Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231
fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt.
Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde.
139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705.
Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen.
Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig.
, Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen.
Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."
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274 Geschichte der neuen Zeit.
in einer einsamen Alpenhütte unter Eis und Schnee zwei Monate lang. Endlich führte ein verräterischer Bauer mitten in der Nacht die Franzosen zu seinem Versteck. Aus ihr Anklopfen trat Hoser hervor, gab sich als den Gesuchten zu erkennen und
bat nur um Schonung für sein Weib und seine Kiuber. Er warb in Ketten nach
Mantua geführt, wo ihn ein Kriegsgericht zum Tode verurtheilte. Ohne sich die Augen verbinben zu lassen, gab er selbst nach einem kurzen Gebete den französischen Soldaten das Zeichen zum Feuern.
Josephine und Marie Louise. Napoleon hatte sich von seiner Gemahlin Josephine scheiben lassen und vermählte sich (1810) mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers von Oesterreich. So schien das Hans Habsburg für Frankreich gewonnen. Seinen eigenen 93ruber Ludwig nöthigte er, dem Königreiche Hollanb zu entsagen und vereinigte dieses Laub mit Frankreich (1810). Ebenso maßte er sich die ganze Nordküste Deutschlands, vom Rhein bis zur Ostsee, an. Den Papst ließ er von Rom entführen und vereinigte dessen Gebiet ebenfalls mit Frank-Andreas ftofer reich, unter der Bedingung, daß fein erft-
geb orner Sohn König von Rom sein sollte. Ein französischer Prinz, bekannt unter dem Namen Bernabotte, würde zum Kronprinzen von Schweden bestimmt. Nach L. Stacke.
168. Aapokeous Ieldzng nach Rußland. 1812.
Ursache des Krieges. Der Kaiser Alexanber von Rußlaub war lange mit Napoleon verbünbet gewesen; aber der grenzenlose Ehrgeiz des letzteren zerriß auch bieses Biinbniß wieder. Um England möglichst großen Schaben zu thun, hatte Napoleon die sogenannte Kontinentalsperre angeorbnet, d. H. er hatte verboten, daß auf dem Kontinent englische Waaren eingeführt würden. Eine strenge Durchführung dieses Verbots begehrte er auch von seinem Bnnbesgenossen Alexanber^ für das russische Reich. Darüber kam es zum Kriege zwischen den beiben Kaisern, bereu Verhältniß ohnehin nichts mehr das beste war.
Feldzug gegen Rußland, too fiel Napoleon im Sommer 1812 mit einem ungeheuren Heere von einer halben Million auserlesener Krieger aus allen Völkern in das große russische Reich ein. Es gelang ihm auch, im schnellen Zuge tief in baffelbe vorzubringen, die Russen in einer großen Schlacht bei 93orobino.au der Moskwa (am 7. September) zu schlagen, und (am 14.) in die alte Hauptstabt Moskau seinen Einzug zu halten. Er hoffte den Winter hinburch von den großen Vorrächen dieser Stadt sein Heer zu eryalten und, wenn der Kaiser Alexander nicht schnell Frieden schlösse und ganz seinen Willen zu thun verspräche, im nächsten Jahre gegen Petersburg zu ziehen. Allein diesmal betrog ihn seine Berechnung gänzlich.
Braud von Moskau. Die Russen wollten, gleich den Spaniern, ihr Vaterland wegen einer unglücklichen Schlacht nicht sogleich verloren geben, sondern lieber ihre eigene zweite Hauptstadt den Flammen opfern, ^bamit nur die Feinde hier keinen Stützpunkt fänben. Und wirklich staub die große Stadt, zum Schrecken der Franzosen, gleich nach ihrem Einzuge plötzlich an hundert Stellen zugleich im Feuer, so daß an kein Löschen zu benfen war und alle die großen Vorräthe verbrannten. Es war ein ungeheures Opfer von Seiten der Russen; aber es war auch der Wenbepmtft von Napoleons ganzem Glücke. Von biesem Augenblicke an ging baffelbe rückwärts, und anberthalb Jahre später mußte er seine angemaßte Krone nieberlegen.
Der Rückzug. In der großen Branbstätte von Moskau konnte er nicht bleiben. Vorräthe für das Heer aus der umliegenben Gegenb zusammen zu bringen, war nicht möglich; benn die Russen hatten alles verheert. Daher mußte er im Oktober--monat eiligst den Rückzug antreten. Er hoffte noch vor dem Einbruch des Winters
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288
Geschichte der neuen Zeit.
sind oft Monate lang zusammen, und da wird alles haarscharf verhandelt, und das Wohl der Unterthanen nach allen Seiten hin erwogen.
Tie deutsche National-Versammlnng. Als unser Aönig im Jahre 1848 die Deputirteu aus dem ganzen Lande nach Berlin berief, eilten zu gleicher Zeit aus allen deutschen Ländern Männer nach der Stadt Frankfurt am Main. Dort bildete man auch eine Versammlung, die sich das deutsche Parlament, oder die deutsche National-Versammlung nannte. Fast alle Fürsten Deutschlands hatten aus ihren Ländern Depntirte hingesendet. Man wollte ein Reichsgrundgesetz für ganz Deutschland abfassen, des alten deutschen Reiches Einheit und Herrlichkeit herstellen und an der Spitze einen deutschen Kaiser haben. Zunächst stellte man den österreichischen Erzherzog Johann als Reichsverweser an die Spitze Deutschlands. Aber dieser konnte blutwenig ausrichten. Endlich beschloß man einen deutschen Kaiser zu wählen, welcher das Reichsgrundgesetz in Ausführung bringen sollte. Nach manchem Streite fiel die Wahl auf unsern vielgeschmähten vielgekränkten König Friedrich Wilhelm Iv., und man kam in einen: großen, feierlichen Zuge nach Berlin, um ihm die deutsche Kaiserkrone zu Füßen zu legen. Aber der König lehnte das Anerbieten ab. Nnn entstand in der frankfurter Versammlung große Verwirrung. Der eine wollte es so, der andere so haben. An vielen Orten Deutschlands schlug der Aufruhr in hellen Flammen auf.
Der Aufftauö in Baden. In Baden gewann im Jahre 1849 der Aufstand die Oberhand, und der Großherzog mußte aus dem Lande fliehen, die Aufrührer übernahmen die Regierung, und da auch ein großer Theil der badenschen Soldaten treulos von seinem Fürsten abfiel, so kamen die Festungen und Städte und somit das ganze Land in die Hände der Aufständischen. Ebenso ging es in der bairischen Pfalz. Es hätte der Aufruhr gewiß auch die benachbarten Länder ergriffen und überwältigt, wäre auf dringendes Bitten der Fürsten nichts unser König mit feinen braven Truppen eingeschritten. Der Prinz von Preußen (unser jetziger Kaiser Wilhelm I.) erhielt bett Oberbefehl über eine Heeresmacht und rückte gegen die Aufrührer vor. Diese wehrten sich aus allen Kräften; aber bje braven Preußen schlugen die Rebellen, „kräftig,, zurück und nahmen die Länder, Städte und Mstungen ein. Die Fürsten wurden nun wieder in bett Besitz der Länber gesetzt.
Oesterreich, Ungarn, Italien. 1848—1849. Um biefe Zeit hatten sich auch die Ungarn unter Führung Kosinths erhoben und wollten sich von Oesterreich losreißen. Mit Hülfe der Russen gelang es aber, der Revolution Herr zu werben. Auch die Lombarbei und Venebig wollten nicht länger unter Oesterreichs Fremb-herrschast stehen. Der Felbinarschau Rabetzki aber verschafft hier der österreichischen Sache bett Sieg.
Der Krimkrieg. 1853—1856. Kaiser Nikolaus von Rnßlanb rückte (1853) mit seinen Truppen in bte türkischen Donaufürstenthümer Molbau und Walachei und beanspruchte die Schutzhoheit über sämmtliche griechische Christen in der Türkei. Obgleich Napoleon Iii. den Ausspruch gethan hatte: „Das Kaiserreich ist der Friede", stellte er sich doch mit England und Oesterreich auf die Seite der Türken. Die Franzosen und Engländer zogen nach der Krim und belagerten die Festung Sewastopol. Das Bombardement und die Sturmangriffe waren hier fürchterlich. Als die Franzosen endlich den Malakoff-Thurm einnahmen, sprengte der russische Fürst Gartschakoff den größten Theil der Festungswerke in die Luft. Da es später zum Frieden kam, mußte sich die Türkei verpflichten, die religiösen und bürgerlichen Rechte ihrer christlichen Unterthanen zu schützen. .
Schöpfungen Friedrich Wilhelm Iv. Preußen verdankt diesem,geistvollen
Könige viele Schöpfungen, z. B. die gewaltige Eisenbahnbrücke über bte Weichsel
bei Dirschau, welche 7 mächtige Pfeiler hat. Ein eisernes Gitterwerk, welches dre Seitenwände der Brücke einschließt, und 120 Ketten tragen und- halten bte Brucke. Friedr. Will). Iv. machte auch bett Anfang zur Gründung einer Kriegsflotte.
Berlin verschönerte er mit vielen herrlichen Bauwerken, stellte vtele alte Ktrchen
und Burgen unsers Vaterlandes wieber her und sorgte für bett Wetterbau des kölner Doms. _ ^ . . „V , ,
Wohin der König gehört. Friedrich Wilhelm Iv. war ein grimbguttger, durch und durch christlicher Matttt. Sein Wahlspruch war: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen". Einst machte er eine Reise, ^n einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er steh sehr freute.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Rabetzki Nikolaus_von_Rnßlanb Nikolaus Napoleon Fürst_Gartschakoff Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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