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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 142

1910 - Wittenberg : Herrosé
142 Werkskammer ihren Sitz. Hier finden die großen alljährlichen Beratungen statt, und hier arbeitet ihr Vorsitzender zusammen mit dem Sekretär der Kammer, der ein rechtsgelehrter Herr ist, nach den Beschlüssen aller Kammermitglieder zum Wohl des Handwerks." Wilhelm hatte aufmerksam zugehört und war, ohne auf seine Umgebung zu achten, neben seinem Vater hergeschritten. Da hielt der Vater mit der Rede inne, und Wilhelm erblickte vor sich den mächtigen und doch so zierlichen, mit prächtiger Bildhauerarbeit geschmückten Giebel des Gewandhauses. Voll Staunen und Bewunderung über den gewaltigen Bau erkundigte er sich bei dem Vater, was das für ein Haus sei; denn daß es kein Wohnhaus sei, leuchtete ihm ohne weiteres ein. In kurzen Worten erklärte der Vater den Namen und die frühere Bestim- mung des Hauses und setzte hinzu, daß neuerdings hier die Handelskammer ihren Sitz aufgeschlagen habe; auch das große Gebäude, das sich seitlich ans Gewandhaus anschließt, sei für die Handelskammer bestimmt. „Handelskammer?" fragte Wilhelm, „das ist wohl etwas Ähnliches für den Handel, wie die Handwerkskammer für das Handwerk?" „Ganz recht," meinte der Vater, „nur dient die Handelskammer nicht allein dem Handel, sondern auch der Industrie, d. h. den Fabriken, Bergwerken und ähnlichen großen Betrieben im Herzogtum." „Haben denn die Kaufleute und Fabrikanten auch Innungen?" fragte Wilhelm weiter. Der Vater verneinte die Frage und erzählte dem Sohne, daß Handels- und Handwerkskammer nur im allgemeinen sich vergleichen ließen. 2m einzelnen seien viele Unterschiede zwischen dem Aufbau und den Aufgaben der Handelskammer und der Hand- werkskammer vorhanden. „Die Mitglieder der Handelskammer," fuhr er fort, „werden von den Kaufleuten und Fabrikanten unmittelbar gewählt, ohne daß örtliche Fachverbände nach Art der Innungen dazwischentreten. Wenn auch nach dem Wort- laute des Gesetzes die Aufgaben, die der Handelskammer zuge- wiesen sind, nicht wesentlich von denen der Handwerkskammern abweichen, so sind es doch Fragen anderer Art, die die Handels- kammer zumeist beschäftigen. Allerdings ist auch für die Handels- kammer die Fürsorge für den kaufmännischen Nachwuchs von großer Bedeutung, ja es ist sogar eine besondere Abteilung in der Verwaltung der Kammer dafür eingerichtet. Aber eine wichtigere Rolle spielen doch die Fragen des Verkehrs, ob nicht neue Eisenbahnlinien gebaut, Kanäle gebaut, neue Telegraphen- und Telephonlinien angelegt werden sollen. Daneben gehört es aber zu den Pflichten der verschiedenen Handelskammern im Deutschen Reiche und so auch derjenigen für das Herzogtum Braunschweig, die Regierungen und die gesetzgebenden Körper- schaften im Staat und Reich durch sachverständige Auskünfte zu unterstützen, wenn es sich beispielsweise darum handelt, mit fremden Staaten Verträge über die Einfuhr ausländischer und

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 279

1910 - Wittenberg : Herrosé
Ihnen den Dank und den aufrichtigsten Glückwunsch des hiesigen Handels- und Eewerbestandes für das darzubringen, was auch Berlins Handel und Industrie Ihren Anstrengungen zur Vervoll- kommnung des Weltpostvereins verdanken. Möge das großartigste internationale Werk des verflossenen Jahrzehnts sich noch lange der fördernden Hand seines ersten Be- gründers und unermüdlichen Pflegers erfreuen." 108. Die Eisenbahn. Die zweite große Verkehrsanstalt des Staates ist die Eisen- bahn. Wir können uns heute kaum vorstellen, wie es sein würde, wenn wir die Eisenbahn nicht hätten. Nicht allein, daß Personen und Güter schnell und billig von Ort zu Ort gebracht werden, sie geben vielen Tausenden von Beamten und Arbeitern und ihren Familien Brot und Stellung. Dazu gewähren sie durch ihre Über- schüsse dem Staate eine sehr erhebliche Einnahme. Im Jahre 1008 ergab die Eisenbahn einen Reinertrag von reichlich 200 Millionen. Je weiter die Bahnlinien gelegt werden, je enger das Bahn- netz wird, um so besser ist es für unsere Landwirte. Fabriken und Gewerbe. Mit größerem Gewinn können sie ihre Erzeugnisse ver- frachten und ihren Wohlstand heben und ihren Fleiß belohnen. In unseren Kolonien ist unser Eisenbahnbau das einzige nach- haltige Mittel zur Erschließung des Landes für die europäische Kultur. Unsere Eisenbahnen haben auch einen militärischen Zweck. In Kriegszeiten ist es unbedingt notwendig, daß sich die betreffenden Bahnlinien in der Hand des Staates befinden müssen für seine Truppentransporte. Für die staatliche Sicherheit sind sie unge- mein wichtig, und sie haben im Jahre 1870/71 diese Aufgabe glän- zend gelöst. Einheitliche Tarife können nur auf einer einheitlich geleiteten Staatsbahn durchgeführt, daher muß unsere Bahn Staatsbahn sein. Bismarck erkannte wohl die Tragweite des Schrittes, als er im Jahre 1870 die preußischen Bahnen verstaatlichte. Bis jetzt haben wir zwar ein deutsches, normalspuriges Bahn- netz. aber noch keine deutsche Eisenbahngemeinschaft. Jedes Land verwaltet seine Bahn selber. Eine Gemeinschaft besteht erst zwischen Preußen und Hessen. Was erstrebt werden soll. ist, unter Wahrung der Selbständig- keit der einzelnen Staatsbahnen, dreierlei: 1. einheitliche Hand- habung des Eisenbahnwesens in Deutschland auf nationaler, deut- scher Grundlage, aber ohne Beeinträchtigung der Hoheit und der Besitzrechte der Einzelstaaten. 2. größtmögliche Beseitigung der wirtschaftlich schädlichen Leerläufe des Wagenmaterials, 3. unbe- schränkte gegenseitige Benutzung des Güterwagenparkes.

3. Staats- und Bürgerkunde - S. 280

1910 - Wittenberg : Herrosé
280 Es handelt sich um eine Betriebsmittelgemeinschaft, die unser Vaterland erstrebt. Dem Fernverkehr dienen die Vollbahnen. Sie sind fast ausschließlich Staatsbahnen. Die 2k ebenbahnen vermitteln den Anschluß der einzelnen Landesteile an die Hauptbahn. Die Kleinbahnen, schmalspurig gebaut, befinden sich meistens im Besitze privater Bahngesellschaften, sie vermitteln nur den Ver- kehr abgelegener Gebiete und dienen weniger dem allgemeinen großen Verkehr. Das Reich hat nur in Elsaß eigene Eisenbahnen. Sie werden von der Generaldirektion in Straßburg verwaltet, welche der Auf- sicht des Reichsamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen untersteht. Da das Reich der Verfassung gemäß einen Einfluß auf die Eisenbahnverwaltung hat, so sorgt es für eine einheitliche Bau- u n d Betriebsordnung. Dazu gehört die technische Seite des Betriebs, die Aufrechterhaltung der Ordnung durch die Bahn- polizei, die Signalordnung. Bestimmungen über die Befähigung der Eisenbahnbeamten. Dadurch will sie Sicherheit für Leben. Gesundheit. Sicherheit der Reisenden, des Eigentums gewährleisten. Eine Eisenbabn-Verkebrsordnung enthält die Grund- sätze für die Beförderung von Personen und Gütern und setzt die Rechte und Pflichten des Publikums fest. Die Aufsicht führt das R^ i ch s e i s e n b a h n a m t, welches dem Reichskanzler unter- stellt ist. Für die Beförderung sind besondere Tarife. Personen- und Gütertarife, aufgestellt. Der „Verein deutscher Eisen- b a h n v e r w a l t u n g e n" sorgt für Einheitlichkeit der Tarife, indem sie Normaltarife aufgestellt haben. In Verkehrsfragen werden den Eisenbahndirektionen und dem Ministerium Beiräte aus den Handels- und Landwirtschafts- kammern beigegeben, die die Bedürfnisse, welche das Verkehrs- leben an den Eisenbahnverkehr stellen, zur Besprechung und Be- ratung bringen und so für Befriedigung mitsorgen. Für die Eisen- bahndirektionen sind es die B e z i r k s e i s e n b a h n r ä t e und für das Ministerium der L a n d e s e i s e n b a h n r a t. Die Entwicklung des Verkehrswesens und namentlich die Steigerung der Transportmengen ist in den letzten Jahrzehnten eine so außerordentliche gewesen, daß sie die kühnsten Erwartungen und Schätzungen bei weitem übertroffen hat. In den letzten 15jahren ist die beförderte Gütermenge von 138millionen Tonnen auf,269- Millionen Tonnen, die Zahl der beförderten Personen von 275 auf.720 Millionen gestiegen. Eine Steigerung des Ver- kehrs derart bedingt eine Erweiterung unserer Verkehrsanlagen. Wir sind betreffend derselben ziemlich an der Grenze angelangt und können jetzt nur noch durch stärkere Ausnützung der Betriebs- mittel etwas erreichen.

4. Staats- und Bürgerkunde - S. 480

1910 - Wittenberg : Herrosé
480 „Sie setzen mich in freudiges Erstaunen, Exzellenz," sprach der Reichskanzler. „Rußland bestand bisher mit Festigkeit auf seinem Rechte, die Zölle der über seine Grenze eingeführten Waren durch eigenes Gesetz zu bestimmen." „Rußland ist bereit, von dem System des s e l b st h e r r - lichen Zolltarifs abzugehen." erwiderte der Botschafter, „wenn Deutschland das russische Getreide und Holz zu gleichem Zolle wie das österreichische zulaßt." „Die Forderung ist hoch, Exzellenz," sprach der Reichskanzler, „und welche G e g e n l e i st u n g würde Rußland bieten?" „Man denkt an eine Herabsetzung des Zolls für Maschinen, vielleicht auch für Klaviere und Modesachen. Vor allem aber hoffen wir, daß durch die freundschaftlichen Beziehungen, die das Vertragsverhältnis zwischen beiden Reichen anbahnen wird, das deutsche Kapital wieder Gelegenheit zu nutzbringender Anlage in Rußland finden wird." „An dieser Gelegenheit fehlt es ihm im Jnlande allerdings auch nicht, Exzellenz." erwiderte der Reichskanzler. „Eine ver- tragsmäßige Bindung der russischen Zölle auf deutsches Eisen und deutsche Kohlen würde wohl das einzige sein, was Deutsch- land zu Zugeständnissen geneigt machen könnte." „Wir sind bereit," war das letzte Wort des Botschafters, „alle auftauchenden Fragen gründlich zu studieren." Aus H. Mahraun. 186. Handelsvertrag mit Amerika. Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf über die Handels- beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika (Handels- vertrag mit Amerika) zur verfassungsmäßigen Veschlußnahme zu- gegangen. Der Wortlaut des Gesetzentwurfs: Der Bundes- rat wird ermächtigt, bei der Einfuhr von Erzeugnissen der Ver- einigten Staaten von Amerika in das deutsche Zollgebiet die An- wendung der in den geltenden Handelsverträgen zugestandenen Zollsätze in angemessenem Umfang zuzulassen. Die Ermächtigung bleibt so lange in Kraft, als in den Vereinigten Staaten die Er- zeugnisse des Deutschen Reichs und der mit ihm zollgeeinten Länder oder Gebietsteile höheren Zollsätzen als den in Abschnitt 1 des amerikanischen Zolltarifgesetzes vom 5. August 1909 (das ist der Mindesttarif der Vereinigten Staaten) vorgesehenen nicht unterworfen werden. Wird von den Vereinigten Staaten bei der Zollbehandlung nicht nach den in der Rote zu Artikel 2 des Han- delsabkommens vom 22. April bis 2. Mai 1907 unter Ii bis F ent- haltenen Grundsätzen verfahren, oder lassen die Vereinigten Staaten durch Gesetze, Verträge mit dritten Ländern oder auf irgendeine andere Weise bezüglich des Warenaustausches zwischen

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 475

1910 - Wittenberg : Herrosé
475 erhoben. Heute wird der Zoll fast nur an der Grenze gezahlt, so daß man bloß von Grenzzöllen sprechen kann. Früher wurde der Zoll an den Hauptverkehrsstätten im Innern des Landes gezahlt. Zn der Zeit unserer Kleinstaaterei war die Erhebung der Zölle an den Landesgrenzen ein äußerst empfindliches Verkehrs- hindernis. Sie wurden deshalb abgeschafft, zunächst durch die Grün- dung des Preußisch-Deutschen Zollvereins und dann durch die Einigung des Reiches. Zn der Reichsverfassung heißt es daher auch: „Deutschland bildet ein Zoll- und Handelsgebiet, umgeben von gemeinschaftlicher Zollgrenze. Alle Gegenstände, welche im freien Verkehr eines Bundesstaates befindlich sind, können in jeden anderen Bundesstaat eingeführt und dürfen in letzterem einer Ab- gabe nur insoweit unterworfen werden, als daselbst gleichartige inländische Erzeugnisse einer inneren Steuer unterliegen." Die Zölle erfüllen eine zwiefache Aufgabe: Sie sollen den in- ländischen Gewerbefleiß schützen (Schutzzoll) und sie sollen die Ein- nahmen des Staates vermehren (Finanzzölle). Man spricht nur von Grenzzöllen, die entweder Einfuhrzölle oder Ausfuhrzölle find. Die Einfuhrzölle erhebt der Staat bei dem Eintritt fremder Waren in unser Staatsgebiet. Bezüglich der Höhe müssen sie den Anforderungen des gegenseitigen Verkehrs entsprechen. Daher sind diese Zölle eine Waffe der Handelspolitik. Die Einfuhrzölle auf Genußmittel: Kaffee, Tee, Kakao sind reine Finanzzölle, nur dazu bestimmt, die Einnahmen des Staates zu vermehren. Die Zölle dienen andererseits dem „Schutze der natio- nalen Arbeit". Zn den Vereinigten Staaten hatte die Landwirt- schaft Getreide in Überfluß erzeugt. Der Boden war nicht aus- genutzt und sehr fruchtbar, die Arbeitslöhne waren sehr niedrig. So überschwemmten die Amerikaner die europäischen Staaten mit ihrem überflüssigen Getreide und konnten es infolge der niedrigen Wasserfracht so billig verkaufen, daß unsere Landwirtschaft nicht mitmachen konnte. Ihre Betriebskosten waren viel höher, und die Folge war, die europäische Landwirtschaft und Viehzucht ging immer weiter zurück und hätte untergehen müssen, wenn ihr nicht staatlicher Schutz zu Hilfe kam. Der bisherige Zustand des F rei- st a n d e l s , daß alle Länder unbehelligt ihre Erzeugnisse bei uns einführen konnten, wurde aufgehoben, und es wurden im Zahre 1879 Schutzzölle für Getreide, Vieh und die Industrie bei uns ein- geführt. Der Zoll auf das ausländische Getreide. Vieh usw. wird so hoch angesetzt, daß der Verkaufspreis dem entspricht, was unsere Landwirtschaft und Industrie für ihre Erzeugnisse verlangen muß, um wirtschaftlich bestehen zu können. „Diesen Schutzzöllen verdankt das Deutsche Reich die erstaun- liche Entwicklung seiner Industrie in den letzten Jahrzehnten und die Erhaltung einer lebenskräftigen Landwirtschaft, sowie die Steigerung seiner Vevölkerungszahl auf 64 Millionen, deren

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 441

1912 - Danzig : Kasemann
441 wird er das Anerbieten Pappenheims dankend abgelehnt und auch keine Abgesandten nach Gardeleben geschickt haben — die Entfernung war doch zu groß, als daß auf diese Weise ein Erfolg hätte erwartet werden können; außerdem waren die Friedensverhandlungen zwischen Polen und Schweden zwar augenblicklich wiederum gescheitert, ihre Fortsetzung aber doch für die nächste Zeit in Aussicht genommen. Immerhin bleibt das Schreiben nicht nur für die Geschichte Danzigs, sondern auch in allgemeiner Hinsicht von Interesse, geht doch aus ihm deutlich hervor, wie schon damals die der kaiserlichen Partei in Deutschland von Gustav Adols drohende Gefahr von Männern wie Pappenheim richtig erkannt wurde. Otto Günther. Im Park zu Oliva. ^n allen Wipfeln hängt die Silberträne der Sommernacht in keuschem Morgenglanz, wie stille Lichtgedanken ziehen die Schwäne, umduftet süß von reichem Blütenkranz. Das Sonnenlicht fällt hell wie blonde Locken durch Busch und Baum und zartes Sommergrün, und durch den Glanz die alten Klosterglocken wie fromme Pilger ernst und langsam zieh'n . . . Wie in des Domes dämmerdunklem Raum kniet deine Seele andachtstill nun nieder — du träumst — und deine Stirn: sie fühlt es kaum, wie sie umschmeichelt blütenreicher Flieder. Wie eines Herzens Unrast klingt das Brausen des Wasserfalls aus dunkelgrünem Grund, und aus des Sturzes ungestümem Sausen hörst du's wie Sehnsuchtrus von heißem Mund . . . Hell grüßt das Schloß zum Wald und gold'nem Feld, und wie hier einst den Schwertern Rast beschieden: — mit sich, dem lauten Leben und der Welt macht auch das Herz nun still und selig Frieden. — — Brnno Pomp ecki. Thorn unter polnischer Oberhoheit. Turch den zweiten Frieden non Thorn vom 9. Oktober 1466 wurde Westpreußen an Polen abgetreten und dadurch die Schutzherrschaft Polens über Thorn eine dauernde.

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 458

1910 - Wittenberg : Herrosé
458 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. immergrüne, lederartige, lanzettliche Blätter, die als Gewürz gebraucht werden und aus denen man Kränze für die Dichter und Sieger wand. Er wächst int südlichen Europa. 6. Der Baumwollen strauch ist eine der wichtigsten Gespinst- pflanzen. Er wird meterhoch, hat 3lappige Blätter und blaßgelbe Blüten, die in einem gefransten Kelche sitzen. Daraus entwickeln sich Samenkapseln, in denen viele Körner in weichen, wolligen Haar- bettchen liegen. Diese sprengen endlich die Kapsel, die mit 3—5 Klappen aufspringt. Das Sammeln und Reinigen der Baumwolle ist sehr mühselig aber lohnend, da die Bauntwolle einer der wichtigsten tzaudels- artikel ist und Millionen von Menschen beschäftigt. Die Engländer nennen sie „König Cotton". Sie wächst hauptsächlich im heißen Amerika, in Ostindien und Ägypten, wird aber zumeist in englischen Fabriken in der mannigfachsten Weise verarbeitet. Aus Polacks Naturgeschichte. 267. Die wichtigsten Völker Europas. Die hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer, teils germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Hauptrolle gespielt, eine Zeitlang aber vom Schauplatz derselben ver- drängt war, siitd die Italiens r. Welche Eriirnernngen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Zitronen blüh'n", mit seinen Myrten, Zitronen und Orangen; noch heute sind seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist zweimal dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Räume der heiligen Stadt. — Das Ideal eines Italieners ist das dolce far niente, das süße Nichtstun; darum ist der Handel der Italiener von geringer Bedeutung, die gewerbliche Tätigkeit der Größe und dem Reichtums des Landes nicht entsprechend. Auch die Volksbildung steht auf niedrigerer Stufe als in den meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unter- drückung des Räuberwesens zu tun. Äußerst zudringliche Bettler be- lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeitsamkeit; von hier aus gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahnarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker soviel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache.

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und setzt. 31 richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie- rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein. Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.

9. Der Handwerker - S. 80

1908 - Wittenberg : Herrosé
80 _ Schon auf der Universität Göttinnen war während seiner Studienzeit der Freiherr vom und zum Stein mit den Lehren des Industrresystems bekannt geworden. Im Jahre 1804 zum preu- ßischen Minister ernannt, fand er mit seinen Ideen bei Friedrich Wilhelm in. wohlwollendes Verständnis und tatkräftige Unter- stützung. Dre Erbuntertänigkeit des Bauernstandes wurde aufgehoben und dadurch, wie Stein sagt, „der unerschütterliche Pfeiler jedes Thrones, der Wille freier Menschen, gegründet". Durch den Erlaß der Städteordnung erhob er die Nation „aus der dumpfen Enge des häuslichen Lebens" zur Selbständigkeit gemeinnütziger Tätigkeit und tatkräftiger Handlungen. Durch das Edikt vom 3. November 1810 über die Einführung der Eewerbefreiheit fielen die erschwerenden Einschränkungen des Zunftzwanges fort, und jeder, der im Besitze eines Gewerbe- scheines war. durfte das Gewerbe ungestört ausüben. Der Einfluß dieser neuen volkswirtschaftlichen Ideen machte sich im Industrieleben sehr bemerkbar. Die Betriebe hatten so- lange unter dem Zollschutz gearbeitet. Nach Aufhebung binnen- ländischer Zölle hieß es der Konkurrenz die Spitze bieten. Die Einführung der Dampfmaschine machte die industrieellen Betriebe am Finowkanal von der geringen Wasserkraft desselben unabhängig und gestattete ihnen eine längst erwiinschte Aus- dehnung ihrer Produktion. V. So waren für den neuen Aufschwung in der Industrie alle Vorbedingungen erfüllt, und es fehlte nur noch, daß sich alle deutschen Stämme zu einem einzigen Volk von Brüdern einten, das in jeder Not und Gefahr fest zusammenstand. Diese Einigung vollzog bekanntlich an der Spitze seiner ruhmreichen Truppen W i l h e l m I. Und wie einst die Spanier aus Amerika ganze Schiffe voll Gold holten, so rollten nach dem Friedensschluß des Deutsch-Fran- zösischen Krieges ganze Eisenbahnzüge mit Gold nach Deutschland. Die Einigung der deutschen Volksstämme fand auf dem Ge- biete der Industrie ihren Wiederschein im Zusammenschluß des Kapitals. Die Eründerjahre erschienen und mit ihnen die Han- delsgesellschaften verschiedenster Zusammensetzung. Der Fürsorge Kaiser Wilhelms I. um das Wohl der arbeiten- den Bevölkerung entsprangen die sozialen Gesetze über Kranken-, Unfall-, Invaliditäts- und Altersversicherung. Die Segnungen dieser gesetzlichen Einrichtungen kamen den Industriearbeitern zugute. . Und wie Kaiser Wilhelm der Große durch fern Ermgungs- werk Deutschlands Industrie und Handel in den Sattel hob, so übte sein Sohn, der unvergeßliche Kaiser Friedrich Hi., insofern einen veredelnden Einfluß auf das deutsche Kunstgewerbe aus,

10. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 52

1905 - Wittenberg : Herrosé
52 schlossen. Auf der linken Nheinseite wird vor Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr und zum Schluß abends etwa 6 Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Schüffe und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen der heimkehrenden Winzer; das Echo dieses Lebens und Webens hallt in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg. Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, und wie er geboren, da jauchzt überall im Lande Trompeten- und Paukenschall; da wehen mit lustigen Flügeln die Fahnen von Burgen und Hügeln. 34. Die Industrie im Schwarzwalde. In den Waldungen des Schwarzwaldes findet die Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flösserarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Be- wohner ein redendes Zeugnis ablegen, wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu verfertigen wissen? Keine Industrie ist bei den auf- geweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesseln als dieser Erwerbszweig. Es ist geschichtlich beglaubigt, daß bereits in den Tagen Rudolfs von Habs- burg das Holzschnitzergewerbe in dem Schwarzwalde blühte, doch hat sich erst in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Uhrmacherei ausgebildet. Nur mit einem Zirkel, einer kleinen Säge, einigen kleinen Bohrern und einem Messer wußte man die Gestelle und das Triebwerk der ältesten Holzuhr herzustellen. Ihr Vau war im höchsten Grade einfach, wie wir an einzelnen noch erhaltenen Exemplaren er- sehen. Sie zeigt nur Stunden an und ist nach zwölf Stunden ab- gelaufen; statt des Zifferblattes hat sie einen einfachen Holzring mit darauf geschriebenen Zahlen, und das Gewicht vertritt ein angehängter Stein. Während die Verfertigung der von dem Nürnberger Peter Hele um 1500 erfundenen Taschenuhren sich die Berge des Jura zur Heimat erkor, blieb der Schwarzwald seinen Wanduhren treu; das fleißige Volk schnitzelte in seinen Forsten emsig fort, so daß ganze Wälder, zu Uhren geformt, bald ihren Weg in die weite Welt hinaus- nahmen, anfangs nur getragen auf den Schultern des Uhrmannes, dann schiffladungsweise bis nach Amerika, wo sie die Wohnung des Hinterwäldlers schmückten, bis der betriebsame Iankee nach den Mustern der Schwarzwälder selbst seine Iankee-Clocks zu bauen begann. Ohne Lehrer, bloß auf den Erflndungsgeist der Bauern angewiesen, fristete sich die Schwarzwälder Uhrenindustrie schlecht und recht, behielt aber stets ihren Rang, da sie wenig Mitbewerb zu fürchten hatte und
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