Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
40t
Sonneberger Gegend hergestellten Spielsachen beträgt gegen 5 Mill.
Mark. Das Gewerbe lohnt jedoch nur kärglich. Obgleich Frau und
Kinder den Vater angestrengt unterstützen, — bei den kleinen Holz-
männchen z. B. fertigt das eine Glied nur den Rumpf, ein anderes
schnitzt die Arme usw., ein anderes leimt die Teile zusammen usw.,
— wird doch nur eiu Verdienst voir 4—6 J4>. wöchentlich erzielt.
„Das unschuldige Kind", setzt Alex. Ziegler in gefühlvoller Teilnahme
hinzu, „welches atn lustigstrahlenden Weihnachtsabende mit Frohsinn
nach jenen Sächelchen greift, hat keine Ahnung von dem trüben
Dämmerlichte, was dort ane Walde in der armseligen Hütte seilies
Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig
dem Kinde erzählten, das wäre gut." — Die früher so bedeutende
Holzflößerei ist ebenso sehr zurückgegangen wie die Kohlenbrennerei
und Pechsiederei. Dagegen hat die Glasbereitung (Lauscha, Steinheid)
und vor allem die Porzellanbereitung und Porzellanmalerei einen
außerordentlichen Aufschwung genommen.
Aus H. Harms: „Vaterländische Erdkunde".
236. Sehnsucht nach der Thüringer Heimat.
Mein Thüringen, von den: ich schied,
dir tönt mein Sang, dich grüßt mein
Lied!
Ich sing's am fernsten Meere.
So weit der Erde Garten reicht,
kein Land dir, meiner Heimat, gleicht
an Wonne und an Ehre.
Du bist so lieb, du bist so traut,
Urahne bist dn mir und Braut,
dn wunderschöne Fraue.
Der Tannenwald — dein Mantel gut,
der blaue Himmel ist dein Hut,
dein Schemel — grüne Ane.
O weh, ich hab mich selbst verbannt
und vor das Tor mit eigner Hand
geschoben einen Riegel.
Doch seh ich jede Nacht im Traum
dich, Heimatland, mit Berg und Baum,
als zeigte mir's ein Spiegel.
Und drückt aufs Haupt der Winter dir
der diamantnen Krone Zier
und hüllt die zarten Glieder
iu silberweißen Hermelin:
dann beug' ich mich, o Königin,
andächtig vor dir nieder!
Es klingt in mir ein Kinderreim:
„Daheim, daheim ist doch daheim!"
Sie singen's auf den Gassen.
Ich selber sang's wohl tausendmal
in meinem grünen Werratal
und hab' es doch verlassen!
Bringt meiner Heimat dieses Lied,
die ihr nach seinen Wäldern zieht,
ihr Vögelein, ihr schnellen!
Ihr Freunde an dem Werrafluß,
nehmt's hin als einen Wandergrnß
des fahrenden Gesellen.
R. Baumbach. (Aus: Frau Holde.)
237. Auf der Rhön.
Ich staub auf dem Arnsberge, einem steilen Basaltkegel der Rhön,
und schallte an einem Frühlingstage von meiner schneebedeckten, hohen
Warte aus beschneite Bergkuppen hinab und in winterstarre Talgründe,
tu denen die Hütten der Dörfer ausgestreut lagen, grau und formlos,
P o l a ck, Lesebuch. 26
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
458 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
immergrüne, lederartige, lanzettliche Blätter, die als Gewürz gebraucht
werden und aus denen man Kränze für die Dichter und Sieger wand.
Er wächst int südlichen Europa.
6. Der Baumwollen strauch ist eine der wichtigsten Gespinst-
pflanzen. Er wird meterhoch, hat 3lappige Blätter und blaßgelbe
Blüten, die in einem gefransten Kelche sitzen. Daraus entwickeln sich
Samenkapseln, in denen viele Körner in weichen, wolligen Haar-
bettchen liegen. Diese sprengen endlich die Kapsel, die mit 3—5 Klappen
aufspringt. Das Sammeln und Reinigen der Baumwolle ist sehr
mühselig aber lohnend, da die Bauntwolle einer der wichtigsten tzaudels-
artikel ist und Millionen von Menschen beschäftigt. Die Engländer
nennen sie „König Cotton". Sie wächst hauptsächlich im heißen
Amerika, in Ostindien und Ägypten, wird aber zumeist in englischen
Fabriken in der mannigfachsten Weise verarbeitet.
Aus Polacks Naturgeschichte.
267. Die wichtigsten Völker Europas.
Die hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer,
teils germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre
Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder
erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach
katholischer Religion, die germanischen haben sich in überwiegender
Zahl der protestantischen Kirche zugewandt.
Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine
Hauptrolle gespielt, eine Zeitlang aber vom Schauplatz derselben ver-
drängt war, siitd die Italiens r. Welche Eriirnernngen knüpfen sich
an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es
Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Zitronen
blüh'n", mit seinen Myrten, Zitronen und Orangen; noch heute sind
seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt für Künstler
und Kunstfreunde. Roms Macht ist zweimal dahingesunken; aber wenn
der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auftauchen sieht,
da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse
Erregung die Räume der heiligen Stadt. — Das Ideal eines Italieners
ist das dolce far niente, das süße Nichtstun; darum ist der Handel
der Italiener von geringer Bedeutung, die gewerbliche Tätigkeit der
Größe und dem Reichtums des Landes nicht entsprechend. Auch die
Volksbildung steht auf niedrigerer Stufe als in den meisten andern
europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unter-
drückung des Räuberwesens zu tun. Äußerst zudringliche Bettler be-
lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder
Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet
man mehr Arbeitsamkeit; von hier aus gehen viele in andere Länder,
um als Eisenbahnarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker
soviel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können.
Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles
Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine
schöne, vokalreiche Sprache.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Ostindien Europas Italiens Italien Italien
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
I. Der Bauernstand sonst und setzt.
31
richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er-
ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu
ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen
wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine.
Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater
Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu
machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und
gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was
blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich"
von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener
Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder.
Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000
Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit.
Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie-
rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter
Friedrich Wilhelm Iii.
Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat
durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner
Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be-
stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da-
durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der
Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne
Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte
viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu
verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der
Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter
paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches
Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an
die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame
Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an
der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben
wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt.
Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor.
Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter
irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen
wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein.
Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite
Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber
in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr-
schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel-
gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich-
zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit
macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur
langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr
gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und
durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete.
Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver-
hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Jahn Arndt Theodor_Körner Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Weber Schlosser_Dreyse
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rhein Berlin Potsdam Göttingen Sömmerda Zündnadel-
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
400
Xiii. Vaterland und Volkstum.
würdige Wartburg herüber. Im Südwesten wird der Blick begrenzt
durch die Rhön; nordwärts zeigen sich in verschwimmenden bläulichen
Umrissen die Höhen des Harzes.
Manch freundliches Schloß wurde von thüringischen Fürsten im
Gebirge erbaut. Gleich Edelsteinen sind sie in das schwellende Grün
der Wälder eingebettet. Besonders schön und lieblich ist Schloß
Schwarzburg, das Stammschloß der Schwarzburger Fürsten.
Unterhalb Rudolstadt mündet in das Saalknie ein kleines Flüßchen,
dieschwarza. An ihr liegtaufschmalerfelszunge der schmucke Fürstensitz.
Die Schwarza schlängelt sich wie ein Silberband um ihn herum, und
die waldbestandenen Höhen umziehen ihn wie schützende Wälle.
Kein Wunder, daß dem Thüringer Wald alljährlich große Scharen
von Wanderern und Sommerfrischlern zuströmen. Nament-
lich die Großstädter Norddeutschlands wählen in großer Zahl die
Ortschaften des Thüringer Waldes zum Sommeraufenthalt. Das kleine
Städtchen Friedrichroda in der Nähe des Jnselberges nennt man
geradezu eine Vorstadt Berlins. Der Thüringer sieht diese Sommer-
gäste und Wanderer, die er scherzend „Luftschnapper" nennt, sehr gern,
da sie ein gut Stück Geld ins Land bringen. Die Thüringer sind
ein biederer, genügsamer, fröhlicher und gastlicher Menschenschlag. Mit
Kartoffeln im Keller, Singvögeln in der Stube, Bier im Kruge und
einem Liede in der Kehle sind sie zufrieden und glücklich.
4. Die Gewerbtätigkeit. Im 16. Jahrhundert blühte im
Thüringer Walde der Bergbau, namentlich auf Eisen. Je mehr
aber die Kohle in den Eisenhütten ihre Herrschaft antrat, desto
weniger konnte der Thüringer Watd mit seiner Holzheizung den Wett-
bewerb aushalten. Heute wird nur noch wenig, aber vorzüglich gutes
Eisen gewonnen, das u. a. zu Gewehren verarbeitet wird. Bekannt
ist z. B. die preußische „Gelvehrstadt" Suhl, am südwestlichen Fuße
des Beerberges gelegen. — Von andern mineralischen Schätzen ist der
Schiefer wichtig. Gerade die Schiefer des Thüringer Waldes, be-
sonders auch des Frankenwaldes, eignen sich vorzüglich zu Dach- und
imnientlich auch zu T a f e l s ch i e f e r n. Aus der Gegend zwischen
Sonneberg und Saalfeld im Herzogtum Meiningen, besonders
aus Lehesten und Gräfenthal, nordnordöstlich von Koburg im
Gebirge gelegen, kommen alljährlich an 2^/z Mill. eingerahmter
Schiefertafeln und 90 Mill. Griffel in den Handel.
Als der Bergbau immer mehr zurückging, mußte die recht dicht
lvohnende Bevölkerung zu andern Erwerbszweigen greifen, und zwar
führte der Holzreichtum zur Herstellung von S p i e l w a r e n. Den
Mittelpunkt dieser Industrie bildet das schon genannte Sonneberg.
Aus etwa 30 Dörfern der Umgegend bringen die fleißigen Bewohner
jeden Sonnabend die Erzeugnisse ihrer geschickten Hand karrenweise in
die Stadt. Hier bekommen die Sächelchen den Farbenanstrich und die
weltberühmte Marke „Sonneberger". Dann wandern sie in alle Welt;
selbst Amerikas Kleinen werden durch sie erfreut. Ein großer Teil
der Waren geht zunächst nach Nürnberg, um hier in „Nürnberger
Spielwaren" umgetauft zu werden. — Der Wert der jährlich in der
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
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Kein Wunder, daß dem Thüringer Wald alljährlich große Scharen
von Wanderern und Sommerfrischlern zuströmen. Nament-
lich die Großstädter Norddeutschlands wählen in großer Zahl die
Ortschaften des Thüringer Waldes zum Sommeraufenthalt. Das kleine
Städtchen Friedrichroda in der Nähe des Jnselberges nennt man
geradezu eine Vorstadt Berlins. Der Thüringer steht diese Sommer-
gäste und Wanderer, die er scherzend „Luftschnapper" nennt, sehr gern,
da sie ein gut Stück Geld ins Land bringen. Die Thüringer sind
ein biederer, genügsamer, fröhlicher und gastlicher Menschenschlag. Mit
Kartoffeln im Keller, Singvögeln in der Stube, Bier im Kruge und
einem Liede in der Kehle sind sie zufrieden und glücklich.
4. Die Gew erbtätigkeit. Im 16. Jahrhundert blühte im
Thüringer Walde der Bergbau, namentlich auf Eisen. Je mehr
aber die Kohle in den Eisenhütten ihre Herrschaft antrat, desto
weniger konnte der Thüringer Wald mit seiner Holzheizung den Wett-
bewerb aushalten. Heute wird nur noch wenig, aber vorzüglich gutes
Eisen gewonnen, das u. a. zu Gewehren verarbeitet wird. Bekannt
ist z. B. die preußische „Gewehrstadt" Suhl, am südwestlichen Fuße
des Beerberges gelegen. — Von andern mineralischen Schätzen ist der
Schiefer wichtig. Gerade die Schiefer des Thüringer Waldes, be-
sonders auch des Frankenwaldes, eignen sich vorzüglich zu Dach- und
namentlich auch zu Tafelschiefern. Aus der Gegend zwischen
Sonneberg und Saalfeld im Herzogtum Meiningen, besonders
aus Lehesten und Gr äsen that, nordnordöstlich von Koburgim
Gebirge gelegen, kommen alljährlich an 2x/2 Mill. eingerahmter Schiefer-
tafeln und 90 Mill. Griffel in den Handel.
Als der Bergbau immer mehr zurückging, mußte die recht dicht
wohnende Bevölkerung zu andern Erwerbszweigen greifen, und zwar
führte der Holzreichtum zur Herstellung von Spiel waren. Den
Mittelpunkt dieser Industrie bildet das schon genannte Sonneberg.
Aus etwa 30 Dörfern der Umgegend bringen die fleißigen Bewohner
jeden Sonnabend die Erzeugnisse ihrer geschickten Hand karrenweise in
die Stadt. Hier bekommen die Sächelchen den Farbenanstrich und die
weltberühmte Marke „Sonneberger". Dann wandern sie in alle Welt;
selbst Amerikas Kleine werden durch sie erfreut. Ein großer Teil
der Waren geht zunächst nach Nürnberg, um hier in „Nürnberger
Spielwaren" umgetauft zu werden. — Der Wert der jährlich in der
Sonneberger Gegend hergestellten Spielsachen beträgt gegen 5 Mill.
Mark. Das Gewerbe lohnt jedoch nur kärglich. Obgleich Frau und
Kinder den Vater angestrengt unterstützen, — bei den kleinen Holz-
männchen z. B. fertigt das eine Glied nur den Rumpf, ein anderes
schnitzt die Arme usw., ein anderes leimt die Teile zusammen usw.,
— wird doch nur ein Verdienst von 4—6 Jt wöchentlich erzielt.
„Das unschuldige Kind" setzt Alex. Ziegler in gefühlvoller Teilnahme
hinzu, „welches am lustigstrahlenden Weihnachtsabende mit Frohsinn
nach jenen Sächelchen greift, hat keine Ahnung von dem trüben
Dämmerlichte, was dort am Walde in der armseligen Hütte fernes
Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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