Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 30

1878 - Danzig : Gruihn
30 Geschichte des Alterthums. — Die Griechen. ins innere Heiligthum geführt und auf einen mit Lorbeerzweigen umflochtenen großen Dreifuß gefetzt, der gerade über der vorhin erwähnten dampfenden Höhle stand. Kaum hatten die unterirdischen Dämpfe sie durchdrungen, so bekam sie gräßliche Zuckungen; ihr Haar sträubte sich Die Pythia auf dem Dreifuß ju Delphi. empor; die Augen verdrehten sich; ihr Mund schäumte und in der höchsten Raserei stieß sie endlich unter fürchterlichem Geheul abgebrochene Worte aus, welche die Priester auffingen und daraus die Antworten zusammen setzten. 16. Die olympischen Spiele. Vorbereitungen. Zu den Nationalfesten der Griechen gehörten besonders die olympischen Spiele, welche regelmäßig alle vier Jahre bei der Stadt Olympia stattfanden und fünf Tage dauerten. Am Tage vor dem Anfange der Spiele, auch schon früher, strömten von allen Seiten unzählige Zuschauer heran; zu Land, zur See, aus allen Gegenden Griechenlands und aus den benachbarten Landen kamen sie schaarenweise angezogen. Frauen und Mädchen dursten sich nicht unter ihnen sehen lassen. Mit Tages Anbruch nahmen die Spiele ihren Anfang. Alles drängte sich dann nach den besten Plätzen; die Wagen rollten, die Pferde wieherten, tausend Stimmen schrieen, der Staub wirbelte und wurde von der ausgehenden Sonne vergoldet. Die Athleten aber (so nannte man die Kämpfer) warfen ihre Kleider ab, salbten sich mit Del, und zogen leichte Halbstiefel^an. Jetzt rief, unter Trompetenschall, ein Herold zuerst die Wettläufer auf. Sie stellten sich, und es wurden laut ihre Namen und ihr Vaterland abgelesen. Kann jemand diesen Jünglingen vorwersen, rief der Herold, daß sie einen schlechten

2. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

3. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 18

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 18 — gürtet, das Kruzifix in der Hand, von Strapazen abgemagert und verwildert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich und schilderte in feurigen Worten die Noth der Christen und die Frevel der Türken. Dem Papste brachte er ein flehendes Schreiben von dem Patriarchen in Jerusalem, und dem Volke erzählte er, dass Christus selber ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriss man Peter sammt seinem Esel, um nur ein Andenken von ihm mit heimzubringen. 3. Papst Urban Ii. stellte sich an die Spitze der Bewegung. Auf einer Kirchenversammlung zu Clermout im südlichen Frankreich riss er alle Herzen durch seine Rede hin. „Gott will es!" rief alles, und Tausende hefteten sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter, um als Kreuzfahrer an den Kreuzzügen Theil zu nehmen. Ungeordnete Haufen unter Walter von Habenichts und Peter von Amiens konnten die Zeit nicht erwarten und brachen gleich nach dem Osten auf. Da sie die Juden erschlugen und die Bauern beraubten, so wurden sie endlich selber von dem Landvolke niedergemacht. 4. Gottfried von Bouillon (sp. Bujoug), der edle Herzog von Lothringen, stellte sich an die Spitze des Kreuzheeres, das viel edle Helden und wohl 1/2 Million Menschen zählte,, und setzte nach mühsamen Märschen nach Kleinasien über. Hier hob die Noth erst an. Hunger und Durst, Hitze und Seuchen, List und Schwert der Feinde rafften Tausende hinweg, so dass der heiße Wüstensand mit Leichen bedeckt war. Nach großen Opfern wurden einzelne Festungen genommen, so Antiochia; aber kurze Zeit nach der Einnahme wurden die Sieger von einem türkischen Heere eingeschlossen und in die entsetzlichste Noth gebracht. Plötzlich ward der gesunkene Muth der Belagerten wunderbar gehoben durch Auffindung der heiligen Lanze, mit der Jesu Seite durchbohrt sein sollte. Unter Gesang und mit Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog nun der Rest des stolzen Kreuzheeres nach Süden und erblickte in der Morgendämmerung von Em-maus' Höhe die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger mit Entzücken, sanken weinend nieder und küssten die Erde, alle Mühsale vergessend. 5. Eroberung Jerusalems 1099. Aber die heilige Stadt war stark befestigt und von 60,000 (Streitern vertheidigt. Mit ungeheuern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, kaum halb soviel an Zahl, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Türme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestürmt, aber erfolglos. Da plötzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Oelberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hülfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich.

4. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 48

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
48 Bilder aus Europa. — Großbritannien. Anblick des Elementes hier, so allgewaltig seine Macht, daß unser Dasein auf diesem Felsen mir wie ein unerlaubtes Eindringen in ein fremdes Reich erschien. Je mehr wir uns der Fingalshöhle näherten, um so tiefer mußten wir hinabsteigen. Die aufbrausenden Wogen hatten oft eben erst den Stein verlassen, den unser Fuß betrat. Plötzlich, als wir um einen Vorsprung biegend das Auge hoben, that sich vor uns die Riesenhalle der Fingalshöhle auf. Eine wunderbare Wölbung, weit, hoch, kühn, gebildet durch das Ineinandergreifen der einzelnen Basaltmassen, und so mächtig in ihrer Großheit, weil keine Pfeiler, kein tragender Basalt sie in der Mitte stützen. In die gewaltige Halle braust das Meer hinein, silberner Schaum der Wellen spült auf den schwarzen Stufen und spritzt hoch empor, während das schwere Rollen der Wogen leise und dumpf im Hinter- gründe der Höhle verhallt. Das Portal des Wunderbaues erglänzte in hellem Sonnenlichte, innen zogen bläuliche Nebel umher, die um so dunkler schienen, je lichter außen der Tag war. Möwenschaaren flogen aufgeschreckt, scheu flatternd an uns vorüber, als die Männer bis zum Ende der Höhle gedrungen waren, wo zwei Prediger ein geistliches Lied anhoben, in dessen langgetragene Töne alle Anwesenden mit lauter Stimme emsielen. Dann aber als sie es geendet, begann jemand das Rule Britannia, und mit er- schütternder Kraft klangen von den Lippen der Engländer hier mitten im Meere das Loblied ihres Gottes und der Preis ihres Vaterlandes im Jubelschalle durch die Luft. Alles ist in der Fingalshöhle majestätischer Ernst, großartiges Natur- walten. Selbst die Naturlaute sind streng und düster, wie Form und Farbe des Basalts. Die silberweißen Möwen, die farbigen Eriken, Vögel und Blumen hatten etwas Unwahrscheinliches in dieser Umgebung. Der helle Tag und das Sonnenlicht erschiene nur wie ein geborgter Schmuck; um die Fingalshöhle in ihrer höchsten Majestät zu sehen, müßte man sie, dieses zufälligen Schmuckes entklerdet, in den Nebeln des Herbstes und Winters kennen lernen. Aber auch so war der Eindruck ein überwältigender und schweigend in uns versunken, kehrten wir nach dem Schiffe zurück. F. Lewald. 28. Die Bewohner des schottischen Hochlandes. Ein Gefühl von Ruhe und Frieden bemächtigte sich unser in der stillen Abgeschiedenheit des schottischen Hochlandes, wo klare, lebendige Wasser durch fruchtbare, angebaute Thäler rieseln und brausen, von hohen Bergen umfriedet. Diese starrten uns nicht rauh und nackt entgegen. Schöne Waldungen bekleiden sie fast bis zum höchsten Gipfel hinauf und winken freundlich dem Wanderer in ihre erquickende Schatten. Der Anblick der armseligen Hütten, die wir einzeln in den Thälern, am Fuße der Felsen oder in der Nähe des Stromes zerstreut liegen sahen, würde uns schmerz- haft berührt haben, wenn die Bewohner mit ihrem kläglichen Loose weniger zuftieden schienen. Wir sahen große Armuth, aber nicht eigentliches Elend. Jede Hütte hatte ihr kleines Kornfeld, das die Einwohner nährt, und einige Ziegen und Schafe, von einer besondern, sehr kleinen Art, welche ihnen Milch, Käse und die nothwendige Kleidung gewähren. Diese Häuser in den schottischen Hochlanden sind wohl die schlechtesten menschlichen Wohnungen im gebildeten Europa, so eng, daß man nicht be- greift, wie eine Familie darin Platz findet, aus rohen Steinen, oft ohne allen Mörtel, nur zusammengetragen. Die Fugen sind mit Moos und Lehmerde verstopft, Thüren aus Brettern schlecht zusammengeschlagen, ohne Schloß und Riegel, Fenster so klein, daß man sie kaum bemerkt, oft sogar

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 162

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
162 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. von himmelansteigenden Zackenfelsen umringt schauen, die auf ihn nieder- zustürzen dräuen, die ihm den Ausgang Zauberisch zu verbauen scheinen, und aus deren gähnende Spalten ihn alle jene mißgeformten Spukgestalten anglotzen, welche aus den Märchen der Kinderwärterin in seinem Gedächt- nisse geblieben. Er schlürft mit Wollust alle diese Grauen des Geister- kessels ein und schleicht, sich mit Zwang losreißend, endlich weiter. Aus einem schlichten, einförmigen und einfarbigen Laubhölzchen ermattet eine Höhe hinansteigend, glaubt er jetzt sich plötzlich in das Reich der Ver- nichtung versetzt, und der letzte Tag der Erde steht vor seiner Phantasie, wenn er sich am Rande eines erstorbenen, abgenabelten, ausgedörrten Fichtenwaldes findet, dem der verheerende Borkenkäfer und Holzwurm Saft und Mark geraubt .... Es ist ein Siechhaus, ein Kirchhof der Natur, und der erschütterte Wanderer wendet das Auge ab; da fesselt seinen Blick noch höher hinauf ein nicht geringeres Schauerbild. Ein unabsehbarer Wald liegt als Wmdbruch gestürzt und nach einem Striche niedergeworfen da, gleich einem hingeschlachteten Heere des Völkerkrieges; ein einziger Hauch der Allmacht schuf dieses undurchdringliche Verhau von Riesentannen, welche aus dem zerrissenen Boden ihre kolossalen Wurzeln wie trockene Knochen eines Hünengrabes hervorstrecken. Und um diesen Schauplatz wüster Zerstörung, dieses Schauerbild noch furchtbarer zu machen, schnaubt ein ungeheurer, schwarzborstiger Keiler, drohend mit scharfen und glänzenden Hauern, an ihm vorüber, die giftige, graue Wolfsotter hebt sich aus dürrem Moos und zischt ihn an, und ein gieriges Geierpaar kreiset gespenstisch rauschend mit weitgespannten Flügeln über seinem Haupte, und der Wolken- segler abgestoßenes, weithin gellendes Gekreisch spricht ihm deutlich die feindliche Absicht aus, den unberufenen Eindränger zu vertreiben. Nicht weniger angesprochen wird sich die mildere Seele finden, welche sich gern von sanfteren, kindlicheren Empfindungen wiegen läßt. Für sie sind jene Thäler geschaffen, deren unzählige der Harz umschließt, und welche als erste Gedanken den Ausruf erzeugen: „Hier laßt uns Hütten bauen!" — Ich kenne ein solches, das mir unvergeßlich geblieben. Von rauher, kahler Höhe steigt man zu ihm hinunter durch ein Gehölz von schlanken Buchen und Erlen windet sich der schlangenförmige Fußsteig. Ueberrascht steht man in der kleinen Schlucht auf blumenreichem Teppich, wie in dem innersten Hofe, in dem heiligen Asyle eines kleinen Tempels, rundum die grünglänzenden Kuppeln von braunen Säulen getragen, herein- tretend über den Raum und ihn verdüsternd, und darin zur Rechten nur ein einzelnes, braunes, stockwerkhohes Felsenstück, kahl, nur in seinen Spalten mit grünem Moose bekleidet, ähnelnd einem hohen Altar, der zu mysteriösen Priesterdiensten ausersehen. Und ein silberheller Harzbach stürzt sich herab aus der größten Spalte des dunklen Gesteines, schäumt und perlt unten im runden Blumenbassin und rauscht in schmaler Steinrinne weiter in das Holz, und oben auf dem braunen Steine stand eine einzelne schlanke Pflanze des Fingerhutes in purpurrother Blüthenpracht, auf hohem Schaft ihre Glockenkelche wiegend, die geweihte, leuchtende Kirchenkerze dieses teiligthums. Ein Ausruf freudigen Erstaunens tönt von meinem Munde. och auch lebendige Genüsse mangeln nicht; dort weidet ein Rudel schlanker Hirsche auf besonntem Plateau; das Jagdhorn des Verfolgers tönt fern im Walde und weckt die Stimme des Echos; aber das Reh mit seinem Kälbchen horcht nicht darauf und genießt ungestört seine Sicherheit, den vielfachen Fluchtwegen und seiner Schnelligkeit vertrauend. Harmonisches Glockengeläute trifft unser Ohr; wir glauben wohlabgestimmte Thurmglocken zu hören und meinen auf ein nahes Kirchdorf zu stoßen. In das Freie treten wir mit beeilterem Fuße und sind auf kräuterreicher Weide; die

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 102

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
102 Bilder aus Europa. — Die Schweiz. Hagen nach frischer Luft, während der Fön ihnen Rachen und Lunge aus- trocknet. Kein Vogel ist in Wald und Feld zu erblicken. Die Menschen theilen das allgemeine Unbehagen, das beengend auf Nerven und Sehnen wirkt und dem Gemüthe eine lastende Bangigkeit auf- drängt. Gleichzeitig wird sorgsam das Feuer des Heerdes oder Ofens gelöscht. In vielen Thälern ziehen die „Feuerwachen" rasch von Haus zu Haus, um sich von jenem Auslöschen zu überzeugen, da bei der Aus- dörrung alles Holzwerkes durch den Wind ein einziger Funke großes Brand- unglück stiften kann. Und doch, trotzdem daß der Fön gefährlicher ist als jeder andere Wind des Gebirges, wird er im Frühling und Herbst mit Freuden begrüßt. Im ganzen Berggebiet bewirkt er ungeheure Schnee- und Eisschmelzungen und verändert dadurch in einem Schlage das Bild der Landschaft. Im Grindel- waldthale schmelzt der Fön oft in zwölf Stunden eine Schneedecke von 80 Centimeter Dicke weg. Er ist der rechte Lenzbote und wirkt in vier- undzwanzig Stunden so viel wie die Sonne in vierzehn Tagen, da auch die alte, zähe Schneeschicht, welche die Sonne lange vergeblich beleckt, ibm nicht widersteht. Ja, er ist in vielen schattigen Hochthälern geradezu die Bedingung des Frühlings, wie er in manchen Orten der Ebene im Herbste die Zeitigung der Trauben bedingt. Würde er nicht von Zeit zu Zeit die wohlthätige Wärme bringen und die neu versuchten Schneeansätze weg- fegen, so gäbe es in manchem Hochthale keinen Sommer und kein Leben, sondern wahrscheinlich nur stets wachsende Eisfelder. Dabei ist der Fön zum großen Glücke der Menschen und Felder ein vorsichtiger Schneeschmelzer und schützt dadurch, daß er durch seine Trocken- heit und Wärme eine massenhafte Verdunstung der Wassertheile unterhält, die Niederungen vor gefährlichen Ueberflutungen der Bergwasser. Fr. v. Tschudi. 59. Berg- und Thalfahrt der Alpenheerden. Die festlichste Zeit für das Alpenhornvieh ist ohne Zweifel der Tag der Alvfahrt, die gewöhnlich im Mai stattstndet, ein Tag, der auch . im Leben des Aelplers einen neuen Abschnitt beginnt. Jede der ins Gebirge ziehenden Heerden hat ihr Geläute. Die stattlichsten Kühe erhalten unge- heure Schellen, die oft über einen Fuß im Durchmesser halten und vierzig bis fünfzrg Gulden kosten. Es sind die Prunkstücke der Sennen; mit drei oder vier solchen mit einander in Einklang stehenden läutet er von Dorf zu Dorf seine Ausfahrt ein. Dazwischen hinein tönen die einzelnen Erz- glocken. Voraus geht ein Handbub mit sauberem Hemde und kurzen gelben Beinkleidern; ihm folgen die Kühe mit dem Heerdenstier in bunter Reihe, dann oft etliche Kälber und Ziegen. Den Beschluß macht der Senn mit dem Saumpferde, das die Milchgeräthschaften, Bettzeug u. dgl. trägt und mrt buntem Wachstuche bedeckt ist. An diesem Tage ertönt besonders der Kuh- reigen, den jeder Alpenbezirk in eigenthümlicher Weise besitzt. Es ist dies jener Gesang, dessen ältester Text sich nur noch in einzelnen Versen vor- findet, während seine Melodie in stundenlangen Trillern, Jodeln, bald hüpfenden, bald aedehnten Tönen besteht. Etwas anderes ist der einfache Jodel, der keine Worte hat, sondern bloß in schnell wechselnden, oft in der Tiefe anhaltenden und rasch in die Höhe steigenden seltsamen Tonverbm- dungen besteht. Er dient dem Hirten, die Kühe herbeizulocken, seine Kame- raden zu begrüßen und überhaupt als Fernsprache im Gebirge. Trauriger als die Alpfahrt ist für Vieh und Hirten die Thalfahrt, die in ähnlicher Ordnung vor sich geht. Gewöhnlich ist sie das Zeichen

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 288

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
288 Bilder aus Amerika. man nur in bedeutender Entfernung erst eine gerechte Idee erhält, erstrecken sich in ununterbrochenen Reihen über 60 Breitengrade und messen selbst im nördlichen Chile, wo sie als eine einzige Kette auftreten, noch mindestens 20 Meilen auf dem Querdurchmesser ihrer Grundfläche. Selbst ohne an die gründliche Lösung der Frage zu gehen, wie groß die Oberfläche sei, die sie bedecken, staunt man über die Resultate einer flüchtigen Berechnung und staunt noch mehr, wenn man bedenkt, daß ihre mittlere Höhe, nach einer Menge von Beobachtungen, in Chile nicht geringer als 3125 Meter an- genommen werden könne. ' 1 Nach Eduard Pdppig. 162. Ein Tag in der Prairie. Leise öffnete ich die Thür, um zum dritten Male in Texas Prairien den Morgen zu begrüßen. Noch schlief alles fest in dem Blockhause des Serrenhoses, oer, von zwanzig Hütten der Lohnarbeiter umlagert, an dem aume einer Baumgruppe stand. Breite Blätter der Flaschenkürbisse rankten an den Reisigwänden der Hütten in die Höhe; Schlingpflanzen mit ihrem bunten Blumenglöckchen bedeckten die Dächer wie mit einem Netze; traulich schaute die Weinrebe in die offenen Fenster der Schlafgemächer, reichlich bedeckt mit Thautropfen, die wie Thränen von den Augen perlten. Wenige Schritte — und vor mir lag in unabsehbarer Weite ein unermeßlicher Ocean von Gräsern, der im leisen Hauch des Morgenwindes wogte und seine grünen Wellen in weiter Ferne mit dem Blau des Himmels mischte. Ohne die mindeste Erhöhung oder Senkung lag die weite Ebene da, mit den zartesten, feinsten Gräsern überwachsen, so frisch und rein, als wären sie eben erst aus der Hand des ewigen Werkmeisters hervorgegangen. Alles war so still und feierlich, wie am ersten Schöpsungsmorgen; der Geist der Einsamkeit seufzte durch die ganze Ebene. Als aber die Sonne aus den grünen Wogen des Grasmeeres mit unbeschreiblicher Majestät emporstieg, oa blickten tausend und aber tausend Augen des reinsten Thaues feurig zum wolkenlosen, blauen Himmelsdome auf. Lange hatte ich dagestanden, bis es lebendig in dem mit einer Kaktushecke umzäumten Hofe des Block- hauses wurde. Als ich zurückkehrte, war mein Pferd gesattelt; ein zweites wurde eben von einem Diener des Hauses, der mich aus meiner Fahrt in das Grasmeer begleiten sollte, aus dem Stalle geführt. Nachdem mein freundlicher Wirth mir noch einen Morgenimbiß verabreicht und mich mit Fleisch und gezuckertem Maisbrod versehen hatte, stieg ich zu Pferde und nahm die Funte nebst einem Kompaß zu mir, ohne welchen selbst Pflanzer nicht in die Prairie gehen; denn da diese Hügel- und berglos ist, so hat der Verirrte auch nicht das geringste Wahrzeichen. So ausgerüstet, wünschten mir alle Bewohner des Hauses, die sich nach und nach versammelt, eine glückliche Reise und gaben mir außer manchen Vorsichtsregeln noch vielerlei Aufträge an meinen Freund, den ich heute noch zu umarmen ge- dachte, und dessen Wohnung, obgleich eine Tagereise entfernt, doch die nächste in dieser menschenleeren Gegend war. Ernst und in mich gekehrt, ritt ich schweigend in das wallende, wogende Meer von Gräsern, das viele Stunden weder Baum noch Strauch zeigte, im Frühjahr aber geschmückt ist mit unzähligen Prairierosen, Tuberose und Astern, so schön und üppig, wie sie kein Garten der Erde aufziehen kann. Hin und wieder standen dürre Baumstämme über den grünen Wogen, wie die abgetakelten Masten eines Schiffes auf hohlgehendem Meere; hin und wieder zeigte ein Damm- hirsch seinen braunen Rücken über dem Grase und sprang, sobald er uns gewahr wurde, wie ein Delphin, der sich über das Wasser hebt, in die be- weglichen Fluten, um sich unserer Nähe zu entziehen. Es war mir, der

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 298

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
298 Bilder aus Amerika. Doch jetzt treten die Berge aus einander, die Gegend wird freund- licher- eine frische, salzige Luft weht uns entgegen; es zeigen sich einzelne Ortschaften, die immer häufiger werden, und als der Zug hält, treten uns schmucklos, aber sehr sauber gekleidete Kinder von krankhafter Zartheit ent- gegen, um uns Milch und andere Erfrischungen anzubieten. Wir sind am großen Salzsee bei den Heiligen des jüngsten Tages, den Mormonen. Salt Lake City, ihre Hauptstadt, berühren wir nicht, 8 Meilen davon, in Ogden, müssen wir die Wagen wechseln. Wir verlassen Utah und gelangen nach Nevada, einem gebirgigen, unfruchtbaren Lande, das aber die reichsten Silberminen der Welt hat. Jetzt erblicken wir wieder häufiger Rothhäute, die ihrem Untergange ent- gegen gehen, da sie die Bildung von sich weisen und die Arbeit verschmähen. Noch eine andere ethnologische Merkwürdigkeit sehen wir hier häufig; es sind fleißige und mäßige Arbeiter: die Chinesen. Wir steigen nun wieder höher, die Sierra Nevada hinauf. Noch einmal passiren wir gefährliche Viaducte und die merkwürdigen Schnee- und Lawinendächer, die dann und wann unterbrochen, bei fast 7 Meilen Länge auf 83/4 Meilen vertheilt sind. Dann geht es hinab zu Thal. Frisches Grün und Blumenduft empfängt uns, und während wir bisher die Bäume so sehr vermißten, treten uns hier die höchsten Baumriesen der Erde ent- gegen, die einen Durchmesser (nicht Umfang) von 9 bis 10 Meter erreichen. Es ist die Sequoia, eine Zapfenträgerin. Um die blühenden 'Gebüsche fgtelen Hunderte von Kolibris in den prächtigsten Farben. Aus dem rauhen Silberlande Nevada sind wir in das Goldland Californien gelangt. Wir erreichen zunächst Sacramento, Californien's politische, und dann San Francisco, seine commercielle Hauptstadt. Nach einem Vortrage R. v. Schlaginweit's. 167. Einige religiöse Sekten in Nordamerika. In Nordamerika steht es jedem frei, seine Ansichten über Religion offen zu bekennen und zu vertheidigen, eben so zu predigen und, wenn er sich dazu berufen glaubt und Anhänger findet, den Religionssekten noch eine neue hinzuzufügen. Der Staat bekümmert sich nicht um die inneren kirchlichen Verhältniße. Ein Besuch des Gottesdienstes der schwarzen Methodisten hinterließ uns statt eines ernsten erhebenden Eindruckes ganz das Gegentheil davon. Der schwarze Prediger sprach anfangs ruhig und gemäßigt; dann gerieth er immer mehr in Hitze und Extase, wurde immer wilder, bis er zuletzt, mit seinen Fäusten auf das Pult schlagend, mit fürchterlicher Stimme schrie: „Der Teufel ist in der Versammlung, öffnet die Fenster!" Die ganze Versammlung gerieth in die größte Aufregung, und alles lärmte und brüllte durcheinander. Endlich folgte die Besänftigung, es ward still — todtenstill. Dumpfes Gemurmel erhebt sich, das Gemurmel wird zum Schluchzen, welches sich endlich in einem entsetzlichen Aufschrei Luft macht. Dies ist das Zeichen, daß der „Geist" gekommen ist und das Werk segnet und heiligt. Die Stimme des nun auch vom Geiste ergriffenen Redners wird wieder laut; sie spricht mit schmeichelnden, lieblichen Tönen vom süßen Jesus. Der Redner verläßt seinen Platz, setzt sich auf die „Bank der Angst" und fordert die Gläubigen aus/an ihn heranzutreten und ihre Häupter auf seinem Schooße ruhen zu lassen. Sie kommen, um diesen Akt mystischer Weihe zu vollziehen. Plötzlich scheint die ganze Versammlung vom Schwindel ergriffen, Viele gerathen in Verzuckungen. Man hört den Ruf: „Jesus, Jesus, hilf, komm zu mir!" Das' Opfer der Schwärmerei

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 309

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
309 Auf dem Missisippi. — Der Niagarafall. geblieben ist, das schafft heute noch einige Meilen schöner romantischer Gegend. Die Gebirge verlassen nun das Westufer nicht mehr, sie sind sogar hoch genug, um uns Schutz vor den schrägen Strahlen der Abendsonne zu gewähren, deren rothes Gold Luft und Wasser durchfluthet. Hier im Westen dehnt die Region der Eisengebirge sich aus, da ziehen ganze Bergmassen aus reinem Eisenerz in's Land hinein, und die von St. Louis nach dem kleinen Städtchen Bismarck gebaute Eisenbahn dient zumeist dem Transport dieser Schätze. Der Missisippi hört auf ein Waldstrom zu feinals ^vir nach kurzem Schlafe am nächsten Morgen erwachen, sehen wir, daß die Industrie überall Besitz von seinen Ufern ergriffen hat: wir fahren an Hochöfen, an Fabriken und ungeheuern Lagern von Erz oder Steinkohlen vorüber; die Bahnlinie, welche sich in den röthlichen Stein der Uferberge gefurcht hat, schleppt endlose Lastzüge hin und her, die Anländen werden häufiger und belebter, und bald steigt auch in weiter Ferne St. Louis mit seinen Thürmen, dein hohen Kuppeldache seines Kapitols und der gewaltigen Brücke empor, der größten und kühnsten, die den oberen Missisippi überspannt. Von allen nüchternen großen nordamerikanischen Städten ist St. Louis wohl die nüchternste. Aus der kleinen französischen Ansiedelung, die im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts kaum tausend Menschen zählte, ist der „Königin des Westens" am Ohio hier eine westlichere Nebenbuhlerin erwachsen, welche günstiger, an einem größeren Strome, in einem dichten Eisenbahnnetze, vor allem aber mehr auf dem Wege nach Westen liegt; St. Louis ist daher bereits auf fast eine Million Einwohner gewachsen, folgt sieben englische, also mehr als anderthalb deutsche Meilen den Ufern des Stromes und dehnt sich drei Meilen aufwärts ins Land hinein. Das Ganze bildet eine einförmige Häuserwüste; Quadrat neben Quadrat, am Flusse garnichts, dann die großen Waarenlager, darauf das Kleingeschäft, endlich die Wohnungen; das wiederholt sich hier wie überall. Solche Zweckmäßigkeitsstadt hat gewiß für den Bewohner sehr viele Vorzüge; der fremde Besucher aber, dem man als einzige Sehenswürdigkeiten einige stolze Häuser großer Zeitungen, einige deutsche Biergärten und einen ziemlich unscheinbaren Park rühmt, hat hier wenig zu suchen. Anders wäre dies bei längerem Aufenthalt. Das deutsche Element, welches fast ein Drittel der gesummten Einwohnerschaft bildet, nimmt hier eine sehr geachtete und selbstständige Stellung ein. Nach bcv Danziger Zeitung. 173. Der Niagara-Fall. In Canada senkt sich der Ontario viel tiefer in den Boden ein, als fein nächster Nachbar, der Erie. Eine Gebirgsterrasse trennt beide, die nur wenig Meilen von einander entfernt sind.' Das von allen den Zu- strömungen angesammelte Wasser ist nun schon zu einem mächtigen Strome angewachsen, der aus dem Erie hinab will zu dem letzten der großen Seen. Die Felswand sperrt ihm den Weg. Er hat sie durchwühlt, zernagt, sich ein tiefes Bett in die Felsen gegraben. In dieses stürzt die gesammte Masse des Stromes. Das ist der Niagara. Erst hier, wo der nur wenige Meilen lange Strom in der Gegend, wo Buffalo den Erie verläßt, heißt er mit dem alten Jndianernamen Niagara. Dieser Wassersturz ist eins der wenigen landschaftlichen Wunder Nord- amenkas. Deshalb hat an die Felsklippen des amerikanischen wie cana- drschen Users sich eine Stadt von Gasthäusern und Läden mit Indianer- waaren genistet; es umgiebt uns hier all das zudringliche Treiben, die Prellereien, die Wegversperrungen, die Tributstationen, 'die Betteleien jeder Art, die so oft in der Schweiz uns den Genuß an großen Naturschön-

10. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 325

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Tie Botokuden. — Das Erdbeben von Caracas. gehört, ist alles ihr Geschäft. Sie müssen die Hütten bauen, Früchte aller Art zur Nahrung aufsuchen, und auf Reisen sind sie beladen wie Lastthiere. Die mannigfaltigen und mühsamen Arbeiten erlauben ihnen nicht, sich viel um ihre Kinder zu bekümmern. Sind diese noch klein, so trägt man sie beständig auf dem Rücken mit sich umher, sind sie schon etwas größer, so bleiben sie sich selbst überlassen, wo sie schnell ihre Kräfte gebrauchen lernen. Der fünde Botokude kriecht im Sande umher, bis er den kleinen Bogen spannen kann; alsdann fängt er an sich zu üben, und nun bedarf er zu seiner Ausbildung nichts weiter, als die Lehren der Mutter Natur. Die Liebe zu einem freien, rohen und ungebundenen Leben drückt sich ihm von Jugend an tief ein und dauert sein ganzes Leben hindurch. Alle jene Wilden, welche man aus ihren Urwäldern entfernt und tu die Gesellschaft der Europäer gezogen hat, hielten wohl eine Zeit lang diesen Zwang aus, sehnten sich indessen immer nach ihrem Geburtsorte zurück und entflohen oft, wenn man ihren Wünschen nicht Gehör gab. Prinz Max v. Wied. 181. Das Erdbeben von Caracas. Caracas ist die Hauptstadt vonz>er Provinz Caracas oder Venezuela, die eine Republick^ bildet. Was die Stadt Caracas betrifft, so war sie eine lebhafte, schöne Stadt, die 10- bis 45,000 Einwohner hatte, bis sie tut Jahre 1812 durch ein Erdbeben in weniger als einer halben Minute in einen Schutthaufen verwandelt wurde. ^ Bereits im Dezember 1611 ward Caracas zuerst aus seiner Sicherheit durch einen Erdstoß von einer beträchtlichen Heftigkeit aufgeschreckt. Alan beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen, ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die 'Lonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber ihren Untergang nicht mehr sehen. Der Tag kündete sich sehr heiß an, die Luft war ruhig und der Hunmel wolkenlos. Es war der grüne Donnerstag; das Volk strömte haufenweise zu den Gotteshäusern. Es war vier Uhr nachmittags. Plötzlich tönten die Glocken; es war Gottes- nicht Menschenhand, die sie zum Grab- geläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden lange Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vorüber, als sich plötzlich der heftigste unterirdische Donner hören ließ, aber stärker und anhaltender als das Rollen der Gewitter in dieser Jahres- zeit. Unmittelbar auf dieses Donnern folgte eine senkrechte, drei bis vier Sekunden anhaltende Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer horizontalen, wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten in zwei sich durchkreuzenden Richtungen von Norden gegen Süden und von Osten nach Westen. Diesen gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und sich durchkreuzend konnte nichts mehr widerstehen; in einer Viertelminute war Caracas ein Schutthaufen, der 9- bis 10,000 seiner Einwohner be- graben hatte. Noch hatte die Prozession den Umgang nicht eröffnet; aber das Hinzuströmen zur Kirche war so groß, daß'gegen 3- bis 4000 Ein- wohner unter dem Einsturz ihrer Gewölbe begraben wurden. Die Ex- plosion war in der Nordseite der Stadt am heftigsten gewesen. Die Kirche der Dreifaltigkeit und der Alta Gratia, die 50 Meter Höhe hatten, und deren Schiff durch 3 bis 4 Meter dicke Pfeiler getragen ward, lagen in emen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht höher als 2 Meter war, und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Pfeilern und Säulen auch keine Spur mehr kenntlich geblieben ist. Die Kaserne San Carlos war beinahe verschwunden. Es stand darin ein Regiment Linientruppen unter den Waffen, das sich eben zur Prozession begeben
   bis 10 von 14 weiter»  »»
14 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 14 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 4
3 17
4 0
5 22
6 1
7 11
8 1
9 3
10 4
11 1
12 0
13 0
14 1
15 0
16 11
17 0
18 4
19 1
20 0
21 0
22 0
23 2
24 4
25 0
26 0
27 2
28 2
29 2
30 1
31 2
32 1
33 0
34 1
35 0
36 5
37 27
38 9
39 0
40 0
41 2
42 1
43 6
44 1
45 9
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 1
12 2
13 0
14 0
15 0
16 3
17 3
18 0
19 0
20 0
21 7
22 1
23 2
24 1
25 0
26 0
27 1
28 4
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 1
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 1
63 0
64 2
65 0
66 0
67 2
68 0
69 0
70 3
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 4
77 9
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 1
85 0
86 0
87 3
88 0
89 0
90 0
91 2
92 6
93 0
94 0
95 0
96 1
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 23
1 5
2 14
3 0
4 3
5 0
6 83
7 0
8 1
9 6
10 8
11 1
12 16
13 16
14 3
15 0
16 0
17 1
18 2
19 3
20 2
21 2
22 0
23 0
24 30
25 19
26 0
27 2
28 7
29 2
30 1
31 2
32 24
33 8
34 53
35 0
36 1
37 0
38 0
39 1
40 1
41 4
42 15
43 6
44 0
45 0
46 0
47 4
48 1
49 0
50 8
51 22
52 0
53 0
54 0
55 2
56 6
57 2
58 1
59 28
60 0
61 1
62 1
63 0
64 0
65 0
66 0
67 4
68 1
69 0
70 1
71 3
72 2
73 0
74 0
75 4
76 8
77 1
78 2
79 1
80 1
81 91
82 3
83 19
84 1
85 1
86 1
87 4
88 2
89 22
90 2
91 1
92 0
93 0
94 2
95 17
96 3
97 1
98 1
99 1
100 6
101 0
102 11
103 1
104 2
105 1
106 2
107 1
108 0
109 7
110 9
111 0
112 3
113 5
114 5
115 2
116 1
117 1
118 2
119 9
120 7
121 10
122 4
123 7
124 6
125 12
126 5
127 10
128 1
129 10
130 4
131 75
132 4
133 4
134 1
135 1
136 17
137 2
138 1
139 0
140 4
141 1
142 11
143 17
144 0
145 1
146 2
147 1
148 0
149 0
150 1
151 3
152 23
153 2
154 2
155 3
156 7
157 3
158 0
159 2
160 1
161 0
162 0
163 1
164 10
165 2
166 0
167 2
168 5
169 1
170 0
171 1
172 0
173 4
174 2
175 32
176 2
177 4
178 5
179 4
180 2
181 4
182 2
183 5
184 7
185 5
186 0
187 1
188 2
189 2
190 1
191 0
192 11
193 6
194 1
195 24
196 5
197 2
198 1
199 2