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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 31

1878 - Danzig : Gruihn
Die olympischen Spiele. 31 Lebenswandel geführt oder in Fesseln gelegen haben? — Alles schwiege denn nur Menschen von ganz unbescholtenen Sitten durften es wagen, als-Kämpfer aufzutreten; jeder Lasterhafte wurde schimpflich entfernt. Der Festplatz. Der Platz, auf welchem die olympischen Spiele gehalten wurden, bestand in einer sehr langen Bahn, nach Art einer Kunststraße geebnet, die in zwei Hälften getheilt war. Die linke Abtheilung hieß Hippodromus und war für die Reiterübungen bestimmt. Die rechte hingegen, auf der die Kämpfe und Wettrennen zu Fuße geschahen, nannte man Stadium. Dieses war dreihundert Schritte lang; jene Rennbahn war natürlich länger. Art dem einem Ende der legieren waren für die Pferde und Wagen mehrere Schuppen, von denen sie auslaufen mußten, und rings umher saßen auf den Höhen unabsehbare Reihen von Zuschauern^ deren Jubelgeschrei die Kämpfer beseelte, lobte oder tadelte. Der Wettlauf. Nun begann der Wettlaus. Die Trompete gab das Zeichen. Furcht und Hoffnung war auf allen Gesichtern der Zuschauer ausgedrückt; denn die ganze Stadt, aus welcher ein Wettläufer war, ja sein ganzes Land, nahm sich seiner an, weil seine Ehre oder Schande zugleich aus alle seine Mitbürger zurück siel. — Den Anfang machten Knaben von 12 Jahren; dann kamen junge Männer, die mit Schild und Helm liefen. Erst wurde der Weg nur einmal, dann hin und her, und bisweilen zwölf Mal gemacht. Wer am ersten das gesetzte Ziel erreichte, der wurde als Sieger ausgerufen. Ehe es aber so weit kam, sielen gar mancherlei Unfälle vor; die einen stürzten mitten im Lausen hin und wurden von ihren Nachfolgern eingeholt; andere wurden tückisch von ihren Wetteiferern umgestoßen; dann erhob sich aber ein allgemeines Geschrei des Unwillens wider dieselben, und sie verloren den Preis, wenn sie zuerst das Ziel erliefen. Erreichten sie es aber aus eine rechtmäßige Art, so nahmen sie einen sür sie aufgesteckten Palmenzweig weg, und es erschallte ein allgemeines Jubelgeschrei. Jedermann wollte sie sehen, jeder ihnen Glück wünschen. Ihre Freunde nahmen sie aus ihre Schultern und zeigten sie dem Volke; sie wurden mit Blumen bestreut und Freudenthränen flössen bei ihrem Anblick. Wettrennen mit Pferden und Wagen. Den Tag darauf wurde^das Wettrennen mit Pferden und Wagen gehalten. Hier traten oft Könige und ganze Städte durch ihre Bevollmächtigten auf, die miteinander um den Preis eiferten und es sich in der Pracht der Wagen und der Schönheit der Pferde zuvor zu thun suchten. Zuerst kamen die Reiter, dann fuhren zweifpännige und zuletzt vierspännige Wagen. Die Trompete gab das Zeichen, und mit Blitzesschnelle flogen sie dahin, fuhren oft aneinander, zertrümmerten die Wagen, daß die Stücke umherflogen und suchten durch hundert Kunstgriffe einander den Sieg abzujagen. Wer den Preis davontragen wollte, der mußte die Rennbahn zwöffmal der Länge nach durchfahren und beim letzten Male zuerst das Ziel erreichen. Er wurde dann als Sieger feierlich ausgerufen und von dem ganzen Volke mit Jubel-geschrei begrüßt. Ringen und Faustkampf. Andere Kampffpiele waren noch das Ringen und der Faustkamps. Beim Ringen mußte der Sieger seinen Gegner wenigstens zweimal zur Erde werfen und ihn so festhalten, daß er sich selbst für überwunden erkannte. Bei dem Faustkampf durften die Athleten sich nicht fassen, sondern bloß schlagen und dazu waren sie, wie bei allen andern Uebungen, nackt und hatten sich die Hand und den Arm noch mit harten Riemen kreuzweis umwunden. Manche erhielten dabei gefährliche Verletzungen; einige warfen Ströme von Blut aus; viele mußten vom

2. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 78

1878 - Danzig : Gruihn
78 Geschichte des Alterthums. — Die Macedonier. 46. Demosthenes. 300. Demosthenes als Knabe. Der Athener Demosthenes war der größte Redner wrter den Griechen. Er hatte, kaum sieben Jahre alt, seinen Vater verloren. Als rcär 15 einst emen Redner, und war von demselben so entzückt, daß er den Entschluß faßte,, auch einmal ein solcher Redner zu werden. Von der Reit an nahm er an kemem Spiele mehr Theil, sondern verwandte seine Zeit aus Lesen Schreiben und Sprechen. ' Erste Reden. Als er nun erwachsen war, arbeitete er einst eine schöne Rede « Yt* die’e öor dem versammelten Volke. Aber er wurde ausgepfiffen, und alle Muhe achten vergeblich gewesen zu sein. Betrübt schlich er nach Hanse. Ein Freund aber ermunterte ihn zu einem zweiten Versuche. Diesmal arbeitete er viel sora-N^er und übte die Rede geläufiger ein. Aber ach! er wurde wieder ausgelacht. L>as Gesicht m seinen Mantel hüllend, ging er wie vernichtet nach Hause Wertere Vorbereitung. Daraus besuchte ihn ein anderer Freund und machte ihn auf seine Fehler beim Reden aufmerksam. Demosthenes hatte aber als Redner fcret Hauptfehler: erstlich sprach er zu leise, weil er eine schwache Brust und einen kurzen Athem hatte; dann sprach er undeutlich, denn einige Laute konnte er garnicht nrxfus A Endlich hatte er die üble Gewohnheit, daß er mit den ^chseln zuckte, so oft er einen Satz ausgesprochen hatte. Wie sollte er aber solchen Gebrechen abhelfen? Demosthenes verzweifelte nicht. Was der Mensch vernünftig wtu, das kamt er. — Um feine Brust zu stärken, ging er täglich die steilsten Berge hinan, ober er trat an das User des Meeres, wo die Wogen ein großes Gebraufe machten und suchte mit feiner Stimme das Getöse zu übertönen. Um das R und einige anbere Laute hervorzubringen und der Zunge die rechte Lage zu geben legte er kleine Steine unter die Zunge, und so sprach er. Seine körperliche Haltung und das Mienenspiel übte er vor einem großen Spiegel. Die Haare ließ er lich kurz ablcheeren, baniit er eine Zeit lang nicht ausgehen bürste, sonbern die Zeit auf ferne Kunst verwetiben konnte. Er erntet Beifall. Nach solchen Vorbereitungen trat er enblich wieber auf, und hielt eine so ausgezeichnete Rebe, daß das griechische Volk ganz entzückt war und seinen Ohren nicht trauen wollte. Demosthenes würde nun mit Lob- und Beifallsbezeugungen überschüttet, und baburch aufgemuntert, fuhr er in feinem streben nur noch emsiger fort. Ost hat er mehr gewirkt als der beste Feldherr. Nach Weiter u. a. in. Die Macedonier. 47. Witipp von Wacedonien. . Philipp und die Griechen. Während die Griechen sich durch unaufhörliche Strtege unter einander aufrieben, zog von Norden her ein schweres Ungewitter gegen sie auf. Dort, an der Grenze Griechenlands, hatte sich von ganz geringem Ursprünge das Königreich Macedonien gebildet. Besonders wurde dasselbe unter Ihuipp Ii. mächtig. Dieser war ein äußerst schlauer König und Meister in der Versteunngskunft. Er that ganz sreunblich gegen die Griechen, suchte sich in alle ihre Angelegenheiten zu mischen und bestach die Häupter des Volkes, um sie für uch Zu gewinnen. Er pflegte zu sagen, keine Mauer sei so hoch, daß nicht ein mit Gold beladener Esel hinüberkommen könne. Thörichter Weise zogen ihn die Griechen selbst in ihre Händel. Die Thebaner riefen ihn aus alter Bekanntschaft nach Griechenland herüber, um hier die Phvcier, welche den Tempelschatz zu Delphi frevelhaft geplündert hatten, zu züchtigen; — so sehr war schon der Griechen eigene Kraft gesunken. Der berühmte Redner Demosthenes zu Athen war der einzige, der das tingewitter heranziehen sah und mit allem Feuer der Berebsamkeit barauf hinwies. Aber keiner mochte es ihm glauben, daß der kleine norbifche König ein so gefährlicher Mann fei, und sie ließen ihn ruhig durch die Thermopylen ziehen. Sobald er aber festen Fuß in Griechenlanb gefaßt hatte, verfuhr er ganz nach -Lvillkur, schaltete und waltete wie in einem eroberten Laube.

3. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 89

1878 - Danzig : Gruihn
Römische Könige. beider Heere dastand. Nach längerem Gefechte fielen zwei der Horatier schnell übereinander hin, wobei das albanische Heer ein Freudengeschrei erhob, während das römische trauerte. Allein der dritte Hor^tier war noch unversehrt, aber alle drei ßuriatier schon verwundet. Da fiel jener auf die List, scheinbar zu fliehen, um die Gegner zu trennen. Es gelang; sie verfolgten ihn, aber ungleich, je nachdem sie mehr oder weniger von ihren Wunden gehindert waren. Plötzlich wendete sich der Horatier, griff rasch den nächsten ßuriatier an und stieß ihn nieder; dann eilte er aus den zweiten los und durchbohrte ihn; endlich nahte er sich dem dritten und erlegte ihn mit leichter Mühe. Jetzt brachen die Römer in einen Jubelsturm aus, und die Albaner unterwarfen sich stumm ihrer Herrschaft. Der Schwestermord. Als der Horatier an der Spitze des römischen Heeres triumphirend zur Stadt zurückkehrte, begegnete er seiner Schwester, die mit einem der gefallenen Curatier verlobt war. Sie zerraufte sich das Haar und wehklagte über den Tod ihres Bräutigams. Da stieß ihr der Bruder wüthend fein noch blutiges Schwert ins Herz, indem er ausrief: „So fahre jede Römerin hin, die einen Feind betrauert!" — Nach dem üblichen Recht wurde der Horatier zum Tode verurtheilt; sein alter Vater «der flehte, daß man ihn nicht feines letzten Sohnes berauben möge, nachdem sich zwei dem Wohle des Vaterlandes geopfert hätten, und so wurde ihm das Leben geschenkt. Mottius der Verräther. Nur sehr ungern trugen die Albaner das Joch, und von ihrem Fürsten Mettius Fuffetius dazu angestiftet^ ließen sie sich trotz ihres Eides in verrätherifche Verbindung mit Roms Feinden ein. Da fiel Tullns Hostilius ergrimmt über sie her und zerstörte die Stadt Alba. Das albanische Volk aber führte er nach Rom weg. Jedoch allen seinen Grimm schüttete er auf den Mettius Fuffetius, den Anstifter der Treulosigkeit aus. Er ließ ihn zwischen zwei Wagen binden und durch entgegengesetzt laufende Pferde auseinanderreißen. — Der wilde grausame König ward zuletzt vom Blitze getroffen, und verbrannte in seinem auflodernden Palaste mit seinen Kindern und Dienern. 3. Ancus Marcius. Der neue König Ancus Mareius zeigte sich sanft und mild, wie es sein Großvater Numa war. Er ließ die gottesdienstlichen Gesetze auf steinerne Tafeln schreiben und am Markt aufstellen. Auch baute er die erste Brücke über die Tiber. Ebenso legte er die erste römische Pflanzstadt an, indem er an der Mündung der Tiber die Hafenstadt Ostia gründete und mit römischen Bürgern bevölkerte. Nach Redenbacher. 54. Die drei letzten römischen Könige. 1. Tarqninius Priscus (der Alte) war der fünfte König. Er legte das Forum, den ausgedehnten Marktplatz, an, wo die Volksversammlungen gehalten wurden. Ferner baute er den Cirkus, eine mit Schausitzen eingeschlossene Rennbahn, in der man öffentliche Kampfspiele zu Roß und Wagen aufführte. Er begann auch die berühmten Kloaken zu bauen. Dies sind unter Rom hinlaufende breite und tiefe Kanäle, so stark gewölbt, daß sie noch heute die schwersten Paläste und Kirchen tragen. Durch diese Kanäle wird aller Unflath aus der Stadt in die Tiber geleitet. Er fing auch an, die Burg der totndt, das Capitolium, zu bauen. 80 Jahre alt, wurde er durch Meuchelmörder getödtet. 2. Servius Tullius war fein Nachfolger. Als derselbe einst als Knabe schlief, sah man sein Haupt in hellen Flammen brennen, die mit seinem Erwachen verschwanden. Das konnte nichts anderes bedeuten, als daß er einmal herrschen sollte. Als er später zum Regiment kam, theilte er alle

4. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 133

1878 - Danzig : Gruihn
Alls der Zeit der Christeuversolgungen. 133 Folterknechte zerfetzten ihnen dann den ganzen Leib mit eisernen Nägeln-, andere wurden zwischen gewaltsam aneinander gebogene Baumäste gezwängt, die sie dann auseinander rissen; noch andere ließ man in Ketten Tage lang hängen, und bei den Hinrichtungen war es nichts Seltenes, daß die Scharfrichter über den Martern ermüdeten und ihre Werkzeuge sich abstumpften. Diese unsäglichen Grausamkeiten erfüllten nun wohl bei einigen ihren Zweck; diese verleugneten ihren Herrn und fielen ab. Im ganzen aber brachten die Verfolgungen der Kirche mir Segen. Die falschen Christen wurden von den rechten gesondert, wie die Spreu vom Weizen. Diese wurden im Glauben befestigt; die Standhaftigkeit, womit sie litten, die Freudigkeit, womit sie zum Tode gingen, überzeugte die Heiden von der Wahrheit und Göttlichkeit des christlichen Glaubens, und zu keiner Zeit ist die Kirche in einem blühenderen Zustande gewesen. Viele Geschichten von bewunderungswürdigem Glaubensmuth sind uns aus jener Zeit aufbehalten. Der Bischof Jlmlms, der noch_ ein Schüler des Apostels Johannes gewesen war, wurde von dem römischen Kaiser Trajan vernrtheilt, den wilden Thieren bei den römischen Kampfspielen vorgeworfen zu werden. Er sprach: „Werfe mau mich ins Feuer oder vor die wilden Thiere, nagle man mich ans Kreuz, zerreiße man mir alle meine Glieder: es sei so, wenn ich nur Jesum Christum genießen darf!" Als er die Löwen, die ihn verschlingen sollten, sah, rief er: „Ich bin Christi Weizenkorn, das der Zahn wilder Thiere zermalmen muß, damit es als reines Brot erfunden werde". Der heilige Laurentius erlitt einen noch schrecklicheren Tod. Er war der erste Diakon an der Kirche zu Rom, und da die habsüchtigen Heiden von ihm die Schätze der Kirche forderten, führte er die Armen, die Lahmen, die Krüppel heraus mit dem Bedeuten, diese seien die wahren Reichthümer der Kirche. Das verdroß aber die Heiden, und sie ließen ihn entkleiden und legten ihn auf einen eisernen Rost, um ihn durch langsames Feuer zu tobten. Als er eine beträchtliche Zeit mit der einen Seite ant Feuer gelegen war, sagte er: „Man wende mich um, ich bin auf der einen Seite genug gebraten". Nachdem man ihn gewendet hatte, blickte er gen Himmel, betete für die Einwohner von Rom und gab den Geist ans. Blandina, eine Sklavin von zartem, schwächlichem Körper, wurde vom Morgen bis au den Abends mit allen Arten von Martern so gepeinigt, daß endlich die Peiniger selbst gestanden, sie wüßten keine neue Qual mehr anzuwenden, und sie begriffen nicht, wie sie noch leben könne; denn ihr ganzer Leib war überall zerrissen. Und doch blieb sie bei dem Bekenntniß: „Ich bin eilte Christin, und das Böse, was man den Christen nachsagt, ist Verläumduug". Endlich sollte sie den wilden Thieren vorgeworfen werden. Mit Freuden, wie zu einem Hochzeitsmahle, ging sie dem Tode entgegen. Sie wurde in ein Netz gesteckt und einem wilden Stiere preisgegeben, der sie mit den Hörnern hin und her schleuderte, bis sie den Geist ausgab. Perpetua war eine junge zwei und zwanzigjährige Frau, und weil sie Christum mcht verläugnen wollte, hatte man ihr schon den Säugling von der Brust gerissen. Nun trat auch der Vater, ein Heide, zu ihr in den Kerker und sprach: „Habe Mitleid, meine Tochter, mit meinen grauen Haaren, mit dem Kinde, das dich nicht überleben kann. Laß dich erweichen und opfere den Göttern". Dann küßte er ihr die Haube, warf sich ihr zu Füßen, nannte sie nicht mehr feine Tochter, sondern seine Gebieterin über sein Schicksal und beschwor sie, seinen Bitten Gehör zu geben. Und boch wiberstanb sie betreiben um beßwillen, der gesagt hat: „Wer mich nicht mehr Itebt, als Vater und Mutter und Weib und Kind, ist mein nicht werth". Sie

5. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 212

1878 - Danzig : Gruihn
212 Geschichte der neuen Zeit. hereinstürzten. Einer derselben rief ihm zu: „Bist bucoligny?" — „Ich bin es",, antwortete dieser mit gefaßter Miene, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren". Aber dieser stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus, hieb ihm ins Gesicht, in den Hals, in die Brust, so lange, bis der Unglückliche kein Zeichen des Lebens mehr von sich gab und rief dann zum Fenster hinaus: „Es ist geschehen!" Um aber die unten Stehenden von dem Tode des Admirals zu überzeugen, ward der Leichnam zum Fenster hinabgeworsen. Auf das fürchterliche Geschrei, welches sich gleich auf den Klang der Glocke erhoben hatte, waren die Hugenotten aus dem Schlafe erwacht und an die Fenster, ja an die Thüren gestürzt, meist schlaftrunken, viele fast unbekleidet. Sie rourbettjotuie sie sich auf den Straßen zeigten, niedergestoßen. Jetzt kamen auch die bewaffneten Bürger hervor, die man ins Geheimniß gezogen und zu diesem Geschäft befehligt hatte, und die als Kennzeichen weiße Tücher trugen. Sie fielen nicht blos über die Fliehenden her, sondern drangen auch in die Häuser und metzelten nieder, was sie erreichen konnten. Wirthe stachen ihre Miethsleute, Dienstboten ihre resormirtcn Herrschaften über den Haufen. Während viele Pariser wutschnaubend _ durch die Straßen liefen, sanken andere röchelnd und winselnd nieder oder saßen in Todesangst in Kammern, auf Böden und in Kellern und wagten kaum zu athmen, bis das Bedürfniß oder die Neugier sie doch verlockte, wo sie dann gleichfalls niedergemacht wurden. Der Tag brach an über diesen Greueln. Da sah man denn die Spuren dieser ungeheuern Menschenschlacht. Straßen und Häuser klebten von Blut; überall verstümmelte Leichname oder noch zuckende Sterbende. Man mußte einen großen Theil derselben an eisernen Haken in die Seine schleppen. Fortsetzung des Blutbades. So heftig Karl vor dem Anfang des Blutbades gezittert batte, so gerieth er doch nachher selbst in Wuth. Er rief mehrmals zum Fenster hinaus: „Tödte, todte!" ja, man sagt, er habe selber mit einer Flinte unter die Flüchtlinge geschossen, die sich über den Fluß zu retten versuchten. Das Morben währte übrigens noch brei Tage fort, und nicht nur in der Hauptstadt, sonbern iu bett meisten Provinzen des Reiches. Im ganzen rechnet man die Zahl der Er-morbeten nach einer mäßigen Angabe auf 30,000; andere geben weit mehr, sogar 100,000 an. Jeboch fanden sich unter den Statthaltern in den Provinzen auch manche eble Männer, die bett königlichen Befehl nicht vollzogen. Einer von biefett vernichtete bett Brief auf der Stelle, und ein an der er schrieb an den König: „Sire, ich habe Ew. Majestät Befehl Ihren getreuen Einwohnern und den Kriegsleuten der Besatzung funb gemacht und da lauter gute Bürger und mannhafte Soldaten, aber nicht einen einzigen Henker gefunden. Sie und ich bitten Ew. Majestät unter-thänigst, Sie wollen unsere Arme und unser Leben nur zu möglichen Unternehmungen, seien sie auch noch so verwegen, anzuwenden geruhen". Matt nannte die furchtbare Mordnacht wegen des darauf folgenden Bartholomäustages, bte_ Bartholomäusnacht, oder auch, weil sie bald nach der Hochzeit des Königs Heinrich von Navarra ftattfanb, die pariser Bluthochzeit. ■ Karls Tod. Karl Ix. würde tn der Folge von einer entnervenden Krankheit befallen, die mit jebettt Tage zunahm. Die Qualen des Gewissens folterten sein Gemüth; benn seit der Bartholomäusnacht verscheuchten die Schreckensbtiber der Ermorbeten den Schlaf von seinem Lager. Er starb (1574), noch nicht volle 24 Jahre alt. Nach Weiter und Stacke. 128. Heinrich Iv., König von Krankreich. 1589—1610. Kämpfe für den Thron. Als in Frankreich das Hans Balois erloschen war, gelangten die Bourbonen zur Regierung. Es kaut jetzt der früher erwähnte ^etnnch von Navarra unter dem Namen Heinrich Iv. auf den Thron. Fünf schwere Jahre mußte er Krieg fuhren, ehe er Paris gewann, und die ?yranzosett nur einigermaßen mit sich versöhnte. Seine Feinde, unter denen die Familie der Gutiett_ obenan stand, waren so erbittert auf ihtt, daß sie gar die Spanier ins Land rtefen, um ihm nur widerstehen zu können. Dennoch konnten sie dem tapfern Heinrich nichts anhaben. In einer Schlacht sprach er zu seinen Kriegern: „Gefährten! wenn ihr heute das Leben für mich wagt, so wage ich auch das metnige für euch. Wenn ihr eure Standarten verlieren solltet, so sehet nur nach meinem wettzen Federbusche; ihr werdet ihn immer auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden . Die kurzem

6. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 59

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Stiergefechte in Spanien. 59 rannt hat und keinen Ausgang findet, stampft er mit den Füßen. Sich selbst anfeuernd schlägt er feine Seiten mit dem Schweife, und bald, er- bittert durch das Zischen und Geschrei der ungeduldigen Menge, stürzt er auf den nächsten Picador, der ihn mit feiner Lanze empfängt, deren Spitze genau auf das Schulterblatt gerichtet fein muß. Die kurze Spitze macht nur eine kleine Wunde. Der Stier rennt nun wüthend auf den zweiten Berittenen und greift nach diesem mit gleicher Heftigkeit seinen dritten und vierten Feind an. Wenn die Picadores nicht sehr gewandt und stark sind, oder die Lanze Zerbricht, so wird das Pferd umgerannt, mit den Hörnern durchbohrt und feine Gedärme dringen aus weiten Wunden hervor. Der Picador selbst würde nun auch durchbohrt werden, wenn die Chulos nicht seinen furchtbaren Feind umschwärmten und feine Wuth ablenkten. Der Stier verläßt nun den Besiegten, um auf die leichtern Feinde loszustürzen, welche ihn fliehend in einen andern Theil des Cirkus locken, von wo aus der Stier nicht säumt, sich von neuem auf die noch kampffertigen Picadores zu werfen. Man hat Stiere gesehen, welche 9 bis 12 Pferde tödteten, deren ganz mit Blut bedeckte Köpfe nun Kränze zierten, welche ihnen die allgemeine Bewunderung zuerkannte. Nachdem der Stier so viele Pferde aetödtet hat, daß daran Mangel für den übrigen Theil des Tages zu be- fürchten ist, ziehen sich die Picadores zurück. Jetzt ergreift ein verwegener Chulos ein kleines Stäbchen, woran meist ein Feuerrad befestigt ist, und stößt es mit den daran befindlichen Stahlfpitzen dem Thier in den Nacken. Von Eisen und Feuer zugleich gepeinigt brüllt und schnaubt es, rennt und steht still, macht Sprünge, geht rückwärts, stürzt vorwärts, schäumt und bereitet sich mit flammenden Augen auf einen verzweifelten Widerstand. Da verkünden die Trompeten den Augenblick, der feiner Qual ein Ende machen soll. Von mehreren Chulos unterstützt, setzt sich der Matador mit fliegender Muleta und entblößtem Degen gravitätisch gegen das Thier in Marsch, und beide Kämpfer messen sich mit den Augen. Der Mann, kalt- blütig aus seiner Hut, bewegt die Fahne, die bald die ganze Aufmerksam- keit feines Gegners erregt. Der Stier beobachtet die geringsten Bewe- gungen der Muleta, und indem er sichern Stoßes auf den Feind zu stürzen glaubt, wirft er sich nur aus die wehende Fahne, der behende Matador weicht aus und stößt dem Stier im Augenblicke, wo er unter feinem linken Arm weggeht, mit der rechten Hand den Degen durch die Brust. Der Stier ftür§t zusammen, und gelingt es dem Sieger, den Degen im Augenblick wieder aus der Wunde zu ziehen und die Gesellschaft aus der Stelle mit blutiger Waffe zu grüßen, so ertönt von allen Seiten der lauteste Beifallruf; die Damen werfen ihm Blumen, Zuckerwerk oder Confect zu und reiche Leute oft einen Regen von Piastern und Goldstücken. Wenn dem Matador der Stoß aber mißlingt, so treten Hohngefchrei und Be- schimpfung an die Stelle des Beifalls, und tödtet der Stier feinen Gegner, so schreit die Menge bravo und klatscht wie wahnsinnig. Jedoch es tritt wieder ein neuer Matador hervor, und der Stier muß doch am Ende sterben. Jeder Stier ist auf seinem Rücken mit einer Bandschleife ver- fehep, welche die Farbe feiner Race bezeichnet. Nach errungenem Siege knüpft sie der Matador ab und überreicht sie einer Dame der Versammlung, welche nicht verfehlt, auf eine solche zarte Aufmerksamkeit mit einem reichen Geschenke zu antworten. Die berühmtesten Matadores find beinahe alle nach einer längern oder kürzern Ausübung ihres gefährlichen Handwerks auf dem Kampfplatze umgekommen. Wenn ein Stier getödtet ist, so fährt cm mck rerch geschmückten Maulthieren bespannter Wagen herein, während dre Trompeten me Anrunfr eines andern Opfers verkünden, und es wird der Stier mit sammt den gefallenen Pferden weggeschafft. Bumüller und Schuster.

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 130

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
130 Bilder aus Europa. — Oesterreich. bänden für die Beamten und Diener, hier und da auch für die Besitzer- selbst; freilich müssen diese vereinzelten Gebäude bei der ungeheuern Aus- dehnung des Terrains, so zusagen, verschwinden, und der leere unbewohnte Theil der Besitzung ist der bei weitem überwiegende. Wenn der Reisende auch mehrere Stunden fahren muß, bis er von einem Dorfe zum andern gelangt, so erblickt er doch, so weit das Auge reicht, zahlreiche Gebäude, die ihm mit ihren weißgetünchten Mauern freundlich entgegenschimmern und der Ausdehnung nach aus der Ferne mit- unter wie kleine Dörfer erscheinen. Von Stelle zu Stelle bietet ihm ein Feldbrunnen, der freilich so kunstlos als nur möglich angefertigt ist, einen kühlenden Trunk; die Häuser im Hintergründe dieser Feldbrunnen, rechts und links die zahlreichen Heerden, die beim eintönigen Schalle der Leit- glocke grasen, die Hirtengruppen, die sich, um's Feuer gelagert, ihren Speck rösten, — alles das bietet den Tag über ein Gesammtbild, das durchaus nichts von dem Charakter einer Einöde oder Wildniß an sich trägt. Erst wenn die letzten Töne des Vesperläutens, die vereinzelt aus dem fernen Dorfe herüberschwingen, verklungen, wenn Hirt und Heerde heimgegangen sind, wenn die allmalig niedersinkende Dämmerung die weißen Mauern oer Meierhöfe den Blicken entzieht: dann wird's so recht stille aus der unab- sehbaren Pußta, und von Zeit zu Zeit trägt ein Windstoß die Klänge der schwermüthigen Volksweise herüber, welche drüben vor dem Thore des Meierhofes ein Hirt seiner kleinen kunstlosen Pfeife entlockt. Ein reicher Schatz echter Poesie liegt in den Volksliedern dieser Gegend begraben. Vaterland und Liebe, das sind die zwei Angelpunkte, um welche sich das ungarische Volkslied dreht, und wenn auch der Hirt von der Pußta in der Bildung eine sehr tiefe Stufe einnimmt, so durchglüht doch ein gewisses patriotisches Gefühl seine Brust und drückt dem rohen, rauhen Wesen einen unbeschreiblichen Adel auf. Es ist ein ganz eigenes Volk, unter sich in viele Kasten getheilt, je nach der Gattung des Viehes, das sie zu hüten haben. Der Kanasz (Schweinehirt) nimmt so ziemlich die unterste Stufe ein; dann kommt der Csordüs oder Gulyäs (Heerdenhirt), dessen Obsorge die Hornviehheerden anvertraut werden; an ihn reiht sich die Schaar oer Juhasze (Schaf- hirten) und den Schlußstein bildet der eigentliche, echte Sohn der Pußta, der kühne Rossebändiger und noch kühnere Rossedieb, der Czikos. Aus Ehrlichkeit halten die guten Leute eben nicht viel; aber „es ist Methode" in ihrem Diebstahl; sie stehlen meist jene Gattung Vieh, mit deren Be- wachung sie sich beschäftigen und unterhalten dann dieses „eigene" Vieh in der Regel mit dem Futter ihrer Herren. Die Versammlungs- und Ver- gnügungsorte dieser Hirten sind die einzeln stehenden Schenken — Esärda — wo sie oft Nächte hindurch tanzen, singen und zechen und des Morgens ihre Zeche — aufschreiben lassen. Es sind merkwürdige Köpfe, mit scharf markirten Zügen, sonnverbranntem Antlitz, schwarzen, funkelnden Augen und fetttriefendem Haare. Ihre Kleidung besteht aus weiten, grobleinenen Beinkleidern und einem kurzen Hemde von gleichem Stoffe mit weiten Aermeln; da sie diese beiden wesentlichen Bestandtheile ihrer Kleidung so lange tragen, bis sie ihnen buchstäblich vom Leibe fallen, so schmieren sie dieselben tüchtig mit Speck, um das Ungeziefer fern zu halten. Ihre Kopfbedeckung ist ein runder, breitkrämpiger Hut, und den Schlußstein dieser Garderobe bildet die Bunda, ein zottiger Schafpelz, den sie, je nach der Jahreszeit, bald mit der glatten, bald mit der rauhen Seite nach außen kehren, weshalb auch die Bunda, wie das ungarische Sprichwort sagt — „im Winter wärmt, im Sommer kühlt". Der Czikos trägt ge- wöhnlich auch noch ein Stück schwarzen Flor um den Hals geknüpft und.

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 78

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
78 Bilder aus Europa. — Die olympische Halbinsel. Nationaltracht ist es. Wagen an Wagen fährt vorüber, eine endlose, un- unterbrochene Reihe; hier und da auch ein Reiter, von Damen gefolgt. Für die Fußgänger bleibt zu beiden Seiten der Straße wenig Raum. Zun Klasse der Reichen gehören sie nicht, du erkennst es mit dem ersten Blick, aber desto bunteren Anblick gewähren -sie. Während jene Damen und Herren, welche nachlässig in den Kissen ihrer Equipage ruhen, durch die Eintönigkeit ihrer pariser Toilette das Auge ermüden, wird es hier durch steten Wechsel ergötzt. Welcher Nation gehört diese Menge an? Es ist schwer zu sagen. Dort geht ein Mann im faltigen, weißteinenen Kittel, in blauer Jacke und Pelzmütze, trotz der Hitze; dort eine Frau im bunten Rock, den Oberkörper nur mit dem faltigen Hemd bekleidet, um die Haare kunstvoll ein farbiges Tuch gewunden. Ändere tragen französische Kleidung. Hier wandelt ein Armenier im bauschigen, über den Knöcheln zusammen- geschnürten Beinkleid, weiter gestickter Jacke und Feß. Dort vor dem Palast, dessen Hof mit Equipagen angefüllt und von bengalischen Flammen tages- hell erleuchtet ist, schultern Soldaten in preußischer Uniform das Gewehr; aus den Fenstern schallen die Klänge einer verlockenden Musik. — Am ersten Tage nach meiner Ankunft fuhr ich auf die Chaussee. Sie ist nur eine Viertelmeile lang und hat keine andere Bestimmung, als den Bojaren zum Corsofahren zu dienen. Bukarest hat keine Straße, welche man bei anhaltendem Regenwetter ohne Gefahr zu Wagen oder zu Fuß passiren könnte; aber die Stadt hat italienische Oper, französisches uno walachisches Schauspiel. Außer den durch die Mode festgesetzten Zeiten kann man die Chaussee gar nicht besuchen, da langdauerndes Sprengen im Sommer, Schneeweg- räumen im Winter vorhergehen muß, ehe sie wegsam ist. Die Verwaltung hat viel für diesen Spazierort gethan; aber die gute Gesellschaft hat sich dankbar dafür bewiesen/indem sie an den Besuch desselben ein in Bukarest unerhörtes Privilegium knüpfte: dort, aber auch nur oort, darf man zu Fuß gehen. Man fährt bis dahin, fährt wohl auch ein paar Mal die Chaussee auf und ab, dann steigt man aus und promemrt. Eine solche Gelegenheit versäumt man nicht gern in einer Stadt, wo es für durchaus unanständig gilt, auch nur den kürzesten Weg zu Fuß zurückzulegen. Den Damen freilich verbietet es schon die Beschaffenheit der Straßen. Die Podu Mogoschoi befindet sich von allen im besten Zustande; sie ist durchweg ge- pflastert, an mehreren Stellen sind sogar Trottoirs gelegt, und ich habe nirgends Löcher von solcher Größe wahrgenommen, daß sie für Wagen oder Fuß- gänger wirkliche Gefahr drohten. Aber auch außer den Zeiten, in denen der Schmutz das Gehen ohne Jagdstiefeln unmöglich macht, ist letzteres nicht ohne Beschwerlichkeit. R. Konisch (gekürzt). 46. Der griechische Himmel. So lange die Vegetation dem Sommer widersteht, ist er sehr erträglich;, aber wenn zu Ansang Juli alles verdorrt, kein Grashalm mehr grünt, die Temperatur Monate lang im Schatten auf 25 bis 27 o R. sich hält und abwechselnd der brennende Nord- oder der ermattende Südwestwind wehst können wir uns der schönen Sommerzeit weniger freuen. Uns erquickte dann nur der Schatten von Bäumen und die Flora zuerst der drei Monate lang blühenden weißen und rothen Oleander, dann die Agnuscastus; sie stnden sich glücklicherweise in allen Rewma's (Ravins) in schönster Pracht, wenn auch fünf bis sechs Monate lang kein Tropfen Wasser bte trockenen Stein- platten befeuchtet hat. An höher gelegenen bäum- und quellreichen Orten, wie Kephissia, oder am Meeresufer, zumal wenn man täglich badet, rst

10. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 229

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
229 Die Kaaba zu Mekka. — Der Beduine. Krankheiten angesehen, und die recht frommen Muhamedaner glauben, je mehr sie davon trinken, desto gesunder werden sie bleiben und desto gott- gefälliger wird ihr Gebet sein. Bekanntlich glauben die Muhamedaner, daß der Brunnen Zemzem derselbe sei, welchen Jehova auf das Gebet der Hagar in der Wüste entspringen ließ, als ihr Sohn Jsmael im Begriff war, vor Durst zu verschmachten. Bei dem Mambar oder der Kanzel, auf welcher die Freitagspredigt gehalten wird, müssen die Pilger, bevor sie den Gang um die Kaaba ma^en, ihre Schuhe ausziehen und stehen lassen, indem es nicht, wie in andern Moscheen, erlaubt ist, sie in der Hand zu tragen. Jeder Pilger, sowie er in die Stadt tritt, ist verpflichtet, auch die Kaaba zu besuchen. Sobald man, nach dem Eintritt durch den Säulen- gang, das heilige Gebäude zuerst erblickt, sagt man gewisse Gebete her und verrichtet zwei Rikats, d. h. man wirft sich viermal auf den Boden nieder und drückt dadurch der Gottheit seinen Dank dafür aus, daß man die heilige Stätte glücklich erreicht hat. Hierauf schreitet man auf einem der gepflasterten Wege der Kaaba näher, stellt sich dem schwarzen Stein gegenüber und verrichtet abermals zwer Rikats, woraus der Stein mit der rechten Hand berührt oder, wenn das Gedränge nicht zu groß ist, geküßt wird. Nun beginnt der Pilger den Gang um die Kaaba, aber so, daß ihm dieselbe zur Linken bleibt. Dieser Gang muß sieben Mal wiederholt werden, und zwar die ersten drei Male mit schnellen Schritten, als Nachahmung des Propheten, welcher, um das von seinen Feinden verbreitete Gerücht, als ob er gefährlich krank sei, zu widerlegen, dreimal schnell um die Kaaba lief. Bei jedem Umlauf müssen mit leiser Stimme gewisse Gebete ver- richtet und zu Ende desselben der schwarze Stein, sowie ein anderer in einer Ecke eingemauerter Stein geküßt werden. Zuletzt tritt der Pilger nahe an die Mauer des Gebäudes, zwischen den Stein und die Hausthür, drückt die Brust dicht an letztere und sieht mit weit ausgestreckten Armen zu Gott um Vergebung seiner Sünden. Hieraus zieht er sich gegen das benachbarte Mekkam Ibrahim zurück, verrichtet hier zwei Rikats und be- giebt sich dann zu dem anstoßenden Brunnen Zemzem, wo er nach Ver- richtung eines kurzen Gebets so viel trinkt als er will, oder ihm bei dem Gedränge des Volks möglich zst. Grube's Charakterbilder. 132. Der Beduine. Der Beduine ist der Sohn der arabischen Wüste. Er ist mittelgroß, hager, der Körper muskulös, die Gliederung vom schönsten Ebenmaß, das Antlitz ein regelrechtes Oval, die schwarzen, blitzenden Augen scharf ge- spalten, Hand und Fuß zierlich gebildet, die Geberden behende. Der Geist aber ist seiner Hülle würdig. Der anständigen Körperhaltung entspricht der Adel und die Ritterlichkeit der Seele; der Beduine ist treu und hält selbst dem Feinde Wort; er ist gastfrei in dem Maße, daß er selbst hungrig, ohne scheelen Blick dem steinfremoen Gast aus seiner vollen Schüssel essen sieht; Mannesehre steht ihm höher, als das Leben; die Schande wäscht er nur mit Blut ab. „Die Rach', die Rach', und nur nicht die Schmach!" ist noch immer das Kriegsgeschrei des für seine und seiner Frau Ehre kämpfenden Beduinen. Es ist wahr, der Beduine ist ein Räuber; Gewalt geht ihm vor Recht; keine Karawane ist vor ihm sicher; aber Plünderung bei Nacht und Diebstahl ist ihm ein Abscheu; den Besiegten und Beraubten läßt er nicht verschmachten, er giebt ihm Obdach und Unterhalt; wer aber vor der Wanderung seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein Haar krümmen. -vmmer bedacht auf Raub ist er eben so willig, wieder zu geben; auch der Aermste bietet von seinem Brote und seinen Datteln den Zuschauern seines
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