Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

2. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 48

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
48 Bilder aus Europa. — Großbritannien. Anblick des Elementes hier, so allgewaltig seine Macht, daß unser Dasein auf diesem Felsen mir wie ein unerlaubtes Eindringen in ein fremdes Reich erschien. Je mehr wir uns der Fingalshöhle näherten, um so tiefer mußten wir hinabsteigen. Die aufbrausenden Wogen hatten oft eben erst den Stein verlassen, den unser Fuß betrat. Plötzlich, als wir um einen Vorsprung biegend das Auge hoben, that sich vor uns die Riesenhalle der Fingalshöhle auf. Eine wunderbare Wölbung, weit, hoch, kühn, gebildet durch das Ineinandergreifen der einzelnen Basaltmassen, und so mächtig in ihrer Großheit, weil keine Pfeiler, kein tragender Basalt sie in der Mitte stützen. In die gewaltige Halle braust das Meer hinein, silberner Schaum der Wellen spült auf den schwarzen Stufen und spritzt hoch empor, während das schwere Rollen der Wogen leise und dumpf im Hinter- gründe der Höhle verhallt. Das Portal des Wunderbaues erglänzte in hellem Sonnenlichte, innen zogen bläuliche Nebel umher, die um so dunkler schienen, je lichter außen der Tag war. Möwenschaaren flogen aufgeschreckt, scheu flatternd an uns vorüber, als die Männer bis zum Ende der Höhle gedrungen waren, wo zwei Prediger ein geistliches Lied anhoben, in dessen langgetragene Töne alle Anwesenden mit lauter Stimme emsielen. Dann aber als sie es geendet, begann jemand das Rule Britannia, und mit er- schütternder Kraft klangen von den Lippen der Engländer hier mitten im Meere das Loblied ihres Gottes und der Preis ihres Vaterlandes im Jubelschalle durch die Luft. Alles ist in der Fingalshöhle majestätischer Ernst, großartiges Natur- walten. Selbst die Naturlaute sind streng und düster, wie Form und Farbe des Basalts. Die silberweißen Möwen, die farbigen Eriken, Vögel und Blumen hatten etwas Unwahrscheinliches in dieser Umgebung. Der helle Tag und das Sonnenlicht erschiene nur wie ein geborgter Schmuck; um die Fingalshöhle in ihrer höchsten Majestät zu sehen, müßte man sie, dieses zufälligen Schmuckes entklerdet, in den Nebeln des Herbstes und Winters kennen lernen. Aber auch so war der Eindruck ein überwältigender und schweigend in uns versunken, kehrten wir nach dem Schiffe zurück. F. Lewald. 28. Die Bewohner des schottischen Hochlandes. Ein Gefühl von Ruhe und Frieden bemächtigte sich unser in der stillen Abgeschiedenheit des schottischen Hochlandes, wo klare, lebendige Wasser durch fruchtbare, angebaute Thäler rieseln und brausen, von hohen Bergen umfriedet. Diese starrten uns nicht rauh und nackt entgegen. Schöne Waldungen bekleiden sie fast bis zum höchsten Gipfel hinauf und winken freundlich dem Wanderer in ihre erquickende Schatten. Der Anblick der armseligen Hütten, die wir einzeln in den Thälern, am Fuße der Felsen oder in der Nähe des Stromes zerstreut liegen sahen, würde uns schmerz- haft berührt haben, wenn die Bewohner mit ihrem kläglichen Loose weniger zuftieden schienen. Wir sahen große Armuth, aber nicht eigentliches Elend. Jede Hütte hatte ihr kleines Kornfeld, das die Einwohner nährt, und einige Ziegen und Schafe, von einer besondern, sehr kleinen Art, welche ihnen Milch, Käse und die nothwendige Kleidung gewähren. Diese Häuser in den schottischen Hochlanden sind wohl die schlechtesten menschlichen Wohnungen im gebildeten Europa, so eng, daß man nicht be- greift, wie eine Familie darin Platz findet, aus rohen Steinen, oft ohne allen Mörtel, nur zusammengetragen. Die Fugen sind mit Moos und Lehmerde verstopft, Thüren aus Brettern schlecht zusammengeschlagen, ohne Schloß und Riegel, Fenster so klein, daß man sie kaum bemerkt, oft sogar

3. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 130

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
130 Bilder aus Europa. — Oesterreich. bänden für die Beamten und Diener, hier und da auch für die Besitzer- selbst; freilich müssen diese vereinzelten Gebäude bei der ungeheuern Aus- dehnung des Terrains, so zusagen, verschwinden, und der leere unbewohnte Theil der Besitzung ist der bei weitem überwiegende. Wenn der Reisende auch mehrere Stunden fahren muß, bis er von einem Dorfe zum andern gelangt, so erblickt er doch, so weit das Auge reicht, zahlreiche Gebäude, die ihm mit ihren weißgetünchten Mauern freundlich entgegenschimmern und der Ausdehnung nach aus der Ferne mit- unter wie kleine Dörfer erscheinen. Von Stelle zu Stelle bietet ihm ein Feldbrunnen, der freilich so kunstlos als nur möglich angefertigt ist, einen kühlenden Trunk; die Häuser im Hintergründe dieser Feldbrunnen, rechts und links die zahlreichen Heerden, die beim eintönigen Schalle der Leit- glocke grasen, die Hirtengruppen, die sich, um's Feuer gelagert, ihren Speck rösten, — alles das bietet den Tag über ein Gesammtbild, das durchaus nichts von dem Charakter einer Einöde oder Wildniß an sich trägt. Erst wenn die letzten Töne des Vesperläutens, die vereinzelt aus dem fernen Dorfe herüberschwingen, verklungen, wenn Hirt und Heerde heimgegangen sind, wenn die allmalig niedersinkende Dämmerung die weißen Mauern oer Meierhöfe den Blicken entzieht: dann wird's so recht stille aus der unab- sehbaren Pußta, und von Zeit zu Zeit trägt ein Windstoß die Klänge der schwermüthigen Volksweise herüber, welche drüben vor dem Thore des Meierhofes ein Hirt seiner kleinen kunstlosen Pfeife entlockt. Ein reicher Schatz echter Poesie liegt in den Volksliedern dieser Gegend begraben. Vaterland und Liebe, das sind die zwei Angelpunkte, um welche sich das ungarische Volkslied dreht, und wenn auch der Hirt von der Pußta in der Bildung eine sehr tiefe Stufe einnimmt, so durchglüht doch ein gewisses patriotisches Gefühl seine Brust und drückt dem rohen, rauhen Wesen einen unbeschreiblichen Adel auf. Es ist ein ganz eigenes Volk, unter sich in viele Kasten getheilt, je nach der Gattung des Viehes, das sie zu hüten haben. Der Kanasz (Schweinehirt) nimmt so ziemlich die unterste Stufe ein; dann kommt der Csordüs oder Gulyäs (Heerdenhirt), dessen Obsorge die Hornviehheerden anvertraut werden; an ihn reiht sich die Schaar oer Juhasze (Schaf- hirten) und den Schlußstein bildet der eigentliche, echte Sohn der Pußta, der kühne Rossebändiger und noch kühnere Rossedieb, der Czikos. Aus Ehrlichkeit halten die guten Leute eben nicht viel; aber „es ist Methode" in ihrem Diebstahl; sie stehlen meist jene Gattung Vieh, mit deren Be- wachung sie sich beschäftigen und unterhalten dann dieses „eigene" Vieh in der Regel mit dem Futter ihrer Herren. Die Versammlungs- und Ver- gnügungsorte dieser Hirten sind die einzeln stehenden Schenken — Esärda — wo sie oft Nächte hindurch tanzen, singen und zechen und des Morgens ihre Zeche — aufschreiben lassen. Es sind merkwürdige Köpfe, mit scharf markirten Zügen, sonnverbranntem Antlitz, schwarzen, funkelnden Augen und fetttriefendem Haare. Ihre Kleidung besteht aus weiten, grobleinenen Beinkleidern und einem kurzen Hemde von gleichem Stoffe mit weiten Aermeln; da sie diese beiden wesentlichen Bestandtheile ihrer Kleidung so lange tragen, bis sie ihnen buchstäblich vom Leibe fallen, so schmieren sie dieselben tüchtig mit Speck, um das Ungeziefer fern zu halten. Ihre Kopfbedeckung ist ein runder, breitkrämpiger Hut, und den Schlußstein dieser Garderobe bildet die Bunda, ein zottiger Schafpelz, den sie, je nach der Jahreszeit, bald mit der glatten, bald mit der rauhen Seite nach außen kehren, weshalb auch die Bunda, wie das ungarische Sprichwort sagt — „im Winter wärmt, im Sommer kühlt". Der Czikos trägt ge- wöhnlich auch noch ein Stück schwarzen Flor um den Hals geknüpft und.

4. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 162

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
162 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. von himmelansteigenden Zackenfelsen umringt schauen, die auf ihn nieder- zustürzen dräuen, die ihm den Ausgang Zauberisch zu verbauen scheinen, und aus deren gähnende Spalten ihn alle jene mißgeformten Spukgestalten anglotzen, welche aus den Märchen der Kinderwärterin in seinem Gedächt- nisse geblieben. Er schlürft mit Wollust alle diese Grauen des Geister- kessels ein und schleicht, sich mit Zwang losreißend, endlich weiter. Aus einem schlichten, einförmigen und einfarbigen Laubhölzchen ermattet eine Höhe hinansteigend, glaubt er jetzt sich plötzlich in das Reich der Ver- nichtung versetzt, und der letzte Tag der Erde steht vor seiner Phantasie, wenn er sich am Rande eines erstorbenen, abgenabelten, ausgedörrten Fichtenwaldes findet, dem der verheerende Borkenkäfer und Holzwurm Saft und Mark geraubt .... Es ist ein Siechhaus, ein Kirchhof der Natur, und der erschütterte Wanderer wendet das Auge ab; da fesselt seinen Blick noch höher hinauf ein nicht geringeres Schauerbild. Ein unabsehbarer Wald liegt als Wmdbruch gestürzt und nach einem Striche niedergeworfen da, gleich einem hingeschlachteten Heere des Völkerkrieges; ein einziger Hauch der Allmacht schuf dieses undurchdringliche Verhau von Riesentannen, welche aus dem zerrissenen Boden ihre kolossalen Wurzeln wie trockene Knochen eines Hünengrabes hervorstrecken. Und um diesen Schauplatz wüster Zerstörung, dieses Schauerbild noch furchtbarer zu machen, schnaubt ein ungeheurer, schwarzborstiger Keiler, drohend mit scharfen und glänzenden Hauern, an ihm vorüber, die giftige, graue Wolfsotter hebt sich aus dürrem Moos und zischt ihn an, und ein gieriges Geierpaar kreiset gespenstisch rauschend mit weitgespannten Flügeln über seinem Haupte, und der Wolken- segler abgestoßenes, weithin gellendes Gekreisch spricht ihm deutlich die feindliche Absicht aus, den unberufenen Eindränger zu vertreiben. Nicht weniger angesprochen wird sich die mildere Seele finden, welche sich gern von sanfteren, kindlicheren Empfindungen wiegen läßt. Für sie sind jene Thäler geschaffen, deren unzählige der Harz umschließt, und welche als erste Gedanken den Ausruf erzeugen: „Hier laßt uns Hütten bauen!" — Ich kenne ein solches, das mir unvergeßlich geblieben. Von rauher, kahler Höhe steigt man zu ihm hinunter durch ein Gehölz von schlanken Buchen und Erlen windet sich der schlangenförmige Fußsteig. Ueberrascht steht man in der kleinen Schlucht auf blumenreichem Teppich, wie in dem innersten Hofe, in dem heiligen Asyle eines kleinen Tempels, rundum die grünglänzenden Kuppeln von braunen Säulen getragen, herein- tretend über den Raum und ihn verdüsternd, und darin zur Rechten nur ein einzelnes, braunes, stockwerkhohes Felsenstück, kahl, nur in seinen Spalten mit grünem Moose bekleidet, ähnelnd einem hohen Altar, der zu mysteriösen Priesterdiensten ausersehen. Und ein silberheller Harzbach stürzt sich herab aus der größten Spalte des dunklen Gesteines, schäumt und perlt unten im runden Blumenbassin und rauscht in schmaler Steinrinne weiter in das Holz, und oben auf dem braunen Steine stand eine einzelne schlanke Pflanze des Fingerhutes in purpurrother Blüthenpracht, auf hohem Schaft ihre Glockenkelche wiegend, die geweihte, leuchtende Kirchenkerze dieses teiligthums. Ein Ausruf freudigen Erstaunens tönt von meinem Munde. och auch lebendige Genüsse mangeln nicht; dort weidet ein Rudel schlanker Hirsche auf besonntem Plateau; das Jagdhorn des Verfolgers tönt fern im Walde und weckt die Stimme des Echos; aber das Reh mit seinem Kälbchen horcht nicht darauf und genießt ungestört seine Sicherheit, den vielfachen Fluchtwegen und seiner Schnelligkeit vertrauend. Harmonisches Glockengeläute trifft unser Ohr; wir glauben wohlabgestimmte Thurmglocken zu hören und meinen auf ein nahes Kirchdorf zu stoßen. In das Freie treten wir mit beeilterem Fuße und sind auf kräuterreicher Weide; die

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 102

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
102 Bilder aus Europa. — Die Schweiz. Hagen nach frischer Luft, während der Fön ihnen Rachen und Lunge aus- trocknet. Kein Vogel ist in Wald und Feld zu erblicken. Die Menschen theilen das allgemeine Unbehagen, das beengend auf Nerven und Sehnen wirkt und dem Gemüthe eine lastende Bangigkeit auf- drängt. Gleichzeitig wird sorgsam das Feuer des Heerdes oder Ofens gelöscht. In vielen Thälern ziehen die „Feuerwachen" rasch von Haus zu Haus, um sich von jenem Auslöschen zu überzeugen, da bei der Aus- dörrung alles Holzwerkes durch den Wind ein einziger Funke großes Brand- unglück stiften kann. Und doch, trotzdem daß der Fön gefährlicher ist als jeder andere Wind des Gebirges, wird er im Frühling und Herbst mit Freuden begrüßt. Im ganzen Berggebiet bewirkt er ungeheure Schnee- und Eisschmelzungen und verändert dadurch in einem Schlage das Bild der Landschaft. Im Grindel- waldthale schmelzt der Fön oft in zwölf Stunden eine Schneedecke von 80 Centimeter Dicke weg. Er ist der rechte Lenzbote und wirkt in vier- undzwanzig Stunden so viel wie die Sonne in vierzehn Tagen, da auch die alte, zähe Schneeschicht, welche die Sonne lange vergeblich beleckt, ibm nicht widersteht. Ja, er ist in vielen schattigen Hochthälern geradezu die Bedingung des Frühlings, wie er in manchen Orten der Ebene im Herbste die Zeitigung der Trauben bedingt. Würde er nicht von Zeit zu Zeit die wohlthätige Wärme bringen und die neu versuchten Schneeansätze weg- fegen, so gäbe es in manchem Hochthale keinen Sommer und kein Leben, sondern wahrscheinlich nur stets wachsende Eisfelder. Dabei ist der Fön zum großen Glücke der Menschen und Felder ein vorsichtiger Schneeschmelzer und schützt dadurch, daß er durch seine Trocken- heit und Wärme eine massenhafte Verdunstung der Wassertheile unterhält, die Niederungen vor gefährlichen Ueberflutungen der Bergwasser. Fr. v. Tschudi. 59. Berg- und Thalfahrt der Alpenheerden. Die festlichste Zeit für das Alpenhornvieh ist ohne Zweifel der Tag der Alvfahrt, die gewöhnlich im Mai stattstndet, ein Tag, der auch . im Leben des Aelplers einen neuen Abschnitt beginnt. Jede der ins Gebirge ziehenden Heerden hat ihr Geläute. Die stattlichsten Kühe erhalten unge- heure Schellen, die oft über einen Fuß im Durchmesser halten und vierzig bis fünfzrg Gulden kosten. Es sind die Prunkstücke der Sennen; mit drei oder vier solchen mit einander in Einklang stehenden läutet er von Dorf zu Dorf seine Ausfahrt ein. Dazwischen hinein tönen die einzelnen Erz- glocken. Voraus geht ein Handbub mit sauberem Hemde und kurzen gelben Beinkleidern; ihm folgen die Kühe mit dem Heerdenstier in bunter Reihe, dann oft etliche Kälber und Ziegen. Den Beschluß macht der Senn mit dem Saumpferde, das die Milchgeräthschaften, Bettzeug u. dgl. trägt und mrt buntem Wachstuche bedeckt ist. An diesem Tage ertönt besonders der Kuh- reigen, den jeder Alpenbezirk in eigenthümlicher Weise besitzt. Es ist dies jener Gesang, dessen ältester Text sich nur noch in einzelnen Versen vor- findet, während seine Melodie in stundenlangen Trillern, Jodeln, bald hüpfenden, bald aedehnten Tönen besteht. Etwas anderes ist der einfache Jodel, der keine Worte hat, sondern bloß in schnell wechselnden, oft in der Tiefe anhaltenden und rasch in die Höhe steigenden seltsamen Tonverbm- dungen besteht. Er dient dem Hirten, die Kühe herbeizulocken, seine Kame- raden zu begrüßen und überhaupt als Fernsprache im Gebirge. Trauriger als die Alpfahrt ist für Vieh und Hirten die Thalfahrt, die in ähnlicher Ordnung vor sich geht. Gewöhnlich ist sie das Zeichen

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 197

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Hamburg. 197 platz ist ein einziger großer Dunghaufen mit wenigen trockenen Stellen, auf welchen Hacken, Eggen oder Wagen herumstehen und ein großer Haufen von Buschholz zum Brennen aufgestapelt ist. Neben dem Hofplatz und durch das Haus von demselben geschieden, erstreckt sich der mehrere Morgen große Garten. Einige Obstbäume geben fast allein demselben ein gartenähnliches Ansehen, sonst gleicht er mit seinen Kartoffeln, Bohnen, Kohl und den vielen grünen Grasplätzen, zum Weiden des jungen Viehes, vollkommen allem übrigen Acker. Nur unmittelbar unter den Fenstern des Hauses ist das Walten einer pflegenden Hand sichtbar. Ein leicht aus Weiden geflochtener Zaun umgiebt hier einen kleinen Blumengarten. Sind es auch nur einige ganz gewöhnliche Blumen, Topfnelken, Goldlack, Levkoien, etwas Reseda und Salbeikraut, so ist der Anblick doch erfreulich. An Sonn- und Festtagen, beim Besuch der Kirche oder beim Anmähen des Weizens oder ähnlichen festlichen Gelegenheiten werden Sträuße aus dem Garten zum Schmuck am Busen getragen. Berthelt. 111. Hamburg. Auf der Landkarte sieht Hamburg mit seinem 7 Quadratmeilen großen Gebiete sehr winzig aus; aber die günstige Lage hat die Stadt zu einem der bedeutendsten Handelsplätze der Welt gemacht. Nahet man sich der Stadt auf dem Dampfschiffe, so erblickt man am rechten Elbufer einen ungeheuren Wald von Masten; die Luft ist voll wehender Wimpel aller Farven und Nationen; zwischen denselben blähen sich ungeheure Segel auf, und schwarze Rauchwolken steigen aus den Schornsteinen der Dampfschiffe. Dahinter erheben sich die gewaltigen Speicher für die Waarenvorräthe. An dem mit Mauern eingefaßten Ufer wogen geschäftige Menschen in allen Farben und Trachten auf und ab. Hier arbeiten sich Rollwagen die Uferstraße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer ihre Waaren aus, und treiben sich müßige Zuschauer umher. Was die Erde Schönes und Kostbares trügt, das steht hier aufgestapelt in gewal- tigen Fässern, eisenbeschlagenen Kisten, mächtigen Rollen und Körben. Waaren, die Millionen werth sind, scheinen wie aus die Straße geworfen. Außer den Menschen drängen sich am Elbufer auch Schisse und Fahr- zeuge aller Art durcheinander. Die einen wollen vom Ufer, lösen die mächtigen Ketten und suchen sich Bahn zu machen nach dem vollen Strom; andere drängen heran nach dem Ufer oder nach den Kanälen, welche in die Stadt hineinführen; wieder andere suchen eine bequemere Haltestelle oder steuern nach dem Zollamte; zwischen den gewaltigen Seeschiffen schießen buntfarbige Gondeln oder leichte Fischerboote flüchtig hin und her. Zagend schaut ihnen der unkundige Binnenländer vom Ufer nach; denn jeden Augen- blick fürchtet er, sie hier oder dort anprallen und umschlagen zu sehen. Aber siehe, sie wenden stets zu rechter Zeit und entkommen der Gefahr. Tage lang könnte man am Ufer stehen und dem geschäftigen Treiben zusehen. Dort kommt ein schwerfälliger Dreimaster mit den Schätzen Brasiliens; hier segelt ein schlanker Dampfer nach dem Capland ab; neben dem heim- gekehrten Wallfischfänger liegt der stattliche Ostindiensahrer, und an dem amerrkamschen Kauffahrteischiff rauscht das englische Postdampfschiff vorüber Welch' Knarren der Halteseile, welch' Klappern der Taue und welch' Flattern der Segel! Welch' Gemisch verschiedener Sprachen und Trachten! und dazwischen der Kommandoruf der Kapitäne und das lang- gezogene Taktlied der an den Winden beschäftigten Matrosen.

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 288

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
288 Bilder aus Amerika. man nur in bedeutender Entfernung erst eine gerechte Idee erhält, erstrecken sich in ununterbrochenen Reihen über 60 Breitengrade und messen selbst im nördlichen Chile, wo sie als eine einzige Kette auftreten, noch mindestens 20 Meilen auf dem Querdurchmesser ihrer Grundfläche. Selbst ohne an die gründliche Lösung der Frage zu gehen, wie groß die Oberfläche sei, die sie bedecken, staunt man über die Resultate einer flüchtigen Berechnung und staunt noch mehr, wenn man bedenkt, daß ihre mittlere Höhe, nach einer Menge von Beobachtungen, in Chile nicht geringer als 3125 Meter an- genommen werden könne. ' 1 Nach Eduard Pdppig. 162. Ein Tag in der Prairie. Leise öffnete ich die Thür, um zum dritten Male in Texas Prairien den Morgen zu begrüßen. Noch schlief alles fest in dem Blockhause des Serrenhoses, oer, von zwanzig Hütten der Lohnarbeiter umlagert, an dem aume einer Baumgruppe stand. Breite Blätter der Flaschenkürbisse rankten an den Reisigwänden der Hütten in die Höhe; Schlingpflanzen mit ihrem bunten Blumenglöckchen bedeckten die Dächer wie mit einem Netze; traulich schaute die Weinrebe in die offenen Fenster der Schlafgemächer, reichlich bedeckt mit Thautropfen, die wie Thränen von den Augen perlten. Wenige Schritte — und vor mir lag in unabsehbarer Weite ein unermeßlicher Ocean von Gräsern, der im leisen Hauch des Morgenwindes wogte und seine grünen Wellen in weiter Ferne mit dem Blau des Himmels mischte. Ohne die mindeste Erhöhung oder Senkung lag die weite Ebene da, mit den zartesten, feinsten Gräsern überwachsen, so frisch und rein, als wären sie eben erst aus der Hand des ewigen Werkmeisters hervorgegangen. Alles war so still und feierlich, wie am ersten Schöpsungsmorgen; der Geist der Einsamkeit seufzte durch die ganze Ebene. Als aber die Sonne aus den grünen Wogen des Grasmeeres mit unbeschreiblicher Majestät emporstieg, oa blickten tausend und aber tausend Augen des reinsten Thaues feurig zum wolkenlosen, blauen Himmelsdome auf. Lange hatte ich dagestanden, bis es lebendig in dem mit einer Kaktushecke umzäumten Hofe des Block- hauses wurde. Als ich zurückkehrte, war mein Pferd gesattelt; ein zweites wurde eben von einem Diener des Hauses, der mich aus meiner Fahrt in das Grasmeer begleiten sollte, aus dem Stalle geführt. Nachdem mein freundlicher Wirth mir noch einen Morgenimbiß verabreicht und mich mit Fleisch und gezuckertem Maisbrod versehen hatte, stieg ich zu Pferde und nahm die Funte nebst einem Kompaß zu mir, ohne welchen selbst Pflanzer nicht in die Prairie gehen; denn da diese Hügel- und berglos ist, so hat der Verirrte auch nicht das geringste Wahrzeichen. So ausgerüstet, wünschten mir alle Bewohner des Hauses, die sich nach und nach versammelt, eine glückliche Reise und gaben mir außer manchen Vorsichtsregeln noch vielerlei Aufträge an meinen Freund, den ich heute noch zu umarmen ge- dachte, und dessen Wohnung, obgleich eine Tagereise entfernt, doch die nächste in dieser menschenleeren Gegend war. Ernst und in mich gekehrt, ritt ich schweigend in das wallende, wogende Meer von Gräsern, das viele Stunden weder Baum noch Strauch zeigte, im Frühjahr aber geschmückt ist mit unzähligen Prairierosen, Tuberose und Astern, so schön und üppig, wie sie kein Garten der Erde aufziehen kann. Hin und wieder standen dürre Baumstämme über den grünen Wogen, wie die abgetakelten Masten eines Schiffes auf hohlgehendem Meere; hin und wieder zeigte ein Damm- hirsch seinen braunen Rücken über dem Grase und sprang, sobald er uns gewahr wurde, wie ein Delphin, der sich über das Wasser hebt, in die be- weglichen Fluten, um sich unserer Nähe zu entziehen. Es war mir, der

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 134

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
134 Bilder aus Europa. — Oesterreich. den Aufseher abzuliefern. Bei einigem Fleiße sind ungefähr 96 Gran in einigen Tagen zu gewinnen. Die niedrigste Klaffe bilden die Wanderzigeuner. Sie zahlen keine Steuern, und werden von der Verwaltung ebensowenig gezählt, als das Ungeziefer in einem Haufe. Ein paar Schweine, ein struppiger Hund, eine dürre Mähre, welche das Zelt trügt oder den Karren zieht, — das ist der ganze Hausrath dieser Nomaden. Sie schnitzen hölzerne Löffel und leben nebenher auf freie Faust. Schon zur Zeit Kaiser Joseph Ii. versuchte man es, sie zu colonisiren, aber vergeblich. Der Hang zum Umherschweifen war stärker, als alle Lockungen eines behaglichen Lebens. Doch leben nicht alle Zigeuner in gleichem Elende; manche haben sich der Landwirthschaft ergeben und sind im Betriebe derselben glücklich, wre denn dieses Volk zu allem, was es angreift, ein besonderes Geschick zeigt. Ja es giebt eine gewisse Aristokratie unter ihnen, und nicht wenige, welche in Städten, namentlich in Hermannstadt und Klausenburg wohnen, sind wirklich wohlhabend zu nennen. Obgleich, wie alle Zigeuner, in den Städten nicht gelitten, verträgt ihr Stolz nicht, zwischen den Zelten ihrer erbärmlichen Stammesgenossen sich Häuser zu bauen, sondern sie wählen das andere Ende der Stadt. Dort stehen ihre Wohnungen an der Stadtmauer und zeichnen sich nicht selten durch Reinlichkeit aus. Sie tragen die schöne Husarentracht mit goldenen Tressen und klirrenden Sporen. Ihr Haupterwerbszweig ist die Musik. Wer auf einem Instrumente tüchtig ist, wird in eine Musikbande auf- genommen, und so durchziehen sie das Land und kehren oft mit ansehnlichem Gewinn nach Hause zurück. Die Zigeuner sind geborne Musiker. Schon die kleinen Kinder greifen die Geige mit dem größten Geschick an und sind in Kurzem so weit, ihren Vätern zu secundiren. Wie der Zigeuner die Musik leidenschaftlich liebt, so hat er auch das feinste Gehör für sie, was ihn bei Erlernung eines Instrumentes außerordentlich begünstigt. Doch besaßt er sich selten mit Noten, sondern zufrieden, eine Melodie gehört zu haben, faßt er sie sogleich vollkommen auf und behält sie mit erstaunlicher Treue. Diese Eigenschaft hat die Zigeuner bei allen Festen in Uirgarn und Siebenbürgen unentbehrlich gemacht; denn sie sind eigentlich die Bewahrer der Nationalmelodie, die sie mit wundervoller Präcision in vollem Orchester wiederzugeben wissen. E. A. Quitzmann. deutsches Reich. 77. Deutschland. Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne in ihrem ewigen Laufe begrüßt. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, die größte Abwechselung, die reichste Mannichfaltigkeit dar- bietend, bringt Deutschland alles hervor, was der Mensch bedarf zur Er- haltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden rst fähig zu jeglichem Anbaue. Auf Gebirgen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus. Neben Moor und Harde, nur von der Binse und Brombeerstaude belebt und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buchweizens oder Hafers,

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 192

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
192 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. Aufladen jener Kisten und Kasten, Ballen, Lasten und Fässer sein. Welche Wagenmassen rollen dann durch die Straßen. Vor allen Gewölben, allen Niederlagen stehen große Kisten und Ballen, und was der Gewerbefleiß vieler Städte, großer Fabrikbezirke ganzer Länder in gedachter Zeit ge- schaffen, hier findet es im Zusammenflüsse seinen Hauptplatz. Die Fa- brikanten und Gewerbmänner Sachsens, Schlesiens/Brandenburgs, der Rheinlande, Bayerns, Würtembergs und Badens und der sächsischen Herzog- thümer stellen sich ein. Selbst die Schweiz hat zahlreiche Vertreter, des- gleichen Frankreich für seine Modeartikel, seine Seiden- und Kurzwaaren, England mit seinen gewaltigen Niederlagen für seine wollenen, baum- wollenen und Stahlwaaren. Zahllose Firmen bedecken die Häuser nicht selten bis zur dritten Etage mit Ortsnamen aus der Nähe und Ferne, dem Inland und Ausland versehen. Welches Drängen unv Treiben in den ersten Wochen einer Messe unter den Ein- und Verkäufern! Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern sie von Niederlage zu Nieder- lage, man verkehrt hier in deutscher, dort in englischer, in französischer, neugriechischer oder italienischer Sprache. Dieser Jude mit dem langen seidenen Kaftan und der braunen Pelzmütze ist aus Polen; für mehr als 300,000 Mark Waaren hat er schon gekauft, und noch immer kann er nicht abreisen; noch immer wartet er auf neu ankommende Waaren. Vergnügt reibt der Fabrikant die Hände; seine Niederlage ist fast geleert und reiche Bestellungen sind für die nächste Messe bei ihm gemacht. Viele derartige Ausräumungen und Bestellungen, wie sie mcht zu den Seltenheiten ge- hören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenden, welcher Jubel, daß die leipziger Messe „gut" ausgefallen. Daher das beständige Nach- fragen nach dem Gange der Geschäfte während der Messe. Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die ungeheuren Geld- massen, welche täglich durch die Hände des Cassirers gehen. Welche kost- baren Schätze in jenen großen Seidenwaarenlagern, welche Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leder, von wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel! Sechs- hundert Buden bedecken den schönen großen Markt in langen Reihen. Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaaren, Dosen und Blechwaaren, Farbekästen, Bleistifte, Fevern, musikalische Instrumente, erzgebirgische Spitzen und Nähwaaren, nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe und tausend andere Artikel liegen und hängen hier wohlgeordnet zum Verkaufe, zahlreiche Menschenmassen wogen vom Markte nach dem Augustus- platze, zwischen der Post und dem ehemaligen grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen Tagen auf beiden Seiten der Straße erhoben. Hier ist der Hauptsitz des Kleinhandels! Längs des Augustusplatzes oder Universitätsgebäudes die Buden der Schnittwaaren- händler, dahinter Glas- und Stemgutbuden und die Kurzwaarengeschäfte. Ihre verführerischen Schilder entlocken Vielen das Geld. — Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter die Buden". Es ist Meßsonntag. Welch' unaufhörlicher Lärm umtobt uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdrg-und Unwürdig- keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und Cosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Hauptstädte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachsfiguren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der heiligen und der Weltgeschichte vor; — daneben Buden, in denen Taschenspieler ihre

10. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 52

1878 - Danzig : Kafemann
52 Die Bewohner der bayrischen Alpen. — Fichtelgebirge u. Böhmerwald.? 5) Oberfranken» Bayreuth am rothen Main. Zwischen Bay- reuth und Er- langen breitet sich die fränkische Schweiz aus, welche in den Vorbergen des Fichtelgebirges liegt. Bamberg a. d. Regnitz. ™ g) Unterfran- Ruhmeshalle mit der Bavaria in München. Würzburg am Main liegt in sehr schöner Gegend und hat eine Universität. — Kissingen ist ein Brunnenort am Rhöngebirge. h) Die Pfalz. Speier mit sehenswerthem Dom. Germersheim ist eine Festung am Rhein. — Landau eine ehemalige Festung. Kaiserslautern Charakterbilder aus Aayern. 62. Die Bewohner der bayrischen Alpen. Musik. Die Bewohner der bayrischen Alpen sind große Liebhaber von Musik. Bei geselligen Zusammenkünften werden „Schnadahüpfln" vorgetragen, welche aus kleinen vierzeiligen Liedern bestehen. Dabei wird in die Hände ge- klatscht, mit den Füßen gestampft pnd gejodelt. Fast jeder Alpensohn kann die Zither spielen, nach deren Klängen der Nationaltanz „Landler" getanzt wird. Schauspiele. Haberfeldtreiben. Oft führen die Gebirgsbewohner Schauspiele auf, welche Begebenheiten aus der christlichen Sage oder aus Jesu Leben darstellen. Findet in einer Gemeinde ein solches Schauspiel statt, so werden die Nachbardörfer dazu eingeladen. Die Aufführung geschieht meist in einer Scheune vor einer zahlreichen Versammlung. — Eine eigenthümliche Volks- sitte ist das Haberfeldtreiben. Ist jemand nämlich unsittlich, geizig oder sonst lasterhaft, kann aber vom Gericht nicht bestraft werden, so versammelt sich vor seinem Hause des Nachts ein vermummter Volkshaufen. Alsdann wird bei Fackelbeleuch- tung mit Waldteufeln, Pfeifen, metallenen Scheiben, alten Töpfen ?c. und unter ?roßem Geschrei ein Höllenlärm gemacht, bis der Missethäter zum Vorschein ommt. Nun werden ihm seine Vergehen vorgehalten, und wenn er Besserung verspricht, so zerstreut sich endlich der Volkshaufe. Schmuggelei. Die nahe österreichische Grenze verlockt zur Schmuggelei mit zollpflichtigen Waareu. Dieses Geschäft erbt sich in vielen Familien fort, und manch Alpenbewohner hat schon sein Leben im Kampf mit den Grenz« Wächtern eingebüßt. 63. Das Fichtelgebirge und der Böhmerwald. Das Fichtelgebirge hat seinen Namen von den dichten Nadelholzwaldungen, welche das Gebirge noch heute bedecken, obgleich der Anbau viele Gegenden in Felder und Wiesen umgewandelt hat. Aus der Ferne sieht es eher einem Berge, als einem Gebirge ähnlich, wie denn die Anwohner es auch Fichtelberg nennen. Die Gebirgslnft tst kalt und rauh; _ denn der Winter dauert 6 Monate bei großem Schneefall; noch um Johannis kommen Nachtfröste vor. Breite und warme Thäler fehlen dem Fichtelgebirge. Doch ist es stark bewohnt von fletßi* gen und mäßigen Menschen, welche Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln bauen. Der Böhmerwald. Vom Fichtelgebirge gen Südosten läuft der Böhmer- wald. Seine höchsten Berge sind stelle nackte Helsen, die Abhänge aber voll dichter Waldungen, in die zum Theil noch keine Axt gekommen ist. Der
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 4
3 17
4 0
5 22
6 1
7 11
8 1
9 3
10 4
11 1
12 0
13 0
14 1
15 0
16 11
17 0
18 4
19 1
20 0
21 0
22 0
23 2
24 4
25 0
26 0
27 2
28 2
29 2
30 1
31 2
32 1
33 0
34 1
35 0
36 5
37 27
38 9
39 0
40 0
41 2
42 1
43 6
44 1
45 9
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 2
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 2
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 2
18 0
19 0
20 0
21 5
22 0
23 1
24 1
25 0
26 0
27 1
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 5
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 0
69 0
70 2
71 0
72 0
73 1
74 0
75 2
76 2
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 4
88 0
89 0
90 0
91 1
92 7
93 0
94 1
95 0
96 1
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 24
1 4
2 4
3 0
4 1
5 0
6 75
7 0
8 1
9 6
10 8
11 3
12 14
13 39
14 9
15 0
16 0
17 1
18 1
19 3
20 1
21 2
22 0
23 0
24 12
25 28
26 0
27 0
28 9
29 0
30 0
31 2
32 51
33 9
34 34
35 0
36 10
37 0
38 3
39 2
40 0
41 2
42 11
43 13
44 2
45 1
46 2
47 1
48 0
49 0
50 11
51 10
52 1
53 3
54 1
55 1
56 5
57 3
58 0
59 10
60 0
61 1
62 1
63 0
64 0
65 0
66 2
67 4
68 1
69 0
70 4
71 3
72 3
73 0
74 0
75 3
76 8
77 1
78 1
79 1
80 0
81 65
82 3
83 15
84 1
85 0
86 2
87 5
88 2
89 14
90 3
91 1
92 0
93 1
94 2
95 8
96 5
97 0
98 0
99 1
100 5
101 0
102 8
103 1
104 6
105 0
106 3
107 2
108 0
109 3
110 4
111 0
112 3
113 5
114 8
115 2
116 1
117 1
118 2
119 24
120 5
121 4
122 4
123 7
124 4
125 18
126 2
127 12
128 1
129 6
130 8
131 16
132 4
133 34
134 3
135 11
136 12
137 3
138 3
139 6
140 3
141 1
142 15
143 8
144 1
145 1
146 1
147 0
148 0
149 1
150 0
151 3
152 10
153 2
154 3
155 2
156 5
157 3
158 0
159 3
160 4
161 0
162 0
163 1
164 0
165 2
166 1
167 3
168 4
169 1
170 0
171 1
172 0
173 6
174 4
175 39
176 2
177 3
178 6
179 1
180 0
181 1
182 0
183 7
184 0
185 4
186 2
187 1
188 2
189 1
190 0
191 0
192 11
193 9
194 0
195 15
196 4
197 2
198 1
199 2