910 - Wittenberg : Herrosé
Iii. Tages- und Jahreslauf, Klei»; und Frömmigkeit. 42. Für die sieben Wochentage. Sprich, liebes cherz, in deines Tempels Mitten, für sieben Wochentage sieben Bitten! Zum ersten Tag: Laß deine Sonne tagen und Licht verleihn der Trd' und meinen Schritten! Zum zweiten Tag: O laß nach dir mich wandeln, wie Mond der Sonne nach mit leisen Tritten! Zum dritten Tag: Lehr' deinen Dienst mich kennen, und wie ich dienen soll mit rechten Sitten! Zum vierten Tag: Du wollst mich nicht verlassen in meiner woch', in meines Tagwerks Mitten! Zum fünften Tag: G donn'r ins cherz mir deine Gebote, wenn sie meinem Sinn entglitten! Zum sechsten Tag: O laß mich freudig fühlen, wodurch du mir die Freiheit hast erstritten! Zum siebenten: Die Sonne sinkt am Abend, — o dürst' ich mir so hellen Tod erbitten! Rückert. 43. Lvrüeüe, 8prieliwörter und Merkwörter. Spr. 28,19: Wer seinen Acker bauet, wird Brots die Fülle haben. Wer aber dem Müßiggänge nachgeht, wird Armut genug haben.

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 87

1910 - Wittenberg : Herrosé
Iii. Tages- und Jahreslauf, Fleiß und Frömmigkeit. 87 der Nachbar wieder käm und ihn fragte: „Wie steht's, Gevatter, habt Ihr den weißen Spatzen gesehen?" da lächelte der Bauer und drückte dem Freunde die Hand und sagte: „Gott lohn's Euch!" O. Glaubrecht. 71. Die alte 1. Du siehst geschäftig bei dem Linnen die Alte dort in weißem Haar, die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr. So hat sie stets mit saurem Schweiß ihr Brot in Ehr' und Zucht gegessen und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen. 2. Sie hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt; sie hat des Weibes Los getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt; sie hat den kranken Mann gepflegt; sie hat drei Kinder ihm geboren; sie hat ihn in das Grab gelegt und Glaub' und Hoffnung nicht verloren. 3. Da galt's, die Kinder zu ernähren; sie griff es an mit heiterm Mut; sie zog sie auf in Zucht und Ehren; der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut. Zu suchen ihren Unterhalt, entließ sie segnend ihre Lieben; so stand sie nun allein und alt, ihr war ihr heitrer Mut geblieben. Waschfrau. 4. Sie hat gespart und hat gesonnen und Flachs gekauft und Nachts gewacht, den Flachs zu seinem Garn gesponnen, das Garn dem Weber hingebracht; der hat's gewebt zu Leinewand; die Schere brauchte sie, die Nadel, und nähte sich mit eigner Hand ihr Sterbehemde fonber Tadel. 5. Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es, verwahrt's im Schrein am Ehrenplatz; es ist ihr Erstes und ihr Letztes, ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz. Sie legt es an, des Herren Wort am Sonntag früh sich einzuprägen; dann legt sie's wohlgefällig fort, bis sie darin zur Ruh' sie legen. 6. Und ich an meinem Abend wollte, ich hätte, diesem Weibe gleich, erfüllt, was ich erfüllen sollte in meinen Grenzen und Bereich; ich wollt', ich hätte so gewußt, am Kelch des Lebens mich zu laben, und könnt' am Ende gleiche Lust au meinein Sterbehemde haben. A. v. Chamisso. 72. Gebückt, gebückt! Als ein Jüngling von achtzehn Jahren kam der in der Folge so berühmt gewordene Benjamin Franklin von einein nach Penn- sylvanien gemachten Ausfluge in seine Vaterstadt Boston zurück und besuchte den damaligen Prediger Mather, der ihn sehr liebreich auf- nahm und ihn beim Weggehen einen kürzeren Weg aus seinem Hause führte. Die Nebentür war aber so niedrig, daß ein erwachsener Mensch sich bücken mußte, um nicht an den Querbalken zu stoßen. Franklin sprach während des Fortgehens mit seinem leutseligen Führer und sah daher nicht aufmerksam vor sich hin. „Gebückt, gebückt!" rief aus einmal der Prediger; aber in dem Augenblicke fühlte Franklin schon den Balken an der Stirne. „Merk' Er sich den kleinen Unfall!" sagte
   bis 10 von 31 weiter»  »»
31 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 31 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 5
1 1
2 0
3 2
4 0
5 26
6 0
7 4
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 1
19 1
20 0
21 1
22 2
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 2
30 1
31 0
32 0
33 8
34 0
35 0
36 0
37 30
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 10
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 9
17 26
18 0
19 5
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 3
39 9
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 2
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 2
72 0
73 1
74 0
75 2
76 0
77 24
78 0
79 1
80 0
81 0
82 2
83 1
84 0
85 0
86 0
87 4
88 0
89 0
90 0
91 2
92 1
93 0
94 14
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 5
2 2
3 14
4 0
5 14
6 7
7 3
8 1
9 0
10 0
11 4
12 15
13 29
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 12
20 0
21 0
22 0
23 0
24 5
25 4
26 4
27 0
28 14
29 1
30 0
31 0
32 2
33 127
34 2
35 2
36 2
37 0
38 1
39 26
40 0
41 1
42 6
43 43
44 3
45 0
46 11
47 1
48 0
49 0
50 75
51 107
52 24
53 0
54 3
55 0
56 0
57 0
58 2
59 41
60 1
61 9
62 7
63 0
64 0
65 16
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 9
72 0
73 0
74 0
75 2
76 1
77 0
78 12
79 0
80 0
81 189
82 1
83 1
84 3
85 0
86 7
87 0
88 0
89 5
90 0
91 4
92 0
93 0
94 2
95 0
96 4
97 0
98 0
99 3
100 161
101 0
102 30
103 0
104 0
105 0
106 11
107 2
108 0
109 0
110 8
111 30
112 2
113 1
114 19
115 1
116 13
117 2
118 0
119 2
120 0
121 1
122 2
123 5
124 21
125 12
126 0
127 13
128 0
129 3
130 0
131 11
132 0
133 23
134 0
135 0
136 36
137 7
138 0
139 1
140 0
141 2
142 8
143 3
144 0
145 16
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 26
152 39
153 0
154 33
155 3
156 9
157 11
158 0
159 3
160 0
161 1
162 0
163 0
164 5
165 3
166 20
167 3
168 2
169 9
170 3
171 0
172 1
173 4
174 2
175 86
176 0
177 23
178 0
179 23
180 0
181 0
182 3
183 48
184 0
185 2
186 0
187 0
188 8
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 1
195 2
196 62
197 0
198 0
199 5