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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

2. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 227

1878 - Danzig : Gruihn
Der dreißigjährige Krieg. 227 Schweden zu verbinden, um sich zum König von Böhmen zu machen. Der Kaiser beschloß daher den Untergang des mächtigen Heerführers und sprach über Wallenstein die Acht aus. Dieser begab sich mit dem ihm ergebenen Rest seines Heeres nach Eger in Böhmen, wo ihn der Irländer Buttler (1634) ermorden ließ. Die großen Güter des Herzogs und seiner Freunde wurden eingezogen^ und seinen Verräthern und Mördern gegeben. So starb Wallenstein, der Schrecken der Völker, der Abgott der Soldaten. Er besaß einen verwegenen, unternehmenden Geist, einen finstern Ernst, ein schweigsames, gebieterisches Wesen und einen maßlosen Stolz. Wenn seine hohe Gestalt im Scharlachmantel und mit der rothen Feder auf dem Hut durch ■das Lager schritt, befiel die Krieger ein wunderliches Grauen. Nach Wallensteins Tod besiegte das kaiserliche Heer die Schweden in der Schlacht bei Nördlingen in Baiern (1634). Da nahmen viele deutsche Fürsten Gelegenheit, Frieden zu schließen. Aber der schreckliche Krieg dauerte noch fort. Frieden. Endlich wurde jedoch zu Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen (1648). Das Elsaß wurde an Frankreich abgetreten und vom deutschen Reich getrennt; die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen 2c. Die Protestanten aber erlangten mit den Katholiken gleiche Rechte. Als der Frieden unterzeichnet war, hatten die Gesandten einander zur Bestätigung feierlich die Hand gereicht; auf allen Straßen ritten die Trompeter, das glückliche Ereigniß zu verkünden. Zu Nürnberg hielten die Kaiserlichen und die Schweden im großen Saale des Rathhauses das Friedensfest. Die hochgewölbte Halle war glänzend erleuchtet; zwischen den Kronleuchtern hingen 30 Arten Blumen und Früchte herab; vier Musik-chöre waren zu lustigem Spiele ausgestellt. In sechs verschiedenen Zrmmern versammelten sich die sechs Klassen der geladenen Gäste, und setzten sich an die reich besetzte Tafel, um zu speisen. Für die Armen aber wurden zwei Ochsen geschlachtet und vieles Brot ausgetheilt, und aus einem Löwenrachen lief sechs Stunden lang weißer und rother Wein herab. Wie die Herren Gesandten, hielt das Volk in jeder Stadt und jedem nicht ganz zerstörten Dors eine Festfeier ab. Welche Wirkung die Friedensbotschaft auf die Ueberreste der deutschen Nation machte, ist noch aus rührenden Einzelheiten zu erkennen. Den alten Landleuten erschien der Frieden als eme Rückkehr ihrer Jugend; sie sahen die reichen Ernten ihrer Kinderzeit wiederkehren; im Geist erblickten sie die dichtbevölkerten Dörfer, die lustigen Sonntage unter der ungeheuren Dorflinde und die guten Stunden, welche sie Mit ihren getödteten Verwandten und Jugendgenossen verlebt hatten. Die Jugend aber, das harte, kriegerzeugte, verwilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Märchen aus fernem Lande. Man erblickte schon die Zeit, wo auf jedem Acker stück des Winter- und Sommerfeldes dichte gelbe Aehren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen hegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pserden und lustigem Peitschengeknall auf das Feld fahren würden, wo sie nicht mehr mit Heugabeln und verbeten Musketen den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern der Erschlagenen sitzen winden, wo die Dächer des Dorses ohne Löcher, die Höse ohne zerfallene Scheuern fein sollten. Man freute sich schon aus die zukünftige "9 ' wo man den schrei des Wolses nicht in jeder Mitternacht vor dem Hausthore hören müßte, wo die Dorfkirche wieder Glassenster und schöne ©locken haben würde, wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Crucifix und einem vergol- 15*

3. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 234

1878 - Danzig : Gruihn
234 Geschichte der neuen Zeit. seine Erzieher zu großer Thätigkeit an. Mathematik war sein Lieblingsstudium. In allen ritterlichen Uebungen war er wohl erfahren. Er suchte wenig Umgang und mied jugendliche Zerstreuungen und Vergnügungen. Seine schönsten Tugenden, Wohlwollen und Redlichkeit, verdunkelte ein unbändiger Starr- und Eigensinn, welcher ihn oft in die schwierigsten Lagen brachte. Sonst war er ein höchst liebenswürdiger Charakter, voll Gottesfurcht, Gerechtigkeit und unerschütterlichen Muthes. Karls Siege. Bei seinem Regierungsantritt war Schweden ein mächtiges Reich und auch die Küstenländer an der Ostsee, welche jetzt zu Rußland gehören, waren damals schwedisch. Die Nachbarn aber hielten Karl für einen schwachen Knaben. So traten denn die Könige von Dänemark und Polen und der Czar Peter von Rußland zusammen und erklärten Schweden den Krieg. Da entfiel den schwedischen Räthen das Herz, und sie wollten zitternd und bebend hergeben, was die Feinde verlangten. Aber der junge König rief muthig: „Daraus wird nichts!" Er rückte den Dänen in's Land, besiegte sie, und schon im ersten Kriegsjahre (1700) mußten sie einen Frieden annehmen, wie Karl Xii. ihn vorschrieb. Dann setzte er nach Rußland hinüber und jagte noch in demselben Jahre mit seinen 8000 Schweden 80,000 Russen aus ihren Verschanzungen bei Narva. Einige Jahre darauf vertrieb er den Polenkönig August den Starken von Land und Leuten. (August war so stark, daß er mit bloßen Händen ein starkes Hufeisen zerbrechen konnte.) Schlacht bei Pultawa 1709. Um die russische Macht gänzlich zu zerstören, zog Karl in das innere Rußland, wurde aber vom Czar Peter bei Pultawa so geschlagen, daß er nur mit 150 Mann in das nahe Türkenland entkommen konnte. Hier wurde er voll Ehrfurcht empfangen. Karl bei den Türken. Der Sultan hatte schon viel von ihm gehört und seinen Muth bewundert. Peter bot 3 Millionen Rubel, wenn man ihm den gefürchteten Karl ausliefere; aber der Türke wies solchen Antrag mit Abscheu zurück. Karl blieb mehrere Jahre bei den Türken, ließ sich von ihnen ernähren und that, als wenn er da zu Hause wäre. Die Türken wurden endlich seiner überdrüssig; denn er kostete ihnen erstaunlich viel. So baten sie ihn dringend, zu geigen. Da er aber dennoch blieb, so umringten zehntausend Janitscharen (türkische Soldaten) sein hölzernes Haus und schossen so lange mit Flinten und Kanonen hinein, bis das Dach abbrannte und die Sparren zusammenstürzten. Da rannte König Karl den Degen in der Rechten, die Pistole in der Linken, tollkühn unter die feindliche Menge. Aber draußen verwickelte er sich mit feinen langen Sporen im Grase, fiel und wurde lebendig gefangen. Karl mochte nun nicht länger bleiben, sondern ritt und fuhr 14 Tage und 14 Nächte hintereinander, nach feinem Vaterlande, das inzwischen von allen Grenznachbaren feindlich angegriffen war. Karls Ende. Sogleich begann er wieder mit frischem Muth den Kampf; aber schon bei Belagerung der norwegisch-dänischen Festung Friedrichs hall erlag er einer feindlichen Kugel. So endete der König__ fein unruhiges Leben. Der Krieg dauerte noch drei Jahre fort. Da schlossen die Schweden Frieden, und die Feinde erhielten, was sie erstrebt hatten. Nach Saffian und Kappe.

4. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 249

1878 - Danzig : Gruihn
Der siebenjährige Krieg. 249 Die Schlacht bei Leuthen 1757. Jetzt eilte Friedrich nach Schlesien gegen die Österreicher. Von diesen wurden unsere Preußen spottweise „die berliner Wachtparade" genannt. Beim Dorfe Leuthen, unweit Breslau, sollte es zur Schlacht kommen. Vor derselben versammelte Friedrich die Führer seines Heeres und theilte ihnen mit, daß er gesonnen sei, den dreimal stärkeren Feind anzugreifen. „Ist einer unter ihnen", sprach er, „der sich fürchtet, solche Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne den geringsten Vorwurf zu erleiden". Als sich keiner meldete, sprach er: „Schon im Voraus wußte ich, daß mich keiner verlassen würde. Nun leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder". — Die blutige Schlacht wurde wirklich von den tapfern Preußen gewonnen und die Oesterreicher gänzlich geschlagen. Gleich nach der Schlacht eilte Friedrich unter geringer Bedeckung nach Lissa. Als hier unverhofft Schüsse fielen, ritt der König nach dem Schlosse, trat ein und sprach zu den gerade anwesenden österreichischen Offizieren: „Guten Abend, meine Herren, sie haben mich wohl nicht vermuthet! Kann man hier auch noch unterkommen?" Die Oesterrercher staunten und glaubten, Friedrich sei mit seinen Truppen angekommen. Sie leuchteten ihm daher ehrerbietig die Treppe hinauf und aben sich gefangen. — Durch den Sieg ei Leuthen bekam Friedrich ganz Schlesien mit Ausnahme von Schweidnitz wieder in seine Gewalt. Zorndorf 1758. Als im Jahre 1758 die Russen gegen die Oder zogen, hausten sie in der Neumark auf's gräßlichste. Friedrich kam herbei, und als er die Brandstätten sah, sagte er tiefbewegt zu den Landleuten: „Kinder, ich habe nicht eher kommen können; habt nur Geduld; ich will euch alles wieder aufbauen". Bei Zorndorf, unweitküstrin, wurden die Russen besiegt. Es war die blutigste Schlacht im ganzen Kriege. Hochkirch 1758. Nach diesem Siege eilte Friedrich nach Sachsen, wo die Oesterreicher unter Daun standen. Hier erlitten die Preußen bei Hochkirch eine Niederlage. Feldmarschall Keith machte den König vor der Schlacht auf die gefahrvolle Stellung aufmerksam und sprach: „Wenn uns die Oesterreicher hier nicht angreifen, so verdienen sie gehängt zu werden". Friedrich antwortete: „Wir müssen hoffen, daß sich die Oesterreicher mehr vor uns, als vor dem Galgen fürchten". Daun's Grenadiere und Laudon's Reiter bereiteten den Preußen große Verluste, und sie mußten sich zurückziehen. Dennoch aber war Friedrichs Heldenseele nicht zaghaft. Als die Artillerie zum Theil ohne Kanonen an ihm vorüberging, rref er ihnen zu: „Kinder, wo habt ihr eure Kanonen gelassen?" „Dre hat der Teufel geholt", erwiderten die Kanoniere. Der König rief: „So wollen wir sie ihm wieder abjagen und noch hundert dazu". Der schwarze Husar. Im Jahre 1758 wurde ein preußischer Husar von den Franzosen gefangen und in's Hauptquartier gebracht. Graf von Clermont, der französische Oberbefehlshaber, wollte ihn sprechen; denn die Gefangennehmung eines preußischen Husaren war ein seltener Vorfall. Dieser Krieger gehörte zu dem schwarzen Regimente. Jeder Reiter desselben war Seidlitz.

5. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 56

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 56 — sein Heer, die Liebe seines Volkes und englische Hülfsgelder entaeaeir zu setzen. b. 1756. Plötzlich brach er in Sachsen ein und umzingelte das sächsische Heer bei Pirna. Als die Österreicher zum Entsatz heran zogen besiegte er sie bei Lowofitz an der Elbe. Die Sachsen wurden hierauf durch den Hunger zur Übergabe gezwungen. Die gemeinen Soldaten steckte Friedrich unter sein Heer, aber sie desertirten später einzeln und in Haufen. 6. 1757. Im Frühjahr fiel Friedrich in Böhmen ein und drang brs Prag vor. Dort standen die Österreicher verschanzt auf Anhöhen. „Frische Fische, gute Fische!" rief Friedrich und befahl den Angriff. Der alte Schwerin rückte sich den Hut ins Gesicht und sagte: „Muss es denn heute geschlagen sein, so will ich den Feind angreifen, wo ich ihn sehe." Aber Tausende wurden von den Feuerschlünden niedergemäht oder versanken im Moore, das sie sür Saatfelder gehalten hatten. Schon wankten die Linien, da ergriff Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze und rief: „Heran, ihr Kinder!" doch 5 Kugeln streckten den Helden nieder. Sein Tod entflammte aber die Soldaten zur äußersten Tapferkeit, und die Schlacht wurde gewonnen. Allein der Sieg war durch 16,000 gefallene Preußen und Schwerin, „der allein 10,000 galt," zu theuer erkauft. Durch den klugen Marschall Daun wurde Friedrich zum Rückzüge und zur Schlacht bei Kolliu den 18. Juni genöthigt. Den glücklichen Anfang der Schlacht störte Friedrich durch einen veränderten Schlachtplan. Aus der Verwirrung wurde endlich wilde Flucht. Friedrich war bis an eine feindliche Batterie vorgedrungen, ohne zu merken, dass sein Häuflein gefallen oder geflohen war. Ein Major rief ihm zu: „Majestät, wollen Sie die Batterie allein erobern?" Aus dem Rückzüge reichte ihm ein Soldat einen Trunk aus einem Pferdeeimer mit den Worten: „Majestät, trinken Sie doch und lassen Sie Schlacht Schlacht sein. Es ist nnr gut, dass Sie noch leben. Unser Herrgott kann uns schon wieder den Sieg geben." In einem Dorfe saß der König in trübem Sinnen auf einer Brunnenröhre und zeichnete mit seinem Krückstöcke Figuren in den Sand, als die Reste seines Heeres vorüberzogen. „Kinder" rief er, „ihr habt heute einen schweren Tag gehabt, aber ich will alles wieder gut machen." Zunächst wandte er sich gegen die Franzosen, die Thüringen durchschwärmten und bis Rossbach bei Weißenfels vorgedrungen waren. Sie waren 3 mal stärker als die Preußen und hatten nur die eine Sorge, Friedrich möchte ihnen entwischen und so den Parisern die versprochene Freude, ihn als Gefangenen zu sehen, verderben. Die Preußen kochten ihr Essen, als die Franzosen heranzogen. Im Nu stand die Armee schlagfertig da. Der Reitergeneral Seidlitz fuhr wie ein Wirbelwind aus einem Hohlwege unter die Franzosen. Die Kanonen spieen ihren eisernen Hagel von einem Hügel, und die Infanterie schoss, stach und hieb drauf und drein. In wilder

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 192

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
192 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. Aufladen jener Kisten und Kasten, Ballen, Lasten und Fässer sein. Welche Wagenmassen rollen dann durch die Straßen. Vor allen Gewölben, allen Niederlagen stehen große Kisten und Ballen, und was der Gewerbefleiß vieler Städte, großer Fabrikbezirke ganzer Länder in gedachter Zeit ge- schaffen, hier findet es im Zusammenflüsse seinen Hauptplatz. Die Fa- brikanten und Gewerbmänner Sachsens, Schlesiens/Brandenburgs, der Rheinlande, Bayerns, Würtembergs und Badens und der sächsischen Herzog- thümer stellen sich ein. Selbst die Schweiz hat zahlreiche Vertreter, des- gleichen Frankreich für seine Modeartikel, seine Seiden- und Kurzwaaren, England mit seinen gewaltigen Niederlagen für seine wollenen, baum- wollenen und Stahlwaaren. Zahllose Firmen bedecken die Häuser nicht selten bis zur dritten Etage mit Ortsnamen aus der Nähe und Ferne, dem Inland und Ausland versehen. Welches Drängen unv Treiben in den ersten Wochen einer Messe unter den Ein- und Verkäufern! Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern sie von Niederlage zu Nieder- lage, man verkehrt hier in deutscher, dort in englischer, in französischer, neugriechischer oder italienischer Sprache. Dieser Jude mit dem langen seidenen Kaftan und der braunen Pelzmütze ist aus Polen; für mehr als 300,000 Mark Waaren hat er schon gekauft, und noch immer kann er nicht abreisen; noch immer wartet er auf neu ankommende Waaren. Vergnügt reibt der Fabrikant die Hände; seine Niederlage ist fast geleert und reiche Bestellungen sind für die nächste Messe bei ihm gemacht. Viele derartige Ausräumungen und Bestellungen, wie sie mcht zu den Seltenheiten ge- hören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenden, welcher Jubel, daß die leipziger Messe „gut" ausgefallen. Daher das beständige Nach- fragen nach dem Gange der Geschäfte während der Messe. Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die ungeheuren Geld- massen, welche täglich durch die Hände des Cassirers gehen. Welche kost- baren Schätze in jenen großen Seidenwaarenlagern, welche Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leder, von wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel! Sechs- hundert Buden bedecken den schönen großen Markt in langen Reihen. Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaaren, Dosen und Blechwaaren, Farbekästen, Bleistifte, Fevern, musikalische Instrumente, erzgebirgische Spitzen und Nähwaaren, nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe und tausend andere Artikel liegen und hängen hier wohlgeordnet zum Verkaufe, zahlreiche Menschenmassen wogen vom Markte nach dem Augustus- platze, zwischen der Post und dem ehemaligen grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen Tagen auf beiden Seiten der Straße erhoben. Hier ist der Hauptsitz des Kleinhandels! Längs des Augustusplatzes oder Universitätsgebäudes die Buden der Schnittwaaren- händler, dahinter Glas- und Stemgutbuden und die Kurzwaarengeschäfte. Ihre verführerischen Schilder entlocken Vielen das Geld. — Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter die Buden". Es ist Meßsonntag. Welch' unaufhörlicher Lärm umtobt uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdrg-und Unwürdig- keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und Cosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Hauptstädte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachsfiguren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der heiligen und der Weltgeschichte vor; — daneben Buden, in denen Taschenspieler ihre

7. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 48

1878 - Danzig : Kafemann
48 Thüringische Länder. — Der Thüringerwald. Der Kyffhäuser. Sonnenschein für Greiz, Schleiz und Lobenstein". 7) Das Fürftenthum Reuß ältere Linie hat 316 kqm und50000 E., Greiz mit 13 000 E. ist die Haupt- stadt und liegt an der Elster. 8) Das Fürftenthum Reuß jüngere Linie hat 829 qkm und 92000 E. Schleiz, Hauptstadt mit 6000 Einw. Gerra a. d. Elster hat 21 000 E., ist eine wichtige Fabrikstadt für feine Wollwaaren. Loben- stein. — In altern Zeiten betete man in den Kirchen derrenßischen Fürstenthümer an Sonn- und Festtagen: „Wir bitten um Regen und 54. Der Thiiringerwald. (Charakterbild.) Berge» Die beiden höchsten Berge des Thüringerwaldes, der Beerberg und Schneekopf, liegen auf gothaischem Gebiete. Der Juselsberg steht diesen beiden Bergen zwar an Größe nach, macht aber durch seine Form und Lage einen weit großartigeren und angenehmeren Eindruck, als diese. In schönen Wellenlinien erhebt sich seine majestätische Kuppe und überragt meileu- weit die Nebenberge, während der Beerberg und Schneekopf, durch große Vor- berge verdeckt, wenig sichtbar sind. Das Klima des Thüringerwaldes ist nicht rauh; darum gedeihen alle Getreidearten, selbst Obst. Hopfen und Weizen giebt es zwar nur stellenweise; wichtig aber ist der Kräuterbau. Die Kartoffel gedeiht hier vortrefflich. Der Forscher findet manche seltene Pflanze da droben. — Des herrlichen Gebirges schönste Zierden sind die mächtigen Buchenhallen, unter welchen fröhliche Heerden das Waldgras suchen. Die Heerdenglocken, welche in harmonischer Stimmung vom Hirten gekauft werden, klingen wie geheimnißvolle Waldmusik aus der Ferne an unser Ohr, während näher die Kirchenglöcklein der Dörfer dreinklingen. Und in dem gesunden Klima gedeihen auch die Menschen zu einem kräftigen Schlage. Bewohner. Malerisch ist die Tracht der (Gebirgsbewohner- eigentümlich der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopstücher, das schalkische Wesen. Auf dem ruhlaer Schießen oder auf einem Jahrmarkte findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen thüringer Gebirgsvolkes. — Die Thüringer sprechen eine eigenthümliche Mund- art; ihre Stimme fällt und steigt öfters und bekommt eine gewisse Melodie. Man ist gern fröhlich, lebt aber dabei freigebiger, kostbarer und sorgloser, als man eigentlich sollte. Doch herrscht in keinem Bezirke des Gebirges solche Noch, als etwa im Erzgebirge und in Schlesien. Beschäftigung. Viehzucht, Feld- und vorzüglich Kräuterbau, Pechfieden, Kohlenbrennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Gewinnung des Dach-, Tafel- und Griffelschiefers: vorzüglich um Lehesten, von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln nennt mau 100 Millionen Stück. — Merkwürdig ist der Ort Sonneberg als Mittel- 8unkt einer großen Gewerbthätigkeit. Fast in jedem Haufe der Stadt und der lmgegend wird geschnitzt und gedreht, gekleistert, gepappt, gemalt, gestrichen, genäht und gezeichnet. Ganze Wälder werden ausgerottet und in Spielsachen
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